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Im Zeichen des Windes

Zwei Hundebrüder, ein Sturmbringer und jede Menge Ärger
von

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Das Fest im Fressenden Haus

Die Hundebrüder scheinen sich anzunähern. Doch Inuyasha wird noch feststellen, dass Verhalten, das bei einem verachteten Mischlling ignoriert wird, bei einem Halbbruder unzulässig ist...
 

14. Das Fest im Fressenden Haus
 

Shohei folgte nachdenklich den beiden Hundebrüdern, die dem Knochenkopfdrachen hinterher gingen. Endlich fragte er doch: „Ihr…ihr habt euch überhaupt nicht gewundert, dass er lebt, wenn man ihm den Kopf abgeschlagen hat. Passiert euch so was öfter?“

„Dauernd“, gab Inuyasha zurück: „Naraku ist auch so ein Typ…“

„Naraku.“

„Kennst du nicht, Shohei-jiji. Und wirst du auch nicht kennen lernen. Wenn wir zurück sind, lege ich ihn um.“

„Das werde ich tun“, kam es postwendend von seinem Halbbruder.

Und der Großonkel ertappte sich bei dem Gedanken, dass er den Kerl gern mal sehen würde, der diese beiden so einig auf sich wütend gemacht hatte.

Pachucla, der Knochenkopfdrache, der gerade gegen die Halbbrüder je ein Duell verloren hatte, fand es dagegen seltsam einfach, Mitleid mit dem Unbekannten zu empfinden, ein Gefühl, dass jemandem seiner Art selten unterkam.
 

Die Mystiker lebten in einem Tal, dessen Wände an drei Seiten steil emporstiegen. Rechts und links eines gepflasterten Platzes mit einem Wasserbecken erhoben sich drei zweistöckige Häuser. Sie besaßen keine Fenster, nur die Türöffnungen zeigten auf die jeweiligen Dachterrassen. An der dritten Seite, im Hintergrund des Tales leuchtete grün der Bannkreis, der sie hergebracht hatte. Dort hinter ihm in der Felswand musste sich die Flöte des Windrufers befinden.

„Wir werden erwartet.“ Inuyashas Kommentar bezog sich auf die fünf Mystiker, die sie mit Huacan an der Spitze auf dem Platz erwarteten.

„Einmal nur sag mir etwas, das ich nicht selbst sehe“, kam es von Sesshoumaru zurück. Der Umgang mit Menschen musste wirklich redselig machen.

Pachucla verneigte sich höflich ein wenig: „Hier bringe ich eure Gäste, edler Huacan.“

„Danke, Pachucla. - Willkommen in unserem Tal. Wie ihr gerade hörtet, ist mein Name Huacan. Ich bin der Oberste der Mystiker.“ Und darum auch der einzige des Ordens, der den Umhang aus bunten Federn über der dunkelroten Robe tragen durfte. „Darf ich euch hier entlang bitten. - Maton, mein Ordensbruder, wird sich derweil um euren Onkel kümmern.“

„Gibt es etwa noch eine Prüfung?“ erkundigte sich Inuyasha prompt.

Huacan zögerte nicht mit der Antwort, da er mit einer solche Frage gerechnet hatte: „Es wird noch zwei Prüfungen geben, eine davon ist der Bannkreis dort selbst. Aber nun kommt, der Abend ist schon hereingebrochen. Und da ihr schon so weit gekommen seid, haben wir etwas für euch vorbereitet.“

„Geh, Shohei-oji-san“, befahl Sesshoumaru. Es widerstrebte ihm zwar, sich zu trennen, aber vermutlich sollte der Großonkel nicht zuviel von den Prüfungen und den Mystikern im Allgemeinen mitbekommen. Immerhin hatte der mit der Suche nach der Flöte nichts oder so gut wie nichts zu tun. Außerdem – was blieb ihnen schon anderes übrig, als sich den Bedingungen der Mystiker zu stellen. Es war mehr als zweifelhaft, ob der Donnergott sie ohne die Flöte des Windrufers wieder zurückholte.

„Danke“, sagte der Oberste der Mystiker höflich, als Shohei sich unverzüglich umdrehte: „Hier entlang. - Morgen bei Sonnenaufgang könnt ihr versuchen, den Bannkreis zu durchqueren, um die Flöte des Windrufers zu gewinnen. Was wollt ihr eigentlich mit ihr, wenn ich fragen darf?“

„Sie Raiden geben“, antwortete Inuyasha, der sich neugierig umsah, aber außer den fünf bisherigen Mystikern niemand entdecken konnte. Gab es hier etwa nur die? Ein bisschen mickrig, dieses Kloster, oder was das war.

„Das ist der Erschaffer der Flöte, nicht wahr?“

„Ja.“

„Stimmt, es heißt, er habe einen magischen Pakt geschlossen und könne darum nicht mehr selbst nach Mu kommen.“ Jetzt wunderte ihn gar nichts mehr. Diese beiden waren sicher die besten Krieger ihres Landes, wenn ein Gott sie trotz ihrer Jugend auserwählt hatte. Für einen Moment blieb er vor einem Haus stehen, das ein anderes zuvor verborgen hatte.
 

Inuyasha konnte nicht anders, als das Gebäude als ein wenig unheimlich, ja, lebendig zu empfinden. Aber das war sicher eine Täuschung, hervorgerufen durch die Tatsache, dass die beiden großen, erleuchteten Fenster oder eher Türen im ersten Stock wie Augen wirkten – und die Steinverzierungen direkt vor ihm wie Zähne. Kein Haus konnte doch leben…
 

Huacan stieg die Außentreppe empor und lotste seine Gäste in einen leeren Vorraum – direkt zwischen den Augen, dachte der Hanyou unwillkürlich - von dem aus drei Türen mit Vorhängen weiterführten. Gemurmel war zu vernehmen, die Hundebrüder witterten Kerzen, Menschen. Der Oberste Mystiker blieb stehen: „Wir haben einen kleinen Empfang für euch vorbereitet, ein Fest. Wer am nächsten Tag dem Tod ins Auge sehen soll, bekommt noch eine Feier zu seinen Ehren.“

„Na“, kommentierte Inuyasha prompt: „Dann käme ich normalerweise aus dem Feiern gar nicht mehr raus.“ Allerdings krampfte sich sein Magen bei der Vorstellung zusammen, schon wieder etwas essen zu sollen. Die neunundneunzig Törtchen der Bäckerinnen in Tatsumakis Welt waren wirklich genug gewesen.

Huacan warf ihm einen raschen Blick zu, meinte aber nur höflich: „Das wirst du schon wissen. Bleibt bitte einen kleinen Moment hier, ich möchte sehen, ob alles nun vorbereitet ist.“ Er verschwand durch den Vorhang der rechten Tür.
 

Sesshoumaru drehte sich etwas und musterte die Ziegelwand. Eine Feier bedeutete weitere Zeitvergeudung, aber er war sicher, dass die Mystiker sie nicht unverzüglich zu dem Bannkreis lassen würden. Es war möglich, dass dieser nur zu bestimmten Zeiten durchbrochen werden konnte. Nun gut. Bis morgen früh waren es nur noch wenige Stunden und er hatte schon für Raiden und Tatsumaki hinlänglich Zeit verschwendet. Da kam es auf diese auch nicht mehr an. Allerdings musste er zugeben, dass das Duell gegen Inuyasha eindeutig zur falschen Zeit am falschen Ort stattgefunden hatte. Bei der Fortsetzung sollten sie aufpassen, wo sie sich befanden. Und natürlich wartete da auch noch Naraku auf ihn.

Ein irritierendes Geräusch bewog ihn, sich umwenden.

Das Bild, das er sah, ließ ihn für einen Sekundenbruchteil wirklich froh sein, dass keiner der Mystiker oder auch Shohei in dem Raum war. Er hätte sie umbringen müssen, um seinen eigenen Stolz zu wahren. Besaß dieser Bastard denn keinen Funken Anstand? Ehrgefühl? Selbstbewusstsein? Wie konnte man sich selbst und die Familie so blamieren!
 

Inuyasha hatte sich auf den Boden gehockt und kratzte sich gerade nachdenklich mit dem Fuß hinter dem Ohr. Das dauerte alles so lange. Hoffentlich gab es nichts zu essen oder zu trinken auf der Feier, hoffentlich würden sie bald zu dem Bannkreis geführt würden und diese dämliche Flöte holen können…

In diesem Moment bemerkte er nur noch einen Schatten über sich, ehe er an der Kehle gepackt und hochgerissen wurde und sich in der Luft schwebend wieder fand. Fassungslos starrte er in die Augen seines Angreifers. Was sollte das denn auf einmal? Sie hatten sich doch bis eben einigermaßen verstanden? Oder war Sesshoumaru verhext worden?

„Hör mir zu, du Missgeburt, die ich zu meinem Unglück zur Hälfte Bruder nennen muss. Wenn du dich noch einmal wie einer der entfernten, tierischen Verwandten und nicht wie ein Youkai benimmst, bringe ich dich sofort um. Und nicht erst, wenn wir zurück sind. Gleich, welche Konsequenzen das dann hat.“

Sesshoumaru gab den Jüngeren frei, der ihn verstört ansah. Was war denn in den gefahren? Er hatte sich doch nur gekratzt…?

Nun gut, fiel ihm jetzt ein, er hatte noch nie gesehen, dass der das getan hatte, geschweige denn auf diese Weise. Aber er hatte das bislang für normales Hundeverhalten gehalten….Hund war nicht Hundeyoukai, mochte ja sein, aber warum regte der sich gleich so auf? So wütend hatte er seinen Halbbruder wirklich nur äußerst selten gesehen.
 

Sesshoumaru drehte sich um, da aus der Tür vor ihnen der Oberste Mystiker trat. Zum Glück hatte der die Szene nicht mitbekommen. Wie tief konnte sich dieser Bastard nur sinken lassen!

„Folgt mir nun, bitte“, sagte Huacan und hielt den Vorhang auf.

Dahinter befand sich ein großer Saal, auf dessen Boden rund zwanzig Ordensmitglieder im Quadrat auf Kissen saßen, Speisen und Getränke vor sich. Am gegenüberliegenden Ende waren drei Plätze frei. Rechter Hand gingen zwei Türöffnungen auf die Dachterrasse.

Während der Hundeyoukai mit unbewegtem Gesicht dem Ordensoberen folgte, bemühte er sich, seinen Zorn zu zügeln. Hatte diese dämliche Izayoi denn ihrem Sprössling nie beigebracht, wie sich ein Youkai zu benehmen hatte? Sie musste doch gewusst haben, wie sich Vater verhalten hatte. Das war nur ihre Schuld, dass sich dieses Halbblut so unmöglich benahm. Noch ein Punkt, den er ihr außer Vaters Tod ankreiden konnte. Und was hatte Myouga seinem Schützling eigentlich beigebracht? Dass dieser sich hergelaufene Dorfköter als Vorbild nehmen sollte?
 

Inuyasha betrachtete den Rücken seines Halbbruders vor sich. Was hatte der denn nur gehabt? War das in seinen Augen etwa eine Schande, sich wie ein Hund zu benehmen? Wieso das denn? Außerdem sollte doch wohl gerade Sesshoumaru wissen, dass ihm niemand je gesagt hatte, wie sich ein Hundeyoukai zu benehmen hatte. Mutter hatte ihn nach menschlichen Maßstäben erzogen und nach ihrem frühen Tod war er allein auf sich gestellt gewesen. Immer, wenn ihn Anwandlungen überkommen hatten, die er als eindeutig nicht-menschlich empfand, war er nach dem Vorbild vorgegangen, das andere Hunde in den Dörfer gezeigt hatten, sei es Kratzen, sich schütteln, wenn man aus dem Wasser kam oder mit der Nase am Boden nach Fährten zu suchen. Dies alles hatte er nie bei seinem Halbbruder gesehen, das stimmte, aber warum war der denn gleich so sauer? Denn dass Sesshoumaru ihn am liebsten unverzüglich in Stücke geschnitten hätte, war ihm auch klar.

Na schön, dachte er dann mit einer gewissen Wut im Bauch: er denkt also, ich benehme mich unmöglich, unwürdig? Dann werde ich ihm zeigen, dass ich das alles genauso gut kann wie er.
 

Huacan merkte nichts von den Gefühlen seiner Gäste, als er sich umdrehte: „Hier, bitte, nehmt nebeneinander Platz.“ Er setzte sich ebenfalls auf die bereitgelegten Kissen. „Was immer ihr essen oder trinken wollt, …ihr braucht nur Wünsche zu äußern. Und jetzt lasst die Tänzerinnen kommen!“

Speisen und Getränke waren verlockend zubereitet worden, aber keiner der Halbbrüder verspürte auch nur den mindesten Wunsch nach ihnen. Auch die unbekleideten Tänzerinnen, die nun ihre Vorführung begannen, ließen sie kalt.

Alles, was Sesshoumaru wollte, war, diese Nacht möge möglichst rasch vorbeigehen, er die Flöte des Windrufers bekommen, und zurückkehren.

In diesem Moment fiel ihm etwas auf, und wieder spürte er eine Woge Zorn über seinen Halbbruder. Wollte der ihn etwa auf den Arm nehmen? Wenn er sich nicht schwer täuschte, kopierte der jede Bewegung von ihm wie ein Spiegelbild. Wenn Inuyasha so weitermachte, würde er eben morgen allein diese Flöte holen und den Bastard als Leiche zurücklassen. Langsam hob er seine Hand, spannte sie an. In der Tat. Was dachte sich dieses Halbblut eigentlich?

Aus irgendeinem Grund fiel ihm plötzlich der Rauchende Spiegel in Tatsumakis Welt ein, die Erinnerungen, die er da von Inuyasha gesehen hatte, hörte dessen kindliche, bewundernde Stimme: „Mein Halbbruder? Wenn ich groß bin, möchte ich so werden, wie er….“

Und er ließ die Hand wieder sinken.

Inuyasha vollführte prompt dieselbe Geste.

Der Oberste Mystiker hatte die Bewegungen gesehen und nahm an, dass sie sich auf diese Art miteinander verständigten. So meinte er: „Wie gesagt, mögt ihr etwas zu essen, zu trinken, eine unserer Tänzerinnen? Jeder Wunsch soll euch gewährt werden.“

„Nein, nur nichts essen“, erklärte Inuyasha mit leichter Panik. Nie wieder! „Aber, sag mal, Huacan, diese Tänzerinnen...“

„Ja? Welche magst du?“

„Blödsinn. Ich meine, die tragen alle ein Metallband um den Hals, so ähnlich wie diese Ketten, mit denen Onkelchen da angebunden worden war, bei diesem Tor zur Unterwelt.“

„Ja, das ist das gleiche Metall. Man nennt sie Ketten des dunklen Feuers und nur der Herrscher selbst kann sie abnehmen. So ist ihre Magie. Nach Gerüchten soll der Zauber der anderen Welt entstammen. – Jeder Sklave trägt sie.“

„Dann sind das Sklavinnen?“

„Ja.“ Huacan versuchte gar nicht, so zu tun, als habe er den Unterton nicht gehört: „Gibt es bei euch keine Sklaven?“

„Ich würde mir so etwas wie so ein Halsband nicht bieten lassen!“

„Du würdest es müssen. Mein lieber, junger Freund, wenn eine Stadt einen Aufstand wagt, werden alle überlebenden Bewohner durch den Herrscher zu Sklaven gemacht. So ist es immer schon gewesen. Und glaub mir, nach einigen Bestrafungen, ist der Wunsch zur Aufsässigkeit bei jedem erloschen. Dann zählt nur noch das Überleben.“

„Du musst es ja wissen“, sagte der Hanyou bissig. Plötzlich schämte er sich ein wenig. Er hatte Onkel Shohei verachtet, weil der so lange hier gefangen gewesen war, auch jetzt nicht gerade kampfeswütig gewesen war. Aber was hatte der durchmachen müssen?

„Ich werde es wissen“, antwortete Huacan fast ein wenig traurig: „Denn wenn der Herrscher bemerkt, dass ihr die Flöte des Windrufers weggebracht habt, wird er hierher kommen, Tod und Sklaverei mit sich bringen.“

„Keh! Das weißt du, und willst nichts dagegen tun?“

„Wir sind Sterndeuter, mein lieber Junge. Und wir lesen in den Sternen, was geschehen wird. Das kann niemand mehr ändern. Als wir eure Ankunft bemerkten, war uns bewusst, dass die Zeitenwende eingesetzt hat. – Aber nun, amüsiert euch ein wenig. Was wollt ihr?“

Inuyasha schüttelte den Kopf, sah aber rasch zu seinem Halbbruder. Und da der steif wie eine Statue saß, den Blick auf die Tänzerinnen gerichtet, tat der Hanyou dies auch.
 

Shohei, dachte Sesshoumaru. Trotz allem war er ein Familienmitglied, das sollte er wirklich nicht vergessen. Und was hatte der Mystiker da gerade gesagt: der Herrscher würde sich an dem Orden dafür rächen, dass die Flöte des Windrufers weg war? Dann hatte Raiden also Recht gehabt, und dieser Uxmal wollte sie für sich, um dann mit Tatsumakis Hilfe auch ihre Welt zu unterwerfen. Nun, dann hatte diese Reise mit dem jämmerlichen Halbblut wenigstens einen Sinn gehabt. Ansonsten war das reine Zeit- und Kraftverschwendung.

Er konnte nur hoffen, dass die Feier bald zu Ende wäre.
 

Diese Hoffnung trog allerdings. Die anwesenden Mystiker tafelten vergnügt, begannen, die Tänzerinnen zu sich zu rufen. Die Zurückhaltung der Gäste fiel anscheinend niemandem auf. Als auch Huacan Anstalten traf, an der Orgie teilzunehmen, reichte es dem Hundeyoukai. Ohne ein Wort erhob er sich und ging hinaus auf die Dachterrasse. Das war nicht zum Aushalten. Oder sollte das etwa eine Prüfung der Geduld darstellen? Seine war langsam ausgereizt.

Nachdenklich betrachtete er den Bannkreis, dessen grüner Schein durch das Dunkel leuchtete. Ein leises Geräusch hinter ihm ließ ihn wissen, dass Inuyasha ihm gefolgt war. Wieder hatte das Halbblut sein Verhalten kopiert. Was sollte das nur? Wollte dieser jämmerliche Bastard etwa wirklich von ihm lernen, wie man sich zu verhalten hatte? Sollte die Warnung zuvor solche Wirkung gezeitigt haben? Das wäre erstaunlich. Bislang hätte er Inuyasha eher unter unbelehrbar eingestuft. Oder sollte das etwa daran liegen, dass dem nie jemand etwas Vernünftiges beigebracht hatte? Er entsann sich seiner Erkenntnis der letzten Tage, als er immer wieder erstaunt festgestellt hatte, dass da Gedanken und Ideen bei dem Halbblut auftauchten, mit denen er nicht gerechnet hatte. Lernte der etwa wirklich von ihm? Das wäre ja direkt etwas Neues.

Inuyasha bemerkte, dass sein Halbbruder anscheinend in Gedanken versunken den Bannkreis musterte: „Warum bis morgen warten“, meinte er, in der Annahme, darum sei Sesshoumaru auf die Terrasse gegangen. „Dieses Fest geht mir sowieso auf die Nerven.“

„Nicht nur dir.“ Der Hundeyoukai machte einen eleganten Sprung hinunter auf den gepflasterten Platz mit dem Brunnen, sein Halbruder folgte unverzüglich.
 

Und beide erstarrten, als sich in diesem Moment ihr Umfeld auflöste. Sie wussten alle zwei, dass dies nur bedeuten konnte, dass ein Bannkreis verschwand. Statt auf Platten befanden sie sich nun auf einem Platz aus festgestampften Lehm. Die Häuser waren zwar geblieben, aber auf den Terrassen standen jetzt überall Mystiker, beobachteten sie. Instinktiv legten die Hundebrüder die Klauen an die Schwertgriffe.

„Meine lieben jungen Freunde“, sagte Huacan daher eilig, der vor ihnen aus der Dunkelheit auftauchte: „Ihr habt gerade die letzte Prüfung bestanden. Nun, wenn man von dem Bannkreis selbst absieht.“

„Du warst doch gerade noch…“ Inuyasha deutete zurück. Aber das Haus, das eben noch festlich erleuchtet gewesen war, wirkte nun kleiner und dunkel. Nichts verriet mehr eine Feier. Und es schien jetzt auch bei weitem nicht mehr lebendig.

„Ein Zauber…Ich brachte euch hin, aber dann ging ich und mein magischer Zwilling übernahm. – Wenn ihr an der Feier teilgenommen hättet, den Verlockungen des Festes erlegen wärt, hättet ihr das Fressende Haus im Morgengrauen nicht mehr verlassen.“

„Ein fressendes Haus?“ Der Hanyou nahm zwar die Hand von Tessaiga, blickte sich aber unbehaglich um. Dann hatte er doch eine Ursache für seine Gefühle gehabt?

„Es trägt seinen Namen mit Grund. Unsere Altvorderen erschufen es als Prüfung für neue Mystiker. Wer versagte, blieb für ewig verschwunden. Aber ihr habt gezeigt, dass ihr fähige Krieger seid, die sich durch nichts von ihrer Aufgabe ablenken lassen. Kommt nun zu dem Bannkreis.“

Während die Halbbrüder ihm folgten, fragte Inuyasha: „Was du uns da erzählt hast, auf dem Fest...war das die Wahrheit?“

„Ich weiß nicht, was ich dort sagte, aber ich habe sicher nicht gelogen. Mein magischer Zwilling hat alles Wissen, das ich habe, wie eben eine vollständige Kopie meinerseits. Und meiner Mitbrüder.“ Mit einem gewissen Seufzen ergänzte er: „Nun, gewöhnlich leben wir ohne derartige Feiern…“

„Das mit diesen Ketten des dunklen Feuers und Sklaven?“

„Ich habe sicher nicht gelogen.“ Huacan zuckte ein wenig die Schultern, als er den raschen Blickwechsel seiner Gäste bemerkte. Beide dachten an Shohei: „So. Vor uns liegt nun der Bannkreis, den unsere Vorgänger vor langen Zeiten legten. Es heißt, wer hier hindurchgeht, stirbt entweder oder er erlangt die Flöte des Windrufers. Wer allerdings alle Proben bis hierher überstanden hat, wird auch in der Lage sein, durch den Bannkreis zu gelangen. Selbst mir ist unbekannt, was sich hinter der Barriere befindet. Vielleicht ist es nur eine Höhle, in der die Flöte liegt, vielleicht gibt es auch noch eine Falle. Ich weiß es wirklich nicht. – Ich, wir, werden hier auf euch warten.“

„Was passiert mit Shohei-jiji?“ erkundigte sich Inuyasha.

„Er bleibt bei uns. Oh, falls ihr nicht zurückkehrt?“ Daran hatte der Hanyou zwar in keiner Weise gedacht, aber das wusste der Oberste Mystiker nicht: „In diesem Fall kann er entweder bei uns bleiben, oder den Weg zurück in euer Land suchen. Was wohl vernünftiger wäre, denn wie gesagt, der Herrscher wird mit seinem Heer hier erscheinen.“

„Keh!“ machte Inuyasha leise, ehe er die zwei Schritte machte, die ihn von der grün leuchtenden Barriere trennten: „Also, dann versuchen wir mal Tessaiga...“ Er wollte schon ziehen.

„Lass es!“

Dieser Befehl ließ ihn den Kopf drehen: „Ach ja, Herr Oberschlau? Und warum?“

„Dies ist kein Bann, den man so einfach beseitigen kann.“ Sesshoumaru war sich zwar nicht ganz sicher, aber er nahm an, dass sich der Herrscher die Flöte in solch einem Fall schon geholt hätte. „Die Aufgabe lautet, hindurchzugehen.“

„Meinst du?“ Der Hanyou klang zweifelnd. Aber er hatte inzwischen gelernt, dass die magischen Fähigkeiten seines Halbbruders deutlich ausgeprägter waren.

„Er hat Recht“, meinte Huacan: „In den alten Schriften heißt es ausdrücklich hindurchgehen. Es ist nicht die Aufgabe, den Bann zu zerstören.“

„Na schön.“ Inuyasha zuckte ein wenig die Schultern: „Dann bis gleich…“ Er machte den Schritt in das grüne Leuchten, Sesshoumaru direkt neben sich.

Dann waren die Hundebrüder aus den Blicken der Mystiker und ihres besorgten Großonkels verschwunden.
 

*************************************
 

Im nächsten Kapitel kommen sich die Halbbrüder viel näher, als ihnen lieb ist und sie lernen den Fluch der "Ewigen Ruhe" kennen.
 

Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine Info-ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep



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Kommentare zu diesem Kapitel (25)
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Von:  Teilchenzoo
2011-09-21T15:49:11+00:00 21.09.2011 17:49
Ahja. Hatte mich schon gewundert, seit wann Mystiker sich den Ausschweifungen hingeben.
So, Sesshoumaru hat also die Geduld mit Inu verloren? Nun, mal ehrlich, wie sollte Izayoi ihn in den wenigen Jahren erziehen, noch dazu zu einem Youkai?? Manchmal ist der Herr einfach nur strunzblöd, sowas zu glauben.

Uxmal wird sicher noch beseitigt werden, ehe die Brüder die Insel verlassen. Gut so.

Lg
Von:  Minerva_Noctua
2010-06-29T17:28:54+00:00 29.06.2010 19:28
Hallo!

Geschafft!
Das fressende Haus war zwar nicht so spektakulär wie gedacht, aber in Ordnung.
Mir gefiel die Szene, in der sich Inu Yasha gekratzt hat*g*
Sesshoumaru hatte also nicht unrecht mit dem Gedanken, dass der Kleine sein Verhalten von hergelaufenen Dorfkötern ableitet. Wenn der wüsste!
Im Endeffekt darf sich der große Bruder aber selbst an der Nase packen. Wozu gibt es ältere Geschwister?

Bye

Minerva
Von:  chaska
2008-09-14T18:44:11+00:00 14.09.2008 20:44
Da hat Inu Yasha mit seinem "Hundetypischen" Verhalten doch einen ganz empfindlichen Punkt bei Sesshomaru getroffen. Doch woher sollte er das denn wissen? Als Hanoyu , nicht den Menschen und auch nicht den Youkais angehörig, hat er seine eigenen Regeln und Verhaltensweisen aufgebaut. Sein Bestreben war immer, es seinem großer Bruder gleich zu tun. So stark zu werden wie dieser. Aber asl "Spiegelblid" wird ihm das auch nicht gelingen. Zumal er damit seinen Halbbruder noch mehr reizt.
Beide können von Glück sagen, das ihnen diese ausschweifenden Feiern nicht liegen, denn sonst hätte das fressende Haus seinem Namen wohl Ehre gemacht.
Diese Prüfung ist also auch geschafft. Doch Deine Ankündigung am Ende des Kapitels verheißt nichts Gutes.
Liebe Grüße
chaska
Von:  Haineko
2008-08-19T15:52:14+00:00 19.08.2008 17:52
Das sah bestimmt lustig aus, als Yasha Sess kopiert hat. Wären diese magischen Zwillinge nicht so aufs Feiern aus, dann hätten sie sich vielleicht kaputtgelacht.
Interessant wäre es geworden wenn Shohei wirklich dabei gewesen wäre, wen Inu wohl dann nachgeahmt hätte? Und was hätte der jeweils andere Yokai gedacht? Tja das werden wir wohl nie erfahren. *Schade^^*
Und auch wenn sich die beiden nie über die Bilder, die sie im Spiegel gesehen haben, nie ausgesprochen haben, scheinen sie für Sess wohl doch recht hielfreich zu sein, immerhin versteht er so seinen Halbbruder besser.
Allerdings finde ich er ist ungerecht gegenüber Izayoi, wie hätte sie ihn denn nach dämonischen Maßstäben erziehen sollen?
Denn der Taisho wird sich in ihrer Gegenwart wohl nicht wie am Hofe benommen haben und ein Buch mit Benimmregeln hat er ihr auch nicht hinterlassen. Wahrscheinlich haben eben beide angenommen, dass er Yasha miterziehen kann....
Es ist dann ja wohl eher Myogas Schuld, immerhin kennt dieser die Sitten und Gebräuche der Inuyokai und es war ja wohl auch seine Aufgabe seinem jungen Herren etwas beizubringen.
Jedoch wenn Sess mit ihm darüber sprechen möchte, muss er ihn erst mal finden und dann fangen, denn freiwilig wird dieser bestimmt nicht zu ihm kommen...
Okay, zurück zum Thema.
Die beiden mit ner Party aufzuhalten war wohl eine der nutzlosesten Ideen, die es geben könnte.
Immerhin mag Sess es ja sowieso nicht, wenn zu viele Menschen um ihn herum sind und menschliche Nahrung oder gar Frauen wiedern ihn ja bekanntlich auch eher an, als dass er deswegen sein Ziel aus den Augen verlieren würde...
Und Yasha wäre etwas Schlaf wohl lieber, immerhin hatte er bei der letzten Gelegenheit ja eine recht kurze Nacht, aber dazu war die Musik dann wohl doch etwas zu laut...

Diejenigen die sich also nicht von dem Fest losreisen möchten bleiben also auf immer und ewig verschwunden? Nettes Schicksal.
Aber auch Großonkels Schicksal war wohl kein Zuckerschlecken und vielleicht lag es gar nicht soo sehr an mangelndem Kampfgeist, nun wer weiß?
LG Haineko
Von:  Tigerin
2008-08-18T21:25:19+00:00 18.08.2008 23:25
Hm… ja, selbst Inu hat Sess Drohung als Ernst wahrgenommen. Obwohl er ja wohl eher aus Trotz versucht hat sich ‚Youkai-Richtig’ zu benehmen.
Sess Vorwurf an Izayoi, sie hätte Inu zu einem Youkai erziehen sollen, ist unsinnig. Selbst wenn der Taishou bei ihr war, hat er sich bestimmt anders benommen als bei seinen ‚richtigen’ Artgenossen. Und wirklich mal, woher soll Inu wissen wie sich Youkai benehmen? Er wurde nicht ausgebildet. Myouga war ständig weg, da musste er sich nun mal irgendwo ein Vorbild suchen. Hoffentlich kommen die Beiden noch einmal auf dieses Thema zu sprechen…
Allerdings waren Sess Gedanken schon lustig, als er Anfangs annahm, dass Inu ihn ärgern will, als er ihn so toll kopiert hat^^
Gut, dass das Haus auch Geschichte ist. Inu will nie mehr was essen? Mal schauen, wie es mit Ramen aussieht. Immerhin konnte er durch diese Einstellung nicht mit Essen von der Aufgabe abgehalten werden.
So, jetzt folgt der Bannkreis.

Bye Tigerin
Von: abgemeldet
2008-08-17T20:31:42+00:00 17.08.2008 22:31
Tja, wer sich eine Suppe einbrockt, muss sie halt auch auslöffeln^^ Geht jetzt speziell an Sesshoumaru. Eine ausführlichere Erklärung für seinen Ausraster wäre vielleicht angebracht gewesen. Und wenn er dahinterkommen sollte, was Myouga Inu Yasha alles ´nicht` beigebracht hat, sollte der mal besser das Weite suchen...
Jetzt kommt also noch ein Bannkreis? Da man da offensichtlich wirklich hindurch ´gehen` soll, könnte ich mir vorstellen, dass der so eine Art Allestester für die Kriegertugenden ist. Also alle sieben (?) Tugenden noch mal getestet werden. Die Flöte des Windrufers ist schließlich nicht für jedermans Hände bestimmt.
Ich bin schon sehr neugierig, was der Bannkreis so alles bereit hält...
Grüssle, Lauser
Von:  Cistus
2008-08-16T16:16:51+00:00 16.08.2008 18:16
Inuyasha lässt auch kein Fettnäpfchen aus! Ich würde zugerne wissen worüber sich Sesshoumaru mehr ärgern würde wenn Inuyasha sich wie sonst benimmt oder wenn er das absolute Spiegelbild von ihm wäre! Auch wenn es noch so vornehm aussähe würde es lächerlich wirken wenn andere sie sehen würden und das widerum würde Sesshoumaur beleidigen!

Jedenfalls haben sie die "offiziellen" Prüfungen hinter sich, aber ich denke nun kommt die Zugabe! Mal sehen was die letzte Sicherung der Flöte ist!

mfg
Cistus

Von:  don-kun
2008-08-15T13:30:04+00:00 15.08.2008 15:30
Haha, die meisten Prüfungen bestehen sie aus Ignoranz und Ungeduld. XD

Dann bin ich mal gespannt, was sich hinter dem Bannkreis verbirgt.
Von:  Krylia
2008-08-13T20:14:52+00:00 13.08.2008 22:14
Ich musste lachen, als ich mir Sesshoumaru sich in Hundemaier kratzend vorgestellt hab. XD
Also wirklich, eine Orgie, tststs. Gut, dass die Hundebrüder so manierlich sind. Oder zumindest so wirken.
Dass Inu seinem Herrn Halbbruder alles nachgemacht hat.... *kicher*

Ich bin schon gespannt, wie nahe sich die beiden im nächsten Kap kommen. Klingt ja interessant.
Von: abgemeldet
2008-08-13T09:05:32+00:00 13.08.2008 11:05
*kicher* Mann, armer Inu Yasha... Sesshomaru hat ja doch ein wenig überreagiert.... aber was soll man machen. *lach* Ich hab nur noch gelacht an dieser Stelle.
Das Fressende Haus erinnert mich ein wenig an die Dritte Prüfung Hakunas... aus "Es kann nur einen geben", wenn ich nicht irre. Aber sehr interessant. Was wohl wäre, wenn InU Yasha doch Hunger gehabt hätte? *schauder* Aber gut, dass die Törtchen ihn abgeschreckt haben.
Ein sehr interessantes kapite, und uach das nächste klingt verlockend. Ich freue mich schon.
Und tut mir Leid, dass ich bei der Hundeyoukai-geschichte noch kein Kmmentar geschrieben habe, aber unsere junge Hündin hat es doch tatsächlich geschaafft, am Freitag dsa LAN-kabel durchzubeißen. Undbei uns kriegt mans owas am WE nicht.... na, wenigstens kann Sesshomaru sicher sein, dass Inu yasha sowas nicht tut... und dsas er stubenrein ist. *seufz* Ich werde es in jedem Fall spätestens morgen nachholen! :)
sas


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