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A Sentimental SOLDIERs Trap

Angeal, Genesis, Sephiroth
von

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Mein liebster Idiot

Mein liebster Idiot
 

„Gen, das ist kalt!“

Die Beschwerde ging in dem verspielten Schnurren des Angesprochenen unter. Dem Rotschopf war es völlig egal, ob die Marmelade frisch aus dem Kühlschrank nun kalt war oder nicht. Aber er erbarmte sich, seinen Liebsten ein wenig zu trösten. „Glaub mir“, sprach er mit einem verruchten Grinsen und ließ seine Zungenspitze kurz demonstrativ an dem Oberkörper herabgleiten, um ein wenig von der verteilten Marmelade zu erhaschen. „Wenn dir kalt wird, weiß ich schon noch, wie ich das wieder ändern kann.“

Ein genüssliches Seufzen und ein provokantes und möglichst naiv klingendes „Mh~, und wie hast du dir das vorgestellt?“, drang an Genesis' Ohr.

Forsch griff der Rothaarige dem noch im Bett liegenden zwischen die Beine, spürte durch den Stoff der Shorts hindurch, wie dort etwas nach mehr schrie, Genesis nahezu dazu beschwörte. „Willst du raten?“

„Nein“, stockte Angeal. „Ich hätte gerne eine kurze Demonstration, um mir ein Bild darüber machen zu können!“

Genesis lachte leise und ging darauf ein, indem er seine Hand an den Bund der Shorts legte und sie ein Stück herabzog.

RRRIIING!

Die beiden Männer zuckten zusammen und sahen verärgert zum Telefon herüber, das auf dem Nachttisch stand.

RRRIIING!

Seufzend verdrehte Genesis kurz die Augen. „Ignorieren wir das einfach. Wir haben Urlaub!“

Angeal grinste: „Noch drei Tage nur du und ich auf dieser Welt.“

RRRIIING!

Ein Grummeln. „Moment“, setzte Genesis an, stand hastig auf, ging um das Bett herum und trat auf den Nachttisch zu.

RRRIIIING!

Ohne zu Zögern ging er in die Hocke und zog den Stecker des Telefons aus der Wand. Zufrieden lauschte er auf die nun entstandene Stille. Dann richtete er sich schmunzelnd wieder auf und trat wieder ans Bett. „Wo war ich stehen geblieben?“

„Das weißt du ganz genau“, konterte Angeal, griff nach dem Handgelenk seines Liebsten und zog ihn wieder auf sich drauf.

Genesis beugte sich herab und hielt nahe am Gesicht des anderen inne. „Na, dann werd ich da mal wieder ansetzen, wo ich eben aufgehört habe, was meinst du?“

Die Antwort kam in Form einer Hand, die sich in Genesis' Nacken legte. Angeal zog ihn das Letzte Stück zu sich herunter und fing ihn mit einem innigen, fordernden Kuss. Mit einem genüsslichen Brummen bestätigte er, dass ihm gefiel, dass er gerade eine Hand an seinem Oberkörper spürte, die langsam Richtung Lendengegend herabwanderte.

TIDELDIDELDID!

Ruckartig beendete er den Kuss und seufzte entnervt.

Und auch Genesis legte sein Gesicht schmollend in Angeals Halsbeuge.

TIDELDIDELDID!

„Mein Handy...“, gab Angeal kund, auch, wenn der andere sich das wohl schon längst denken konnte. Und wenn es eines der Handys der beiden war, kamen nur wenige Personen in Frage, die hier anriefen. Zack, Sephiroth, Lazard. Entgegen dem, was Angeal eigentlich gerne täte, schob er Genesis von sich herunter und setzte sich auf. „Tut mir leid, aber ich sollte doch mal...“

TIDELDIDELDID!

„...nachsehen, wer mich denn so dringen erreichen will!“

TIDELDIDELDID!

Hastig warf Genesis seine Arme um Angeals Hals. „Nein“, murrte er. „Nein, bitte, ignorier das. Wer auch immer das ist, wird schon wieder aufhören, uns zu stören.“

TIDELDIDELDID!

Angeal lachte leise. Das anhängliche Verhalten seines Partners war einfach zu süß. Dennoch zog er die Arme wieder von seinem Hals, zwang sich aus dem Bett und ging zum Schreibtischstuhl herüber, über welchen er seine Hose am Vorabend geworfen hatte.

TIDELDIDELDID!

Mit ein paar Handgriffen hatte er ein Handy dann aus der Hosentasche gezogen. Wehe, es war Zack, der so störrisch nervte, dann würde der was erleben können! Brummend klappte Angeal sein Handy auf, aber als er auf den Display sah, verflog seine schlechte Laune und er blickte eher verwundert drein. Ein Knopfdruck, dann hielt er sich das Gerät ans Ohr. „Sir?“, setzte er an und warf einen Blick zu Genesis zurück, der gerade noch an ein wenig Marmelade direkt aus dem Glas naschte.

Der Rotschopf stellte letzteres allerdings rasch wieder beiseite und setzte sich auf. Fragend sah er zu Angeal herüber, lauschte auf die gedämpfte Stimme Lazards, konnte aber auch mit Mühe kein Wort klar verstehen. Nur ab und an meinte er, die Begriffe Urlaub, Sephiroth, Junon und Wutai vernehmen zu können.

Angeal selbst lauschte scheinbar nur. Erst nach einer knappen Minute gab er ein „Mh“ von sich und ein „Verstanden, Sir. Wir sind auf dem Weg!“ Dann legte er auf, klappte sein Handy zu und sah angespannt zu Genesis herüber.

Der Rotschopf knirschte mit den Zähnen. „Was? Streichen sie uns den Urlaub jetzt doch?“

Ein Seufzen. „Nicht ShinRa, aber dafür Wutai!“, antwortete Angeal und trat dann zu seinem Kleiderschrank herüber. Den fragenden Blick von Genesis in seinem Rücken konnte er förmlich spüren. „Die Situation hat sich zugespitzt. Einer von uns muss rüber und die Feinde direkt vor Ort zurück drängen.“

„Und wieso nicht Sephiroth? Der freut sich doch über Arbeit!“

Überrascht wandte sich Angeal wieder seinem Geliebten zu, mit seinen frischen Sachen in der Hand. „Sonst hast du doch immer auf eine Gelegenheit gewartet, dich endlich beweisen zu können!“

Schnaufend schleuderte Genesis dem anderen ein Kissen zielsicher direkt ins Gesicht. „Aber doch nicht JETZT, wenn ich lieber Zeit mit DIR verbringen würde!“

„Mhpf...“, gab Angeal von sich, ignorierte dann das herabfallende Kissen und sah Genesis ernst an. „Du wolltest Soldat werden, jetzt zeig auch Disziplin! Sephiroth ist in Junon, da der Präsident dort noch einiges klären muss. Und da ein Anschlag befürchtet wird, kann unser lieber General nicht dort weg. Einer von uns beiden bleibt in Midgar, um die Stellung zu halten, zur Sicherheit, der andere geht nach Wutai und ich denke, wenn du die Wahl hast-“

„Dann gehe ICH nach Wutai, ganz recht!“, platzte Genesis ihm eher weniger gut gelaunt ins Wort. „Und das soll gleich heute losgehen?“

Angeal lachte trocken. „Der Krieg wartet nicht, mein Freund.“ Dann wandte er sich ab und trat zur Tür herüber. „Ich spring besser mal unter die Dusche“, sprach er im Gehen. „Ich bin noch voll mit klebriger Marmelade...“
 

-*-
 

Schnelle Schritte lenkten den stolzen First Class, der für sein blutrotes Auftreten wie Temperament beinahe schon legendär geworden war, in den Mauern Shinras. Die Rage darüber, dass der Urlaub gestrichen war, war zwar bisweilen nicht verflogen, aber man sah sie Genesis längst nicht mehr an. Sein Gang, seine Mimik zeugten von Entschlossenheit, ja beinahe schon Vorfreude, denn heute würde er die Chance dazu bekommen, auch für den Rest der Welt ein Held zu werden – und nicht nur für Midgar und einige andere, die von seiner Existenz wussten.

Ganz konnte sich Genesis ein Schmunzeln nicht verkneifen und seine Mundwinkel zuckten ein wenig nach oben. Wenn er seine Sache besonders gut machte, dann konnte er vielleicht sogar endlich zeigen, dass er mehr war, als Sephiroth! Ein Kribbeln machte sich bei diesem Gedanken in ihm breit, sodass er so angespannt war, dass er sogar seine Hände zu Fäusten ballte und seine Schritte gar noch schneller werden ließ.

Die Tür zum Büro des Colonels öffnete automatisch, aber bei Genesis' Geschwindigkeit fast schon ein wenig zu langsam. Der Rothaarige trat hindurch, fünf Minuten vor der angegebenen Zeit, und sah zu Lazard herüber. Neben ihm saß bereits Angeal, der wohl auch nichts besseres zu tun gehabt hatte, als überpünktlich bei der Besprechung zu erscheinen. Logisch, etwas anderes dürfte dem First-Class-Stamm von Soldat jetzt wohl nicht im Kopf herumschwirren.

Wortlos und mit einem bloßen Nicken als noch ansatzweise höfliche Geste, setzte sich Genesis neben seinen besten Freund und Lover, sah gespannt zu Lazard herüber, der sich ihnen gegenüber befand.

Der Blonde eröffnete das Gespräch: „Okay, ich wiederhole nochmal, was ich Angeal eben erklärt habe: Wutai hatte ein Ass im Ärmel, im Form von einigen Spezialeinheiten. Ninjas, gestohlene ShinRa-Technologien, Monster, die sie als Halbgötter anzubeten scheinen. Durch den Vorfall mit euch und den zwei Schülern vor wenigen Tagen, dürftet ihr wissen, dass wir unsere Rückendeckung nicht vernachlässigen sollten.“

Ein Zustimmendes und eher weniger erfreutes Brummen von den beiden First Class. Den Blick abwechselnd auf die beiden gerichtet, fuhr Lazard nun fort: „Sephiroth ist Geleitschutz für den Präsidenten, der sich zurzeit in Junon aufhält. Ihr zwei habt im Grunde die Wahl: Einer von euch bleibt hier im ShinRa-Tower, der andere geht direkt nach Wutai an die Front.“

„Sir“, wollte sich Genesis direkt an dieser Stelle mit einbringen, aber die erhobene Hand von Lazard ließ ihn augenblicklich wieder verstummen.

Der Colonel ließ sich nicht unterbrechen: „Zum einen weiß ich von euren etwaigen Gedankengängen diesbezüglich, zum anderen erscheint es mir auch sehr sinnvoll, einen defensiven Kämpfer wie Angeal auch in der Verteidigung zu behalten und einen offensiven Kämpfer wie Genesis an die Front zu schicken. In zwei Stunden fliegt der Trupp mit ausreichend Helikoptern los. Dein Truppleiter wird dich über die Details aufklären und das Kommando dann an dich übergeben, Genesis. Ich hoffe, es sind keine weiteren Fragen mehr offen.“

Der Rotschopf der drei stand auf und nickte. „Keine weiteren Fragen. Wenn Sie gestatten, Sir, werde ich meine Vorbereitungen tre-“

„ICH habe noch eine Frage!“, fiel ihm Angeal energisch ins Wort. Der Schwarzhaarige, der die überraschten Blicke der beiden anderen auf sich zog, stand nun auch auf und sah erst besorgt zu Genesis herüber, dann ernst zu Lazard. „Wie lange wird der Einsatz in Wutai dauern? Und in welchen Abständen werden Informationen eingeholt?“

Lazard schmunzelte, denn er durchschaute sehr wohl, was in Angeals Kopf vorging. Lässig stützte er sich mit seinem Kinn auf seiner eigenen lockeren Faust ab. „Der Einsatz ist dann vorbei, wenn Wutai ausreichend zurückgedrängt ist. Es ist schwer einzuschätzen, weil unsere Gegner stets für Überraschungen gut sind, aber ich denke, die Dauer liegt zwischen drei Tagen und zwei Wochen, bis Genesis zurück kehren wird.“

Dann überkreuzte der Blonde seine Finger und legte sein Kinn mittig auf die so entstandene Fläche. Der Blick galt seinen Papieren vor ihm. „Wir werden täglich Bericht einholen und bei Sonderinformationen gibt es die Pflicht, uns das Betreffende direkt mitzuteilen. Das sind die Regeln. Ich werde dich wissen lassen, was ich über die Front in Erfahrung bringe, Angeal.“

Jeden Tag nur einmal... Am liebsten würde Angeal selbst dauerhaft mit Genesis in Kontakt sein, oder wenigstens stündlich. Das würde allerdings sicher nur hinderlich für den Kämpfer in Rot sein. Aber... Dann nicht mal zu wissen, wann Genesis zurück kommen würde? Drei Tage bis zwei Wochen, das schätzte Lazard. Es war schon eine verdammt ungenaue Zeitspanne und dann kam noch die Tatsache hinzu, dass es nur eine Schätzung war, mit der der Colonel gar noch daneben liegen konnte. Ein Schnaufen kam vom Schwarzhaarigen.

Behutsam legte Genesis eine Hand auf Angeals Schulter. „Mein Freund“, setzte er an und hatte einen leicht spöttischen Unterton. „Du machst dir doch nicht etwa Sorgen um mich? Gibt es dazu etwa Grund?“

Nicht gerade belustigt erwiderte Angeal den Blick, den sein Partner ihm zuwarf. Natürlich, Genesis hielt sich für unbesiegbar. Aber nur, weil er First Class war, hieß das nicht, dass ihm kein Gegner etwas anhaben konnte! Dass der höchste Rang in ShinRa keine Perfektion versprach, hatte man ja vor vier Tagen bereits gesehen, als Gensou und Uso ihre hinterhältigen und grausamen Methoden aufgezeigt hatten.

Wortlos wandte sich Angeal nun ab, zog sich die Hand des anderen von seiner Schulter und verließ mit großen, schweren Schritten den Raum. Hoffentlich begriff Genesis den Ernst der Lage, bevor es zu spät war.
 

Der Wind stürmte auf dem Landeplatz der Helikopter, die zu ShinRa gehörten. Viel nahm Genesis in der Tat nicht mit. Für Rationen, Verpflegung e cetera waren die Infanteristen zuständig – nicht er. Das einzige, nach dem er selbst schauen musste, waren seine Kampfausrüstung und sein Handy.

Keine zehn Minuten mehr, dann würde das Fluggerät mit dem Trupp, zu welchem Genesis gehörte, starten. Und von Angeal war einfach keine Spur. Seit der Besprechung vorhin im Büro des Colonels hatte er den Schwarzhaarigen nicht mehr gesehen. Wollte er sich nicht verabschieden? Eigentlich hätte Genesis doch stark mit seinem Erscheinen gerechnet. Und eigentlich auch schon, als Genesis sich noch vorbereitet hatte, in seinen Räumlichkeiten. Aber nein, Angeal war nicht aufgetaucht, um sich in Ruhe von seinem Liebsten zu verabschieden und auch jetzt blieb er verschollen.

„Che“, raunte Genesis leise vor sich hin, hielt inne, denn bislang war er auf dem Landeplatz auf und ab gelaufen. Ein enttäuschter Blick schwirrte zu der Personal-Tür, die ins Gebäude führte. Die Tür, durch welche Angeal eigentlich kommen würde, sollte er sich denn noch verabschieden wollen. Aber sie blieb verschlossen, unbewegt...

„Sir?“

Genesis sah über seine Schulter zurück zu einem Second Class, der aus dem Helikopter heraus lugte.

„Sie Sollten schon mal einsteigen, Sir. Wir sammeln uns, damit es ohne Verzögerung losgehen kann“, informierte er den Ranghöheren.

Entnervt zog Genesis die Brauen ein Stück zusammen und gab eine patzige, arrogante Antwort: „Nein, notfalls bin ich der letzte, der einsteigt. Und wenn ihr alle auf mich warten müsst, das ist mir egal!“

„Aber Sir“, stockte der Second Class Soldat. „Ich muss meine Befehle von weiter oben befo-“

„RUHE jetzt, sonst wird das ungesund für dich!“, keifte Genesis zurück und drehte dem Jungen demonstrativ wieder den Rücken zu. Und dann zuckte er leicht erschrocken zusammen! Er brauchte eine Sekunde, um zu begreifen, dass der Schatten, der sich jetzt direkt vor ihm befand, von niemand anderem her rührte, als von Angeal.

Der Schwarzhaarige fasste Genesis grob am Kinn. „Du bringst aber auch jeden in eine Zwickmühle, wenn du nicht gut drauf bist! Was ist los mit dir?“

Wütend entriss sich Genesis dem Griff. Kein Wort, lediglich ein ausdrucksstarker, wütender Blick, den er Angeal zuwarf.

„Nervös?“, fragte der Schwarzhaarige verwundert.

„Spinnst du?“ Erst noch laut, wurde Genesis dann leiser, senkte den Blick: „Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr...“

„Ach, so ist das also...“

Für den Moment schwiegen die beiden sich an. Gefühlte Ewigkeiten hatte Genesis darauf gehofft und gewartet, dass Angeal hier auftauchen würde, sich verabschieden... Und nun wusste der Rotschopf nicht, was er gescheites sagen konnte.

Wie gut, dass Angeal scheinbar noch Gesprächsstoff hatte: „Ich wurde aufgehalten. Eine Sekretärin hat mich suchen lassen, weil es einen Eilbrief für uns zwei gibt.“

Wie? Verwirrt sah Genesis in das Gesicht seines Gegenüber auf. „Von wem?“ Es fiel ihm niemand ein, außer einer...

Als hätte Angeal die Frage nicht gehört, weil sie ja doch recht überflüssig war, ging er da gar nicht weiter drauf ein. Statt dessen hielt er Genesis einen Briefumschlag vor die Nase. Adressiert worden war tatsächlich an sie beide. „Ich hab ihn schon gelesen“, gab Angeal kund. „Damit du ihn mitnehmen kannst. Dann kannst du während des Fluges in Ruhe lesen.“

„Wie weise von dir...“, spöttelte Genesis, denn er hätte lieber noch ein paar Minuten mehr mit Angeal gehabt, als diesen Brief für sich alleine. Dennoch nahm er den Umschlag jetzt ohne weiteres Klagen entgegen. Hauchdünn war er. Viel konnte nicht drin stehen. Hätte Angeal da nicht auch einfach sagen können, was Sephiroth zu erzählen hatte? „Was schreibt er?“, sprach Genesis also aus, was ihm auf der Zunge lag.

Doch der Schwarzhaarige brummte nur, schüttelte den Kopf. Was hatte das denn jetzt wieder zu bedeuten? „Ich hab dich was gefragt!“, gab Genesis der Situation ein wenig Nachdruck. Ein unfreundlicher Blick traf ihn plötzlich, sodass ihm danach war, einige Schritte zurück zu stolpern. Aber ganz so, als ob er sich einreden wollen würde, dieser Blick wäre nur eine Illusion, blieb er an Ort und Stelle stehen, sah Angeal fest und abwartend an.

Und endlich kam eine gewünschte Antwort: „Er entschuldigt, was er mit uns beiden angestellt hat. Du weißt...“, stockte er, ballte seine Hände zu Fäusten. „Das, was passiert ist, noch bevor du und ich zusammen gekommen sind. Das, unter dem angeblichen Einfluss der Experimente.“

„ANGEBLICH?“, stutzte Genesis, und das nicht zu leise. Er machte keinen Hehl daraus, dass ihn Angeals abfällige Art über Sephiroth zu reden aufregte. „Das WAR nicht nur ANGEBLICH! Er konnte rein gar nichts für das, was passiert ist. Jetzt entschuldigt er sich TROTZDEM und du hast noch IMMER so einen Hass auf ihn.“

Wortlos wandte Angeal sich zum gehen. Ein Schock durchfuhr Genesis wie ein elektrischer Schlag. Nein, so durften sie jetzt nicht auseinander gehen! Sich im Streit zu verabschieden war nie etwas Gutes. Hastig packte er Angeal am Arm. Von hinten kamen Rufe, dass Genesis jetzt einsteigen müsse, aber er ignorierte das derweil noch, machte ein paar große, schnelle Schritte und baute sich jetzt vor Angeal auf. Ein Seufzen, gefolgt von dem Versuch, das Ruder noch herumzureißen: „Hör zu... Es sagt ja keiner, dass du das noch befürworten sollst, was vorgefallen ist. Aber Sephiroth ist unser Freund und du kannst ihm nicht einfach die Schuld an allem geben und deinen ganzen Schmerz und Hass auf ihn projizieren!“

Angeal riss sich los, seine Gesichtszüge wurden noch ein Stück abweisender. „Freund nennst du sowas? Kein Freund tut einem sowas an. Experimente und Hormone hin oder her – ein bisschen Selbstbeherrschung sollte JEDER haben und davon habe ich bei Sephiroth einfach nichts gesehen!“

„Angeal, ich versteh-“

„NEIN, Schluss, ich will davon nichts mehr hören! Es reicht mir zu wissen, dass du ihn trotz allem so verteidigst. Das sagt mir genug, Genesis. Mehr als genug...!“

Ungläubig weitete Genesis seine Augen. Von was zur Hölle sprach Angeal da nur?

„SIR! WIR FLIEGEN GLEICH OHNE SIE, WIR HABEN BEFEHLE!“

„Nein...“, stockte Genesis, blickte kurz an Angeal vorbei zum Helikopter und rief ein lautes und verständliches „EINE SEKUNDE NOCH!“, herüber. Just in diesem Moment bekam er einen Schubser von Angeal in Richtung des Fluggerätes. Der Schwarzhaarige ging mit großen Schritten an Genesis vorbei und ließ ihn einfach stehen.

„ANGEAL!“, brüllte der Rothaarige aufgebracht. „BLEIB STEHEN!“

Von wegen – statt dessen beschleunigte Angeal seine Schritte nur noch. Wieder machte einer der Second Class laut rufend und albernd gestikulierend Zeitdruck.

„Scheiße!“, zischte Genesis, biss sich auf die Unterlippe, während er dem beleidigt davontrottenden Angeal nachsah. Schlimmer hätte der Abschied doch kaum laufen können Er hätte nicht nachfragen sollen, was Sephiroth geschrieben hatte. Er hätte Angeals Ansichten nicht anfechten sollen. Das hätte er noch immer in Ruhe mit ihm durchdiskutieren können, wenn er von Wutai zurückgekommen wäre. Verdammt, er war so ein verfluchter Idiot!

„SIIIR!“

„JA DOCH, BEI IFRIT!“, knurrte Genesis auf, machte Kehrt und rannte zum Helikopter herüber. Es würde sich schon noch eine Gelegenheit ergeben, mit Angeal über dieses heikle Thema zu reden und dieses dumme Missverständnis zu klären. Ein Satz und Genesis landete im Fluggerät. Der gestresste Second Class lotste ihn nach vorne auf den Sitz neben dem Piloten, damit er, als First Class, die beste Übersicht über das Geschehen in Wutai haben würde, wenn sie darüber hinweg fliegen würden.

Schmerzerfüllt sah Genesis aus dem Fenster, als der Helikopter ruckelnd abhob. Revue geschah der Streit von eben in seinem Kopf erneut, als er auf den Fleck starrte, an welchem er und Angeal sich wütend gegenüber gestanden hatten. Der Blick verfolgte den Weg zur Tür herüber, den der Schwarzhaarige gegangen war. Und dann sah Genesis noch einmal genauer hin. Denn dort im Schatten des Gebäudes, kurz vor der Tür, meinte er die Umrisse einer Gestalt wahrnehmen zu können. Sie machte einige Schritte, trat in das Licht. Verwirrt aber froh war Genesis darüber, Angeal nun doch noch einmal sehen zu können. Er war nicht gänzlich gegangen. Vielleicht bereute er schon, was er gesagt hatte, vielleicht hatte er schon von alleine verstanden, was für einen Mist er da eigentlich eben von sich gegeben hatte.

Es war die Sehnsucht, die Genesis jetzt bewegte, sodass er eine Hand flach an die Fensterscheibe presste, als hoffte er, so an Angeal gelangen zu kommen, der sich ja doch immer weiter entfernte. Wie davon gerufen fing der Schwarzhaarige schlagartig an zu rennen, schien den Helikopter zu verfolgen, bis seine Grenze in Form des äußersten Randes des Landesplatzes ihm einen Strich durch die Rechnung machte.

Von der inzwischen entstandenen Entfernung aus konnte Genesis den Gesichtsausdruck seines Liebsten weniger gut interpretieren, eher nur erahnen. Aber die Geste, die er jetzt beobachtete, sagte genug aus, sodass es schlagartig in ihm anfing zu kribbeln; denn nun hob Angeal eine Hand und legte sie sich symbolisch an sein Herz, während er dem Helikopter weiter nachsah.

„Du Idiot...“, flüsterte Genesis fast unhörbar. „Ich liebe dich doch auch...“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  GA-Sephiroth
2010-11-21T21:31:05+00:00 21.11.2010 22:31
Die ganze FF ist ein absoluter Traum...
Mich macht diese lange Pause voll fertig...
X______x'
Mich suchtet es nach dieser Story....
Ich krieg irgendwie nicht genig davon...
>____<'
Ich muss sie weiterlesen ;A;
Von:  Erisilaz
2009-11-04T21:12:51+00:00 04.11.2009 22:12
Das Ende ist kitschig, aber süüß <3
Der Streit hat mal wieder bisschen Action in die Beziehung gebracht, so dass daraus nicht gänzlich eine Schnulze wird xD ~
Es wurmt mich allerdings irgendwie, dass Angeal so einen Hass auf Seph hat.. |D ~ *Seph trösten geht* XD


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