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Der h.s.s.d.b.f.r.

von

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... bist du schon tot?...

In Gedanken sah er sich schon die verspiegelte Fassade entlang herunterfallen und sein Leben vor seinem geistigen Auge vorbeiziehen. Und dass nur, weil er wegen seinem Job so auf Gesundheit fixiert war, dass er es sich herausnahm einer fremden Furie den Glimmstängel aus dem Mund zu ziehen, die ohnehin nicht gerade gut auf ihn zu sprechen war.

Aber es passierte nichts.

...bist du schon tot?...

...nein...du?...

...nein...

...wir leben noch?...

....jaah...?

Sie starrte ihn einen Moment lang an, seufzte und strich sich mit der Hand durchs Haar, genauso wie er es immer tat, wenn er nervös oder genervt war. Aber sie sah nicht genervt aus... eher mitgenommen und ausgelaugt, nicht mehr wie eine menschenfressendes Monster.

"Ich weiß..." sagte sie leise. "Ich rauche eigentlich gar nicht. Ich hasse Rauchen. Wenn Sie mir das Ding nicht gleich weggenommen hätten, hätten Sie mitbekommen, wie ich fast an einem Hustanfall gestorben wäre." Sie lächelte ein wenig gezwungen. "Das waren nicht einmal meine, sondern die von einem Kollegen. Ich hab gar keine. Ich hatte nur gerade das Gefühl, ich bräuchte das jetzt. Heute ist ein Scheißtag."

Finn musste an sich halten, sie nicht mit offenem Mund anzustarren. Hatte ihre Zwillingsschwester unauffällig mit ihr den Platz getauscht und er stand einer völlig anderen Person gegenüber?

Wenigstens sieht sie nicht mehr aus als würde sie dich am liebsten im Gefängnis sehen!

Ach, sei still; sie sieht eher so aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen!

Werd' jetzt nur nicht weich!

Schnauze!

"Was wollen Sie eigentlich hier? Wenn die Polizei meine Aussage bräuchte, hätten die doch angerufen. Und ich habe nicht vor, Sie vor Gericht zu zerren. Also?" Sie sah ihn erwartungsvoll an und Finn musste sich zusammenreissen, um ihr eine Antwort geben zu können.

Wenn sie einen nicht gerade verbal zusammenstaucht, sieht sie ...

...wunderbar aus? Ja, fällt einem gar nicht auf, wenn sie gerade dabei ist eine einem das rohe Fleisch von den Knochen zu ziehen! Nimm dich in Acht vor ihr, die spielt nur das sanfte Lamm!!

Ach, was weißt du schon? Ich war gestern auch nicht besser drauf!

Aber sie war gestern so drauf und ist heute auch so drauf!

Im Moment wohl kaum, oder?!

Ja, im Moment vielleicht!!

Er hatte das Gefühl, er müsste sie in den Arm nehmen und trösten und konnte sich nicht so recht erklären, wieso. Sie war schließlich immer noch ein "Monster" und er sollte vorsichtig sein. Aber sie sah wirklich ziemlich fertig aus, ganz anders als gestern, als sie vor Leben nur so gesprüht hatte.

"Also... das mit gestern tut mir wahnsinnig Leid, auch wenn es eigentlich nicht meine Schuld war, ein Porsche hat mich abgedrängt..." Jetzt war es an ihm, sie erwartungsvoll anzusehen, er glaubte nämlich fast, dass sie ihm gleich ins Gesicht springen würde, um ihn anzuschreien, dass es sehr wohl seine Schuld war, schließlich hatte er sie angefahren, aber nichts dergleichen geschah, also redete er weiter.

"Und als ich gestern zu Hause ankam ist mir aufgefallen, dass ich Blut an der Hand hatte, mit der ich dich festgehalten habe und von mir war es nicht, also..."

Er hatte es im ersten Schreck des Unfalls und seines Ärgers erst gar nicht gemerkt. Als es ihm auffiel, stellte er sich schnell davor, damit der Polizist es nicht sehen konnte. Er wollte Shia nicht in einem Gerichtssaal wiedersehen und sich mit ihr anlegen müssen, er wollte sie persönlich aufsuchen und sich nach ihr erkundien, sie notfalls zu einem Arzt bringen. Aber nicht gezwungen und unpersönlich. Wahnsinnig erschrocken hatte er sich trotzdem, und sofort ein schlechtes Gewissen bekommen hatte er auch. Manchmal war es schon nervig, ein guter Mensch zu sein, aber er war nun mal nicht einer von denen, die zusahen, wie alte Omis im Park überfallen wurden oder die im Supermarkt falsche Ettiketten auf die Waren klebte, um sie billiger zu bekommen. Ehrlich gesagt hatte er schon mehrmals Ärger mit der Polizei bekommen, als er wieder ein paar alte Mütterchen davor bewahrte, ihre Rente an ein paar Kriminelle zu verlieren. Die Polizei hatte Einmischung nicht so gern, besonders nicht, wenn am nächsten Tag der Enkel einer dankbaren Omi einen Titelseitenaufmacher aus der Gechichte machte und ihn als Held der Nation und die Polizei als unfähige nutzlose Institution darstellte, die nicht einmal einer alten Dame behilflich sein konnten.

Jetzt unterbrach sie ihn doch, und ihre Stimme klang nicht mehr so leise und sanft wie zuvor: "Sie haben wohl noch wen angefahren, he? Ich frage mich wirklich, wie Sie durch die Führerscheinprüfung gekommen sind, ohne dem Friedhof ein paar neue Kunden aufzudrängen!" Sie sah ihn an, und seinem (versucht) strengen Blick war deutlich anzumerken, dass er wusste, dass das Blut von ihr stammen musste. Das war ihr klar gewesen, aber sie wollte noch nicht kampflos aufgeben und zog ihn deswegen auf. Letztendlich lenkte sie aber doch ein: "Es ist nur ein Kratzer, nichts Ernstes."

"Das würde ich lieber einen Arzt entscheiden lassen. Mein Freund Thomas ist..."

"Ich sagte, es ist nur ein Kratzer!" fuhr sie ihn an.

Herrgott, wie oft muss ich mich in meinem Leben denn noch unterbrechen lassen?!

Sooft, bis du nicht mehr so einen Schwachsinn redest! Ich hab dir doch gesagt, dass ihre Lämmchenstimmung nicht lange halten wird, wenn du ihr blöd kommst!

Das nennst du blöd kommen?! Dann warte mal, bis du mitkriegst, was ich ihr noch zu sagen habe!

"Nein, das ist es nicht! Selbst auf meiner Motorhaube war Blut, und zwar nicht gerade wenig! Wenn es sein muss bringe ich dich als hübsches Päckchen verschnürt zu ihm! Mit Schleife! Und danach gehst du mit mir essen, damit ich wenigstens nicht mehr so ein verdammt schlechtes Gewissen haben muss, verflucht!!"

Er holte tief Luft um sich auf ihren Gegenschlag bereit zu machen, der auch folgte, nachdem sie ihn ungefähr zwei Sekunden lang nur fassungslos angestarrt hatte.

Gut gebrüllt, Herr Löwe...! Sie ist es bestimmt nicht gewohnt, Konter zu bekommen...

Könntest du endlich mal deine verfluchte Schnauze halten!!

Nana, und so einer regt sich auf, wenn ihn eine Frau "Arsch" nennt, uuuh... Und gewöhn' dich endlich mal an mich, so schnell wirst du mich nicht loswerden.

"Jetzt hör mir mal zu, du arroganter h.s.s.d.b.f.r.!!" Schon wieder diese seltsame Beleidigung... er würde sie einmal fragen müssen, was das bedeutete. Aber wohl kaum jetzt. "Wenn ich sage, ich gehe nicht mit dir zu deinem kleinen Dr. Kumpel, dann tu ich das auch nicht, verstanden?! Und mit dir essen gehen werde ich auch nicht, du..."

Hey, sie hat dich geduzt! Schon mal ein erster Erfolg, oder?

Ansichtssache!! Sie ist immer noch stur wie Potpourrie!

Wie was?!

Kauf dir doch ein Lexikon!

Kauf du dir eins! Ich weiß, was Potpourrie ist, aber du anscheinend nicht!

Wir sind ein und dieselbe Person, erzähl mir nicht, du wüsstest etwas, das ich nicht weiß!

"Oh doch, das wirst du! Das bist du mir schuldig!"Es tat gut, andere mal zu unterbrechen.

Häh? Schuldig? Wieso das denn?

Keine Ahnung, das ist ein Bluff, um sie rumzukriegen!

Oh, wie schlau, ich wette, sie fällt drauf rein!

"ICH DIR schuldig? Wenn irgendwer hier irgendwem etwas schuldig ist, dann bist ja wohl du mir etwas schuldig!"

Wette gewonnen!

Wart's ab.

"Dann ist das doch genau der Grund, weshalb ich mit dir essen gehen wollte, oder? Weil ich ein schlechtes Gewissen habe!!"

Shia sah ihn nur an, und er konnte sehen, dass sie nicht minder verwirrt war als er selbst, aber er gab sich alle Mühe, es sich nicht anmerken zu lassen. Er würde sich bei seinem Unterbewusstsein dafür bedanken müssen, dass es ihn nicht nur aus der Situation geritten hatte, sondern ihn auch noch als Sieger hinstellte.

Yes, jetzt hab ich sie!

Ja, schön, du hast gewonnen,aber... stimmt das denn jetzt logisch überhaupt?

Äh... ist das denn noch wichtig?

"Also, los jetzt!"

Er nahm sie einfach beim Arm und wollte sie mit sich ziehen bevor ihr noch etwas einfiel, dass sie ihm vorwerfen konnte, aber sie stieß ihn sofort von sich.

Kann man denn so stur sein!?!

Nein, du hast ihr wehgetan!!! Das war der verletzte Arm, du h.s.s.d.b.f.r. !!

Ach! Weißt du denn, was das heißt, du - ...ich hab ihr wehgetan?

Und tatsächlich, Shia hielt sich den Arm und unterdrückte ein schmerzliches Stöhnen.

*Nicht vor diesem Typen! Es ist nur eine Kratzer, da kann ich doch nicht hier rumstehen und vor diesem Deppen heulen!*

Ein leises "Autsch!" erlaubte sie sich aber dann doch.

"Vonwegen nur ein Krazter...! Jetzt sieht man das Blut sogar durch dein Shirt..." Er war genervt, weil sie wohl einer der Menschen war, die sich nie und bei gar nichts helfen lassen wollten, aber sein Ton war schon wesentlich sanfter, besorgt. Finn machte sich ständig Sorgen, um alles was ihm wichtig war. Und um Shia natürlich... Er hatte sie schließlich angefahren... Da musste er ja besorgt sein... Oder?

Shia kamen jetzt doch die Tränen, allerdings vor Wut.

*Gibt der denn nie Ruhe?!*

*Du bist auch nicht besser!*

*Dich hat niemand gefragt!*

*Hör endlich auf zu Heulen!*

Scheiße, jetzt hab ich sie doch zum Weinen gebracht!

Ja, super, du Frauenheld!

Wenn Finn mit etwas nicht wusste, wie er damit umgehen sollte, dann waren es weinende Frauen. Sue hatte einmal vor seiner Tür gestanden, weinend, und hatte erst Stunden später ein Wort herausgebracht. Eigentlich waren es sogar vier: "Er hat mich verlassen."Davor hatter er sie nur unbeholfen in den Arm nehmen können und sie beschwören, doch endlich zu sagen, was los war.Seine Stimme klang jetzt besänftigend und ruhig, als er sagte: "Hey... tut mir Leid. Komm, ich fahr dich zu Thomas, der sieht sich das an und dann essen wir was..."

Er nahm sie bei der Hand des unversehrten Arms und zog sie mit sich, in Richtung Parkplatz.

Und es war das erste Mal, dass sie ihm nicht widersprach. Und er ließ ihre Hand nicht los.



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