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Out of Time

In der falschen Zeit!
von

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Ins Feuer

Out of Time
 

Kapitel 8: Ins Feuer
 


 

1878
 

Battousai stand immer noch vor der Tür des Aoi-ya. Sanosuke und Yahiko waren vor ein paar Minuten hinterm Haus verschwunden und schienen – ihren Stimmen nach zu urteilen, die aufgebracht klangen – über etwas zu streiten. Er wollte nicht zuhören und versuchte, die Wortfetzen so gut es ging auszublenden.
 

„Kenshin?“
 

Battousai wandte sich um und sah hinter sich ein hübsches Mädchen in der Türöffnung stehen. Jetzt, bei vollem Bewusstsein und ohne Fieber, verstand er nicht, wie er sie jemals mit Tomoe hatte verwechseln können.
 

„Kaoru-dono.“
 

Sie lächelte ihm nervös zu. Sie schien besorgt zu sein. Also lächelte er gezwungenermaßen zurück.

„Ich habe Misao und Okina versprochen, dass ich noch Tofu und Reis auf dem Markt besorge.“

„Okina?“

Kaorus Augenbrauen zogen sich zusammen. „Ja. Misaos Opa. Der Besitzer vom Aoi-ya.“

„Oh.“ Anscheinend hatte Sanosuke vergessen, den alten Mann zu erwähnen. Wie viele er wohl noch vergessen hatte?
 

Schnell zwang sich Kenshin wieder zu einem Lächeln, denn er spürte Kaorus tiefe Besorgnis.

„Ich habe gedacht, wir könnten zusammen gehen. Megumi-dono hat doch gemeint, dass dir frische Luft gut tun würde.“

Der Rotschopf zögerte und brach den Augenkontakt ab. „Ich...“

“Wenn du nicht möchtest, dann ist das in Ordnung. Es ist nicht viel zu Tragen, ich schaff es auch alleine. Ich dachte nur...“ Ihre Stimme verlor sich. „Tut mir leid. Dir geht es wirklich noch nicht so gut, oder? Du bleibst besser hier und ruhst dich aus.“
 

Battousai beobachtete ihre schlanke Figur, die an ihm vorbei die Stufen auf die Strasse hinab stieg. Nach allem, was er fühlen konnte, war ihre Ki ziemlich aufgewühlt. Er fühlte Enttäuschung und er wurde wütend, als er auch Besorgnis fühlte. Und doch... unter all ihrer Betroffenheit fühlte er auch so etwas wie... Misstrauen. Er hatte das Gefühl, dass dieses Mädchen ihn besser als alle anderen durchschaute. Battousai sah sie einige Schritte die Strasse entlang gehen, sein Gehirn in Aufruhr. Es ging ja nur um Reis und Tofu. Es wäre nicht zuviel verlangt, diesem Mädchen Gesellschaft zu leisten. Vielleicht würde sie ihn ja danach in Ruhe lassen.
 

Schnell sprang er die Stufen hinab und holte sie ein.

„Ich trage den Reis,“ stellte er mit monotoner Stimme fest. Er sah sie nicht an aber fühlte, wie sie sich neben ihm entspannte.

„Gut,“ sagte sie. „Dann trage ich den Tofu. Und vielleicht nehmen wir noch Salz und Soja mit. Ach ja, und-...“

Battousai runzelte die Stirn. Plante sie etwa, den ganzen Markt leer zu kaufen?
 

Die Strassen waren inzwischen von Menschen überfüllt und nicht wenige starrten neugierig zu ihm herüber. Eigentlich war es ja nicht anders zu erwarten – immerhin sah man nicht oft einen rothaarigen Mann in Pink gekleidet mit einem verbotenen Schwert an der Seite... Aber Battousai erwartete jeden Moment, eine Patrouille um die Ecke biegen zu sehen. Ohne darüber nachzudenken, begann er, Kaoru den Weg zu führen, „sichere“ Strassen zu nehmen, im dichten Gedränge der Menge unterzutauchen. Kaoru folgte ihm still bis er in einer fast leeren Strasse stehen blieb – Ihm war klar geworden, dass er keine Ahnung hatte, wo man in dieser Stadt Lebensmittel kaufen konnte. Frustriert drehte er sich zu Kaoru um, die ihn zweifeln anblickte.
 

„Entschuldigung, Kaoru-dono. Ich glaube, ich habe die falsche Abkürzung genommen.“
 

Sie lächelte, auch wenn ihre Augen immer noch Besorgnis ausstrahlen. „Schon in Ordnung, Kenshin. Wir sind nicht weit vom Marktplatz entfernt.“ Sie streckte ihre Hand aus, um Kenshin am Arm mit sich mit zuführen, doch er zuckte bei ihrer Berührung zurück, als ob er sich verbrannt hätte. Ihr Lächeln erlosch. „Kenshin?“
 

Er war angespannt und seine Hand war über dem Griff des Schwertes. Da war sie wieder – diese ihm vertraute Ki, die voller Neugier und Aggression irgendwo aus dem Gedränge der Strasse zu kommen schien. Er wusste nicht, ob sie zu einem Feind oder Freund gehörte. Doch er erinnerte sich an sein Versprechen, das er Sano gegeben hatte – jetzt war nicht die Zeit für Kämpfe. Er ließ den Schwertgriff los.
 

„Kenshin?“
 

„Bitte lauf du voraus, Kaoru-dono,“ antwortete er sanft.

Sie nickte, darauf bedacht, ihn nicht noch einmal zu berühren und begann, zurück zum Markplatz zu laufen.

Schweigend folgte ihr der rothaarige Mann.
 

--
 

Endlich kam Sano hinter dem Gebäude wieder zum Vorschein und lief zurück zum Eingang. „’Tschuldige, Himura,“ rief er, „Yahiko und ich mussten noch einige Dinge besprechen.“
 

Yahiko folgte schmollend. „Genau,“ murmelte er. „Besprechen.“

Er sah zu Boden und bemerkte deswegen nicht, dass Sano vor ihm plötzlich stehen geblieben war. Mit einem Rums lief er ihm in den Rücken und wollte schon losmeckern, als er bemerkte, dass Sano ihren Zusammenstoß gar nicht zur Kenntnis genommen hatte.
 

„Sanosuke?“ fragte er vorsichtig.
 

„Wo ist er?“ fragte Sano zurück und sah sich panisch um. Nirgendwo war sein rothaariger Freund zu sehen. Battousai war es nicht angenehm gewesen, vor dem Eingang zu sitzen. Aber er wäre bestimmt nicht auf die Idee gekommen, am helllichten Tag durch Kyoto zu wandern... oder?

„Himura!“ rief er. Keine Antwort.
 

„Verdammt!“ Fluchend rannte Sano ins Innere des Aoi-Ya. Irgendwo musste Himura ja sein. Doch der Essraum war leer und die Küche auch. Sano rannte weiter zu Kenshins Zimmer und riss die Tür auf, hoffend, den jungen Mann mit dem ernsten Gesicht dort vorzufinden.
 

Leer.
 

Das war schlecht.
 

Er schoss herum, entschlossen, jeden Winkel des Aoi-Ya abzusuchen. Yahiko beobachtete ihn misstrauisch vom Gang aus. „Was ist dein Problem?“
 

„Aus dem Weg, Knirps.“
 

Yahiko biss die Zähne zusammen und unterdrückte die Beleidigung, die ihm schon auf der Zunge lag. „Was ist denn LOS?“
 

„Er ist VERSCHWUNDEN, baka!“ schnauzte Sano zurück. „Hast du nicht mitbekommen, das er weg ist?“
 

„Na und?“ fragte Yahiko. „Vielleicht macht er einen Spaziergang oder so. Wenn er ein Verwandter von Kenshin ist, dann kann er doch wohl für sich selbst sorgen. Außerdem hat Megumi schon den ganzen Morgen genörgelt, dass er frische Luft bräuchte...“
 

Sano stöhnte laut auf und sank zu Boden. Er sah plötzlich krank aus. „In KYOTO... er... einen SPAZIERGANG in Kyoto!?“ Er lachte verzweifelt. „Nur ein entspannender Spaziergang, was?“ Es war so lächerlich... so beunruhigend absurd.
 

Yahikos Augenbrauen zogen sich zusammen. Hatte Sano jetzt den Verstand verloren?
 

„Yahiko, er mag es nicht, unter Leuten zu sein. Es war schon schlimm für ihn, vorhin auf den Stufen neben mir zu sitzen. Er kann nicht einfach durch Kyoto SPAZIEREN.“
 

„WARUM denn nicht?“ fauchte Yahiko genervt.
 

„Weil, du baka, er immer noch krank ist. Im Kopf ist er noch auf den Bürgerkrieg programmiert. Und ER hat niemals einen Schwur geleistet, nicht zu töten. Und jetzt marschiert er mit einem KATANA durch Kyoto.“
 

„Oh.“
 

Beide schauten sich schweigsam und ratlos einige Sekunden an.

Endlich stand Sano auf. „Wir müssen ihn finden.“
 

Yahiko nickte und folgte seinem größeren Freund. „Denkst du wirklich, er würde da draußen jemanden töten?“
 

Sano sah Yahiko in die Augen. „Wenn er denkt, dass er dadurch jemanden schützen kann – ja.“
 

--
 

Battousai stand alleine einige Meter vom Marktplatz entfernt. Jemand war ihm die ganze Zeit über gefolgt, das spürte er deutlich. Und dieser Jemand hatte anscheinend ein großes Interesse an ihm.

Seine dunklen, blauen Augen musterten den ganzen Marktplatz mit allen Leuten.
 

Keine Schwerter. Niemand hatte welche dabei. Die Menschen hier waren alle gute, gesetzestreue Bürger. Was wäre, wenn jetzt plötzlich jemand auf die Idee kommen würde, ihn anzugreifen. Seine Augen glitten auf die schlanke Gestalt von Kaoru, die gerade vor einem Stand Tofu kaufte.
 

Was würde er tun, wenn jemand sie bedrohen würde?

Seine Hand berührte die kühle Lackscheide des Katanas und er wurde ein bisschen ruhiger.
 

„In der Meiji-Zeit,“ überlegte er, „breche ich den Schwertbann, um ein Sakabatou zu tragen... Warum? Was für einen Sinn hat ein Schwert mit verkehrter Klinge? Ich kann ja nicht mal diejenigen, die ich liebe, mit einem Katana beschützen...“
 

Er hielt inne und zwang die Gedanken an Tomoe aus seinem Bewusstsein. „Nein. Hier und jetzt ist die Meiji-Zeit, kein Bakumatsu. Ich werde hier nicht angegriffen. Kaoru-dono wird nicht gekidnapped. Und keiner wird versuchen, sie gegen mich zu benutzen. Die Zeiten sind vorbei.“
 

Grübelnd starrte er über den Marktplatz, seine Augen ruhten auf Kaoru.
 

„Warum aber trage ich dann immer noch ein Schwert, wenn auch ein Sakabatou?“
 

--
 

1865
 

Schnell schritt Kenshin durch die stillen Flure und Gänge. Es war spät geworden und die meisten Männer waren entweder in ihren Zimmern oder mit Aufträgen unterwegs. So lautete die Abmachung mit Okami: Keinerlei Auffälligkeiten – zu viele laute Männer erregten Aufmerksamkeit. Geschweige denn laute Männer in Gesellschaft von Frauen - das Kohagiya war kein Bordell.
 

Diese ungeschriebenen Regeln hatten Kenshin nie groß berührt, denn während der Nacht war er meistens am arbeiten gewesen. Jetzt jedoch war Kenshin dankbar dafür, denn er musste auf seinem Weg zu Katsura Kogoros Zimmer keinen anderen Soldaten der Ishin Shishi begegnen. Lautlos ging er um eine Biegung und stand vor Katsuras Tür.
 

Dort zögerte er. Kenshin schloss die Augen und sammelte seine Gedanken.
 

Es war Katsura gewesen, der ihn zu seinem ersten Mord geschickt hatte. Katsura, der ihn in Battousai verwandelt hatte. Aber Kenshin war nie gezwungen worden. Er hatte Katsuras Aufträge freiwillig angenommen, immer vor Augen, was aus ihm werden würde. Und im Gegensatz zu vielen anderen hatte Katsura ihn nicht nur benutzt. Er hatte ihm auch Tomoe zur Seite gestellt und hatte danach genug Rückgrat bewiesen, um sich für seine Fehler zu entschuldigen. Selbst wenn Kenshin nur einer seiner Auftragskiller gewesen war - nur ein unbedeutender 16-jähriger ohne nennenswerte Abstammung – Katsura hatte sich jedes Mal Zeit für ihn genommen, versucht, ihm alles zu erklären. Deswegen hatte Kenshin diesen Mann auch immer respektiert und er hatte innerlich tief getrauert, als er erfahren hatte, dass Katsura vor sechs Monaten gestorben war. Kenshin trauerte immer noch um ihn, in seiner eigenen, stillen Art.
 

Der rothaarige Mann seufzte. Jetzt würde er seinen Befehlshaber wieder lebendig sehen. War er dafür bereit? Längeres Herumstehen vor der Tür würde diese Frage auch nicht klären, deswegen klopfte er leise.
 

„Herein.“
 

Kenshin schob die Tür auf und betrat lautlos das Zimmer. Dann schloss er die Tür wieder hinter sich.
 

Katsura war alleine. Sein Mädchen, Ikumatsu, die ihm normalerweise Gesellschaft leistete, war schon gegangen.
 

Der junge Anführer sah von seinem Essen auf und als er Kenshin erkannte, rief er freudig aus: „Himura, Gott sei Dank!“ Er gestikulierte Kenshin, sich zu setzen.
 

Kenshin verbeugte sich, trat in das schwache Licht der Zimmerlampe und setzte sich kniend gegenüber von Katsura.

“Ushiro hat mir schon Bericht erstattet. Ich war erleichtert, zu hören, dass du lebst. Wir hatten schon Angst-...“ Er brach ab und schüttelte den Kopf. „Das hat jetzt keine Bedeutung mehr. Aber ich sehe, dass Ushiro nicht übertrieben hat, als er mir von deinen Verletzungen erzählte.“
 

Kenshin starrte zu Boden. „Diese Wunden sind nichts,“ sprach er sanft. „Ich habe mich schon schlimmer gefühlt.“

Katsura nickte. „Natürlich.“

“Wie geht es Ushiro?”

Der Anführer lächelte gequält. „Er wird in den nächsten Tagen keine Einsätze leiten können. Aber er lebt, dass ist wichtig. Wir hätten mit dem Hinterhalt rechnen können. Anscheinend war der Spion, den du vor zwei Tagen getötet hast, nicht allein. Sie wussten über unsere Pläne für heute Nacht bescheid.“
 

„Und Okami?“ fragte Kenshin, immer noch nach unten blickend.

„Sie wird damit zurecht kommen. Immerhin haben wir auch Spione.“ Katsuras Antwort war voll grimmiger Befriedigung. „Anscheinend haben sie nicht bemerkt, dass hier unser Hauptquartier ist, weil die meisten Männer in ihren Zimmern waren. Sie denken, dass wir hier nur ab und zu absteigen um... uns an Gesellschaft zu erfreuen.“ Katsuras Gesichtsausdruck verdunkelte sich. „Wir müssen dafür sorgen, dass das auch so bleibt und sie nicht noch mehr Verdacht schöpfen.“
 

„Deswegen wusste Saito auch, dass ich verschwunden war,“ murmelte Kenshin zu sich selbst.

Katsura antwortete nicht sondern beäugte unterdessen seinen wertvollsten Hitokiri kritisch.
 

„Himura,“ sprach er plötzlich, „warum siehst du mich nicht an?“
 

„Katsura-san?“ Kenshins Augen hoben sich vom Boden einige Zentimeter nach oben zu einer Motte, die um den Lampenschirm flatterte.
 

„Du hast mich kein einziges Mal angeschaut, seit du den Raum betreten hast.“ Katsuras scharfer Blick ruhte immer noch auf Kenshins Gesicht. „Etwas ist mit dir passiert. Du bist anders... Battousai.“
 

Die Motte fand schließlich den Weg zur Kerzenflamme und verglühte. Kenshin sah Katsura in die Augen. „Es ist nicht einfach zu erklären, Katsura-san. Wirklich nicht.“ Seine Stimme wurde weicher. „Und ich glaube nicht, dass ihr mir glaubt, wenn ich es versuche.“
 

Katsuras dunkle Augen verschmälerten sich. Im unsteten Licht der Lampe sah er die violetten Augen seines Hitokiri, die sonst immer so bläulich-kalt schimmerten. Das Licht warf Schatten auf Narben, die er nie zuvor gesehen hatte. Und selbst im düsteren Halbschatten sah er, dass Himura Battousai nur ein Schwert an seiner Seite liegen hatte. Endlich, nach einer langen Pause, sah Katsura dem rothaarigen Mann wieder ins Gesicht.
 

„Versuche es!“
 

--
 

Hoo, schon wieder vorbei ^^ bis zum nächsten Mal: Glaubt Katsura Kenshins Geschichte? Kann er ihm helfen? Und was passiert, als Battousai mitten auf dem Marktplatz in einen Kampf verwickelt wird?
 

Vielen Dank an meine treuen Reviewer: Sarai-san, roter Mondschein und Carcajou *umarm*

Lg, Mina



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Sarai-san
2008-05-29T17:34:13+00:00 29.05.2008 19:34
Hi, bin wieder da.
Also unauffällig ist Kenshin wirklich nicht gerade, aber jetzt fällt sein Verhalten doch selbst Kaoru auf.
Auch Katsura bemerkt den Unterschied. Irgendwie umgibt Kenshin sich zu jeder Zeit mit klugen, aufmerksamen Menschen.
War jetzt aber schnell fertig...na ja das nächste Kap. wartet schon ;-)

Sarai
Von:  _Momo-chan_
2008-05-23T16:04:33+00:00 23.05.2008 18:04
haaaach... kommt mir das nur so vor, oder ist dieses kapitel kürzer als die letzten? XD"
ich bin außerdem etwas verwirrt, weil ich glaube mich erinnern zu können, dass kenshin, kaoru und der rest in Edo leben und nicht in kyoto.
bin ja mal gespannt aufs nächste kapitel ;)


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