Zum Inhalt der Seite

Immer dein

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Regen

Ein Schatten lag über dem Land, der alles in tiefes schwarz und grau tauchte.

Nur langsam war das Wolkenmeer, so grau und undurchdringlich wie massive Mauern, über die Gipfel des nahen Westgebirges gekrochen, sodass es eher einen friedlichen, harmlosen Eindruck gemacht hatte. Doch war diese Gemächlichkeit nur Schein, wie man es nicht anders erwartet hätte. Wie eine Katze, die eine Maus oder einen Vogel entdeckt hatte, auf den richtigen Moment wartete und dann mit ausgefahrenen Krallen überraschend aus ihrem Versteck sprang, so hätte man es bezeichnen können.

Denn die Wolken verschluckten nicht nur das strahlende Blau des Himmels und den warmen Schein der Sonne, sondern brachten zudem noch reißende Winde und peitschenden Regen. Von fern und nah grollte tiefer Donner und Blitze zuckten angriffslustig in den Wolken oder schossen hinunter zur Erde. Unaufhörlich, als ob sie von nun an die Sonne, das Licht der Welt, ersetzen wollten. Grell und leuchtend wie ihr schauriges Licht war, erhellten sie so für Sekunden das Land und schnitten dabei dämonische Fratzen in die dicke Wolkendecke.

So schnell wie der Sturm aufgekommen war, so war er auch wieder verschwunden. Hätte man denken können. Doch dieser wütete schon seid Stunden und die Wut und seine Kraft schienen kein Ende nehmen zu wollen.
 

Stumm stand der junge König am offenen Fenster seines Kaminzimmers, welches durch sein prasselndes Feuer versuchte Wärme, Ruhe und Geborgenheit zu vermitteln, während draußen der Wind an den Mauern des Schlosses zerrte, in jeder Ecke der Dächer und Türme wie geisterhafte Stimmen verlorener Seelen heulte und den Regen gegen die Steinwände trieb, so als ob sie versuchen würden das Schloss zu Fall zu bringen bis nur noch die Grundmauern von seiner früheren Existenz erzählten.

Der Glanz seiner Augen war so trüb wie die grauen Wolken, als er einen Blick über das Land warf, welches unter dem plötzlichen Unwetter zu leiden hatte. Weit sehen konnte er nicht, das Wolkenmeer hatte den Tag zur Nacht gemacht, einzig die Blitze halfen ihm dabei in der Ferne etwas erkennen zu können, doch dort sah es genauso aus wie im Umkreis des Schlosses.

Leise entfuhr ihm ein trauriges Seufzen. So sehr hatte er sich gewünscht etwas von seiner Freizeit des heutigen Tages, an dem ihn keine allzu großen Erledigungen und Pflichten erwartet hatten, für eine kleine Jagd, zusammen mit seinem Gefolge, zu nutzen. Doch wer hätte gedacht, dass gerade dieser Tag, der mit solch schönem Wetter begonnen hatte, wie man es sich nur erträumen konnte, so zu Ende gehen würde?

„Mein König?“

Eine sanfte Stimme riss ihn aus weit entfernt erscheinenden Erinnerungen an dem letzten Mal, wo er an einem schönen Tage auf dem Rücken eines Pferdes und mit dem Bogen bewaffnet Wild durch die Wälder seines Königreichs jagte und zusammen mit auf die Jagd eingeladenen Männern die ein oder andere prachtvolle Beute mit nach Haus brachte. Leicht ruckartige drehte Aran den Kopf und sah hinunter in ein Paar saphirfarbener Augen, die im Schein des Kaminfeuers wie die aufgehende Sonne am Horizont des weiten Ozeans leuchteten.

„Ihr solltet nicht zu nah und lang am Fenster stehen, sonst erkältet Ihr Euch noch...“ Besorgt sah Tales in das Gesicht seines Königs, dessen Augen so sehnsüchtig hinaus gesehen hatte, sodass er sich gewünscht hatte die Macht zu besitzen den Sturm einfach so verklingen lassen zu können, damit der blaue Himmel wieder hoch über ihnen leuchten und die Sonne mit ihren warmen Strahlen das Königreich erhellen und das Land von seinem jetzigen grauen Schleier befreien konnte.

„Ja...du hast wahrscheinlich Recht...“ erwiderte Aran nur und schenkte seinem jungen Hofmagier dabei ein sanftes Lächeln, auch, wenn sein Herz und sein Gemüt traurig über das Wetter waren. Kurz strich er dem anderen über das Haar, drehte sich dann um und setzte sich, von aller Fröhlichkeit verlassen, in seinen großen, mit einem Bärenfell überzogenen Ohrensessel, stützte das Kinn in eine Hand und sah, wieder in Gedanken und Erinnerungen an schöneren Tagen versunken in die tanzenden Flammen des Kaminfeuers.

Tales, der die plötzliche und liebevolle Berührung seines Königs erst einmal geistlich verarbeiten musste, beobachtete dies nur mit schwerem Herzen. Denn wenn Aran traurig war, so wurde er ebenfalls traurig, besonders, wenn er die Trauer nicht von seinem geliebten König nehmen konnte.
 

Ein schnurrendes Miauen war es, welches nun den jungen Magier aus den Gedanken riss, der sich überlegt hatte ob ihm nicht doch etwas einfiel, um die Laune seines Herrn zu heben. „Hm...?“ Tales sah nach unten und erblickte Léla, eine wunderschöne Norwegische Waldkatze.

Die schon vor einigen Jahren verstorbene Königin, Arans Mutter, liebte Katzen und besonders diese Rasse hatte es ihr angetan. So achtete sie auch darauf, dass sie nur Nachwuchs zur Welt brachte, die der gleichen Rasse angehörte. Léla stammte aus dem letzten Wurf der Kätzin, welcher kurz nach dem Tod der Königin eingetroffen war. Eine traurige Geschichte, da sich die Königin stets, und über alles Glück hinaus, auf jeden Wurf ihrer Kätzin gefreut hatte, jedoch diesen dann nicht miterleben konnte. Nur einige Zeit nach der Geburt der sechs Kätzchen verstarb jedoch das Muttertier selber, wahrscheinlich aus Trauer durch den Tod ihrer Besitzerin, wie man vermutet hatte. Einzig Léla konnte man von den noch jungen Kätzchen durchbringen, da ihre Mutter sie zu früh verlassen und man keinen katzenmütterlichen Ersatz gefunden hatte, der das Leben der jungen Kätzchen besser gewährleistet hätte.

„Na...?“ Lächelnd schloss der junge Magier das Fenster, ehe er sich zu der Katzendame hinunter beugte, die sich schnurrend an seinen Beinen rieb und nach Aufmerksamkeit und Streicheleinheiten verlangte. Tales strich er liebevoll über den Kopf und hob sie dann auf seinen Arm, wo sich Léla nur weiter an ihn schmiegte. Breiter lächelnd kuschelte er das Gesicht in ihr weiches Fell und sah kurz hinüber zu Aran, der jedoch weiterhin, mit dem Kinn auf der einen Handfläche gestützt, in das Feuer sah. Nur seine Augen wiesen eine Veränderung auf, doch machte der jetzige Blick des jungen Königs Tales nur noch betrübter.

So sah er wieder zu Léla und ging dann ein Stück auf Aran zu, weg vom Fenster, gegen welches der Wind zu rütteln versuchte. Er setzte sich, im Schneidersitz, einige Meter vor seinen König auf den einzigen Teppich des Kaminzimmers, der den kalten Steinboden zierte, jedoch nah genug, dass ihm vom Kaminfeuer warm, jedoch nicht zu heiß wurde. Dort platzierte Tales die Katze auf seinem Schoß, strich ihr weiterhin über das weiche Fell und genoss die Wärme, die von dem Tier ausging, sowie die Liebe, die sie ihm mit ihrem lauten und glücklichen Schnurren bewies.
 

„Sie mag dich wirklich sehr...“ Aran hatte den jungen Magier, ohne dass dieser etwas davon bemerkt hatte, kurz beobachtete und lächelte ihn nun leicht an. „Viel mehr als mich, da kann man ja eifersüchtig werden...“ bemerkte er dann und setzte sich dabei anders hin, um die beiden schmusenden besser beobachten zu können. „W-was..?“ Unsicher sah Tales nach oben und in die Augen seines Königs. Die Vorstellung, dass dieser auf ihn neidisch sein könnte, nur da ihn die Katze gern hatte...

„Oh...ja...schon komisch...“ murmelte er dann und senkte verlegen den Blick. „Du hast wohl ein Händchen dafür mit Tieren umzugehen...“ sprach Aran nur weiter und immer noch sanft lächelnd. Tales hingegen schmunzelte nur matt. „Außer mit Pferden...“ Er seufzte weiterhin schmunzelnd. „Alles was größer ist als ein Hund scheint mich nicht zu mögen...“ Daraufhin begann der junge König nur vergnügt zu lachen an, was Tales zwar sehr überraschte und verwirrte, doch im Grunde das Herz aufgehen ließ. Ihm gefiel sein Lachen, denn es war warm und herzlich und jeder der es hörte wurde selber dazu angeregt fröhlich zu werden und selbst zu lachen.

„Ich glaube den Witz habe ich verpasst...“ murmelte Tales nur und grinste leicht. Es war ein wunderbares Gefühl seinen geliebten König wieder glücklich zu sehen. Auch wenn es nur für kurze zeit sein würde.

Aran vergrub derweil sein Gesicht vor Lachen wieder leicht in seiner Handfläche. „Tut...tut mir Leid...“ kicherte er nur und musste sich tatsächlich einige Lachtränen wegwischen. „Ich habe mich nur daran erinnert, als du das letzte Mal versucht hattest auf ein Pferd aufzusteigen und alle dir dabei helfen mussten, weil es immer Reißaus genommen hat...“

Tales setzte eine leichte Schnute auf, als der junge König wieder belustigt zu lachen begann. „Es hat nicht Reißaus genommen...“ versuchte er nur zu erklären. „Es wollte mich einfach nicht auf sich sitzen lassen...“ Aran kringelte sich nur vor Lachen in seinem Ohrensessel. „Ja...in den Steigbügel hast du es geschafft, weiter aber auch nicht...und als Christian dir helfen wollte dich hochzuheben, ist es dann immer wieder ausgebüxt und hat sich dann mit lautem Wiehern über dich lustig gemacht...!“ „...“ Nun war es dem jungen Hofmagier aber etwas zu viel und er senkte den Blick mit glühenden Wangen hinunter zu Léla, die sich nur schnurrend auf seinem Schoß wälzte und ihn darum drängt sie weiterzukraulen. „Aber am besten daran...“ schnaufte der junge König dann nur, da ihm langsam die Puste von all dem Lachen ausging. „...war jedoch dein Gesichtsausdruck und deine Unbeholfenheit...“ Warm lächelnd sah er Tales an, der sich nun wieder etwas getraut hatte zu seinen Herrn hinaufzuschauen, was er jedoch sofort wider bereute.

„S-so?“ meinte er nur und blickte rasch wieder nach unten. Sein Blick...!, schoss es ihm durch den Kopf und sein Herz begann mit kleinen Flügeln zu schlagen, während seine Wangen ein noch tieferes Rot annahmen. „Ja...“ erwiderte Aran nur weiterhin warm lächelnd, stand auf und kniete sich zu Tales, wobei er mit einer Hand Léla zu kraulen versuchte, die ihm jedoch, im Gegensatz zu Tales, kaum Beachtung schenkte. Daher ließ er es innerlich seufzend und legte somit die Hand wieder auf den Kopf des jungen Magiers, den er nur lächelnd ansah. Aran strich ihm sanft über den Kopf und bewunderte dabei jedes Schimmern des Kaminfeuers im silbrig weißen Haar des anderen.

„Jemand, der so viel Wärme und Geborgenheit ausstrahlt, dass selbst eine Katze, die ja für ihre Eigensinnigkeit und einzelgängerische Art bekannt ist, sich auf seinem Schoß herumwälzt, nur um von ihm ein bisschen Aufmerksamkeit, diesen warmen Blick und dieses sanfte, liebevolle Lächeln zu bekommen...“ Aran lächelte schwer. „Ich beneide dich wirklich darum, Tales...“ Sofort hob der kleinere den Kopf. „Wieso? Was ist denn schon dabei, dass mich diese Katze mag, wenn ich noch nicht mal auf ein Pferd steigen kann, um meinen König bei der Jagd zu begleiten, die ihn so viel Freude macht...?“ Tales sah ihn fast schon verzweifelt an. „Die Jagd ist etwas, was Euch am meisten glücklich macht und ich kann nicht dabei sein...dabei...“ Verlegen und traurig senkte er wieder den Kopf. „...sehe ich es doch so gern, wenn Ihr glücklich seid...ich bin dann selber glücklich oder sogar glücklicher als sonst...“ Seine Stimme verstummte und er achtete nun aus Trauer weder darauf, was der König tat, noch wie sehr Léla um Aufmerksamkeit bettelte.

„Ach, Tales...“ Aran strich ihm liebevoller über den Kopf. „Du hast ja Recht, dass mir die Jagd am meisten Freude bereitet, aber...“ Er lächelte. „...weist du, worauf ich mich stets noch mehr freue? Hm? Und das hat nichts mit der Jagd zu tun, sondern dann, wenn ich von dieser zurückkomme...“ Zögernd hob Tales leicht den Kopf und sah ihn groß an. „...weil du jedes Mal am Tor stehst, um mich zu begrüßen, denn du wartest stets darauf, dass ich zurückkehre...“ erklärte er nur. „Weist du...es ist schön unterwegs zu sein...aber noch schöner ist es wieder nach Hause zu kommen...“ Langsam stand er wieder auf, sah jedoch weiterhin auf den Magier hinunter und in sein Gesicht, der den Blick des Königs die ganze Zeit nur innig erwiderte. „...und zu wissen, dass dort jemand ist, der dich erwartet...“
 

Diese Worte brannten sich in die Erinnerungen und in das Herz des jungen Magiers ein, denn sie waren das Schönste, was sein geliebter König bisher zu ihm gesagt hatte. Von daher war ihm zwar immer noch ganz mulmig zumute, dass er ihm wieder so nah gewesen war, doch war das Glücksgefühl über diese Worte stärker, als jegliche Verlegenheit, die sich auf seinen Wangen widerspiegelte.

Aran grinste leicht. „Und mal ehrlich...“ fügte er dann hinzu. „...du kannst Pferde doch eh nicht ausstehen, habe ich Recht? Zumindest was das reiten betrifft...sie sind dir zu hoch, du fühlst dich in einem Sattel unsicher und du hast Angst herunterzufallen...nicht wahr?“ „Wa...? I-ich...!“ Tales fiel aus allen Wolken. Zuerst sagte er etwas so schönes und nun wurde sein stolzer König auch noch...frech!? Aran lachte nur. „Jaa...du brauchst auch gar nicht erst versuchen dich irgendwie herauszureden...ich weis über alles bescheid...Christian hat es mir nämlich erzählt, dass du ihm das erzählt hast...“ Mit schiefem Kopf stemmte er die Hände in die Hüfte. „Und da frage ich mich doch ernsthaft, wieso du dann weiterhin darauf bestehst mitkommen zu wollen...“ Tales biss sich auf die Lippe und krallte sich mit den Händen in seine Hose. Léla hatte derweil das Betteln aufgegeben gehabt und räkelte sich nun auf einem Samtkissen, welches in der Nähe des Kamins lag. Dann sprang der jugne Magier auch schon auf. Er konnte nicht glauben, dass sein vermeintlich bester Freund so etwas einfach dem König ausplauderte, auch wenn beide selber beste Freunde waren. „Christian hat...!?“

„Was habe ich...?“ Unbemerkt der beiden lugte das Gesicht des jungen Mannes plötzlich durch den Türspalt und Christian sah, König sowie auch Hofmagier, mit großen Augen verwundert an.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück