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Generation³

von

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Erste Zeichen

Kapitel 2 – Erste Zeichen
 


 

„Das Programm wird für eine Sondermeldung unterbrochen!“
 

„Vor etwa einer Stunde tauchte am Hafen ein riesiges Monster auf! Augenzeugen berichten, dass es ‚aus dem nichts’ aufgetaucht und auch genauso wieder verschwunden ist. Glücklicherweise wurde niemand verletzt, allerdings ist der angerichtete Schaden immens. Experten schätzen den Gesamtschaden auf etwa…“
 

Die Nachrichtensendung lief auf allen Kanälen hoch und runter. Ganze Familien hingen zu Hause vor dem Fernseher, Trauben bildeten sich vor den Schaufenstern, in denen haufenweise Werbefernseher standen und doch gab es einige, die nichts davon mitbekamen.

Shigeru lief völlig geschafft an einem Menschenauflauf, der an einem der besagten Schaufenster klebte, auf dem Weg nach Hause vorbei und bemerkte nicht, wie sich eine Person aus der Masse löste und ihm hinterherlief. Er holte zu ihm auf und begrüßte ihn.
 

„Daisuke!“, bemerkte der blonde mit müden Augen. „Was machst du denn hier?“
 

„Hast du das mitbekommen? Da hat vor einer Stunde ein riesiges Monster im Hafen gewütet, das ist unglaublich! Keiner weiß woher es kam und wohin es ging, weil es plötzlich weg war!“ Daisuke war völlig aufgeregt und gestikulierte wild.
 

„Wie kann ein riesiges Monster plötzlich auftauchen und wieder verschwinden?“, fragte Shigeru und gähnte.
 

„Das weiß keiner, es war einfach weg!“
 

„Aha.“, antwortete der blonde desinteressiert.
 

„Dich lässt das ja ganz schön kalt!“, bemerkte Daisuke verwundert. „Die Stadt könnte in großer Gefahr sein!“
 

„Wozu sollte ich mir denn Gedanken über ein verdammtes Monster machen, dass eh nicht mehr da ist!?“
 

„Es könnte wieder auftauchen…und dann vielleicht im Zentrum der Stadt, oder sogar am Hikawa-Tempel!“, antwortete der braunhaarige verheißungsvoll und versuchte Shigeru aus der Reserve zu locken.
 

„Ach was.“, tat dieser es jedoch ab.
 

„Hey, es waren schon öfter Monster am Tempel, das weißt du genau! Frag doch Yuuichiro!“
 

Shigeru stoppte an einer Fußgängerampel um die Straße zu überqueren.

„Wo willst du hin?“
 

„Crown.“
 

„Schon wieder? Irgendwann hast du dein ganzes Taschengeld verzockt!“
 

„Kümmer’ dich um deinen eigenen Kram, klar?“, fuhr Shigeru den größeren an. „Im Gegensatz zu dir mache ich nicht ständig blau um im Dojo abzuhängen!“

Er verwies auf Daisukes Trainings-Gi, den er auch jetzt trug. Dieser blickte ihn nur etwas betroffen und überrascht zugleich an.
 

„Ok, beruhig dich. Du musst ja nicht gleich so aggressiv werden!“ Eigentlich erwartete Daisuke eine Entschuldigung, aber als die Ampel auf grün schaltete und Shigeru unbeirrt seinen Weg fortsetzte ohne noch ein einziges Wort zu verlieren, ließ er verärgert von ihm ab. Immerhin kümmerte er sich um seinen Körper und tat etwas für seine Gesundheit!

Eigentlich wollte er ja mit Shigeru ein bisschen rumhängen, aber das verwarf er schnell wieder. Daisuke zuckte die Achseln und schlug den Weg zurück zum Schulgelände ein, um dort im Dojo noch etwas zu trainieren. Vielleicht traf er ja jemanden, mit dem er sich messen konnte.
 


 

Er packte sie von hinten und wollte sie zu Boden zwingen, doch unerwartet rammte sie ihm ihren Ellbogen in den Bauch, woraufhin er seinen Griff lockerte, sie diese Chance nutzte und seinen Angriff mit einem gekonnten Schulterwurf erfolgreich konterte.
 

„Hey, gar nicht schlecht.“, keuchte Daisuke begeistert als er wieder aufstand und sich in Kampfbereitschaft begab. Der Ärger von vorhin war wie verflogen.
 

„Mich sollte man eben nicht unterschätzen!“, grinste Hinagiku außer Atem und war bereit, seinen nächsten Angriff abzuwehren.
 

„Echt, ich hab noch nie gegen jemanden gekämpft, der so stark ist. Und du bist nur ein Mädchen!“
 

„Ach, glaubst du Mädchen können mit Jungs nicht mithalten?“
 

Daisuke schlug zu, Hinagiku wehrte ab, dann versuchte er mit einem Tritt sein Glück, doch sie duckte sich unter diesem weg und zog geschickt Daisukes Standbein weg, woraufhin er wieder zu Boden segelte.
 

„Doch, jetzt glaube ich das!“, antwortete der braunhaarige enthusiastisch, als er auf dem Rücken lag und sie von unten her angrinste. „Du bist Wahnsinn!“

Hinagiku fühlte sich sehr geschmeichelt, ihr Herz machte einen kleinen Satz. Daisuke stand auf und sie blickten sich lange und intensiv an. Doch das piepende Geräusch aus Hinagikus Sporttasche zerstörte diesen Moment. Sie lief zu dieser herüber, kramte darin und suchte ihre Uhr.
 

„Ok, ich muss weg. Ich treffe mich noch mit meinen Freundinnen! Ich bin schon spät dran, ich habe keine Zeit mehr mich umzuziehen.“ Sie packte ihre Tasche, zog sich ihre Schuhe an und drehte sich zu Daisuke um.
 

„Trainierst du hier öfter?“
 

„Jeden Tag.“, antwortete Daisuke und lächelte freundlich.
 

„Dann…sehen wir uns!“, lächelte Hinagiku zurück und wollte rückwärts das Dojo verlassen, stieß dabei jedoch gegen den Türrahmen. Kurz lachte sie verlegen, drehte sich dann schnell um und verließ den Trainingsraum.

Die letzten Monate vernachlässigte Hinagiku das Training ziemlich, doch ab jetzt möchte sie wieder öfter trainieren gehen. Vielleicht jeden Tag.
 

Daisuke grinste ihr immer noch hinterher. Er nickte zufrieden und seine braunen Augen leuchteten. Das war das beste Training, das er seit Monaten hatte. Wenn er jetzt öfter mit Hinagiku trainieren würde, könnte er sich schnell verbessern und gleichzeitig müsste er sich nicht mehr mit den anderen Luschen rumärgern, die nicht gegen ihn ankamen.
 


 

„Komm schon, komm schon, komm schon, KOMM DOCH SCHON!!!“, schrie Shigeru seine Videospielfigur an, während er wild auf den Tasten rumhämmerte und am Joystick zerrte, doch kurz vor dem Ziel wurde sie getroffen und starb.
 

„Ach, VERDAMMTER MIST!!“ Er schlug mit den Fäusten auf den Apparat und fluchte vor sich hin. Jemand räusperte sich hinter ihm, worauf der blonde nicht reagierte.
 

„Entschuldigung?“ Jemand tippte ihn an die Schulter. Shigeru drehte sich um. Es war ein Mitarbeiter der Spielhalle.
 

„Entschuldige bitte, aber könntest du das Crown verlassen?“
 

„Was?“
 

„Zum einen solltest du mit dem Spielen aufhören, weil du viel zu wütend bist und zum anderen fühlen sich andere durch dein Geschrei und Gefluche wirklich belästigt. Du kannst wieder kommen, wenn du dich abgeregt hast.“ Der Mitarbeiter blickte Shigeru erwartungsvoll an und erst jetzt bemerkte er, dass er von den anderen Leuten verärgert angesehen wurde. Kurz überlegte er, etwas zu erwidern, doch dann schnappte er sich seine Tasche und verließ wutentbrannt die Spielhalle, wobei er noch demonstrativ den Mitarbeiter mit der Schulter anrempelte.
 

Fluchend ging er zur nächsten Fußgängerampel und trat sauer gegen diese, doch erwartete er eigentlich nicht, dass sein Tritt deren Stange aus dem Boden riss und sie krachend auf die Straße kippte, woraufhin einige Autos scharf bremsen mussten und so Auffahrunfälle nicht zu vermeiden waren. Erschrocken sprang Shigeru zurück. So feste war sein Tritt doch gar nicht, dass er eine ganze Ampel mit Leichtigkeit und mitsamt Kabeln, aus dem Boden reißen konnte!

Der blonde blickte sich mit Herzklopfen nach den anderen Fußgängern um, die schon neugierig um ihn herum standen und die Ampel fragend betrachteten, viele fragten, was passiert sei. Shigeru zog es vor schnell das Weite zu suchen, bevor ihm noch jemand die Schuld geben und mit dem Finger auf ihn zeigen konnte.
 


 

Minako riss außer Atem die Tür zu Reis Zimmer auf und purzelte mit Artemis herein.
 

„Da bist du ja endlich!“, meckerte Rei und verschränkte die Arme. „Wenn Bunny nicht zu spät ist, kommst du zu spät, das ist doch nicht zum Aushalten!“
 

„Hey!“, beschwerte sich Bunny.
 

„Tut mir leid, aber ich habe einen guten Grund!“, erwiderte Minako ernst, worauf Artemis ihr zustimmte und in fragende Gesichter blickte. Eigentlich dachte er, dass sie alle schon bescheid wüssten.
 

„Habt ihr es noch nicht gehört?“, fragte er in die Runde.
 

„Was denn gehört?“, wollte Ami wissen.

Minako eilte zu Reis Fernseher und schaltete diesen ein.
 

„Es ist auf jedem Sender, schon wieder ein Monster!“
 

„Schon wieder?“, fragte Luna verwirrt. „Was meinst du mit ‚schon wieder’?“
 

„Habt ihr es nicht mitbekommen?“ Die erstaunte Minako blickte in die immer noch fragenden Gesichter ihrer Freundinnen, während ein Bericht über ein weiteres Monster in Tokyo im Fernseher lief. Sie dachte eigentlich, dass es zumindest Luna wüsste.
 

„Ihr habt es wirklich nicht mitbekommen? Ein riesiges Monster ist im Hafen aufgetaucht, hat ein bisschen rumgewütet und ist dann wieder verschwunden! Und gerade eben ist schon wieder eins vor dem Krankenhaus aufgetaucht! Aber das war auch nicht besonders lange da.“, erklärte die 16-jährige in aller Kürze.
 

„Wohin verschwanden sie?“, fragte Ami.
 

„Das weiß keiner. Die Monster tauchen plötzlich auf und sind genauso schnell wieder weg.“, fügte die weiße Katze hinzu.
 

„Das ist aber seltsam.“, merkte Makoto nachdenklich an. „Glaubt ihr, das sind neue Feinde?“
 

„Vermutlich.“, antwortete Artemis. „Wir sollten der Sache auf jeden Fall auf den Grund gehen, bevor noch etwas Ernsthaftes passiert.“ Alle stimmten ihm zu.
 

„Aber seltsam ist es schon.“, begann Ami. „Es war so lange still, dass ich schon dachte, wir hätten alle, die die Erde bedrohen, besiegt.“
 

„Schön wär’s!“, seufzte Makoto.
 

„Wir sollten uns an den beiden Orten vielleicht mal umsehen.“, schlug Luna vor. „Am besten trennen wir uns und treffen uns später wieder hier.“
 

„Jaaaa, keine Lerngruppe heute!!“, jubelte Bunny und fing sich von allen einen mahnenden Blick ein.
 

„Bunny, das ist kein Spaß!“, ermahnte Luna sie auch.
 

„Tut mir leid.“, entschuldigte sie sich. „Aber heute habe ich wirklich keinen Nerv zum Lernen.“
 

„Den hast du nie!“, erwiderte Rei barsch.
 

„Meine Schuld ist das aber nicht!“ Bunny verschränkte die Arme.
 

„Ach, soll das etwa meine Schuld sein!?“
 

„Wessen Schuld sollte-“
 

„Hört auf!“, unterbrach Luna die beiden mit lauter Stimme und sprang auf Reis Bett. „Die Lage ist ernst! Wir sollten keine Zeit verlieren, damit riskieren wir nur das Leben aller Menschen in der Stadt!“

Die schwarze Katze hatte nun wieder die Aufmerksamkeit aller.

„Ok, wir teilen uns auf. Rei, Bunny, ihr kommt mit mir! Wir gehen zum Krankenhaus und ihr anderen geht zum Hafen! Wir müssen nach Spuren und verdächtigen Personen suchen. Heute Abend treffen wir uns dann wieder hier!“
 

„Verstanden!“

Die Mädchen standen eilig auf und machten sich auf den Weg.
 


 

„Hey, Leute!“, begrüßte Hinagiku abgehetzt ihre Freundinnen und gesellte sich zu ihnen. Diese waren schon halb fertig mit ihren Eisbechern.
 

„Hallo, Hinagiku.“, begrüßte Momoko sie etwas verwundert.
 

„Hast du trainiert?“, fragte Yuri mit Blick auf den Karateanzug ihrer Freundin.
 

„Ja, ich werde ab jetzt wieder öfter trainieren.“, antwortete sie rotwangig und blickte angestrengt in die Eiskarte.

Die anderen tauschten einen Blick aus.
 

„Wo waren wir?“, versuchte Scarlet das Gespräch wieder aufzunehmen, während sie in ihrem Eisbecher herumstocherte.
 

„Bei den Sailor Kriegerinnen.“, antwortete Momoko. Hinagiku wurde hellhörig.
 

„Wer sind die Sailor Kriegerinnen?“
 

„Das wissen wir auch nicht so genau.“, antwortete Yuri. „Sie wurden in Zusammenhang mit diesen Monstern in den Nachrichten erwähnt.“
 

„Du meinst, sie haben etwas mit den Monstern zu tun?“, harkte sie nach.
 

„Nein, es war eher ein indirekter Hilferuf an sie. Wir haben nur noch nie etwas von diesen Sailor Kriegerinnen gehört, deswegen finden wir es seltsam, dass sie um Hilfe gebeten werden.“, erläutete Scarlet.
 

„Vielleicht ist es ein Geheimbund!?“, vermutete Hinagiku.
 

„Wir glauben eher, dass es möglicherweise auch Mädchen wie wir sind.“, meinte Yuri. Hinagiku nickte.
 

„Böse sind sie bestimmt nicht. Vielleicht können wir uns sogar mit ihnen zusammen tun!? Stellt euch das mal vor!“, träumte Momoko während sie ihren Eisbecher in sich hinein schaufelte.
 

„Ja, aber zuerst müssten wir sie überhaupt mal treffen!“, erwiderte Yuri. „Wie stellst du dir das vor? Wir werden ihnen wohl kaum einfach so über den Weg laufen!“

In diesem Moment liefen Bunny, Rei und Luna an dem Eiscafé, das auf dem Weg zum Krankenhaus lag, vorbei.
 


 

Vor dem Krankenhaus war der reinste Trubel. Polizisten, Feuerwehrleute und Reporter mit ihren Kamerateams untersuchten alles aufs Genaueste. Viele Schaulustige standen hinter einem Absperrband und beobachteten sie bei ihrer Arbeit.
 

„Na toll, so können wir nie ungestört nach Hinweisen suchen.“, fluchte Bunny, als sie vor einem Absperrband zum Stehen kamen und den Beamten nur von weitem beim Arbeiten zusehen konnten.
 

„Wir müssen irgendwie da rein.“ Luna suchte nach einer Möglichkeit, unbehindert das Gelände zu betreten.
 

„Wir müssen wohl heute Nacht wiederkommen.“, schlug Rei stattdessen vor.

Hartnäckig suchte Luna noch immer einen Weg unentdeckt zu bleiben, doch sie mussten vorerst auf ein anderes Mittel zurückgreifen, dass ihr Weg hierher nicht völlig umsonst war.
 

„Rei, kannst du nicht versuchen eine böse Aura zu erspüren?“, bat die kluge Katze. Die angesprochene nickte, schloss die Augen und konzentrierte sich. Sie fühlte alles Mögliche, nur keine bösen Aktivitäten. Rei strengte sich mehr an, da sie sich, ebenso wie Luna, fast sicher war, dass es hier irgendeinen Hinweis geben musste. Und tatsächlich spürte sie plötzlich eine seltsame Aura, nur kam diese nicht aus der Nähe des Krankenhauses und war auch nicht böse.
 

„Ich spüre eine Aura!“, berichtete sie, während sie noch immer die Augen geschlossen hielt und nach dem Aufenthaltsort sondierte.
 

„Woher kommt sie?“, wollte Bunny aufgeregt wissen. Sie hatte nicht so schnell mit einem Erfolg gerechnet.
 

„Sie kommt…“ Rei hatte große Mühe die Aura nicht zu verlieren, da sie zunehmend schwächer wurde. „…aus dieser Richtung!“ Sie deutete in eine Nebenstraße, woraufhin sie sich dorthin begaben. Rei führte Luna und Bunny in eine kleine Gasse, von der aus sie in den Hinterhof eines heruntergekommenen Hotels schlüpften, der auf der gegenüberliegenden Seite wieder zu einer Hauptstraße führte.
 

„Hier stinkt’s!“, Bunny hielt sich geekelt die Nase zu und betrachtete sich den schmutzigen Hof, auf dem der meiste Müll nicht in dem dafür vorgesehenen Container, sondern überall sonst landete.

Vorsichtig suchten sie nach einer Spur. Bunny schob einige Müllsäcke beiseite und wurde von Shigeru, der dahinter kauerte, völlig erschreckt. Sie schrie auf, woraufhin auch er schrie und aufsprang.
 

„Erschreck mich nicht so, verdammt noch mal!“, beschwerte er sich bei Bunny.

Rei betrachtete ihren Mitbewohner, der nicht nur völlig gehetzt aussah, sondern zudem noch von unten bis oben dreckig war.
 

„Was machst du denn hier?“, fragte die dunkelhaarige verwirrt. „Und wie siehst du überhaupt aus?“
 

„Ich, ähm…ich bin nur…ich hab’…“ Shigeru wusste nicht, was er ihr sagen sollte. Etwa, dass er sich hier versteckte, weil er Angst hatte, dass ihn jemand gesehen haben könnte, als er eine Ampel mit einem bloßen Tritt umwarf? Er entschied sich, das unter keinen Umständen irgendjemandem zu erzählen. Man würde ihn für verrückt erklären. „Ähm…hey, was geht dich das eigentlich an!? Ich kann auch fragen, warum ihr hier im Müll wühlt!“

Rei, Bunny und Luna blickten ihn alarmiert an. Dass sie auf der Suche nach Hinweisen zu diesem Monster waren, musste er ja nicht unbedingt wissen.
 

„Wir…wühlen nicht im Müll. Wir…machen nichts.“, meinte Bunny und zuckte die Achseln.
 

„Seht ihr…ich mache auch nichts.“, erwiderte Shigeru unschuldig. Kurz standen sie sich unbeholfen gegenüber und schauten in verschiedene Richtungen.
 

„Ok.“, versuchte Rei die Situation abzuschließen.
 

„Ok.“, wiederholte Shigeru genauso abschließend.
 

„Wir…sehen uns dann zum Abendessen?“, fragte sie, als sei nichts gewesen.
 

„Ja, Abendessen.“, nickte der blonde. Unbeholfen kratzte er sich am Arm.
 

„Abendessen.“, wiederholte Rei.
 

„Bis, ähm…dann heute Abend.“, verabschiedete sich Shigeru.
 

„Bis heute Abend.“, wiederholte sie nochmals, woraufhin der 18-jährige den Hinterhof erst gehend, dann immer schneller werdend, in die eine Richtung und Rei, Bunny vor sich her schiebend, in die andere Richtung verließ.
 

„Was war das denn?“, fragte Bunny etwas verunsichert über Shigerus Anwesenheit in diesem Hinterhof. „Wieso sitzt er zwischen Müllsäcken rum?“
 

„Keine Ahnung, aber ich glaub’ ich will das auch gar nicht wissen.“, erwiderte Rei und bog auf den Bürgersteig. „Er…ist eben seltsam.“

Sie kannte ihn jetzt schon so viele Jahre, aber manchmal wurde sie einfach nicht schlau aus ihm.
 

„Vergesst nicht, warum wir hier sind!“, ermahnte Luna die beiden.
 

„Stimmt.“, erwiderte Bunny. „Wir müssen Spuren suchen!“
 

„Rei, spürst du die Aura noch?“
 

„Nein…tut mir leid, ich hab sie verloren. Dieser Trottel hat alles kaputt gemacht!“, knurrte sie.
 

„Das macht nichts. Geht ihr zurück zum Tempel, ich denke nicht, dass ihr euch jetzt hinter die Absperrung schmuggeln könnt. Ich komme alleine wohl besser voran.“, schlug die schwarze Katze vor. „Wenn ich etwas Verdächtiges entdecke, können wir heute Nacht wieder zurückkommen!“
 


 

„Was soll das heißen, er ist weg?“, fragte Takeshi seinen Mannschaftskameraden leicht gereizt. Sein gegenüber stand völlig außer Atem, die Hände in die Knie gestützt, vor ihm. Er war wohl die ganze Strecke von dem Haus seines Teamkameraden bis zum Sportplatz der Oberschule, wo sich die Mannschaft zum trainieren verabredet hatte, gerannt.
 

„Wir haben abgemacht, dass ich ihn abhole.“, erzählte er keuchend. „Aber seine Eltern haben gemeint, dass er heute nicht aus der Schule kam. Dabei hab ich heute Mittag noch gesehen, wie er ins Haus ging!“

Mittlerweile hatte sich die ganze Mannschaft um ihn versammelt und hörten gebannt zu.
 

„Er ist der beste Mittelfeldspieler, er kann nicht einfach so verschwinden!“, erwiderte Takeshi laut.
 

„Hey, beruhig’ dich mal, ich glaube das Spiel ist jetzt zweitrangig!“, ermahnte Yosuke ihn.
 

„Er hat Recht, das ist eine ernste Angelegenheit, wenn er grundlos verschwunden ist.“, schaltete sich Katsuja ein.
 

„Vielleicht ist er weggelaufen.“, vermutete ein anderer Spieler. „Hat er darauf vielleicht irgendwann mal angespielt?“
 

„Nein.“ Der Freund des Vermissten schüttelte den Kopf. „Er war ganz normal. Wie immer. Er hatte sich sogar noch auf das Spiel gefreut!“

Kurz schwiegen die Sportler betroffen.
 

„Wir können jetzt aber auch nichts tun.“, warf ein anderer resigniert ein. „Wir können nur hoffen, dass es sich um ein Missverständnis handelt und er bald wieder auftaucht.“
 

„Er hat Recht…“, stimmte ein anderer zu. „Lasst uns weiter trainieren, das Turnier wird so schon hart genug.“

Alle setzten sich in Bewegung um ihr Übungsspiel fortzusetzen. Nur Yosuke und Katsuja warfen sich einen vielsagenden Blick zu.
 


 

Der rothaarige stieg die langatmige Treppe zum Hikawa-Tempel hinauf. Er verfluchte jedes Mal dieses ewige Treppengesteige und würde hier am liebsten einen Fahrstuhl oder Lift einbauen lassen. Vielleicht würde der Tempel dann auch mehr Besucher haben. Obwohl er ja eigentlich schon ziemlich gut besucht war. Aber wahrscheinlich gehören die ewig langen Treppen zum Flair des Tempels und waren im Grunde unabdingbar.

Oben angekommen sah es ziemlich verlassen aus. Normalerweise kehrte immer jemand den Vorplatz, oder Mädchen rannten umher und beteten aufgeregt für ihre Liebe. Eine solche Stille wie jetzt war ganz und gar nicht normal. Nicht mal Yuuichiro war irgendwo zu sehen.

Yamamoto kratzte sich am Hinterkopf und beschloss Shigeru in seinem Zimmer zu suchen. Er läutete an der Haustür, doch selbst nach längerem Warten und wiederholtem Klingeln öffnete niemand die Tür. Der Computerfreak entschied sich heute mal besonders aufdringlich zu sein und schlich sich um das Haus herum zu Shigerus Zimmer. Immerhin waren sie ja verabredet, vielleicht hatte sein Kumpel die Klingel einfach nur nicht gehört. Vorsichtig lugte er in das Zimmer des blonden, doch auch hier war keine Spur von irgendjemandem zu sehen. Ungewöhnlich war es schon, sonst war zumindest Reis Großvater da.

Da musste er wohl seine Pläne kurzerhand umschmeißen und seinen Besuch im Elektronikfachgeschäft vorziehen.

Gerade als Yamamoto wieder die Treppe erreichte, kamen ihm Rei und Bunny entgegen.
 

„Hi, wisst ihr wo Shigeru ist? Wir waren verabredet, aber er ist nicht da…“, harkte er bei den beiden nach, in der Hoffnung endlich über dessen Verbleib aufgeklärt zu werden.

Bunny und Rei tauschten einen Blick und waren sich wortlos einig, dem rothaarigen nichts über deren Begegnung mit Shigeru zu erzählen.
 

„Ach, der?“, lachte Bunny unsicher. „Der ist…irgendwo.“
 

„Irgendwo?“ Yamamoto hob eine Braue und blickte die beiden fragend an. Falls es eine Ausrede sein sollte, war sie nicht besonders gut.
 

„Ja, irgendwo und nirgendwo!“, bestätigte die dunkelhaarige und ging auf Bunnys Spiel ein. „Der streunt doch überall rum.“

Der rothaarige blinzelte ein paar Mal.
 

„Sag bloß, du warst noch nie nirgendwo!?“, fragte Bunny gespielt fassungslos.

Yamamoto blickte die beiden immer noch fragend an und konnte sich beim besten Willen kein Lachen abringen, falls das witzig sein sollte.
 

„Ihr wisst, dass ihr gerade nicht sehr ernst zu nehmen seid!??“

Rei nickte seufzend und kratzte sich am Kopf.
 

„Hör zu, Shigeru ist im Moment-“, begann sie, wurde jedoch von Yamamoto unterbrochen.
 

„Aggressiv? Aufbrausend? Nicht bei Verstand?“, beendete er ihren Satz.
 

„Eigentlich wollte ich ‚seltsam’ sagen…“ Rei blickte den großen Kerl verwirrt an. Sie spielte doch eigentlich nur auf die Situation von vorhin an, er schien aber schon weitaus mehr erlebt zu haben.

Yamamoto seufzte.
 

„Naja…er hat sich die letzten Tage arg verändert.“, begann er zu erzählen. „Zum einen ist er total unausgeschlafen und zum anderen geht er immer gleich an die Decke, wenn man etwas zu ihm sagt.“
 

„Jeder hat mal eine schlechte Phase.“, versuchte Bunny sein Verhalten zu erklären. „Das ist völlig normal.“
 

„Er hat heute eine Tür aus der Angel gerissen!“, erwiderte Yamamoto, hob beide Augenbrauen und war gespannt, wie Bunny das erklären wollte.
 

„Gehen wir doch lieber rein, dort können wir besser reden.“, schlug Rei vor, als sie das hörte. Hier ging schon so viel Seltsames vor, da wunderte sie es kaum, dass sich auch die Menschen veränderten. Sie begaben sich in ihr Zimmer um dort ungestört weiterzureden.
 

„Wie konnte er eine Tür aus der Angel reißen?“ Die dunkelhaarige versuchte wieder das Gespräch aufzunehmen, während sie sich auf ihr Bett sinken ließ.
 

„Ich hab keine Ahnung.“ Der rothaarige zuckte mit den Schultern. „Es wär’ ja was anderes gewesen, wenn die Schule ein altes verfallenes Gebäude wäre, aber…“ Er brach ab.

Rei und Bunny nickten verstehend.
 

„Das passt gar nicht zu ihm.“, fuhr Yamamoto fort. „Er ist normalerweise die Ruhe selbst und lässt sich durch nichts provozieren, aber heute hatte er sogar ein Mädchen angeschrien, weil sie ihn aus Versehen angerempelt hat. Ich weiß nicht was mit ihm los ist.“

Er blickte hilfesuchend zu Rei.

„Du kennst ihn so lange und er wohnt sogar hier…weißt du nicht, was er haben könnte? Hat er vielleicht Liebeskummer? Oder irgendwelche Schwierigkeiten?“
 

Doch diese musste zugeben, dass ihr sein verändertes Verhalten noch gar nicht bewusst aufgefallen war. Aber sie hatte ihn auch die letzten Tage kaum gesehen. Sie konnte als Antwort nur den Kopf schütteln.

„Tut mir leid, ich…weiß nicht was mit ihm ist.“
 

Yamamoto nickte verstehend.

„Ok…ich hoffe, er wird bald wieder normal.“



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