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50 Mio Yen

Hakuei x Rose (Blut und Horror)
von

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„Ich vergreife mich nicht an Kindern.“

Beta’d: von der unvergleichlichen Tattoo, die immer noch Zeit und Geduld hat <3

A/N: es geht so langsam los... ;)
 

~*~*~*~
 

Nach diesem einen Tag wurde es merklich angenehmer. Ich wurde nicht mehr so oft von Rose angeschwiegen und allgemein schien er immer mehr Vertrauen zu mir zu fassen. Er erlaubte es sich zunehmend, Schwächen vor mir zu zeigen und auch zuzugeben, er wurde offener und erzählte mir mehr von sich. Im Gegenzug erzählte ich ihm mehr von mir. Nicht von der Person, die ich mir erschaffen hatte, das hätte er gemerkt.

Ich stellte ihn einmal auf die Probe und behauptete, dass ich für mein Leben gern Zitroneneis essen würde, dabei hasste ich es wie die Pest. Sofort schaute mich der Blonde irritiert an und fragte mich, warum ich ihn angelogen hatte. ...Unheimlich.

Seitdem gab ich mir Mühe, nie wieder in seiner Gegenwart zu lügen, was sich als sehr schwierig herausstellte, bis ich irgendwann beschloss, ihm mehr von mir, von meiner eigenen Person preiszugeben. Sonderlich schaden konnte es ja nicht, der einzige Effekt war, dass er mir nur noch mehr vertraute.

Entschieden, ob ich ihn nach getaner Arbeit umbringen oder ihm sein Leben lassen würde, hatte ich auch nach weiteren zwei Wochen, also insgesamt bereits seit einem Monat nicht. Es kam mir kürzer vor.
 

Nach genau dreißig Tagen unserer Bekanntschaft konnte ich ihn das erste Mal dazu bewegen, das Klinikgebäude zu verlassen.

„Warum gehst du denn nur so selten nach draußen?“, wollte ich wissen, nachdem wir an die frische Luft getreten waren.

Rose atmete einmal tief ein und sah sich anschließend misstrauisch um, ehe er hinter mir her hastete. „Draußen ist es gefährlich“, erwiderte er und berührte kurz meinen Unterarm. „Das habe ich schon als Kind gelernt, überall sind Leute, die mir nichts Gutes wollen. Und außerdem macht es mich unsicher, wenn ich den großen weiten Himmel sehe, weil ich wissen sollte, wie unwichtig ich eigentlich bin, ich kann es mir nur nicht vorstellen...“

Ich lächelte leicht. „Aber wenn diese Leute dir wirklich Böses wollen, dann werden Mauern sie nicht aufhalten. Und kommst du dir nicht auch unwichtig vor, wenn dir aufgeht, wie groß die Welt eigentlich ist, dass jeder sein eigenes Leben führt und dass man selbst für den einen der Mittelpunkt seines Daseins, für den anderen aber nur der Arsch, der einem die Vorfahrt nimmt, sein kann?“, bemerkte ich und schritt weiter den Weg entlang. Ich wollte zu einer bestimmten Stelle, und das möglichst, bevor der Blonde wieder umkehren wollte. Er konnte ziemlich dickköpfig sein, das hatte ich bereits erleben dürfen.

„Natürlich, aber für mich ist Draußen-Sein immer mit Bedrohung verbunden“, meinte Rose, der unsicher hinter mir her gegangen war und unvermittelt stehen blieb. „Warte mal!“, forderte er bestimmt.

Irritiert hielt auch ich inne und drehte mich zu ihm um. „Was ist denn?“, fragte ich ihn besorgt. Er wirkte ein wenig aufgewühlt und schien nicht so ganz zu wissen, was er machen sollte.

„Fass mich an“, murmelte er leise und wich dabei meinem Blick aus.

Ich hob eine Augenbraue. „Bitte?“

Kurzerhand griff er nach meiner Hand und schlang seinen anderen Arm um meinen, drückte sich etwas an mich. „Das beruhigt mich“, erklärte er noch immer leise.

„Ach Rose“, seufzte ich und schüttelte leicht den Kopf, ging dann weiter, bis zu einer Bank, die genau der Sonne zugewandt war und vor einem Blumenbeet mit unheimlich farbenfrohen Blüten stand. Die meisten von ihnen waren pink.

„Oh, das gefällt mir“, meinte der Blonde schwach lächelnd und ließ sich mit mir zusammen auf die Bank sinken, schmiegte sich dabei aber weiterhin dicht an mich.

Eine Weile saßen wir nur schweigend da, genossen die warmen Sonnenstrahlen und die erfrischende Brise, die von Zeit zu Zeit wehte. Irgendwann zog ich meinen Arm aus Roses Umklammerung, was er mit einem widerwilligen Geräusch quittierte, dann allerdings lächeln musste, als ich ihm den Arm um die Schultern legte. Auf der Stelle kuschelte er sich dichter an mich und legte mir den Kopf an die Schulter.

„Wie kommt es, dass du mit einem Mal so anschmiegsam wirst?“, fragte ich leise und warf ihm einen kurzen Blick zu. Bis heute hatte er mir nicht erlaubt, ihn zu berühren, daher überraschte mich sein unvermittelter Sinneswandel.

„Mir war danach“, antwortete er leichthin. „Eigentlich hatte ich es schon viel eher gewollt, nur da war ich mir nicht sicher, ob du davon so begeistert wärst... oder ob du es falsch verstehen würdest.“

„Und was hat dich dazu gebracht, dir so sicher zu sein, dass ich das nicht tue?“, wollte ich weiter wissen.

„Nichts.“ Er zuckte die Achseln. „Ich hab es einfach ausprobiert.“

Darüber dachte ich einen Moment nach. Hatte ich so distanziert gewirkt oder hatte er einfach so viel Angst, zurückgewiesen zu werden? Auf jeden Fall war es niedlich. Und ich sollte es nicht falsch verstehen? Gab es denn da etwas, das ich falsch verstehen könnte? Hm, ich war mir sicher, wenn ich es drauf anlegen würde, dann könnte ich ihn ohne Probleme verführen. Die Frage war, ob das für die Aufträge förderlich wäre. Und ob ich es überhaupt wollte. Und ob Rose es wollte. Da kam mir ein weiterer Gedanke und ich sah ihn wieder kurz an. „Hast du schon mal jemanden geküsst?“

Rose schürzte die Lippen. „Nein“, gab er langsam zurück.

Nicht? Bei seinem Aussehen müssten die Mädchen doch scharenweise hinter ihm her sein. „Wirklich nicht? Und die Frage, ob du schon mal Sex hattest, erübrigt sich dann, oder?“

Er nickte leicht.

„Und wie hältst du dann den Druck aus?“, fragte ich weiter. Ich kam nicht umhin, ihn ein wenig zu triezen.

„Druck?“, wollte er mit gerunzelter Stirn wissen.

Ich sah ihn einen Moment wortlos an.

„Was... oh!“ Seine Augen wurden groß, als er verstand, was ich meinte. „Oh. Uhm... ich muss ihn ja aushalten, wenn ich selbst was dagegen machen würde, dann würde ich doch blind, oder nicht?“

Bitte?? Ich starrte ihn an. „Ich glaube, du hast ... einiges an Nachholbedarf“, bemerkte ich trocken.

Rose hob den Kopf und schaute mich an. „Hilfst du mir dabei?“, bat er.

Ich schüttelte den Kopf. „Nein, nein, lass dir das mal schön von jemand anderem zeigen, ich werde deine Situation ganz bestimmt nicht ausnutzen...“

Langsam breitete sich ein echtes Lächeln auf Roses Gesicht aus, das erste, was ich je zu Gesicht bekommen hatte. Es stand ihm ausgesprochen gut. „Was denkst du von mir?“, wollte er wissen und knuffte mich in die Seite. „Klar hatte ich schon mal Sex, natürlich hab ich schon mal jemanden geküsst... aber ich sag dir nicht, wen, sonst denkst du wirklich was Falsches von mir.“

.....Also bitte. Nicht nur, dass er es sich erlauben wollte, mich zu verarschen, er schaffte es auch noch. Ich lächelte leicht. „Lass mich raten – es war ein Mann?“

Wieder wurden seine Augen groß. „Woher weißt du das? Merkt man mir das an?“

Nur ein bisschen, Kleiner, dachte ich mir im Stillen. Ich hätte mich selbst darauf verwettet, dass er schwul war, so, wie er sich verhielt und redete... und er mochte pink. „Na ja, wenn man weiß, worauf man achten muss...“ Ich zuckte mit den Schultern.

„Du...“ Roses Augen zeigten immer mehr Erstaunen. „Du auch?“

„Glaubst du, ich hätte dich sonst mit mir kuscheln lassen?“, wollte ich wissen und strich ihm eine Haarsträhne zurück. „Aber bitte, fang gar nicht erst an, dir Hoffnungen zu machen. Obwohl ich dich unheimlich nett finde und kein Problem darin sehe, mit dir zu kuscheln, schlafen werde ich nicht mit dir. Dazu bist du mir ein bisschen zu jung und unerfahren“, fügte ich hinzu.

„Jung?“, wiederholte er unzufrieden.

Ich lächelte leicht. „Ich bin mehr als zehn Jahre älter als du.“

Das schien er durchgehen zu lassen. Er lehnte seinen Kopf wieder an mich.

Einige Minuten herrschte angenehmes Schweigen, man hörte nur gelegentlich Vogelgezwitscher.

„Darf ich dir mal eine persönliche Frage stellen?“, murmelte Rose anschließend.

„Klar, was denn?“, gab ich zurück und erwartete schon das Schlimmste.

„....Wie heißt du noch mal?“

Das ließ mich breit grinsen. „Du vertraust mir so weit, dass ich dich anfassen darf und dass du mir persönliche Dinge erzählst, und du weißt nicht mal meinen NAMEN?“

Er wurde rot. „Erst war es mir ziemlich egal, und dann war es mir zu peinlich zu fragen...“, verteidigte er sich schwach.

„Ich bin Hakuei“, lächelte ich und strich ihm zärtlich über den Nacken.

„Hakuei“, wiederholte er und nickte. „Okay, ich merk es mir dieses Mal.“
 

~*~
 

Rose hatte mir die Sache mit den toten Menschen anstandslos geglaubt. Dadurch wurde alles etwas komplizierter, da mir nicht klar war, ob er nur manchmal wusste, wann ich log, oder ob er es eigentlich nicht wusste, sondern nur so getan hatte. Dennoch passte ich weiterhin auf, was ich von mir gab. Schwierig wurde es erst, wenn er mir eine direkte Frage stellte wie die, ob ich mit seiner Familie zu tun hatte. Wich ich aus, dann wusste er die Antwort auf jeden Fall, log ich, war ich mir nicht sicher. Aber was sicher war: Danach würde er mir nicht mehr vertrauen, egal, was ich tat. Es war schwierig, aber ich versuchte, solchen Fragen so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen.

Was allerdings zunehmend zu einem Problem wurde, war die Tatsache, dass der Blonde immer häufiger offene oder diskretere Annährungsversuche startete. Es störte mich nicht, wenn er beim Fernsehen zu mir aufs Bett kam, ich hatte auch nichts dagegen, wenn er dabei kuscheln wollte, aber wenn er dabei meinen Hals anknabberte und sich eine Hand auf meinen Oberschenkel verirrte, wurde es mir doch zu viel.

Nicht, dass ich so von Rose abgeneigt wäre, ich fand ihn durchaus attraktiv, wenn auch etwas dünn. Aber er war nun mal nicht mein Typ. Ich stand nicht auf diese niedlichen, fluffigen, dackeläugigen und pinkfarbenen Bishônen. In weiblicher Ausführung könnte ich jedes Mal kotzen, wenn ich so jemanden sah. Was ich wollte, war etwas anderes – ich wollte jemanden, der nicht so schwach, nicht so kümmer-dich-um-mich-ich-bin-doch-soooo-süß war. Ich hatte schon einige Menschen kennen gelernt, die genau das waren, was ich mir unter einer guten zweiten Hälfte vorstellte, Männer wie Frauen. Aber es hatte nie etwas Dauerhaftes werden können, länger als ein Jahr war unmöglich. Entweder bekam ich einen Auftrag, der mich zwang, die Beziehung aufzugeben, die jeweilige andere Person wurde umgebracht, fand jemand anderen oder wollte mich nicht mehr. Aber so wirklich interessieren tat es mich nicht – ich wartete. Ich war mir sicher, irgendwann würde ich mein Gegenstück finden, das genau das war, wonach ich suchte. Vielleicht hatte ich es bereits seit Jahren vor Augen und bemerkte es nur nicht.

Ich hätte kein Problem damit, mit Rose zu schlafen, schließlich war er mir wirklich sympathisch. Aber genauso gut hatte ich kein Problem damit, keinen Sex mit ihm zu haben. Er sah das definitiv anders.

„Also so langsam werde ich echt ungeduldig“, knurrte Gara leise, als ich mich neben ihn stellte.

„Und der Grund dafür wäre?“, wollte ich wissen und hob eine Augenbraue. „Wenn du meinst-“

„Du hattest bereits über einen Monat Zeit, fast eineinhalb, und du machst immer noch keine Fortschritte. Wir wissen nicht, wann die Suzukis ihn wieder da raus holen, deshalb würde ich dir wirklich raten, dass-“

„Halt erst mal die Luft an“, unterbrach ich ihn ruhig. Er musterte mich finster. Ich mochte ihn nicht wirklich, er war zu sehr auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Würde es bei dem Auftrag nicht um seinen eigenen Kopf, sondern um den eines lange ohne Grund verhassten Verwandten gehen, dann würde er mich beschwichtigen, dass es nicht so wichtig wäre, den Auftrag auszuführen. Na ja, er war nun mal Yakuza. Das war es auch, was mich an ihnen störte – sie waren viel zu sehr auf ihre eigene Person bezogen. Anders gedacht – unterschied ich mich da so viel von ihnen? Ich löschte Menschenleben aus, um Geld zu bekommen. Und die Tatsache, dass ich es nicht allzu gerne tat, machte es auch nicht besser. Was höchstens noch zählen könnte, war, dass ich nach diesem Auftrag ganz aufhören würde, dann hätte ich endlich ausreichend Geld, um mir ein schönes Leben, fern von Gewalt, Verrat und Leichen zu machen. Nun ja, ich konnte es auch verstehen, wenn andere Menschen mich unsympathisch fanden, aber bis sie keine Heiligen waren, fand ich, konnten sie mir nichts erzählen.

„Fortschritte gibt es durchaus“, redete ich weiter. „Er vertraut mir immer mehr und erzählt mir immer persönlichere Dinge. Es läuft schon in die gewünschte Richtung.“

„Dann frag ihn doch gleich, dann hast du’s hinter dir“, versuchte Gara mich zu drängen.

„Ich sagte, dass er mir ‚immer mehr’ vertraut, nicht ‚vollkommen’“, korrigierte ich ihn sachlich. „Gib mir Zeit, das ist alles, was ich brauche. Mehr Zeit, und er frisst mir aus der Hand. Du willst doch, dass ich meinen Job ordentlich erledige, oder?“

„Natürlich, aber wenn ich dir noch mehr Zeit gebe... wie gesagt, die Suzukis-“

„-werden ihn ganz bestimmt nicht JETZT verschwinden lassen.“ Ich schüttelte den Kopf. „Wenn sie auch nur ansatzweise wissen, was in ihm vorgeht, dann werden sie ihn nicht einen Monat in eine ihm völlig unbekannte Umgebung stecken, um ihn hinterher an einen ihm nur noch fremderen Ort zu bringen. Ich denke, ein Vierteljahr wird er mindestens bleiben, bis er sich etwas eingewöhnt hat. Außerdem ist er wirklich krank. Hat irgendwelche Halluzinationen und glaubt, sehen zu können, wenn eine Person kurz vor dem Tod steht... Er wird wahrscheinlich noch einiges an Zeit hier verbringen.“

„Was ich allerdings immer noch nicht verstehe, ist, warum sie ihn völlig ohne Schutz in der Klinik lassen“, sprach Gara einen wunden Punkt an, über den er sich jedes zweite Mal aufregte. Ich war jedes Mal kurz davor, ihm zu sagen, dass sie ihn ja nicht ohne Schutz in der Anstalt untergebracht hatten und dass besagter Schutz gerade vor ihm stand. „Das ist doch vollkommen... irrational.“

„Dazu kann ich dir auch nichts weiter sagen.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Aber ich glaube, ich sollte jetzt wieder zurück, bevor er merkt, dass ich nicht da bin.“

„Hat er so einen leichten Schlaf? Oder... fehlt ihm die Wärmequelle neben sich?“, fragte Gara anzüglich grinsend.

Ich betrachtete ihn kalt. „Was unterstellst du mir gerade?“, wollte ich leise wissen.

Er zuckte die Achseln. „So ... liebevoll und beinahe zärtlich, wie du über ihn sprichst...“

„Ich vergreife mich nicht an Kindern“, antwortete ich kühl. „Ich glaube, er ist nicht mal volljährig. Außerdem soll ich ihn umbringen. Wofür hältst du mich?“

„Mach keinen Scheiß“, warnte Gara mich ernst. „Ich sag es dir, wag es dich nicht, irgendeine Scheiße zu bauen.“

„Hab ich euch je sitzen lassen?“, fragte ich und wandte mich ab. „Komm nicht mehr so oft, sonst wird es noch auffällig. Wenn es irgendwelche Neuigkeiten gibt – ich kann dir per Telefon Bescheid sagen.“

„Mach keinen Scheiß“, wiederholte er zum Abschied.

Ich erwiderte nichts, sondern stapfte einfach zurück zum Klinikgebäude. Auf dem Rückweg sah ich im schwachen Licht der Nachtlaternen eine dunkle Gestalt, die es scheinbar gerade noch so torkelnd um die Ecke schaffte, dann allerdings – wie es aussah – zusammenbrach. Als ich um die Ecke bog, konnte ich niemanden erkennen. Ich hatte allerdings das Gefühl, dass mir die Figur der Person bekannt vorgekommen war. Woher, hätte ich nicht sagen können. Seltsam. Ich schaute mich noch etwas um, entdeckte aber nichts.
 

Nein, ICH machte keinen Scheiß. Ich war ja auch vernünftig, bei Verstand, wusste, was ich wollte und was nicht, war erwachsen und hatte schon einiges an Lebenserfahrung.

Auf Rose traf keiner dieser Punkte zu.

Und so kam es, dass ich zwei Nächte später dadurch wach wurde, dass ich etwas Warmes und Schweres spürte. Auf mir.

Ich wusste nicht, was ich erwartet hatte, wahrscheinlich das naheliegendste, nämlich, dass Rose seine Annäherungsversuche auch noch auf die Nacht ausgeweitet hatte und mich offenbar im Halbschlaf verführen wollte.

Als ich dann allerdings etwas ziemlich Kaltem und Scharfem an meinem Hals gewahr wurde, schlug ich sofort die Augen auf. Rose saß, wie erwartet, auf mir, aber statt seinen Lippen hatte ich ein Messer am Hals.

Nun ja.

Ich war es gewohnt, aufzuwachen und mich direkt in einer lebensbedrohlichen Situation zu befinden, allerdings ging ich meist nicht davon aus, von einem geistesgestörten Halbstarken angegriffen zu werden, der noch am vorigen Tag die gesamte Zeit ziemlich an mir gehangen hatte. Dadurch ließen auch meine Reflexe oder vielmehr Reaktionen nach, wodurch ich erst reagieren konnte, als die Klinge meine Haut anritzte. So, wie Rose aussah, hatte er überhaupt nicht bemerkt, dass ich bereits aufgewacht war, er schien völlig in einer eigenen Welt versunken.

Kurzerhand packte ich das Handgelenk, mit dem er das Messer hielt, drückte es erst von meinem Hals weg und warf ihn dann seitlich vom Bett, sodass er mit einem Aufkeuchen auf dem Boden landete. Blitzschnell folgte ich ihm, setzte mich auf seine Beine und packte seine Handgelenke, sodass er sich nicht mehr bewegen konnte. Das alles geschah mehr instinktiv, weshalb ich erst dann Zeit bekam zu realisieren, dass ROSE mich gerade hatte umbringen wollen. Da stimmte irgendetwas nicht.

„Hakuei... lass mich los!“, forderte der Blonde gequält und wand sich etwas unter mir, versuchte, seine Hände loszureißen, aber ich verstärkte meinen Griff nur so sehr, dass er, vor Schmerz das Gesicht verziehend, das Messer los ließ. „Lass mich los.....“

„Was sollte das?“, flüsterte ich und starrte ihm dabei direkt in die Augen, obwohl er versuchte, meinem Blick auszuweichen. „Sag mir, was sollte das?“

„Ich...“ Er brach ab und sah mich flehentlich an. „Bitte, lass mich wieder los, du tust mir weh.“

„Ich werde dir noch sehr viel mehr wehtun müssen, wenn du mir nicht sagst, was das sollte“, gab ich zurück. „Und danach werde ich dafür sorgen, dass du in ein Einzelzimmer kommst, sodass du gar keinen mehr hast, der sich um dich kümmert. Und das willst du doch nicht, oder? Du willst nicht von mir getrennt, du willst nicht ganz alleine sein, oder?“

An diesem Punkt begann er zu weinen. Ich hätte auch nicht sagen können, aus welchem Grund er es tat, ob er Mitleid wollte, Reue zeigte oder einfach da erst realisierte, dass er mich fast umgebracht hatte. Vor allem verstand ich es nicht – ich wäre fast ermordet worden, und er war es, der heulte. Da konnte doch irgendetwas nicht ganz richtig sein.

„Rose, sag mir einfach, warum du mir gerade ein Messer an die Kehle gehalten hast, ja?“, versuchte ich es wieder auf die liebe Tour. Ich hatte das Gefühl, dass diese bei ihm besser funktionierte.

„Ich wollte dein Blut“, schniefte er leise und blinzelte mich schuldbewusst an. An seinen Wimpern hingen noch Tränen, und insgesamt machte er einen so miserablen und bemitleidenswerten Eindruck, dass es überhaupt kein Zufall mehr sein konnte. Ich begann mich zu fragen, inwieweit er seine Niedlichkeit auch mit Berechnung einsetzte.

„Mein... was?“, fragte ich irritiert.

„Dein Blut“, wiederholte er und schluchzte wieder leise. „Aber ich brauche es eigentlich gar nicht, ich habe mich vergessen, es tut mir leid, Hakuei...“ Er sah mich eindringlich an. „Es tut mir wirklich leid, ich wusste nicht mehr, was ich tat. Das wird nicht wieder vorkommen. Auf keinen Fall. Verzeih mir...“

Es wurde alles immer rätselhafter, je mehr er redete. Er wollte mein Blut? Und jetzt bereute er es auf der Stelle? Ich verstand ihn nicht. Aber wahrscheinlich musste ich das auch nicht. Vielleicht ging es überhaupt nicht bei ihm. „Ist okay“, murmelte ich besänftigend. „Entschuldige dich nicht weiter...“ Da er sich nicht mehr wehrte und entspannt hatte, hatte ich auch meinen Griff gelockert, weshalb er nun langsam seine Hände daraus befreite und kurz über einen meiner Unterarme strich, um zu zeigen, dass er mir auch nichts mehr übel nahm. „Wenn so etwas nicht noch mal passiert, kann... nnnh...“

Ohne jegliche Vorwarnung hatte Rose sich auf seine Ellbogen gestützt und mich geküsst. Ich hätte mir auch nicht ausgemalt, dass unser erster Kuss gleich nach einem Mordanschlag von ihm auf mich und seiner sofortigen Reue sein würde. Nun ja, eigentlich hatte ich mir unseren ersten Kuss überhaupt nicht ausgemalt, weil ich darauf gehofft hatte, dass er nie passieren würde. Aber jetzt lagen seine Lippen auf meinen und bewegten sich dagegen, beinahe auffordernd. Nach kurzem Zögern erwiderte ich den Kuss. Warum genau, wäre kompliziert zu erklären. Eigentlich hatte ich so etwas ja vermeiden wollen, allerdings war es nicht von mir, sondern von Rose aus gekommen, dann fühlte es sich wirklich nicht schlecht an und außerdem tat ein Kuss nun mal keinem weh.

Während wir allerdings noch einen Schritt weiter gingen und unsere Zungen anfingen, miteinander zu spielen, wurden mir fünf Probleme bewusst.

Erstes Problem: Rose war ziemlich hübsch.

Zweites: Ich hatte seit etwas mehr als einem halben Jahr keinen Sex mehr gehabt.

Drittes: Ich hielt nichts von Selbstbefriedigung.

Viertes: Rose wirkte nicht, als würde er sich mit einem Kuss zufrieden geben.

Fünftes: Je mehr ich über die Sache nachdachte und auch begann, sie mir grafisch vorzustellen, desto schwieriger wurde es, mich zurückzuhalten.

Allerdings gab es noch eine klitzekleine Schwierigkeit: Irgendetwas in mir stellte sich quer. Und dieses Irgendetwas hielt Roses Hand fest, als diese meinen Oberschenkel entlang wanderte, es beendete den Kuss und besaß die Kraft, dem Blonden vor mir ins Gesicht zu sagen, dass es ihm zwar leid tat, es aber nicht mit ihm schlafen würde.

Dieses Irgendetwas wurde anschließend von allen gehasst, von meinem Körper und von Rose gleichermaßen, aber es selbst war mit sich zufrieden.

Wenigstens besaß es noch den Anstand, mit Rose im Arm ins Bett zurückzukehren und ihn die gesamte Nacht festzuhalten.
 

~*~*~*~
 

tbc~

an alles, was hier angedeutet wurde, wird in den nächsten Kapiteln angeknüpft, also bleibt bitte dran und schreibt mir Kommentare, weil sie mich zum glücklichsten Kiru der Welt machen <33



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von: abgemeldet
2011-03-28T00:14:32+00:00 28.03.2011 02:14
Haha~ XDDDDDDDDDDDDDDDDDDD
OMG wie dreist Rose den armen Hakuei erstma verarscht...ich lach immernoch *gg*
Mega geil~

Und dann wie so'n wannabe-Vampir 'Ich will dein Blut...' Muhahaha xD Süüüüß ♥

Hai und der Kuss....*______________* ♥♥♥
So süß >////<
Die Beiden sind so toll...

*direkt ma weiterlesen geh*
Von:  almightywarumono
2010-12-02T18:31:02+00:00 02.12.2010 19:31
düt düüüüt >:D

ich lese schonwieder diese endgeile FF *__*
sorry dass ich dich hier zuspame ,
kannst mein kommi auch wieder löschen
ww

ABER ICH KANN WIRKLICH NUR WEITER EMPFEHLEN , DIESE FF ZUENDE ZU LESEN
für alle anderen !!! ò ___ ó
Von: abgemeldet
2010-11-08T17:08:37+00:00 08.11.2010 18:08
XDDD
ich find rose
klasse "ich woltle dein blut"
hakuei is auch toll, der arme nach soner action wäre ich ausgeflippt XDD
was für ein gentlemen..
tja ich hab mich entscheiden
*wird alle deine ff´s lesen*
ich mag deinen schreibstil
DANKE Tattoo !
Von:  almightywarumono
2010-08-04T21:46:45+00:00 04.08.2010 23:46
ohooo ohooooooo , sein blut also?? *q*
ich sag doch, gestörte sind geil ! xD

ich hör grad 'zeus' und fühl mich
als wär ich mitten in dieser FF... ich les gleich
noch ein kapi... gott wenn ich so weiter mach
les ich heut die ganze ff -__-"

sehr tolles kapi ! : D
Von:  Mado-chan
2008-08-18T23:38:17+00:00 19.08.2008 01:38
das ende is geil... xD
ich hätte damit nich gerechnet schon gar nicht wegen der fünf probleme...
aber das macht es alles i-wie spannender...
Und ich habe irgendwie den leisen verdacht das a) rose ziemlich abgekatert ist und b) ein vampir ist o.o das würde teilweise die sache mit den auren und so erklären und warum er hakueis schönes saftiges rotes blut haben wollte.
Sehr toller personenwechsel in rose. Die ff gefällt mir mehr und mehr xD
lg
Mado
Von:  Shireikan
2008-05-25T13:37:02+00:00 25.05.2008 15:37
Erneut ein Kapitel, welches in meinen Augen anspruchsvoll und fesselnd ist.
Ich bin durchaus beeindruckt, wie Du Spannung in eine Handlung bringen kannst und wie Du mit den verschiedenen Charakteren der Personen umgehst und vielleicht auch etwas spielst.
Ich finde einfach die Vielfalt in einer Person unglaublich interessant.
Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass Rose tatsächlich nicht so unschuldig ist, wie er sich im Moment gibt.
Anscheinend hat Hakuei das auch verstanden, jedoch scheint er nicht ganz standhaft gegenüber dem hübschen Blonden zu sein.
Diese angedeuteten Persönlichkeitswechsel bringen mich zum nachdenken.
(Und über den Verlauf der Geschichte nachzudenken, macht sogar richtig viel Spaß.
Wobei ich eigentlich für die Schule lernen sollte. lD )
Ich bin gespannt ob Rose in Wahrheit durch und durch gerissen ist, oder ob er vielleicht doch irgendein Problem mit seiner Persönlichkeit hat.
Ich freue mich auf das nächste Kapitel.

PS: Du weißt gar nicht, wie glücklich Du mich mit den Kapiteln und mit Deiner Fantasie machst. <3
Von:  KatzeMorle
2008-05-25T11:15:43+00:00 25.05.2008 13:15
Das Ende diese Kapitels gefällt mir richtig gut. Von Rose und seinem eigenen Körper gehasst aber im reinem mit sich selbst. Das kommt mal richtig gut.
Sehr interesante Geschicht ich bin wirklich gespannt wie das weitergeht und vor allem was das mit Rose und seiner Fähigkeit Auren zu sehen zusammenhängt. Wenn er sie denn sehen kann, ne. Aber das klang sehr glaubhaft.
LG Morle


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