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Alles wird sich ändern

denn die Zeit bleibt nicht stehen
von

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Eifersucht

Author: Bina-chan86

Part 54
 


 

Dana fühlte sich, als wäre sie in tiefem Wasser versunken – nur mit dem Unterschied, dass sie atmen konnte. Furcht und Hoffnung füllten ihr Herz und schließlich gelang es ihr, etwas wahrzunehmen. Es dauerte einen Moment, bis sie erkannte, wo sie war.

Sicher, es war immer noch Lanions Seele, aber was sie hier vorfand, war augenscheinlich eine Grabstätte. An eben jenem Ort sah sie den jungen Elben stehen.

Das muss eine seiner Erinnerungen sein, kam es Dana in den Sinn.

Lanion wirkte noch wesentlich jünger und Tränen rannen über seine blassen Wangen, während er den Blick gesenkt hielt.

Dana musste blinzeln. Sie erkannte alles nur, als wäre es hinter milchig weißem Glas verborgen.

Dann erschien eine weitere Person. Man konnte zunächst nur die Umrisse der großen Gestalt erkennen. Langes, schneeweißes Haar wehte im Wind. Und dann wandte die Gestalt ihr Gesicht endlich dem schwachen Lichtschein zu.

Obwohl Dana ihn noch nie gesehen hatte, wusste sie aus irgendeinem Grund, wen sie vor sich hatte: Haryon, den Mörder ihrer Eltern.

Die Elbenprinzessin ballte ihre Hände zu Fäusten und wollte einen Schritt nach vorn machen, doch eine schwarze Wand, die aus dem Nichts vor ihr auftauchte, machte ihr einen Strich durch die Rechnung.

Sie atmete tief durch. Widerwillig musste sie einsehen, dass dies nur eine Vision war und man die Vergangenheit nicht ändern konnte. Es blieb ihr nichts anderes übrig als zuzusehen, was wohl als nächstes geschah.

Der Vorhang verschwand. Dieses Mal befand sich Dana im Inneren eines Gebäudes – einer Festung, wie es schien. Sie vermutete, dass es sich dabei um Morn Gondram handelte. Das unheilverkündende Gemäuer kam ihr bekannt vor.

Allerdings war der Raum, in dem sie stand größer als alles, was sie bisher auf der Burg gesehen hatte. Die beträchtliche Größe des Zimmers mündete zu ihrer Rechten in drei Gänge, die nahezu im Dunkeln lagen. Im Saal selbst hingen Fackeln an den Wänden, die jedoch zu schwach waren, um alles zu erhellen.

Dana fröstelte, bis ihr aus einem verborgenen Winkel des Raumes Hitze entgegenschlug. Von ihrer Neugier gelenkt lief sie weiter.

Wieder war es Haryon, den sie sah. An seiner Seite stand ein alter, leicht gebeugter Elb, dessen Gestalt etwas stämmiger war als üblich. Hinter den beiden standen weitere Angehörige ihrer Rasse, deren Gesichter nahezu unbewegt waren.

Aller Blicke gingen in die selbe Richtung.

Dana folgte diesem Beispiel, wünschte sich aber schnell, es nicht getan zu haben.

Die Quelle der Hitze war ein Dämon. Ein Wesen mit grotesken Formen, dessen Augen – oder zumindest das, was Dana dafür hielt – bedrohlich loderten.

Sie schluckte. Wie konnten die Azi Dahaka nur glauben, sie wären in der Lage, ein solches Geschöpf unter ihre Kontrolle zu bringen?

Zwei weitere Elben führten Lanion hinein, der sich nach Leibeskräften wehrte und um Erbarmen flehte. Verzweifelt brach das Gebilde des Schicksals über ihm zusammen.

Hilflos musste Dana mit ansehen, wie sich der Dämon auf den Jungen stürzte.

„NEIN!“

Danas Stimme verhallte ungehört in der Finsternis.

Für einen Augenblick lang setzte ihre Wahrnehmung aus, aber dann konnte sie Lanion sehen. Um sie herum befand sich nur das buchstäbliche Nichts.

Zum ersten mal – wenn auch nur im Traum – blickte der Junge sie direkt an.

„Es ist zu spät“, sagte er monoton.

Verbissen schüttelte Dana den Kopf. „Es ist niemals zu spät.“

„Doch“, widersprach Lanion. „Du wirst es erleben.“

„Ich kann es schaffen“, stieß Dana in ihrer Verzweiflung hervor und breitete dabei impulsiv die Arme aus. „Ich weiß, ich bin nicht perfekt und ich habe viele Schwächen, aber ich kann es schaffen! Bitte, lass mich dir helfen. Ich finde einen Weg, denn ich bin nicht allein. Vertrau mir!“

Lange sah der junge Elb sie wortlos an. Letztendlich wandte er sich ab. „Ich vertraue dir!“

Dann umfing die Dunkelheit Dana erneut.
 

„Wach endlich auf, du verdammte Närrin!“

Von ganz weit weg hörte Dana eine bekannte Stimme und urplötzlich war alles hell. Sie blinzelte überrascht.

Eravelle hockte vor ihr und kniff ihr mit beiden Händen in die Wangen. „Du dusselige Kuh!“, schimpfte die Dunkelhaarige. „Wie kannst du es wagen, uns so einen Schrecken einzujagen? Tu das ja nie – niemals – wieder!“

Noch immer ein wenig orientierungslos schaute Dana sich um. Nacheinander erkannte sie auch Alvar, Mellryn und Estela um sich herum.

„Was ist mit mir passiert?“

„Seelenwanderung“, erklärte Mellryn. Er war zwar nicht halb so emotional wie Eravelle, wirkte aber trotzdem ebenso erleichtert.

Alvar atmete ebenfalls auf. „Was du getan hast, war ziemlich gefährlich.“

„Die Seelenwanderung gehört zu dem schwersten Zaubern. Nur den Mächtigsten unter uns ist diese Magie vorbehalten“, fuhr Mellryn fort. „Du bist in die Seele dieses Jungen eingedrungen.“

Estela zupfte an dem Handtuch herum, das gerade mal das Nötigste ihres Körpers bedeckte. Dabei machte sie eine ungeduldige Handbewegung. „Wenn man dabei nicht vorsichtig ist, dann kann die Seele durch das gewaltsame Eindringen zerstört werden.“

Danas Herz zog sich schmerzvoll zusammen, als sie das hörte. „Der Junge! Ist er…?“

Mellryn schenkte ihr ein beruhigendes Lächeln. „Nein, keine Angst. Ihm ist nichts geschehen. Er ist sogar wach.“ Demonstrativ deutete er mit dem Kinn auf Lanion.

Dieser saß schweigend auf dem Bett und sah zu ihnen hinüber – mit einem Blick, der unmöglich zu deuten war.

Erleichterung umhüllte Dana wie warmes Sonnenlicht im Frühling. „Erkennst du mich wieder?“

Lanion zögerte, nickte dann aber tatsächlich.

„Ich bin Dana.“

Erneut folgte nur ein Nicken zum Zeichen, dass er sich auch daran erinnerte.

„Wie fühlst du dich?“, fragte Dana weiter nach.

Lanion öffnete den Mund, schloss ihn aber gleich wieder und schüttelte kaum merklich den Kopf.

Dana begriff nicht sofort und so berührte Mellryn sie leicht an der Schulter. „Es scheint als wäre er stumm.“

„Das ist…“ Dana brach ab. Sie wusste, dass der Junge nicht immer so gewesen war. Sie hatte es mit eigenen Ohren gehört. Traurig fragte sie sich, ob dies wohl der Preis war, den er zu zahlen hatte.
 

Der Rest des Tages verlief vergleichsmäßig ruhig, wenn man mal davon absah, dass sich Zack furchtbar aufregte, als er endlich erfuhr, was geschehen war und dass man es vor ihm geheim gehalten hatte, bis alles vorüber war.

Nur mit Mühe – unter Aufbringen all ihrer diplomatischen Fähigkeiten – gelang es Dana, ihren Ziehbruder zu beruhigen.

Lydia und Jules tauschten Blicke miteinander aus, blieben aber wesentlich gelassener und waren froh, dass die Sache glimpflich ausgegangen war.

Silivren verstand nichts von dem, was gesagt wurde und sie stellte auch keine Fragen.
 

Am darauf folgenden Morgen war es dann so weit. Die endgültige Trennung stand bevor.

Jules würde wie abgemacht mit der kleinen Halbelbin nach Rawena zurückkehren. Das Herz war ihm schwer dabei, aber er wusste, dass es die richtige Entscheidung war. Als einfacher Bauernsohn war er seinen Freunden im Kampf keine große Hilfe und die Distanz zu Eravelle würde ihm guttun.

Dennoch fiel es ihm besonders schwer, sich von eben jener zu verabschieden. Mühsam konnte er die Tränen unterdrücken, die erneut drohten, ihm in die Augen zu steigen.

Nacheinander verabschiedete Jules sich von seinen Gefährten und als schließlich Eravelle an die Reihe kam, wusste er nicht so recht, wohin er mit seinen Händen sollte.

Die Elbin nahm ihm die Entscheidung ab und umarmte ihn herzlich.

Prompt lief Jules rot an.

„Ich hoffe, dass wir uns irgendwann wiedersehen!“, beteuerte Eravelle. Das Letzte, was sie sagte, war nur für ihn bestimmt. „Mellon“, flüsterte sie ihm ins Ohr – das elbische Wort für Freund.

Silivren schien ihrerseits kaum von Dana ablassen zu wollen. Dicke Tränen kullerten ihr dabei über die Wangen. „Ich will nicht von dir weg, Engel“, schluchzte sie.

Dana beugte sich zu ihr hinab und lächelte nachsichtig. „Aber du magst doch Jules, nicht wahr?“

Silivren schniefte und nickte dann langsam.

„Na, siehst du“, erwiderte Dana sanft. „Es gibt keinen Grund, traurig zu sein. Wir sehen uns bestimmt schneller wieder, als du glaubst. Bald werden wir wieder zusammen sein.“

„Versprochen?“ Silivren hielt ihr den kleinen Finger hin.

Dana hakte ein und schmunzelte. „Ja, versprochen!“
 

Keine halbe Stunde später machte sich auch der Rest der Gruppe für den Aufbruch bereit.

„Die aufregenden Tage wollen offenbar kein Ende nehmen“, bemerkte Lydia, während sie ein Hemd zusammenlegte und dies in ihrer Tasche verstaute.

„Damit hast du nicht ganz unrecht“, pflichtete Alvar ihr bei. „Dennoch glaube ich, dass irgendwann auch wieder ruhigere Zeiten folgen. Bis dahin müssen wir geduldig sein.“

Dass die beiden sich das Zimmer teilten, wurde mittlerweile zu einer lieb gewonnenen Gewohnheit.

Alvar war hinter die Geschichtenerzählerin getreten und hatte ihr seinem Arm um die Hüfte gelegt – eine Geste der Vertrautheit.

„Darf ich dich mal was fragen?“

„Nur zu“, gab Lydia zur Antwort.

„Du hast mal gesagt, du wärst lieber in einer anderen Stadt geboren“, begann Alvar. „Findest du Ithal so schrecklich?“

„Nein, so habe ich es nicht gemeint“, entgegnete Lydia. „Es ist nur so…“ Sie hielt kurz inne und suchte nach den richtigen Worten. „Alles ist so riesig. Der Einzelne geht unter in der Masse. Mein Leben ist an mir vorüber gezogen, als hätte ich gar keinen Einfluss darauf. Ein Tag glich dem anderen und ich habe immer nur versucht den Ansprüchen meiner Familie zu genügen.“

Verwundert fuhr sich Alvar mit den Fingern durch die Haare. „Ihnen zu genügen?“

Lydia antwortete nun äußerst bedacht. „Alle Mitglieder meiner Familie hatten ihren festen Platz. Du weißt vielleicht, dass Chiron kein Name, sondern vielmehr ein Titel ist. Chiron, in Ithal bezeichnet es diejenigen, denen die Verantwortung über die Bibliothek und somit über das geheime Wissen unseres Landes und unserer Kultur obliegt. Seit nun gut 300 Jahren ist dieser Titel fest mit meinen Ahnen verwoben. Er geht von Vater zu Sohn oder von Vater zu Schwiegersohn über.“ Die Kleidung, die vor ihr gestapelt war, strich sie nun zum inzwischen dritten Mal glatt. „Ich habe zwei ältere Brüder. Es ist vorausbestimmt, dass der Ältere von beiden Vaters Nachfolge antritt. Ich habe dieselbe Ausbildung genossen wie sie und doch habe ich niemals die Chance, ihnen ebenbürtig zu sein. Ich konnte mich noch so sehr anstrengen, aber zu keinem Zeitpunkt war jemand stolz auf mich. Andere, fremde Leute haben mich mit Respekt behandelt, aber auch das nur, weil ich diesen Namen trage.“

Alvar hörte ihr zu, ohne sie zu unterbrechen. Er ahnte bereits, was sie dazu veranlasst hatte, ihre Heimat so mutterseelenallein zu verlassen.

„Ich frage mich, ob jemals so etwas wie Wärme zwischen mir und meiner Familie geherrscht hat“, meinte Lydia mühsam beherrscht. „Gewiss gab es selten Streit zwischen uns, dafür hat meine Mutter schon gesorgt, doch möglicherweise wäre Zank nicht einmal das Schlechteste gewesen.“ Gedankenverloren schaute sie auf ihre Hände hinab. „Alle fügten sich in ihre Bestimmung, aber mir war niemals eine Rolle zugedacht gewesen, die ich akzeptieren konnte. Vom Leben habe ich mir mehr erhofft, denn als Zierde für die Meinigen herzuhalten. Das kann einfach nicht alles gewesen sein.“

Alvar schloss sie in seine Arme und küsste ihre Stirn. „Ich hege den größten Respekt für das, was du bist und was du getan hast“, flüsterte er. „Es ist noch nicht zu spät, auch deiner Verwandtschaft die Augen für das Großartige zu öffnen, das du geleistet hast. Ich liebe dich mit all den Eigenschaften, die zur dir gehören.“

Lydia atmete tief durch. Alvar roch noch immer so, wie zu dem Zeitpunkt, als sie ihn kennen gelernt hatte – nach Frühling. Bei ihm hatte sie die Wärme gefunden, nach der sie immer gesucht hatte.
 

Eravelle fiel erst auf, dass Mellryn sich ihr gegenüber äußerst schweigsam und distanziert verhielt, als sie die Treppe zu ihrer gemeinsamen Kammer hinaufstiegen.

„Stimmt etwas nicht?“, erkundigte sie sich.

Mellryn gab einen abwehrenden Laut von sich und öffnete die Tür.

Für eine Sekunde lang hielt Eravelle verwirrt in ihrer Bewegung inne, ehe sie ihm hinein folgte. Ein solches Verhalten passte gar nicht zu ihm.

Mellryn sammelte geschäftig irgendwelche Gegestände zusammen, obgleich er sich eigentlich hätte schonen müssen.

Eravelle seufzte. „Würdest du mir bitte verraten, was in dich gefahren ist?“

„Es ist nichts“, knurrte Mellryn kurz angebunden.

Eravelle traute ihren Ohren kaum. Mellryn war immer sanft und freundlich zu ihr gewesen. Derart zickig hatte er sich ihr gegenüber hingegen noch nie verhalten. Bevor sie weitere Fragen stellen konnte, brachte Mellryn den Grund selbst zur Sprache.

„Du scheinst dich mit diesem Menschen ja außerordentlich gut zu verstehen.“

„Äh… mit Jules?“

„Ja.“

Eravelle zuckte leicht mit den Schultern. „Ich mag ihn. Wir sind Freunde geworden auf der Reise.“

Mellryn drehte sich so abrupt zu ihr um, dass sie zurück stolperte bis sie die Wand in ihrem Rücken spürte.

„Ich bin doch nicht blind, Era“, sagte Mellryn aufgebracht. „Was ist geschehen, als ihr allein wart? Lüge mich nicht an! Ich habe sehr wohl bemerkt, wie er dich die ganze Zeit über angesehen hat.“

Aus lauter Verwirrung fiel Eravelle darauf keine passende Erwiderung ein. Ihre Gedanken überschlugen sich beinahe. War er etwa eifersüchtig?

Ärgerlich winkte Mellryn ab und schließlich holte Eravelle tief Luft.

„Du machst mir Vorwürfe?“, brachte sie hervor. „Du willst also die Wahrheit wissen? Na schön, er hat mich geküsst. Ich erwidere seine Gefühle nicht, aber es wird ja wohl kaum verboten sein, dass wir uns aussprechen. Wenigstens das war ich ihm schuldig.“

„Schuldig?“ Mellryn schnappte empört nach Luft. „Er küsst dich und du glaubst, du wärst ihm etwas schuldig?“

„Meine Unachtsamkeit hat ihm Trauer verursacht. Mein Herz müsste aus Stein sein, wenn mich das kalt lassen würde.“ Mit dem Handrücken wischte sie sich die Tränen weg, die sie auf ihren Wangen spürte. „Im Übrigen verstehe ich nicht, warum du sauer auf mich bist. Ich habe dir nie Anlass dazu gegeben, mir zu misstrauen. Ich war dir immer treu, aber was tust du? Seit wir uns wiedergefunden haben, hast du mich nicht ein einziges Mal geküsst. Ich liebe dich! Ich liebe dich von ganzem Herzen, aber manchmal fürchte ich, das alles wäre dir zuwider.“
 

End of Part 54



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Taroru
2009-11-03T22:23:15+00:00 03.11.2009 23:23
harte worte...... o.O
von beiden....
na da bahnt sich ja was an XD
gibt es dann nen richtiges streitgespräch? XD stell ich mir richtig gut vor XD


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