Es war kalt an diesem Nachmittag, ungewöhnlich kalt und der Schnee fiel immer dichter und dichter. Trotzdem wagte Mao sich nach draußen, das Verlangen zu rauchen war einfach zu groß. Er hasste Schnee, also quetsche er sich so gut es eben ging in eine windgeschützte Ecke und zündete sich die Zigarette an.
Gedankenverloren blickte er auf die trotz des Wetters viel befahrene Straße und bemerkte das nahende Unheil erst, als es schon viel zu spät war. Er hörte nur noch ein lautes „Lawine!“ und bekam schon einen riesigen Schneeball an den Kopf. Als er sich wieder gefangen hatte schaute er sich wütend um, wo das her gekommen war und entdeckte ein paar Meter weiter Mizuki, der sich vor lachen kaum noch auf den Beinen halten konnte. Innerlich bereits kochend schritt er auf ihn zu: „Was soll der Mist? Du weißt genau, wie sehr ich Schnee hasse, ihn wirklich hasse und dann machst du so einen Scheiß!“
„Ach komm schon“, antwortete Mizuki, der sich langsam wieder fing. „du machst doch aus jeder Mücke einen Elefanten, da tut dir so ein bisschen Auflockerung mal ganz gut! Außerdem…“, weiter kam Mizuki nicht, Mao hatte ihm mitten im Satz eine geknallt.
„Da! So etwas nenne ich Auflockerung, du Idiot. Und jetzt sage nichts, ich will kein einziges Wort mehr aus deinem Mund hören, es kommt ja eh nur Müll da heraus!“
Damit drehte Mao sich um, stapfte durch das dichter werdende Schneetreiben davon und ließ Mizuki verwirrt stehen. Das hatte Mao jetzt wohl ernst gemeint, verdammt ernst. Er war wohl wirklich zu weit gegangen, aber wenn er Mao jetzt hinterher laufen würde, würde alles nur noch schlimmer werden. So stand er eine halbe Ewigkeit draußen im Schnee und als er sich dann doch zum gehen wenden wollte entdeckte er etwas im Schnee. Es war Maos Kette, seine über alles geliebte Halskette. Er musste sie verloren haben, als der Schneeball ihn traf. Vorsichtig hob Mizuki die Kette aus dem Schnee, betrachtete sie nachdenklich, steckte sie dann in seine Tasche und ging.
Am nächsten Tag war der Dreh für das neue PV angesetzt. Alle waren pünktlich da, doch die gereizte Stimmung war quasi greifbar. Mao redete kein Wort mit Mizuki und als dieser etwas zu ihm sagen wollte, ging er einfach. Auch wenn es nicht ungewöhnlich war, das Mao zu den stilleren gehörte, war er heute für nichts zu gebrauchen. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm und als Kei ihn darauf ansprach, warum er heute denn seine Kette nicht um habe murmelte er nur ein leises „Verloren“ und verließ die Garderobe.
Der Regisseur stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Keine Einstellung mit Mao klappte, es war wie verhext und der Tag neigte sich langsam dem Ende entgegen.
„Wenn du meinst, ohne dein geliebtes Kettchen kein richtiger Mensch sein zu können, dann musst du besser auf das Ding aufpassen. Meine Nerven halten bald keinen weiteren Versuch mehr durch, wir machen jetzt Pause und wenn es dann nicht funktioniert, müsst ihr mit dem zufrieden sein was ihr habt!“
Mizuki startete noch einen Versuch, aber Mao blockte ihn sofort wieder ab. Und nun geschah es, dass nicht Mao der Geduldsfaden riss, sondern Mizuki.
„Jetzt hör mir zu verdammt noch mal! Es bringt nichts, ewig auf einen wütend zu sein, ohne deine Sturheit wären wir schon längst fertig!“
„Wie meinst du das denn jetzt“, wollte Mao wissen.
Ohne Worte zog Mizuki Maos Kette hervor, die er sich umgehangen und unter seinem Hemd verborgen hatte.
„Die hast du gestern verloren und damit sie nicht so kalt wird, hab ich sie für dich warm gehalten.“
Mit diesen Worten nahm er die Kette ab und gab sie Mao, der nur ungläubig von der Kette zu Mizuki und von Mizuki zu der Kette starrte, bevor er aufstand und ihn einfach umarmte.
Beim nächsten und letzten Versuch klappte alles wie perfekt, Mao war wieder ein ganzer Mensch und als sie am Ende des Tages gingen und sich in alle Richtungen verstreuten blickte Mizuki noch einmal zurück auf die zugeschneite Straße und lächelte. Was wohl der nächste Winter bringen würde?
