Theorie und Praxis
„Dein Bruder ist heute morgen aber schon ziemlich früh weg gewesen“, bemerkte Trunks nachdem sie nach dem Frühstück aufgebrochen waren.
„Ja, er holt sich bestimmt noch Instruktionen beim Satan ab, wie er uns foltern kann und verwirft sie dann in Gedanken gleich wieder. Er hat seine eigenen Trainingsmethoden.“
Beide lachten über das Gesagt, denn sie wussten genau, dass es so kommen musste.
An der Hochschule angekommen, gingen sie sofort zum Umziehen. Sie waren an diesem Tag mit die ersten, die sich auf den Praxistag vorbereiteten. Außer ihnen saßen nur noch zwei andere junge Männer in der Umkleide. Doch diese beachteten sie nicht. Über dies und jenes redend zogen sie ihre Trainingsklamotten an und gingen nach draußen auf den Platz, auf welchem Son Gohan mit ihrer Gruppe trainieren sollte.
„Ihr habt euch aber Zeit gelassen!“, begrüßte sie eine bekannte Stimmt, während sie von hinten jeder einen Arm um die Schulter gelegt bekamen.
„Ach, da waren wir noch schnell, immerhin sind wir die ersten“, bemerkte Son Goten. „Hat dir dein Schwiegervater eine Anleitung gegeben?“
Gohan nickte, meinte aber: „Ich hab allerdings nicht zugehört, was er mir so erzählt hat. Ich will mir selbst ein Bild von euch machen und dann entscheiden, welche Übungen angebracht sind.“
Damit ließ er die beiden los.
„Ab jetzt is nichts mehr mit Bruderherz. Jetzt bin ich euer Dozent.“, versuchte er so ernst wie möglich zu sagen, konnte aber ein Grinsen nicht ganz unterdrücken! Dann lehnte er sich an einen Baum, der am Rand des Platzes stand, und wartete, dass sich die anderen aus der Gruppe einfanden. Matt war einer der letzten und wunderte sich, dass Mister Satan nirgends zu sehen war. Doch noch bevor irgendjemand Fragen stellen konnte, meldete sich Son Gohan wieder zu Wort.
„Ihr wundert euch sicher, wo Mister Satan bleibt?“, fragte er in die Runde. Alle außer seinem Bruder und Trunks nickten.
„Nun, er hat mich vor zwei Tagen angerufen, weil er festgestellt hat, dass er heute und die nächsten Wochen diese Praxisstunden nicht mehr geben kann. Er hat mich gebeten diese Arbeit zu übernehmen. Übrigens, ich heiße Son Gohan.“
Er wartete eine Weile, bis das Getuschel abgeklungen war.
„Er hat mir allerdings genau beschrieben, was er für die Stunde geplant hatte. Doch das entspricht nicht meinem Niveau, also mache ich das heute ein wenig anders mit ihnen.“
Erstaunt sahen fast alle zu ihm.
„Es ist zwar schön, das Kämpfen in der Theorie zu beherrschen, indem man ihnen die einzelnen Techniken und Angriffsmöglichkeiten erklärt. Ich bin aber der Meinung, es macht sich besser, wenn man es am eigenen Leib lernt.“ Er machte eine kurze Pause.
„Könnte mir vielleicht einer von ihnen die Techniken, die sie letzte Stunde gelernt haben erklären? Ich bräuchte dann noch zwei Freiwillige, die mir die Technik nach der gegebenen Technik vorführen.“
Wieder tuschelten die Studenten. Dann meldete sich Matt.
„Ich erkläre sie ihnen gerne“, sagte er freundlich und schob sich durch die Masse auf Gohan zu.
„Gut, dann noch zwei Freiwillige“, er sah sich um, als sich zwei Hände in der ersten Reihe hoben.
„Gut. Stellen sie sich bitte da drüben auf. Und sie“, fuhr er an Matt gewandt fort: „erklären mir jetzt die erste Technik, die sie letzte Stunde geübt haben.“
Matt fing mit seinem Bericht an und Gohans Gesicht wurde immer düsterer. Dann aber ging er zu den beiden Kämpfern.
„Haben sie das wirklich so gelernt?“, fragte er die beiden und erhielt ein Nicken als Antwort.
„Dann zeigen sie mir mal, wie das aussehen soll.“
Die beiden jungen Männer im Ring stellten einige komische Verrenkungen an, die Son Gohan wirklich an Mister Satan erinnerten. Er schüttelte teils belustigt, teils aber schockiert den Kopf.
„Darf ich?“, fragte er einen der beiden. Dieser nickte und gab den Platz im Ring frei.
Son Gohan setzte zum Angriff an und sein Gegner lag auch schon auf dem Boden.
„Sie sehen, Theorie ist gut, aber nur in der Praxis bekommt man ein Gespür für alles. Ich werde ihnen die neuen Techniken also nicht erklären, sondern bei jedem anwenden, während die anderen zu schauen. Danach teilen sie sich in Dreiergruppen ein. Einer greift an, der andere ist der Uke und der dritte achtet auf Fehler. Ich werde bei jeder Gruppe vorbeikommen und sie auch auf Fehler hinweisen und ihnen helfen.
Am Ende dieser Einheit kann dann jeder gegen mich antreten. Auch in zweier Gruppen, damit ihr es einfacher habt. Außer ihr beide.“ Dabei blickte er zu seinem Bruder und Trunks, die sich gerade freuen wollten zu zweit gegen den älteren kämpfen zu können. Ein wenig enttäuscht zogen sie die Schultern hoch, lachten dann aber wieder und machten Dehnübungen, bis alle von dem Dozenten die Übung gezeigt bekommen hatten.
„Das ist doch total einfach“, posaunte Matt, nachdem eines seiner Gruppenmitglieder einen kleinen Fehler gemacht hatte und der Kämpfer nun selbst auf dem Boden lag.
„Machs doch besser!, motze der auf dem Boden nun. Der braunhaarige ging an ihm vorbei und grinste überlegen. „Das mach ich doch mit links“, gab er weiter an.
„Na dann! Zeig was du kannst.“
Son Gohan war auf die kleine Meinungsverschiedenheit aufmerksam geworden und zu Matts Gruppe gegangen.
Matt begann mit dem Angriff, doch noch bevor er seinen Gegner erreichte, wurde er vom Dozenten unterbrochen.
„An deiner Stelle hätte ich besser aufgepasst. Ich habe euch gezeigt, dass man besser frontal auf den Gegner zugeht, da der Gegner so nicht genau weiß mit welcher Hand ihr angreifen werdet. Also noch mal zum Anfang.“
Matt starrte ihn wütend an, murmelte etwas, ging dann aber wieder zu seinem Ausgangspunkt und versuchte es erneut. Dieses Mal unterbrach Son Gohan ihn nicht. Nach der Attacke blitze Matt ihn auffordernd an, da er seinen Partner zu Boden gebracht hatte.
„Das war schon ganz gut. Wenn ich das benoten müsste, würde ich dir eine 4 geben“, sagte Gohan trocken und hatte die Lacher der anderen auf seiner Seite.
Matts Blick verfinsterte sich: „Und was mache ich falsch?“, fragte er zerknirscht.
Son Gohan legte den Kopf schief. „Du verlässt dich zu sehr auf deine Kraft und achtest zu wenig auf die Technik.“ Er sah sich kurz um.
„Du da!“, rief er einem der kleinsten Sportler zu. „Versuch du diesen Herrn da zu besiegen. Und sie spielen brav den Uke“, setzte er noch an Matt gewandt hinzu.
Der kleinere trat vor Matt, der mindestens anderthalb Köpfe größer war als er selbst. Er setzte zum Angriff an und binnen weniger Sekunden stand Matt nicht mehr auf den Beinen.
Der Dozent nickte zufrieden. „Sehen sie, so wird das gemacht.“
An die anderen fügte er hinzu: „Sie können jetzt weiter machen.“
Bis eine halbe Stunde vor Schluss ließ Son Gohan die Gruppe trainieren. Dann rief er sie zusammen und bekundete ihnen, dass sie große Fortschritte gemacht hatten.
„Wer jetzt Lust hat, kann gerne gegen mich antreten!“, sagte er, in die Runde blickend.
Sofort meldeten sich mindestens zehn Männer unter ihnen auch Matt.
„Gut, dann die ersten beiden zu mir. Ach ja, ich hätte es fast vergessen. Trunks! Son Goten!“
Beide standen sofort vor ihm.
„Ich hab nachgedacht. Ihr kämpft am besten gegeneinander und der Gewinner darf dann gegen mich antreten.“
Die beiden jüngeren sahen sich kurz an.
„Und wie lang soll der Kampf werden? Ich meine, das könnte etwas dauern bei uns“, bemerkte Trunks.
„Da habt ihr auch wieder Recht“, stimmt Gohan zu. „Na dann spielt einfach Schnick-Schnack-Schnuck oder so was.“
Die beiden drehten sich um und begannen ein Schere-Stein-Papier Spiel mit 15 Runden.
„So, sind die ersten bereit?“, fragte Gohan wieder an die anderen gewandt.
Es traten zwei Sportler vor ihn
Während sich Son Gohan bereit machte gegen seine zwei Gegner anzutreten hatte sich die Menge um den gedachten Ring vermehrt. Sportler aus anderen Gruppen, die bereits das Training beendet hatten, waren wie beim letzten Mal zum Zusehen gekommen und feuerten nun kräftig an.
„Ich glaubs nicht“, sagte Goten zu seinem Kumpel. „Ich hab das Gefühl, hier gibt’s ne Buschtrommel, die immer dann trommelt, wenn wir hier nen Kampf haben.“
Belustigt sah Trunks zu dem schwarzhaarigen und nickte.
„Egal, wenns ihnen Spaß macht“. Dabei suchte er die Menge ab, doch er fand das Gesicht das er suchte nicht.
„Hallo!“, schüttelte ihn Goten an der Schulte. „Ich hab Papier“. Er deutet auf seine Hand.
Noch immer in Gedanken versunken bildete Trunks Hand eine Schere.
„Hey das ist geschummelt!“, beschwerte sich sein Freund und riss Trunks endgültig aus den Gedanken.
„Was?“, fragte er.
„Das war geschummelt, du hast erst Schere gezeigt, als du wusstest, dass ich Papier hab. Ich hab gewonnen.
Trunks lächelte. „Na gut, dann kämpfst du eben gegen deinen Bruder. Aber ich bin dann beim nächsten Mal dran.“
Damit gab sich Son Goten zufrieden und beide gesellten sich zu den anderen, um den Kampf mit anzusehen.
Es dauerte nicht einmal eine halbe Stunde, da hatte Gohan alle Kämpfer, unter ihnen Matt, der bereits nach 3 Minuten k.o. ging, die gegen ihn angetreten waren besiegt. Nun wartete er auf den Gewinner des Schere-Stein-Papier Spiels. Seine Augen blitzten, als er seinen Bruder den Kampfplatz betreten sah.
Beide gingen sofort in Angriffsposition und griffen einander an, so dass die Zuschauer kaum noch folgen konnten.
„Ah’s“ und „Oh’s“ waren aus der Menge zu hören. Trunks stand mit verschränkten Armen etwas abseits und sah den beiden lächelnd zu.
„Sie sehen aus wie Brüder“, bemerkte eine Stimme neben ihm, die ihn zusammenfahren ließ.
„Tut mir leid, wenn ich dich erschreckt habe“, entschuldigte sich das Mädchen neben ihm.
„Ach, nicht so schlimm. Übrigens die beiden sind Brüder.“
Mira nickte kurz. „Er kann besser kämpfen als mein Bruder.“ Trunks wusste jetzt nicht wen von beiden sie meinte, aber er musste ihr zustimmen.
„Ach so, Entschuldigung angenommen.“, sagte Trunks nach einer kurzen Pause. Mira sah ihn verwundert an.
„Der Zettel mit der Entschuldigung war doch von dir.“ Jetzt schien es bei ihr Klick zu machen. Sie senkte den Kopf, damit er nicht sehen konnte, dass eine leichte Röte ihre Wangen überzog. „Ja, der Zettel war von mir. Es tat mir leid, wie mein Bruder dich behandelt. Er denkt immer, ich bin noch ein kleines Kind und das er auf mich aufpassen müsse. Dabei kann ich das gut allein“, fügte sie noch schnell an.
Trunks nickte und sah dem Kampf wieder zu.
„Willst du mit mir mal einen Kaffee trinken gehen“, fragte er dann plötzlich, ohne sie anzusehen.
Mira druckste kurz herum, doch dann sagte sie: „Meinetwegen gerne. Passt es dir am Samstag?“
Son Goten hatte versucht während des Kampfes Trunks zu beobachten, denn er hatte mitbekommen, wie Mira zu diesem gegangen war. Allerdings konzentrierte er sich jetzt ein wenig zu sehr auf die beiden, dass er einen Moment seinen Bruder vergaß, der ihn mit einem Handkantenschlag in den Nacken zu Boden beförderte.
Mühsam rappelte er sich mit Hilfe der angebotenen Hand wieder auf.
„Gut, das wars dann für heute. Und merkt euch, nie unkonzentriert sein!“
Dann ging er wieder zu seinem Bruder und klopfte ihm lachend auf die Schulter.
„Und jetzt erzählst du mir, was dich so abgelenkt hat.“
