may destroy
Josh
Otis ließ sich auch zu späterer Stunde nicht blicken. Mittlerweile waren ein paar Gäste eingetroffen und ein paar auch schon wieder gegangen.
Aber keiner von ihnen hatte so schöne, eisblaue Augen wie er.
Josh wischte gerade gedankenverloren den Tresen, als ihn eine barsche Simme in die Realität zurückholte.
"Wen muss man hier flachlegen, um was zu trinken zu bekommen, Schwuchtel?"
Diese Stimme kannte er zu genüge und als er aufsah wurde er nicht enttäuscht.
"Das Einzige was man tun muss, ist freundlich fragen, Nico." murmelte er und legte den Lappen beiseite, den Blick wieder abgewandt, um dieses hässliche Grinsen in der noch viel hässlicheren Visage nicht sehen zu müssen, die ihn früher schon genervt hatte. Nico war einer der Typen, die sich jedesmal einen Spaß daraus machten, ihm das Leben schwer zu machen. Aber zum Glück hatte er Otis.
"Was darf's sein?"
"Die Tageseinnahmen, bitte." Joshua stockte und sah auf.
Ihm blieb fast das Herz stehen, als er in den Lauf der Pistole blickte, der ganz unschuldig und unauffällig über die Kante des Tresens ragte.
Shit
Zuerst kam ihm der Gedanke, einfach loszuschreien.
Dann wäre er jetzt sicher tot.
Dann die Kurzwahltaste zu drücken.
Jeder andere Mensch hatte wohl die Polizei darauf liegen, aber Josh hatte Otis Nummer.
Dummerweise jetzt auch sein Handy.
An Polizei dachte er gar nicht, die wäre zu auffällig gewesen, was wieder auf seinen Tod hinauslaufen würde.
"Wird's bald, Schwuchtel? Oder soll ich dir das Ding in den Arsch schieben, damit du reagierst?"
Er zuckte erschrocken zusammen.
denk nach, denk nach!!
Aber ihm blieb keine Zeit zum nachdenken, denn Nico sprang auf und schrie herum, die Waffe jetzt offensichtlich auf Joshua gerichtet, sodass die noch wenigen Gäste sie bemerkten und in hysterisches Gekreische verfielen, was dem Kleinen auch nicht half.
Mit aufgerissenen Augen starrte er seinen Gegenüber an und wollte etwas sagen, drehte sich dann schnell um und fummelte an der Kasse herum.
"Mach schneller, Wichser!"
Seine Hände zitterten so sehr, dass er die Kasse erst nicht aufbekam und als sie sich endlich mit leisem Klicken öffnete, strömten schon die ersten Tränen der Angst über seine Wangen.
Wenn doch nur Otis hier wäre...
Otis
Der saß mittlerweile allerdings in einem kleinen Park, unweit vom Club Steel Inc. entfernt und machte sich darüber Gedanken, wie er seinem Freund klar machte, dass das ein Versehen gewesen war, was passiert war.
Otis kannte sich selbst gut genug um zu wissen, dass er im Nachhinein eh hingehen würde und es ihm mehr oder weniger direkt sagen würde, aber dann konnte er immerhin sagen, er hatte sich Gedanken gemacht.
Mit einem theatralischen Seufzen erhob er sich und schlurfte Richtung Club.
Vielleicht wäre eine Blume gar nicht schlecht?
Otis sah sich um. Überall nur Rosen.
Nein, das könnte mitunter falsch ankommen, also lieber ohne Blümchen.
Er machte sich mit gedankenvollem Kopf auf den Weg.
Er musste nachher wirlich mal ein ernstes Wort mit seinen Mädels wechseln.
Und mit Spank.
Immerhin ließ sie zu, dass die weibliche Fraktion ihn verweichlichte.
Blumen.. wie war er, Männlichkeit in Person, auf diese Schnapsidee gekommen!?