Das Zimmer war einzig vom Licht einer Straßenlaterne erleuchtet, das durch die gekippten Jalousien drang. Wir lagen auf meinem Bett, die Haut bedeckt von kaum getrocknetem Schweiß.
Die dunkle, kleine Wohnung, das Licht der Straßenlaterne, die fremde Pistole auf dem Nachttisch—der schweigsame Killer und seine Geliebte—eine Szene wie aus einem Film Noir, auch wenn ich als Geliebter wohl nicht in das Klischee passte.
Ich setzte mich auf und griff nach seiner Pistole neben mir. Der Lauf schimmerte im fahlen Licht, als ich sein Handwerkzeug in meinen Händen drehte, aber im Grunde beobachtete ich nur ihn. Er war immer wachsam, der Reflex jagte durch seinen ganzen Körper im selben Moment, als ich nur den Arm zum Nachttisch ausstreckte. Aber er schlug mir die Waffe nicht aus der Hand, wie er es zweifellos vor wenigen Wochen, als wir uns zum ersten Mal geliebt hatten, noch getan hätte. Stattdessen erlaubte er mir sie kurz zu halten und nahm sie mir erst dann bestimmt aus den Händen, um sie zurück auf den Nachttisch zu legen, wo sie eher in meiner Reichweite war als in seiner.
„Das ist kein Spielzeug für Jungen“, sagte er.
„Ich bin kein Junge mehr, alter Mann.“ Selbst nach dem Gesetz war ich nun schon mehr als ein Jahr lang erwachsen. Nicht das so etwas eine Rolle spielte, wenn man in diesen Straßen aufwuchs.
Bei ihm dagegen war es selbst bei Licht unmöglich zu sagen, ob er nun zehn Jahre älter war als ich oder doch schon zwanzig. Aber was für eine Bedeutung hatte körperliches Alter auch in einer Welt von jungen Junkies, die so hinfällig waren wie Greise, und minderjährigen Prostituierten, die einen mit uralten, müden Augen ansahen. Ich fragte mich, ob er auch hier in diesen Straßen aufgewachsen war.
Der Ruf eines Killers beruhte nicht nur darauf, wer von ihm wusste, sondern vor allem, wer es nicht tat, aber ich hatte das Gefühl, dass er erfolgreich war, dass er, der für die Masse und auch für mich namenlos war, sich in speziellen Kreisen bereits einen Namen gemacht hatte.
Ein metallisches Klicken unterbrach meine Gedanken und eine kleine gelbliche Flamme tauchte uns für einen Moment in einen wärmeren Schein als die fahle Laterne.
„Wie wird man zu einem Killer?“, fragte ich und nahm ihm die Zigarette aus den Fingern, bevor er noch den ersten Zug tun konnte. Wir redeten kaum einmal miteinander. Bevor er ging, lagen wir oft noch nebeneinander im Dunkeln; manchmal würde er noch die klischeehafte Zigarette rauchen, so wie jetzt, als ich sie ihm nach wenigen Zügen zurückgab, aber er redete nicht viel und ich drängte ihn nicht.
Aber mit der Zeit war er danach immer länger geblieben. Vor ein paar Tagen erst hatte die graue Dämmerung das Licht der Laterne bereits abgelöst, als er schließlich gegangen war. Vielleicht war er langsam bereit, mir etwas mehr von ihm preiszugeben.
„Werden?“, fragte er leise und lachte fast. Er lachte noch weniger, als dass er sprach. „Nimm die Pistole und blas mir das Hirn weg und schon bist du einer.“
Ich nahm, die Waffe und setzte sie ihm behutsam an die Schläfe. Wir sahen uns an; er lächelte—wir wussten beide, dass ich in dem Moment tot sein würde, in dem ich sie entsicherte.
„Nein“, sagte ich. „Vielleicht könnte ich dich umbringen, aber wie könnte ich davon leben? Du musst die richtigen Leute kennen, dich nie von den falschen erwischen lassen. Du hast einen Beruf daraus gemacht, etwas, in dem du gut genug bist, um davon zu leben.“
„Braucht eine Hure Talent? Alles war sie braucht, ist ein Loch; alles war ich brauche, ist eine Waffe.“
Ein zweites Mal nahm er mir die Pistole aus der Hand und erhob sich von meinem Bett. Von mir abgewandt begann er, sich wieder anzuziehen. Ich betrachtete seinen starken, dunklen Körper, der im Licht der Straßenlaterne fast vollkommen schwarz erschien und wusste, dass ich ihn nicht mehr ansprechen durfte.
An der Tür wand er sich noch einmal halb zu mir um. „Übermorgen Nacht?“
Ich schüttelte den Kopf. „Übermorgen habe ich Spätschicht in der Bar.“
„Gut.“ Er nickte. „Dann irgendwann nächste Woche.“
Als die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war, stand ich auf und ging nackt durch das dunkle Zimmer zum Fenster mit den gekippten Jalousien.
Es dauerte nicht lange und er erschien unten auf der Straße im Lichtkegel der Laterne. Er sah vollkommen unscheinbar aus, vielleicht ein bisschen besser gekleidet, als die meisten Leute, die nachts auf diesen Straßen unterwegs waren. Dem Gesetz nach war er ein Verbrecher, für viele wohl auch ein Monster, aber er war auch ein Mann, der sich in einer kalten Welt einen Platz geschaffen hatte. Ich wusste nichts von seinem Leben, einem Leben, das ihn für Geld morden ließ, aber vielleicht würde ich eines Tages davon erfahren. Vielleicht schon irgendwann nächste Woche.