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Sasori vom rotem Sand

Das Leben des Puppenmeisters
von

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Der Skorpion, der nicht mehr stechen wolltel

So, das "letzte" Kapitel ist endlich fertig, der Epilog kommt noch diese Woche, versprochen. Wer Fragen, Anregungen oder Kritik hat, nur raus damit.Viel Spass beim Lesen.
 


 


 

„Senpai! Gebt Acht!“

Die Warnung kam zu spät: Deidara glitt mit dem Fuß an auf etwas aus, taumelte einen Moment und fiel dann nach hinten. Wie aus dem Nichts erschien Tobi an seiner Seite und fing ihn eine Handbreit über dem Boden auf. Benommen schüttelte Deidara seinen Kopf, bis das Stück Himmel, das er durch das eigestürzte Höhlendach sehen konnte, aufhörte vor seinen zu verschwimmen.

Das Akatsukiversteck war vollkommen verwüstet: Der Boden war übersät mit Felsbrocken, Eisenstaub und Puppenkörpern, von denen die wenigsten noch ganz waren. Tobi richtete ihn umständlich auf. „Ihr habt eine Menge Blut verloren, Senpai. Ihr solltet euch ausruhen.“

Deidara schüttelte ihn ab und ging ein paar wacklige Schritte bevor er vor drei Puppen stehenblieb, die Seite an Seite mit den Gesichtern nach unten auf dem Boden lagen. Das Haar der Mittleren war dunkelrot.
 

Der Gedanke hatte etwas Befremdliches: Sasori tot? Vor ihm? Schon bei ihrem ersten Treffen vor vier Jahren hatte sein Meister Deidara eine sehr kurze Lebensdauer prognostiziert und in den folgenden Jahren hätte sich dies auch einige Dutzend Mal fast bewahrheitet, während Sasori in den hunderten Kämpfen, in denen sie verwickelt gewesen waren, kein einziges Mal auch nur in Bedrängnis geraten war. Sasori, dessen Ninjutsu und künstlerischen Fähigkeiten so ausgeklügelt gewesen waren, besiegt von einem kleinen Gör und einer alten Schachtel?
 

Er war überrascht, wie sehr es ihn traf: Sein Meister war kein Vater für ihn gewesen, gewiss nicht. Sasori war ein strenger Lehrer gewesen, ein ewiger Nörgler mit einem völlig veralteten Verständnis von Kunst.

Und sein einziger Freund.
 

Er stupste den Puppenkopf mit dem Fuß an. „Ewige Schönheit, hmm? Soviel zur Frage, wessen Kunst überlegen ist.“

„Was verstehst du schon von Kunst, du zweitklassiger Feuerwerker?“
 

Deidara stolperte zurück, Tobi stieß einen spitzen Schrei aus und fiel rückwärts über eine Puppe.

Der Puppenkörper stemmte sich mit seinem verbliebenen Arm hoch und stand mit steifen Bewegungen auf. Ein Teil von Deidaras Verstand bemerkte, dass es nicht um Sasoris Originalkörper handelte: Der Herzbehälter, aus dem immer noch zwei Schwerter ragten, saß in der Mitte der Brust, nicht auf der linken Seite. Das Gesicht glich dem, das er kannte, aber es wirkte steifer, puppenhafter, als sei es nicht gemacht worden um lebensecht zu wirken. Auf der rechten Seite hatte etwas die eisenharte Haut splittern lassen, Risse zogen sich über die gesamte Gesichtsoberfläche. Die Augen schienen lebloser als sonst, die Haare in Unordnung und bedeckt mit Sand und Eisenstaub.

„Mach den Mund zu Deidara, bevor ein Vogel sich entschließt ein darin zu nisten.“

Deidara war so verblüfft, das er den Mund tatsächlich zuklappte, nur um ihn gleich wieder zu öffnen um eine schlagfertige Antwort und eine Menge Fragen loszuwerden, aber Tobi kam ihm zuvor.

„Sasori-Sama, wie ist das möglich? Seit ihr von den Toten auferstanden?“

Sasori verzog die Lippen zu etwas was wohl ein Lächeln sein sollte, durch den zerschmetterten linken Mundwinkel aber zu einer grässlichen Grimasse verkam. Er begann den Boden um sich herum nach etwas abzusuchen. „Ein Shinobi muss in der Lage sein, Angriffe präzise einzuschätzen, Tobi. Der letzte Angriff kam zu schnell, um ihm komplett auszuweichen, aber ich konnte vermeiden, tödlich getroffen zu werden. Ah, hier.“ Er bückte sich und hob einen Schwertbrecher aus dem Gewirr von Waffen und Gliedmaßen am Boden. Mit sicheren Bewegungen brach er beide Schwerter wenige Fingerreit vor ihren Austrittsstellen ab, drehte seinen Kopf nach hinten und wiederholte den Vorgang hinter seinem Rücken. Dann hob er einen Arm vom Boden auf, setzte ihn an seinen rechten Armstumpf und zog seine Roben zu Recht, sodass sie grob einem Kimono ähnelten. „Schon besser. Tobi, weißt du wo Zetsu ist?“

„Ähm, Zetsu-San ist in Suna und sucht nach Deira-Senpais anderem Arm.“

Sasori warf Deidara einen Seitenblick zu. „Sein anderer Arm?“

„Ja, den hier haben wir vorhin nicht weit von hier im Wald gefunden.“ Tobi holte Deidaras rechten Arm aus den Untiefen seiner Uniform und schwenkte ihn demonstrativ hin und her.

„Zwei Arme in einer Woche? Ziemlich hohe Verlustrate, Deidara.“

„Im Gegensatz zu zwei Schwertern durch die Brust meint Ihr?“ knurrte Deidara.

Sasori machte sich nicht die Mühe zu antworten, sondern wandte sich wieder an Tobi. „Ich brauche Zetsu. Kannst du ihn herrufen?“

„Nicht nötig, Sasori, ich bin bereits hier.“

Die Wörter erreichten Deidara eine Sekunde bevor ihm der Verwesungsgeruch in die Nase stieg. Er drehte sich um und sah, wie sich Zetsu wie eine makabere Blume aus dem Boden wandt, in den Händen Deidaras linken Arm, den ihm der Ichibi-Jinchuuriki abgerissen hatte.

„Suna ist wie leergeräumt“, sagte die weiße Hälfte und ein Grinsen entblößte zwei Reihen gelber, spitzer Zähne bevor die schwarze Hälfte Kontrolle übernahm. „Also haben wir uns eine Wache geschnappt um mehr herauszufinden. Es sieht so aus, als hätten sie alle verfügbaren Ninja hierher geschickt, um den Kazekage zu retten.“

„Dann müssen wir uns beeilen. Bring mich nach Amegakure und richte den Leader aus, dass ich um ein Treffen bitte. Dann bring Deidara zu Kakuzu, damit der sich um seine Arme kümmern kann. “

Zetsu hob seine Augenbrauen. „Eine Treffen mit dem Leader? Bist du sicher Sasori?“

„Absolut. Tobi, Ich möchte, dass du mir einige Puppen aufsammelst und in Schriftrollen versiegelst, die du dann Zetsu übergibst.“

Tobi kratzte sich am Kopf. „Doch nicht alle, oder?“

„Nur die zwei“, Sasori deutete auf die zwei Puppen, zwischen denen er zuvor gelegen hatte. „Und eine weitere, die dort hinten an der Wand hängt, gehalten durch ein Siegel in Form eines Katzenkopfes.“

Ohne ein weiteres Wort trat Zetsu auf Sasori zu, legte ihm eine Hand auf die Schulter und versank mit ihm im Boden.

Für eine Weile sah Deidara Tobi dabei zu, wie er sich abmühte, den Katzenkopf aus der Wand zu brechen. Er hatte sich grade auf einem Puppentorso niedergelassen, als ein schwarzer Arm, gefolgt von einem schwarzem, halb geschmolzen aussehenden Kopf, neben ihm aus dem Boden wuchs.

„Zeit zu gehen Deidara, der Schneider wartet.“

Deidara kam mühsam auf die Füße und schaffte es nach ein paar Versuchen seinen rechten Arm mit dem Fuß hochzuflippen und mit einem Armstumpf festzuklemmen. „Sehr witzig, Zetsu. Wo ist deine bessere Hälfte?“

Zetsu gab ihm ein schrecklich verzehrtes Grinsen. „In Amegakure, lauschen. Zeit zu gehen.“
 

„Das sollte reichen.“

Die letzten Tentakeln verschwanden in den Nähten an Kakuzus Handgelenken und mit einem furchtbarem Stechen kehrte das Leben in Deidaras Hände zurück. Kakuzu stand auf und sein Kopf streifte beinahe die Decke. Sie befanden sich in einem kleinen Akatsukiversteck über einem Bordell, irgendwo im Land des Feuers. Kakuzu wusch seine Hände in einer Schale Wasser, trocknete sie an einem Tuch und begann seine chirurgischen Instrumente einzupacken. „In ein paar Tagen kannst du sie wieder ganz normal benutzen. Bis dahin solltest du sie schonen.“

Deidara wackelte versuchsweise mit den Fingern und beugte die Ellenbogen. Tat höllisch weh, aber es ging.

Ein leises Wimmern drang an seine Ohren und er drehte unwillig den Kopf. En paar Meter von ihnen lag eine junge Frau nackt auf dem Boden, Beine und die Reste ihrer Arme ausgestreckt. Kakuzu hatte ihr mit der Teilnahmslosigkeit eines Schlachters beide Arme abgehackt und dann jegliches Interesse an ihr verloren.

Zu ihrem Pech war dies bei Hidan nicht der Fall gewesen.

Der weißhaarige Mönch stand über der Frau, genauso nackt wie sie, die Haut dunkel verfärbt, in der Hand seinen langen Ritualspieß. Er und die Frau bluteten aus dutzenden Wunden.

Deidara zog eine Grimasse: er und Sasori hatten öfter getötet als er sich die Mühe gemacht hatte zu zählen, aber es hatte immer den Zielen von Akatsuki gedient und sie hatten niemals gefoltert. Kakuzu folgte seinem Blick und zog missbilligend die Brauen zusammen. „Wenn du schon alle Teile ruinieren musst, beeil dich gefällig. Wir müssen los.“

„Er hat Recht“, murmelte Zetsu, der, jetzt wieder vollständig, wie ein grässlicher Buddha aus dem Boden ragte, die gelben Augen auf die zuckende Gestalt gerichtet. „Ihr sollt keine Aufmerksamkeit erregen, sonst ruft noch jemand die Wache.“

„Ungläubige wie ihr könnt das nicht verstehen.“ Hidans Stimme klang hohl ohne eine Spur ihrer sonstigen Grobheit. „Es geht hier nicht um Vergnügen, sondern um Läuterung. Diese Frau hier hat ein sündiges Leben geführt, hat gehurt und gestohlen. Aber durch den Schmerz wird ihre Seele gereinigt und kommt so dem Nirwana näher.“ Er zog sich die Spitze des Spießes über die Brust und sah auf die sich windende Frau hinab. „Sie wird es mir danken, wenn sie Erleuchtung erlangt hat.“

Zetsu schnaubte. „Lass es uns einfach wissen, wenn du mit ihr fertig bist, damit wir ihr sauber machen können. Fertig Deidara?“

„Ja“, meinte Deidara und riss seinen Blick von der ekelerregenden Szene los. „Gehen wir nach Amegakure?“

„Nein, Sasori ist schon wieder in seinem Haus. Er will mit dir reden.“

Zetsu ergriff Deidaras Mantel und sie begannen im Dielenboden zu versinken. Deidara schloss die Augen, als sein Kopf in den Boden eintauchte und hielt sie geschlossen, bis er einen schwachen Wind auf der Haut spürte. Sie standen vor dem Schreinbogen, der den Eingang zu Sasoris Anwesen markierte.

„Hier ist Schluss für uns“, meinte Zetsu. „Sasori hat Siegel um das Grundstück vergraben, die verhindern, dass wir es betreten. Er will wohl nicht, dass seine Mädchen uns begegnen.“ Mit einem Grinsen begann er im Boden zu verschwinden. „Er hat gesagt er würde in der Werkstatt auf dich warten.“

Langsam ging Deidara den Weg zur Werkstatt hinauf. Das große Holzhaus und der Schrein lagen in vollkommener Dunkelheit da, nur aus der Werkstatt, deren Tür einen Spalt offenstand, drang ein schmaler Lichtstrahl. Er trat ein und schloss die Tür hinter sich. Er war bisher noch nie in der Werkstatt gewesen, aber er wusste, dass sie unter den Anweisungen von Orochimaru gebaut worden war und das Sasori sie anschließend an seine Bedürfnisse angepasst hatte. Der Boden, die Wände und sogar die Decke, von der einige nackte Glühbirnen hingen, waren weiß gekachelt und so makellos sauber, dass er sein Spiegelbild im Boden sehen konnte. Rechts von ihm war ein Gestell in den Boden eingelassen, das eindeutig dazu diente, einen menschlichen Körper zu fixieren, über die gesamte Länge der linken Wand verlief eine erhöhte Arbeitsfläche aus poliertem Stahl, deren Front aus hunderten kleinen Schubladen bestand. Fleischhaken hingen von der Decke, an den Wänden glänzten grausam aussehend Werkzeuge. Das ganze wirkte wie ein Schlachthof vor dem Eintreffen des ersten Rindes. Das einzige, was den Eindruck der Unberührtheit störte, war der kau wahrnehmare Blutgeruch, der aus einem kleinen Abflussgitter in der Mitte des Bodens aufstieg.

Auf der ihm gegenüberliegenden Wand war eine Stahltür eingelassen, die offenstand.

„Komm“, Sasoris Stimme hallte von den Wänden wieder. Deidara durchquerte den Raum, schaltete das Licht aus und trat in den Hinterraum.

Der Raum war viel kleiner, vielleicht dreimal drei Schritt, und er unterschied sich vollkommen von dem vorerigen. Alle vier Wände waren fast vollständig mit Regalen bedeckt, die bis unter die Decke mit kleinen Figürchen, Büchern und Schriftrollen vollgestopft waren. An einigen hingen kleine Zettel mit Aufschriften wie „Für Einsätze unter der Erde“ oder „Fernkampf, 10 000 Nadeln“, über ihm baumelten Modelle von Vögeln und Fledermäusen an Fäden von der Decke. Sasori saß an einem kleinen Holztisch in der Mitte des Raumes, vor ihm ein Pergament mit einem Siegel, dass Deidara nicht erkannte, und eine Öllampe, die den Raum in ein flackerndes Licht tauchte. Er trug nicht mehr seinen Akatsukimantel, sondern einen einfachen, weißen Kimono. Er sah auf, als Deidara eintrat und schenkte ihm ein müdes Lächeln. „Setz dich Deidara.“ Er nahm etwas, das aussah, wie eine bronzene Miniaturwasserpfeife, aus dem Regal neben sich und stellte es geräuschvoll auf dem Tisch ab.

„Wenn du nichts dagegen hast, würde mir gerne mit dir den Kopf benebeln.“

Etwas verdattert setzte Deidara sich. „Könnt Ihr überhaupt? Äh ich meine…“

Sasori lächelte und entzündete die Kohle mit der Öllampe. „Ein wenig.“ Er öffnete seinen Kimono ein wenig und setzte das Mundstück, aus dem bereits Rauch aufstieg, für einige Momente an seine Herzkammer. Dann reichte er es an Deidara weiter, der es zögernd an den Mund führte und einen kleinen Zug nahm. Der Rauch schmeckte nach Kräutern und Honig und aus irgendeinem Grund beschwor er vor Deidaras Augen Bilder aus Iwa herauf, lange bevor er ein Shinobi geworden war. Für eine Weile genoss er die wundervolle Trägheit, die sich in seinem Kopf ausbreitete und sah zu, wie Sasori Sand in ein kompliziertes Muster auf das Pergament rieseln ließ.

„Was macht Ihr da, Danna?“

„Ich versuche jemanden in Konoha zu erreichen.“

„Ihr habt einen Spion in Konoha?“

„Nein einen Shogipartner.“

Sasori machte einige schnelle Handzeichen und der Sand begann im Kreis herumzuwirbeln und nach einer ganzen Weile formten sich aus den glitzernden Körner der Kopf eines bärtigen Mannes, der sich für einen Moment im Raum umsah und sich dann Sasori zuwandte.

„Du bist es wirklich. Es ist lange her.“

Sasori lächelte. „Das ist es in der Tat.“

„Wie soll ich dich ansprechen? Sugimori oder Sasori?“

„Wie du willst.“

„Dann bleib ich bei Sugimori, das spart die Mühe umzudenken. Was kann ich für dich tun?“

„Ich brauche Informationen über Konohas Jinchuuriki.“

„Ich fürchte, die darf ich dir nicht geben. Soweit ich weiß, gehörst du zu unsren Feinden.“

„Nicht mehr: Ich habe Akatsuki verlassen. Mein Interesse ist rein persönlicher Natur.“

Deidara öffnete den Mund aber Sasori bedeutete ihm mit einer Geste leise zu bleiben.

Der Kopf schien davon nichts mitzukriegen, er konnte wohl nur Sasori sehen.

„Woher weiß ich, dass du die Wahrheit sagst?“

„Ich schwöre bei Izumis Seele“, sagte Sasoris mit ruhiger Stimme.

Der Kopf nickte langsam. „Was willst du über den Jungen wissen?“

„Alles.“

Was der Kopf nun erzählte, klang zunächst wie die übliche Geschichte eines Jinchuurikki: Der Junge wuchs einsam auf, gefürchtet und verschmäht von seinen Mitmenschen. Doch dann nahm die Geschichte eine unerwartete Wendung: Der Junge machte nicht nur, selbst für einen Jinchuurikki, rasende Fortschritte, sonder gewann auch die Achtung und den Respekt von Konoha und Suna. Die Geschichte endete damit, dass der Junge Konoha für ein zweijähriges Training verließ, nach dessen Abschluss er anscheinend sofort nach Suna aufgebrochen war, um den Kazekage zu retten.

Sasori lehnte sich vor. „Eine letzte Frage: Ist der Junge der, für den ich ihn halte?“

Der Kopf nickte du ein Grinsen breitete sich auf Sasoris Gesicht aus. „Ich wusste es. Ihn anzusehen war als ob man 15 Jahre in die Vergangenheit schauen würde. Weiß er, wer seine Eltern waren?“

„Nein, aber ich vermute, Tsunade oder Jiraya werden es ihm bald sagen. Dich werden sie aber wahrscheinlich nicht erwähnen.“

Sasori seufzte. „Das ist wahrscheinlich fürs Erste am besten. Aber wenn all dies vorbei ist, würdest du ihm von Izumi und Sugimori erzählen?“

„Nur Sugimori, nicht Sasori?“

„Nein, Sugimori wird reichen, ich will nicht, dass er eine falsche Vorstellung von Izumi bekommt.“

Der Kopf schien einen Moment über das gehörte nachzudenken, dann nickte er erneut. „Das klingt vernünftig. Ich nehme an, ich kann dich nicht überzeugen, dich Konoha anzuschließen.“

Sasori lächelte matt. „Richtig vermutet, der Skorpion wird nicht mehr stechen: Nicht für Konoha, nicht für Akatsuki.“

„Und was wirst du stattdessen tun, Sugimori?“

„Ich gehe zu Izumi. Vielleicht hätte ich das schon vor langer Zeit tun sollen.“

Es folgte eine kurze Pause, dann nickte die Erscheinung. „Nun gut, wenn du dir sicher bist. Yoshino und ich können die Kinder aufnehmen, wenn du willst.“

„Nein danke. Manami ist alt genug um sich um sie zu kümmern.“

„Wenn das so ist, dann sollten wir vielleicht unser letztes Shogispiel zu Ende führen, ich hab das Brett hier vor mir.“

Deidara sah, wie Sasoris Augen zu einem kleinen Shogibrett schweiften, das in einem der Regale stand. Sasori hatte darauf bestanden, das Spiel in sein Training einfließen zu lassen, um seinem Schüler in Geduld und taktischen Denken zu schulen und nach vier Jahren und tausenden von Spielen war Deidara dem Sieg kein einziges Mal auch nur nahe gekommen. Das Spielbrett war aus dunklem Holz gefertigt, die Figuren sahen aus, wie aus Horn geschnitzt. Es waren nicht mehr viele Figuren auf dem Feld, verstrickt ihren ewigen Kampf.

Sasori richtete seinen Blick wieder auf den Kopf. „Ich glaub, das können wir uns sparen.“

„Ja, wenn ich es richtig sehe, hast du mich in drei Zügen.“

Sasori Grinsen blitzte erneut auf. „Ja, aber du mich in zweien.“

Der Kopf stieß ein kurzes Lachen aus. „Gut erkannt alter Freund, ich werde unsere Gespräche vermissen. Leb wohl.“

„Leb wohl.“

Die Sandkörner begannen wieder wild durcheinanderzuwirbeln, dann fielen sie zurück auf das Pergament. Sasori hob das Blatt vorsichtig hoch und legte es in das Regal.

Dann setzte er sich wieder und führte erneut das Mundstück der Pfeife an sein Herz. „Du hast sicher viele Fragen Deidara, aber bevor du sie stellst, hör mir zu.“

Deidara nahm das Mundstück aus der Hand seines Meisters und zog daran.

„Schießt los.“

Sasori stützte seine Ellenbogen auf den Tisch und starrte in die Flamme der Öllampe. Nach einer ganzen Weile begann er zu sprechen.

„Als ich jung war Deidara, viel jünger als du es bei unserem ersten Treffen warst, brach der zweite der großen Ninjakriege aus. Ich weiß nicht mehr, unter welchem Vorwand die verschiedenen Länder damals übereinander herfielen und es macht auch keinen Unterschied. Suna kämpfte damals gegen Konoha und in einem der unzähligen kleinen Gefechte wurden meine Eltern von einem Shinobi getötet, den man in Konoha den weißen Fang nannte. Mein einziger Gedanke damals war mich an Konoha und dem weißen Fang zu rächen, dafür, dass sie mir meine Eltern genommen hatten. Meine Großmutter nahm mich auf und lehrte mich die Puppenspielerei und Giftkunde. Doch als ich endlich soweit war, in den Krieg zu ziehen, gab es keinen Krieg mehr. Die Länder hatten Frieden geschlossen und man erwartete von uns, unsere alten Feinde als Brüder und Verbündete anzunehmen. Aber für mich und viele anderen jungen Shinobi in Suna war dies unvorstellbar: Was war mit unserem so lange gehegtem Hass? Wie konnte der Daimyo und der Kazekage von uns verlangen, die Mörder unserer Eltern und Geschwister in die Arme zu schließen? Der Frieden hielt, aber es war ein zerbrechlicher Frieden: Wir übten und verfeinerten unsere Fähigkeiten und warteten darauf, dass der Krieg erneut ausbrach. Aber bevor es dazu kommen konnte, erfuhr ich von zwei betrunkenen Handlangern des Kazekages, dass der Tod meiner Eltern von Sunas Führung absichtlich herbeigeführt worden war. Ich tötete einen der beiden, Hirouko, den Geist des anderen brach ich und brachte den Mann unter meine Kontrolle. Mein Zorn und Hass hatten nun ein weiteres Ziel: den Kazekage. Ich wusste allerdings, dass ich noch viel zu schwach war, um gegen Sunas stärksten Shinobi zu bestehen, also verließ ich das Dorf und bereiste die verschiedenen Länder auf der Suche nach neuen Jutsu und Giften. Aus Hiroukos Körper fertigte ich mir eine Puppe, in der ich mich dort verbarg, wo man mein Gesicht kannte. Normalerweise gab ich mich aber als einfacher Puppenspieler aus. Ich glaube nicht, dass irgendein Shinobi in der Geschichte mehr über Puppen und den menschlichen Körper gelernt hat, als ich. Ich begann, Verbesserungen an meinem eigenen Körper vorzunehmen, deren Ergebnis du ja kennst.

Während dieser Zeit brach erneut Krieg aus und mir kam zu Ohren, in den Streitkräften von Konoha würde ein Shinobi mit weißem Haar und weißem Chakra kämpfen.

Aber als ich ihn schließlich im Land des Feuers aufgespürt hatte, war es nicht der weiße Fang, sondern sein Sohn, ein Junge kaum halb so alt wie ich. Er und sein Team rasteten an einer Stele, die der dritte Hokage zur Erinnerung an die Gefallenen des vorherigen Krieges hatte aufstellen lassen, ohne zwischen Freund und Feind zu unterscheiden. Und in diesem Moment merkte ich, dass ich keinerlei Bedürfnis hatte, den Jungen zu töten, für etwas, das vor seiner Geburt geschehen war.“
 

Was nun folgte war eine Schilderung der Geschehnisse, die Deidara schon in Manamis Genjutsu gesehen hatte: Die erste Begegnung mit Izumi, die Zeit im Verborgenem Dorf, Konoha wie er jetzt wusste, das Leben im Schrein und schließlich Izumis Tod.
 

Sasoris Stimme war jetzt rau, als bereite es ihm große Mühe weiterzusprechen.

„Nach Izumis Tod war ich gebrochen. Zum zweiten Mal hatte mir der Hass, der unsere Welt beherrscht, meine Familie genommen. Ich hatte vor, die Mädchen nach Konoha zu bringen und meinem Leben anschließend zu beenden. Doch wie sich herausstellte, waren Izumis Schwester und ihr Mann bei einem Bijouangriff ums Leben gekommen. Und grade als ich nicht mehr weiterwusste, kam ein Mann namens Orochimaru zu mir. Er erzählte mir von Akatsuki und vom Plan des Leaders, dauerhaften Frieden zwischen den Ländern zu schaffen. Du bist ihm nur einmal kurz begegnet, aber Orochimaru hat eine Gabe dafür, Menschen für sich einzunehmen. Ich sagte zu und um dem Leader meine Fähigkeiten zu beweisen, ging ich nach Suna und tötete den Kazekage. Danach arbeitete ich fast zehn Jahre für Akatsuki. Orochimaru und ich waren uns sehr ähnlich, was unser Streben nach Perfektion und Unvergänglichkeit betraf und wir erreichten Großes zusammen. Doch dann zeigte er sein wahres Gesicht: Er betrog Akatsuki und alles wofür wir gearbeitet hatten um seine eigenen Ziele zu verfolgen. Ich versuchte ihn zur Strecke zu bringen, doch, wie du weißt, entkam er mir. Ich habe dich dann dem Leader als Ersatz empfohlen. Den Rest kennst du ja.“
 

Sie saßen sich eine ganze Weile schweigend gegenüber und zogen abwechselnd von der Pfeife. Schließlich fragte Deidara, der mittlerweile ernsthafte Schwierigkeiten hatte die Augen offenzuhalten, mit schwerer Zunge: „Und…und was passiert jetzt Danna? Ihr seid wirklich bei Akatsuki raus?“

„In der Tat.“

„Warum interessiert Ihr euch dann so für den Jinshu-, den Jinchuu-, den Kyubijungen?“

Sasori holte eine Kette aus blauen Holzperlen aus seinem Ärmel hervor, an der ein runder Anhänger mit einem Spiralmuster hing. „Kommt dir das hier bekannt vor, Deidara?“

„Ja klar, das is Euer blöder Meditationsanhänger... Hey, der Junge hatte so ein Ding an seinem Ärmel.“

Sasori ließ die Kette durch seine Finger gleiten. „Das hier ist das Zeichen von Izumis Clan, den Uzumaki. Der Kyubi-Jinchuuriki ist das letzte lebendes Mitglied dieses Clans.“

Deidara grinste. „Hat Ihr deshalb zugelassen, dass ich gegen ihn gekämpft habe, anstatt es selbst zu tun. Weil er sowas wie Euer Neffe ist?“

„Ich kann nicht behaupten, dass zwischen dem Vater des Jungen und mir je große Freundschaft geherrscht hätte, aber wenn seine Mutter und Izumi nicht gewesen wären, wäre ich heute wahrscheinlich nicht besser als Hidan oder Orochimaru.“

„Warum geht Ihr dann nicht nach Konoha?“

„Weil ich immer noch an die Ziele glaube, die der Leader zu erreichen versucht. Und im Moment hat nur Akatsuki die Mittel, diese Ziele zu erreichen. “

„Was wollt Ihr dann machen?“

Wieder starrte Sasori eine Zeit lang in die Flamme, bevor er antwortete. „Ich fühle mich müde Deidara. In den letzten zehn Jahren ist kein Tag vergangen, an dem ich Izumi nicht vermisst habe. Ewiges Leben. Unvergängliche Perfektion. Was nützen mir diese Dinge, wenn es ein leeres Leben ist, eine unvergängliche Einsamkeit. Ich habe dir einmal gesagt, dass man Menschen nie unnötig warten lassen soll.“

„Geschätzte achthundert Mal, ja.“

„Ich glaube, ich habe Izumi schon viel zu lange warten lassen. Du warst mir ein guter Schüler und Waffenbruder, Deidara. Würdest du mir die Ehre erweisen, mein Kaishakunin zu sein?“

Deidara schreckte aus seiner Trance hoch. „Ich soll euch den Kopf abschlagen!?“

Sasori lachte leise. „Nichts so dramatisches, aber du ich itte dir, mir zu helfen, Izumi zu folgen.“

Deidara holte tief Luft. „Ich werde es tun, Danna.“

„Ich danke dir.“

Sie begannen wieder abwechselnd von der Pfeife zu ziehen.
 

„Was ich nich versteh“, lallte Deidara schließlich. „Warum hat der Leader euch einfach so gehn lassen?“

Der Rauch schien mittlerweile auch Sasori zu Kopf gestiegen zu schein und als er sprach, tat er es langsam, als müsse er sich auf jedes Wort konzentrieren.

„Nun, es gab eine Bedingung. Ein Aschiedsdienst sozusagen.“
 

Die Sonne stand hoch am wolkenlosen Himmel und eine leichte Brise strich über die stufenweise angelegten Reisfelder. Deidara saß mit gekreuzten Beinen im Gras und verlor zum dritten Mal an diesem Tag im Shogi. Um sich etwas von dem Trauerspiel auf dem Brett abzulenken, schaute er nach links zu einem der Stufenhügel, aus dem an mehreren Stellen dichter, schwarzer Rauch quoll. Er betätigte den kleinen Hebel an seinem Scope und vergrößerte die Szene: Der Rauch quoll aus mehreren schweren Stahltüren, die Sasori aufgebrochen hatte und die nun schief in den Angeln hingen. Am Fuß der künstlichen Erhebung sah er einige Dutzend Leute, einige mit Otogakure-Stirnbändern, von denen die Mehrheit damit beschäftigt war, sich zu übergeben.

Die ganze Szene hatte er in den letzten Wochen mit leichten Variationen schon öfter erlebt: Sie spürten ein Otogakureversteck auf, Sasori verschaffte sich Zugang und trieb die Bewohner mit speziellen Rauchbomben ins Freie.

Als etwas Schwarzes plötzlich sein Sichtfeld ausfüllte, schaltete er zurück auf normale Sicht und sah zu, wie Tobi keuchend die letzten Meter zu ihnen zurücklegte und, die Hand auf die Seite gepresst, vor ihnen stehenblieb. Sasori bewegte langsam eines seiner Stücke über das Feld. Er saß wie Deidara im Gas und trug nun seinen alten Flickenkimono und Schilfhut aus seiner Wanderzeit. Neben ihm auf dem Boden lag eine riesige Puppe, die er Tadakatsu nannte, die er benutzt hatte, um die Türen des Oto- Verstecks einzurammen. „Was gibt es, Tobi?“

„Wie es aussieht, sind alle draußen. Die meisten sind wohl schon vor einer Weile abgehauen, als sie gehört haben, dass der Uchihajunge Orochimaru erledigt hat. Sie haben zugestimmt, sich zu entwaffnen.“

Deidara zog eines seiner Streitwagenstücke nach vorne um Sasoris vernichtende Offensive etwas zu verlangsamen. „ Warum erledigen wir sie nicht einfach? Leicht genug wärs.“

Sasori zog eine seiner Lanzen vor und schlug Deidaras Streitwagen. „Ohne Orochimaru stellen seine Anhänger keine Bedrohung mehr für uns da und indem wir jetzt Gnade zeigen, ziehen wir die Leute dieses Landes auf unsere Seite. Das wird Akatsuki auf lange Sicht mehr nützen, als ein Massaker. Matt dem König in drei Zügen.“

Entnervt stand Deidara auf. „Okay, Zeit für die Hauptattraktion. Tobi, pass gut auf, jetzt gibt’s ne Ladung Kunst der Extraklasse.“

Sasori schnaubte. „Beeil dich einfach.“

Deidara hob beide Arme und aus dem Gras um sie herum stiegen tausende und abertausende von kleinen Tonheuschrecken auf und flogen in Richtung des Berges. Die Menge stob auseinander, als der Schwarm über sie hinwegrauschte und durch die Türen ins Innere stob. Deidara schloss die Augen und konzentrierte sich auf das Chakra in den Figürchen, spürte, wie sie in alle Ecken und Winkel des Versteckes krochen. In dem Versteck befand sich nun genug C3 Ton um eine kleine Stadt einzuebnen, aber so platziert, dass die Wucht der Explosion von der Menge weggerichtet sein würde.

„Das letzte Otogakureversteck beendet seine Existenz auf künstlerisch extrem wertvolle Art und Weise in fünf, vier..“

„Mach endlich.“, schnauzte Sasori.

Deidara schlug die Hände über seinem Kopf zum Zeichen des Tigers zusammen.

„Katsu!“
 


 


 


 

Anmerkung: Diese Kapitel ist in über einem Jahr geschrieen, umgeschrieben und erweitert worden. Ich hoffe es lässt sich trotzdem einigermaßen gut lesen.
 

Sensko



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Traumtaenzer
2011-03-14T14:19:25+00:00 14.03.2011 15:19
Wirklich toll, mehr gibts dazu nicht zu sagen :)


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