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wicked

der dunkle Pfad zur Unsterblichkeit
von

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Schlangenbiss

Jemanden auf charmante Weise zu kränken lag fast schon in Riddles Natur. Es amüsierte ihn, den aufkeimenden Hass seiner ausgesuchten Opfer gegen sich zu spüren, obschon sie ihm hilf- und wehrlos ausgeliefert waren. Er zeigte anderen gerne, wer die Oberhand hatte - das hatte er schon damals als Kind begonnen und im Laufe seiner Lebensjahre letztendlich verinnerlicht. Der Hass war schließlich ein treibendes Gefühl und wenn er jemanden davon überzeugen konnte, ihm an den Kragen zu wollen, war er mental bereits so schwach, um ein Teil seines Marionettenkabinetts zu werden. Nur wenige hatten die Kraft, darüber zu stehen, waren dann jedoch zu feige, den Mund zu öffnen.
 

Das Feuer prasselte sanft vor sich hin. Kleine Funken stobten von den Holzscheiten ab und setzten sich über das Kamingerüst hinweg, wo sie dann wie Sternschnuppen verglühten. Tom mochte es diesem faszinierenden Schauspiel zuzusehen, wenn er Zeit und Laune dazu hatte. Es beruhigte ihn und ließ seine Gedanken abschweifen. Doch jetzt wurde dieses wunderschöne, fast kitschige Ambiente von zwei entscheidenden Faktoren gestört: Der schwarzhaarigen jungen Frau in seinem Rücken, die ihn mit ihrem Blick wohl aufzuspießen versuchte und das Loch in seiner Nase, durch das jetzt, nachdem er er sich der Maske entledigt hatte, kühle Luft strömte und ihm ungewollt eine Gänsehaut über den Rücken jagte. Er wollte diese Zusammenkunft so schnell wie möglich beenden und da weitermachen, wo er aufgehört hatte. Zu allem Überfluss machte sich seine körperliche Schwäche deutlicher bemerkbar und das Stehen sollte ihn schon bald den Rest seiner verbliebenen Kraft kosten – wieso spielten unpassende Momente so unglaublich geschickt miteinander zusammen?

Riddle schwieg und wartete, bis die Stille im Raum zu rebellieren und schreien begann, ehe er Bellatrix sein Profil zuwandte. Das Licht der Flammen flackerte aufgeregt dadurch und jagte Schatten über seine Gesichtshälfte, die die Entstellung auf Anhieb zu kaschieren vermochten. „Willst du es, Bellatrix Black?" Die Stimme nur mehr zu einem rauen Flüsterton gesenkt, wollte er sie ansehen, scheute sich gleichermaßen jedoch, sich ihr ganz zu zeigen. Irgendwie war ihm unwohl bei der Vorstellung ihrer Reaktion. Und sein Magen begann von Neuem vor unterdrücktem Zorn über seine eigene Dummheit zu brodeln, dass es schmerzhaft wurde. Sein Augenlid zuckte kurz darunter. Er merkte, dass sie sich ihre Antwort gut überlegte und jede Silbe auf ihrer Zunge zu Recht legte, ab wägte. Schließlich hob sich Bellas Brustkorb an. Der kühle, beleidigte Unterton war dabei schwer zu überhören.
 

„Ich will meinem Gegenüber ins Gesicht sehen, wenn ich mit ihm spreche."

Voldemort hatte so etwas erwartet; zwar glaubte er irgendwo tief in seinem Inneren, dass sie sich eventuell damit abgefunden haben könnte. Aber die Annahme zerplatzte jäh wie eine Seifenblase, noch bevor die Schwarzhaarige sie tatsächlich aufgeführt hatte. Eigentlich wäre jetzt ein einer dieser Augenblicke gewesen, die man nutzte, darauf ein „Nein" zu erwidern. Eines dieser „Neins" die man oftmals in Petto hatte, wenn einem jemand wirklich anfing auf die Nerven zu gehen. Doch die Situation wollte es trotzdem nicht ganz zulassen und deshalb pressten sich Toms Lippen blutleer aufeinander, bevor er dem Widerstand nachgab und dem Gespräch ein wenig mehr Würze verlieh indem er sich ihr zeigte.

Wahrscheinlich wollte sie schreien, laut und voller abstoßender Angst. Zumindest vermittelte das der Ausdruck in ihren Augen und das permanente Zucken an ihrem Mundwinkel. Riddle beobachtete sie sehr eindringlich und genau. Da er sich selbst nicht sehen konnte, entsprang sein eigener Anblick seiner kranken Phantasie.
 

Das Einzige, was diese Theatralik zu lindern vermochte, war die Ironie des Lichtes, das sich durch den Schein des Kaminfeuers widersprüchlich auf seiner Seite des Zimmers befand und den Raum somit zwischen Licht und Dunkelheit entzweite. Bellatrix' Mund formte sich zu undeutlichen, erstickten Lauten und erinnerte dabei ein wenig an einen an der Luft verreckenden Fisch, dessen Kiemen nach dem nötigen Sauerstoff des Wassers bettelte. Nur sehr mühsam brachte sie Worte daraus hervor, die anfänglich einem Keuchen, mehr eines Satzes glichen und Riddle letztlich auch nicht mehr mitteilten, als er ohnehin schon wusste.

„Ihr habt kein Gesicht..."

„Das ist so nicht ganz richtig... aber wenn du es so auslegen möchtest."

„Was habt Ihr mit Eurem Gesicht gemacht..?"

„Manchmal muss man Opfer bringen...", erwiderte der hoch Gewachsene leise und schulterzuckend.

„... Aber... wofür?"

„Für die Unsterblichkeit, Bellatrix. Deshalb sind wir doch hier, oder nicht? Willst du nicht unsterblich werden?"

Ein ächzendes Schnaufen wehte in Voldemorts Richtung und verteilte sich wie Spucke auf seinem Konterfei. Er versuchte den Impuls der Enttäuschung zu ignorieren, der sich in seinem Innersten ankündigte.

„Nicht, wenn ich dafür Körperteile einbüßen muss..."

„Oh, ich glaube, dass das nicht nötig sein wird. Du musst mir nur deine Loyalität versprechen und ich lasse dich teilhaben an meiner Art der Unsterblichkeit. Füge dich mir und ich kann dir Dinge beibringen, die deinen Horizont bei weitem übersteigen."

Einer Schlange ähnlich, schmiegte sich Riddles Aufmerksamkeit um die recht verloren wirkende Hexe. „Wir könnten gemeinsam eine neue Welt erschaffen. Eine Welt, ganz nach unseren Vorlieben und Wünschen, meine Liebe."
 

Er trat nun näher und obgleich sich seine Knie ausgesprochen weich anfühlten und der Raum vor seinen Augen einen Herzschlag lang verschwand, zwang er sich zur Ruhe und führte seinen Beutezug fort.

Ihr graziler und gleichsam robuster Körper wandte sich wie ein Opfer aus einem imaginären Griff und wollte jäh nach hinten ausbrechen. Doch Voldemorts Hand war schneller und umklammerte ohne Zurückhaltung ihr Gelenk, dass ihr keine andere Wahl blieb, als an Ort und Stelle inne zu halten. Bellatrix' Blick traf den Seinen und er wusste in jenem Moment, dass sie es bereute, zu ihm gekommen zu sein. Dass sie es vielleicht sogar bereute, den Entschluss gefasst zu haben, sich ihm anzuschließen. Denn er war in ihren Augen nicht mehr als ein Besessener der seinen Verstand verloren hatte. Tom las aus ihren weit geöffneten Augen Angst, dass er neuerlichen Zorn in sich fühlte. Aber er wollte nicht locker lassen – nicht jetzt, da er sich an ihr festhielt, als benötigte er diesen Halt, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

„Du wirst wiederkommen", prophezeite Voldemort seiner Gegenüber sehr leise. „Gib dich nicht damit zufrieden, was du siehst. Deine Augen könnten dich täuschen."

„... Ihr tut mir weh"

„Das ist erst der Anfang."

Eine kurze Pause trat ein, in der der Schwarzmagier die Tränen in den Augenwinkeln der Reinblütigen erkennen konnte. Sie wollte weg, sie wollte dieses Theater beenden und nur mühselig ließ Riddle von ihr ab. „Komm morgen so früh du kannst. Dann werden wir mit dem Unterricht beginnen."

Er ließ ihr keine andere Wahl. Die hatte sie sowieso nicht mehr. Denn von dem Augenblick an, da ihr Fuß die Türschwelle berührte, vielleicht auch schon vorher, war klar, dass sie zu ihm gehören würde. Dass er sie fertig schnitzen und aus ihr eine Perfektion machen würde. Es war nur eine kleine und unbedeutend lodernde Flamme einer Kerze irgendwo in seinen Gedanken. Aber dieselbe war klar zu vernehmen. Und auf sonderbare Weise warm.

Tom kehrte dem Mädchen den Rücken, abermals teilte sich der Raum durch das Aufkommen plötzlicher Schwäche. Als er nach seiner Maske greifen wollte, warf sich die Finsternis über ihn wie der herabfallende Vorhang nach einem Drama. Die Bewusstlosigkeit hatte ihn eingeholt und zu Boden gezwungen. Aber das bemerkte Voldemort zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2007-12-09T21:39:33+00:00 09.12.2007 22:39
wow, es war wirklich fast so als stünde man selbst mit in dem raum.
du kannst echt gut beschreiben. und so details wie z.b. der kamin und dessen schein machen das alles so lebhaft.
oje, bellatrix hat es ja bereut dass sie gesagt hat sie wolle sein gesicht sehen.
ich kann mir ihren ausdruck vorstellen, ist sicher nicht sehr schön anzusehen so ein .. halbes gesicht?? wenn man es so nennen kann.
irgendwie fand ich es witzig wo sie gesagt hat er habe kein gesicht und er erwidert hat dass das nicht so ganz stimme.
frag nicht warum, ich weiß es nicht aber ich fand es lustig^^
die arme, jetzt ist sie in den teufelskreis geraten und kommt nicht mehr hinaus.
klar, im moment ist sie sehr verängstigt. aber wie sie in zukunft zu all dem stehen wird werden wir ja sehen^^
ich finds toll dass voldemort sich nichts hat anmerken lassen, das passt echt gut zu ihm. selbst kurz vor der ohnmacht hat er noch die kontrolle über alles^^
und jetzt ist er umgekippt.
irgendwie zu verstehen, schließlich hat er ein horcrux erschaffen und dann auch noch versucht seine nase irgendwie zu reparieren.
aber ich glaube dass er auf diese weise, also ohne nase^^ irgendwie mehr eindruck bei bellatrix hinterlassen hat. sicherlich einen erschreckenden, aber es ist wirklich ein auftritt gewesen^^
freu mich schon auf das nächste kapitel.
lg


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