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Das Blut der Lasair

von

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Reise durch die Nacht

Reise durch die Nacht
 


 

Catherine zögerte ein wenig, obwohl Lestat zu wissen schien, was er wollte oder vielmehr was getan werden musste. Sie blickte ihn an. Natürlich hatte sie zugesagt, doch sonderlich wohl war ihr nicht dabei, dass sie mit ihm allein gehen sollte, wenn sie an ihre erste Reise mit ihm dachte.

„Ich nehme an, wir brechen heute Abend nach Sonnenuntergang auf?“ fragte sie, nur um die Stille zu durchbrechen. Er nickte und verließ den Raum. Catherine blieb mit den anderen zurück.

„Mir ist nicht wohl dabei.“ meinte Elizabeth, worauf David versicherte, dass Lestat Catherine schon am Leben lassen würde.

„Das meinte ich nicht. Was ist, wenn sie dort nicht allein sind?“

„Ich denke, wir können uns verteidigen.“ entgegnete Catherine und fügte hinzu: „Ich muss mich vorbereiten. David, wenn du Neuigkeiten von diesem wichtigen Bekannten hast, dann möchte ich diese aber auch wissen, wenn wir zurückkommen.“ Er nickte und Catherine verließ ebenfalls den Raum, um zu duschen und sich wenigstens noch ein bisschen auszuruhen, denn in einem hatte Elizabeth Recht: sie wusste nicht, was sie in Crossbost erwartete.
 

Gegen Nachmittag erhob sie sich wieder und packte einige Waffen zusammen – nur für alle Fälle. Wenn sie gegen die Bruderschaft arbeiteten oder gar dieselben Recherchen anstellten, dann war es möglich, auf Ritter zu treffen und dann musste sie vorbereitet sein. Und auch weil Lestat dabei war, wollte sie nicht gänzlich ohne Verteidigung sein, auch wenn sie wusste, dass es mir diesen Waffen äußerst schwer sein würde, ihn sich zumindest vom Leib zu halten, wenn er es darauf anlegte.

Als sie alles beisammen hatte, schaute sie noch schnell bei Lea vorbei und freute sich, als sie sah, dass es ihr wirklich besser ging. Sie war sogar kaum davon abzuhalten, endlich das Bett zu verlassen.

„Du brauchst noch Ruhe.“ erinnerte Catherine ihre junge Freundin, worauf diese resignierend nickte.

„Ich werde noch wahnsinnig, wenn ich überhaupt nichts tun kann.“ Catherine nickte.

„Ja, ich bin auch froh, dass ich wieder einmal etwas anderes sehen kann.“

„Du gehst weg?“

„Ich komme wieder. Wir müssen etwas in Erfahrung bringen.“ antwortete Catherine.

„Wir?... Cate, du gehst doch nicht etwa in Begleitung eines….“

„Doch und es geht nicht anders.“

„Vertraust du ihm etwa?!“

„Ich fürchte, ich habe keine Wahl, und bisher haben sie uns sehr geholfen.“

„Dazu kann ich nichts sagen. Ich weiß ja nicht, was hier los ist.“

„Tröste dich: genau wissen wir das auch immer noch nicht.“

„Wohin gehst du?“

„Crossbost.“

„Was wollt ihr da? Die Gegend ist total verlassen.“ meinte Lea und zog die Augenbrauen hoch.

„Das wusste ich nicht… Das ist gut, dann fallen wir schon nicht auf.“

„Was macht ihr?“

„Wir folgen Hinweisen. Es kann aber sein, dass sie uns nur in die Irre führen und Zeit kosten. Morgen sind wir auf alle Fälle wieder da.“

„Sicher?“

„Ja, es gibt nicht viel, dass wir dort tun können.“
 

Lestat wartete vor dem Schloss auf Catherine, die mit schnellen Schritten und in einem langen schwarzen Mantel neben ihn trat.

„Brauchst du sonst nichts?“ fragte er, als er an ihr hinunterblickte und nur eine kleine Tasche erblickte, die sie um die Schulter gehängt hatte. Sie schüttelte den Kopf und er nickte. „Dann komm!“ Sie schritten weiter in den dunklen Park hinaus. Die Gräber tauchten vor ihr auf und er blieb stehen. „Faszinierend, nicht wahr?“

„Die Grabsteine?“

„Nein, die Aura, die nach so vielen Jahren von ihnen ausgeht.“

„Ich weiß nicht, was du meinst.“

„Kannst du die Toten etwa nicht hören? Was denkst du, wie viele dort liegen, die sich immer noch nicht damit abgefunden haben, tot zu sein, deren Rache noch nicht erfüllt ist, deren Leben viel länger hätte sein sollen?“ Er hielt inne, als Catherine ihn immer noch nicht anblickte.

„Ich höre überhaupt nichts.“ entgegnete sie und ging wieder voraus.

„Wie weit willst du noch vom Schloss weg? Willst du bis zur Küste marschieren und dann bis Crossbost schwimmen?“ meinte Lestat hinter ihr, der ihr ohne irgendetwas zu sagen gefolgt war.

„Ich denke, du willst… Können wir dann?“ fragte Catherine, als er grinste.

„Sicher, komm her!“ Er breitete seine Arme aus und Catherine zögerte.

„Ich beiße nicht.“ lachte er leise, was Catherine ebenfalls mit einem leisen Lachen quittierte. Sie trat dichter vor ihn. Sein Gesicht lag im Dunkeln, doch der Mond spiegelte sich schwach in seinen Augen. „Vertraust du mir eigentlich?“ fragte er beiläufig und strich ihr mit den kalten Fingern eine Strähne aus dem Gesicht, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatte.

„Ist das wichtig?“

„Nein.“ Er fasste sie an der Hüfte und zwang sie, ihn anzusehen. „Nun komm’ schon. Halte dich fest, sonst stehen wir hier noch morgen früh.“

„Was ja eher ein Problem für dich als für mich wäre.“ gab sie zurück, legte ihre Arme aber um seinen Nacken. Sie spürte seinen Körper an ihrem und seinen Atem an ihrer Schläfe. Dann zogen seine Arme sie dichter zu sich und sie erhoben sich in die kalte Nachtluft.
 

Wenig später lag der Meeresarm zwischen Schottland und den Hebriden unter ihnen und Catherine versuchte, einen genaueren Blick zu erhaschen, was ihr nicht gelang.

„Nachts sind alle Meere schwarz.“ meinte Lestat nur, worauf Catherine nach oben in sein Gesicht blickte. „Oder hast du Angst, dass ich dich fallen lasse?“

„Sollte ich die haben?“

„Nein, es ist lange her, dass ich eine Frau mit ihrer ganzen Wärme in den Armen gehalten habe. Das werde ich jetzt genießen.“

„Bitte?“ Catherine blickte ihm in die Augen.

„Es ist so.“ meinte er nur und grinste.

„Idiot.“ murmelte Catherine leise, doch natürlich wusste sie, dass er es genau hörte. Ihr Weg führte sie weiter durch den schneidenden Wind über dem nächtlichen Meer und Catherine begann zu zittern.

„Du frierst.“ stellte er fest, worauf sie nur nicken konnte. Er festigte den Griff um sie ohne den Blick von ihr abzuwenden. Seine Lippen sanken an ihre Schläfe.

„Nutzt du aus, dass ich abhängig von dir bin?“

„Nein, ich tue nur das, was du schon tun wolltest, als du mich das erste Mal gesehen hast.“ Catherine schnaufte.

„Deine Fantasien sind ziemlich blühend.“ stellte sie nur fest.

„Was denkst du, was uns Unsterblichen außer unseren Fantasien sonst bleibt in der Dunkelheit?“ Catherine sagte nichts. Er lachte leise. „Gib’ es doch endlich zu!“

„Was denn?“ fragte sie und blickte wieder nach oben. Ihre Augen trafen sich.

„Dass du mich anziehend findest.“

„Geht das schon wieder los?“ murmelte sie.

„Sei ehrlich!“

„Gut, du hast mich durchschaut! Vor Wochen in diesem Gewölbekeller, als du mich um den Tisch gehetzt hast…“

„Du übertreibst.“ unterbrach er sie.

„Egal, als wir uns da gegenüber gestanden sind, da musstest du dich in Wahrheit vor mir schützen, damit ich nicht über dich herfalle.“ meinte sie ironisch, schüttelte dabei aber den Kopf. „Das war ja eher anders herum.“ fügte sie hinzu. Er grinste.

„Nimmst du mir das immer noch übel?“

„Ich habe aufgehört, dir irgendetwas übel zu nehmen. Erst willst du mir an die Gurgel, dann sagst du, ich hätte dreckiges Blut, dann bin ich eine dahergelaufene Hexe…. Ich käme ja nicht mehr zu Ruhe, wenn ich dir alles übel nehmen würde. Und das ist mir zu anstrengend.“ gab sie zurück.

„Dann sind wir uns ja einig, dass unsere Beziehung besser nicht laufen könnte.“ Catherine grinste und wusste, dass es ihm Spaß machte, sie einfach nur zu provozieren.
 

Der Wind umwehte ihre Körper immer noch schneidend, als sie wieder festen Boden unter den Füßen hatten.

„Du kannst mich jetzt übrigens loslassen.“ bemerkte sie, als er sie immer noch festhielt.

Er löste seine Arme von ihrer Hüfte und sie nahm ihre Hände ebenfalls von seinem Nacken. Er sah sie an und strich ihr wieder eine gelöste Strähne aus dem blassen Gesicht.

„Weißt du eigentlich, warum ich dich heute Morgen so angestarrt habe?“

„Ich bin mir nicht sicher, ob ich das wissen will.“ entgegnete sie und blickte ihn zweifelnd an.

„Das war das erste Mal, dass du deine Haare offen getragen hast. Ich war… überrascht. Positiv überrascht, dass eine Sterbliche so schön sein kann.“ Catherine räusperte sich und meinte:

„Wir haben etwas zu erledigen.“ Verwirrt ließ sie ihn stehen. „Deshalb sind wir ja hier.“ murmelte sie vor sich hin und betrachtete die Gegend. Der Mond erhellte die sanften Hügel und die Wellen, die gegen das Land schlugen. „Haben wir Ebbe oder Flut?“ Er trat dich hinter sie. Er wollte ihre Wärme spüren.

„Flut.“ meinte er und blickte auf die hinunter. „Wenn wir Glück haben, müssen wir uns hier mit irgendetwas sechs Stunden die Zeit vertreiben.“ fügte er hinzu, worauf Catherine ihre Tasche fester an sich zog und einige Schritte von ihm weg ging.

„Ich werde mich umsehen. Vielleicht gibt es hier noch andere Hinweise.“

Sie ging weiter zur Küste und sah sich um. Der Boden wies keine Unebenheiten auf und auch sonst entdeckte sie nichts Auffälliges. Sie seufzte. Dann war es wahr: Die Runen offenbarten ihr Geheimnis erst bei Ebbe, da sie im Moment noch von Meerwasser umspült wurden.



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