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Das Blut der Lasair

von

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Thirlestane Castle

Thirlestane Castle
 


 

„Ich hatte keine Ahnung, dass Jacques und Clarisse sich bereits auf so dünnes Eis begeben hatten.“

„Wie meinen Sie das?“

„Ihr Vater hat nach Antworten gesucht.“

„Antworten? Auf welche Fragen?“

„Ich weiß nicht, welche Fragen er sich gestellt hat. So nahe standen wir uns nicht.“

„Das bedeutet, dass ich nach Fragen und Antworten suche? Toll, das nenne ich…“

„Sie werden in Schottland von selbst auf die Fragen stoßen.“

„Wieso wissen Sie das, wo Sie doch sonst nicht wissen, womit wir es zu tun haben?“ Kardinal Salieri reagierte nicht, sondern meinte:

„Ihr Flug geht heute noch. “

„Dann werde ich meine Sachen packen.“ meinte Catherine, worauf Salieri nickte.

„Was werden Sie tun, solange ich weg bin?“

„Ich werde mich im Hintergrund beziehungsweise Untergrund halten.“ entgegnete er und Catherine verließ den Salon.
 

Wenige Stunden später kam sie in Glasgow am Flughafen an und fuhr mit dem Taxi zur Adresse, die Salieri ihr gegeben hatte. Die Fahrt dauerte eine gute halbe Stunde, doch dann fuhr das Taxi eine Auffahrt hinauf, die zu einem großen Anwesen führte. Der Fahrer händigte ihr das Gepäck aus und sie bezahlte ihn.

„Du sicher sein, dass du erwartet werden? Sehen ziemlich verlassen aus für mich.“

„Danke. Ja, ich werde erwartet!“ Sie lächelte gezwungen.

Woher kam nur das weit verbreitete Vorurteil, dass Franzosen kein Englisch sprachen oder verstanden? Der Fahrer stieg zurück in den Wagen und fuhr davon. Catherine sah ihm nach und blickte dann wieder zu dem Anwesen. Eine längere Treppe führte zum Eingang hinauf, während über die gesamte Fassade achsensymmetrisch zu ihr angelegt war. Catherine ging langsam die verschneite Stufen hinauf und klopfte oben an die Holztür.

„Hallo.“ Catherine fuhr herum und erblickte ein Mädchen im Teenager-Alter. „Entschuldige.“

„Schon in Ordnung. Hallo. Wohnst du hier?“

„In gewisser Weise, ja. Wie heißt du?“

„Catherine du Ravin.“

„Cässerin dou Ravinn.“

„Fast. Catherine du Ravin.“

„Schön. Bist du Französin?“

„Ja.“

„Ich nenne dich Cate.“ Catherine war zwar nicht begeistert, aber nickte.

„Und wer bist du?“

„Lea. Lea Reynolds.“

„Okay, dann … ich bin hier mit Elizabeth Abbotsford verabredet…“

„Ich bringe dich zu ihr. Komm!“

Catherine folgte Lea vom Haupteingang zu einem der Nebeneingänge und durch eine große Halle, die mit Teppichen ausgelegt war. Lea blieb vor einer Tür stehen, klopfte und öffnete, ohne eine Antwort abzuwarten.
 

Elizabeth saß an einem kleinen runden Tisch und goss Tee ein.

„Catherine, kommen Sie! Setzen Sie sich!“ meinte sie und machte eine einladende Bewegung mit ihrer rechten Hand, an der sie vier große Ringe trug. Catherine stellte ihre Tasche auf den Boden und folgte ihrer Einladung. „Danke, Lea.“

„Kann ich nicht bleiben?“

„Hast du nicht noch etwas vor?“

„Papa…“

„Sieht dich nur alle zwei Wochen. Er wäre wirklich enttäuscht, wenn du nicht kommst.“ Lea nickte und wandte sich zum Gehen.

„Danke, dass du mich gebracht hast!“ rief Catherine ihr noch zu, worauf sie lächelte und nickte.

„Kein Problem.“ Lea zog die Tür hinter sich zu und Catherine blickte Elizabeth an.

„Wie war Ihr Flug?“

„In Ordnung.“ entgegnete Catherine und setzte sich.

„Das freut mich. Ich bin Elizabeth Abbotsford… Kardinal Salieri hat ihnen bestimmt schon Genaueres über ihre Reise hierher gesagt…“ Catherine schüttelte den Kopf. „Na, das hatte ich befürchtet! Die schwierigen Aufgaben überlässt er mir!“ Elizabeth trank einen Schluck und fuhr dann fort: „Sie sind hier auf Thirlestane Castle sicher, da die Bruderschaft Sie hier nicht belangen kann. Auch vor anderen Wesen sind Sie hier sicher…“

„Warum?“

„Das ist nicht so wichtig. Sie sollten hier bleiben, bis es eine Lösung gibt.“

„Danke. Das ist wirklich freundlich von Ihnen.“

„Das tue ich gern.“ Catherine lächelte und trank ebenfalls etwas.
 

Es wurde schnell dunkel, wie Elizabeth mit Schrecken feststellte, da sie Catherine so lange aufgehalten hatte.

„Sie müssen ja noch auspacken und dann wollen Sie sicher noch alles sehen! Wie unachtsam von mir.“

„Ich habe auch nicht bemerkt, wie die Zeit vergeht.“ gab Catherine zu und folgte Elizabeth hinaus in den Gang und dann eine breite Treppe nach oben. Sie führte Catherine an mehreren Türen vorbei und blieb schließlich vor einer stehen.

„Hier ist Ihr Zimmer. Es ist nicht sehr…“

„Es ist sehr schön.“ meinte Catherine und trat ein. Es war groß, etwas spärlich beleuchtet und in der Mitte stand ein breites Bett.

„Gut, dann schlage ich vor, dass Sie auspacken und dann zum Abendessen in die Halle kommen. Lea soll dort auf Sie warten.“

„In Ordnung.“ Elizabeth verließ Catherine und sie machte sich ans Auspacken.

Sie warf ihre Kleidungsstücke mehr oder weniger achtsam in den Schrank und räumte ihre Waschsachen in das kleine Bad, dann ging sie zum Fenster und blickte in den dunklen Innenhof hinab, in dem nur wenige Fackeln entzündet worden waren. Gespenstisch sah es schon aus, wie sie fand. Ganz in der Nähe schlug eine Turmglocke, sonst war nichts vom angrenzenden kleinen Städtchen zu hören. Sie atmete tief durch und blickte auf die Uhr: sie musste gehen, Lea wartete.
 

Lea saß in der Sitzgruppe und schrieb eine sms.

„Hallo.“

„Oh, hallo. Wir können gleich gehen. Der Speisesaal ist gleich da drüben.“ Catherine nickte und folgte Lea, die die schwere Tür aufdrückte. Catherine staunte, als sie dort im Speisesaal mindestens fünfzig Personen an mehreren Tischen sitzen sah, die natürlich alle in ihre Richtung blickten. Mädchen. Sie waren alle Mädchen.

„Esst nur weiter, Mädchen!“ hörte sie Elizabeth sagen und sah, dass sie Lea und sie selbst zu sich winkte. Lea ging voran, Catherine folgte ihr bis zum Tisch.

„Hast du schon ausgepackt?“ fragte Lea.

„Ja, ich hatte nicht so viele Sachen dabei. Es ging schnell.“ antwortete Catherine geistesabwesend.

„Wir sind eine Zufluchtsstätte für Mädchen, die …“

„Lea, reichst du mir bitte die Kartoffeln?“ unterbrach Elizabeth.

„Die Mädchen stammen meistens aus ärmeren Verhältnissen. Sie können hier ihre Zeit verbringen. Die meisten kommen nach der Schule hierher, um sich hier mit anderen zu treffen. Und ein Abendessen bekommen sie auch. “ Catherine nickte und blickte noch einmal in die Runde.
 

Nach dem Abendessen entschloss Catherine sich zu einem kleinen Spaziergang durch die nähere Umgebung und verließ wenig später das Anwesen. Die Straßen waren ruhig. Nur hin und wieder kamen Catherine Menschen entgegen, die schnell weiter eilten, um wieder ins Warme zu kommen. Sie vernahm das eigentümliche Geräusch, das aufkam, wenn man mit Gummisohlen in Schnee spazieren ging, doch ihre Schuhe hatten Sohlen aus Leder. Sie verlangsamte ihren Schritt und schielte unauffällig über ihre Schultern. Es schien ein Mann zu sein, der näher kam und sie schließlich am Arm festhalten wollte. Catherine hatte sich jedoch schneller umgedreht, also hatte er ins Leere gegriffen.

„Kann ich Ihnen helfen, Sir?“

„Sei nicht so scheinheilig!“

„Wie bitte?“

„Ich habe dich durchschaut und bin dir gefolgt!“

„Ja, dass Sie mir gefolgt sind, weiß ich, aber dass Sie mich durchschaut haben, wage ich zu bezweifeln.“

Der Mann trug einen Mantel und einen Hut, der ihm schräg auf dem Kopf saß.

„Ihr seid eine Gefahr, Wesen wie du. Und deshalb werde ich dich vom Angesicht der Erde tilgen!“ rief er und zog einen langen Dolch aus seinem Mantel hervor. Catherine wich wendig zurück und drehte sich zur Seite, dass der Mann mit Anlauf an ihr vorbeilief und ins Leere stach. „Man muss deine gesamte Art vernichten!“

„Sie wollen die Menschheit ausrotten?“

„Mensch?! Du bist kein Mensch!“

„Was denn sonst?“ Langsam wurde sie ungeduldig. Sie musste noch einmal der Stichwaffe ausweichen und als sie wieder dort hinblickte, wo der Mann jetzt stehen musste, war er verschwunden. Sie blickte sich noch einmal um, doch er war wirklich nicht mehr da. Nur sein Hut lag noch im Schnee.

„Kannten Sie den Mann näher?“ Catherine fuhr herum und erblickte eine Gestalt, die lässig an der Mauer lehnte.

„Von welchem Mann sprechen Sie?“ antwortete sie mit einer Gegenfrage.

„Dann war das wohl ein Missverständnis von meiner Seite. Ich dachte, Sie würden mit einem Messer bedroht.“

„Menschen, die mich kennen, bedrohen mich eigentlich nicht mit Messern.“ Catherine konnte unmöglich das Gesicht des Fremden erkennen, doch er strahlte etwas Geheimnisvolles aus.

„Menschen vielleicht nicht.“

„Sind denn heute nur…“ Catherine bückte sich nach etwas Blankem im Schnee und hob es auf. „…Idioten unterwegs?“ beendete sie ihren Satz, doch da war niemand mehr.

Das fing alles viel versprechend an hier - in Schottland, das musste man wirklich sagen. Sie blickte hinunter. In ihrer Hand hielt sie die Stichwaffe.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2008-03-01T14:59:58+00:00 01.03.2008 15:59
Da freut man sich ja gleich in Schottland angekommen zu sein. XD Mörder und Irre.^^ Könntest du mir immer ne ENS schicken, wenn du ein neues Kapitel hochgeladen hast?


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