Mary Poppins für Anfänger
Autor: Firefox_Takara
Serie/Pairing: Beyblade – Kai x Ray
Projekt: Weihnachtskalender-Wichteln inkl. Challenge des KaRe-FF-Zirkels
http://animexx.onlinewelten.com/community.php/KaiXRay_FFZirkel/beschreibung/
Wichtelopfer: -Kiara-
Wörter, die verwendet werden müssen: Asche & Zuckerwatte
Genre/Warnung: Shonen-Ai, Romantik, Weihnachtskitsch - böse Kombi bei mir als Autorin XD"
Disclaimer: Mit gehört nichts, außer die Idee und natürlich Struck, auf den hebe ich große Besitzansprüche; Kai, Ray und Co gehören Takao Aoki und die FF gehört hiermit dir, tián-chan ~ ^^
Autorenkommentar: Ich mag die Idee dazu, ich mag Go und Rin und ich glaub, ich mag sogar die FF XD Ich hoffe, dass es dir auch gefällt, tián-chan ~ ^_____^ *schmus* Alles gute zu Weihnachten ^o^ [Ich bin übrigens saufroh, dass ich den o5.12. gekriegt hab; so schön früh <3]
~*~
Lautes Kinderlachen drang aus dem Wohnzimmer und ließ die Köchinnen Hilary und Julia lächeln. Wie sehr hatten sie dieses Lachen doch vermisst? Wie sehr hatten sie doch den Trübsinn und die Stille im Hause Hiwatari verachtet, seit die Dame des Hauses nicht mehr war?
Doch mit Ray war auch das fröhliche Kinderlachen wieder gekommen.
Der schwarzhaarige Chinese war ein fröhlicher, gutmütiger und freundlicher Mensch und die beiden Köchinnen waren sich sicher, dass er das beste Kindermädchen war, dass Mister Hiwatari bis jetzt eingestellt hatte.
Schon unzählige Kindermädchen waren vergrault worden, ja, manche waren sogar weinend gegangen, andere waren dem Nervenzusammenbruch nahe gewesen. Doch Ray kam wunderbar mit den Kindern klar, für ihn schien der Umgang mit Go und Rin das leichteste der Welt zu sein.
Der Tod von Mariah Hiwatari vor drei Jahren hatte das gesamte Haus in Trauer gestürzt, der Hausherr hatte sich in Arbeit vergraben, er wusste nicht mit seiner Trauer oder der Trauer seiner beiden Kinder umzugehen. Seit damals gingen die Kindermädchen in der Villa ein und aus, da die Zwillinge niemanden akzeptierten und alle verscheuchten, wollten sie doch keine fremde Frau, die ihre Mutter ersetzte.
Vor drei Monaten stand dann plötzlich Ray vor der Türe. Sein langes Haar war zu einem ordentlichen Zopf gebunden, er trug weiße Handschuhe, ein weißes Hemd und einen schwarzblauen Anzug. Sein Erscheinungsbild war streng und ernst und Julia und Hilary hatten bereits Wetten abgeschlossen, wie lange er es aushalten würde – wie viele Tage. Auch auf Kai wirkte er streng und ernst und der Hausherr erhoffte sich, dass der Chinese seine Kinder endlich bändigen könnte.
Doch ist nicht alles Gold, was glänzt, wie es so schön hieß.
Die ersten Tage machte er einen strengen Eindruck, ließ sich von den Streichen der Kinder nicht ärgern und versuchte ihnen diese auszutreiben. Doch als Ray erfuhr, dass die Mutter der beiden tot war und die Kinder alle Kindermädchen vertreiben wollten, weil sie keinen Ersatz für ihre Mutter wollten, hatte der Chinese sie zur Seite gezogen.
„Nun hört mir mal zu“, hatte er ihnen gesagt, „ich will eure Mutter nicht ersetzen, denn man kann eine Mutter nicht ersetzen und ich will auch nicht euren Vater spielen und euch mit Strenge erziehen. Es gibt zwei Wege, die ihr wählen könnt – entweder, wir vertragen uns und ich bin euch ein Freund oder ihr treibt weiter euren Schabernack mit mir und wir werden uns nicht eins.“
Tatsächlich hatte es einige Wochen gedauert, doch dann hatten sie sich einander angenähert. Und das erste Mal seit dem Tod von Mariah drang lautes und fröhliches Kinderlachen durch das Haus.
„Julia! Bringe sie uns noch einen Tee, uns dürstet!“, rief Rin lachend in die Richtung der Küche.
„Ihr habt die Prinzessin gehört und bringt noch eine Stärkung für den Prinzen, er muss noch einen Drachen erlegen“, erklang Rays lachende Stimme.
„Drache? Ist denn schon wieder Drachensaison? Ich dachte, es wäre Werwolfsaison!“, fragte Julia gespielt erschrocken, als sie das Tablett mit Keksen und Tee in das Wohnzimmer brachte.
Dort saßen Ray, Go und Rin auf dem Boden. Go trug ein Jackett von seinem Vater und Rin trug ein Kleid von Hilary. Der Chinese blickte sie ernst an.
„Also wirklich! Werwölfe sind Herbsttiere, im Winter ist die Zeit der Drachen, das weiß doch jedes Kind!“, tadelte er sie grinsend.
„Herbst, natürlich, wie konnte ich das nur vergessen?“, lachte Julia.
„Eben! Also wirklich, Julia, das ist doch wichtig! So was muss man wissen!“, meinte Go.
Die vier lachten laut, als Go den Regenschirm von Ray schwang und dabei sagte: „Ich werde dich aber vor jedem Drachen beschützen, keine Angst!“ und dann über seine eigenen Füße stolperte und hinfiel.
„Oh, Ray, du weißt gar nicht, wie froh ich darüber bin, dass du hier bist! Du bist... ja... wie unsere eigene Mary Poppins“, meinte Julia lächelnd.
„Au ja! Stimmt! Das ist, wie wenn wir unsere eigene Mary Poppins hätten, nur sogar noch besser“, stimmten Go und Rin lachend zu.
„Mary wer?“, fragte Ray verwirrt.
„Sag nicht, du kennst Mary Poppins nicht!“, rief Rin entgeistert.
„Tut mir Leid, aber ich komme aus China... Ich weiß nicht, wer das sein soll, erklärt es mir doch einfach.“
„Mary Poppins kann man nicht erklären“, meinte Go und schüttelte den Kopf.
Schließlich standen die beiden auf und rannten in ihr Zimmer. Verwirrt blickte der Chinese ihnen hinterher und auch Julia fragte sich, wo die Zwillinge hingerannt waren. Als die zwei wieder kamen, hielten sie triumphierend eine DVD in den Händen.
„Komm, wir gucken den Film, dann weißt du wer Mary Poppins ist!“, meinte Rin grinsend.
Also machten sie es sich zu fünft auf der Couch bequem, Julia hatte noch Hilary geholt und sie sahen sich „Mary Poppins“ an. Doch danach war Ray auch nicht viel schlauer. Er musste zwar gestehen, dass es ein sehr schöner, wenn auch alter, Kinderfilm war, aber verstehen konnte er den Vergleich noch immer nicht...
„Weißt du, was die Kinder meinen ist, dass es in diesem Haus, seit du hier bist, viel fröhlicher und schöner ist, als zuvor. Du hast diesem Haus wieder Liebe gebracht“, erklärte ihm Hilary lächelnd.
„Nein, nein, das stimmt nicht. Dieses Haus ist voll Liebe und man kann es nicht mit diesem Film vergleichen“, stritt der Schwarzhaarige ab.
Doch als er am Abend in seinem Bett lag und darüber nachdachte, musste Ray sich eingestehen, dass es zwischen diesem Ort und dem Film große Parallelen gab. Der Chinese war sich sicher, dass Mister Hiwatari seine Kinder liebte, nur scheinbar nicht mehr wusste, wie er es ihnen zeigen konnte. Nur... konnte Ray das wirklich noch retten? Konnte der Schwarzhaarige Kai irgendwie dazu bringen, wieder mehr Zeit mit seinen Kindern zu verbringen? Lag das in seiner Macht? Nun, selbst wenn nicht, es lag in seiner Macht es zumindest zu versuchen...
Am darauf folgenden Tage summte Ray den gesamten Morgen lang „Chim Chim Cheree“, das Lied über den Schornsteinfeder ging ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf, es war ein viel zu großer Ohrwurm. Lächelnd stellte er fest, dass es den anderen vieren wohl ebenso ging. Als sie zu fünft am späten Nachmittag, es dämmerte sogar schon, vor dem Kamin saßen, kam Ray eine Idee.
„Sagt mal, habt ihr schon einmal einen echten Schornsteinfeger getroffen?“, fragte Ray geheimnisvoll.
Rin und Go machten große Augen und schüttelten die Köpfe. Ein verschmitztes Grinsen schlich sich auf seine Lippen, als er fortfuhr:
„Wollt ihr denn einmal einen treffen?“
„Ja!“, kam es dreistimmig.
Julia blickte kopfschüttelnd zu Hilary, welche wie die Kinder Ray strahlend anblickte. Leise summend machte sich Ray auf den Weg zur Garderobe, gefolgt von vier Personen, die ihn noch immer neugierig musterten. Er zog sich seinen Wintermantel über und griff nach seinem Schirm.
„Passt auf, dann wartet hier, ich bin sicherlich gleich zurück“, meinte der Chinese.
„Da ist er! Da kommt er! Und er hat jemanden dabei!“, rief Rin aufgeregt.
Die Rosahaarige stand seit Ray gegangen vor dem Fenster und wartete auf seine Rückkehr. Tatsächlich kam der Chinese mit Begleitung wieder. Aufgeregt öffneten sie und ihr Bruder die Türe und begrüßten Ray überschwänglich. Nach Ray trat ein Mann ein, mit hellbraunen, freundlichen Augen und dunkelbraunem, nahezu schwarzem Haar, der Kleidung trug, wie man sie sich bei einem Schornsteinfeger vorstellte. Sein Gesicht und auch seine Kleidung waren mit dicken Rußschichten bedeckt.
„Darf ich euch Gary Stu Struck vorstellen? Er ist ein alter Freund von mit. Struck, das sind Rin und Go, die beiden Kinder, von denen ich dir erzählt habe und das sind Hilary und Julia“, stellte Ray sie alle vor.
Die beiden Frauen begrüßten den Schornsteinfeger lächelnd und die Zwillinge zogen ihn sogleich neugierig in Richtung Wohnzimmer.
„Sag mal, wie sieht die Stadt von oben aus? Und kennst du viele andere Schornsteinfeger? Und machst du das gern?“, fragte Go gleich neugierig.
„Kennst du den Film 'Mary Poppins'? Weil, ich dachte immer den kennt jeder, aber Ray hat ihn nicht gekannt, aber du kennst ihn doch sicherlich. Kennst du auch das Schornsteinfegerlied?“, fragte Rin.
„Nun mal langsam! Die Stadt von oben sieht toll aus und natürlich kenne ich viele Kollegen und mein Job macht mir Spaß. Den Film kenne ich natürlich, den kennt doch jeder! Das Schornsteinfegerlied...? Du meinst...?“
Leise fing der Schornsteinfeger an zu summen und die anderen stimmten ein.
„Chim, Chiminey, Chim, Chiminey, Chim, Chim cheree...“, fingen Go und Rin an zu singen.
„...A sweep is as lucky, as lucky he can be! Chim, Chiminey, Chim, Chiminey, Chim, Chim cheroo!“, auch Ray, Hilary und Julia stimmten mit ein.
„Good luck will rub of when I shake 'ands with you“, sang Struck weiter und schüttelte ihnen allen die Hände.
Lauthals und lachend sangen sie alle gemeinsam weiter und tanzten, erst Ray mit Rin, Struck mit Julia und Hilary mit Go und dann wechselten sie.
„Chim, Chiminey, Chim, Chiminey, Chim, Chim cheree, when you're with a sweep, you're in glad company!“
Kaum, dass ihr Lied geendet hatte, trat ein wütend dreinblickender Hausherr in der Türe.
„Was ist das denn für ein Lärm? Und wer ist dieser schmutzige Mann da? Und was macht er mit meiner Tochter?! Ich will sofort eine Erklärung!“, fragte Kai gefährlich.
Struck, der soeben noch mit Rin getanzt hatte, ließ das Mädchen sogleich los und wich einige Schritte zurück. Dieser Mann machte ihm Angst, große Angst sogar. Entschuldigend lächelnd trat Ray vor.
„Es wäre das beste, würdest du nun nach Hause gehen, Struck, deine Frau wartet sicherlich schon mit dem Essen auf dich“, meinte der Chinese zunächst.
„Ja, du hast Recht, Ray... Kiara wartet sicherlich schon auf mich, ich habe ihr gesagt, dass ich Raito heute ins Bett bringe und es ist schon spät... Meine Damen, es hat mich gefreut Ihre Bekanntschaft zu machen, Kinder, ärgert Ray nicht zu viel und seid artig. Auf Wiedersehen.“
Hastig versuchte Struck am Hausherrn vorbei zu eilen und verließ fluchtartig das Haus.
„Julia, Hilary, bringt Go und Rin ins Bett“, murrte Kai.
„Aber Daddy, wir sind nicht müde!“, beschwerte sich Rin.
Julia nahm die Hand des Mädchens und schüttelte leicht den Kopf. Die vier verließen das Wohnzimmer und zurück blieben Kai und Ray.
„Struck ist ein Freund von mir, er ist Schornsteinfeger und wir haben nur gesungen und getanzt“, antwortete der Chinese nach kurzem Schweigen.
„Schornsteinfeger?! Ach, deshalb sind sowohl meine Kinder als auch meine Bediensteten und mein Wohnzimmer jetzt voller Asche! Schau dir das an, alles schwarz.“
„Das kann man doch sauber machen...“
„Es geht ums Prinzip, Ray! Ums Prinzip! Du kannst nicht irgendwelche wildfremden Leute hierher bringen und mit meinen Kindern spielen lassen und es ist mir egal, ob du diesen Kerl kennst. Ich kenne ihn nicht und es ist mein Haus und es sind meine Kinder!“, fuhr Kai wütend fort.
„Ich hätte ihn Ihnen ja vorgestellt, aber das geht ja nicht, weil Sie immer nur arbeiten.“
Kaum ausgesprochen, bereute Ray diesen Satz schon wieder.
„Ach?! Was willst du damit sagen?! Dass ich mich nicht genug um meine Kinder kümmere?! Ich verdiene das Geld in diesem Haus, verdammt, ich muss arbeiten, ich habe keine Zeit für irgendwelchen Firlefanz!“
Der Chinese senkte kurz seinen Blick. War das der richtige Moment? Sollte er es wirklich riskieren...?
„Sie haben doch genügend Geld, schauen Sie sich dieses riesige Haus an und die Bediensteten. Sie brauchen bei weitem nicht so viel arbeiten, Sie sollten mehr Zeit mit Ihren Kindern verbringen. Seit dem Tod Ihrer Frau haben die beiden keine richtige Bezugsperson mehr, die Kindermädchen wechseln in diesem Hause, wie andere Menschen ihre Unterwäsche wechseln!“, meinte Ray ruhig.
„Und mich beschleicht das Gefühl, dass es mal wieder Zeit wird 'die Unterwäsche zu wechseln'“, knurrte Kai.
Erschrocken blickte der Schwarzhaarige ihn an.
„Was erdreistest du dich, über mich zu urteilen?! Es ist meine Sache, wie ich meine Kinder erziehe und wie ich mit meiner Trauer umgegangen bin!“
„Ich... urteile nicht über Sie und ich verurteile Sie nicht. Ich glaube Ihnen, dass es schwer war, mit dem Tod eines geliebten Menschen umzugehen und ich will mich auch nicht einmischen... Ich meine doch nur, dass Ihre Kinder Sie vermissen... Morgen wollten Julia, Hilary und ich mit den beiden auf den Weihnachtsmarkt gehen... Sie... können mich gern feuern, wenn das Ihr Wunsch ist und ich werde heute noch meine Koffer packen oder Sie nehmen sich meine Worte zu Herzen... Rin und Go würden sich sicherlich freuen, wenn Sie uns morgen begleiten würden...“, wisperte der Chinese.
Kai schwieg und auch Ray wollte nicht mehr dazu sagen, wollte den Hausherrn nicht noch mehr aufbringen. Schließlich seufzte Kai schwer und drehte sich um.
„Du solltest ins Bett gehen, es ist spät und ein Tag auf dem Weihnachtsmarkt kann anstrengend werden...“
Ein kleines Lächeln schlich sich auf Rays Lippen, als er nickend auf sein Zimmer ging.
In dieser Nacht hatte wohl keiner in diesem Haus geschlafen.
Julia und Hilary machten sich Sorgen, dass Kai Ray gefeuert haben könnte, denn sie hatten ihn schon lange nicht mehr so wütend gesehen.
Go und Rin freuten sich so sehr auf den Weihnachtsmarkt, dass sie die ganze Nacht wach lagen und darüber redeten, was sie wem schenken würden.
Ray dachte über seinen Arbeitgeber nach. Der ernste und wütende Gesichtsausdruck von Kai ging ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf. Er mochte den Hausherrn, er mochte ihn sogar sehr. Vielleicht ein bisschen mehr, als gut für ihn war... Die ganze Nacht über sagte sich der Chinese, dass er in diesem Haus nur arbeitete und sich eigentlich vorgenommen hatte, sich nicht einzumischen. Und nun, nun war er doch dabei sich in die Familie einzumischen...
Und der Hausherr selbst starrte stur an die Decke, als wüsste sie, wie er sich nun am besten verhalten sollte. Doch sagte sie es ihm leider nicht... Ihm ging einfach nicht aus dem Kopf, was Ray zu ihm gesagt hatte... Verbrachte Kai denn wirklich zu wenig Zeit mit seinen Kindern? Wäre es denn wirklich eine gute Idee am morgigen Tage mit auf den Weihnachtsmarkt zu gehen? Ein Blick auf den Wecker sagte ihm, dass es erst zehn Uhr abends war und so stand er nochmals auf und griff nach seinem Handy, wählte die Nummer seines privaten Sekretärs.
„Hallo, Tala, kannst du meine Termine für morgen verschieben? ...Ich kann morgen nicht... Nein, ich liege nicht im sterben... Nein, mir hält momentan auch niemand eine Waffe auf den Kopf... Nein, das gerade war kein Code für 'Es stimmt doch, hol die Polizei', da ist niemand mit einer Waffe!... Nein, es liegt auch niemand im sterben, ich will einfach nur meine Zeit mit meinen Kindern morgen verbringen... Nein, meine Kinder liegen auch nicht im Sterben... Nein, es richtet auch keiner eine Waffe auf eins meiner Kinder – und nun gib Ruhe! Ist es denn so unwahrscheinlich, dass ich mir einmal frei nehme?! ...Was soll das bedeuten 'Eher haben ein Eisbär und ein Pinguin ein heißes Date in der Sahara'?! ...Dir auch eine erholsame Nacht...“
Knurrend ließ sich der Graublauhaarige wieder in sein Bett fallen und schloss die Augen. Ohne, dass er es sich erklären konnte, tauchte das Bild seines 'Kindermädchens' vor seinem geistigen Auge auf. Kai musste zugeben, dass der Schwarzhaarige wirklich attraktiv war und er hatte einen Sturschädel, das gefiel ihm. Ray ließ sich nicht so leicht von etwas abbringen, er hatte Durchhaltevermögen, Rückgrat und Charakter; Eigenschaften, die Kai sehr schätzte.
Es waren auch Eigenschaften, die er an seiner verstorbenen Frau geschätzt hatte. Obgleich es in seinen Ohren so ungemein falsch klang... Mariah war für ihn immer mehr eine Freundin, als eine Geliebte, sie kannten sich seit Kindertagen und ihre Eltern hatten es immer für eine schöne Idee gehalten, dass sie beide heiraten würden. Kai hatte sie nie geliebt, doch er konnte es nicht riskieren enterbt zu werden und ohne auch nur das kleinste bisschen Geld dazustehen. Seine Frau hatte es respektiert und sie führten eine Ehe als Freunde. Das mit den Enkeln für ihrer beider Eltern hatte beide Überwindung gekostet, aber Kai und Mariah liebten ihre Zwillinge sehr, als sie dann da waren. Doch... als seine Frau vor drei Jahren bei einem Autounfall ums Leben kam, wusste Kai nicht mehr weiter... Wie sollte er sich allein um Rin und Go kümmern? Wie konnte er ohne seine engste Vertraute und beste Freundin weiterleben?
Eigentlich hatte sich der Graublauhaarige nie wirklich nach einem Lebenspartner umgesehen, obgleich Mariah es ihm immer wieder gesagt hatte, denn, das war eine der Sachen, die nur sie wusste, Kai war schwul. Ein Grund, weshalb er liebend gern seine beste Freundin heiratete, tausendmal lieber als irgendeine fremde Tussi, die nur auf sein Geld aus war.
Aber nun... Ray interessierte ihn, auf eine Art und Weise, wie es noch keiner zuvor getan hatte. Noch nie war ihm jemand begegnet, der so spielend leicht mit seinen Kindern umgehen konnte – außer ihm selbst, Hilary, Julia und Mariah. Die Art, das Aussehen, es war irgendwie... faszinierend... Kopfschüttelnd vertrieb Kai diese Gedanken und schloss die Augen, um etwas zu schlafen.
Am nächsten morgen weckten Go und Rin aufgeregt und vorfreudig Hilary, Julia und Ray. Die drei Erwachsenen waren verschlafen und begaben sich zunächst einmal in die Küche. Die Köchinnen zauberten ein schnelles Frühstück und Kaffee, während Rin und Go den dreien lautstark erzählten, was sie heute alles vorhatten.
„Sagt mal, geht das nicht etwas leiser?“, erklang eine verschlafene Stimme.
Erschrocken drehten sich die Anwesenden zur Küchentür und erblickten einen müde wirkenden Kai dort stehen. Verwirrt musterten Julia und Hilary ihren Chef, normaler Weise war dieser um diese Uhrzeit schon längst im Büro. Go und Rin jedoch sprangen freudig auf und umarmten ihren Vater.
„Daddy, Daddy, wieso bist du denn noch hier?“, fragte der Junge.
„Heißt das, dass wir zusammen frühstücken?“, fragte seine Schwester weiter.
Lächelnd strich Kai seinen Kindern über die Köpfe, hob den Blick und fixierte Ray.
„Nein, das heißt, dass ich euch heute auf den Weihnachtsmarkt begleiten werde...“
Es wurde Mittag, bis sie es geschafft hatten, das Haus zu verlassen und den Weihnachtsmarkt zu erreichen. Go und Rin hielten einander an den Händen, Go hielt noch die Hand seines Vaters und Rin hielt die von Ray in ihrer anderen Hand. Hilary und Julia hatten sich abgesetzt, sie hatten einen Stand mit verschiedenen Kräutern und Gewürzen gefunden, den sich die beiden etwas genauer ansehen wollten.
„Und was machen wir jetzt?“, fragte Kai lächelnd.
„Ich will mit dem da fahren!“, rief Rin freudig.
Skeptisch betrachtete sich der Graublauhaarige, worauf seine Tochter zeigte. Ein Fahrgeschäft für Kinder, bei dem verschiedene Wagen, die wie Tiere aussahen, immer wieder im Kreis fuhren. Schließlich zog Kai seine Brieftasche und trat an die Kasse. Ray wartete solange mit den Zwillingen.
Als Rin und Go freudig in zwei der Wagen eingestiegen waren, standen Ray und Kai vor dem Fahrgeschäft und beobachteten die Zwillinge.
„Sag, willst du irgendetwas?“, fragte der Graublauhaarige.
Verwirrt musterte ihn der Chinese.
„Direkt gegenüber ist ein Stand mit Süßigkeiten und ich wollte, während die zwei fahren, ihnen etwas kaufen. Möchtest du auch etwas?“
„Oh... das... nein, nein danke“, meinte der Schwarzhaarige lächelnd.
Gemeinsam gingen sie zu dem Stand und Kai suchte ein paar verschiedene Kleinigkeiten für die Kinder aus, wobei ihm jedoch nicht entging, dass Ray immer wieder sehnsüchtig einen Blick auf die Zuckerwatte warf.
„War es das oder darf es noch etwas sein, mein Herr?“, fragte die Standbesitzerin freundlich.
„Noch eine Zuckerwatte“, meinte Kai.
Als der Graublauhaarige die Süßigkeiten entgegen nahm, reichte er die Zuckerwatte gleich an den Chinesen weiter. Dieser nahm sie leicht verwirrt entgegen.
„Ach nun komm schon, ich hätte blind sein müssen, um die gierigen Blicke nicht zu sehen. Nun nimm schon“, murmelte Kai.
„Danke, Mister Hiwatari“, lächelte der Schwarzhaarige.
„Kai. Kai reicht, denke ich... Immerhin... hast du mir die Augen geöffnet. Du hattest Recht, Ray. Ich sollte mehr Zeit mit meinen Kindern verbringen, denn sie werden nicht ewig bei mir sein und ich sollte die Zeit ihrer Kindheit genießen und nicht verpassen...“
Ray nickte nur. Er war froh, dass Kai ihm zustimmte. Ehe er jedoch noch etwas erwidern konnte, kamen auch schon die Zwillinge wieder angerannt. Und zwar mit Anhang, in ihrer Mitte lief ein Junge in ihrem Alter mit hellbraunem Haar.
„Daddy, Daddy, guck mal, das ist Raito! Wir haben ihn gerade kennen gelernt und wir haben sogar seinen Dad gesehen, den Schornsteinfeger von gestern!“, plapperte Go munter.
Hinter den drei folgten zwei Personen, es waren Struck eine junge Frau, um die er einen Arm gelegt hatte.
„Hallo, Gary, Kiara. Wie geht es euch?“, begrüßte Ray die beiden freundlich.
Er kannte die Familie Struck schon seit er in London lebte, sie waren damals Nachbarn gewesen und Ray hatte oft auf Raito aufgepasst, wenn Gary und Kiara mal ihre Ruhe brauchten, oder etwas allein unternehmen wollten.
Den Nachmittag über folgten Ray, Kai, Struck und Kiara eigentlich nur ihren Kindern, ließen sich von Raito, Rin und Go über den Weihnachtsmarkt führen. Die Erwachsenen verstanden sich wirklich gut, nach dem gestrigen eher schlechten Start zwischen Struck und Kai, schienen sie nun doch einiges gemeinsam zu haben, wie beispielsweise ihre Schwäche für den Film „Deja vu“. Als es langsam dunkel wurde, verabschiedeten sich die Strucks und die Kinder machten noch ein Treffen für den nächsten Tag aus.
Schließlich suchten Kai, Ray, Rin und Go dann nach Hilary und Julia, um wieder nach Hause gehen zu können. Die beiden Damen waren scheinbar voll und ganz vom Verkäufer des Standes fasziniert und hatten es nicht geschafft, sich von dem blonden Italiener loszureißen. Als sie dann die Nummer von Enrico hatten, konnte die kleine Gruppe endlich wieder Richtung Heimat pilgern.
Als es spät war und sie wieder zu Hause waren, brachten Ray und Kai die Zwillinge zusammen ins Bett. Rin und Go redeten noch sehr lange auf die beiden Erwachsenen ein und ließen den gesamten Tag noch mal Revue passieren. Man merkte, wie sehr die beiden den Tag genossen hatten, besonders da sie es immer wieder betonten und sagten, dass sie mehr Tage mit Ray und Kai zusammen verbringen wollten. Hilary und Julia waren damit beschäftigt, über diesen Enrico zu schwärmen und hatten sich deshalb auf Hilarys Zimmer zurück gezogen.
Ray und Kai setzten sich ins Wohnzimmer, als die Kinder endlich eingeschlafen waren.
„Danke...“, flüsterte der Graublauhaarige.
„Für was?“, fragte Ray verwirrt.
„Für den schönen Tag, dafür, dass du mir die Augen geöffnet hast, dafür, dass du für Rin und Go da bist... Einfach, dafür, dass du hier bist...“
Der Chinese lächelte leicht.
„Heißt das, ich bin nicht gefeuert?“
„Nein, ich möchte, dass du hier bleibst, so lange du willst... Am besten für immer... Oder zumindest über Weihnachten“, meinte der Hausherr lächelnd.
„Ich... würde sehr gern hier bleiben“, entgegnete Ray und blickte tief in die Augen seines Vorgesetzten.
Das Feuer des Kamins hüllte das Gesicht des Schwarzhaarigen in ein sanftes und warmes Licht, ließ ihn noch schöner wirken. Kai starrte ihn wie gebannt an.
„Ei... eigentlich sollte ich das nicht tun...“, murmelte der Graublauhaarige und legte seine Hand in den Nacken des Schwarzhaarigen.
Langsam zog er den Chinesen zu sich und legte seine Lippen vorsichtig auf die des anderen. Genießerisch schloss der Schwarzhaarige seine Augen und erwiderte den Kuss.
„Eigentlich sollte der Mensch vieles nicht tun, doch hat ihn das noch nie abgehalten...“, wisperte Ray.
Lächelnd zog der Grauhaarige den Schwarzhaarigen in seine Arme, schloss die Augen und war sich in diesem Moment sicher, dass dies das erste, wirklich schöne Weihnachten seit Jahren werden würde.
~*~Fin~*~