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A Vampire´s Kiss 1: Liebe hält lebendig

von

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Nachhilfe

Nachdem er den ganzen Sonntag im Bett verbracht hatte, ging Andy montags ausgeruht in die Schule. Er war beflügelt von dem Gedanken, dass er es mit Kato einfacher haben konnte, als er befürchtet hatte und als sie sich an diesem Morgen trafen war er der bestgelaunte Schüler in der ganzen Stadt. Das einzige, das ihm die Stimmung vermieste, war die Mathearbeit in der dritten Stunde. So sehr er sich auch angestrengt hatte, er war einfach nicht in der Lage, Mathe zu verstehen und auch wenn er es verstanden hätte, wäre dem Lehrer sicher etwas eingefallen, ihm trotzdem schlechte Noten zu geben. Es war eine hoffnungslose Situation, aber er versuchte trotz allem, so gut wie möglich abzuschneiden. Danach war der Tag sowieso gelaufen. Im Geschichtsunterricht provozierte er wieder einen Rauswurf, indem er einfach einschlief und in Chemie verwickelte er die Lehrerin in ein Gespräch, während die Anderen arbeiten mussten. „Du magst die Chemielehrerin, oder?“, fragte Kato, als sie später die Schule verließen und Andy meinte einen eifersüchtigen Unterton in seiner Stimme gehört zu haben. „Ich kann sie gut leiden. Vielleicht war ich mal ein bisschen verknallt in sie. Die Frau ist die einzige Lehrerin, die nett zu mir ist“, antwortete er wahrheitsgemäß. Er wollte nicht, dass Kato dachte, er hätte keine Chance bei ihm. Sie gingen ein Stück zusammen und verabschiedeten sich dann. Andy fuhr nicht direkt nach Hause; er musste noch in den Supermarkt. Zum Glück kannte er einen Kerl, der dort arbeitete und ihm immer half, Alkohol und Zigaretten zu kaufen. Als Gegenleistung verschaffte Andy ihm Dates mit allen möglichen Mädchen. Er kaufte also von seinem Ersparten eine neue Flasche Whisky und einige Päckchen Kippen. Unauffällig schmuggelte er die Sachen zu Hause in sein Zimmer und versteckte die Flasche im Schrank. Der nächste Tag verging ereignislos. Andy schaffte es diesmal nicht, sich vor dem Sportunterricht zu drücken und so saß Kato allein auf der Bank und langweilte sich. Am Tag danach bekamen sie die Mathearbeit schon wieder zurück. Kato hatte, es war nicht anders zu erwarten, eine Zwei geschrieben und Andy hatte, auch das war nicht anders zu erwarten, eine glatte Sechs. Verzweifelt legte er den Kopf auf die Tischplatte und seufzte. Er spürte eine Hand auf seiner Schulter und sah hoch. Kato´s besorgter Blick brachte ihn fast zum Lachen. „Hey, wenn du willst, kann ich dir ab jetzt in Mathe helfen“, sagte der Rumäne und lächelte aufmunternd. Andy stimmte mit Hintergedanken direkt zu. Das war die Chance. Wenn sie die ganze Zeit zusammen waren, war die Möglichkeit viel größer, dass Kato sich in ihn verliebte und er würde sich anstrengen, um diesen Umstand zu verursachen.
 

Nach der deprimierenden Mathestunde hatten sie zu seiner Erleichterung Kunst. „Heute dürft ihr eurer Fantasie mal wieder freien Lauf lassen. Allerdings verlange ich etwas Abstraktes. Dann mal los“, sagte der Lehrer. Die ganze Stunde über beobachtete er Kato, wie schon beim letzten Mal. Andy konnte sich überhaupt nicht konzentrieren. Er war irritiert davon, dass der Kunstlehrer seinen Freund beobachtete und eifersüchtig. Andy hatte sich selbst nie für besitzergreifend gehalten, aber bei Kato war das wohl mal wieder eine Ausnahme. Er wusste, wieso der Lehrer so schaute. Es war allgemein bekannt, dass er schwul war und aus einer anderen Schule versetzt worden war, weil er Sex mit Schülern gehabt hatte. Andy vollendete schnell sein Bild und ging nach vorne, um es abzugeben. „Kann ich mal kurz unter vier Augen mit Ihnen reden?“, fragte er und ging mit dem Mann in einen Nebenraum, wo er die Tür schloss. „Warum starren Sie Kato die ganze Zeit so an?“, fragte er direkt und bedachte den Lehrer mit einem bösen Blick. „Was denn? Bist du etwa eifersüchtig? Er ist ein faszinierender Mensch, es ist ja wohl nicht verboten, ihn anzusehen. Er gehört dir nicht, Andy“, antwortete der Ältere. „Also erstens, ja, ich bin eifersüchtig; zweitens, ist es nicht verboten, ihn anzusehen, aber die Gedanken, die Sie dabei haben sind nicht so ganz legal; und drittens gehört er mir noch nicht“, sagte Andy so ruhig er konnte und verschwand aus dem Raum. Er lief aus der Schule und wartete ungeduldig auf Kato, der ein paar Minuten später kam. „Was sollte das eben?“, fragte er und sah den Größeren durchdringend an. „Der Kunstlehrer ist scharf auf dich. Lass dich bloß nicht auf ihn ein, egal was er dir verspricht, oder so“, antwortete dieser ernst. „Okay“, meinte sein Gegenüber mit skeptischem Blick. „Sag mal, können wir heute schon diese Mathe-Sache anfangen? Ich hab heut mal wieder gar nichts verstanden“, sagte Andy, während sie über den Schulhof gingen. „Ja, das geht. Am besten wir gehen zu dir. Muss nur kurz telefonieren“ Im nächsten Moment hing Kato schon am Handy und sprach mit der Person am anderen Ende der Leitung in schnellem Rumänisch. Er legte auf und strahlte Andy an. Der konnte seine Gedanken mal wieder nicht für sich behalten und sagte: „Ich will dich nicht schon wieder in Verlegenheit bringen, aber weißt du eigentlich, dass es sich verdammt sexy anhört, wenn du Rumänisch redest?“ Der Kleinere wurde rot und sah zu Boden. „Du bringst mich in Verlegenheit. Aber... ich finde es sexy, wenn du Spanisch redest“, sagte er und auch der Andere errötete. Sie sahen sich an und brachen in lautes Lachen aus, obwohl sie wussten, dass der jeweils andere es vollkommen ernst gemeint hatte. In Gedanken versunken stiegen sie in einen Bus und fuhren zu Andy´s Zuhause. Es war niemand da und so hatten sie das ganze Haus für sich. Der Hausherr zeigte seinem Gast alles und schließlich machten sie es sich in seinem Zimmer bequem. Andy ging noch schnell für jeden ein Bier holen, während Kato schon die Mathesachen auspackte. Sie setzten sich gegenüber an den Schreibtisch und Andy öffnete die Bierflaschen. Er wollte gerade zum Trinken ansetzen, da hielt Kato seinen Arm fest und schnappte sich die Flasche. „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“, sagte er streng, stellte das Getränk beiseite und schob das Mathebuch über den Tisch zu Andy. Der fügte sich seinem Schicksal und die Aussicht auf ein Bier ließ ihn schneller arbeiten. Nach zwei mühsamen Stunden hatte er es endlich verstanden und sie konnten auf den Erfolg anstoßen. „Siehst du, es geht doch“, sagte Kato lächelnd und irgendwie stolz. „Ja, es geht, aber das hab ich dir zu verdanken“, antwortete Andy noch stolzer und mit verliebtem Blick. Kato sah ihn verwirrt an. „Warum guckst du so komisch?“, fragte er errötend. „Das ist die Müdigkeit“, redete der Andere sich raus und trank hastig einen Schluck. Er stand auf und machte Musik an. Ausnahmsweise drehte er sie nicht so laut, damit sie sich noch problemlos unterhalten konnten. „Sagen die Nachbarn eigentlich nichts, wenn du immer so laut Musik hörst?“, fragte Kato, der mit dieser Bierflasche in der Hand noch geiler aussah als sowieso schon. „Sie trauen sich nicht. Die glauben, ich feier´ hier schwarze Messen und so“, antwortete Andy mit einem teuflischen Grinsen. Die Beiden erledigten in Rekordzeit die Französischhausaufgaben und als sie fertig waren, legte Andy sich auf sein Bett, um seine müden Knochen auszuruhen. Mit einer Handbewegung bot er Kato an, sich auch hinzulegen und der ließ sich sogleich dankbar lächelnd auf die Matratze fallen. Er war offensichtlich todmüde und wäre fast augenblicklich eingeschlafen. „Ich glaub ich muss bald nach Hause“, murmelte er. „Doch nicht unbedingt, oder? Es ist so toll, hier endlich mal Gesellschaft zu haben“, meinte Andy und sah ihn von oben bis unten aufmerksam an. „Auch, wenn es nur meine Gesellschaft ist und nicht die von deiner Freundin?“, fragte Kato und warf ihm einen kurzen Blick zu. „Ich habe keine Freundin und deine Gesellschaft ist mir am allerliebsten“

„Du hast echt keine Freundin? Ist ja komisch“

„Wieso?“

„Meine Schwester schwört, dass sie dich am Samstag mit einem rothaarigen Mädchen gesehen hat und ihr wart sehr... miteinander beschäftigt“

„Oh... oh ja, die. Das ist Tanja, meine Ex-Freundin. Wir waren betrunken. Ich kann mich an nichts mehr erinnern“

„Meine Güte, wo seid ihr denn so betrunken geworden?“

„Wir haben mit den üblichen paar Leuten abgehangen, die viel Alkohol hatten. Wenn du willst, kannst du mal mitkommen. Ihr würdet euch bestimmt alle gut verstehen“

„Hm, das wäre toll“

Die Beiden unterhielten sich noch eine ganze Zeit lang über Sauftouren der Vergangenheit. Dabei kam raus, dass Kato auch ziemlich viel vertragen konnte, aber nur wenn er in der richtigen Stimmung war. „Wenn ich wegen Traurigkeit trinke, bin ich eigentlich direkt voll“, sagte er, nachdem Andy ihm erzählt hatte, dass er immer Frustsaufen machte. Kato´s Handy klingelte und er ging dran. „Ich soll jetzt heimkommen“, erklärte er bedauernd, als er aufgelegt hatte. Der Junge erhob sich gähnend und sprang wieder in seine Schuhe und Jacke, die er ausgezogen hatte. Er packte seine Sachen, wobei Andy ihm aufmerksam zusah. „Du bist ziemlich ordentlich, oder?“, fragte er, denn der Andere hatte alle Blätter der Reihe nach eingepackt und drauf geachtet, dass seine Hefte keine Eselsohren bekamen. Kato schüttelte den Kopf und antwortete: „Ich bin nicht ordentlicher als andere Leute. Aber du bist ziemlich unordentlich, wenn ich das mal so sagen darf“ Andy lachte. Er wusste, dass es die Wahrheit war. Gut gelaunt begleitete er Kato noch an die Bushaltestelle und wartete, bis er weggefahren war. Er wollte ihn nicht allein hier durch die Straßen laufen lassen. Hier rannten in letzter Zeit so viele Nazis rum und auch drogendealende Zuhälter, die nach Jungs wie Kato suchten und er hätte es vor Sorge nicht ausgehalten, wenn er ihn hätte allein gehen gelassen. Auf dem Heimweg war Andy kaum in der Lage, normal zu laufen, so glücklich war er. Den ganzen Nachmittag hatte er mit der liebsten Person auf der Welt verbracht und sich dabei noch mehr in ihn verliebt. Dieses Bild von seinem Traumtypen auf dem Bett, oder mit der Bierflasche und einer Kippe in der Hand verfolgte ihn sogar in seinen Träumen. In den nächsten Mathestunden verstand Andy das Thema etwas besser, es klappte aber immer noch nicht so richtig.
 

Freitagnachmittags trafen sie sich wieder um zu lernen und wieder verstand er ein bisschen mehr. Kato war ein guter Lehrer, vor allem geduldig und mit einem Talent ausgestattet, die schwierigsten Dinge einfach zu erklären. Nach der Arbeit landeten sie wieder auf dem Bett. Diesmal schlief Kato wirklich ein. Er war an diesem Tag wieder irgendwie krank gewesen. Die Sonne hatte geschienen und er war mit einer Sonnenbrille rumgelaufen. Andy fand diese Tatsache zwar seltsam, machte sich aber keine weiteren Gedanken darüber. Vielleicht war der Junge nur lichtempfindlich. Er war viel zu beschäftigt damit, ihn anzusehen als dass er sich dauernd Gedanken machen konnte. Kato lag schlafend in seinen Armen; er sah aus wie ein Engel. Seine blasse Haut bildete einen scharfen Kontrast zu den pechschwarzen Haaren, die in sein Gesicht hingen und die Andy vorsichtig zur Seite strich, um ihn besser sehen zu können. Zum ersten Mal fielen ihm die ganzen Ohrringe auf, die Kato trug. Auf der linken Seite waren es sieben Stück und rechts auch mindestens noch drei. Er kam in die Versuchung, mal nachzusehen ob er auch noch andere Tatoos außer denen auf den Hüftknochen hatte, ließ es aber bleiben, als der Schlafende sich bewegte und ein Lächeln sich auf seinem Gesicht ausbreitete. Andy hatte irgendwie das Gefühl, dass Kato wusste, was er empfand, sich aber nicht traute, ihn drauf anzusprechen. Wahrscheinlich hatte er dieselben Gefühle. Warum sonst würde er einen anderen Jungen körperlich so nah an sich heranlassen? Und wie nah das war! Alles, was sie noch voneinander trennte, waren ihre Klamotten. Andy ließ seine Hände über Kato´s perfekten Körper wandern, seinen Rücken hinunter zu diesem sexy Hintern. Er war kurz davor, endlich herauszufinden, warum der Andere immer seine Jeans so tief hängen hatte, als sich eine kleine Stimme in seinem Kopf meldete, die sich sein Gewissen nannte. Konnte er wirklich hingehen und ihn im Schlaf begrapschen, wo er sich nicht wehren konnte? Nein, das konnte er nicht tun. Kato hatte das Recht zu entscheiden, wer ihn wann und wie anfassen durfte. Andy wollte die Situation nicht ausnutzen, obwohl es ihn viel Überwindung kostete. Er hörte die Haustür zugehen und sah entsetzt auf die Uhr. Es war tatsächlich schon so spät. Jetzt erst bemerkte er, wie heiß ihm geworden war und wie erregt er war. Was sollte er jetzt tun? Die einzige Lösung war, an etwas Schlimmes zu denken, bis die Situation sich besserte und Kato dann unauffällig aus dem Haus zu schmuggeln. Es erledigte sich, als es an der Tür klopfte und seine Großmutter dastand, die ihn erschrocken ansah und ihm stotternd mitteilte, dass es Abendessen gab. Er weckte Kato so sanft es ging und der wäre fast vor Schreck gestorben, als er auf die Uhr sah. Hektisch kramte er seine Sachen zusammen und verschwand. Andy ging von der Bushaltestelle zu seinem Haus zurück. Etwas war an Kato anders gewesen, nachdem er aufgewacht war. Sein Lächeln hatte so verändert ausgesehen und seine Augen auch. Vielleicht lag das an seiner seltsamen Krankheit.



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