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Nachthitze

Eine Wichtelgeschichte für NovaIxioXerces
von

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Hallo mein liebes Wichtelchen,
 

lass dir gesagt sein, dass du ein ganz schön harter Brocken bist. Du hast es mir wirklich nicht leicht gemacht und dafür möchte ich mich bedanken.

Man wächst ja an Herausforderungen. Und das warst du wirklich.

Umso mehr hoffe ich jetzt natürlich, dass die die Story gefällt und du nicht auf einmal den Wunsch hast, mich mit fauligem Obst oder so zu bewerfen.
 

Liebe Grüße von deinem Wichtel. ^-^/
 

Und nun zu allen weiteren Angaben. ^^
 

Titel: Nachthitze
 

Kapitel: 1/1
 

Autor: Asaliah
 

Email: Siberian173@yahoo.de
 

Disclaimer: Gehören alle mir. ^-^ Aber weil die Story für Nix ist, gehören sie

freilich auch ihr.

Genre: Fantasy
 

Kommentar: Diese Story entstand durch die Wichtelaktion Hot town, summer in the

city und für mein liebes Wichtelchin Nix.

Es hat wirklich viel Spaß gemacht die Story zu schreiben, zumal ich

mich ja noch nie öfftenlich (also vor jemand anderen außer mir selbst

^^;) an Fantasy probiert habe.
 

Und natürlich wünsche ich nicht nur Nix viel Spaß mit der Story, sondern auch jedem anderen der sie liest. ^^
 

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Nachthitze
 

Die Kälte hatte sich längst schon ihren Weg durch seine Kleidung gesucht und ließ sich auch nicht mehr vertreiben, indem er die Arme fest um seinen Körper schlang. Seine klammen Finger umklammerten die Zügel des struppigen, kleinen Pferdes, als wäre dies der letzte Halt in einer Welt, die nur noch aus Eis, Kälte und beißenden Wind zu bestehen schien.

Und das tat sie. Das tat sie wirklich.

Seid vier Tagen schon stapfte er durch diese weiße Wüste, in der jedes Grab so gut erschien, wie das vorangegangene und auch das folgende. Der Wind zerrte an seiner Kleidung wenn er über das Land jagte um sich dann wütend heulend in den kargen Schluchten zu verfangen. Es schien ihm bereits so, als gäbe er niemals Ruhe. Selbst in der Nacht wirbelte er ihm den Schnee in das Gesicht, löschte die winzigen Feuer die nur mit Mühe und Not entfacht werden konnten und das Heulen des Tages schien in der Dunkelheit wie ein zorniges Brüllen zu klingen. Eine unmissverständliche Drohung.

Er würde hier sterben.

Es war keine Ahnung, sondern grausame Gewissheit. Ebenso gut könnte er sich setzen und auf den Tod warten.

Doch das tat er nicht. Es war zu kalt um zu verharren.

Und so stapfte er weiter durch den Schnee, sank tief in die kalte Masse ein und immer wieder stahl sich der Schnee in die Stiefel des Mannes um dort zu schmelzen.

Längst war ihm entfallen, warum er diese Strapazen auf sich nahm und was das eigentliche Ziel dieser Reise war. Alles was seine Gedanken noch erreichte, war die Kälte, der Schmerz den sie hervorrief und diese schreckliche Müdigkeit.
 

Das hier war die Hölle!

Er wusste, es gab keinen anderen Ort auf der Welt, der so grausam war wie dieser hier.

In seinen Vorstellungen war die Hölle ein Ort aus reiner Hitze, aus Wut, Feuer und Leid. Das Feuer kein Element dieses Alptraumes war, war ihm damals nie bewusst gewesen.

Es war Eis und Kälte die einen Menschen zerstören konnten, ohne das er eine Chance hatte zu entkommen.

Ganz gleich in welche Richtung er auch gehen würde; er würde an kein Ziel kommen. Und wer konnte schon sagen, ob er nicht schon längst im Kreis lief? Wenn es so war; wie lange ging es schon so?
 

Es war nicht möglich die Seite des Buches umzuschlagen und weiter zu lesen, denn dies war mit Bewegung verbunden. Und Bewegung bedeutete, dass in seinem Körper Prozesse stattfanden, die ihn schlussendlich schwitzen ließen.

Noch viel schlimmer jedoch als Schweiß war das Wissen um die Hitze, die seid Wochen wie ein dichter, staubiger Mantel über der Stadt lag und das normale Leben lahm legte.

Jeder Gang zur Arbeit, jeder Einkauf, jede noch so kleine Bewegung wurde zur Qual.
 

Sebastian ließ das Buch aufgeschlagen auf sein Gesicht sinken und atmete tief den Duft ein, der von den Seiten ausging. Er roch das Papier, ein wenig sogar nach ihm, noch ein klein weniger nach Pizza, weil es eben diese gestern zum Abendessen gab und er bildete sich ein, auch die Tinte wahrnehmen zu können. Das war wahrscheinlich nur Einbildung, aber es entlockte ihm ein kleines Lächeln, welches jedoch gefror, als eine weibliche Stimme sich in sein Bewusstsein drängte.
 

„Und auch morgen ist noch keine Änderung in Sicht. Der Sommer bleibt heiß und lockt unzählige Menschen in die Freibäder. Zu verdanken haben wir diese Temperaturen dem Hoch…“
 

Was interessierte ihn der Name von irgendeinem Hoch?

Tatsache war, dass die Welt unterging. So und nicht anders sah es aus.
 

Er war zu jung um sagen zu können, dass früher selbstverständlich alles besser war. Aber so war es doch.

Früher war alles besser.

Damals.

Als er noch ein kleines Kind war.

Damals.

Als Insekten und Würmer noch schmeckten.
 

Dieser Klimawandel war an dem ganzen Desaster Schuld. Globale Erwärmung. Schmelzende Eisberge.

Aber darüber berichtet nun keiner. Ständig sieht man im Fernsehen nur schwitzende Menschen voller Sonnenbrand die sich wie Sardinen in ein Freibad quetschten. Als könnte man da noch von Abkühlung sprechen.

Wie weit würde die Körpertemperatur von all den vielen Besuchern sich wohl auf das Wasser auswirken? Das konnte doch schon nicht mehr kühl sein. Rein theoretisch zumindest nicht. Aber so viel war von seinem schulischen Wissen auch nicht mehr übrig geblieben, als das sich Sebastian anmaßen würde diese Überlegung irgendwie untermauern zu können.
 

Und was interessierte ihn das überhaupt?

Wurde es dadurch kälter?

So kalt wie in seinem Buch?
 

Oh, dass Buch.

Mit einer unwirschen Handbewegung wischte er sich das Buch von dem Gesicht und hörte, wie es auf dem Boden aufschlug.

Das war keine Art mit Literatur umzugehen und das war ihm auch durchaus bewusst, aber er konnte nicht aufstehen. Er konnte es einfach nicht.

Aufstehen bedeutete Hitze.

Und außerdem hatte er gerade die optimale Position gefunden. Er musste sich kaum wenden, erreichte locker den kleinen Tisch auf dem Eistee stand, der ursprünglich auch sicher mal seinem Namen gerecht geworden war. Das war allerdings, bevor Sebastian sich in eine Geschichte vertieft hatte, die mit dem aufwartete, was ein Sommer in diesen Gefilden ohnehin nicht zu bieten hatte.

Zumindest bisher nicht.

Soweit war die globale Erwärmung wohl noch nicht.
 

Kälte.
 

Sebastian blinzelte und wand seinen Kopf schwerfällig zum Fenster. Er hatte die Rollos herunter gelassen, doch das Sonnenlicht brach durch die Ritzen und drang so in den stickigen Raum ein.

Winzige Staubpartikel tanzten golden durch die Luft und Sebastian glaubte zu fühlen, wie sich der Staub auf seine verschwitzte Haut legte. Ein dünner, klebriger Film aus Schweiß und Schmutz.

Konnte es noch etwas Ekligeres geben?
 

Missmutig hob er das Buch wieder auf und hangelte mit der freien Hand nach dem Eistee, der, wie Sebastian bereits erwartet hatte, warm war.

Er hatte sich eben dem Wetter angepasst.
 

…zückte sein Schwert. Seine Hände legten sich um den Griff und er ließ einen ersten Schlag auf die Schneespinne niedersausen.
 

Falsche Seite. Wo war denn der Teil mit der Eishölle, dem kalten Wind und dem vielen Schnee?

Was interessierten denn jetzt schon Ungeheuer und Kämpfe?

Wichtig war doch nur die Kälte, die sich so schön durch die vielen Kleidungsschichten fraß. Wichtig waren die Worte, die ihn in eine Welt eintauchen ließen, die nur aus Eis bestand. Eine Welt, die so anders war als seine eigene, die nur noch aus Hitze zu bestehen schien. Hitze, Staub, noch mehr Hitze und Schweiß.
 

„…Hitzewelle seid 30 Jahren.“
 

„Pf. Als würde ich das nicht selber wissen.“, brummte Sebastian und blätterte das Buch durch.

Schneespinnen schön und gut, aber wo war das Eis hin?
 

Ob es helfen würde sich vor den Kühlschrank zu setzen, alles rauszuräumen und die Füße reinzulegen? Mit kalten Füßen konnte man nicht schlafen. War ein logischer Gedanke.

Oder die Hände? Kalte Finger sollte man unter die Achseln klemmen weil sie sonst abfrieren. Und auch, weil sie die Kälte weiterleiten? War da nicht mal was?
 

Einen Versuch war es auf jeden Fall wert.
 

Fest entschlossen es wenigstens zu probieren schwang er seine Füße von dem Sofa und schleppte sich schwerfällig in die Küche wo er, wie er feststellte, dass Rollo nicht hinuntergelassen hatte, so dass das grelle Sonnenlicht ihn blendete.

War das normal?

Konnte die Sonne überall sein?

Sollte die Erde nicht um sie herum kreisen?

Nun aber kam es ihm so vor, als wäre das einzige Ziel der Sonne so rasch wie möglich zum nächsten Raum zu huschen, um ihn mit ihren gleißend hellen Strahlen erblinden zu lassen.
 

Verärgert über diesen albernen Gedanken fuhr er sich durch die braunen Haare, die durch den Schweiß bereits feucht und auch schmutzig anfühlten.

Wie alles.
 

Ohrläppchen sollten immer kalt sein. Die kälteste Stelle am Körper.

Um es zu probieren hielt er sich einen Finger an das Ohrläppchen und stellte fest, dass es stimmte. Folglich war es gar nicht so verkehrt vor dem Fernseher einzuschlafen.

Ob er auf das Experiment mit dem Kühlschrank verzichten sollte?

Aber jetzt war er schon so weit gekommen.

Immerhin hatte er eine Strecke vom Sofa im Wohnzimmer aus bis zum Türrahmen der Küche zurückgelegt. Das war bei solchen Temperaturen schon eine beachtliche Leistung.
 

Nur gut das er zur Zeit Urlaub hatte. Würde er jetzt arbeiten, wäre dies wohl sein Ende. Vielleicht nicht gerade das Ende, aber es wäre auch alles andere als angenehm.

Es kam vor, vor allem in den letzten Tagen, dass er ehrliches Bedauern für die Menschen empfand, die bei dieser Hitze in drückenden Büros festsaßen oder körperlich schuften mussten.

Dennoch kam der Zweiundzwanzigjährige nicht umher, sich auch selber ein wenig in Selbstmitleid zu baden. Es half gar nichts sich vor Augen zu führen, dass es anderen viel schlechter ging als ihm selber. Das war Sebastian durchaus bewusst, änderte jedoch auch gar nichts daran, dass es ihm auch nicht gerade wunderbar ging.

Es gab schon mal bessere Tage.

Wahrscheinlich gab es bei jedem sich bietenden Anlass bessere Tage.
 

Er stieß schwer die Luft aus, löste sich vom Türrahmen und bahnte sich den Weg durch die Küche, die voll gestellt war mit den zwei Stühlen die er auf den Balkon hatte stellen wollen, Waschmittel und Autoreifen.

Warum waren die noch einmal da?
 

Die Hitze weicht mein Hirn auf, dachte Sebastian und hob die Schultern, als könnte ihn ohnehin nichts mehr erschüttern.
 

Vielleicht half es ja auch, wenn er sich einen Film ansehen würde, der mit noch mehr Hitze aufwarten konnte. Etwas mit Vulkanen vielleicht oder einem Flammeninferno. Im Winter halfen ihm Weihnachtsfilme auch ganz und gar wundervoll über die Kälte hinweg.
 

Winter…

Ja, dass wäre jetzt genau das, was er sich herbeisehnte, während er den Kühlschrank leer räumte. Viel befand sich eh nicht mehr darin. Er musste dringend einkaufen.

Aber bei den Temperaturen?

Unmöglich.

Seine Schuhe würden im geschmolzenen Asphalt stecken bleiben und dann müsste er mit nackten Füßen weiter laufen. Und das ging nicht. Es war unmöglich. Seine Haut würde verbrennen und sich abschälen, bis schließlich gar nichts mehr von ihm übrig blieb.

Im selben Moment in dem er das dachte, verscheuchte er den Gedanken auch schon wieder. Ausgemachter Schwachsinn.
 

Gerade als der Kühlschrank ihm seine gähnende Leere präsentierte, befand Sebastian sein Unterfangen für dumm.

Man konnte doch nicht seine Füße in den Kühlschrank legen.

Das war unhygienisch.

Ihn störte dieser Umstand nicht weiter, waren es doch seine Füße, aber sollte er mal Gäste haben, wäre es ihnen gegenüber einfach nicht fair. Also räumte er schweren Herzens alles wieder zurück an seinen Platz und spürte dabei, wie ihn bei jeder noch so kleinen Bewegung der Schweiß ausbrach. Und dabei hockte er direkt vor dem Kühlschrank.
 

Seine Laune sank noch ein Ideechen weiter hinab und auf den Weg zurück zum Sofa, hielt er sich die neue Packung Eistee gegen die Stirn.

Herrlich kühl.

Genau richtig.

Eine Wohltat.

Allein die Vorstellung wie die kalte Flüssigkeit seine ausgedorrte Kehle hinab rann und sich ob des Temperaturunterschiedes eine Gänsehaut auf seinen Armen bildete, zog Sebastians Mundwinkel schon wieder ein klein wenig nach oben.
 

Eigentlich, und das war ihm so bewusst wie die Gradzahlen auf dem Thermometer, bekämpfte man Feuer am besten mit Feuer. Und daraus folgend sollte man bei Hitze auch etwas Heißes zu sich nehmen.

Aber wie sollte er das bewältigen?

Allein der Gedanke an diese Methode sorgte dafür, dass ich erneut Schweißperlen auf seiner Stirn bildeten.

Sofort trank er etwas von dem neuen Eistee, genoss die Kühle die seinen Mund füllte und schließlich seine Kehle hinab floss. Er glaubte jeden Zentimeter spüren zu können und ließ sich mit einem wohligen Seufzen auf das Sofa fallen.
 

Es dauert ein wenig, bis er die perfekte Lage wieder gefunden hatte. Seine Finger rutschten tastend über das Laminat.

Mhm.

Er müsste mal wieder fegen. Wischen wäre auch nicht schlecht.
 

Aber nicht heute.

Morgen, morgen, nur nicht heute.

Ein guter Leitspruch für einen Sommer, der direkt aus der Hölle entsprungen war.
 

Da!

Das Buch!
 

…Arme schlangen sich um ihre Taille und er zog sie dicht an seinen Körper. Ihre Wärme ließ ihn schaudern und die Zeit des Eises für diesen kostbaren Moment vergessen.
 

Was hatte er da für einen Quatsch gekauft?
 

Missmutig landete das Buch erneut auf dem Boden.

Kamen solche Sätze wirklich auch beim letzten Mal als er es gelesen hatte darin vor? Daran konnte Sebastian sich gar nicht erinnern. Oder er wollte es nicht. Diesbezüglich war er sich noch nicht ganz schlüssig, hatte aber auch nicht vor diese Überlegung weiter zu verfolgen.

Zu anstrengend.

Anstrengend war schweißtreibend.

Schweißtreibend war ekelhaft.
 

„Wenn ich ein Buch schreiben würde, käme so was nicht vor“, murmelte Sebastian und legte seinen Arm über seine Augen.

Einen Moment lang verharrte er in dieser Position und lauschte der Stille, die ihn umgab.

Nicht einmal die Vögel sangen. Wahrscheinlich, weil die Sonne sie auf den Zweigen der Bäume gegrillt hatte.
 

Schwerfällig kippte sein Kopf zur Seite und sein Blick fiel auf den Fernseher.

Eine DVD mit Lava und Feuer.

Aber dafür müsste er nicht nur aufstehen und den Fernseher einschalten, sondern er musste auch eine DVD suchen, dass Cover öffnen und sie in den DVD-Player legen. Und als wenn es damit nicht schon genug war, strahlte der Fernseher dann auch noch so viel Wärme aus.

Nein. Er konnte auf keinen Fall eine DVD gucken.
 

Aber vielleicht war es möglich den Fernseher wieder einzuschalten.

Wann hatte er ihn denn ausgeschaltet?

So sehr Sebastian auch versuchte sich daran zu erinnern; es ging nicht. Sein Hirn war sicher schon völlig aufgeweicht von Schweiß und dieser drückenden Wärme die durch die Stadt waberte, als wäre sie ihr Eigentum.
 

In Kleinstädten war es jetzt sicher schöner.

Da gab es Wälder, Kühe, Wiesen… Das Landleben eben, wie er es sich vorstellte. Sicher war es dort angenehmer. Da wehte auch sicher Wind.

In den Straßenschluchten der Stadt war so was gerade völlig undenkbar. Es war schwül und stickig. Die Luft stank und die Abgase der Autos sorgten dafür, dass es eher schlimmer als besser wurde.

Keine Kuh weit und breit. Von Wäldern mal ganz zu schweigen.
 

Wälder…
 

Allein die Vorstellung tat gut.

Ihm war, als könnte er das Spiel von Licht und Schatten auf dem Waldboden sehen und den erdigen Geruch einatmen. Zumindest stellte Sebastian sich vor, dass Wälder erdig rochen. Er musste dringend mal raus aus der Stadt.

Unter seinen Füßen brach ein trockener Zweig und Vögel zwitscherten. Wahrscheinlich taten sie das gar nicht und es waren vielmehr Warnrufe für ihre Artgenossen, aber was spielte das in diesem wunderbar kühlen Moment denn noch für eine Rolle?
 

Kein Eis weit und breit. Nirgendwo war Schnee zu sehen und Schneespinnen, wie sie in seinem Buch vorkamen, fehlten auch.

Und dennoch war es kühl.

Das Licht war nicht so hell. Auf eine Art wie Sebastian sie nicht in Worte zu fassen vermochte, wirkte es hier unter den Ästen und Blättern der Bäume lebendiger. Schatten huschten hin und her und zauberten Muster auf den Boden, die sich stetig veränderten und ihm Dinge vorgaukelten, die nicht vorhanden waren.
 

In Gedanken ging er weiter, stellte sich vor Fabelwesen zu treffen, Helden aus seinen Büchern oder wahlweise aus Filmen, die er persönlich sehr mochte.
 

Keine Spur weit und breit von der alles versengenden Sonne, die wie eine drohende Macht über der hilflos am Boden festgewachsenen Stadt gethront hatte.

Alles war so friedlich. So still.

Bis auf das Gezwitscher der Vögel. Oder eben die Warnrufe. Es kam wahrscheinlich darauf an, wie man den Sachverhalt betrachten wollte.
 

Je tiefer Sebastian in den Wald vordrang, desto mehr festigte sich der Gedanke, dass eine solche Hitzewelle wie die, die es sich in der Stadt gemütlich gemacht hatte, verbieten sollte. Wer konnte so was denn schon gebrauchen?
 

„Na, ich zum Beispiel“, piepste eine Stimme wie perlendes Wasser ihn an.

„Oder glaubst du, dass alles hier wächst so einfach mir nichts dir nichts in der Gegend herum?“, versetzte die Stimme, nach deren Besitzer Sebastian suchte.

Er drehte sich nach rechts, drehte sich nach link. Einmal um die eigene Achse. Wieder rechts.

„Menschen!“, spottete die Stimme und Sebastian stellte sich unweigerlich vor, wie eine zarte Gestalt die Hände zum Himmel empor reckte und den Kopf schüttelte.

„Als wenn das hier ein Kinderspiel wäre. Lass doch gleich immer nur Regen fallen. Mal sehen wie du dich dann darüber freust“, wurde weiter gezetert.

„Aber…“

„Aber. Aber. Aber. Ja, dass nenne ich mal Argumentation.“
 

Vor Sebastians Augen tauchte ein kleiner, lila Mann auf, dessen Bauch stattlich über den Lendenschurz hing und diesen beinahe zur Gänze verdeckte. Seine Haare standen wirr von seinem Kopf ab, als versuchten sie zu fliehen oder aber, als wären sie ununterbrochen gerauft worden. Mürrisch dreinblickende, blaue Augen funkelten wie kleine Stecknadelköpfe über den feisten Wangen, die sich nun wie zum Kampf aufplusterten.

Nur schwer widerstand Sebastian den Wunsch das kleine Geschöpf einfach mit den Fingern fort zu schnipsen.

Wenn er es sich jedoch genauer überlegte, fiel der Widerstand der Versuchung gegenüber doch nicht so schwer, denn entgegen seiner Größe im Verhältnis zu dem kleinen, dicken Wasauchimmer, fühlte er sich gerade winzig und schwach.
 

„Oh, meine zarte Haut wird von der bösen, bösen Sonne verbrannt! Oh, wie ich leide! Oh schau mal, mein Körper scheidet Flüssigkeit auf der Haut aus! Ja ja ja. Alles schön gehört. Als gäbe es nichts Gewichtigeres als ein klein wenig Wärme. Und im Winter geht das Gezeter dann wieder los. Oh, mir ist ja so kalt! Oh, ich habe Gänsehaut! Oh, ich bin auf der offensichtlich spiegelglatten Straße ausgerutscht und ganz böse auf meine vier Buchstaben gefallen! Buhu! Ich könnte ja jetzt weinen vor Mitleid…wenn ich denn welches für so was über haben würde.“
 

Die Stimme, anfangs noch perlend und lockend, war nun schnarrend und würde das dicke Wasauchimmer nicht direkt vor seinem Gesicht rumschweben, so würde Sebastian ihm rote Augen andichten.

Böse kleine Wesen hatten immer rote Augen.
 

„Du hast auch leicht reden, hier im Schatten“, versetzte Sebastian.

„Und deswegen heulst du rum? Anstatt sich mal über ein bisschen Sonnenschein zu freuen, wird gleich der Weltuntergang heraufbeschworen.“
 

Von einem Weltuntergang war doch nie die Rede gewesen. Obwohl, wenn er es genau betrachtete…

„Der Sommer ist zu heiß, der Winter ist zu kalt“, schimpfte sein kleines Gegenüber weiter.

„Zu verregnet.“

Nicht zu kalt. Die Winter gingen doch. Es fehlte nur der Schnee. Dafür regnete es mehr.

Für diesen Kommentar erntete Sebastian nur einen argwöhnischen Blick.

„Du…du hälst mir jetzt aber keine Vorträge darüber, dass Blumen die Sonne zum wachsen brauchen, oder?“, fragte er misstrauisch und ehrlich besorgt.

Der letzte Vortrag in Verbindung mit Blumen lag bereits einige Jahre zurück und stand auch eher im Zusammenhang mit Bienen, aber das war ja nun ein Thema, welches gar nicht hierher gehörte und…

Wo war er hier überhaupt?
 

Vielleicht war er ja auch nirgendwo und hatte einfach den Verstand verloren. Oder er war tot. Ein Opfer der alles vernichtenden Hitze.

Aber wenn er tot war, gab es doch gar keinen Grund dafür, dass ein dicker, kleiner Mann in lila um ihn herumsurrte.

Überhaupt: Sollte ihn die Tatsache das der Mann unglaublich klein war und um ihn herum folg ihn nicht ein ganz kleines bisschen irritieren?
 

“Hier ist auch nicht immer alles nur angenehm. Schon mal von einer zornigen Elfe weggeschnipst worden?“

Auf diese Frage hin konnte Sebastian nur den Kopf schütteln.

„Mein Chef hat mich mal geschubst, aber ich würde ihn nicht gerade eine Elfe nennen.“
 

Noch während er sprach, fragte Sebastian sich, wieso er sich mit einer Illusion unterhielt. Es musste eine Illusion sein. Die Hitze hatte ihn wahrscheinlich gegrillt. Klarer Fall von Hitzeschlag.

Konnte man so was in der eigenen Wohnung bekommen?

Und hatte er die Kühlschranktür zugemacht?

Außerdem konnte das hier nicht echt sein, weil Irrlichter oder was auch immer dieses fliegende Ding vor seinem Gesicht war keine kleinen, dicken Männer mit violetten Bierbäuchen waren.

So einfach war das.

Er hatte doch nun wahrlich genug Bücher gelesen um das mit Bestimmtheit sagen zu können.
 

Und warum auch, sollten ihm Fabelwesen begegnen?

Solche magischen Wesen begegneten nur Leuten, denen es bestimmt war Helden zu werden. Und auch Helden sahen nicht aus wie er.

Sie trugen keine T-Shirts, deren Farbe man nur noch erraten konnte und die diverse Flecken aufwiesen, deren Ursprung er nicht einmal mehr zu nennen vermochte. Und sie hatten auch besondere Fähigkeiten oder wenigstens eine tragische Vergangenheit.

Zu dumm, dass seine Kindheit toll war. Das hier wäre seine Chance!

Sebastian wies in seinen Augen keine Merkmale auf, die einen Helden auszeichneten.

Er war schlank, aber verfügte über keinerlei Kondition die zu erwähnen wäre. Sein politisches Interesse lag praktisch im Koma und sein Beruf als Kfz-Mechaniker war nicht dafür prädestiniert am laufenden Band Helden auf die Welt loszulassen.

Wäre aber mal was Neues.
 

Das Wasauchimmer hob nur missmutig eine Braue und wirkte einen Moment lang so, als habe es vor ihn mit Funken zu besprühen. Oder etwas Ähnliches. Auf jeden Fall wäre es gemein gewesen.

Aber was sollte er machen?

Seine Welt bot nun mal keine magischen Wesen die ihn in der Gegend herumschubsten. Und wenn er ehrlich zu sich war, so hatte er sich Fabelwesen netter vorgestellt…und weniger beleibt.
 

Sebastian beschloss einfach weiter zu gehen.

Nicht gerade höflich, aber da das Wasauchimmer nichts mehr sagte, war das Gespräch doch sicher beendet. Und eigentlich hatte er nicht mal eines anfangen wollen.

Alles was er wollte war, durch diesen kühlen, schattigen Wald zu wandern und sich seines Deliriums erfreuen, denn ganz offensichtlich litt er genau daran. Und so lange die Wahnvorstellung ihm so etwas Herrliches offenbarte, sollte es ihm nur Recht sein. Man musste die Zeit nutzen die einem zur Verfügung gestellt wurde. Und genau das wollte er tun.
 

„Wo bitte gedenkt der Herr hinzugehen?“, schnarrte die inzwischen beißende Stimme des lila Wesens sofort.

„Nirgendwo hin. Spatzieren.“

Schatten und Kühle genießen.

„Das ist mein Wald! Meiner! Da hat man nicht einfach durchzugehen!“

Jetzt stoben tatsächlich Funken um das Wasauchimmer herum. Allerdings schossen sie nicht aus seinen Augen sondern lösten sich aus seinen Haaren. Als stünde es in Brand.

Sebastian kam nicht umher dem kleinen, bösen Wesen helfen zu wollen und versuchte die Haare auszupusten. Dies sollte sich jedoch in binnen weniger Sekunden als folgenschwerer Fehler herausstellen.

Das Wasauchimmer pustete seine Wangen auf und sah für einen Moment wirklich entzückend aus. Doch der Moment verstrich so schnell wie er sich in das Bild vor Sebastians Augen gedrängt hatte, welches jetzt zu explodieren schien.

Gleißende Helligkeit und kreischend bunte Farben umfingen ihn und Hitze nahm ihn gefangen. Hitze, die noch schlimmer war als die, die seinen, wahrscheinlich k.o. gegangenen Körper zusetzte.

Ihm war, als würde seine Kleidung schwellen und seine Haut Blasen werfen. Die Glut die ihn gefangen hielt, gab ihn nicht frei, sondern wurde immer schlimmer.
 

„Das reicht jetzt.“

Eine gelangweilte, tiefe Stimme unterbrach die Qualen und Sebastian öffnete seine Augen.

„Das ist mein…“

„Es reicht wirklich“, brummte die andere Stimme und Sebastians Augen gewöhnten sich langsam wieder an die Normalität.

Seine Hat wies keine Blasen auf und seine Kleidung war unversehrt. Was war das gewesen.

„Such dir jemand anderen zum spielen.“

Mit diesen Worten schnipste der dunkle Mann mit spitzen Ohren das kleine Wasauchimmer fort.
 

Eine Elfe?

Das musste eine Elfe sein!

Das Wasauchimmer sagte doch, dass Elfen es durch die Gegen schnipsen würden.

Nun wusste Sebastian, dass es genau diese Behandlung auch verdient hatte.

„Menschen verirren sich nur selten hier her“, gähnte der Elf und kratzte sich am Hinterkopf, der praktisch nur aus einer Mähne von unzählig vielen, nicht wirklich gepflegten Haaren zu bestehen schien, dafür aber keinerlei erkennbare Form aufwies.

Sebastian hatte sich Elfen stets mit glatter Gesichtshaut vorgestellt. Dieser Elf schien allerdings die Nacht vorher durchgezecht zu haben und nun an einem Kater zu leiden. Zumindest sah er gerade so aus.
 

„Du solltest wieder zurück. Das hier ist nicht wirklich Miffies Wald, aber er kann eine Plage werden.“

Miffie?

Ja, mit dem Namen wäre wohl jeder schlecht gelaunt.
 

„Es ist mein Wald!“

Das Wasauchimmer betonte das Wort ‚mein’ überdeutlich und Sebastian konnte die Ausrufezeichen die es begleiteten förmlich wie eine Armee hinter Miffie herstolzieren sehen.

„Du bist hier nur Gast! Und das da“, Miffies Augen funkelten Sebastian an. „Das da, gehört hier gar nicht her!“
 

Nun, Sebastian hatte nicht vor das abzustreiten, denn es stimmte. Aber es konnte doch nicht so schlimm sein, wenn er sich kurz der Illusion hingab, diesen Sommer überleben zu können.

„Ist das hier so eine Parallelwelt?“, wollte Sebastian wissen, ohne sich weiter um Miffie zu kümmern, der wutschnaubend und von lila Lichtern begleitet torkelnd auf sie zu folg.

Er hatte mal so was gelesen.

Noch ehe der dunkle Elf antworten konnte, erreichte das Wasauchimmer sie und plusterte sich vor Sebastian auf.

„Genau deswegen gehörst du nicht hierher! Immer muss alles hinterfragt werden!“, zeterte Miffie.

„Das ist doch nichts Schlechtes. Man muss ja nicht alles als gegeben annehmen“, erwiderte Sebastian.

„Aber es macht unsere Welt hier kaputt! Und deshalb gehörst du nicht hierher.“

„Da muss ich ihm Recht geben. Du bist über dem Verfallsdatum“, schmatzte der Elf und Sebastian hätte darauf wetten können, dass er gleich rülpsen würde.

Doch das blieb zum Glück aus.

„Verfallsdatum?“

Das gab es hier?

„Du bist zu alt“, erklärte das Wasauchimmer augenrollend.

„Und jetzt troll dich. Du bist abgekühlt genug.“
 

Er wollte protestieren, aber ihm fiel nichts Vernünftiges ein.

„Menschen machen nur Ärger. Sie bringen alles durcheinander.“

„Aber…“

„Du kommst hierher und tust so, als würde das alles dir gehören. Tut es aber nicht. Alles meins! Jeder Stein, jedes Wesen… Alles, wirklich alles gehört mir alles gehört mir. Und mit alles meine ich alles. Restlos alles. Ausnahmslos alles. Alles alles!“

„In einem Buch das ich mal gelesen habe, brauchte die Welt aber Fantasie um zu bestehen“, unterbrach Sebastians die Ausführung, was das Wort ‚alles’ bedeutete.

„Und?“, fragte der dunkle Elf und kratzte sich im Kinn.

„Vielleicht bin ich deshalb hier“, sprach Sebastian seine frisch gewonnene Vermutung aus.
 

Ein Blatt löste sich von einem Zweig und segelte mit sanften, schwingenden Bewegungen hinab um auf Miffie zu landen, der von dem Gewicht wie ein Stein zu Boden gerissen wurde und dort alle Viere von sich streckte.

Der Elf beugte sich über Miffie und befreite ihn von dem Blatt. Das Wasauchimmer starrte einige Sekunden unfokussiert herum, ehe es wieder zu seinem bösen Selbst zurückfand und wieder zu Sebastian empor flog.

„Ich hasse diese Bäume.“

„Mach sie doch weg, wenn dir alles gehört“, stichelte der mannshohe Elf und rieb sich den Bauch.

Das Wasauchimmer murmelte etwas, was Sebastian jedoch nicht verstand und das war wohl auch besser so, wie er für sich beschloss.

„Du bist hier, weil du auf einem Buch eingeschlafen bist. Das ist alles. Nicht immer wenn ein Mensch irgendwo hin gerät, endet das auch in einem Abenteuer“, giftete Miffie.

„Menschen bringen alles durcheinander. Du bist da auch nicht besser. Was hast du erwartet?“

Abwertend sah Miffie zu dem Elf, der hochkonzentriert seine Hand betrachtete.

„Aus dem da, habt ihr helle Lichtgestalten gezaubert. So schön, dass es fast weh tut sie anzusehen. Oder eben großartige Kämpfer. Und jetzt schau dir die Realität an! Sie reiten nicht auf Einhörnern. Und sein Volk bringt weder Mörder noch gute Kämpfer hervor.“
 

„Aber er wird doch sicher etwas können“, wand Sebastian ein, geriet jedoch selber ins Wanken, als der Elf wiederholt gähnte und Miffie dann grundlos hinfort schnipste.

„Jeder kann irgendwas.“

Miffies Stimme klang so unendlich weit weg und es dauerte diesmal länger, bis das Wasauchimmer wieder bei ihnen war.

„Betrachte es mal logisch: Wenn du hier wärst weil wir deine Fantasie benötigen würden, dann wärst du gar nicht hier, weil du so viel Fantasie hättest, dass du dir was Kaltes vorstellen könntest“, meinte der Elf nun.

Sebastian fand das höchst verwirrend.

„Wenn Menschen hier sind, bringen sie alles durcheinander. Schau ihn da an.“

Der Elf fasste Miffie an den Flügeln und schüttelte ihn, so das glänzende Partikel aus seinen Haaren stoben.

„Ist er hübsch, schlank oder gar niedlich?“

Sebastian schüttelte den Kopf.

„Eher grotesk“, antwortete er wahrheitsgemäß.

„Genau.“
 

Er hörte auf Miffie zu schütteln, der wie benebelt zwischen den Fingern des Elf hing. Sein rechtes Auge schien nicht mehr zu wissen was sein linke tat und die Zunge hing ihm aus den Mundwinkel.

Der Elf warf das kleine Wasauchimmer in die Luft und fing es wieder auf, um das Spiel sofort zu wiederholen.

„Und das ist der springende Punkt.“

Sebastians Augen folgten der lila Kugel mit Armen und Beinen, die durch die Luft flog und sich um sich selber drehte.
 

„Mach aus Miffie etwas Niedliches und du stürzt ihn in eine tiefe Krise.“

„Warum?“, wollte Sebastian wissen und fing Miffie ab, als er erneut in die Hände des Elfs zu fallen drohte.

Sacht massierte er den Bauch des kleinen Wesens, welches sich anfühlte wie ein Wasserballon.

Der Elf schien die Unterbrechung seines Spieles nicht lustig zu finden und starrte einen Moment lang verärgert auf das Wasauchimmer.

„Das macht und arbeitslos. Wenn wir jetzt zu kleinen Kindern kommen, erkennen sie uns nicht mal, weil sie bunte, lustige Gestalten erwarten und…“

„…keine betrunkenen Elfen?“, führte Sebastian den Satz zu Ende.
 

„Ach das. Das ist nur die Folge davon. Ich war nicht immer so.“

Na, wenn das mal kein klischeelastiger Satz war.

„Man erwartet Dinge von uns, die wir gar nicht geben können. Nicht nur die bunte Optik.“

„Itschi witschi…“, lallte Miffie der wie ein fetter, umgedrehter Käfer auf Sebastians Hand lag.

„Und das macht uns verbittert. Wir sind nicht immer so, wie wir dargestellt werden.“

„Wuhuhuhubu…“

Besorgt sah Sebastian auf da weggetretene Wesen in seiner Hand.

„Das du hier bist…ist ein Versehen.“

„Bibidabidu…huhuhu…“

„Kann…kann ich nicht helfen?“

Es tat Sebastian ehrlich leid Probleme gemacht zu haben, nur weil ihm heiß war.

„Geh…einfach…“

Der Elf wirkte nun gar nicht mehr verkatert, sondern auf einmal um Jahre gealtert und von der Last auf seinen Schultern begraben.

„Lalalahilala…“
 

Ein weiteres Blatt löste sich und trat seine Reise zum Waldboden an.

Es landete auf Sebastians Schulter und fegte ihn von den Füßen. Das Gewicht presste ihn zu Boden und er versuchte vergebens sich wieder hochzustemmen.

Seufzend hob der Elf das Blatt auf und zog Sebastian, der auf Miffie gelegen hatte wieder auf die Beine. Sebastian spuckte etwas Erde aus und schüttelte sich.

„Du musst nicht gleich vor mir zu Boden gehen. So tragisch ist es dann auch nicht“, lachte der Elf und klopfte ihm auf die Schulter.

„Eben sah das noch ganz anders aus“, beschwerte sich Sebastian und stieß mit einem Finger besorgt Miffie an, der nun gar keinen Ton mehr von sich gab.
 

Der Elf schien seine Sorge zu bemerken, dafür aber seine Einwende zu überhören.

„Du musst ihn küssen.“

„Was?“

Sebastian erstarrte und schüttelte sich. Er musste sich verhört haben.

„Nur der Kuss der wahren Liebe…“, begann der Elf anzuführen.

„Aber ich liebe ihn doch gar nicht.“

Es war eher gesunder Ekel.

„Wir sind ja auch nicht in einem Märchen. Nun mach schon“, drängte der Elf und starrte ihn aus glühenden Augen an.

„Er stirbt sonst.“

Nun war die Stimme kalt. Stimmen sind immer kalt, wenn man von Tatsachen sprach.
 

Es war seine Schuld, dass Miffie so was zugestoßen war. Er musste es wieder in Ordnung bringen.

Schaudernd, und mit noch mehr Ekel beladen als zuvor, hob Sebastian seine Hand und küsste das kleine Wesen darauf.
 

Nichts passierte.
 

„Habe…habe ich was falsch gemacht?“

Seine Stimme zitterte. Wenn Miffie nun starb.

„Ganz und gar nicht. Der ist nur ohnmächtig. So was haut den nicht aus den Socken. Einmal wurde er von einem Felsen beinahe erschlagen. Lag eine Woche unter ihm. Nicht mal ein Kratzer“, winkte der Elf ab.

„Du hast aber gesagt…“

„Ja. Ist das nicht toll? Stell dir nur mal sein Gesicht vor, wenn ich ihm das erzähle!“
 

Sebastian sah, wie der Elf einmal um sich selbst herum sprang und vor Freude in die Hände klatschte.

Miffie rutschte von seiner Hand und plumpste lautstark zu Boden.
 

„So. Genug rumgealbert. Husch, nach Hause mit dir. Deine Stromrechnung ist sonst kaum noch bezahlbar. Und außerdem nervt es, dass dein Nachbar die ganze Zeit über gegen die Wand hämmert.“

Mit diesen Worten scheuchte der Elf ihn den Weg zurück den Sebastian gekommen war.

„Häh?“

„Hörst du es denn nicht? Naja, mit den kleinen Ohren kann man auch nichts wahrnehmen. Bedauerlich“, seufzte der Elf und gab Sebastian einen ordentlichen Schubs.
 

„…keine Besserung. Der Rekordsommer verzeichnet morgen im Hochland Temperaturen um 37 Grad Celsius.“

Sebastian schlug die Augen auf und vor hoch, nur um sofort wieder in das Sofa zurückgedrückt zu werden, als die Hitze ihm wie ein Hammer entgegen schlug.
 

Verwirrt sah er sich um.
 

Er war wieder Zuhause und sein Nachbar hämmerte gegen die Wand, als versuche er hindurch zu brechen.

Rasch stellte Sebastian den Fernseher aus.

Das Hämmern verstummte.
 

Es war Nacht geworden und der Schweiß bedeckte seine Haut mit feinen Perlen, die im Mondschein zu glitzern schienen.
 

„Geküsst?“, kreischte eine perlende Stimme die noch im Schrei in ein rasselndes Schnarren umschlug und Sebastians Mundwinkel zogen sich nach oben.
 

Ende
 

So, lieber Wichtel.

Ich hoffe es hat dir gefallen. Es war die erste Story dieser Art die ich geschrieben habe. Somit warst du eine echte Herausforderung für mich und natürlich bete ich stillschweigend, dass du dich an der Geschichte erfreut hast. ^-^
 

Liebe Grüße,
 

dein Wichtel



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: Arcturus
2007-11-21T13:35:02+00:00 21.11.2007 14:35
*grinst über beide backen*
meins, meins, meins! *___*
Danke nochmal, dass du mir so eine tolle Wichtelfic geschrieben hast. Anti-Helden, dumme Elfen und noch dümmere Feen(?)! *___*
*miffie anluvt* Und den Elf nen ich Roc Nar, basta. XD~
Ich mag die Geschichte, wie gesagt.
Allerdings würde ich an deiner Stelle vielleicht die Texte aus dem "Buch" in kursiv setzen, weils sonst irgendwie ein wenig verwirrt. ^^;;;
Ah und ich sagte ja, dass ich dir deine Fehler noch anstreichen wollte.
> Allein der Gedanke an diese Methode sorgte dafür, dass _ich_ erneut Schweißperlen auf seiner Stirn bildeten.
> Er drehte sich nach rechts, drehte sich nach _link_.
> Seine _Hat_ wies keine Blasen auf und seine Kleidung war unversehrt. Was war das gewesen_._ (maybe besser a fragezeichen?)

Das war jetzt vielleicht nicht alles, ist aber das, was mir beim zweiten Mal lesen ins auge gesprungen ist.

danke jedenfalls noch mal. *knuff*
mfg
deine NIXi
Von: abgemeldet
2007-11-13T12:25:40+00:00 13.11.2007 13:25
hilfe ist mir heiß, kann gar nicht tippen, zu viel Bewegung...
eine schöne Geschichte ^^
Man fühlt es richtig und der Anti-nicht-Held, weils ja keinen Helden braucht ist auch gut anschaulich dahergekommen.
Die kleinen Einschübe, Fragen, Bemerkungen, das Spiel mit dem Spritzer Witz, gibt der Geschichte ihren Charme.

Ich mag das wasauchimmer Wesen XDD
Der Schluss wurde immer besser.
Von: abgemeldet
2007-11-11T13:22:24+00:00 11.11.2007 14:22

Schöne Geschichte. Die Beschreibungen sind sehr eindringlich, man kann die Hitze förmlich spüren. Nur gut ist es draussen kalt und stürmisch, sonst hätte ich wohl nicht weitergelesen. Gute Wortwahl und es war auch äusserst amüsant, wie z.B. die Stelle mit den Blumen und Bienen oder dem politischen Koma. Sehr witzig fand ich auch die Beschreibung der beiden Fabelwesen.




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