Zum Inhalt der Seite

Wolfswege

- Follow your destiny -
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Beginning

Wolfswege

- folge dem Pfad, der dir bestimmt ist –

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Gewidmet dem ersten Seelenverwandten, den ich je kennenlernen durfte. Und ebenfalls gewidmet all jenen, die trotz aller Widrigkeiten immer treu zu mir halten. Danke! Ohne euch

säße ich jetzt wahrscheinlich nicht hier. Danke!

Ach übrigens, sämtliche in dieser Geschichte vorkommenden Charaktere sind absolut frei

erfunden. Lediglich der geschichtliche Hintergrund (die Samurai-Epoche) ist wirklich passiert. Ich hoffe mal, ich hab soweit die Lage im alten Japan begriffen, dass ich hier keine gravierenden Fehler gemacht habe... Naja, wie dem auch sei, genug der Vorrede;
 

Viel Spaß beim Lesen!

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------
 

Kapitel 1: Beginning
 

Er war einsam. So schrecklich einsam. Und das schon so furchtbar lange! Keine Frage, sein ganzes Leben war ein einziges Dilemma. Nicht, dass er es sich so ausgesucht hätte.. Wer sucht sich schon aus, dass seine Familie in den Flammen des brennenden Heims umkommt, nur weil man von jemand anderem nicht gemocht wird.. Auch hatte er sich nicht ausgesucht, der einzige Überlebende dieser Katastrophe zu sein. Er wäre lieber mit seiner Frau und der Tochter gestorben, dann wäre ihm dieses Leben erspart geblieben.
 

Sein Name war Hiten Kageyami, der dunkle Schatten, sein Haar schwarz wie sein Name, seine Augen grauer als die Mutter der Nacht selbst. So war er geboren worden, fast, als ob das Schicksal ihn zu dem vorbestimmt hätte, das er jetzt von Beruf war. Hitokiri. Auftragsmörder. Attentäter. Es gab viele Bezeichnungen für einen Mann, der für Geld fast jeden umbringen würde. Selbst seine eigene Mutter hätte er umgenietet, wäre die nicht schon vor einigen Jahren an der Grippe dahinvegetiert. Eiskalt aufgeschlitzt wie seine übrigen Opfer. Alles nur mit dem Ziel, erstens am Leben zu bleiben und zweitens denjenigen zu finden, der für all sein Leid verantwortlich war. Der Grund war, wieso Hiten überhaupt erst sein Handwerk gewechselt hatte und vom Medizinhändler zum Killer geworden war.

Seinerzeit hatte er auch sein erstes richtiges Schwert erworben, ein Masamune. Sehr wertvoll und perfekt in seiner Fertigung, ein wahres Meister-Katana im wahrsten Sinne! Von jenem Schmied gab es weltweit nur vier Schwerter, alle von verschiedener Form und Aussehen.

Seines schien ihm das Beste zu sein, scharf und edel sah es aus, seine Schneide konnte das härteste Felsgestein ohne weiteres zerteilen, tausendjährige Bäume enthaupten und, nicht zuletzt, all jene aufschlitzen, die sich mit ihm anlegten.

So kam es auch, dass bald in jeder Stadt sein Bild an diverser Wand hing. Eine Tuschezeichnung, kein Zweifel, eigentlich nicht gut genug, um ihn allein daran zu erkennen.

Darunter fand sich eine genauere Beschreibung seines Äußeren, seine allgemeine Handlungsweise und wo er zuletzt zugeschlagen hatte. Nicht dass es ihn störte, im Gegenteil, solche Poster halfen ihm dabei, nachzuvollziehen, wo er schon überall gewesen war und nach dem gesucht hatte, den er eines Tages strafen würde, strafen musste. Hiten kannte kein Mitleid. Nicht mehr.
 

Gerade war er auf dem Weg zu einem ganz bestimmten Gebäude im dreizehnten Distrikt von Edo. Dieses Gebäude war nicht größer oder kleiner als die anderen, denn zu dieser Zeit waren sie alle ähnlich aufgebaut; große, weitläufige Höfe, eingerahmt von einer mannshohen Mauer mit einem hölzernen Tor, in der Mitte eine mal mehr mal weniger große Wohnhütte, in der die Bewohner hausten. Die Wände allzu oft aus Papier und mit Holzstreben verstärkt, von außen über die Dielen zu erreichen, die rings um das Haus entlangführten.

Und genauso war das Haus seiner letzten verbliebenen Familie, seiner kleinen Schwester Kari, aufgebaut. Kari war nicht etwa das, was man sich unter einer „kleinen Schwester“ vorstellt, nein, sie war etwa so alt wie Hiten selbst, vielleicht ein, zwei Jahre jünger als er, aber auf jedenfall selbstbewusst wie wenige Frauen zu dieser Zeit. Mit ihren 22 Jahren war sie in der Umgebung auch die Einzige, die derart auf sich selbst gestellt war. Mutter tot, Vater abgehauen teilte sie das selbe Schicksal wie ihr Bruder, welcher gerade in die Straße einbog, in der der Eingang zu ihrem Heim lag. Lange war er nicht mehr hier gewesen, seit damals, als Mutter starb, seit damals, als er kurz darauf Toki kennenlernte und mit ihr eine Tochter zeugte. Jahre waren seitdem ins Land gezogen, lange Jahre. Würde Kari-chan (noch heute werden in Japan nach Namen Endungen angefügt, die Respekt bezollen sollen) ihn abermals aufnehmen? Bestimmt war er in ihren Augen nichts Anderes als ein Herumtreiber, ein Vagabund, ein Verräter, ein Heimatloser.. Was immer er auch für sie war, er wollte sie vom Gegenteil überzeugen.

So klopfte er vorsichtig an das große Tor, sein Herz klopfte fast ebenso laut. Dann endlich; Schritte. Leise Schritte, fast wie von einer wandelnden Feder. Alle Frauen gingen leichten Schrittes, ein besonderes Merkmal in diesem Land. Doch Hiten war das egal, denn endlich wurden die tiefbraunen Tore geöffnet. Halb. Nur eine Tür von beiden.
 

“Ja?“
 

Die Stimme dieses Mädchens war samtweich, zart, wie Honig schmelzend. Ihre Augen nicht grau wie die von Hiten sondern tiefblau wie das Meer. Sie trug einen langen, blassrosa Kimono und eine hellblaue Schleife im kastanienbraunen Haar. Tatsächlich schien sie ihren Bruder nicht zu erkennen, denn ihre Augen schauten ihn an wie jeden Fremden, auch wenn sie meinte, dass dieser Fremde ihr bekannt vorkam. Aber nein, das konnte nicht sein. Noch immer wartete sie auf eine Antwort von diesem bisher schweigenden Unbekannten.
 

“Ich.. hallo, Kari-chan“, kam es dann endlich von diesem, welcher sie, wie es die Etikette verlangte, nicht direkt ansah sondern knapp an ihr vorbei. Auf seine Begrüßung hin musste sie erstmal überlegen. Okay, dieser Fremde schien sie zu kennen. Sie nickte nur als Erwiderung.

“Sag, komme ich ungelegen?“, fragte Hiten, welcher Kari’s Zögern nur so deuten konnte, dass sie ihn nach wie vor nicht erkannte, dann aber nur ein Kopfschütteln als Antwort bekam.

“Nein, natürlich nicht.. Kommen Sie rein!“

“Sie“, Kari erkannte ihn also wirklich nicht. Hiten machte ihr jedoch keine Vorwürfe, dass dem so war. Ihr Leben war bestimmt nicht einfacher gewesen als das seine. So begleitete er das reichlich verwirrte Mädchen hinein, schloss hinter sich das Tor und stellte fest, dass sich hier seit seines Abgangs nichts geändert hatte. Links und rechts vereinzelt Bäume auf peinlich geradem Rasen, der Weg sauber und frei von Gras. Das Wohngebäude, stolz und erhaben wie je her, strahlte weiß im Sonnenlicht. Und Ruhe. Eine unendlich stille Ruhe lag über diesem Heim, fast schien es Hiten, es wäre zu ruhig. Nein, das war schon in Ordnung. Hier war es immer friedlich gewesen, seit er denken konnte. Kari ihrerseits ging bereits bis zu jenem strahlenden Gebäude hin und bedeutete ihm, ihr zu folgen. Schnell fand Hiten wieder Fuß in der Gegenwart und folgte ihrer Anweisung, dann ihr in den Vorflur, wo das einzige Paar Schuhe stand, das Kari wohl gerade ausgezogen hatte, wie es ebenfalls üblich war wenn man ein Haus betrat. Hiten kannte diesen Brauch nur zu gut, weshalb er dem auch Folge leistete, seine Sandalen auszog und sie neben die von Kari stellte und in die bereitgelegten Tabi schlüpfte. (Tabi waren sowas wie Socken.)

Von irgendwoher kam ein verführerischer Duft, wie Hiten ihn seit damals nicht mehr gerochen hatte. Nach Reis roch es, Fisch, Rettich, typische Hausmannskost! Unwillkürlich leckte er sich die Lippen bei diesen verführerischen Düften. Als Kopfgeldjäger bekam man so schrecklich selten gutes Essen! Man konnte noch soviel Geld verdienen, essen wie bei Muttern gab es halt nur zu Hause. Zu Hause... Er folgte den Düften, die seine Nase kitzelten bis zu einer halb offenen Schiebetür, welche er mit dem typisch markanten Schleifgeräusch aufschob. Am Herd stand Kari und kümmerte sich um das Essen, welches verführerisch vor sich hinköchelte. Sie hingegen war still, sah ruhig und schweigsam auf den Löffel, der von ihrer Hand geführt in jenem dampfenden Topf rührte. Sie schaute kurz zu ihm rüber, wandte sich dann aber wieder dem Essen zu.
 

,,Was tust du hier? Musst du dich nicht um Toki-san kümmern?“
 

Du. Sie dutzte ihn also. Hiten wollte das als gutes Zeichen deuten, dass sie ihn doch noch kannte, aber dass Kari seine Frau ansprach, traf ihn irgendwie, denn sie sprach fast tonlos.
 

,,Sie.. sie braucht meine Hilfe nicht mehr.“
 

Kari schwieg, sie hatte von dem großen Feuer in Osaka gehört, auch dass jemand den Flammen entkommen sein soll. Dass man ihn jedoch nicht gefunden habe und davon ausginge, derjenige sei anschließend gestorben. Schon damals hatte sie geahnt, dass ihr Bruder bald wieder nach Hause kommen würde, weil er derjenige war. Was wusste sie überhaupt über das Leben ihres Bruders? Abgesehen davon, dass er lieber mit dieser Toki gegangen war, statt sich um Mutter zu kümmern? Okay, sie war tot. Man sprach nicht schlecht über Tote. Kari beendete diesen Gedanken und doch blieb die Frage, was Hiten jetzt hierher trieb. Suchte er Nähe? Geborgenheit? Zuflucht bei der Familie?
 

„Und du? Was brauchst du?“
 

Diese Frage schwebte im Raum und wollte einfach gestellt werden. Hiten nahm sie auf, atmete einmal tief durch und versuchte, die passenden Worte zu Sätzen zu formen. Dass er sie vermisst hatte, sie nochmal sehen wollte. Aber genau das brachte er nicht übers Herz. Es stand ihm nicht zu, sowas zu sagen, nachdem er fortgegangen war und sie im Stich gelassen hatte.
 

„Ich wollte einfach nur mal sehen, wie es dir geht, Ne-chan!“
 

Das traf es zwar nicht punktgenau, war aber genug, um Kari für’s Erste zufrieden zu stellen. Mit geschickten Händen holte sie zwei Schüsseln und frische Essstäbchen aus Schränken und Schubladen, stellte die perfekt gearbeiteten Schüsseln auf den Boden und legte je ein Paar Essstäbchen daneben. Je ein Kissen zum Sitzen rundete das Bild noch ab und Kari machte Hiten durch eine einfache Handgeste klar, dass er sich setzen sollte. Er befolgte ihre Anweisung und da fiel ihm auch ein, dass das ganz typisch für sie war. Statt Worte zu verschwenden, drückte sie vieles mit den Händen aus. Schon als Kind war sie gut darin und lange Zeit verging, ehe sie ihr erstes Wort gesprochen hatte. Damals glaubte man noch, sie sei taubstumm, da sie sich anfangs nur durch Gesten verständigte. Aber schon bald bewieß sie ihrer Umwelt das Gegenteil, obwohl sie trotz allem nicht viel sprach. So war sie eben, die gute Kari.

Da kam sie, mit dem dampfenden Topf und der Schöpfkelle, stellte ersteren zwischen sie beide und ließ die Kelle in die Flüssigkeit gleiten. Sofort breitete sich eine große Dampfwolke aus dem Topf heraus aus und verschwand langsam wieder. Als Gastgeberin schenkte Kari ihrem Gast zuerst etwas vom Eintopf ein, dann sich selbst und sie begannen ihr Mahl.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Earthking_Amaimon
2007-11-10T14:07:04+00:00 10.11.2007 15:07
Cool!
Spannend!
schreibe weiter bitte.^^
Is toll geworden!^^



Zurück