Zexion
„Axel… Ich bin froh, dass du wieder hier bist… Ich hätte nie gedacht, dass mir jemand mal so fehlen würde…“, sagte Roxas leise und lehnte sich zurück gegen Axels Brustkorb. Er saß zwischen Axels Beinen am Strand und beobachtete mit ihm zusammen, wie das Rot der Sonne das Wasser verfärbte und schließlich in den Himmel stieg.
„Jetzt kannst du dir wahrscheinlich vorstellen, wie es mir ergangen ist…“, meinte Axel ebenfalls leise und legte die Arme um ihn. Er spürte die Wärme, die von Roxas ausging und schloss kurz seine Augen.
Kein Grund für mich zu leben
Verflucht sei meine Existenz
Kein Gott wird mir helfen
Bin nur auf mich gestellt
Fühle keine Liebe in meinem Herzen
Fühle meine Seele bluten
Keine Kraft mich zu befreien
Mein Körper er zerfällt
Der Tod ist meine Zuflucht
Mein Leben eine Qual
Ein langer Pfad in die Dunkelheit
Mein Herz ist längst erfroren...
(Blutengel – Straße zur Hölle)
Überrascht wandte Roxas seinen Kopf. Er sah direkt in Axels Augen und sah leichte Trauer in ihnen.
„Axel…“, begann Roxas fast schon flüsternd, doch Axel lächelte nun wieder leicht und schüttelte den Kopf.
„Keine Sorge, Roxas… Mir ist dieses Lied nur gerade eingefallen… Ich sang es, bevor ich mich der Dunkelheit geöffnet habe… Sei also unbesorgt… Solange du bei mir bist, wird es nie wieder so sein…“, meinte Axel und Roxas nickte leicht.
Er drehte sich wieder nach vorne und wieder zum Farbenspiel des Himmels. Doch ein leises Geräusch riss ihn aus seinen Gedanken. Es klang wie ein seufzen oder stöhnen…
„Roxas…? Hast du dass auch gehört?“, fragte Axel mit angespannter Stimme, und langsam nickte Roxas. Er richtete sich auf und sah sich. Außer ihnen schien jedoch niemand hier zu sein.
„Aus der Höhle…“, meinte Axel. Er war ebenfalls aufgestanden und sah zu einer verstecken Höhle, welcher in der Nähe des kleinen Schuppens lag. „Lass uns nachsehen gehen…“
Roxas nickte kurz und folgte Axel, welcher mit schnellen Schritten vorausging. Er blieb vor dem Höhleneingang stehen und legte einen Finger auf den Mund.
Wieder nickte Roxas und sah dabei fest in Axels Augen.
Ein Lächeln spielte sich nun um Axels Lippen und er zeigte langsam mit der anderen Hand zum Höhleneingang.
Gemeinsam mit Roxas betrat er die Höhle. Doch als sie drin waren, wünschte er sich, dass sie es besser nicht getan hätten…
„Riku? Riku! RIKU!!!! Wach auf!“, rief Sora laut und stürmte ohne Vorwarnung in Rikus Zimmer. Der Angesprochene drehte sich jedoch nur auf die andere Seite und schlief seelenruhig weiter. Sora blieb derweil vor dem Bett stehen und schnaubte leise.
//Das darf doch nicht wahr sein! Wie kann man jetzt noch schlafen?!//, dachte er, wobei er vergas, dass er selbst sonst immer bis Mittag schlief!
„Riku… Jetzt tu nicht so und wach endlich auf!“, sagte Sora, woraufhin Riku sich wieder umdrehte und ihn fragend ansah.
„Was ist überhaupt los?“, sagte Riku mit leicht verschlafener Stimme und stütze sich auf seine Ellenbogen. Sora, erfreut darüber, dass Riku nun wach war, setzte sich auf Rikus Bett und lächelte diesen an.
„Roxas und Axel sind nicht in ihren Zimmern…“, sagte Sora leise und eine unangenehme Stille legte sich über die Beiden. Dann ließ Riku sich wieder ins Kissen fallen und schloss die Augen.
„Weck mich auf, wenn es etwas Wichtiges gibt…“, murmelte er nur sehr leise. Sora wirkte einen Moment ziemlich überrascht. Doch dann nahm er sich ein kleines Kissen und schlug es Riku mehr oder weniger sanft auf den Kopf.
„Riku~“, meinte Sora leicht drängend, doch Riku tat so, als würde er einfach weiterschlafen.
„… Also gut… Dann lass ich dich eben in Ruhe…“, flüsterte er anschließend, stand wieder auf und drehte sich um. Doch ehe er wusste was geschah, lag er schon neben Riku auf dem Bett.
Seit ihrem Kuss am Strand waren sie sich nicht mehr so nahe gewesen… Dabei war es keineswegs von ihnen beabsichtigt gewesen. Sie hatten einfach keine Gelegenheit gefunden… Zumal sie nicht wollten, dass Kairi etwas erfuhr.
Während Riku ihm leicht über die Wange strich, schloss Sora seine Augen und kuschelte sich an ihn. Er konnte das gleichmässige Schlagen von Rikus Herzen hören und entspannte sich sichtlich dabei.
„Hey, Riku… Wir werden immer zusammen sein, oder? Wir werden nie wieder getrennt sein, so wie damals…“, sagte Sora leise und sah in Rikus Augen. Dieser nickte lächelnd und legte einen Arm um Sora.
„Natürlich werden wir das…“, meinte Riku lachend. Er richtete sich ein wenig auf und wollte Sora sanft küssen, als die Zimmertür mit einem Ruck aufflog.
„Roxas!“, rief Sora laut und richtete sich ruckartig auf. Dabei stieß er leicht gegen Riku, welcher das Gleichgewicht verlor und auf Sora landete.
Roxas war dies jedoch völlig egal. In einer anderen Situation hätte er das vielleicht als lustig empfunden, doch nun interessierte es ihn herzlich wenig.
„Sora… Hast du damals Zexion besiegt?“, fragte Roxas leise und völlig ruhig. Nachdenklich sah dieser nun zu Roxas. Dann, ganz langsam, nickte er.
(Ich gehe einfach mal davon aus… Wenn es jedoch völlig falsch sein sollte, dann nehmt es mir bitte nicht übel…)
„Ich wusste es… Sora… Zexion lebt… Axel, er… ist mit ihm auf der Insel… Wir fanden ihn schwer verwundet in dieser… dieser Höhle…“, sagte Roxas leise und rannte dann wieder aus dem Zimmer.
Riku und Sora sahen sich derweil entgeistert an. Wenn Zexion lebte, dann…!
~*~ Drei Tage später ~*~
„Und? Ist er mittlerweile aufgewacht?“, fragte Roxas leise und sah in Zexions Gesicht, welches noch immer blass war. Axel, der neben Roxas stand, schüttelte den Kopf.
„Nein… Aber das beunruhigt mich weniger...“, antwortete Axel leise. Er zog einen Stuhl zu sich und setzte sich auf ihn.
Seit drei Tagen schlief Zexion nun in diesem Bett, ohne aufgewacht zu sein… Aber was Axel wirklich beschäftigte, war die Tatsache, dass Zexion überhaupt lebte!
Er stützte seinen Kopf in seiner linken Handfläche und sah zu Zexion, ohne ihn jedoch wirklich zu sehen.
Zuviel war geschehen, seitdem sie Zexion in dieser Höhle fanden… Und immer wieder stellte Axel sich dieselbe Frage.
Warum war Zexion hier?
„Axel?“, fragte Roxas vorsichtig, doch er reagierte nicht darauf. Zu sehr beschäftigte ihn diese Frage schon… „Hey, Axel!“, sagte Roxas nun etwas lauter und Axel sah zu ihm.
„Was ist, Roxas…?“, fragte er Roxas nun leise. Dieser ging nun zu ihm und setzte sich vor ihn auf den Boden. Verwundert sah Axel ihn an.
„Irgendetwas stimmt nicht mit dir… Bitte sag mir, was dich beschäftig, Axel… Ich mag es nicht, wenn du so… abwesend bist…“, flüsterte Roxas und Axel las eine leichte Trauer in seinen Augen.
„Es ist…“, begann Axel leise. Eigentlich wollte er >nichts< sagen, aber Roxas hätte es ihm bestimmt nicht geglaubt. „Ich frage mich, warum Zexion lebt…“, sagte er schließlich.
„Axel…“ sagte Roxas leise. Dann stand er langsam wieder auf, setzte sich auf Axels Schoß und bettete seinen Kopf an seine Schulter. „Selbst wenn die Organisation wieder aufersteht… Ich werde niemals wieder gehen… Nicht ohne dich…“
„Danke… Roxas…“, sagte Axel und legte die Arme um den Jüngeren. Und ehe Roxas genau wusste, was geschah, küsste Axel ihn sanft. Dies tat er mit soviel Gefühl, dass Roxas sich einen kurzen Moment fragte, wie oft er es schon getan hatte.
Doch dann schloss er seine Augen und ließ zu, dass Axel seine Lippen völlig in beschlag nahm.
"Habt ihr's bald mal...", sagte eine schwache Stimme. Zexion war aufgewacht, und ein kleines Lächeln zierte sein Gesicht...