Zum Inhalt der Seite

One shots

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Because of you

Wie konnte das passieren? Ich verstehe es nicht... Ich verstehe es einfach nicht! Es will mir nicht einleuchten, wie ich so dumm habe sein können. So verdammt naiv... Ich habe dir vertraut. Und du? Du hast es schamlos ausgenutzt, du hast mich einfach benutzt. Dabei hatte ich immer gedacht, wir wären Freunde! Aber wahrscheinlich weißt du gar nicht, was dieses Wort überhaupt bedeutet!
 

Oder doch? Was sind 'Freunde' für dich? Sind es einfach nur Menschen, denen du zwar wichtig bist, die du aber nach Strich und Faden ausnutzen, manipulieren und nach deinem Willen lenken kannst? Sie so für deine Zwecke gebrauchen kannst...? Und wenn du sie nicht mehr brauchst, wenn sie für dich nicht länger von Vorteil sind, schmeißt du sie dann einfach weg, oder wie? Sind wir alle nichts als 'Einweg-Freunde', die man schnell aufbraucht? Du kannst dir ja immer wieder neue kaufen, oder...?
 

Ja, im Nachhinein betrachtet hast du wirklich versucht, mich zu kaufen... Wie oft bist du mit teuren Geschenken zu mir gekommen? Ich habe keine Ahnung... Warum hätte ich mitzählen sollen? Ich habe sie zwar alle angenommen, aber wirklich etwas bedeutet hat mir nur ein einziges... Du wusstest, dass ich Halsketten mag und gern trage, also hast du mir eine geschenkt. Auch jetzt trage ich sie noch um den Hals, ich weiß nicht einmal warum! Wütend und entschlossen greife ich mir an den Hals, reiße die Kette ab und werfe sie weg.
 

Gackt, du verfluchter Bastard! Du hast alles zunichte gemacht, alles, was ich mir hart erarbeitet und aufgebaut hatte - zerstört innerhalb nur weniger Minuten. Er vertraut mir nicht mehr... Vielleicht hasst er mich sogar und das alles nur wegen dir! Dabei fing es doch alles so harmlos an...
 

"Haido!"

"Ga-chan! Hey... Ist lange her, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben... Wie geht's dir?"

"..."

"Ga-chan? Hast du irgendwas...?"

"Was? Ach, nein... Mir geht's gut!"

"..."

"Schau mich nicht so an... Es ist alles in Ordnung."

"..."

"Haido... So hatte ich mir unser Wiedersehen nicht vorgestellt..."

"... Ich auch nicht. Nur ich kann doch nicht einfach wegsehen, wenn es einem Freund schlecht geht!"

"..."

"Hast du dich wieder übernommen? Isst du ordentlich? Warte... wie lange hast du heute geschlafen? Du weißt, du bist nicht mehr der Jüngste..."

"Haido..."

"Ich wusste es! Wirklich, Ga-chan... Du solltest da etwas ändern, okay? Bitte... mirzuliebe!"

"..."
 

Hätte ich gewusst, wie dieser Abend enden würde... Hätte ich gewusst, was du vorhattest, ich wäre nicht mit dir gegangen. Ich weiß nicht, was genau ich getan hätte. Vielleicht hätte ich dich geschlagen, mitten in dein Gesicht, auf dessen Makellosigkeit du doch immer so stolz bist. Oder ich hätte dich angeschrien, wie du auch nur an so etwas denken konntest. Vielleicht hätte ich dich auch nur traurig und fassungslos angesehen, wäre kopfschüttelnd und geschockt ein paar Schritte zurück getaumelt und wäre einfach davon gelaufen ohne mich noch einmal nach dir umzusehen.
 

Weg, nur weg von dir! Das wäre mein einziger Gedanke gewesen, alles, woran ich hätte denken können. War dir denn nicht klar, dass du damit alles zerstören würdest? Aber nein, woher denn auch... Du wusstest nichts davon. Du wusstest nicht, wie ich fühlte und auch immer noch fühle. Ich habe es dir nie erzählt und bemerkt hast du es ganz offensichtlich auch nicht... Doch das solltest du auch nie, niemand sollte es! Es war unser kleines Geheimnis...
 

Vielleicht war ja genau das mein Fehler. Hätte ich dir von uns beiden erzählt, hättest du es vielleicht gar nicht erst versucht. Obwohl... Ich glaube inzwischen, dass dir das auch ziemlich egal gewesen wäre! Es hätte dir nicht leid getan. Es tut dir ja auch jetzt nicht leid... Ich durchschaue dich, du tust nur so, als ob...
 

Du bist echt das Letzte! Du ekelst mich an... Der bloße Gedanke, dass du mich auf diese Weise berührt hast, widert mich an! Schon wieder muss ich mit dem Brechreiz ringen. Das durftest du nicht. Das durftest du einfach nicht! Es gibt nur eine einzige Person, bei der ich das freiwillig zulassen würde und das bist nicht du, verdammt nochmal! Aber das hast du wohl immer noch nicht verstanden.
 

Wieso glaubst du eigentlich, dass alle anderen genauso denken wie du!? Dass sie, ebenso wie du, jeden an sich heranlassen würden, solange das Aussehen stimmt, nur damit sie mal wieder ihren Spaß haben können... Dass sie Sex wirklich nur aus dem einen Grund haben, ihre Triebe ausleben zu können!? Ich verstehe es nicht... Es will und will mir nicht einleuchten!
 

Du hast gesagt, du liebst mich, aber ich bezweifle, dass du überhaupt weißt, was dieser Satz, was das Wort 'Liebe' wirklich bedeutet! Du bist nicht dazu fähig, jemanden zu lieben - höchstens dich selbst. Du kannst solch tiefgehende Gefühle nicht für jemand anders empfinden, weil du sie nicht zulässt. Weil du Angst vor ihnen hast! Doch behauptest du, dass es so ist. Belügst du am Ende auch dich selbst...?
 

"Ich sehe doch, dass etwas nicht stimmt..."

"Es ist nichts, wirklich! ... Jedenfalls nichts, wobei du mir helfen könntest, also lass gut sein, ja?"

"..."

"Aber trotzdem danke!"

"... Weißt du, was mir bei so etwas oft hilft...?"

"..."

"Haido?"

"Das ist nicht dein Ernst, oder? Danke, aber..."

"Haido! Trink einfach... Manchmal muss man die Dinge für eine Weile vergessen, damit man sie aus einem anderen Blickwinkel sehen kann..."

"..."

"Keine Sorge, ich pass schon auf, dass nirgends dagegen läufst..."

"Hmm... Ich weiß nicht..."

"..."

"Ach, na schön... Aber auf deine Verantwortung!"

"Klar..."

"Du weißt nicht, worauf du dich da einlässt... Das ist meine letzten Warnung!"

"Kanpai..."
 

Wenn ich an dein warm lächelndes Gesicht an diesem Abend denke, wird mir regelrecht schlecht! Ich hatte wohl recht, du bist wirklich ein guter Schauspieler... Bei unseren Dreharbeiten hatte ich das zwar als Kompliment gemeint, aber das ist es nicht mehr länger. Ich hatte gemerkt, dass du Gefühle sehr gut und emotionsgeladen - aber allem voran auch glaubhaft - darstellen und herüberbringen kannst. Aber nie hätte ich gedacht, dass du das schon immer getan hast. Du täuschst sie alle nur vor, kopierst sie von anderen Menschen. Hast du denn keine eigenen!? Bist du wirklich so arm dran, dass du dir deine Gefühle stehlen musst?
 

Das ist traurig! Du tust mir leid... Du tust mir einfach nur leid. Kann man das denn noch ein 'Leben' nennen? Ich verstehe etwas anderes unter diesem Begriff, aber das musst du wohl selbst entscheiden. Verzeihen werde ich dir nie! Ich kann es nicht und ich will es auch gar nicht! Du hast alles zunichte gemacht, einfach alles... Ich war glücklich, hast du das denn nicht gesehen? Es war alles perfekt. Es war gut so, wie es war!
 

Doch das ist es nicht mehr. Es wird nie wieder so werden können, das Vertrauen ist weg. Sein Vertrauen ist weg... Ich kann das sogar verstehen, ich würde mir nach dieser Sache auch nicht mehr über den Weg trauen! Zu sagen, dass ich nichts dafür kann, wäre gelogen. Ich wollte es zwar nie, aber ich habe es dennoch zugelassen.
 

Es war genauso auch mein Fehler. Ich weiß nicht, was genau passiert ist. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, was nach den ersten Gläsern passiert ist. Nur der nächste Morgen war schrecklich grausam, ein kompletter Alptraum! Nur mit dem Unterschied, dass ich immer noch nicht daraus erwachen konnte...
 

"Guten Morgen..."

"Uhmm... Morgen..."

"Wie fühlst du dich heute?"

"Als wär ein LKW über mich drüber... Mein Kopf..."

"Das wird nicht lange anhalten, versprochen..."

"Ich hoffe es... ... Ga-chan? Wo sind meine Klamotten...!?"

"Ich glaube, die müssten noch im Wohnzimmer liegen..."

"..."

"Haido?"

"Und... wo sind deine...?"

"... Auch dort..."

"... Nein... Nein, das kann doch nicht..."

"Haido..."

"Nein! ... Ahh!"

"Vorsicht... Ich hoffe, ich war nicht allzu grob und du..."

"Sei still! ... Sei still.. Sei still..."

"..."
 

Du hast mir immer mehr zu Trinken gegeben, bis ich nicht mehr klar denken konnte... Du hast mich praktisch abgefüllt, findest du das in Ordnung!? In was für einer verdrehten Welt lebst du eigentlich? Nein, das muss ich nicht verstehen können! Das geht über meinen Verstand hinaus...
 

Und dann? Du hast meine Hilflosigkeit schamlos ausgenutzt. Du wusstest genau, dass ich mich in diesem Zustand nicht hätte wehren können. Wie denn auch? Hätte ich dich schlagen wollen, ich hätte dich wahrscheinlich nicht einmal getroffen. Es ärgert mich ja selbst, dass ich so empfindlich auf jeden Tropfen Alkohol reagiere, aber ich hätte nicht gedacht, dass ich mein Vertrauen zu dir jemals bereuen würde...
 

Als du mich soweit hattest, hast du mit mir geschlafen. Ich habe keine Ahnung, wie es angefangen hat. Wahrscheinlich mit einem Kuss, der mich in nüchternem Zustand auf Abstand hätte gehen lassen. Vielleicht hast du mich noch in die Arme genommen, mich an dich gezogen und mehr hätte es in diesem Augenblick sicher nicht gebraucht, um mich gefügig zu machen. Ich bin in dieser Umarmung und in diesem Kuss weich wie Butter geworden, nicht wahr? Vielleicht habe ich mich auch noch bereitwillig auf deinen Schoß gesetzt, ich weiß es nicht...
 

Bei dem Gedanken daran wird mir schon wieder schlecht! Ich wollte nie etwas von dir! Ich wollte nie, dass wir etwas miteinander anfangen, was auch immer das sein sollte... Und dann hast du sogar mehr als nur ein Mal mit mir geschlafen, die Schmerzen, die ich die nächsten Tage hatte, sind Beweis genug. Du warst für mich einfach nur ein Freund, ein Kollege. Aber es stimmt wohl, wer einen Freund wie dich hat, braucht keine Feinde mehr!
 

Ich will dich niemals wieder sehen! Ich will nie wieder irgend etwas mit dir zu tun haben! Du hast es gründlich versaut... Ja, für das, was du mir mit dieser sinnlosen Aktion angetan hast, hasse ich dich. Ich hasse dich, wie ich niemals einen anderen Menschen hassen könnte! Du hast alles zerstört - einfach so! Für nichts!
 

Jetzt stehe ich ganz allein da. Er hat mich verlassen und ich kann es ihm noch nicht einmal verübeln... Es war sein gutes Recht, das zu tun, und ich hätte ihn wahrscheinlich für verrückt erklärt, wenn er bei mir geblieben wäre und mir verziehen hätte... Ich vermisse ihn. Gott, ich vermisse ihn so schrecklich!
 

Schon allein die räumliche Trennung, die wir wegen Familienangelegenheiten kurz zuvor gehabt hatten, war hart gewesen. Aber damals hatten wir noch die Aussicht, dass wir uns bald wiedersehen würden. Diesmal habe ich ihn für immer verloren.
 

Damit ist mein ganzes Leben sinnlos geworden. Ich habe ihn schwer enttäuscht, ihn tief verletzt. Wenn ich an seine Stimme am Telefon denke, die langsam ihren fröhlichen Klang verloren hatte... Am Ende war sie nur noch brüchig, zittrig und ich bin mir sicher, dass er die ganze Zeit versucht hat, nicht zu weinen oder nicht weinerlich zu klingen. Wieder kommen mir die Tränen.
 

Ja, ich habe es ihm von Anfang an erzählt. Ihn anzulügen wäre ich nicht fähig gewesen, zumal er es eh sofort bemerkt hätte. Er kennt mich besser als jeder andere. Vielleicht hätte ich es nicht einmal aussprechen müssen, wenn er mich hätte sehen können... Ich bin sicher, er hat verstanden, dass ich es selbst nicht gewollt hatte. Aber es war zu viel zu für ihn, das habe ich gleich bemerkt. Es ist ja auch verständlich...
 

"Doiha-chan!"

"Hey... Es tut gut, deine Stimme wieder zu hören..."

"Geht mir genauso. Ich vermisse dich so sehr... Jeden Tag ein Stück mehr."

"Ich vermisse dich auch..."

"Haido? Ist irgendwas passiert...?"

"..."

"Schatz?"

"Es tut mir leid... Ich... Es tut mir so leid..."

"..."

"Ich... Tet-chan, ich war bei Gackt. Wir... Wir haben... und..."

"... Schon gut, ich verstehe schon... Du musst nicht weiter reden..."

"..."

"Tja, ich hatte mir das eigentlich anders vorgestellt... Blöd gelaufen... Aber okay, Doiha-chan... Ich verstehe das..."

"Tetsu..."

"Ich lege jetzt auf."

"..."
 

Ich habe ihn bisher kaum wieder gesehen. Am Tag seiner Rückkehr wollte ich ihn trotz allem abholen, schließlich hatte ich es versprochen. Doch er hat mich kaum eines Blickes gewürdigt... Er hat mir nur lange in die Augen gesehen und geschwiegen, während wir ein paar Meter voneinander entfernt dagestanden hatten. Er war noch immer verletzt, enttäuscht... Kein fröhliches Lachen, nicht einmal ein kleines Lächeln... Nur Resonanz und in gewisser Weise auch Akzeptanz und Aufgabe.
 

Es hat mir das Herz herausgerissen, als er sich einfach von mir abgewandt und so getan hatte, als würden wir uns nicht kennen. Auch jetzt tut es verflucht weh, wenn ich mir seine traurigen Augen wieder ins Gedächtnis rufe. Es tut weh, nichts mehr von ihm zu hören und wie ein Fremder behandelt zu werden. Nur ein einziger Brief kam von ihm, in dem er mir mitgeteilt hatte, dass es zwischen uns aus wäre...
 

Das ist zu viel für mich. Das ist einfach zu viel! Das Stück Papier in meinen Händen ist bereits ganz abgegriffen, von Tränen aufgeweicht und die Schrift ist etwas verschmiert... Ich halte das nicht mehr aus! Ich kann nicht mehr... Ich habe keine Ahnung, wie ich nun weitermachen soll. Ich kann es gar nicht ohne ihn... Ich kann es nicht! Ich würde es niemals können, ich will es nicht einmal!
 

Nun sind wir beide unglücklich... Nur du hattest deinen Spaß dabei! Ich hoffe wenigstens, ich habe dir auch genügt... Nicht, dass du es am Ende noch langweilig mit mir fandest! Wär doch schade, oder...? Dann hätte sich diese Aktion ja nicht einmal gelohnt! Nun, ich hoffe, du bist zufrieden mit dir selbst...
 

Eigentlich wollte ich heute an den Rand der Stadt zu der kleinen, alten Brücke über den Gleisen gehen, doch ich habe es mir anders überlegt. Ich darf nicht noch mehr Leute in diese Geschichte mit hinein ziehen, sie würden den Schock ihres Lebens bekommen. Nein, ich habe schon genug Schaden mit meiner Unüberlegtheit angestellt, das muss jetzt nicht auch noch sein...
 

Da habe ich mich lieber in mein Bad zurückgezogen, sitze einsam und verlassen in einer Ecke und starre die Fliesen an, die an der gegenüberliegenden Wand angebracht wurden. Es hat keinen Sinn, ich werde niemals darüber hinweg kommen können. Niemals... es ist nicht möglich.
 

Meine Hände sind kalt, ebenso mein Gesicht, von meinen Tränen überdeckt und verklebt. Mein Körper zittert, meine Schluchzer hallen im Raum wider und mein Herz verkrampft sich einmal mehr schmerzhaft. Es schmerzt mich so sehr, dass ich kaum noch atmen kann. Es schnürt mir einfach die Luft ab.
 

Neue Tränen schießen mir aus den Augen, ich bin nicht dazu fähig, sie zurückzuhalten... Das war's! Endgültig! Ich kann nicht mehr... Ich setze alledem ein Ende...
 

"Haido...? ... HAIDO!"

"..."

"Was zum...? Was hast du getan? Haido!"

"Tetsu..."

"Idiot! Was hast du dir dabei gedacht?"

"Tetsu..."

"Ich bin da... Doiha-chan, ich bin da!"

"Es tut mir leid... Es tut mir so leid..."

"Shh~ Ich weiß ja... Ich weiß! Bitte, sprich jetzt nicht weiter!"

"Tetsu..."

"..."

"Ich liebe dich..."

"Ich weiß, Doiha-chan... Ich weiß!"

"Ich... liebe..."

"Hilfe... Bitte, jemand muss ihm helfen!"

"..."
 

~~ OWARI ~~
 

O.O" anou~ Lasst mich bitte leben... .___.°°

The Truth

Warum tust du das? Warum kannst du mir nicht endlich sagen, was plötzlich mit dir los ist? Du hast dich verändert, sehr sogar. Wo ist der Mensch geblieben, den ich vor so langer Zeit kennen und lieben lernen durfte? Du bist einfach nicht mehr derselbe... Habe ich etwas falsche gemacht? War es doch ein Fehler, dir meine Gefühle zu gestehen? War es mein Fehler...? War es unser Fehler, zusammen zu kommen? Eine Beziehung einzugehen...? Ich kann noch immer nicht in Worte fassen, was in mir vorging, als du mir gesagt hattest, du liebst mich auch. Ich war überglücklich! Unseren ersten Kuss werde ich niemals vergessen... Dieses sanfte Prickeln auf meinen Lippen... Trotz aller Zärtlichkeit, die du mir dabei entgegen brachtest, konnte ich dein Verlangen ganz deutlich spüren - dein Verlangen nach mir... Diese Genugtuung, als ich zum ersten Mal deine Zunge in meinem Mund spüren könnte... Nein, ich werde es ganz sicher niemals vergessen!
 

Genauso werde ich mich immer an deine Hände auf meiner Haut erinnern, wie sie mir kleine Schauer durch den Körper jagten. Ich dachte jedesmal, ich müsste verbrennen... Nur du allein kannst solche Empfindungen bei mir auslösen. Nur du allein darfst mir so nah kommen. Nur du allein bist dazu in der Lage, in meine Seele zu blicken und mein Innerstes zu berühren. Nur dich habe ich so weit vordringen lassen. Ich hatte gedacht: Wenn ich dir nicht trauen könnte, wem denn dann? Doch ich wurde ganz offensichtlich eines besseren belehrt...
 

Tetsu, wo bist du nur immer? Wo warst du immer...? Wo warst du, als du unsere Verabredung hast platzen lassen? Du wolltest mir nicht einmal den Grund dafür sagen. Was war denn nur so verdammt wichtig, dass du es nicht hättest verschieben können? Ich möchte es doch nur verstehen können... Es ist immerhin schon so lange her, dass wir beide etwas Zeit für uns allein hatten. Der Job kostet viel Zeit und Arbeit, ständig sind wir unterwegs und stehen in der Öffentlichkeit. Natürlich müssen wir da so tun, als wären wir nur Freunde, nur Leader und Sänger... Aber privat? Wenn wir doch mal etwas Luft haben, bist du ständig mit anderen Dingen beschäftigt. Ich sehne mich nach dir, verstehst du das denn nicht? Ich will deine warme Umarmung wieder spüren können... Deine Arme, deine Hände, deine Lippen... Ich vermisse deine Zärtlichkeiten, vermisse es, dich sanft streicheln zu können. Mein ganzer Körper verzehrt sich nach dir... Doch das scheinst du nicht einmal zu bemerken.
 

So sag mir doch, was ist passiert? Ich kann diese Ungewissheit nicht mehr länger ertragen! Ich schaffe es einfach nicht, ich bin zu schwach... Ich bin so schwach, dass du dir einen anderen gesucht hast. So ist es doch, oder...? Ich habe es schon längst erkannt. Dachtest du im Ernst, ich bin so naiv? So blind, es nicht zu sehen...? 'Der Kleine wird schon nichts merken, ist doch nur unser kleiner, dummer Sänger...' Aber du hast mich unterschätzt. Das Schlimmste an der Sache ist, dass ich dir nicht einmal böse sein kann. Ich könnte dir niemals böse sein, ganz gleich was geschehen ist. Wahrscheinlich würde ich dir sogar alles verzeihen... Gefühle können sich ändern, das weiß ich. Lange warst du für mich nicht mehr als mein bester Freund und dann auf einmal... Nein, es ist vollkommen menschlich, dass so etwas passieren kann! Das kann und darf ich dir nun wirklich nicht zum Vorwurf machen.
 

Aber was mich an deinem ganzen Verhalten gewaltig stört, du scheinst wirklich zu feige zu sein, mir das alles ganz direkt zu sagen! Anstatt mir einfach zu erklären, dass es zwischen uns beiden aus ist und du jemand anderen gefunden hast, mit dem du besser klar kommst als mit mir, willst du dieses ewige Versteckspiel weiter spielen. Wozu das alles? Damit du mir nicht weh tust...!? Dann lass dir gesagt sein, dass du genau das gerade tust! Hast du wirklich geglaubt, ich merke es nicht, wie du mit deinen Gedanken abschweifst und dabei glücklich lächelst? Oder wie du laufend irgendwelche Kleinigkeiten besorgst oder organisierst, damit du eine Flamme fröhlich stimmen kannst? Wie du abends oder nachts, wenn du denkst, ich schlafe, heimlich telefonierst und dabei so leise wie möglich flüsterst...?
 

Ja, du gibst dir wirklich viel Mühe, es vor mir zu verstecken, das muss ich zugeben. Dennoch reicht es nicht, tut mir leid! Wie gern hätte ich mich von dir blenden lassen...? Wie gern würde ich all deine kleinen Lügen und Ausreden für die Wahrheit halten...? Ich würde viel lieber immer noch daran glauben, dass alles in Ordnung ist, als die Realität zu kennen. Ich habe es versucht, wirklich! Aber es macht keinen Sinn, ich weiß ganz genau, dass ich mir damit nur selbst etwas vormache. Und doch spiele ich dein verfluchtes Spiel immer noch mit...
 

Ich lächele dich an und könnte doch die ganze Zeit nur heulen. Ich tue so, als wäre ich immer noch glücklich, doch ich bin tief verletzt. Ich gebe mich so fröhlich wie immer, nur damit du nicht siehst, dass ich dein Geheimnis schon längst kenne... Jeden Tag warte ich nur darauf, dass du endlich den Mut findest, dass du mir mit ernstem Gesichtsausdruck sagst, wir müssten miteinander reden, und darauf, dass du endlich mit mir Schluss machst. Ich würde diese Worte niemals selbst über die Lippen bringen. Es würde mich doch zu sehr schmerzen, wenn ich alles beenden würde. Ich will es doch gar nicht beenden! Ich will dich nicht verlieren müssen, aber ich fürchte, das habe ich schon längst.
 

Ich will doch nur, dass du mir ganz ehrlich sagen kannst, was Sache ist! Was du wirklich fühlst... Ich will, dass du endlich den Mut aufbringst mich zu verletzen... Ich weiß, dass es mich verletzen wird. Genauso weiß ich auch, dass es mich zum Weinen bringen wird. Ja, ich werde ganz sicher weinen, denn diese Worte aus deinem Mund zu hören ist doch eine völlig andere Sache als das hier... Sobald du es nicht mehr sehen würdest, würde ich in Tränen ausbrechen - wahrscheinlich nicht einmal eine Sekunde nachdem die Tür ins Schloss gefallen wäre. Ich würde die Verzweiflung mehr als alles andere spüren können und einfach auf den Boden zusammen brechen. Tränen würden unaufhörlich fließen, ich würde mich auf dem Boden zusammen krümmen, den Mund aufreißen und nur noch schreien wollen. Doch es würde nicht ein einziger Ton entstehen. Ich würde es nicht können, ich würde ganz einfach nicht schreien können...
 

Doch du würdest all das nicht bemerken. Du wirst meine Tränen niemals zu sehen bekommen, ich werde sie dir nicht zeigen. Ja, ich würde dir auch weiterhin den fröhlichen, aufgeweckten Sänger vorspielen, dem es nicht hätte besser gehen können, und uns beiden einreden, dass wirklich alles in Ordnung ist. Was würde mir auch anderes übrig bleiben? Ich kenne dich und weiß, wie du reagieren würdest, wenn ich nur noch traurig und unglücklich wäre. Ich würde dir leid tun, nicht wahr? Und du würdest dir selbst Vorwürfe machen... Und wer weiß? Vielleicht würdest du sogar aus Mitleid wieder mit mir zusammen kommen wollen...
 

Doch das ist es nicht, was ich mir wünsche. Ich will nicht bemitleidet werden, schon gar nicht von dir! Ich will mit dir zusammen sein, weil ich dich liebe und weil du mich liebst - weil wir uns lieben. Einen anderen Grund würde ich niemals akzeptieren! Doch du liebst mich nicht mehr. Somit ist eine Beziehung zwischen uns eigentlich unmöglich geworden - und doch führen wir sie weiter fort. Schon seltsam, oder...?
 

Tetsu, hör auf mich anzulügen! Sag mir doch endlich die Wahrheit... Es kümmert mich nicht mehr länger, ob es mir weh tun könnte oder nicht. Dieser Schmerz würde mit der Zeit verblassen und bleiben würde nur die Erinnerung daran. Doch der Schmerz, den ich auch in diesem Moment in meinem Herzen spüren kann, hält an. Er vergeht nicht und wird mit jedem neuen Tag nur noch schlimmer... Er wird größer und größer und wird mich irgendwann vollkommen brechen und vielleicht auch vernichten, wenn dem nicht bald ein Ende gesetzt wird. Oh ja, ich wünsche mir das Ende...
 

Ich weiß nicht, wie lange ich nun schon hier auf dieser Bank sitze und über all das nachdenke. Es ist bereits tiefe Nacht, alles ist dunkel. Ich bin allein hier, kann niemanden entdecken. Wer ist auch so blöde wie ich und geht nachts allein in einen Park? Und das auch noch mitten im Winter, wenn es schon seit Stunden große Flocken von Himmel herab schneit. Dazu pfeift mir ein kräftiger Wind um den Kopf herum, beißt in den Augen und peitscht mir ins Gesicht. Wer weiß, ob da nicht vielleicht noch ein Schneesturm draus werden kann? Aber es ist gleich... Die Kälte betäubt wenigstens einen Teil meines Schmerzes, so dass es mir das Herz nicht völlig auseinander reißt.
 

Ich schlinge die Arme fester um mich, werde dabei immer weiter eingeschneit. Ich kann meinen Atem in der kalten Luft sehen... Mein blondes Haar ist nass und mit weißer Watte bedeckt, ebenso meine gesamte Kleidung. Mein Körper ist kalt und wird immer kälter. Ich zittere. Die Tränen auf meinem Gesicht sind schon längst eingefroren. Nachdenklich und verträumt sehe ich auf zu den Wolken und den Flocken, die zu mir hinab rieseln. Wieder streift mich der Wind, lässt mich noch mehr frieren...
 

Und wieder stellt sich mir eine Frage. Wo, Tetsu, bist du jetzt? Jetzt, in genau diesem Augenblick... Ich war vorhin bei dir zu Hause, doch ich konnte dich dort nicht finden. Ich wollte den Tag mit dir verbringen, doch nicht einmal heute hast du Zeit für mich. Ein bitteres Lächeln verirrt sich auf meine Lippen, meine Augen werden wieder feuchter. Doch schon im nächsten Moment schluchze ich wieder auf, beiße mir auf die Lippe und greife mir ans Herz, das sich schon wieder zusammen zieht. Unter weiteren Tränen krümme ich mich zusammen. Der Gedanke tut so verdammt weh...
 

Nicht einmal heute, am 29. Januar... Wieso nur tust du mir das an? Wie kannst du nur so grausam sein...? Es ist fast Mitternacht und ich habe den ganzen Tag noch gar nichts von dir gehört. Keine Nachricht, kein Anruf, nichts... Absolut nichts... Hast du es vielleicht sogar vergessen!? Einfach so...? Selbst als mein 'nur' bester Freund hätte ich das nie von dir gedacht. Die Erkenntnis, dass es wirklich so ist, zerreißt mich von innen heraus, schnürt mir die Luft ab. Ich schluchze weiter vor mich hin, versuche es aufzuhalten...
 

Es wäre vielleicht wirklich das beste, ich gehe nach Hause, lege mich in mein Bett und schlafe. Ja, schlafen... So könnte ich all das für eine Weile vergessen. Ich sollte vielleicht sogar nie wieder aufwachen. Nie wieder... Jede wache Minute bringt nichts als Unglück, Schmerzen und Einsamkeit. Da ziehe ich es doch lieber vor, für immer zu schlafen...
 

Somit stehe ich auf und setze einen Fuß vor den anderen, bis ich vor meiner Wohnung stehe. Inzwischen ist mein Geburtstag auch vorbei. Alles ist vorbei... Was soll ich nun tun? Wie soll das alles weiter gehen? Mit diesen und ähnlichen Fragen im Kopf öffne ich die Tür und betrete gedankenverloren den Flur. Das Licht lasse ich diesmal aus, ich kenne mich sowieso in meiner Wohnung aus und weiß, was wo ist. Ich brauche es nicht...
 

Genervt seufze ich wieder auf. Fragen, Fragen... nichts als Fragen! Und wo sind die Antworten? Ich weiß es nicht... Ich weiß gar nichts mehr! Alles scheint so sinnlos, so... ich weiß auch nicht. So leer... Wieder fühle ich mich so verdammt klein, schwach und hilflos, aber vor allem einsam und allein gelassen. Mit ausdruckslosem Blick lehne ich mich an die Tür, drücke sie so mit einem lauten Knall ins Schloss. Meine Augen sind wieder geschlossen, geben frische Tränen frei. Hoffnungslos lasse ich mich auf den Boden sinken, ziehe die Beine an meinen Körper, schlinge die Arme darum und lege meinen Kopf auf die Knie. Nun gibt es kein Halten mehr, ich weine einfach drauf los. Meine Hände lasse ich auf meinen Kopf, auf meine Haare sinken, wo sich meine Finger zitternd in die den hellen Strähnen verkrampfen. Mein ganzer Körper erzittert, wird von den mehr oder weniger unterdrückten Schluchzern beherrscht.
 

"Doiha-chan...?", eine bekannte Stimme dringt an mein Ohr und ich schaue überrascht auf. "Tetsu...", kommt es kaum hörbar von mir geflüstert, als ich dich erkenne. Ich kann meinen Augen kaum trauen, da bist du ja! Du stehst im Flur, siehst auf mich herab und kommst sofort auf mich zu, kniest dich neben mich und ziehst mich in deine Arme. Immer noch ungläubig klammere ich mich an dich, schaue dich fragend an. Gleich kommen mir noch mehr Tränen, ich kann deinen warmen Körper spüren. Es ist noch intensiver, da meine eigener so lange draußen war und unterkühlt ist.
 

Vergessen sind die qualvollen Minuten, Stunden und Tage allein, die ganzen Zweifel - einfach alles! In diesem einen Augenblick zählen nur wir beide und dass wir endlich wieder beisammen sind, auch wenn es wahrscheinlich nicht von langer Dauer sein wird. Schon erstaunlich, wie einfach du mich glücklich machen kannst. Leider geht es umgekehrt genauso schnell...
 

Deine Stimme reißt mich wieder aus den Gedanken und ich sehe dich schweigend an. Du wirkst sehr besorgt um mich und redest auf mich ein, wie kalt und nass ich doch bin. Schnell bist du wieder aufgestanden und holst ein Handtuch aus dem Bad, das du mir um den Kopf wickelst. Gleich darauf bist du im Wohnzimmer verschwunden und kommst mit einer Decke wieder. Bevor du mich wieder erreichst, schaltest du das Licht an, so dass ich mich weg drehe und die Augen zukneife. Es blendet...
 

Und schon kann ich deine sanften Finger wieder an meinem Gesicht spüren, schaue dich daraufhin wieder an. Unsere Blicke berühren sich und du fragst, warum ich geweint habe. Ich gebe dir keine Antwort, sehe nur auf den Boden. Kurze Zeit herrscht Schweigen zwischen uns, doch du fragst nicht weiter nach. Du kennst mich gut genug um zu wissen, dass es keinen Sinn hätte. Danke, dass du nicht weiter bohrst... Wirklich, danke!
 

Gerade will ich mich wieder an dich lehnen, da ziehst du mir den nassen Mantel und die durchgeweichten Schuhe aus und legst die Decke um mich, bevor du mich wieder auf die Beine ziehst und in Richtung Wohnzimmer schiebst. Dabei erklärst du mir mit ernster Miene, ich solle mir schnell etwas trockenes anziehen und mich in mein Bett kuscheln, während du mir einen Tee kochen willst. Sanft lächle ich bei diesen Worten vor mich hin. Es ist schön zu wissen, dass du dich trotz allem noch wie ein Freund um mich kümmern kannst. Deine Hand auf meiner Schulter verbrennt mich beinahe...
 

Im Wohnzimmer willst du mich weiter zum Schlafzimmer drängen, das dahinter liegt, doch ich bleibe wie angewurzelt stehen. Langsam weiten sich meine Augen, während ich den Raum anstarre. Das ist doch... Nein, das glaube ich nicht! Das kann nicht sein... Und verdammt, ich habe doch gerade erst aufgehört zu weinen, da geht es schon wieder los! Irritiert und immer noch sprachlos sehe ich dich an, zeige auf das ganze Zeug und stottere irgend etwas zusammen. Dein Blick dagegen ist verständnislos und ein wenig vorwurfsvoll.
 

"Jetzt sag mir bitte nicht, du hast deinen eigenen Geburtstag vergessen...", gibst du mir als einzige Erklärung für die Torte, den ganzen Raumschmuck inklusive dem großen Band, auf dem 'Happy Birthday' in Großbuchstaben steht, und die Päckchen. Ich bin nicht in der Lage, etwas sinnvolles zu sagen. Du hast es nicht vergessen...? Soll das bedeuten, du warst den ganzen Tag hier und hast auf mich gewartet? Wieder kann ich die Tränen heiß auf meinen Wangen fließen spüren. Ich lächle ein bisschen, schüttele den Kopf. Wie konnte ich nur an dir zweifeln... Auch, wenn du mich nicht mehr liebst, bist du immer noch der beste Freund, den ich mir wünschen kann.
 

Wir stehen nicht mehr lange da, denn du schiebst mich gleich zu meinem Bett, suchst mir Sachen aus dem Schrank heraus, drückst sie mir in die Hand und bist schon wieder aus dem Zimmer heraus. Langsam lasse ich mich auf das Bett sinken, drücke meine Sachen an mich, bevor ich mich langsam umziehe. Du hast recht, ich darf mich nicht erkälten... So langsam ich auch beim Umziehen bin, ich habe es geschafft, als du wieder da bist. Da stehst du vor mir und ich sehe dich von unten her an. Tetsu, du bist so wunderschön...
 

Dann fällt mein Blick auf deine Hand und ich ziehe eine Augenbraue hoch. Du hast den Fön aus dem Bad geholt...? Doch bevor ich zum Fragen komme, hast du ihn auch schon angekabelt, dich neben mich auf das Bett gesetzt, mir das Handtuch wieder vom Kopf gezogen und fönst mir die Haare trocken. Ich sitze nur daneben und beobachte dich dabei. Es ist richtig süß, wie rührend du dich um mich kümmerst. Ich liebe deine fürsorgliche Seite. Ich liebe alles an dir, einfach alles! Doch was bringt das, wenn du es nicht spürst...? Was bringt meine Liebe...?
 

Scheiße, ich könnte schon wieder losheulen... Damit du das nicht merkst, lasse ich meinen Kopf an deine Schulter sinken. Sofort schaltest du das kleine Gerät wieder aus, legst es beiseite und deine Arme um mich. Du drückst mich ganz fest an dich. Diese Nähe tut schon wieder unglaublich weh, sie droht mich zu ersticken...
 

Sei nicht so nett zu mir... Sei verdammt nochmal nicht immer so nett zu mir! Es ist doch eh nur gespielt... Tu nicht ständig so, als würdest du mich immer noch lieben! Denn das tust du nicht mehr, schon lange nicht mehr... Es schmerzt... so sehr... Hör endlich auf, mir etwas vormachen zu wollen. Hör auf damit! Hör auf, dein Verhalten aus vergangener Zeit nachzuahmen... Hör auf so zu tun, als wäre noch alles beim Alten...
 

Es reicht. Es reicht! Ich halte das nicht mehr aus, es ist einfach zu viel. Ich kann diese Umarmung, diese Zärtlichkeit, mit der du mir über den Rücken streichelst, einfach nicht mehr ertragen. Ich reiße mich von dir los, stehe auf und versuche verzweifelt, meinen Tränen zumindest ein wenig Einhalt zu gebieten und meine Stimme nicht zu sehr zittern zu lassen. Du siehst mich nur verwundert an, so dass ich meine Hände vor den Mund schlagen muss, um nicht aufzuschluchzen. Wieso tust du mir das an? Wieso…? Ich verstehe es nicht… Bitte, erklär es mir doch! Bitte… Dann würde ich zumindest wissen, warum ich die ganze Zeit leiden muss! Bitte…
 

Langsam stehst du auf, kommst mir mit noch immer besorgtem Blick näher und fragst mich, was mit mir los sei… Doch ich gehe ein paar Schritte zurück, schüttele nur den Kopf. Ich will nicht, dass du mir zu nahe kommst. In dieser Nähe ist es für dich ein Leichtes, mich zu verletzen. Ich will das nicht mehr! Ich will nicht länger verletzt werden… Also bitte, geh weg… Geh weg! Doch du gehst nicht weg… Nein, du gehst weiter auf mich zu. Bitte, ich will das nicht… Hör auf, mich zu quälen! Hör auf… Wieder zittere ich und wieder kann ich warme Tränen über mein Gesicht fließen spüren. Tet-chan, nein… Tu mir das nicht an… Bitte, tu mir das nicht an…!
 

Du hast mich fast wieder erreicht, uns trennen nur noch wenige Meter voneinander. So, wie ich mich hier benehme, muss ich wie ein kleines, verängstigtes und zitterndes Zeh auf dich wirken... vollkommen hilflos, ohne jede Chance, wenn es nicht beschützt wird. Ich könnte fast darüber lachen, wenn es nicht wirklich so wäre... Ja, es stimmt. Ohne dich bin ich nichts. Ohne dich bin ich verloren... Für immer verloren...
 

Noch bevor ich etwas dagegen tun kann, hast du mich wieder in deine Arme gezogen. Das Zittern wird nur noch stärker, die Schluchzer immer heftiger. Was ist nur los mit mir!? Ich bin doch sonst nicht so sentimental... Verdammt, ich verstehe mich selbst nicht mehr! Wie kann sowas passieren? Ich wüsste es nur zu gerne... Mit zittrigen Fingern klammere ich mich an deine Kleidung. Obwohl du es doch bist, der diese Tränen - wenn auch ungewollt - verursacht, kannst nur du mich wieder beruhigen und mir Kraft und Halt geben. Schon seltsam, oder...? Das ist doch völlig unlogisch...
 

Deine warmen Hände, die über meinen Rücken gleiten... Deine sanften Worte, die mein Ohr streicheln... All das sind Dinge, die mich zugleich glücklich und tief traurig machen. Und sie sind der Grund, warum ich mich erneut von dir löse und dir immer wieder vollkommen aufgelöst sage, dass du es lassen sollst, dass du mich nicht so lieb behandeln sollst und dass du mir die ganze Zeit doch eh nur etwas vormachst. Alles, was mir in letzter Zeit so oft durch den Kopf ging, kommt nuun hervor und ich werfe es dir an den Kopf.
 

Ja, ich weiß es, sage ich dir, ich weiß es schon lange. Vielleicht weiß ich nicht alles, aber wohl doch das Wichtigste... Und ich sehe dich dabei an. Zwar fließen mir auch hier wieder die Tränen, doch mein Blick ist stark - oder zumindest hoffe ich das. Du sollst mir die Wahrheit sagen, ist der letzte Satz, den ich an dich richte, bevor es wieder totenstill im Zimmer ist. Wir schweigen uns an. Soll das heißen, ich hatte wirklich recht...? Bisher hatte ich zumindest noch eine kleine Hoffnung, ich hätte mich auch geirrt haben können, aber nun...?
 

Was soll ich nun tun? Kannst du mir das sagen, was soll ich denn nun tun!? Ich weiß keinen Weg, nichts! Rein gar nichts... Wieder sprichst du mich mit deiner sanften Stimme an und ich zucke zusammen. Unsichere Augen begegnen den deinen und zeugen von Enttäuschung und Schmerzen. Schnell sehen sie wieder weg und bemerken so nicht gleich, dass du die Hand nach mir ausstreckst.
 

Zum dritten Mal umarmst du mich heute - aber diesmal kann ich mich nicht im Geringsten dagegen wehren. Gemeinsam sinken wir auf den Boden, du hältst mich ganz fest und ich breche in Tränen aus. Alles bricht in diesem Moment hervor, ich weine wie ein kleines Kind... Das Unwissen, der Schmerz, die Verzweiflung - alles hat seinen Anteil an diesem Gefühlsausbruch heute Morgen. Doch es tut mir auch nicht leid. Nein, es wirkt sogar richtig befreiend, wenn man mal richtig weint und allem Luft machen kann...
 

Nur sehr langsam kann ich mich unter deinen Streicheleinheiten wieder beruhigen. Du bist immer noch so unglaublich sanft... Ich genieße es jedesmal aufs Neue, sie an meinem Körper spüren zu dürfen... Bitter lächle ich vor mich hin, doch das kannst du nicht sehen... Dafür habe ich mein Gesicht viel zu sehr an deinem Körper versteckt...
 

Da kann ich wieder deine klangvolle Stimme hören. Du redest mir gut zu, dass all das, was ich eben gesag habe, nicht stimmt und nur ein riesiges Missverständnis ist. Aber kann ich das denn nun tatsächlich glauben? Ich habe erhebliche Zweifel... Doch du lässt nicht locker. Ruhig erzählst du mir von der Feier, die hier eigentlich zu meinem Geburtstag statt finde sollte...
 

Ist das auch plausibel? Ich meine, ich habe die Deko im Wohnzimmer gesehen... Das war sicher viel Aufwand, nicht wahr...? Vorsichtig sehe ich auf. Ich habe mein kleines Bisschen Hoffnung von eben wieder gefunden. Prüfend schaue ich dir in die Augen. Ist das die Wahrheit...? nichts gelogen...? Liebst du mich dann vielleicht doch noch...? Das wäre zu schön um wahr zu sein...
 

Gerade habe ich mir diese Frage gestellt, da versicherst du mir, dass es so ist, und drückst mich noch ein bisschen stärker an deine Brust. Du entschuldigst dich auch mit zitternder Stimme, dass du mich so vernachlässigt hast, wie du es ausdrückst.... Ich schließe lächelnd die Augen, kuschel mich weiter an dich. Wenn du nur wüsstest, wie viel mir allein diese Worte schon bedeuten!
 

Deine Finger an meinem Kinn ziehen mein Gesicht wieder zu dir. Gleich darauf kann ich deine warmen, weichen Lippen spüren; du küsst mich mit aller Hingabe, die man jemals aufbringen könnte. Nein, dieses Gefühl kann man nicht so einfach kopieren, das geht nicht... Auch dann nicht, wenn man es selbst einmal verspürt hat. Es muss einfach da sein, das ist alles. Und bei dir IST es immer noch da, das weiß ich nun ganz genau.
 

Ich Volltrottel... Wie konnte ich an dir zweifeln? Wie nur...? Ich kann es mir nicht mehr erklären. Alles schien so eindeutig zu sein! Es hatte doch irgendwie alles zueinander gepasst, wie die Teile eines Puzzles... Doch das falsche Muster ist dabei herausgekommen... Ich habe es für das richtige gehalten und mich geirrt. Wirst du mir meine Dummheit verzeihen können...?
 

Nun haben wir beide die Möglichkeit, uns noch einmal nahe zu kommen, uns noch einmal nahe zu sein. Ich bin dankbar dafür, dass wir sie bekommen haben! Wirklich, wer auch immer uns dabei geholfen hat, danke... Beruhigt aber auch sehr erschöpft lehne ich mich wieder an dich. Doch du ziehst mich wieder auf die Beine und schiebst mich zum Bett. Wir sollten lieber nicht auf dem Boden bleiben, meinst du, und du hast wohl sicher recht...
 

Ich lasse deine Hand nicht los, ich will dich niemals verlieren müssen! Nein, mein ganzes Leben möchte ich mit dir verbringen, ich hoffe, das ist dir klar... Ja, ich möchte mit dir alt werden! Doch bevor ich irgend etwas sagen kann, liegen wir nebeneinander im Bett, ich in deine Arme gekuschelt... Ja, es ist ein wunderbares Gefühl, bei dir sein zu dürfen... Ich wünsche mir, dass es niemals enden mag...

It's over now

Es ist alles okay. Natürlich, warum sollte es denn auch nicht!? Es ist absolut alles in bester Ordnung... Ich bin glücklich. Schließlich wollte ich es doch so – ganz genau so... Ja, ich wolle es. Ich darf mich nicht darüber beschweren, dass es so weit kam. Ich habe nicht das Recht dazu! Nein, das habe ich nicht...
 

Ich habe doch alles ganz willkürlich so kommen lassen. Ich habe dir ganz willkürlich die kalte Schulter gezeigt. Es war alles Absicht... Mit vollster Absicht habe ich dich schlecht behandelt. Und das nur zu einem einzig Zweck. Nur, damit du mich in Ruhe lässt, nur damit du den Kontakt zu mir, meine Nähe nicht länger suchst...
 

Und was soll ich dazu sagen? Es hat tatsächlich funktioniert... Du redest nicht mehr mit mir; du siehst mich ja nicht einmal mehr an, wenn wir einander begegnen. Wenn du das doch einmal tust, dann behandelst du mich höchstens wie einen Fremden, den du noch nie zuvor gesehen hast... Ich kann es immer noch nicht fassen, es hat wirklich funktioniert...
 

Eigentlich sollte ich mich doch darüber freuen, meinst du nicht auch? Doch was ist!? Ich könnte die ganze Zeit nur noch heulen... Es tut weh. Es tut so unglaublich weh, wenn ich gemein zu dir sein muss, dich verletzen muss, obwohl ich das doch eigentlich gar nicht will! Es tut weh, wenn ich sehe, wie leicht es dir fällt, dich ebenso von mir abzuwenden und einfach weiter zu gehen...
 

Ich hatte immer gehofft, ich wäre zumindest ansatzweise etwas Besonderes für dich, doch wie es scheint, habe ich mich auch da wieder geirrt... Ich bin eben zu dumm! Wieso mache ich mir auch ständig Hoffnungen, wenn du mal ein bisschen nett zu mir bist!? Ich verstehe mich selbst nicht mehr, wann bin ich nur so ein Idiot geworden...?
 

Doch was soll’s? Ich muss damit leben, ob ich das nun schön finde oder nicht... Erst jetzt habe ich erkennen können, dass ich stets nur einem Traum, einer Illusion hinterher gejagt bin. Einen Traum kann man aber nicht fangen. Sobald man es dennoch versucht, zerplatzt er wie eine dünne Seifenblase und verschwindet ins Nichts.
 

Mein Traum ist nun endgültig vorbei. Ich kann ihn nicht mehr retten – ich kann uns nicht retten. Es tut mir leid, doch ich bin zu schwach. Ich bin viel zu schwach, doch ich wollte es mir nie wirklich eingestehen... Nun blieb mir jedoch keine andere Wahl mehr, ich musste den Tatsachen ins Auge sehen.
 

Nun gibt es für mich nur noch eines zu tun. Ich muss den Abstand zwischen uns immer weiter vergrößern. Ich ertrage es nicht mehr, wenn du mich wie Luft behandelst. Als Dreck bist du wenigstens noch auf mir herum getrampelt... Sicher, ich bin selbst schuld daran! Ich sollte mich gar nicht beklagen... Wie ich schon sagte: Ich habe nicht das Recht dazu...
 

Ich wollte es ja so... Nur hätte ich wohl niemals erwartet, dass es so hart für mich werden könnte – so hart und schmerzhaft... Ich hatte geglaubt, ich wäre endlich stark genug dafür. Stark genug, mich von dir zu lösen und allein klar zu kommen... Doch Fehlanzeige, ich bin nichts... Ich bin es nicht einmal wert, auf dieser Welt zu existieren...
 

Existieren... Mal ehrlich, es wäre dir doch sicher lieber, ich hätte das niemals getan – existieren. Oder!? Es war also doch ein Fehler von mir, mein erster und verhängnisvollster... Du wünschst dir doch meinen Tod, das weiß ich! Schon oft habe ich darüber nachgedacht, ob ich dir diesen Wunsch nicht einfach erfüllen sollte.
 

Ich weiß genau, ich würde für dich sterben – und du weißt das auch. Du müsstest es mir nur befehlen. Du müsstest dich nur mit ernstem Blick vor mich stellen und ein einziges Wort formulieren: Stirb! Vielleicht brauche ich wirklich nur etwas ganz direktes aus deinem Munde, wer weiß...? Gott, ich bin so feige!
 

Aber Masa, sag... Wirst du das auch tun? Wirst du heute Abend hierher zu mir kommen? Was du wohl tun würdest, wenn du mich hier so stehen sehen könntest...? Ich kann es nicht sagen, keine Ahnung... Ich kann mich nicht mehr in dich hinein versetzen, so wie früher. Auch für mich bist du ein Fremder geworden, leider...
 

Ich kann deine Gedanken nicht länger erahnen, kann deine Reaktionen nicht mehr vorhersehen. Ja, was würdest du wohl tun, würdest du durch diese Tür dort kommen...? Was würdest du tun, wüsstest du, was ich hier oben mache...? Was... würdest du tun...?
 

Im ersten Moment könntest du wie angewurzelt stehen bleiben und mich einfach nur fassungslos anstarren, solange, bis du die Situation realisiert hättest. Danach gäbe es im Groben nur zwei verschiedene Möglichkeiten. Zumindest würde mir keine weitere einfallen...
 

Zum einen könntest du versuchen, mich aufzuhalten. Wie du das tun würdest, vermag ich nicht zu sagen. Vielleicht würdest du mich anschreien, fragen, was das soll, und wütend werden. Ja, du könntest sogar zu weinen anfangen. Wahrscheinlich würde ich mich dann doch wieder von dir breitschlagen lassen...
 

Spätestens deine Tränen würden mir den Rest geben, ich konnte sie noch nie sehen. Schon gar nicht, wenn ich genau weiß, dass ich der Grund dafür bin... Ja, das war schon immer so, seit ich dich kenne. Schon immer hast du mit deinen Tränen deinen Willen bei mir durchsetzen können – weil ich zu schwach war. Wieso sollte ich ihnen dieses Mal widerstehen können...?
 

Doch das Schlimmste ist, dass du ganz genau um diesen Umstand wusstest. Ja, du wusstest Bescheid, nicht wahr!? Und du hast es immer schamlos ausgenutzt. Du hast mich ausgenutzt... Ich kann wohl nur hoffen, dass ich auch immer in deinem Sinne reagiert habe. Wäre doch zu schade, wenn du dir solche Mühe gibst und ich es am Ende dann doch falsch mache...
 

Ach, Masa-chan... Es war immer so einfach für dich, nicht wahr? Du konntest mich manipulieren, wie du wolltest. Ich habe so lange nach deiner Pfeife getanzt. So lange, bis du dein kleines Spielzeug namens Ren langweilig fandest und es weggeworfen hast. Ich war nicht mehr gut genug für dich, du hattest ein neues Model ’Freund’ gefunden und ich war nicht mehr aktuell...
 

Vielleicht glaubst du ja sogar, ich hätte es genauso gemacht. Sicher, auch ich habe neue Bekanntschaften geschlossen und komme mit einigen von ihnen auch gut klar. Ich kann mir gut vorstellen, dass du denkst, du wurdest ersetzt. Doch genau das war schließlich mein Ziel, als ich mich anderen zugewendet habe. Ganz genau das solltest du auch glauben...
 

Hättest du in mein Herz, in meine Seele, mein Innerstes sehen können, hättest du gewusst, dass sich mein ganzes Leben im Grunde nur noch um dich gedreht hat. Du hättest erkennen können, dass all diese Leute nur oberflächliche Beziehungen waren, dass sie mir genau genommen eigentlich kaum etwas bedeuten. Doch das war dir offenbar zu viel Arbeit...
 

Ja, du warst schon lange der Mittelpunkt, um den sich bei mir alles gedreht hat. Eben das war das Problem an unserer ’Freundschaft’, wie ich sie damals noch bezeichnet habe. Doch wenn ich dir nur noch ein Klotz am Bein bin, wieso solltest du mich dann noch aufhalten wollen? Im Gegenteil, es wäre sicher ganz in deinem Sinne...
 

Also wäre wohl doch die zweite Möglichkeit für deine Reaktion wahrscheinlicher. Dann würdest du nur weiter ein paar Meter von mir entfernt stehen bleiben und gar nichts weiter tun. Du würdest es ganz einfach zulassen... und nicht einmal den Versuch unternehmen, etwas

dagegen zu tun.
 

Wer weiß, vielleicht würdest du dabei auch lächeln... Dann wäre ich zumindest noch dazu gut gewesen. Es war immer schön, wenn ich dich zum Lächeln oder gar zum Lachen bringen konnte... Das war eines der Ziele, die ich mir auch irgendwann einmal gestellt hatte. Doch auch hier aber ich versagt, typisch...
 

Aber ganz egal, was du tun WÜRDEST, es wird sowieso nicht geschehen. Du wirst nicht plötzlich durch diese Tür dort kommen. Sie wird die ganze Zeit geschlossen bleiben und in der Dunkelheit der Nacht verschwinden. Es wird kein Licht angehen, dass sie erhellt – oder... das mich erhellt...
 

Letztendlich habe ich mein ganzes verdammtes Leben in Finsternis verbracht, jeden einzelnen verfluchten Tag... Wieso sollte es also nicht auch so enden? Passt doch... Ich verschwinde genauso in der Dunkelheit, werde von ihr verschluckt... Ich gehe darin einfach unter, wie alles andere von mir auch...
 

Mein Leben war stets dunkel. Nie habe ich wirklich Freude oder gar Glück empfinden können. Ich weiß, das macht stark den Eindruck, ich würde nur rumjammern und heulen wollen – um Mitleid zu erregen. Doch wer sollte schon Mitleid mit einem wie mir haben? Mir fällt niemand ein...
 

Ich kann mich an keinen einzigen Tag erinnern, bei dem ich sagen könnte, er war ’glücklich’. Immer ist irgend etwas schief gelaufen. Immer habe ich mich mies, missachtet und missverstanden gefühlt. Und ich denke, ich habe mich nicht nur so gefühlt, ich war es auch! Ich weiß nicht, vielleicht bin ich auch wieder daran selbst schuld...
 

Wie oft wollte ich mich schon vor ein Auto werfen? Wie of habe ich daran gedacht, allem ein Ende zu setzen und mich selbst zu töten!? Ganz egal, auf welche Weise... Hauptsache weg! Weg für immer... Und doch habe ich es nie getan. Schon seltsam, oder...? Ich sagte ja schon, ich bin feige...
 

Ganz egal, was war, irgendwie ging es immer weiter. Zwar folgte ein schrecklicher Tag dem anderen, doch ich habe mich wohl daran gewöhnt... Diesmal ist alles anders. Diesmal werde ich nicht weiter gehen können. Es ist anders als zuvor. So geht es einfach nicht... Und das weiß ich schon längst, wollte es nur nicht wahrhaben.
 

Doch es bringt nichts, ich muss es beenden – hier und jetzt. Es gibt nichts mehr, das mich noch hier hält, nichts, für das es sich zu kämpfen lohnen würde. Nichts von Bedeutung... Es gab zwar nie etwas, für das es sich auch früher gelohnt hätte, und doch habe ich es getan. Ich war wohl schon immer irgendwie verschroben...
 

Nun, wie sagt man da so schön? Good bye und auf Wiedersehen... oder besser: Auf Nimmerwiedersehen! Ich werde gehen, mir bleibt gar nichts anderes mehr übrig... Ich brauche nur einen Schritt dazu, einen einzigen... Einen Schritt ins Nichts. Einen Schritt, den ich nun tue und...
 

~~OWARI~~
 

...

.______.°°° //Was ist DAS schon wieder für Mist geworden... ;_______;“//

*drop*

Whisper

Da sind sie wieder - diese Stimmen. Diese Stimmen, die mir unentwegt zuflüstern, immer und überall - ganz egal, wo ich gerade bin. Sie verfolgen mich überall hin, umkreisen mich und werden immer lauter. Sie sagen mir, was ich tun soll. Sie sagen mir, was ich denken soll. Sie sagen mir, was richtig ist und sie sagen mir immer wieder, dass die Menschen falsch und böse sind. Die Menschen wollen mir weh tun, mich immer und immer wieder verletzen, bis ich irgendwann daran zerbreche.
 

Ich kann nicht weg hören. Ich kann sie nicht einfach ignorieren, dafür sind sie zu laut und zu eindringlich. Ich bin nicht stark genug, sie einfach auszublenden... Inzwischen weiß ich schon nicht mehr, was wahr ist und was nicht. Oder ist mein ganzes Leben ein einziger, großer Traum ohne Erwachen? Eine Illusion? Eine Täuschung...? Eine... Lüge? Doch nein, es ist kein Traum, nichts von alledem! Das sagen sie mir immer wieder. Es ist alles real. Nur dass ich mehr sehen kann als die anderen Menschen... Ich kann die Welt sehen, wie sie wirklich ist! Sie ist immer dunkel, böse... Geradezu perfekt für solche Wesen wie die Menschen, die alles nur zerstören wollen... Die Menschen sind böse und hinterlistig! Sie tun immer freundlich und warten nur auf den passenden Moment, dir in den Rücken zu fallen und dich zu hintergehen, dir den tödlichen Schlag zu versetzen.
 

Doch das können die Leute nicht sehen, sie rennen einfach blind in ihr Verderben. Ich weiß es besser und deshalb hat man mich hier eingesperrt. Hier, in diesen leeren, endlos weißen Raum, der mich immerzu blendet. Wie immer kauere ich mich in eine Ecke, mache mich so klein wie möglich. Mein Gesicht ist hinter meinen langen, dunklen Haaren versteckt. Sie sollen so wenig wie möglich von mir sehen, diese Monster! Diese Monster, die sich selbst 'Ärzte' nennen und mich in diese Zelle hier gesperrt haben.
 

Ständig sagen sie, sie wollen nur das beste für mich und nehmen mir doch gleichzeitig meine Freiheit. Lügner! Diese elenden Lügner, ich ertrage es nicht... Diese falsche Freundlichkeit, mit der sie mich behandeln... Doch ich kann die Wahrheit sehen, sie wollen mir nicht helfen, so wie sie immer behaupten! Sie wollen mich nur zerstören, sonst nichts... Mich für immer vernichten...
 

Doch das werde ich zu verhindern wissen... Ich lasse es ganz einfach nicht zu, lasse sie nicht an mich heran, werde mich gegen sie wehren! Ich werde mich nicht zerstören lassen... Nein, das werden sie niemals schaffen, so sehr sie es auch versuchen! Ich bin vielleicht nicht stark, aber immer noch stark genug, sie aufhalten zu können. Außerdem habe ich doch noch meine Helfer überall, die mir zuflüstern und mich vor allem Unheil bewahren...
 

~**~**~
 

Da sind sie wieder - diese Gefühle. Diese Gefühle, die völlig wirr auf mich einströmen, mich gefangen nehmen mit ihrer Gewaltigkeit, und die doch nicht meine eigenen sind... Sie kommen von außen und dringen dennoch tief in mich ein, in meinen Geist, meine Seele, und zeigen mir das wahre Gesicht der Menschen, ihr wirkliches, tatsächliches Wesen...
 

Sie sagen dir, sie mögen dich, doch eigentlich wollen sie nur nicht alleine sein. Die Menschen ertragen die Einsamkeit nicht und suchen sich Gesellschaft - wer das letztendlich ist, ist egal. Jeder ist ersetzbar... Sie sagen dir, sie lieben dich... doch im Grunde haben sie nur Angst davor, dich zu verlieren; Angst, du könntest dich jemand anderem zuwenden und ihm deine Aufmerksamkeit schenken. In diesem Moment wären sie selbst nicht mehr wichtig und hätten verloren. Und wer will schon gern der Verlierer sein...?
 

Und das alles nur aus Eigennutzen... Sie sagen dir, sie würden für dich alles tun, sogar sterben. Doch gleichzeitig haben sie Angst, dass es jemals in Anspruch genommen werden könnte. Sie wünschen sich im Grunde ihres Herzens nur, du würdest ihnen sofort sagen, dass du das auch für sie tun würdest. Schon komisch, oder...? Dabei will man doch niemanden verlieren, der einem angeblich so wichtig ist...
 

Allein in ein paar Wochen habe ich so viele unterschiedliche, menschliche Gefühle durchlebt; von A bis Z. Und doch waren sie alle in einem gleich... Alle hatten etwas negatives an sich, eine gewisse Ausstrahlung, die mir Angst einjagte... Ich fühlte Hass... Wut... Eifersucht... Neid... Trauer, Schmerz und Angst... Ich bin kaum einem glücklichen Menschen begegnet - einem wirklich glücklichen Menschen. Ihr Lachen ist stehts nur aufgesetzt, ihre Fröhlichkeit so falsch, wie sie nur sein kann! Innerlich schreien sie alle... Es ist beinahe, als könnte ich diese Schreie hören. Und es macht mich schier wahrsinnig...
 

Die Menschen belügen sich selbst... Sie machen sich ständig etwas vor, sind nicht ehrlich zueinander. Alle wollen sie täuschen, stets nur den Starken spielen. Schon oft habe ich mich gefragt, was das soll. Vielleicht wollen sie sich einfach nur keine Blöße geben, weil sie Angst davor haben, 'vernichtet' zu werden, wenn die anderen ihre Schwächen mitbekommen? So versuchen sie sich immer gegenseitig zu übertrumpfen... Die Menschheit verkommt immer mehr... ständig... unaufhaltsam.
 

Es gibt nur einen einzigen Menschen, der mein Menschenbild ins Wanken bringt. Wenn er hier ist, scheint alles gut zu sein... Auch seine Gefühle erscheinen mir rein und unverfälscht, nur seine Augen sprechen von eigentlich unerträglichem Schmerz. Wie oft habe ich mich schon gefragt, wer er ist? Erfahren konnte ich es bis heute nicht wirklich... Alles, was man mir als Antwort gab, war sein Name: Tetsu...
 

Doch ein Name ist nur ein Name, er sagt nichts über den Menschen an sich aus. Julia hatte Recht: 'Was ist denn schon ein Name?'* Nein, was ich wissen will, ist: Was ist das für ein Mensch? Was ist das für ein Mensch, der, wenn er den Raum betritt, eine solche Wärme und Güte ausstrahlt? Er sorgt sich um mich. Das hat er mir nie gesagt, ich spüre es nur.
 

Ich spüre es sogar sehr deutlich. Es ist kaum ein anderes Gefühl dabei, nur noch bittere Traurigkeit, Enttäuschung und tiefsitzender Schmerz. Doch man muss wirklich kein Empath sein um das zu merken, seine Augen sprechen Bände. Sein Blick zerreißt mir jedesmal aufs Neue das Herz... Und obwohl ich Mitleid nicht ausstehen kann, empfinde ich es in diesen Momenten selbst - als mein eigenes, innerstes Gefühl.
 

Es wundert mich immer wieder, dass mich gerade seine Gefühle nicht erdrücken. Alle anderen zerschmettern mich jedesmal, wenn jemand zu lange bei mir ist. Vor allem dieses Mitleid, das alle mit mir zu haben scheinen. Ich ertrage es kaum! Dabei sind sie doch nur froh, dass es ihnen nicht selbst so geht...
 

Bei ihm ist es anders. Ich kann kein Mitleid bei ihm entdecken, höchstens mein eigenes. Dabei weiß ich nicht einmal, was ihm widerfahren ist, ich sehe nur immer wieder seinen Blick, der mich beinahe weinen lässt. Ich fühle seinen Schmerz... Nicht als Empath, als Mensch. Er verlangt auch nichts von mir, stellt keine geheimen Forderungen an mich. Er fordert nicht, dass ich wieder 'gesund' werde... oder dass ich mich 'normal' verhalte... Alles, was ich spüre... Er möchte auch weiterhin in meiner Nähe sein dürfen...
 

Ich habe eigentlich nichts dagegen, er tut mir nicht weh. Er ist so anders als der Rest der Menschen, die mir bisher begegnet sind... So vollkommen anders, dass es mir schon wieder Angst macht. Ja, das macht mir etwas Angst! Dennoch würde ich ihn gern öfter bei mir haben... Einfach nur so... Ich wünsche mir seine Gesellschaft, NUR seine...
 

Manchmal habe ich das Gefühl, er ist gar kein Mensch. Doch kann das sein? Was sollte er dann sein? Ich weiß es nicht... Wenn er da ist, schweigen die Stimmen um mich herum. Ich höre keinen einzigen Laut von ihnen... keine Warnung, kein 'Pass auf!' - gar nichts! So, wie jetzt auch... Er ist hier. Er ist hier bei mir... in diesem Raum. Und er schaut mich an, lächelt dabei leicht... und doch - er ist auch wieder da, dieser Blick.
 

Durch meine eigenen Locken, die vor meinem Gesicht hängen, kann ich ihn ganz deutlich erkennen. Fast schleicht sich mir ein kleines Lächeln auf die Lippen, als ich seine langen, braunen Haare, sein weiches Gesicht und seine zarten Finger wieder erblicke. Aber eben nur fast... Ich habe Angst davor, ihm zu zeigen, dass ich ihn irgendwie mag. Darf ich das denn überhaupt? Bin ich dann nicht wie alle anderen auch? Wie all die anderen, die doch nur nicht allein sein wollen... Wie all die anderen, denen es doch gar nicht um die Person selbst geht...?
 

Aber stimmt das denn? Geht es mir gar nicht... um Tetsu selbst? Könnte ich ihn jederzeit durch irgend eine beliebige andere Person ersetzen? Nein, das könnte ich sicher nicht! Auf gar keinen Fall... Allein die Vorstellung, er würde mich nicht mehr besuchen kommen, mich mit seinen sanften Augen ansehen und mich immerzu anlächeln, treibt mir die Tränen in die Augen und die Angst in die Knochen. Plötzlich beginne ich zu zittern, ohne jede Vorwarnung! Ich kann es nicht einmal aufhalten...
 

Verdammt! Jetzt sitze ich als kleines, zusammengerolltes, zitterndes und jämmerliches Etwas in dieser Ecke hier - wie ein Häufchen Elend. Wieder komme ich mir so schwach und hilflos vor! Hat das denn nie ein Ende...? Ich kann nicht mehr... Ich... kann nicht... mehr...
 

Er scheint mein Zittern auch bemerkt zu haben, denn er ist aufgestanden und kommt langsam auf mich zu, Schritt für Schritt. Ich kann bei ihm verstärkt Besorgnis, aber auch Unsicherheit und Hilflosigkeit feststellen - logisch, immerhin ist so etwas wie gerade bisher noch nicht vorgekommen. Er weiß offensichtlich nicht, was er tun soll... Ich hoffe nur, er kommt mir nicht zu nahe! Er war zwar oft bei mir, doch nie haben wir uns auch nur berührt... Er hat mich immer in Ruhe gelassen, er schien meine Angst immer zu spüren.
 

Nein, komm nicht näher! Bitte... lass mich in Ruhe! Mach dir keine Sorgen... Es geht mir doch gut! Wirklich... Ich weiß, es sieht nicht unbedingt danach aus - ich zittere immer mehr - aber ich will nicht, dass du noch näher an mich heran kommst! Ich will das... nicht... Nein, bleib, wo du bist! Bleib da stehen... Hör auf! Nicht noch einen Schritt... und noch einen... Nein...! Ich kann deine Nähe bereits spüren... Geh wieder weg! Geh... Das ist zu viel für mich...
 

Immer wieder... Immer wieder flehe ich ihn in Gedanken an, den Abstand zwischen uns wieder zu vergrößern, sehe ihn bittend an. Doch es hilft nichts, er hat mich schon erreicht und streckt die Hand nach mir aus. Ich kann nicht anders, ich schrecke zurück und dränge mich noch weiter in die Ecke. Nur bleibt der Erfolg nicht gerade von langer Dauer, er kniet sich vor mich hin und nimmt mich fest in die Arme. Mein Herz klopft wie wild und mir schießen wieder Tränen in die Augen. Was soll das !?
 

Ich beginne, mich gegen ihn zu wehren, schlage und kratze um mich, fange an zu schreien. Ich merke genau, wie ich ihn im Gesicht erwische, wie ich kleine Hautfetzen unter den Nägeln bekomme. Doch er lässt mich einfach nicht los! Ich werde immer hysterischer, weiß nicht, was ich noch tun soll, damit er mich endlich wieder gehen lässt. Ich will ihm doch eigentlich gar nicht weh tun... Ich will es nicht! Hilfe...
 

Ich breche nur noch mehr in Tränen aus, lasse aber von meinem Handeln ab. Meine Hände liegen nun auf seinen Schultern, ganz ruhig. Mein ganzer Körper wird von Schluchzern überwältigt. Und was macht er...? Er hält mich weiter fest, gibt mir Halt und strahlt Ruhe aus, genau die Art Ruhe, die mich langsam wieder beruhigt... Während er mir sanft durch das Haar fährt, flüstert er mir liebe Worte zu. Ich kann mich wirklich wieder entspannen...
 

Ganz ruhig, nur keine Angst mehr! Von ihm droht mir doch keine Gefahr... Vielleicht von allen anderen Menschen, aber nicht von ihm! Nein, nicht von ihm... er ist anders. Vorsichtig sehe ich auf und er wischt mir die letzten Tränen von den Wangen, lächelt mich schon wieder an. Wie... kann er...? Da fallen mir die Kratzer in seinem Gesicht auf. Langsam berühre ich sie mit den Fingerspitzen, was ihn allerdings leicht zusammen zucken lässt.
 

"Gomen... nasai...", höre ich mich leise flüstern. Es tut mir so furchtbar leid! Ich könnte schon wieder heulen... Alles mache ich falsch! Aber... wenn ich daran denke, wie besorgt er vorhin um mich war, halte ich die Tränen lieber zurück. Nein... Nein, das muss nicht sein! "Ist schon gut...", erklärt er mir ruhig, "Ich bin ja selbst schuld!" Schon gut? Selbst schuld? Wie kann er denn sowas sagen?! ICH habe ihn verletzt, sogar mit voller Absicht! Wie... kann er da...?
 

Doch ich habe nicht mehr die Möglichkeit, noch weiter darüber nachzudenken. Die Art, wie er mir über den Kopf streichelt, und... vor allem dieser Name, den er ausspricht... Wie er mich 'Doiha-chan' nennt - irgendwoher kenne ich das! Aber... woher nur? Es ist das erste Mal, dass ich diesen Namen höre, wieso ruft er dann dieses Gefühl in mir hervor? Dieses Bekannte... als wäre ich nach langer Reise endlich nach Hause gekommen...
 

Und da! Plötzlich schießen mir die verschiedensten Bilder durch den Kopf. Sie bleiben alle nur für den Bruchteil einer Sekunde - doch kann ich jedes einzelne von ihnen klar und deutlich erkennen - Kinder, Jungen und Mädchen, alle in einer Uniform gekleidet, die auf ein großes Gebäude zugehen, und ich mitten unter ihnen. Ein Raum, die Kinder stehen an. Es riecht nach Essen - und au! Ein leichter Stoß, im nächsten Moment habe ich nasse Kleider.
 

Ich bin wütend, der andere, dessen Suppe auf meiner Uniform klebt, muss sich von mir anschreien lassen. Er kniet vor mir nieder, entschuldigt sich und - warte, dieses Gesicht! Tetsu...? Aber wie...? Heißt das, wir kannten uns doch schon früher? Wieso erinnere ich mich dann erst jetzt daran? Wie konnte ich das denn nur vergessen!?
 

Da, das nächste Bild... Er läuft mir nach, bittet mich immer wieder um etwas und lässt nicht locker. Zu Anfang bin ich noch sehr genervt, doch das stammt wohl nur davon, dass ich mir fast die Brust verbrannt hätte. Irgendwann scheine ich nachgegeben zu haben, denn er fällt mir freudestrahlend um den Hals. Auch ich lächle... und ich verspüre etwas wie Glück.
 

Eine Wohnung... eine kleine Halle... ein Mikrofon und Instrumente, ich sehe ihm zu, wie er die Saiten anschlägt. Ich lausche still den Klängen seines Bass... Es klingt einfach wunderbar! Meine Zweifel, ob es richtig war, zu zusagen, sind wie weggeblasen und mein eigener Eifer wird angefacht. Ich möchte zu dieser Musik, die die anderen drei - wer auch immer Gitarrist und Drummer sein mögen - singen! Ich möchte mein bestes geben und sie so gut ich kann unterstützen! Das haben sie verdient...
 

Ich gehe auf das Mikrofon zu, lasse meine Stimme erklingen. Ich weiß nicht wieso, aber es fällt mir leichter als sonst. Ich singe einfach drauf los, überlege nicht lange. Ich bin wie im Rausch, drehe mich zu Tetsu um. Sein Grinsen verrät, dass wir alle viel Spaß dabei haben. Ja, ich bin wirklich glücklich! Nur ist das Probelied viel zu schnell vorbei, finde ich... Nur ein paar Minuten habe ich mich völlig frei gefühlt!
 

Die Entscheidung fällt, dabei wurde ich den anderen beiden noch nicht einmal richtig vorgestellt. Doch egal, ich hoffe, dass sie mich auch akzeptieren! Doch meine Sorge ist unbegründet, Hiro und Pero - wie ich jetzt erst erfahren darf - scheinen zufrieden zu sein. Sie heißen mich willkommen - und ich habe wieder einen leicht klammernden Tetsu an mir. Doch das macht mir nichts aus, es freut mich sogar! Da wären wir also: L'Arc~en~Ciel...
 

Ich kann noch mehr sehen, mehr Szenen aus meiner Vergangenheit - zumindest glaube ich, dass sie wirklich geschehen, dass es meine Erinnerungen sind. Wir stehen zu viert auf der Bühne, vor uns eine tobende Menge an Menschen, die uns zu jubeln. Unglaublich... Nein, wirklich! Es ist einfach überwältigend, wie viele Leute wir mit dieser Musik erreichen und berühren konnten...
 

Ein verregneter Tag, alles grau in grau. Die Straße wird komplett nass, Menschen fliehen. Irgendwie weiß ich genau, dass es die letzte Erinnerung sein wird, die sich mir aus meinem früheren Leben offenbaren wird... Wieder kann ich die Wut von damals spüren, doch diesmal genauso die Enttäuschung. Ich kämpfe gegen Tränen an; Tränen, die sich mit dem Regenwasser vermischen.
 

Ich weiß nicht, was mich so traurig gemacht hat, doch ich bekomme von meiner Umgebung nichts mehr mit. Auf einmal ist da wild flackerndes Licht, ein lauter Ton und dieses ohrenbetäubende Quietschen. Es kracht. Ich kann einen heftigen Stoß spüren, auf den unglaublicher Schmerz folgt. Ich liege auf der Straße, ich kann mich selbst von oben sehen. Meine Kleidung, meine Haare und mein Körper sind mit Blut beschmiert. Ich starre nur mit leeren Augen in die Luft.
 

Langsam entferne ich mich immer weiter von meinem Körper. Fühlt es sich so an, wenn man stirbt? Bin ich vielleicht schon tot? Nur noch ein Geist...? Da! Ich sehe genau, wie Tetsu auf die Straße rennt und meinen Namen schreit, sich neben mich kniet, mich in die Arme zieht und weint. Er fleht mich immer wieder an, ich solle bei ihm bleiben und ihn nicht allein lassen. Ich kann sein Gesicht genau erkennen und lächle sogar leicht, als sich meine blutverschmierte Hand hebt und ihm über die Wange streicht...
 

Ich kann diese Szene ganz genau nachvollziehen, auch wenn ich mich irgendwie von meinem Körper gelöst habe. Und es löst Traurigkeit und Verzweiflung in mir aus. Nein, ich will nicht sterben! Ich will bei ihm bleiben... Ja, das ist mein Wunsch an diesem Tag gewesen, einfach nur weiter bei ihm bleiben zu dürfen, ganz egal, was ich dafür hätte tun müssen! Es war mir egal...
 

Mit einem kleinen Schrei schrecke ich in Tetsu's Armen zusammen. Mit klopfendem Herzen sehe ich mich um. Wir befinden uns immer noch in diesem weißen Raum. Was war das? Was waren das für Bilder...? Hilfesuchend sehe ich ihn an und treffe auf einen besorgten Blick, der fragt, ob ich in Ordnung sei. Ich erinnere mich... Ja, ich erinnere mich an alles! Wieder füllen sich meine Augen mit Tränen. Wir waren zusammen. Tetsu und ich... wir waren ein Paar, wir haben uns geliebt.
 

Doch an diesem Tag... an diesem verregneten Tag, der der letzte ist, an den ich mich erinnern kann, haben wir uns gestritten. Ich weiß schon gar nicht mehr über was... Doch ich habe unsere gemeinsame Wohnung verlassen und bin in ein Auto gelaufen - direkt vor unserer Haustür. Aber ich bin nicht tot. Ich... scheine überlebt zu haben, nur mit Gedächtnisverlust, wie es aussieht...
 

Wieder bin ich zu einem zitternden und weinenden Bündel mutiert. Ich könnte mich dafür schlagen! Doch es ist gut, dass er als einziger hier ist. Er allein darf meine Schwäche sehen... Ich kralle mich immer mehr bei ihm fest, versuche mich zu beruhigen. "Tet-chan...", kommt es mir fast automatisch über die Lippen, "... mein Sonnenschein..." Ja, so habe ich ihn immer genannt - meinen Sonnenschein. Ganz gleich, was war, er hat immer gelächelt und mir neue Hoffnung gegeben. Seine Gegenwart war immer wie ein warmer Sommertag...
 

Seine Reaktion darauf ist ein geschockter Blick, den ich mit einem scheuen Lächeln erwidere. Langsam beuge ich mich vor und lehne meine Stirn gegen seine, schließe die Augen dabei. Meine Finger berühren seine Wange zaghaft, während er mir weiter über den Rücken streichelt. Kurz darauf öffne ich meine Augen wieder und kann seine Tränen fließen sehen. Schnell wische ich sie weg.
 

"Hat dein Sternchen etwas falsches gesagt...?", möchte ich wissen, daraufhin weint er richtig los und drückt mich fester an sich, schüttelt dabei den Kopf. Meine Arme umschließen seinen Kopf, während meine Finger sanft durch sein Haar gleiten. "Iie...", kann ich durch das Schluchzen ausmachen, " ... genau das richtige!" Er kuschelt sein Gesicht in meine Halsbeuge, was mir einen leichten Schauer über den Rücken jagt. "Wenn du wüsstest...", flüstert er heiser, "... wenn du nur wüsstest, wie glücklich du mich gerade gemacht hast..."
 

Einen Augenblick lasse ich uns noch so verweilen, doch dann richte ich ihn vorsichtig wieder auf, sehe ihn genau an. "Ich weiß es nicht...", antworte ich leise, "aber... ich kann es mir vorstellen!" Ein weiteres Lächeln meinerseits folgt, zusammen mit einem weichen Blick. Vorsichtig wische ich ihm noch die letzten Tränen weg und streife seine Lippen dabei. Sie zittern ein wenig und ich lasse sie nicht mehr aus den Augen. Ich weiß nicht einmal genau warum...
 

Schon berühren unsere Lippen einander. Ich weiß gar nicht, wie es dazu gekommen ist, doch es macht mich unheimlich glücklich! Mein Herz pocht hart gegen meine Rippen, doch das ist nicht weiter wichtig. Ich sitze immer noch auf seinem Schoß und wir versuchen, einander so fest wie möglich zu halten, während wir unsere Münder miteinander verschmelzen lassen. Wer hat diesen Schritt eigentlich getan? Wer küsst hier wen? Er mich...? Oder ich ihn...? Nein, ich denke einfach... wir uns!
 

Was wir beide in diesem Moment noch nicht wissen... In wenigen Tagen werde ich als 'geheilt' aus dieser Klinik entlassen und kann mein Leben wieder wie vorher aufnehmen. Stimmen werde ich nie wieder hören, sie sind Vergangenheit. L'Arc~en~Ciel wird erfolgreicher, berühmter. Doch auch, wenn die Mitglieder wechseln, wir beide werden uns niemals wieder trennen lassen! Es ist... wie ein unausgesprochener Schwur für die Ewigkeit, ein Gelübde. Ich werde meinen Weg weiter gehen, mit ihm an meiner Seite. Und ganz gleich, was passiert... eines Tages werde ich auch als alter Mann immer noch bei ihm sein!
 

OWARI~

^^" Schreibt mir was nettes dazu... 'xD
 

~~>

* Shakespeare: Romeo und Julia

Umbrella

Sag, kannst du dich noch an unsere erste Begegnung erinnern? Es war später Nachmittag, schon fast dunkel, und es regnete in Strömen. Ich sah dich an dieser Bushaltestelle stehen und du warst komplett durchnässt - von oben bis unten. Deine Kleidung klebte an deiner Haut, offenbarte jeden einzelnen Zentimeter deines Körpers. Deine langen, dunklen Locken waren von Wasser getränkt und die Regentropfen perlten dir von der Stirn. Die Arme hattest du um deinen Körper geschlungen, den Blick stur auf die Straße gerichtet. Ich konnte genau erkennen, wie deine Lippen bebten und zitterten...

Ich weiß nicht wieso, aber du hast mich wie magisch angezogen. Ich konnte einfach nicht anders, als auf dich zu zu gehen, meinen Schirm über dich zu halten und dir meine Jacke über die Schultern zu legen. Niemals werde ich dein Gesicht, deinen Blick in diesem Moment vergessen! Du warst überrascht und verwirrt zugleich, hast nicht ein Wort heraus gebracht. Das verstärkte sich nur noch, als ich lächelte, dir den Schirm ganz in die Hand drückte und selbst bei diesem Wetter ohne Jacke oder Schirm nach Hause ging.

Ich habe noch lange an dich denken müssen, an deine dunklen Augen, die mich mit skeptisch prüfendem Blick gemustert hatten. Dieses Bild, wie sich die Lichter in den Tropfen, die in deinen Haaren hängen geblieben waren, spiegelten, ist mir bis heute in Erinnerung geblieben, ebenso dein feines Gesicht - dem eines Engels gleich - mit diesen sanften Lippen.

Wie oft habe ich sie seither auf den meinen spüren können? Oder in meinem Nacken, auf meiner Haut...? Meine Erinnerung ist so klar, als wärst du mir in eben diesem Augenblick wieder so nah... Da ist wieder dieses leichte Prickeln auf der Haut, nach dem ich so süchtig geworden bin... Dieses Prickeln, das ich nicht mehr missen will... Oh ja, ich sehne mich nach dir, jede Minute, jede einzelne Sekunde, in der du nicht bei mir bist...

Nie hätte ich an diesem Abend geahnt, dass wir uns überhaupt wiedersehen würden - und schon gar nicht so schnell. In meiner Wohnung bin ich zuerst unter die Dusche, da ich doch noch ziemlich nass geworden war, obwohl ich keinen so langen Weg mehr gehabt hatte. Mir war fürchterlich kalt... Doch auch dabei konnte ich meine Gedanken nicht von dir abwenden. Warst du gut nach Hause gekommen? Wohntest du noch weit weg? Hattest du dich überhaupt über Schirm und Jacke gefreut? Hattest du dich nicht vielleicht doch noch erkältet? Würdest du dich an mich erinnern? Würde ich dich wiedersehen? Und wenn ja, wo? Wann? Unter welchen Umständen...? Warst du vielleicht sogar jeden Tag um diese Zeit dort? Würdest du mich denn auch wieder erkennen? Oder doch einfach an mir vorbei laufen wie an einem Fremden? Denn streng genommen war ich zu diesem Zeitpunkt genau das für dich - ein Fremder. Wir kannten ja noch nicht einmal den Namen des jeweils anderen...

Ich war gerade erst ins Wohnzimmer gekommen, als das Telefon klingelte. Wie immer meldete ich mich mit einem freundlichen 'Hallo?' und ließ mich aufs Sofa sinken, während ich mir weiter die Haare trocken rubbelte. Eine unsichere Stimme fragte, ob ich heute Schirm und Jacke an jemanden verschenkt hätte. Sie klang freundlich, aber auch mit diesem 'gewissen Etwas'... Ich fand sie auf Anhieb sympathisch! Auf die Frage hin wusste ich im ersten Moment nicht, was ich außer dem obligatorischen 'Ja...' hätte sagen sollen. Ich konnte es nicht fassen! Solltest das wirklich du gewesen sein, der mich da anrief? Auf einmal schlug mein Herz um einiges schneller als noch zuvor. Meine Gedanken überschlugen sich beinahe...

Zwei konkrete Fragen stellten sich dennoch in den Vordergrund: Warum bekam ich einen Anruf von dir? Was wolltest du von mir...? Aber was viel wichtiger war: Woher hattest du überhaupt meine Telefonnummer!? Daran, dass mein Handy, in dem ich auch meine Festnetznummer eingespeichert hatte, noch in der Jackentasche gewesen war, wäre ich wahrscheinlich nie gekommen. Ich hatte nicht einen Gedanken daran verschwendet, als ich sie dir gab. Da ich mein Handy auch nicht allzu oft nutzte, hätte ich es wahrscheinlich für längere Zeit nicht einmal bemerkt... Doch du hattest es gefunden und wolltest es mir wieder geben - zusammen mit dem Schirm und der Jacke, deshalb hattest du mich um ein Treffen gebeten.

Ich sagte natürlich sofort zu, auch wenn ich das Gefühl hatte, dass wir uns sehr gezwungen unterhielten. Doch ich war sicher, das lag nur daran, dass wir uns im Grunde nicht kannten. Ich war davon überzeugt, dass sich das im Laufe der Zeit bestimmt ändern würde. Und ich hatte Recht, nicht wahr...? Du wolltest gerade wieder auflegen, als mir etwas auffiel und ich dich bat, zu warten. Wir kannten unsere Namen noch immer nicht und das wollte ich ändern, also fragte ich dich nach deinem, nachdem ich mich selbst vorgestellt hatte. Ich erfuhr, dass dich deine Eltern 'Hideto' genannt hatten. Ein hübscher Name, wie ich fand und immer noch finde... Doch deine Freunde nannten dich stets 'Haido', erklärtest du weiter. Auch dieser Name gefiel mir ausgesprochen gut, ich hätte ihn gern benutzt. Doch ich war der Ansicht, dass ich das nicht durfte. Schließlich waren wir keine Freunde...

Zwei Tage später wartete ich in einem kleinen Café auf dich. Ich war viel zu früh dran, was wohl nur an meiner Nervosität lag. Ich war mir sicher, du würdest Fragen stellen und ich hatte seither versucht, mich darauf vorzubereiten oder Antworten zu finden. Dabei verstand ich es ja selbst nicht! Warum hatte ich dir so sehr helfen wollen, dass ich alles andere vergessen hatte? Was war es, das mich so an dir fasziniert hatte? Ich hatte dich doch an diesem verregneten Abend das erste Mal gesehen... Und warum machte mich schon der bloße Gedanke an dich so verrückt!?

Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen war und wie lange ich noch darüber gegrübelt hatte, als du durch die Tür kamst. Und wieder verzauberte mich dein Anblick. Dieses schüchterne Lächeln, als du mich erkanntest, diese leichte Röte um die Nasenspitze und dein Haar, das beim Laufen hin und her wiegte... Einfach alles an dir war so wunderbar! Bis dahin hätte ich nie gedacht, dass es Menschen wie dich überhaupt geben könnte. Vielleicht fühlte ich mich dir deshalb so verbunden... Wer weiß das schon?

Nach den ersten paar kritischen Minuten waren wir beide lockerer geworden und unterhielten uns ganz normal. Fast schien es mir, als würden wir uns schon ewig kennen! Es war einfach unglaublich... Irgendwie hatte mich alles an dir fasziniert. Deine Augen, dein Lächeln, diese Angewohnheit, die Dinge, die du gerade erklärst, mit einer solchen Mimik zu unterstreichen und mit Handbewegungen zu kommentieren, deine Offenheit, dein ehrliches und freies Lachen, deine Stimme, deine Eleganz - deine ganze Art... Ich könnte die Liste beliebig fortsetzen.

Für meinen Geschmack verging die Zeit viel zu schnell! Du warst gerade aufgestanden, nachdem du dich verabschiedet hattest, um zu gehen, als du von einem anderen Gast mit Saft überschüttet wurdest. Wir hatten uns beide erschreckt und ich konnte deine Empörung über diesen Zwischenfall ganz deutlich sehen, auch wenn du höflich geblieben warst. Der Fleck auf deiner weißen Kleidung störte dich, das war nicht zu übersehen. Nach etlichen Entschuldigungen sowohl von Seiten dieses Gastes als auch der Bedienung waren wir auf der Toilette und versuchten so gut es ging den Fleck zu entfernen - leider mit nicht gerade freudeerweckendem Erfolg. Anfangs warst du immer noch ziemlich sauer, doch das legte sich relativ schnell wieder. Woran das lag, weiß ich bis heute immer noch nicht...

Wir fingen wieder damit an, uns zu unterhalten, haben gelacht und eigentlich nur dummes Zeug geredet. Dennoch werde ich diesen Tag sicher niemals vergessen! Dafür hat er eine zu große Bedeutung... Dieser und der nachfolgende Tag... Beim Versuch deine Kleidung zu reinigen hatten wir nicht bemerkt, wie schnell die Zeit schon wieder verging und bald stelltest du entsetzt fest, dass der Bus, der dich Heim bringen sollte, bereits abgefahren war und der nächste wäre erst am nächsten Tag gekommen. Du warst so verzweifelt und durcheinander, wusstest überhaupt nicht, was du tun solltest und warst den Tränen nahe.

Da es zum Teil auch meine Schuld war - schließlich warst du nur meinetwegen hierher gekommen - habe ich dir angeboten, bei mir zu übernachten. Doch es hätte keine Rolle gespielt, ob ich mich schuldig gefühlt hätte oder nicht, ich hätte dich so oder so nicht deinem Schicksal überlassen. Wie es schien hatte ich dich damit überglücklich gemacht, denn du hattest mich ganz spontan mit einem riesigen Lächeln umarmt. Ich wohnte nicht weit entfernt, vielleicht zehn bis fünfzehn Minuten zu Fuß, und ein zweiter Schlafplatz würde sich auch ganz einfach finden lassen. So kam es, dass wir das Café gemeinsam verließen... Doch kaum hatten wir die Straße betreten, begann es erneut zu regnen.

Zum Glück hatten wir noch einen Schirm dabei, du hattest ihn mir ja gerade erst wieder gebracht. Wieder nahm ich die Jacke und legte sie dir um die Schultern, während ich dich leise murmeln hörte, du müsstest dir endlich einen eigenen Regenschirm kaufen. Ich schmunzelte nur leicht, bevor ich den meinen aufspannte und über uns hielt. Kurz darauf hatte ich einen Arm um dich gelegt, da wir sowieso recht eng nebeneinander liefen, und es schien dich nicht sonderlich zu stören. Ich kann nicht in Worte fassen, was ich in diesem Moment gefühlt habe. Ich war einfach... glücklich...

Nach kurzer Zeit hatten wir meine Wohnung erreicht und ich hieß dich bei mir willkommen. Da wir doch ein wenig nass geworden waren, schickte ich dich gleich unter die Dusche, richtete anschließend das Bett her und suchte trockene Sachen für dich aus dem Schrank, während du dich aufwärmtest. Danach sprang ich ebenfalls unter den warmen Wasserstrahl und zog mich um, bevor ich mich nach dem Essen zum Schlafen auf das Sofa im Wohnzimmer verzog. Natürlich ließ ich dich als Gast in meinem Bett schlafen, auch wenn du erst dagegen protestiert hattest. Für mich war das selbstverständlich...

Leider musste ich am anderen Morgen feststellen, dass du dich doch erkältet hattest. Mit Fieber, leichtem Schüttelfrost, Husten und laufender Nase sahst du mich wie ein kleines, verängstigtes Reh unter der Bettdecke hervor an. Wärst du nicht krank gewesen, würde ich diesen Anblick 'süß' nennen. So aber habe ich mir nur Sorgen um dich gemacht, habe mich um dich gekümmert, Tee gekocht und dir mit einem kalten Waschlappen über die Stirn gewischt, bevor ich meinen Hausarzt anrief. Du wehrtest ab, wolltest meine Hilfe nicht in Anspruch nehmen, doch ich ließ nicht mit mir reden. In diesem Zustand konnte ich dich einfach nicht gehen lassen, notfalls hätte ich dich vielleicht sogar noch irgendwo festgebunden...

Nachdem der Arzt wieder gegangen war, du deine Medizin genommen hattest und wieder ein wenig Ruhe eingekehrt war, ging es dir offensichtlich auch schon besser und ich sah dein Lächeln endlich wieder. Dein 'Danke...' habe ich nur mit einem Kopfschütteln beantwortet, während ich dir eine schweißnasse Locke von der Stirn wischte. Gleich darauf konnte ich Hand an meiner spüren und sah dir deshalb etwas verwirrt in die Augen, unsere Blicke trafen sich und in mir stieg die Hitze auf.

Ich weiß bis heute nicht richtig, was mir dein Blick sagen sollte... Doch irgendwie hat er mich wie magisch angezogen, ich kam dir und deinen Lippen immer näher. Wie gesagt, warum ich das tat, kann ich nicht genau erklären. Allerdings bist du mir auch nicht ausgewichen - Gelegenheit dazu hattest du. Deine Wangen röteten sich leicht und dann hatte ich dich erreicht. Die erste Berührung war wie ein Feuerwerk - explosiv, nervenaufreibend, wunderschön und viel zu schnell vorbei...

Nach wenigen Sekunden, in denen du den Kuss erwidertest, lösten wir uns keuchend voneinander und sahen uns scheu an. Als das erste Lächeln aber über unsere Lippen trat, wussten wir beide, wie es um uns stand. Ein Blick, ein einziger aufrichtiger und mutiger Blick, der nichts zu verbergen sucht, gibt mehr preis als Worte es jemals könnten... Gerade deine Augen waren immer so ausdrucksstark, aber dennoch so oft geheimnisvoll. Wie oft habe ich mich in ihnen verloren? Wie oft bin ich darin versunken und wusste deinen Ausdruck trotz allem nicht zu deuten? Sie waren mir immer ein kleines Mysterium, doch eben das war das Besondere an ihnen, das, was mich immer so fasziniert, was mich so angezogen hat...

Dennoch, wir mussten es nicht aussprechen, wir mussten uns nicht sagen, dass wir uns liebten - wir wussten es plötzlich. Wann genau es angefangen hatte, konnten wir beide nicht sagen, doch es war auch nicht wichtig. Alle Worte der Welt waren nicht wichtig... Entscheidend war das Hier und Jetzt, entscheidend waren nur wir beide.

Die nächsten Tage verbrachten wir gemeinsam. Du hattest dich auf Arbeit krank gemeldet und ich setzte einfach meine unzähligen Überstunden ab.

Schon bald ging es dir wieder richtig gut - du hast immer gesagt, das sei der Verdienst meiner guten Pflege gewesen. Doch ich glaube das nicht, so viel habe ich doch gar nicht getan! Jedenfalls nichts besonderes... Ich frage mich auch heute noch, warum du dich ausgerechnet in mich verliebtest, was du so 'toll' an mir gefunden hast... Ich kann es nicht nachvollziehen, ich bin doch so voller Fehler, nicht einmal reich oder attraktiv.

Ich erinnere mich an unsere gemeinsame Zeit. An all die Geburtstagsfeiern, an Weihnachten und Silvester, an die unzähligen Jahrmärkte, Vergnügungsparks und Restaurants, wo wir waren... Ich erinnere mich an die Geisterbahn, in der du dich an mich kuscheltest, an das Eis, mit dem du mich füttertest, an die Wiesen, auf denen wir gemeinsam den Sonnenuntergang beobachteten und an den Brunnen, in dem wir spät am Abend, als es schon lange dunkel gewesen war, planschten und uns gegenseitig nass spritzten, bis uns die Polizei dazu aufgefordert hatte, ihn wieder zu verlassen...

Ich erinnere mich an all die Abende, die wir miteinander verbracht haben, unseren gemeinsamen Urlaub - weißt du noch? Die zwei Wochen am Meer? In dieser kleinen Pension mit den Onsen, die gemütlicher nicht hätte sein können...? Jeden Tag waren wir im Wasser - ob nun im Meer oder im Bad - und haben am Abend von der Terrasse aus dabei zugesehen, wie die Sonne im Meer versank, während ich dich im Arm hielt... Einmal gab es danach sogar ein Feuerwerk.

An diesem Ort haben wir das erste Mal miteinander geschlafen... Seit dem folgten einige weitere Nächte, in denen wir uns liebten und ich habe nicht eine von ihnen vergessen können. Dein Körper an meinem, deine Haut auf meiner, deine Blicke, deine Zärtlichkeiten, dein Stöhnen oder wie mich deine Hände und Arme verlangend an dich drückten... Meine Erinnerungen sind so klar und frisch, als wäre es gerade erst geschehen und wir lägen zusammen im Bett, eng aneinander gekuschelt und streichelten und gegenseitig...

Wo ist das nur alles hin? Wie hatte es soweit kommen können? Ich weiß, ich habe dir oft weh getan, habe dich trotz all unserer Gemeinsamkeiten und unserer Liebe zum Weinen gebracht. Es tat mir jedes einzelne Mal in der Seele weh, dich so zu sehen... Diese Reaktion war nie beabsichtigt, ich liebe dich doch! Ja, ich liebe dich immer noch, nach all der Zeit... Es ist sogar stärker geworden, intensiver - und damit noch grausamer. Ich kann einfach nicht ohne dich leben, es geht nicht! Ich habe es versucht... so sehr versucht in den vergangenen zwölf Monaten. Ich habe es jeden Tag versucht und jeden Tag habe ich an dich denken müssen...

Inzwischen weiß ich genau, ich könnte keinen anderen Menschen lieben, doch es ist zu spät. Warum hast du mich verlassen? Immer wieder habe ich mir diese Frage gestellt und immer wieder bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es allein meine Schuld ist. Ich habe einen dummen Fehler gemacht, den ich noch immer aufrichtig bereue. Ich weiß schon gar nicht mehr, worüber wir uns gestritten haben... Wahrscheinlich war es wieder irgend eine Kleinigkeit, eine Lapalie, die die ganze Aufregung gar nicht wert gewesen wäre...

Wir haben uns angeschrien und uns immer weiter hineingesteigert, uns gegenseitig immer weiter aufgebracht. Und dann ist es mir irgendwann rausgerutscht... Ich habe dir wütend ins Gesicht gesagt, du solltest verschwinden und ich wäre ohne dich besser dran. Ich hatte mich nicht mehr unter Kontrolle, hatte nicht überlegt, was ich sagte... Aber ich will gar nicht erst versuchen, mich zu entschuldigen, das kann ich nicht. Was ich tat ist nicht entschuldbar!

Ich habe es sofort bereut. Wie gern hätte ich es rückgängig gemacht, wie gern hätte ich die Worte wieder eingefangen und sie unausgesprochen gelassen. Doch dazu war ich nicht in der Lage. Dein Gesichtsausdruck sprach Bände - du warst nicht mehr sauer auf mich, du warst nur noch verletzt und enttäuscht. Ohne ein weiteres Wort hast du unsere Wohnung verlassen und ich sah dir wie immer, wenn es soweit gekommen war, vom Fenster aus hinterher. Nur an diesem Tag sollte es anders kommen...

Ich weiß nicht genau wieso - vielleicht warst du so durcheinander und hast nicht aufgepasst, vielleicht hast du es aber auch bewusst provoziert, weil dich meine Worte nicht mehr losließen - aber du bist vor ein Auto gelaufen und wurdest überfahren. Ich war fassungslos, im ersten Augenblick wollte ich nicht einmal glauben, was ich da gesehen hatte. Doch du bliebst liegen, hast dich keinen Zentimeter mehr bewegt - nur deine helle Kleidung zeigte langsam immer deutlicher dunkle Spuren, obwohl der Regen meinen Blick verschleierte.

Ohne weiter zu zögern rief ich einen Krankenwagen, bevor ich zu dir auf die Straße rannte und dich in meine Arme zog. Die Tränen, die mir inzwischen übers Gesicht liefen und sich mit dem Regenwasser vermischten, waren mir egal, die Kälte des Spätherbstes ebenso. Ich habe mich an dich geklammert... Und wieder frage ich mich, warum ich dir nicht gleich nachgegangen bin, warum ich dich nicht aufgehalten habe, warum ich dir nicht sagte, dass es mir leid tat und ich dich brauche... Warum habe ich dich einfach gehen lassen, anstatt dich zurückzuhalten? Ich verstehe es einfach nicht...

Du sahst mich mit weichem Blick an, lächeltest sogar ein wenig. Ich weiß nicht wieso, was ging in dir vor? Ich sprach dich an, rief deinen Namen immer und immer wieder, bis meine Stimme brach und versagte. Doch eine wirkliche Reaktion von dir kam nicht, du antwortetest nicht. Ich rief weiter, flehte dich an, durchzuhalten und bei mir zu bleiben, erklärte in jedem zweiten Satz, dass ich es nicht so gemeint hatte. Es dauerte nicht lange, da war ich mit meinen Nerven am Ende. Ich zitterte nur noch, brachte keinen vernünftigen Satz mehr heraus, weil ich nur noch schluchzte und weinte...

Langsam bewegtest du deine Hand, führtest sie zu meinem Gesicht und berührtest kurz meine Wange - und lächeltest immer noch. Ich griff nach ihr, drückte sie an mich und küsste sie. Obwohl um uns herum so viel Lärm war, soe viele unterschiedliche Geräusche - vom Regen, den Menschen, die aufgeregt durcheinander redeten, vom Verkehr - trotz dem habe ich dein Flüstern genau verstanden. Du sagtest, du liebst mich und würdest es immer tun... Es war so leise, dass ich es eigentlich nicht hätte hören können und doch...

Es waren deine letzten Worte, bevor du... Bevor sich deine Augen für immer schlossen... Als ich dein Gesicht so sah, war ich wieder geschockt. Ich rief dich wieder, lauter, verzweifelter, und rüttelte dich ein wenig. Doch alles, was ich sagte, alles, was ich tat, war vergeblich. Es war einfach umsonst... Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag. Sicher, es war absehbar gewesen, doch ich hatte gehofft, ich hatte gebetet, du würdest nicht sterben. Vergeblich...

Die Erinnerungen an die Sekunden und Minuten danach sind verschwommen und fremd, als wären nicht meine... Fast so, als hätte ich in der Menschenmenge um uns herum gestanden und mich selbst beobachten können... Ich weiß, dass meine Sicht stark von Tränen getrübt wurde, dass meine Lippen zitterten und ich deinen leblosen Körper fest an mich drückte, als würde man dich mir wegnehmen wollen. Doch im Prinzip ist genau das passiert... Du wurdest mir einfach entrissen...

Ich weiß auch, dass ich haltlos geschrien habe. Doch es drang kaum zu meinen Ohren durch, dieser Schrei, dieses Weinen schien von weit weg herzukommen. Es klang so seltsam, richtig unmenschlich, als wäre es der eines Tieres. Es tat so weh... Hätte sich in diesem Moment nicht mein Verstand ausgeschaltet - ich stand einfach nur noch neben mir - ich wäre wahrscheinlich dem Wahnsinn verfallen. Ich hatte dich verloren...

Ich kann nicht mehr sagen, was genau dann passierte. Irgendwie musste man uns aber voneinander getrennt haben, irgendwie musste man uns beide mitgenommen haben. Ich weiß noch, dass ich mit ins Krankenhaus genommen wurde und Fragen beantworten musste. Ein paar Tage später habe ich mich um deine Beerdigung gekümmert und kurz darauf war es soweit. Ich weiß nicht, wie lange ich noch an deinem Grab stand...

So, wie ich auch heute wieder hier stehe... Der Unfall ist nun ein Jahr her, es ist dein erster Todestag. Es ist wieder Herbst, nur hat es dieses Jahr schon geschneit, so dass dein Grabstein voller weißer Watte hängt. Es schneit gerade wieder... Und wieder kämpfe ich mit den Tränen, verliere diesen Kampf wieder und rede mir ein, das läge nur an der kalten Luft. Dabei weiß ich es doch viel besser...

Seit heute Mittag bin ich hier bei dir, inzwischen ist es schon dunkel geworden. Wenn du mich fragst, wie ich das letzte Jahr überstanden habe, müsste ich dir sagen, dass ich keine Ahnung habe. Jeder einzelne Tag war schrecklich, grausam... Ich fühle mich nicht mehr als ganzer Mensch, du fehlst mir so ungaublich... Der Gedanke, dass ich dich nicht einmal suchen kann und dass ich schuld bin, macht mich zusätzlich fertig.

Schon oft habe ich den Wunsch verspürt, dir zu folgen... Oft wollte ich einfach nur noch sterben, weil ich mich nicht stark genug fühlte, ohne dich leben zu können. Doch ich möchte nicht zum Selbstmörder werden. Ich will mich nicht umbringen, schon allein weil ich weiß, dass es dich traurig stimmen würde... Ich habe beschlossen, einfach weiter zu machen. Ich habe beschlossen, irgendwie durchzuhalten, auch wenn ich nicht der Meinung bin, dass ich dazu in der Lage bin. Dennoch... ich möchte auch für dich weiter leben können. Nur solltst du eines wissen: Ich liebe dich und ich werde dich immer lieben, ganz gleich, was geschieht...

Nur zögerlich setze ich mich in Bewegung, verlasse den Friedhof und hinterlasse Spuren im frischen Schnee. In Gedanken bin ich immer noch bei dir... Und ich frage mich, wie es jetzt wohl weitergehen wird. Wie wird sich das nächste Jahr gestalten? Nun, es ist eigentlich egal... In genau einem Jahr werde ich wieder hier stehen... Nur an diesem einen Tag im Jahr werde ich weinen, nur an diesem Tag darf ich weinen...

Die Hände in den Taschen betrete ich die belebte Straße wieder. Lichter blitzen auf, von den Laternen, den Fahrzeugen... Doch ich nehme sie nur am Rande wahr. Fast schon automatisch schlage ich den Weg zu mir ein, zu der Wohnung, in der ich allein lebe. Sie liegt in einem ganz anderen Stadtteil als unser gemeinsames Zuhause. Und doch stehe ich nur kurze Zeit später genau dort. Irgend etwas hat mich hierher geführt, ich weiß nur nicht was...

Veträumt schaue ich zu den Fenstern hinauf, zu dem Fenster, von dem ich deinen Unfall sah. Es leben andere Leute darin, eine kleine Familie, glaube ich. Noch brennt Licht, es wirklich richtig warm und gemütlich. Und wieder sehne ich mich nach dir... Danach, bei dir zu sein, dich umarmen zu können... Meine Lippen beginnen zu zittern. Mein Blick wandert zur Straße hinunter. Noch immer ist eine dunkle Spur an der Stelle zu sehen, an der du lagst. Man kann es nur schwer erkennen und es fällt sowieso nur auf, wenn man weiß, wo es war. Doch ich sehe es ganz deutlich...

Ich schaue wieder ein wenig auf, beobachte die gegenüber liegende Straßenseite und - nein, das kann nicht sein... Erschrocken schlage ich die Hand vor den Mund und flüstere deinen Namen. Ich kann es kaum glauben, du stehst wirklich dort und lächelst mich an, rufst mich zu dir und winkst. Aber wie kann das sein, ich dachte, du wärst... Oder bist du doch nicht tot? Lebst du doch noch...? Ich weiß nicht, was ich alles darum geben würde, wärst du an diesem Tag nicht gestorben...

Ohne weiter darüber nachzudenken gehe ich los. Ich kann an nichts anderes mehr denken als an dich und dass ich gleich bei dir sein werde. So lange habe ich gewartet, so unglaublich lange... Doch plötzlich wird es hell, irgend etwas blendet mich, Lärm dringt zu mir durch und ich sehe zur Seite. Ich sehe gerade noch, wie ein Auto auf mich zugerast kommt und vergeblich auf der glatten Fahrbahn zu bremsen versucht...

Das nächste, was ich spüren kann ist ein stechender Schmerz überall, ein dumpfer Aufprall und es zerreißt mich einfach. Kalter Schnee rieselt langsam auf mein Gesicht, ich liege am Boden und schaue in den Himmel. Meine Kleidung ist nass, so seltsam nass... Kurz schaue ich auf meine Hand, sie ist von all dem Blut rot geworden. Mein Blut... Hat es sich für dich auch so angefühlt, als du hier lagst? Hier, an genau derselben Stelle...? Als du gestorben bist...?

Ich weiß, ich werde sterben... Doch es tut mir nicht leid, ich werde nicht um mein Leben kämpfen. Wozu denn...? Nein, ich lächle sogar dabei... so, wie auch du damals gelächelt hast. Ich merke genau, wie ich immer kälter werde, mein Atem immer flacher. Es geht zu Ende... Und ich muss ehrlich sagen, ich freue mich. Ich freue mich, dich wiedersehen zu können...

Und da bist du auch schon, stehst wieder neben mir und hockst dich hin. Deine Hand berührt vorsichtig meine Stirn, meine Wangen, meine Lippen... Meine eigene Hand zittert, als ich nach deiner greife. Gleich darauf hilfst du mir auf und wir finden uns in einer engen Umarmung wieder. Nein, jetzt lasse ich dich ganz bestimmt niemals wieder gehen...

Kurz schaue ich zu mir hinunter, wie ich leblos daliege. Wieder hat sich eine Menschenmasse um den Unfallort gebildet, doch es ist mir egal. Schnell sehe ich dich wieder an, schaue dir in dir Augen und für einen Augenblick habe ich tatsächlich Angst, du könntest mir nicht verziehen haben. Doch dein weicher und liebevoller Blick überzeugt mich vom Gegenteil...

Wieder nimmst du meine Hand und drehst dich um. Ich lasse mich von dir führen, weg von hier... Ich werde sie nie wieder loslassen, ganz gleich, wohin wir gehen...

I wish (you're gone)

Ich glaube es nicht. Nein, ich glaube es einfach nicht... Tut mir leid, aber es ist mir inzwischen unbegreiflich geworden, wie du mir einmal so viel wert sein konntest! Ich will es auch nicht begreifen... Ausgerechnet jemand wie du! Der Bekanntschaften schon von der ersten Sekunde an auf Lügen aufbaut... So etwas kann doch gar nicht dauerhaft funktionieren! Aber das verstehst du einfach nicht... Wahrscheinlich wirst du es nie verstehen! Du wirst es immer und immer wieder so machen... Und es wird immer wieder auf dasselbe hinauslaufen – deine sogenannten ‚Freunde’ werden dich verlassen. Es sei denn, sie sind zu dumm, zu naiv oder einfach nur masochistisch veranlagt. Manche Menschen sind wohl einfach zu gut für diese Welt... und werden von Menschen wie dir schamlos ausgenutzt!

Sag ehrlich, schämst du dich nicht? Gar nicht? Nicht ein winzig kleines bisschen!? Wie kann man nur so ignorant, so gleichgültig sein... Mit deinem Verhalten verletzt du die Leute in deinem Umfeld immer wieder und mit jedem Mal noch tiefer als zuvor. Bist dir dessen überhaupt bewusst!? Ja, doch... Ich bin sicher, du bist dir darüber im Klaren – so bescheuert, das nicht zu merken, bist du auch wieder nicht. Du ignorierst es nur... Habe ich Recht? Du verschließt einfach die Augen vor deinen Taten... Gott, du bist so verdammt feige! Eine Konfrontation wolltest du ja immer vermeiden, selbst dann noch, wenn sie schon längst unausweichlich war. Dann, wenn wir wirklich darüber hätten reden müssen, damit sich die Situation wieder hätte bessern können...

Aber nein, wozu denn auch!? Du schweigst ja lieber alles tot... Ist ja auch viel besser, so zu tun, als sei alles in Ordnung, als dass man die Probleme ein für allemal aus der Welt schafft. Ich habe mich ja auch noch nie über diese Einstellung aufgeregt... Nein, es war immer alles klar... bestens! Ich habe dich ja auch noch nie wegen einer solchen Geschichte angeschrieen oder dir ins Gesicht geschlagen. Ich war immer lieb und umgänglich und es ging mir auch nie auf den Zeiger, dass wir uns stritten und du schon in den nächsten fünf Minuten wieder bester Laune warst – als wäre nichts geschehen!

Ich versteh dich einfach nicht. Kann ein normaler, rational denkender Mensch überhaupt so etwas tun? Es fällt mir schwer, das zu glauben... Sehr schwer! Um nicht zu sagen, es ist mir absolut und vollkommen unmöglich... Wie oft hast du mit inzwischen schon Kopfschmerzen bereitet? Wie oft war meine einzige Reaktion einfach nur Unverständnis? Wie oft bin ich einfach aus dem Zimmer gestürmt, weil mir wieder einmal bewusst geworden war, dass es verdammt noch mal keinen Sinn hat, mit dir zu reden oder zu diskutieren? Wie viele Nerven hast du mich seither wohl gekostet...? Was meinst du? Wie oft musstest du mich vor den Kopf stoßen, damit ich endlich verstehe und erkenne, wie du wirklich bist? ... Wer du wirklich bist...

Ich kann heute nicht mehr genau sagen, was mich an dir beeindruckte, was mich so an die fasziniert hatte... Es war wohl der Schein, der mir gefiel – das, was du zu sein schienst, das, was du mich hast sehen lassen. Deinen eigentlichen Charakter hast du immer versteckt. Ich gebe zu, auch ich lasse nicht jeden alles über mich wissen – bestimmte Dinge gehen niemanden etwas an! Doch du hast mir die ganze Zeit etwas vorgespielt. Eiskalt und berechnend... Ich kann immer noch nicht fassen, wie skrupellos du vorgegangen bist! Sich erst bei mir einschmeicheln, mit diesen verdammten Perlweißlächeln, den netten Worten, den kleinen Gesten, den unzähligen Aufmerksamkeiten und Geschenken. Damit wolltest du mich einwickeln und an dich binden. Nichts anderes war dadurch bezweckt, nur weiß ich nicht, was das sollte...

Machst du das mit allen Menschen so? Hast du das auch mit deiner Band gemacht? Mit Ren, Masa? Mit You, deinem angeblich besten Freund? Mit Chacha? Mit Toshi? Und später auch mit Ryu und Ju-Ken? Sind Masa, Ren und Toshi deshalb gegangen? Weil sie sich endlich wieder von dir losreißen wollten? Nur warum solltest du etwas derartiges tun? Die Menschen um dich herum mit Gewalt an dich binden... Hast du wirklich so große Verlustängste? Du, als erwachsener Mann!? Hast du nie daran gedacht, dass Menschen auch frei sein möchten? Unabhängig und ungebunden...? Hast du nie auch nur in Erwägung gezogen, dass man freiwillig zu dir zurück kommen würde, wenn du einen nur loslässt? Einfach, weil man gern bei dir wäre? Doch inzwischen würde das bei mir nicht mehr zutreffen. Du hast dir zu viele Fehltritte geleistet. Und ich bin nicht You, der sich das auf ewig gefallen lässt. So wertvoll, dass ich mich ständig quälen und auf mir herumtrampeln ließe, bist du mir nicht. Ganz und gar nicht...

Ich habe noch ein eigenes Leben, weißt du? Eigene Freunde, wirkliche Freunde! Und unter ihnen den besten Freund, den man sich nur wünschen könnte... Der liebste Mensch, den ich kenne – und zugleich einer der liebenswertesten. Wahrscheinlich habe ich es Tetsu zu verdanken, dass ich nicht noch mehr in deine Fänge geraten bin, dass ich diesen Abhang nicht heruntergestürzt bin. Er war die ganze Zeit da und hat auf mich aufgepasst, mich festgehalten, als ich zu kippen drohte... Es ist nicht so, dass er etwas gegen dich oder unsere Freundschaft gehabt hätte, das hat er mir oft genug gesagt. Doch er hat Recht, wenn er sagt, das sei keine wahre Freundschaft, was wir haben – oder besser hatten! Unter Freunden werden keine Forderungen gestellt. Eine Freundschaft läuft auch nicht einseitig ab...

Nein, das war mit Sicherheit keine Freundschaft, du hast mich die ganze Zeit ausgenutzt. Doch damit ist jetzt endgültig Schluss! Ich breche den Kontakt zwischen uns ein für allemal ab. Es geht nicht mehr, so geht es einfach nicht mehr weiter! Es hat keinen Sinn, weiter darauf zu hoffen, dass du dich änderst, dass es sich irgendwann einmal bessert und man dich einfach nur dabei unterstützen müsste. Doch vergeblich! Und soll ich dir ganz ehrlich meine Meinung sagen? Das ist es mir nicht wert. Das bist du mir einfach nicht wert! Die Mühe, die Tränen, die Nerven, die Zeit, die man investieren müsste... All das wärst du gar nicht wert, von den enttäuschten Hoffnungen und den Schmerzen einmal abgesehen... Du willst ja nicht einmal etwas ändern! Für dich ist es ganz bequem so, vorausgesetzt, dein Plan geht auf. So kann man sich noch so sehr anstrengen, es würde nichts bringen – und solang es immer noch ein paar Dumme gibt, die sich das gefallen lassen und nach deiner Pfeife tanzen, ist für dich auch alles in Ordnung, nicht wahr?

Du kotzt mich an. Du kotzt mich so dermaßen an! Ich kann meine Abscheu nicht einmal richtig in Worte fassen... Du zählst wirklich zu der Sorte Mensch, die ich am wenigsten leiden kann – um nicht zu sagen gar nicht! Ja, es hat lang gedauert, bis ich das verstanden hatte, doch es ist so. Ein wenig tut es mir sogar leid, ich mochte dich irgendwie. Doch auch das ist längst Vergangenheit... Auch wenn das dein Ziel war, ich brauche dich nicht! Ich habe dich noch nie gebraucht, weißt du...? Mag sein, dass du mich auch zum Schauspielern gebracht hast, aber na und!? Ich bin in aller erster Linie immer noch Sänger, Gitarrist und Songwriter, kein verdammter Schauspieler. Wenn du also der Meinung bist, ich hätte dir irgend etwas zu verdanken, muss ich dich leider enttäuschen. Einen Dreck hast du für mich getan, alles lief nur auf deinen Nutzen hinaus!

Glaub ja nicht, du könntest noch einmal bei mir angekrochen kommen... Du hast es dir selbst gründlich versaut, wenn ich das mal so sagen darf. Wahrscheinlich wirst du dich wieder bei You ausheulen, oder? Der böse Hyde, der so gemein zu dir war... Du wirst wieder das arme Opfer spielen, das von allen verlassen wird, wirst Angst vorheucheln, irgendwann einmal ganz allein dastehen zu müssen. Damit hast du auch gleich wieder ein Mittel, ihn weiter an dich zu binden. You ist ein herzensguter Mensch, das weiß ich und das weißt du ebenso gut. Genau das nutzt du sei jeher aus. Er würde dir niemals weh tun wollen, selbst wenn er dabei untergeht. Wenn du ihm nun erzählst, dass du auch von mir ’fallen gelassen’ wurdest, wird er so viel Mitleid mit dir haben, dass ein schlechtes Gewissen bekäme, sollte er sich ebenfalls von dir lossagen. Wer weiß, vielleicht lässt er sich sogar noch von dir vögeln? Wundern würde es mich wirklich nicht...

Dass du es aber in jedem Fall versuchen wirst, ist sicher. Vielleicht mit einem schüchternen Kuss, gekoppelt mit einem flehenden und verzweifelten Blick? Mir hast du dich ja auch oft genug angeboten... Nur Pech für dich, dass ich nicht viel von Untreue halte und zu diesem Zeitpunkt eben immer noch verheiratet war. Gut, inzwischen habe ich mich scheiden lassen, dennoch würde ich dich nicht an mich heran lassen! Du bist doch einfach nur notgeil, nichts weiter. Das brauche ich echt nicht! Hol dir doch eine Nutte oder einen billigen Stricher von der Straße, wenn du es so nötig hast! Ich bin mir dafür zu schade... Nur würde You das sicher anders sehen, er und ich sind grundverschieden... Er kann einem direkt leid tun... dass er ausgerechnet an jemanden wie dich geraten musste! Gern würde ich ihm helfen, endlich auch Abstand von dir nehmen zu können, doch an seinen Augen kann ich genau erkennen, dass er das nicht will. Er würde niemals freiwillig von dir gehen, du wirst also niemals allein sein müssen.

Doch vielleicht wäre das für dich gerade gut. Dann würdest du wohl endlich mal begreifen, dass deine Taktik einfach nicht aufgehen kann! Nur solange es mit einer Person funktioniert, gibt es für dich wohl auch keinen Grund, etwas zu ändern. So ist es doch am bequemsten, nicht? Und du magst es doch bequem – zumindest auf zwischenmenschlicher Ebene. Du liebst es, bemitleidet zu werden; du liebst es, wenn man sich Sorgen um dich macht. Genau deshalb provozierst du auch immer wieder diese Zusammenbrüche bei Auftritten – schön vor versammelter Menge. Kaum essen oder trinken, noch weniger Schlaf und einen Haufen Arbeit – du weißt doch genau, dass dich das auf Dauer nur schwächt! Und trotzdem machst du weiter. Du bist so krank! Einfach nur scheiße krank...

Aber ohne mich! Mitleid wirst du von mir bestimmt nicht mehr bekommen. Sorgen? Wozu!? Du hörst ja doch nicht damit auf... Echt, wie kann man nur so beschissen ticken wie du? Erklär mir das mal bitte... Oder nein! Erklär es mir bloß nicht, ich will das gar nicht wissen. Du interessierst mich einen Dreck! Es gab wirklich schon Momente, in denen ich mir gewünscht habe, es gäbe dich nicht, du wärst niemals geboren worden... Oder zumindest, dass man deine Erziehung nicht so grandios in den Sand gesetzt hätte! Vielleicht wärst du ja sogar ganz nett geworden...? Doch für dieses Leben ist es zu spät, für dich ist es zu spät. Da es nun einmal nicht zu ändern ist, dass du in dieser Welt existierst, bleibt mir nur ein anderer Wunsch: Geh weg! Verschwinde endlich aus meinem Leben, meinen Gedanken, meinen Erinnerungen! Aber vor allem hör endlich auf, ein Teil meiner Zukunft sein zu wollen und es auch zu werden! Ich stoße dich hiermit von mir, du wirst nur noch Teil meiner Vergangenheit sein können und langsam immer mehr verblassen. So lange, bis die Erinnerung nichts weiter als ein kleiner, harmloser Schatten aus vergangenen Tagen ist...

Oder um es mit meinen eigenen Worten auszudrücken:
 

I wish you’re gone!

Behind these hazel eyes

Bist du glücklich? Bist du nun endlich glücklich? Ich hoffe es, denn bisher schien es nicht der Fall zu sein. Ich weiß nicht, warum es mir nicht mehr gelungen ist, dich wie früher auch lächeln und ganz frei lachen zu lassen. Hatten wir uns nicht irgendwann einmal voller Freude gegenseitig unsere Liebe zueinander gestanden? – voller Hoffnungen, voller Erwartungen? Aber auch voller Angst und Furcht, unsere Gefühle könnten nicht auf Erwiderung treffen. Aus eben diesem Grund hatten wir so lange geschwiegen, hatten beide vergeblich versucht, den anderen zu vergessen, die Gefühle zu begraben und ganz normal miteinander umzugehen...

Damals dachte ich, als wir uns in den Armen lagen, als sich unsere Lippen zum ersten Mal berührten und ich diesen gewaltigen Schauer durch meinen Körper fahren spürte, all diese Versuche seien umsonst gewesen... gar nicht nötig, so überflüssig und unnütz. All die Mühen, dich nicht mehr zu lieben, sondern dich wirklich nur noch als Freund zu sehen und nicht nur einfach so zu tun, wären gar nicht nötig gewesen. Ich war mir sicher, ich könnte niemals aufhören dich so abgöttisch zu lieben...

Heute wünschte ich, ich hätte es weiter versucht und weiter darüber geschwiegen, auch wenn es mir unerträglich erschien. Heute weiß ich genau, ich könnte dich niemals vergessen – du bist und bleibst die Liebe meines Lebens... Dennoch habe ich dich aus irgend einem Grund, den du mir nicht sagen kannst oder nicht sagen willst, den ich also nicht einmal kenne oder verstehen könnte, einfach verloren. Für immer verloren... Du bist nicht mehr bei mir... Und du wirst es auch nie wieder sein, das hast du mir eindeutig zu verstehen gegeben.

Weißt du, damals, als wir noch nicht wussten, wie der jeweils andere fühlte, dachte ich, diese Ungewissheit würde mich noch um den Verstand bringen... Diese Ungewissheit, was ich für dich bin, wie du über mich denkst, was ich dir nun ganz genau bedeute... Damals dachte ich, ich leide... Doch inzwischen weiß ich, was Schmerz wirklich bedeutet. Sicher, zu jener Zeit tat es auch auf eine bestimmte Art und Weise weh, doch es war nichts im Vergleich zu jetzt... Schließlich gab es noch etwas wie Hoffnung, es gab ein 'vielleicht'...

Eben dieses 'vielleicht' ist verschwunden, einfach fort. Es ist einfach so... gestorben. Wieso? Wodurch? Was war mein Fehler? Was habe ich falsch gemacht? Warum war ich nicht in der Lage, unsere Beziehung aufrecht zu erhalten? Wieso musste ich hilflos mit ansehen, wie du dich Stück für Stück von mir entfernt hast, wie du dich vor mir verschlossen hast...? Wie du mir nach und nach fremd geworden bist... und ich dich nicht halten konnte.

Ich habe es geahnt... Nein, ich habe es sogar gewusst! Ab einem bestimmten Zeitpunkt war es nicht mehr aufzuhalten, in einem Wort unvermeidbar. Das Ende musste einfach kommen – früher oder später. Die Zeichen waren mehr als nur eindeutig. Sie waren nicht zu übersehen! Du hättest mir im Grunde dein 'Es ist schon längst vorbei, halt dich also bitte in Zukunft von mir fern!' gar nicht sagen müssen, es war auch so klar. Dein ganzes Verhalten hat mir offenbart, deine Blicke... Nur wollte ich es unbewusst wahrscheinlich nie wahrhaben...

Das Chaos, das in mir tobte, war schrecklich. Mal sagte ich mir, ich könnte noch alles retten, wir hätten noch eine Chance – wenn auch nur eine kleine – und ich müsste mir einfach nur mehr Mühe geben. Kurz darauf war auch schon das kleinste Fünkchen Hoffnung schon nicht mehr greifbar, ich sah alles nur noch schwarz und ließ mich hängen.

Die Angst aber wurde mein ständiger Begleiter. Dennoch, ich hatte keine Angst, du würdest mich nicht mehr lieben, denn das war schon längst eingetreten. Versteh mich nicht falsch, das soll kein Vorwurf sein und böse bin ich dir erst recht nicht. Ich weiß doch ganz genau, dass sich Gefühle verändern können, ob man das nun selbst will oder nicht. Ich weiß doch ganz genau, dass man gerade Liebe nicht erzwingen kann – auch wenn ich mir immer öfter wünschte, ich könnte es...

Nein, ich hatte einfach Angst vor dem Alleinsein... Ich weiß, es war egoistisch von mir – das wusste ich auch schon zu dieser Zeit – doch ich wollte mir meinen Traum irgendwie bewahren, mir meine Illusion nicht nehmen lassen. Wenn es hätte sein müssen, ich hätte fortan nur noch in meiner eigenen Welt gelebt – solange du darin vorkommst, mir dein Lächeln schenkst und mich im Arm hältst, wäre mir alles andere so verflucht egal! Doch es hätte nichts gebracht...

Meine kleine Welt brach schon bald in sich zusammen, sie wurde Stück für Stück zerstört. Ich kam nicht mehr an dich heran, konnte nicht mehr mit dir reden und irgendwann war dieser Tag erreicht – der Tag, an dem du mich vollkommen von dir stoßen würdest. Du hast mir den Rücken zugekehrt und bist davon gegangen, ohne dich auch nur ein einziges Mal nach mir umzusehen... Solange du noch bei mir im Raum warst, war ich gefasst. Immerhin hatte ich es schon so lange Zeit geahnt... Doch als ich dann allein war, brachen die Tränen hervor. Ich begann zu schluchzen, zu weinen... Ich weinte, wie noch nie zuvor, bis ich schließlich zusammen brach.

Die gesamte Nacht lag ich auf meinem Bett, krümmte mich zusammen und weinte hemmungslos. Ich konnte mich nicht beruhigen, so sehr und so oft ich es auch versuchte. Nicht dauerhaft... Jedesmal, wenn ich kurzzeitig aufgehört hatte, musste ich unwillkürlich wieder an dich denken und es tat noch ein Stück mehr weh als zuvor. Wieder überkamen mich Einsamkeit, Verzweiflung, tiefe Traurigkeit... Und ich begann von neuem zu weinen... bis ich mich irgendwann in den Schlaf geweint hatte.

All die Zeit, in der wir zusammen waren, war ich so sicher, so selbstbewusst. Du hast mir Tag für Tag die Kraft gegeben, die ich brauchte... Den Mut, weiter zu gehen. Doch jetzt...? Nichts von alledem ist noch übrig, gar nichts! Es hat mich, ebenso wie du, einfach verlassen und ich blieb allein im Regen zurück. Im kalten, eisigen Regen, in dem man leicht erfriert... Mein Halt, meine Stütze ist wie weggeblasen und ich muss auf eigenen Beinen stehen. Fast erscheint es, als hätte ich das mein Leben lang tun müssen und wäre nun müde geworden. Ich bin allein... Dabei bin ich allein doch so schwach und unbedeutend. Ja, ich bin schwach... Es bringt nichts, sich weiter etwas vorzumachen. Allein bin ich ein Niemand.

Wenn ich wenigstens wüsste, wie ich nun weitermachen soll! Wie ich ohne dich noch weiter leben soll... Es ist schon jetzt, als wäre ich tot. Immerhin fühle ich mich so verdammt leer, kann da überhaupt noch Leben in mir stecken? Kannst du dir vorstellen, wie das ist? Du stehst morgens auf, tust all das, was du sonst auch tust – frühstücken, Zähne putzen, Zeitung lesen... Was auch immer! Aber dabei fühlst du nichts, du denkst nicht einmal irgend etwas. Du tust es nur, weil du es schon immer getan hast, aus reiner Gewohnheit – wie eine Maschine, die darauf programmiert wurde. Nichts weiter... Nur ein Haufen Blech und Drähte. Genauso komme ich mir im Moment vor... leer, kalt, ohne Emotionen oder Gedanken... ohne eine wirklich sinnvolle Existenz.

Ich gebe zu, ich habe auch mit dem Gedanken gespielt, mich umzubringen. Keine Ahnung, warum ich es bisher doch gelassen habe, verzweifelt war ich genug. Doch es würde dich traurig machen, oder? Trotz allem, was war... würde es dich sicher traurig machen. Ich glaube zwar nicht, dass du wirklich realisieren würdest, weshalb ich es getan hätte, doch schon allein, weil wir noch Freunde sind. Wir sind doch noch Freunde...? Aber egal, wir sind immer noch Kollegen und Sänger wäre L'Arc~en~Ciel mit mir gestorben. Das wäre doch schon Grund genug, traurig zu sein... Nicht wahr?

Doch auch das spielt an und für sich keine Rolle. Ich werde mich nicht selbst töten, ich werde kein Selbstmörder sein. Ich will dich nicht traurig machen... Ich liebe dich immer noch, Tetsu! Und einer geliebten Person tut man schließlich nicht weh. Das ist unrecht. Das wäre nicht fair. Und in den meisten Fällen fühlt man sich selbst noch wie ausgekotzt. Mag zwar sein, dass es auch zum Teil Egoismus ist, der da aus mir spricht, doch ich kann es nicht ändern. Ich bin nun einmal egoistisch...

Genauso ist es purer Egoismus, dass ich es einfach so hinnehme, ohne vielleicht um dich zu kämpfen. Dass ich rein gar nichts dagegen unternehme, sondern es zulasse. Dass ich 'nicht an die klammern will' und meine Gefühle für dich zu töten versuche, damit ich – so meine Ausrede für mich selbst – dir nicht auf die Nerven falle. Ich sage mir ständig, ich will dich nicht belästigen, doch in Wahrheit will ich nur nicht weiter so schrecklich leiden müssen. Das ist armselig, meinst du nicht auch? Mal ehrlich, was hast du nur an jemanden wie mir gefunden? Ich verstehe es nicht...

Oder... hast du das vielleicht nie? Hast vielleicht sogar nur mit mir gespielt? Mich benutzt – wozu auch immer... Und das die ganze Zeit über, bis ich dir zu langweilig wurde... Doch nein, das glaube ich nicht. Wie komme ich jetzt nur wieder auf diese Idee? Das ist absurd, ich kenne dich nun schon fast mein gesamtes Leben lang. So etwas hättest du niemals getan, das weiß ich. Denn dann hätte ich mich nie in dich verlieben können, nicht wenn du so ein Arschloch wärst. Niemals...

Doch das habe ich nun einmal, schon vor sehr langer Zeit... Das ist nicht mehr zu ändern, selbst wenn ich es wollte. Nein, ich will nicht, dass sich das ändert. Niemals hätten wir sonst diese wunderbare Zeit miteinander erleben können, auch wenn sie nun endgültig vorbei ist. Niemals hätte ich so wunderbare Erinnerungen an dich, an uns... auch, wenn nun umso schrecklichere hinzu gekommen sind. Ich will sie nicht missen, diese Zeit. So bedeutet mir so unglaublich viel...

Verträumt schaue ich mich weiter im Spiegel an, sehe mein verweintes, gerötetes Gesicht, und versinke in Erinnerungen, in Bildern aus früheren Zeiten... Unsere gemeinsame Kindheit, die Schulzeit, Anfänge unserer Band und die ersten Erfolge... Meine gescheiterte Ehe und die darauf folgende Scheidung – immer hattest du während all dieser Zeit ein offenes Ohr und eine starke Schulter zum Anlehnen für mich. Auch Ayana, die diese Scheinehe mir dir einging, damit wir beide unsere Privatsphäre bewahren konnten, bin ich immer noch so dankbar, wie kein anderer. Sie hatte es damit sicher auch nicht gerade einfach...

Ich bin trotzdem immer noch der Meinung, dass es wichtig war. Es gibt schon genug durchgeknallte Fangirlies, die irgendwelche an den Haaren herbeigezogenen Geschichten erfinden und aufschreiben, das dann auch noch ins Internet setzen und sich freuen, wenn es jemand 'toll' findet, was sie da fabriziert haben – was in den meisten Fällen nichts als sexistischer Müll ist. Ich habe solche Seiten gefunden und mir ist dabei einfach nur schlecht geworden... Sicher würden sie es gern sehen, wenn wir beide etwas miteinander hätten. Aber dass es etwas wichtigeres gibt als Sex, verstehen sie nicht... Kinder! Wahrscheinlich hätten sie uns irgendwann sogar die Türen eingerannt, wenn sie davon gewusst hätten.

Ayana ist ein nettes Mädchen, ich mag sie. Ich mag sie wirklich, auch jetzt noch. So gesehen hättest du dir keinen besseren Grund suchen können, mich zu verlassen. Ich kann es verstehen, dass sie dir in diesen zwei Ehejahren so ans Herz gewachsen ist. Ich bin auch ihr nicht böse, wie könnte ich? Nur ihre schuldbewussten und mitleidigen Blicke stören mich etwas, deshalb sehe ich sie auch ungern persönlich. Hoffentlich nimmt sie mir das nicht allzu übel... Ich werde euch beiden und eurem Glück nicht im Wege stehen. Ich werde nicht 'kämpfen', jedenfalls nicht so, wie es von einigen Seiten von mir erwartet wird.

Nein, ich werde eher darum kämpfen, meine Gefühle endlich zu begraben, immer gut gelaunt zur Arbeit zu erscheinen, zu lächeln und unbeschwert zu wirken – nur so kann ich dich davon überzeugen, dass auch für mich alles in bester Ordnung ist. Und das bedeutet, dass du auch mit Ayana zusammen kein schlechtes Gewissen haben wirst. Weinen...? Das kann ich auch zu Hause noch, wenn ich allein und ungestört bin. Dort kann ich in Ruhe vor mich hinträumen... Von dir träumen, von uns träumen... davon, wie es war und wie es immer noch sein könnte... Der Traum ist so schön, so süß... die Realität dafür umso zerschmetternder.

Doch... meine Tränen wirst du ganz sicher niemals zu sehen bekommen – keiner von euch wird das. Niemand soll mich so sehen, absolut niemand... Verzweifelt, gebrochen, beinahe wahnsinnig... Sicher, ich werde diesen Wahnsinn verstecken, so tun, als wäre er nicht da, als kratze er nicht schon die ganze Zeit an meiner Tür, leise flüsternd: 'Lass mich rein, lass mich rein! Es wird dir augenblicklich besser ergehen, wenn du dich mir hingibst – versprochen!'

Ich mache ihm aber nicht auf. Er kann noch so lange klopfen und kratzen, diese Tür wird ihm auf ewig verschlossen bleiben. Niemals, niemals, niemals werde ich mich von ihm verführen lassen, ganz gleich, wie einsam ich auch sein mag. Niemals werde ich einen anderen als dich an mich heran lassen, auch den Wahnsinn nicht. Auch, wenn das bedeutet, dass ich nie wieder berührt werde... Der Wahnsinn säuselt mir ins Ohr, sanft, süß und verführerisch verspricht er mir Erlösung. Lügner! Ich schreie ihn an, fluche, tobe – er solle endlich verschwinden – zerstöre dabei das Zimmer, schlage alles zusammen, bis ich außer Atem bin und wieder in Tränen auf dem Boden zusammen sinke und still vor mich hin weine. Solange weine, bis ich mich vor all den quälenden Gedanken zusammen krümme, bis keine dieser verdammten Tränen mehr übrig ist...

Vorstellung... Dieses Bild der Zerstörung taucht in meinem Kopf auf. Die kaputten Wände, zerschlagene Tische und Stühle. In Wirklichkeit stehe ich immer noch vor dem Spiegel und sehe mir in die leeren Augen. Ich selbst bin vollkommen ruhig, fast schon wirkt es gelassen und entspannt. Doch eben dies ist der Punkt – es wirkt so. In mir tobt einerseits das Chaos, andererseits gähnende Leere, so als sei dort alles tot. Wer weiß, vielleicht bin ich das ja sogar schon? Ohne, dass ich es bemerkte... Eine tote, leblose Hülle eines verstorbenen Menschen, die nur noch so reagiert, um vorzugeben, noch lebendig zu sein. Mehr nicht... nicht mehr menschlich, wenn man genau hinsieht.

Du wirst nicht genau hinsehen, richtig? Du willst die Wahrheit gar nicht erkennen, die Illusion ist doch um so vieles schöner und angenehmer. Doch es ist gut so, damit ist meine 'Arbeit', meine Mühe zumindest nicht umsonst. Meine seelische Verstümmelung war zumindest zu etwas nutze. Und niemand wird sie je bemerken. Ich werde mich vor euch und anderen genauso verhalten wie früher, werde lachen, fröhlich sein, beim Singen alles geben und ab und zu auch mal ausrasten, wenn es sein muss. Ganz genau so, wie ihr es von mir gewohnt seid und wie ihr es von mir erwartet... Wie du es von mir erwartest! Und niemals wirst du oder einer der anderen auch nur eine kleine Träne sehen, die ich deinetwegen vergossen habe oder noch vergießen werde. Denn ich werde sie nicht mehr nach außen hin zeigen, nur für dich werde ich sie versteckt halten. Damit zumindest einer von uns beiden glücklich werden, glücklich sein und glücklich bleiben kann...



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  snowdrop
2008-11-15T17:37:37+00:00 15.11.2008 18:37
Aww.. :3
Ich find es toll, wie du die Gefühle von Hyde beschreibst..=3
Aber Gackt ist hier ja wohl ma das letzte, ne? *Gackt eine klatsch*
Wie konnte er nur dem armen Haidolein sowas antun.. *es nicht fassen kann*
Und ich bin echt froh, das Tet-chan am Ende da war..
Alles in einem ein wirklich schöner und trauriger One Short ;__;
Von:  Kirida
2007-11-11T12:02:16+00:00 11.11.2007 13:02
Hi ^^
Also diese Fanfic von dir mag ich auch ganz gerne von der Handlung her. *drop*
^^'''
Ich weiß ich bin total der saddist, aber du hast Haido so süß leiden lassen... XDD
Gackt ist heir ja ein richtiger Schuft! *gackt hau* >0<V
*ahido-chan pat*
Gott sei Dank war Tetsu da und das Ende ist irgendwie melancholisch, traurig, dann aber auch wieder shcön und niedlich! o*-*o
*applaudier*
Schreib mal wieder saving ren wieter, büdde... *große äuglein mach*
bye *wink* ^.~
Von:  Kirida
2007-11-11T11:49:32+00:00 11.11.2007 12:49
Hi ^^
Ach das war doch kein Mist! *laut protestier*
(( > 0 < ))
Mir hat es zumindest gut gefallen und es war sehr traurig, armes Ren-chan *schnueff*
;_______;
Man konnte gut in Rens Gedankenwelt blicken und seine Gefuehle nachvollziehen unnd dann dieses extreme Ende... >______>
Allerdings ist es das gefaehrliche beziehungsweise schwiriege bei kuerzeren One-Shots Handlung, Gefuehle und Gedanken in einen richtigen abwechslungsrecihen Kontext zu bringen.
^^'''
Die Geschichte war sehr emotional und das hat mir auch gut gefallen, zumal sie um unseren superchibi shclecht hing ging xD ^^, ein bissien mehr klarere Handlungsstraenge beziehungsweise Hintergrundinformationen.... usw. haette ich mir allerdin gs schon gerne gewuenscht. *drop*
Nope beim naechsten mal, ne? *zwinker*
^.~
Hoffe du schreibst bald wieder
Was, bye *knuffz* ^-^
Von:  cute-hasi_to_Mars
2007-10-21T17:59:28+00:00 21.10.2007 19:59
hätt ich mir doch denken können das sowas von dir is......(streich den kommentar)
aba ich find die dialoge passen irgendwie net so ganz rein v.v, weil die nich so gefühlvoll geschrieben sind wie der rest, das kommt irgendwie komisch rüber. (jedenfalls für mich)
ansonsten sehr traurig und sehr schmerzhaft (also die gefühle kommen gut rüber!!!) *knuddl*

bye bye
dein Hasi
Von: abgemeldet
2007-10-18T13:41:07+00:00 18.10.2007 15:41
Schöne Idee! Gefällt mir sehr gut <3
Die Beiden sind zu niedlich x3



Zurück