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Ayashi - Der Weg zur Wahrheit

(überarbeitet)
von

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Ayashi kämpfte mit den Tränen und strich sie sich gleich von den Wangen, als sie den Kampf verlor. Das war es also gewesen: Ihre Mutter hatte Sesshoumaru gesehen, wie er sie gehalten hatte, während sie tödlich verwundet war. Dieses eine Bild, das nur kurz Bestand gehabt hatte, hatte ihr frühes Leben bestimmt.

Deshalb war sie ohne Wissen von Sesshoumarus Existenz aufgewachsen.

Deshalb hatte ihr Vater nicht gewollt, dass sie ihn traf.

Doch letztendlich war das Bild dennoch Wirklichkeit geworden. Nur das Bild, und nicht seine Interpretation durch Midoriko.

„Sie nahm Kataga das Versprechen ab, dass du Sesshoumaru niemals begegnen würdest, doch das weißt du ja.“ fuhr Kodachi fort, als Ayashi stumm blieb.

„Ja, das weiß ich.“ stimmte Ayashi zu und meinte nach einer Weile: „Sie hat dennoch irgendwie Recht behalten, auch wenn sie das Bild falsch gedeutet hat. Durch meinen Tod bin ich nun hier und… soll eine Aufgabe erfüllen. … Was ist meine Aufgabe eigentlich? Ich verstehe immer noch nicht, warum ich hier bin. Ich sollte tot sein, und ich kann es nicht fassen, aber ich würde es verstehen, wenn ich nun tot wäre, und mich nicht hier befinden würde. Was ist also meine Aufgabe?“

Kodachi überging ihre Fragen und entgegnete:

„Das Bild wurde wahr, da hast du Recht, doch wäre es auch so gekommen, wenn sie nichts gesagt hätte? Wenn du Sesshoumaru, dem Sohn eines Verbündeten, als Tochter deines Vaters begegnet wärst, hätten eure Leben vielleicht eine andere Wendung genommen. Vielleicht wärst du niemals in dieser Ebene gewesen. Du könntest noch leben und auch bei Kataga oder Sesshoumaru sein. Wer weiß das schon?“

„Ich lege keinen Wert darauf, das zu wissen.“ gab Ayashi zu und fügte hinzu: „Aber ich glaube, ich hätte dieselben Gefühle für Sesshoumaru entwickelt – ganz gleich, wie wir uns begegnet wären und unter welchen Umständen wir uns kennen gelernt hätten.“

„Ja, das kann ich mich gut vorstellen.“

„Unsere Wege hätten sich gekreuzt und wir wären ein großes Stück des Weges zusammen gegangen. Sesshoumaru in meinem Leben zu haben… gehabt zu haben, werde ich niemals bereuen. Dass der Weg mich hierhin geführt hat, dass ich Sesshoumaru verlassen musste, macht mich wütend, aber stelle ich mir vor, ich könnte noch in der Welt der Lebenden sein, wenn ich mein Leben nicht mit Sesshoumaru verbracht hätte, so kann ich nicht anders, als die Vorstellung zu verwerfen. Sesshoumaru wird immer derjenige sein, an dessen Seite ich mich wahrlich zu Hause fühlen werde.“

„Ihr beide… seid wunderbar zusammen.“ meinte Kodachi lächelnd, weshalb Ayashi sich kurz fragte, was Kodachi alles über ihr Leben wusste.

„Wir waren es.“ erinnerte Ayashi bitter, doch Kodachi schüttelte den Kopf.

„Ihr seid es immer noch. Solange einer von euch lebt – und ihr lebt beide und seid nur getrennt voneinander – sind eure Herzen erfüllt vom anderen, strecken eure Seelen sich in Sehnsucht dem anderen entgegen, ist euer tiefster Wunsch, euch wieder zu sehen und in die Arme zu schließen. Du magst eure Verbindung vielleicht nicht mehr so deutlich spüren wie in der Welt der Lebenden, Ayashi, doch sie ist noch da. Und nichts und niemand kann das unsichtbare Band zwischen euch zerstören.“
 

Ayashi nickte und schluckte ihre Tränen hinunter, doch warum eigentlich? In gewisser Weise wollte sie trauern, da sie ihn und alles andere verloren hatte. Sie wollte ihrem Schmerz Ausdruck verleihen. Sie wollte… wenigstens irgendetwas spüren, das mit Sesshoumaru verknüpft war. Wenn es im Moment nur Schmerz war, war das in Ordnung, denn der Schmerz versicherte ihr, dass sie wirklich am Leben war.

Wenn sie sich vorstellte, wie es ihm ging, der nicht wusste, dass sie am Leben war, dann fühlte sie seinen Schmerz tief in sich, seine Verzweiflung, und wünschte sich sehnlich, dass sie ihm seinen Schmerz nehmen konnte, da sie doch für ihn verantwortlich war. Es tat ihr unsagbar leid, dass sie ihm so viel Kummer bereitete. Sie wäre bereit, all seinen Schmerz auf sich zu nehmen, doch dieser Wunsch war unerfüllbar, das wusste sie.

„Bitte, erzähl’ weiter.“ bat Ayashi, zog ihre Gedanken von diesen Wünschen ab, schloss für einen kurzen Moment die Augen und hörte dann, wie Kodachi fortfuhr:

„Heiwa-Sen hatte Midoriko ihre Kräfte also genommen und sie zog in den Kampf. Du weißt, dass sie versuchte, die Seele des Riesendämons zu ergreifen und auszutreiben, und dabei selbst den Tod fand und dabei unfreiwillig das Juwel der vier Seelen erschuf.“

„Ja, sie erzählte es mir, als ich in der Höhle war, in der sie gestorben ist. Oder warst das… du?“ wollte Ayashi wissen und Kodachi schüttelte den Kopf.

„Nein, das war ich nicht. Das war Midoriko. Bei der Erschaffung des Juwels wurde Midorikos Seele auseinander gerissen. Die priesterliche, reine Seele, die ich immer nach dem richtigen Namen Midoriko nenne, blieb im Juwel zurück, um gegen die Seelen der Dämonen zu kämpfen. Die Youkai-Seele wurde ausgestoßen und konnte sich in dieser Sphäre, in der Götterwelt, dauerhaft manifestieren. Sie nannte sich Kodachi.“

„Du. Das bist du.“ meinte Ayashi und Kodachi nickte. „Deshalb also… hast du bisher immer von Midoriko gesprochen und nicht von dir. Du warst zwar vorher auch immer in ihr und damit meine Mutter, aber kein eigenständiges Wesen. Du bist eine… Seelenmanifestation.“

„Ja, Midoriko und ich waren ein Wesen, doch seit der Juwel existiert, existiere auch ich abgetrennt von ihr. Ich bin frei und kann auch andere Welten bereisen, doch ich besitze nicht die Macht, mich jedem Wesen zu zeigen. Manche sehen mich, Ayashi. Manche gehen einfach durch mich hindurch und fühlen nicht einmal etwas dabei. Dass ich dich berühren kann, ist das größte Glück, das ich seit langer Zeit empfinde.“
 

Ayashi streckte ihre Hand nach ihr aus und ergriff die Hand ihrer Mutter. Jetzt, da sie wusste, dass ihr eine Seele gegenübersaß, die es geschafft hatte, sich einen Körper zu formen, war es umso erstaunlicher, dass sie wirklich da war. Ihre Mutter. Kodachi. Die Seele ihrer Mutter in der Form des Körpers ihrer Mutter.

„Ich fühle mich dir näher, als ich es jemals für möglich gehalten hatte, obwohl ich ohne dich aufgewachsen bin… Oder warst du da?“

„Ich war da, Ayashi, aber es wäre zu viel gesagt, dass ich jeden deiner Schritte beobachtet habe. Es strengt mich an, längere Zeit in der Welt der Lebenden zu sein und es ist schwierig, überhaupt dorthin zu gelangen. Die Unterwelt ist leichter zu erreichen und da ich nicht richtig lebe, droht mir dort keine Gefahr, doch von dort zurückzukommen ist manchmal ein wenig kompliziert. Die Grenzen sind streng bewacht und deshalb ziehe ich es vor, nicht zu häufig in die jenseitige Welt mit ihrer tiefen Dunkelheit zu reisen.“

Ayashi nickte, obwohl sie weder verstand noch sich vorstellen konnte, was in der Unterwelt war. Sie hatte es nie gesehen… Wie auch? Vielleicht war es die Dunkelheit, die sie umgeben hatte, bevor sie hier zu sich gekommen war, doch sie wusste es nicht.

„Kataga war für dich da, das wusste ich, und ich vertraute ihm. Ich habe mich aber immer gefreut, dich zu sehen, zu bemerken, dass du eine wunderbare Youkai wurdest, wie glücklich du warst, wie mitfühlend und wie kämpferisch du sein konntest. Ich habe mit dir gelitten, als du gelitten hast, doch ich war auch immer davon überzeugt, dass du deinen Weg im Leben finden würdest.“

Ayashi nickte nachdenklich. Wenn sie gefragt würde, wen sie als ihre Mutter betrachtete, würde sie wahrscheinlich Kodachi nennen, doch war das nicht natürlich? Kodachi war Youkai und war wirklich hier, während der Teil im Juwel… ferner war.

„Versuche nicht, dich zu entscheiden, wer deine Mutter ist. Midoriko und ich sind irgendwie immer noch eine Persönlichkeit. Midoriko steht jetzt eben nur für den Teil, der immer noch – als Priesterin erzogen – im Juwel gegen die Dämonen kämpft, und ich bin der Teil, dessen Wesen nie gefördert wurde, der aber dennoch immer da war.“ meinte Kodachi und Ayashi nickte ein wenig überrascht, da Kodachi gewusst hatte, was in ihr vorgegangen war.
 

„Was geschah dann, nachdem das Juwel entstanden war? Und wie hängt das alles mit dem Leben zusammen, das ich mich erinnere in der Neuzeit gehabt zu haben… Das ist sehr verwirrend, finde ich.“ meinte Ayashi und Kodachi nickte.

„Heiwa-Sen war auf eine solche Machtquelle wie das so eben entstandene Juwel der vier Seelen nicht vorbereitet und niemand konnte es unter Kontrolle bringen. Durch das Juwel erlangte Okii-Konzatsu, das Chaos, so viel Macht, dass es ihm gelang, seinem ewigen Widersacher Heiwa-Sen beinahe alle Kräfte zu entziehen und ihn in ein magisches Gefängnis zu sperren. Die Götter konnte er tatsächlich täuschen, sodass er unbemerkt Heiwa-Sens Platz einnehmen konnte. Er wollte herrschen und tat es folglich auch – mit der Macht des Juwels.

„Ihm bin ich dann also begegnet… werde ich begegnen? Wie auch immer…“

„Ja, er war es, doch ich will der Reihe nach erzählen, sonst kannst du mir doch nicht folgen. Okii-Konzatsu trachtete in dieser Zeit auch dir nach dem Leben, da er von der Prophezeiung wusste und sie auch für wahr befand. Nach der Prophezeiung warst du die einzige, die seine Pläne durchkreuzen und ihn noch aufhalten konnte. Du musstest also sterben.“

„Ich war drei Jahre alt!“ warf Ayashi ein und Kodachi nickte.

„Kurz bevor er in das Gefängnis gesperrt wurde, wurde Heiwa-Sen bewusst, dass nun zwar der Augenblick gekommen war, in dem er auf deine Hilfe angewiesen war, aber du aufgrund deines jungen Alters deine Aufgabe noch nicht erfüllen konntest. Er glaubte allerdings fest daran, dass du es irgendwann tun würdest, also brachte er dich in Sicherheit.“

„Wie?“

„Er entzog dich Okii-Konzatsu, indem er dich in die Zukunft und in ein anderes Leben schickte. Okii-Konzatsu besaß nicht dieselben Kräfte wie Heiwa-Sen und war nicht Herrscher über die Zeit. So blieb ihm nichts anderes übrig, als zu warten, bis die Zeit kam, in der du dich befandest, bis er deiner habhaft werden konnte und Dämonen nach dir aussenden würde.“

Ayashi bemühte sich, Kodachis Erklärungen zu folgen.

Sie erinnerte sich an die Begegnung mit Okii-Konzatsu und daran, dass er gesagt hatte, sie in ihr altes Leben zurückzuschicken, doch dass das wirklich wahr gewesen war, musste sie erst einmal verstehen.

Oder zumindest als wahr und wirklich geschehen annehmen, denn grundsätzlich verstand sie es ja.



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