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Ayashi - Der Weg zur Wahrheit

(überarbeitet)
von

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Tsukiyomaru konnte nicht fassen, wie viel Schwierigkeiten ihm diese kleine Katze Kisan bereitete. Sie war wütend. Sie war verzweifelt. Und leider immer noch konzentriert genug, Angriff nach Angriff zu starten. Ayashi hatte sie zwar schwer verletzt, doch sie schien das nicht einmal zu spüren. Der Tod ihres Zwillingsbruders musste sie diese Umstände vergessen lassen, sodass sie nur noch eines im Sinn hatte: Ihre Rache. An ihm, da er ihren Bruder getötet hatte.

Er hingegen musste das Ganze schnell beenden. Ayashi musste sich allein gegen Jisan und Toran behaupten und beide waren als Gegner nicht zu verachten, während Sesshoumaru immer noch mit Yari beschäftigt war, der allerdings… hoffentlich doch schwächer wurde.

Tsukiyomaru griff Kisan wieder an und fügte ihr schwere Verletzungen zu, sodass sie wimmerte und etwas in sich zusammensank, nachdem sie sich in einiger Entfernung in temporäre Sicherheit vor seinen Angriffen gebracht hatte. Tsukiyomaru ließ ihr dafür keine Zeit, sondern näherte sich ihr wieder schnell und mit kampfbereitem Schwert.
 

Sesshoumaru gewann endgültig die Oberhand und wusste, dass er den Kampf bald beenden konnte. Bald konnte er Ayashi zu Hilfe eilen. Oder Tsukiyomaru, denn was der so weit abseits mit Kisan erlebte und auf sich nehmen musste, konnte er nicht genau sehen. Er war ihm dankbar, dass er die Energie-Attacken, die Kisan ständig auf ihn lenkte, zumindest von ihm und Ayashi ferngehalten hatte, indem er Kisan einen entfernen Kampfplatz aufgezwungen hatte.

Yari landete keinen Stich mehr. Seine Angriffe hatten ihre Präzision verloren und gingen ins Leere und auch seine Deckung wies nun immer größere Lücken auf. Bald war es zu Ende mit ihm, das wusste Sesshoumaru, und wie zur Bestätigung fügte er ihm eine erneute tiefe Wunde an der rechten Schulter zu, sodass Yari kaum mehr sein Schwert erheben konnte.

Er sank zusammen und ließ sein Schwert endgültig fallen. Sesshoumaru holte bereits zum tödlichen Stoß aus, als Yaris zittrige Stimme hervorbrach:

„Gnade, Sesshoumaru-Sama! Bitte, habt Erbarmen!“

„Du hast es nicht verdient, Verräter, Unruhestifter und Vertragsbrecher!“ gab Sesshoumaru erbarmungslos zurück und rammte Yari sein Schwert durch die Brust in sein Herz.
 

* * *
 

In denselben Momenten wehrte Ayashi einen Schlag Torans ab und durchtrennte ihr mit einem sauberen, schnellen Schwertstreich die Kehle, sodass das dunkelrote Blut aus der Wunde strömte. Toran sank beinahe augenblicklich auf die Knie und starrte Ayashi aus großen Augen an, doch keinen Wimpernschlag später verspürte Ayashi einen wahnsinnigen Schmerz in ihrem Bauch und stieß einen heftigen Schrei aus.

‚Nein.’ war das einzige, das ihr durch den Kopf schoss, das einzige, das sie denken konnte.

Bilder füllten ihren Kopf. Bilder aus längst vergangenen Tagen. Bilder von einer glücklichen Zeit. Bilder von ihrer Familie, ihrer Heimat. Kataga. Ayame. Katsumoto. Ihre Freunde. Ishiki. Taido. Ninshiki. Bilder ihres Lebens. Sesshoumaru.

Ayashi brach blutüberströmt zu Boden. Sie konnte keinen Gedanken mehr fassen. Nichts mehr klar vor Augen sehen, doch dafür alles andere umso deutlicher. Die Schwäche und Mattheit, die sie schon vor dem Kampf gespürt hatte, war wieder da, doch sie war anders. Endgültig. Kalt.

Und die Zeit verging für sie nur noch in Zeitlupe.

Über ihr erschien der Youkai Jisan und zog ihr seinen Speer, mit dem er sie durchbohrt hatte, aus dem Leib, dass sie glaubte, ihr Körper müsse zerreißen, und einen schmerzerfüllten Laut von sich gab.

In weiter Ferne hörte sie einen Schrei, doch es war nicht das Echo ihres eigenen. Kisan. Tsukiyomaru hatte gesiegt. ‚Beruhigend.’ dachte Ayashi und blickte in Jisans Gesicht, als der erneut dazu ausholte, den Speer in ihr zu versenken. Sie konnte dennoch nicht reagieren. Ihr Körper gehorchte ihr nicht mehr.
 

Dann verschwand Jisan aus ihrem Blickfeld und Sesshoumaru war plötzlich neben ihr auf seinen Knien, hob sie zu sich, umfing ihre Schultern und ihren Oberkörper mit einem Arm, bettete sie gegen sich und schüttelte verzweifelt den Kopf.

„Ayashi… Nein, bitte… nicht. Nein!“ bat er flehend und tastete mit seiner Hand nach ihrer Wunde und versuchte, die Blutung irgendwie zu stoppen, doch Ayashi schüttelte leicht den Kopf, nahm seine Hand in ihre und hielt sie einfach nur fest.

„Es ist zu spät, Sesshoumaru.“ entgegnete sie schwach und presste seine Hand mit der Kraft, die ihr noch verblieb. „Ich fühle… die Kälte schon. Sie greift nach… mir. Es ist...“ fügte sie zitternd hinzu, doch sprach nicht zu Ende.

„Bitte, Ayashi…bleib’ bei mir! Ich kann dich nicht gehen lassen. Bleib’ bei mir.“ meinte Sesshoumaru verzweifelt und unter Tränen und schüttelte den Kopf, während er ihr Haar und ihre Stirn küsste.

„Ich glaube… nicht, dass du… oder ich… eine Wahl… haben. Ich…“ begann Ayashi und wurde durch ein ersticktes Husten unterbrochen, doch sie beruhigte sich schnell wieder.

Sie schmeckte Blut in ihrem Mund. Ihre Lunge war also verletzt. Ihr Körper bebte. Sie fror. Sie verlor ja auch viel Blut. Und das schnell. Heiße Tränen traten ihr aus den Augen und rannen ihre Wangen hinab. Sie hatte nicht mehr viel Zeit. Sie spürte es.

„Es tut mir… so leid, Sesshoumaru, aber ich…“ fuhr sie fort, brach aber wieder ab, als er den Kopf schüttelte, ihre Wangen streichelte und ihre Tränen fort strich.

„Hast du noch große Schmerzen?“ fragte er leise und streichelte ihre Wangen, ihre Lippen, ihre Stirn… als wolle er mit jeder Berührung sicher machen, dass er sich immer an das Gefühl ihrer Haut erinnern würde, oder dass sie noch möglichst viel seiner Zärtlichkeiten mit sich nahm.

„Nein, ich spüre kaum… mehr etwas. Kälte… Taubheit. Aber keine Schmerzen mehr.“ erwiderte sie und lächelte schwach. „Und ich… habe keine Angst. Ich fürchte mich nicht. Ich glaube, sie wird… friedlich sein… und warm… schützend vielleicht, die Welt, in die ich… gehe.“

Ayashi spürte, wie sich Sesshoumarus Griff ein wenig um sie festigte, als könnte er dadurch verhindern, dass sie gehen musste… gehen würde.

„Das ist alles meine Schuld, Ayashi.“

„Nein, sag’ so etwas… sag’ so etwas nicht!“ widersprach sie, doch ihre Worte enthielten nicht mehr die Dringlichkeit, die sie ihnen gerne verliehen hätte, und schüttelte den Kopf.

„Letztendlich… hatte deine Mutter doch Recht. Ich wurde zu deinem Tod.“

„Nein. Du wurdest mein Leben, Sesshoumaru. Und ich… bereue das nicht. Das werde ich niemals… Niemals.“ sagte sie, legte ihre Hand sanft an seine Wange und suchte seinen Blick, ehe sie ihn kraftlos zu sich zog, dass sich ihre Lippen sanft berührten.

Seine Lippen noch einmal auf ihren zu spüren…. war so unendlich zart und liebevoll. So rein und süß, doch schließlich ließ er sie zurück sinken und betrachtete sie, während er wieder ihre Hand in seine nahm.

„Ayashi, du bist das einzige in meinem Leben, das immer Sinn ergeben hat. Ich kann nicht… Kannst du mir sagen, wie ich ohne dich… Ayashi, ohne dich…“

„Du wirst… ohne mich leben, Sesshoumaru. Du wirst… es können. Glaube mir. Ich… glaube, dass du… es kannst. Und du musst…“

Sesshoumaru schüttelte den Kopf, doch Ayashi nickte, entzog ihm ihre schmale Hand und zog mit unsicheren Fingern die Kette mit dem Amulett, die er ihr geschenkt hatte, aus ihrer Kleidung, um sie abzunehmen.

„Was tust du?“ fragte er und hinderte sie daran.

„Gib’ sie… jemandem… einer Youkai, mit der du regieren wirst… die dein Leben mit dir teilen wird, damit du nicht… allein bist.“

„Nein.“ weigerte er sich. „Nein. Du bist die einzige für mich. Immer. Ewig.“ fügte er hinzu.

„Sesshoumaru…“ konnte sie nur sagen, doch sie sah, dass er sich nicht erweichen lassen würde.

Stur schüttelte er den Kopf und küsste sie erneut. Ayashi schmeckte die salzigen Tränen auf seinen Lippen und auch ihre eigenen. Ihr Körper wurde kühler und kraftloser. Sesshoumaru spürte es, als er sie hielt, und es brach ihm das Herz. Sie lag gegen ihn gesunken, doch gleichzeitig wurden ihre Glieder langsam starr. Ihre Lippen reagierten kaum noch auf seine und erwiderten seinen Kuss nur noch schwach.

„Mein Vater… sag’ ihm, dass ich ihn liebe. Und meine Schwester… Und…“ bat Ayashi leise, als sich ihre Lippen wieder trennten, und Sesshoumaru nickte.

„Ich werde es ihnen sagen. Und Ayame. Ich werde deiner Familie… beistehen, als sei es meine eigene, wenn sie es zulässt. Ich verspreche es dir.“ versicherte er und Ayashi nickte leicht.

„Lass’ mich nun gehen.“ bat sie leise, doch er schüttelte den Kopf.

„Ich kann nicht. Wenn du gehen musst, geh’, aber bitte mich nicht darum, dich aufzugeben… dich freiwillig gehen zu lassen. Das kann ich nicht.“ entgegnete er leise, doch er wusste, dass es keine Rolle mehr spielte, ob er sie gehen ließ oder nicht.

„Ich liebe dich, Sesshoumaru.“ flüsterte sie kaum hörbar. „Immer. Ewig.“ fügte sie hinzu und küsste seine Handfläche, wie er es so oft bei ihr getan hatte.

Ayashi sah Sesshoumaru ruhig an und ein letzter Atemzug hob ihre Brust, mit dem sie ihre letzten Worte an ihn richtete.

„Ich werde… immer bei dir sein. Um dich herum… In dir… Und du immer bei mir… und in mir…“ hauchte sie schwach, bevor der letzte Lebenshauch sie endgültig verließ.

Sesshoumaru schrie verzweifelt auf und presste Ayashis leblosen Körper an sich, bis er fühlte, dass sich das Gefühl ihres Körpers veränderte. Unsicher ließ er sie etwas aus seinen Armen und betrachtete sie. Ihr Gesicht wirkte so friedlich. So… als würde sie schlafen.

Ein warmes Licht drang aus Ayashis Körper und umhüllte sie wie eine reine Aura, und Sesshoumaru konnte nichts tun, sondern nur fassungslos beobachten, dass das Licht Ayashi umarmte und umgab, bis sich ihr Körper darin auflöste und von Ayashi nichts weiter blieb als ein Windhauch, der für immer aus Sesshoumarus Armen entglitt.

Er hatte Ayashi für immer verloren. Immer. Ewig. Und in seinem Inneren spürte er eine endlose Leere und eine tiefe Finsternis, die sein Herz mit ihren dunklen Flammen umschloss und gefangen nahm. Immer. Ewig.



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