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Ayashi - Der Weg zur Wahrheit

(überarbeitet)
von

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Einige Tage später beobachtete Ayashi von ihrem Lager aus, wie Sesshoumaru sich gerade wieder seinen Haori anzog. Von den drei tiefen Schnitten konnte sie nichts mehr sehen und sie war sehr froh darum. Es war schwierig genug gewesen, dem Ritual beizuwohnen, doch ständig die Wunden auf Sesshoumarus Brust zu sehen, war beinahe noch schlimmer gewesen.

„Woran denkst du?“ fragte Sesshoumaru, als er Ayashis nachdenklichen Blick sah, der auf ihm haftete.

„Ich bin sehr froh, dass das Ritual hinter dir liegt.“ gab sie zu und Sesshoumaru lächelte flüchtig, ehe er verbesserte:

„Uns. Dass es hinter uns liegt.“

Ayashi nickte leicht und drehte richtete sich auf ihre Ellenbogen auf, wobei sich das Laken etwas verschob, dass ihr Brustansatz zu sehen war.

„Ayashi, du weißt, dass ich gehen muss.“ murmelte Sesshoumaru und Ayashi richtete schuldbewusst und lächelnd das Laken so, dass er nichts sehen konnte. „Danke.“ meinte er und legte seinen Obi an.

„Was wirst du nun tun?“ wollte Ayashi nach einer Weile wissen.

„Du meinst, weil ich jetzt wirklich der Herr des Westens bin?“ fragte er und Ayashi nickte. „Es wird sich nicht viel für mich ändern. Der Rat wurde schon unterrichtet, aber auch in seinem Verhalten mir gegenüber wird sich nichts ändern. Für die Mitglieder des Rates war ich seit dem Tod meines Vaters sein Nachfolger, der neue Herr.“ erklärte er und Ayashi nickte noch einmal. „Es gibt nur eine Sache, die ich nun erst wirklich verfolgen kann.“

„Und die wäre?“ fragte sie und schaute ihm zu, wie er sich umständlich den Obi band.

„Die Suche nach einer geeigneten Gefährtin.“ lächelte Sesshoumaru und warf Ayashi einen kurzen Blick zu.

Ayashi erhob sich grinsend, schlang das Laken um ihren Körper und ging barfuß hinüber zu Sesshoumaru.

„Ich denke, die hast du auch nötig.“ erwiderte sie, schob seine Hände von seinem Obi zur Seite und half ihm.

Sesshoumaru blickte auf sie hinab und küsste ihre Stirn und ihr Haar.

„Das Ritual, Ayashi, hat mir eines mit ganzer Deutlichkeit gezeigt. Ich will nicht mehr ohne dich leben.“

„Das weiß ich für meinen Teil nicht erst seit wenigen Tagen.“ beschwerte sich Ayashi, doch sie vermutete, dass es Sesshoumaru nicht nur um seine aufrichtigen Gefühle für sie ging.

„Ich werde offiziell um dich werben, Ayashi.“ sagte er und sie hielt in ihren Bewegungen inne.

„Ich dachte, das… ginge nicht.“ flüsterte sie und Sesshoumaru zuckte die Schultern.

„Ich bin nicht mehr bereit, das hinzunehmen. Ich werde einen Weg finden, auch wenn ich ihn gegen alle Konventionen gehen muss.“ verkündete Sesshoumaru, doch Ayashi blieb skeptisch.

„Wie?“ fragte sie nur.

Sie wollte hoffen. Sie wollte, dass es eine gemeinsame Zukunft für Sesshoumaru und sie gab. Sie wollte seine Gefährtin sein. Sie wollte auch öffentlich an seiner Seite stehen dürfen…

„Dein Vater möchte sich mit dir versöhnen.“

„Ich weiß. Deshalb kommt er auch noch heute, sagtest du.“ erinnerte Ayashi, worauf er nickte.

„Dein Vater… Kataga… Ich wollte dir noch nichts davon sagen, weil ich dachte, es ist zu früh, aber ich finde, du solltest es wissen.“

„Was denn?“ wollte Ayashi wissen und blickte ihn fragend an.

„Er hat mir in Kyoto sehr deutlich gezeigt, dass er mich respektiert und akzeptiert. Er hat mir zu verstehen gegeben, dass er mich schätzt. Ich habe das Gefühl, dass ich nicht mehr der Sohn eines Freundes für ihn bin, sondern sein Freund. Verstehst du?“

„Ja, ich verstehe.“ lächelte Ayashi und stellte sich auf die Zehenspitzen, um Sesshoumaru leicht auf die Lippen zu küssen. „So werbe um mich, edler Fürst.“ flüsterte sie, als sie ihre Lippen von seinen wieder zurückzog, doch Sesshoumaru packte sie und verwickelte sie erneut in einen leidenschaftlichen Kuss, ehe er sich an diesem Morgen von ihr verabschiedete und erst wieder mit Kataga zu ihr stoßen wollte.
 

Ayashi hatte nach zwei Dienerinnen rufen lassen, die sie für das Treffen mit ihrem Vater zurechtmachen sollten. Vorab hatte Ayashi einen dunkelgrünen Kimono mit silbernen ornamentalen Mustern gewählt, dessen Grün das Grün ihrer Augen widerspiegelte. Die Youkai halfen ihr mit ruhigen und sicheren Bewegungen beim Ankleiden und geleiteten die Prinzessin aus Fukuoka dann zu einem Tisch, vor dem sie ihr das Haar frisierten, sie schminkten und sie ein wenig mit duftendem Parfüm besprühten, während Ayashi ihren Gedanken nachhing.

Sie war nicht nervös und aufgeregt, oder in irgendeiner Weise verstimmt, da sie in kurzer Zeit ihren Vater treffen und mit ihm sprechen sollte. Sie wollte den vergangenen Streit mit ihm am liebsten vergessen, oder zumindest aus der Welt räumen. Es war schon viel zu lange her, dass sie ihn gesehen hatte. Und nun freute sie sich auf ihn und hoffte, dass er sich genauso freute, sie zu sehen, wovon sie ausging, denn er hatte die Versöhnung eingeleitet.

„Hime-Sama, Ihr seid bereit.“ meinte eine der Dienerinnen und Ayashi blickte bewusst in den Spiegel, in den sie wohl schon die ganze Zeit geblickt hatte.

„Danke. Ich bin sehr zufrieden.“ entgegnete sie und die Dienerinnen verneigten sich. „Ihr könnt Euch zurückziehen.“ bat Ayashi sie nur noch und die Dienerinnen verließen den Raum.

Ayashi blickte ihnen nach und fragte sich wie schon so oft, was sie wohl von ihr halten mochten. Wen mochten die Dienerinnen oder auch die Beamten im Schloss in ihr sehen? Natürlich behandelten sie alle respektvoll, wie es ihr als Hime zustand, doch redeten sie ab und zu über sie? Wunderten sie sich darüber, dass sie nun schon einige Zeit hier war? Sahen sie in ihr nur die Hime, die Tochter des großen Fürsten Katagas, oder vermuteten einige, dass sie vielleicht in absehbarer Zeit ihre Herrin sein konnte?

Ayashi spürte, wie ihr Herz schneller schlug, als sie sich diese Gedanken machte. Herrin des Westens? Niemals hatte sie sich getraut, so etwas anzunehmen, und immer war sie damit zufrieden gewesen, Katagas Tochter und Erbin seines Reiches zu sein – wenn man davon absah, dass einige Konsequenzen ihrer Herkunft ihr die Zukunft mit Sesshoumaru verwehrt hatten.

„Verwehrt hatten.“ murmelte Ayashi bei sich und blickte in den Spiegel, wobei ihre Augen hoffnungsvoll glänzten.

Sesshoumaru hatte die Hoffnung, dass sie Gefährte und Gefährtin werden konnte. Und auch Ayashi spürte sie in sich. Diese Hoffnung, die so viel Glück in ihr auslöste, dass sie kaum noch atmen konnte.
 

Am Nachmittag unterrichtete man Ayashi, dass ihr Vater bald eintreffen würde, weshalb sie in Begleitung einiger Diener ihre Gemächer verließ, um ihn im Hof gemeinsam mit Sesshoumaru zu empfangen. Sesshoumaru stand schon mit seinen Beamten empfangsbereit im Hof, als sie ihn betrat, hinüber ging und Sesshoumaru höflich grüßte.

„Ihr seht bezaubernd aus, Ayashi-Sama.“ meinte er leise, doch so, dass die Beamten es hören konnten.

„Ich danke Euch, Sesshoumaru-Sama.“ entgegnete Ayashi und lächelte ihn an.

„Zieht euch bitte zurück. Wir werden Kataga-Sama allein empfangen.“ wandte er sich an seine Beamten und Ayashi blickte ihn fragend an. „Es ist besser so, glaub’ mir.“ meinte er nur, worauf sie nickte.

Wenig später schritt eine hochgewachsene, edle, männliche Gestalt durch das Tor und Ayashi erkannte sie sofort als ihren Vater. Er war allein gekommen, was Ayashi nicht erwartet hatte, doch sie freute sich so sehr, ihn zu sehen, dass sie sich kaum an der Stelle halten konnte, an der sie stand. Sie wollte zu ihm laufen, sie wollte ihn umarmen und ihn um Vergebung bitten.

Sesshoumaru spürte Ayashis drohenden Gefühlsausbruch und warf ihr kurz einen Blick zu. Sie standen so dicht beieinander, dass er es wagte, unbemerkt seine Hand auf ihren unteren Rücken zu legen, um ihr das Gefühl von Sicherheit zu vermitteln, worauf sie tief durchatmete, den Blick zu ihm hob und ihm zunickte.

Kataga trat näher und Sesshoumaru und Ayashi verneigten sich vor ihm.

„Willkommen in Shimonoseki, Kataga.“ begrüßte ihn Sesshoumaru und reichte nun seinem Verbündeten die Hand so, dass ihre Hände sich an den Unterarm des anderen legten, eine Geste, die nun angebracht war, weil sie sich nicht mehr mit Höflichkeitsformen ansprachen.

„Vielen Dank, Sesshoumaru.“ entgegnete Kataga und ließ seinen Blick zu Ayashi wandern.

Kataga ließ Sesshoumarus Arm los und blickte Ayashi eine scheinbar lange Zeit ins Gesicht, ehe er sich besann, dass er das Wort an sie richten sollte.

„Ayashi.“ meinte er und sie nickte ihm freundlich zu.

„Vater.“ entgegnete sie und bemerkte, wie ihre Stimme zitterte.

Kataga hörte es ebenfalls und lächelte sie an, ehe er sie ohne ein weiteres Wort in seine Arme zog und an sich drückte.

„Ich habe dich so sehr vermisst.“ flüsterte er und Ayashi biss sich auf die Lippen, um nicht in Tränen auszubrechen, doch sie fühlte, dass es dafür zu spät war.

Auch sie hatte ihn vermisst. Sie hatte vermisst, von ihm in die Arme genommen zu werden. Sie hatte es vermisst, seinen Duft einzuatmen. Sie hatte die Sicherheit vermisst, die nur ihr Vater ihr geben konnte, und die er ihr schon als kleines Kind geboten hatte.

„Vergib’ mir.“ brachte sie nur tonlos hervor und spürte, wie Kataga den Kopf schüttelte und sie fester an sich presste.

„Es gibt nichts, was ich dir vergeben müsste, Ayashi.“

Ayashi drückte ihre Stirn gegen seine Brust und schluckte die Tränen hinunter, so gut sie es vermochte, doch Kataga schob sie ein wenig von sich, sodass er in ihr Gesicht sehen konnte.

Er lächelte und wischte ihr mit den Daumen die Tränen von der Wange.

„Kannst du mir vergeben, dass ich dir mit Unverständnis begegnete, als du Verständnis brauchtest, und dass ich dir deine Heimat genommen habe, als du Sicherheit und Geborgenheit gebraucht hast?“ fragte er sie.

„Das habe ich schon längst getan, Vater.“ flüsterte sie und Kataga schloss sie wieder in seine Arme.

„Ich liebe dich, meine wunderschöne Ayashi… meine Tochter.“ gab er zurück und hielt sie einfach nur bei sich, während Sesshoumaru zufrieden neben ihnen stand und sie wenig später in das Schloss geleitete, wo er sie allein ließ, damit sie ungestört miteinander reden konnten.



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