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Ayashi - Der Weg zur Wahrheit

(überarbeitet)
von

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Sesshoumaru lehnte sich entspannt zurück und genoss die Stille um sich herum. Bis vor wenigen Minuten hatte er in der Sitzung des Rates gesessen, hatte diskutiert und zugehört, Vorschläge gemacht, angenommen oder abgewehrt, hatte Verbündete getroffen und sich mit ihnen beraten, gestritten und zum Teil auch entzweit, was nicht weiter schlimm war, denn im Großen und Ganzen waren sie in den wichtigen Punkten dennoch überein gekommen.

Es war nicht nur die politischen Aspekte, die für Sesshoumaru erfolgreich verlaufen waren. Der Rat wusste inzwischen auch von Ayashis Aufenthalt in Shimonoseki und stimmte ihm nicht nur zu, sondern befürwortete ihn sogar. Kataga und er waren nicht wenig überrascht gewesen, als der Wortführer des Rates, ein angesehener und alter Fürst aus dem hohen Norden, seiner Zustimmung dermaßen öffentlich Ausdruck verliehen hatte, indem er eifrig genickt hatte.

Ayashi durfte nun also in Shimonoseki bleiben so lange sie wollte und Sesshoumaru konnte sich das Lächeln nicht verkneifen, das deshalb um seine Mundwinkel zuckte.
 

Ein leises Klopfen ließ ihn den Kopf heben und eine Augenbraue hochziehen, da er niemanden mehr erwartete. Langsam erhob er sich und öffnete die Schiebetür ein wenig, um wenig später verwundert in Katagas Gesicht zu blicken.

„Entschuldigt die späte Störung, Sesshoumaru. Habt Ihr einige Minuten Zeit?“ fragte er und Sesshoumaru nickte, obwohl er noch immer nicht recht wusste, was Kataga nun – nach stundenlangen Verhandlungen im Rat – noch von ihm wollen konnte.

„Sicher.“ meinte er und trat zur Seite, sodass Kataga den Raum betreten konnte, während er sich noch ein wenig darüber wunderte, warum Kataga ihn nur mit seinem Namen ansprach.

„Danke. Ich hatte schon befürchtet, Ihr seid nach der Versammlung gleich abgereist.“

„Nein, ich werde erst morgen früh aufbrechen.“ erklärte Sesshoumaru und Kataga nickte, folgte seinem Gastgeber zu den Sitzkissen und ließ sich mit ihm nieder.

„Was kann ich für Euch tun? Worum geht es?“ fragte Sesshoumaru schließlich, als Kataga eine Weile stumm blieb und sich nur im Raum umblickte.

„Ich hoffte, Ihr könntet mir… Ich möchte mich nach dem Befinden meiner Tochter erkundigen, Sesshoumaru.“

„Es geht ihr gut, das versichere ich Euch. Es fehlt ihr an nichts in Shimonoseki.“

„Ja, das weiß ich. Nein, ich frage nicht so sehr nach ihrem körperlichen Befinden, sondern… Wie geht es ihr, versteht Ihr?“

„Ich verstehe. Hm, um ehrlich zu sein, muss ich zugeben, dass ich Eure Tochter natürlich noch nicht so gut kenne, um…“

„Ich bitte Euch!“ unterbrach ihn Kataga und Sesshoumaru verstummte. „Sagt nicht, dass Ihr keine Vermutung habt. Ihr habt doch einen gesunden Verstand und wart in der letzten Zeit um meine Tochter… Hat sie keine Andeutungen gemacht?“

„Andeutungen… bezüglich welcher Sache?“ fragte Sesshoumaru, da er Kataga wirklich nicht folgen konnte.

Kataga seufzte, wollte ansetzen, etwas zu sagen, seufzte aber nur noch einmal auf, weshalb Sesshoumaru hilfsbedürftig den Kopf schüttelte.

„Wie Ihr wisst, Sesshoumaru, bedeutet mir meine Tochter sehr viel. Sie ist… mein ein und alles.“ meinte er schließlich und machte eine kleine Pause, ehe er fortfuhr: „Nun, abgesehen von den letzten Jahren, sind wir immer sehr gut miteinander ausgekommen. Ich wollte wissen, ob sie… in Betracht zöge, vielleicht… einer Versöhnung zuzustimmen?“

„Ihr wollt Euch mit Eurer Tochter versöhnen…“

„Ich möchte sie wieder in meiner Arme schließen, versteht Ihr? Ich möchte nicht, dass sie wütend ist oder verletzt. Es ist nur schon so viel Zeit vergangen und ich weiß nicht, ob sie… mich anhören würde, wenn ich sie für mein Verhalten um Vergebung bitte, zumal ich nicht sehr viel anders hätte handeln können.“ erklärte Kataga.

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie Euch vor den Kopf stoßen würde. Nein, wirklich nicht.“

„Glaubt Ihr, Sesshoumaru?“

„Ja, nach allem, was ich über Eure Tochter erfahren habe, hat sie ihre Prinzipien und tritt für sie ein, doch es liegt mir deshalb trotzdem sehr fern, sie als starr und unnachgiebig anzusehen. Im Gegenteil: Ich empfinde die Anwesenheit Eurer Tochter als sehr erfrischend und reizend und halte sie für eine wirklich liebenswerte, wundervolle Person.“ versicherte Sesshoumaru und bemerkte, dass er schwärmerisch von ihr sprach, weshalb er schnell hinzufügte: „Wenn Ihr es wünscht, werde ich mit ihr sprechen, und Euch dann nach Shimonoseki einladen, damit Ihr Eure Tochter treffen könnt.“

„Das wäre sehr zuvorkommend, Sesshoumaru, doch Ihr müsst nicht als Mittler auftreten. Fragt sie bitte lediglich, ob sie ihren Vater sehen möchte.“ bat Kataga und Sesshoumaru nickte.

„Wie Ihr wünscht.“ fügte er hinzu und Kataga erhob sich, während Sesshoumarus vorherige Worte noch in seinen Ohren hallten.

Erfrischend. Reizend. Liebenswert. Wundervoll… Konnte es sein, dass Sesshoumaru sich in seine Tochter verliebt hatte? Der sonst so beherrschte und korrekte Sesshoumaru, dem noch nie jemand eine Schwäche für eine Youkai nachsagen konnte?

„Sesshoumaru, Ihr wart mir eine große Hilfe.“ meinte er, doch er war immer noch mit seinen Gedanken ganz wo anders.

„Es ist nicht der Rede wert, gewiss nicht, Kataga-Sama.“ versicherte Sesshoumaru und neigte leicht den Kopf.

„Einen Gefallen noch, Sesshoumaru… Ich bestehe darauf, dass Ihr die höfliche Anrede ab sofort unterlasst. Ich fühle mich Euch näher als zuvor und stelle fest, dass ich in Euch auch einen Verbündeten in privaten Dingen gefunden habe.“

„Sehr gern, Kataga. Wirklich gern.“ meinte Sesshoumaru und verabschiedete sich von Kataga, dem langsam bewusst wurde, dass er das Interesse Sesshoumarus an Ayashi nicht schlimm fand, obwohl er aus politischen Gründen erst einmal etwas dagegen haben sollte.

Sesshoumaru blieb allein zurück und schloss erleichtert die Tür. Es war nicht so, dass er froh war, dass Kataga endlich verschwunden war, doch er musste ihn so nicht mehr belügen. Hatte er etwas bemerkt, als er so von Ayashi geschwärmt hatte? Sesshoumaru konnte es unmöglich sagen. Er wusste nur, dass er sich endlich ein Ende dieses Versteckspiels wünschte, doch würde es jemals dazu kommen?
 

Sesshoumaru erreichte Shimonoseki nur wenige Stunden nach seinem Aufbruch von Kyoto. Er machte sich schnell frisch, erkundigte sich bei seinen Beamten nach eventuell ungewöhnlichen Vorkommnissen während seiner Abwesenheit, die nicht stattgefunden hatten, und fragte dann nach Ayashi, von der man ihm berichtete, dass sie sich in den Gärten aufhielt.

Sofort verließ er das Schloss und ging mit scheinbar wenig eiligen Schritten in die Parkanlage. Ayashi stand am Rand eines künstlichen Teiches und blickte ruhig auf die Wasseroberfläche.

„Du bist wieder da.“ bemerkte sie, als er leise hinter sie trat, und blickte sich kurz zu ihm um.

„Ich wollte gestern Nacht nicht noch aufbrechen.“ entschuldigte er sich, doch sie schüttelte den Kopf.

„Das ist schon in Ordnung. Es sollte kein Vorwurf sein.“ versicherte sie und ging langsam an ihm vorbei.

Sesshoumaru folgte ihn und gemeinsam schlenderten sie langsam den Weg entlang. Noch immer hing das trübe Grau des Morgens im Himmel und es war auch nicht sehr wahrscheinlich, dass es sich tagsüber aufhellen würde. Der Herbst hatte das Land inzwischen in eisernem Griff.

„Wie ist die Versammlung verlaufen?“ fragte Ayashi schließlich, da Sesshoumaru überhaupt nichts erzählte.

„Zu meiner Zufriedenheit. Dein Aufenthalt in Shimonoseki ist… nun offiziell gebilligt.“

„Sehr schön.“ lächelte Ayashi und berührte kurz und verdeckt seine Hand, da sie einfach nicht widerstehen konnte. „Weißt du, ich kann einfach nicht aufhören, daran zu denken, wie schön es wäre, wenn wir unsere Zuneigung nicht mehr geheim teilen müssten.“

„Ich auch, Ayashi, aber im Moment…“

„Ich weiß.“ seufzte sie und zog ihre Hand zurück, ehe sie wieder etwas mehr Abstand zwischen sich und ihn brachte.

„Dein Vater hat mich um einen Gefallen gebeten.“ meinte er und Ayashi fuhr herum, da sie das nicht erwartet hatte. „Nichts Schlimmes.“ beruhigte er sie und hob eine Hand. „Er möchte nur, dass ich dich frage, ob du bereit wärst, dich mit ihm zu treffen… Er möchte sich mit dir versöhnen.“

„Wirklich?“ fragte Ayashi etwas ungläubig, worauf Sesshoumaru nickte. „Endlich!“ stieß sie erleichtert aus und lachte leise, als sie Sesshoumarus Gesicht sah. „Du hast keine Ahnung, wie lange ich darauf insgeheim schon hoffe!“ fügte sie hinzu und konnte ihr Glück kaum fassen.

„Dann werde ich ihm Bescheid geben. Wann möchtest du ihn sehen?“

„Von mir aus… morgen schon oder in wenigen Tagen, aber er soll kommen, wenn er es einrichten kann.“ gab sie zurück und Sesshoumaru schüttelte den Kopf, weshalb sie ihn fragend anblickte.

„Ich möchte heute Abend die Nachtwache vollziehen. Es ist Zeit.“

„Dann werde ich bei dir sein.“ versprach Ayashi und nickte ihm zu.

„Ich danke dir, Liebste.“ meinte er ernst und leise. „Hast du Inuyasha gefunden und mit ihm gesprochen?“ fragte Sesshoumaru nach einer Weile und Ayashi nickte etwas betrübt, ehe sie ihm von der Begegnung mit seinem kleinen Bruder erzählte.



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