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Ayashi - Der Weg zur Wahrheit

(überarbeitet)
von

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Ayashi spürte eine große Langeweile in sich und bemühte sich mit eisernem Willen, ihren Geist und ihr Herz zur Ruhe zu zwingen. Seit dem Morgen war Sesshoumaru nun schon aus dem Schloss in Shimonoseki fort – und nun war es später Nachmittag, eher vielleicht schon Abend, denn die Sonne ging in diesen Tagen schneller unter. Sie wusste nicht genau, wie sie die langen Stunden des Tages geduldig hatte verstreichen lassen, doch sie konnte sich nicht erinnern, dass sie überhaupt etwas getan hatte.

Sie hatte gewartet. Geduldig und ausharrend – und so, dass keiner bemerkte, dass sie auf Sesshoumarus Rückkehr wartete, denn am späten Vormittag hatte sie vorgegeben, dass ihr nicht ganz wohl sei, weshalb sie allein in ihren Gemächern geblieben war. Am Nachmittag teilte sie einer Dienerin mit, dass sie einen wohltuenden Spaziergang durch die ausgedehnten Gärten unternehmen wollte, der ihr helfen sollte, sich besser zu fühlen.

Ayashi blickte in den Himmel. Über ihr zog ein Schwarm Vögel gleichförmig und einheitlich über den trüben Himmel und wechselte einige Male schnell und wendig die Flugrichtung. Der Winter würde nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen, wusste Ayashi und seufzte. Ein weiteres Jahr war verstrichen, und es schien ihr schneller vergangen zu sein als dieser eine Tag, der sich scheinbar endlos hinzog. Es gab nichts Schlimmeres als zu warten!

Ihr Blick glitt wieder herab und streifte die niedrigen Büsche und Bäume, die sich immer wieder zu atemberaubenden Ausblicken aus das Gelände öffneten und wunderschöne Teiche mit verzierten Brücken, verschlungene Wege, filigrane Pavillons und steinerne Statuen auftauchen ließen. Ayashi erinnerte sich noch gut an die blühende Pracht der Gärten, denn sie hatte sie oft mit Inu-no-taishou beschritten, doch selbst nun, da jede Blüte verschwunden war und sich die Pracht und der Reichtum auf Schattierungen von Grün und Braun beschränkten, kam ihr der Garten herrlich vor.
 

„Verzeiht, Ayashi-Sama… Darf ich näher treten?“ fragte Yaken, der in einiger Entfernung stehen geblieben war und sich tief verneigte.

„Tritt’ näher, Yaken.“ gewährte Ayashi und er eilte mit kleinen, flinken Schritten zu ihr.

Ayashi warf ihm einen auffordernden Blick zu und setzte sich auf die Bank, auf der sie an diesem Tag schon einige Male gesessen hatte, von der sie aber auch immer wieder aufgestanden war, um durch die Gärten zu spazieren. Sie wusste nicht mehr genau, wie oft sie sich auf eine Bank gesetzt hatte, nur um festzustellen, dass sie es nicht aushielt, im Sitzen auf Sesshoumaru zu warten. Sie hatte herumgehen müssen.

„Die Dienerinnen sagten mir, Ihr fühlt euch nicht wohl?“ erkundigte Yaken sich vorsichtig und Ayashi wunderte sich etwas darüber, dass er erst jetzt damit zu ihr kam, denn das ließ darauf schließen, dass er es nun erst erfahren hatte.

„Es geht mir schon wieder viel besser, danke.“ entgegnete Ayashi und lieferte ihm keine weiteren Erklärungen, da sie das nicht musste.

„Es ist mir ein Bedürfnis, Euch zu versichern, dass Ihr stets – zu jeder Tages - und Nachtzeit - mit allen Wünschen nach meinen Diensten verlangen könnt.“

Ayashi nickte nur knapp. Yakens Anwesenheit störte sie nicht direkt, doch sie war mit ihren Gedanken eh bei Sesshoumaru. Die Abenddämmerung legte sich sacht über die Gärten und ließ die einzelnen Konturen der Gewächse und des Geländes ineinander verschwimmen.

„Habt Ihr im Moment einen Wunsch, Ayashi-Sama?“ fragte Yaken und Ayashi schüttelte den Kopf.

Es war Abend… bald würde es Nacht – und noch immer gab es keine Neuigkeiten oder auch nur den kleinsten Hinweis, dass Sesshoumaru zurückkommen würde oder erreicht hatte, worum er sich bei Kataga hatte ermühen wollen.

Yaken nickte, verneigte sich und wollte sich zum Gehen wenden, als Ayashi plötzlich meinte:

„Hast du eine Vermutung, wann Sesshoumaru-Sama von seinem Termin zurück sein wird?“

„Nein, Ayashi-Sama… Er machte keine Angaben über die Dauer seiner Abwesenheit.“ gab Yaken Auskunft und wollte neugierig wissen: „Wieso fragt Ihr, Ayashi-Sama?“

„Du musst wissen, dass ich meinen Vater seit längerer Zeit nicht gesehen habe. Es verlangt mich nun geradezu danach, von Sesshoumaru-Sama Neuigkeiten über meinem geliebten Vater und seinem Befinden zu hören, denen ich Glauben schenken kann, denn bisher war ich auf Gerüchte angewiesen.“

„Wieso habt Ihr Euren Vater so lange nicht gesehen? Warum geht Ihr nicht zu ihm? Warum habt Ihr Sesshoumaru-Sama nicht nach Fukuoka begleitet?“

„Yaken, meine Gründe entziehen sich deinem Interesse.“ gab Ayashi zwar nicht unhöflich, jedoch bestimmt zurück, denn ihre Beweggründe hatten ihn tatsächlich nicht zu interessieren, und die Distanzlosigkeit seiner Fragen ärgerte sie ein wenig.

„Verzeiht mir, Ayashi-Sama!“ bat er schnell und verneigte sich so tief, dass seine spitzen Lippen beinahe den Boden berührten. „Ihr wart bestimmt lange auf Reisen und in weiter Entfernung.“ nahm er an und sie nickte leicht.
 

Ayashi streifte Yaken mit einem kurzen Blick und wandte sich dann wieder der Dunkelheit der Gärten zu. Ihretwegen konnte sich der kleine Diener nun zurückziehen. Sie hatte ihm nichts mehr zu sagen und er hatte keine Neuigkeiten über Sesshoumaru. Das bedeutete für sie, dass ihr Warten noch nicht beendet war.

„Es ist bedauerlich, dass Ihr dann wohl auch von anderen Dingen nur durch das Geschwätz Dritter erfahren habt.“ murmelte Yaken und erreichte damit wieder Ayashis volle Aufmerksamkeit.

Welche anderen Dinge? War etwa etwas geschehen, das sie unbedingt wissen sollte, das Sesshoumaru ihr bisher verschwiegen hatte, das vielleicht sogar mit den ‚nicht guten Nachrichten’ zu tun hatte? Ayashi biss sich kurz und heftig auf die Lippen und fragte mit ruhiger Stimme:

„Von welchen anderen Dingen sprichst du, Yaken?“

„Oh, Ayashi-Sama… Ich wollte Euch nicht verärgern… oder beunruhigen.“

„Das hast du bestimmt nicht.“ versicherte sie und forderte ihn auf: „Sprich! Welche anderen Dinge meinst du?“

„Ich weiß nicht genau, wie lange Ihr auf Reisen wart…“ begann er, Ausflüchte zu machen, und Ayashi entgegnete sofort:

„Ungefähr fünf Jahre. Ich verließ Fukuoka ziemlich direkt nach Inu-no-taishou-Samas Tod.“

Yaken zuckte merklich zusammen und senkte traurig den Blick, als Ayashi seinen alten Herrn erwähnte, der ihm tatsächlich sehr zu fehlen schien.

„Dann habt Ihr vielleicht gehört, dass diese Sterbliche…“

„Izayoi.“ korrigierte Ayashi automatisch und Yaken nickte.

„Izayoi… schwer krank war.“

„Ja, davon hörte ich.“ gab Ayashi zu und wunderte sich etwas darüber, dass Yaken gleich als erstes von Izayoi zu sprechen begonnen hatte, da er doch wahrscheinlich die allgemeine Meinung über sie teilte. „Wie geht es Izayoi heute?“ fragte sie deshalb weiter und Yaken zögerte.

„Sie ist tot.“ antwortete er schließlich und Ayashis Augen weiteten sich etwas vor Entsetzen.

Tot? Ja, natürlich war das nicht ausgeschlossen gewesen, als sie die Bauern über Izayoi hatte sprechen hören. Wenn sie ehrlich war, dass hatten die beiden ja schon so gesprochen, als sei ihr Tod nur noch eine Frage der Zeit gewesen. Und natürlich war es das bei Sterblichen immer – eine Frage der Zeit und der Umstände. Und dieses Risiko, durch eine Krankheit so schnell hinweggerafft zu werden, bestand bei Sterblichen tatsächlich immer, doch was war aus Inuyasha geworden, wenn seine Mutter so früh gestorben war?

„Und Inuyasha?“ wollte sie deshalb wissen, sobald sie wieder fähig war, einen klaren Gedanken zu fassen und auszudrücken.

„Er befindet sich noch im Dorf.“ gab Yaken Auskunft und Ayashi schüttelte den Kopf.

Wieso sollte sich Inuyasha noch in dem Dorf aufhalten, in dem er so verachtet worden war? Was hielt ihn dort? Warum hatte Inuyasha das Dorf nicht verlassen? Nein, sie wusste, dass das die falschen Fragen war, denn was würde ein junger Hanyou ganz allein in der Wildnis tun? Noch konnte er mit dem Leben nicht alleine zurecht kommen. Noch brauchte er jemanden, der ihm half. Die richtige Frage war:

Warum hatte Sesshoumaru Inuyasha nun nicht zu sich geholt? Nun hatte er die Möglichkeit gehabt, denn Izayoi war verstorben. Er hatte sich doch damals so sehr über ihren Entschluss geärgert, mit Inuyasha zu ihrer Familie zurückzukehren, da er genau gewusst hatte, was dies für seinen kleinen Halbbruder bedeutet würde: Verachtung, Misstrauen und Feindseligkeit. Er hatte doch versucht, genau dies zu verhindern, bis sie wirklich in die Burg ihres Vaters zurückgekehrt war.

Nein, sie konnte sich nicht vorstellen, dass Sesshoumaru ihn im Dorf gelassen hatte. Immerhin war er der einzige, noch lebende Verwandte, der sich wirklich darum sorgte, was aus Inuyasha wurde und mit ihm geschah, davon war Ayashi auch nun noch überzeugt, obwohl sie Inuyasha in Shimonoseki weit und breit nicht sah.

„Lass’ mich allein, Yaken.“ bat Ayashi, worauf sich Yaken sofort zurückzog.

Ayashi blickte in den bewölkten Nachthimmel, an dem durch die Wolken nur eine kleine Spitze der Mondsichel sichtbar wurde. Ein kühler Windhauch kam auf und zerrte lange Augenblicke an Ayashis Kimono. Izayoi war nun tatsächlich Inu-no-taishou in das Schattenreich gefolgt und hinterließ einen kleinen Jungen, der seinen Vater niemals kennen lernen und sich an seine Mutter vermutlich in nur sehr schwach erinnern würde.

Tränen stiegen in ihr auf und rannen ihre Wange hinab, während in weiter Ferne das Heulen eines einsamen Wolfes klagend die Stille durchbrach.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  sess-fan
2014-04-12T19:42:52+00:00 12.04.2014 21:42
<3<3<3<3@-}--:-DB-)


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