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Ayashi - Der Weg zur Wahrheit

(überarbeitet)
von

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Sesshoumaru lächelte leicht, nahm Ayashi in seine Arme und erhob sich mit ihr vom Boden, als könnte es ihm nicht schnell genug gehen, sie nach Shimonoseki zu bringen. Ayashi blickte ihn etwas verwundert an, ließ sich von ihm aber halten und schließlich wieder auf die Füße abstellen. Er begegnete ihrem fragenden Blick, weshalb er erklärte:

„Du hast lange genug auf dem Boden gesessen.“

Ayashi zog eine Augenbraue hoch, während Sesshoumaru sie immer noch lächelnd anblickte. Sie saß öfter auf dem Boden. Immerhin war sie Wolfsyoukai und fühlte sich mit der Natur sehr verbunden. Im Stillen überlegte sie, wie oft sie in den vergangenen Jahren auf dem nackten Boden gesessen und gelegen hatte, doch sie sah ein, dass es leichter war, sich das Gegenteil zu fragen.

Hatte sie jemals woanders geruht? Langsam schüttelte sie den Kopf und blickte nachdenklich an sich herunter, offenbar nur um festzustellen, dass ihr heruntergekommenes Gewand wenigstens dazu passte.

Ayashi hatte bisher nicht bemerkt, wie staubig und abgetragen ihre Kleidung war, doch jetzt da Sesshoumaru in ihrer Nähe war und sie seine Schönheit beinahe blendete, wollte sie nichts sehnlicher, als den Schmutz und die Einsamkeit der Wildnis wieder hinter sich zu lassen. Sie war niemals genauso wie Ayame gewesen. Sie liebte zwar die Freiheit, doch trotzdem schätze sie den Komfort von prächtig ausgestatteten Räumlichkeiten, die es zweifellos auch in Kochi gab, und kostbarer Seide auf ihrer Haut.

Sie seufzte leise und wehmütig, weshalb Sesshoumaru sie sofort alarmiert anblickte, als er sich nach ihren Schwertern bückte.

„Stimmt etwas nicht?“ fragte er, als er sah, dass sie mit ihren Gedanken abgeschweift war.

„Ich sehe furchtbar aus.“ teilte sie ihm mit, wobei sie es kaum für möglich hielt, dass er das noch nicht selbst festgestellt hatte.

Sesshoumaru blickte sie ernst an und schüttelte den Kopf. Er strich ihr schweigend das unordentliche Haar aus dem Gesicht und zupfte mehrere Blätter von ihren Schultern.

„Du wirst niemals furchtbar aussehen.“ versicherte er und sie legte den Kopf schief.

„Das sagst du nur so.“ meinte sie amüsiert und nahm ihm ihr Schwert aus der Hand, das er ihr reichte.

„Nun, deine Kleidung ist in der Tat ein wenig… abgenutzt.“ gab Sesshoumaru nach, doch war sichtlich bemüht, ihr nicht zu nahe zu treten, während er sein Schwert wegsteckte.

„Immerhin.“ entgegnete Ayashi und nickte zufrieden, da er zumindest das zugegeben hatte.

„Würdest du dich wohler fühlen, wenn du dich ausziehst?“ fragte er und ein schelmisches Funkeln blitzte in seinen Augen auf.

„Das ist eine sehr gute Idee.“ schloss sich Ayashi herausfordernd an und bemerkte, dass er sie bereits in seine Arme schließen wollte, weshalb sie lachte und sich ihm entzog.

Sesshoumaru blickte ihr nach, als sie wenige Schritte zur Seite wich und das Schwert zurück in die Scheide steckte. Er brummte unwillig und sie lachte noch einmal.

„Ich fürchte nur, meine Kleidung ist nicht das einzige, was schmutzig ist.“

„Das macht mir nichts.“ versicherte er und näherte sich ihr wieder.

„Ich meinte unter anderem auch deine Gedanken.“

„Das macht mir noch weniger aus.“ grinste Sesshoumaru.

Ayashi entzog sich ihm dieses Mal nicht, sondern streckte sich zu seinen Lippen nach oben und schloss ihre Arme um seinen Nacken, als er sich zu ihr herabneigte, um sie zu küssen.

„Trotzdem, Sesshoumaru…“ meinte sie, wurde jedoch von weiteren Küssen unterbrochen. „Sessh…“ versuchte sie es noch einmal, doch er dachte nicht daran, sie etwas sagen zu lassen, bis sie ihre Hand nach unten an seine Brust gleiten ließ und ihn sanft wegdrückte. „Mir steht der Sinn im Moment trotzdem am meisten nach einem Bad, Sesshoumaru.“ meinte sie vorsichtig, worauf er sie noch einmal küsste, dann aber einverstanden von ihr abließ.
 

Gemeinsam schritten sie über die Ebene, wobei Ayashi es nicht verhindern konnte, dass sie einen Blick zu ihrem Kampfplatz zurückwarf. Sesshoumarus Hand tastete nach ihrer und drückte sie fest, weshalb sie ihn anblickte, ohne stehen zu bleiben.

„Wir können noch bleiben.“ meinte er, doch sie schüttelte schnell den Kopf und zog ihn sanft mit sich.

„Ich möchte nach Shimonoseki, auch wenn…“ entgegnete sie, sprach aber nicht weiter.

„Ayashi, bist du dir wirklich sicher, dass du mit mir kommen möchtest?“ fragte er.

„Natürlich!“ entgegnete Ayashi sofort und nickte noch einmal zur Bekräftigung. „Mein Vater darf nur nichts von uns wissen…“

„Das ist klar, aber ich muss…“

„… und Shimonoseki liegt nun einmal nicht sehr weit von Fukuoka. Wie soll das gehen?“

„Ayashi.“ meinte Sesshoumaru und fasste sie an den Oberarmen. „Ich werde deinen Vater davon unterrichten, dass du dich als Gast in Shimonoseki aufhältst.“

Ayashi blickte ihn einen Moment ungläubig an und Bilder rauschten vor ihr inneres Auge, wie Sesshoumaru ihrem Vater diese Neuigkeit mitteilte. Würde ihr Vater zornig? Würde ihr Vater von Sesshoumaru verlangen, Ayashi kein Gastrecht zu gewähren? Würde er sich vielleicht freuen, von seiner Tochter zu hören?

„Wie… Du kannst nicht…“

„Ich muss es sogar tun, Ayashi. An dieses ungeschriebene Gesetz müssen wir uns auf jeden Fall halten. Du kannst nicht einfach mit mir kommen, denn du wirst Dienern begegnen und bald wird man darüber reden. Wenn ich mit deinem Vater abgeklärt habe, dass du bei mir bist und auch den Rat in Kyoto davon in Kenntnis setze, gibt es keinen Grund für Gerüchte und Gerede. Dein Ruf bleibt auf jeden Fall erhalten.“

Ayashi dachte über seine Worte nach und musste zugeben, dass es stimmte. Der Aufenthalt einer Youkai in einem anderen Schloss erforderte immer diese Maßnahme, wenn es sich nicht um Verwandte handelte. Soba und Katsumoto hatten den Rat darüber informieren müssen, dass sich Ninshiki und Satori in Kochi aufhalten würden. Es war eine seltsame und sehr alte Tradition, doch sie wurde immer noch geachtet. Wahrscheinlich hatte man zu Beginn versucht, dem Aufenthalt einer Youkai bei keinen Verwandten jeglichen Beigeschmack zu nehmen, denn eine Youkai hatte in damaligen Zeiten das Schloss ihrer Familie eben nur sehr selten verlassen.

„Was sollen wir tun, wenn mein Vater sich weigert?“ flüsterte Ayashi, da sie es durchaus für möglich hielt.

„Das wird er nicht tun. Du bist seine Tochter und für mich bist du in den Augen aller anderen die Tochter eines Verbündeten, sodass es nur natürlich ist, wenn du auch Zeit in Shimonoseki verbringst.“

„Wenn ich deinen Vater besuchte, war das nicht nötig.“ meinte sie, als sie darüber nachdachte, wie oft sie bei Inu-no-taishou gewesen war.

„Du irrst dich. Kataga und Inu-no-taishou haben den Rat immer davon unterrichtet, wenn du längere Zeit nach Shimonoseki oder Nanao gekommen bist. Da ich nicht regelmäßig an den Ratssitzungen teilnehmen musste, habe ich das auch erst recht spät erfahren.“

„Das wusste ich nicht.“ gab Ayashi zu und Sesshoumaru nickte.

„Sie werden es einfach beiläufig erledigt haben. Es ist keine große Sache.“ versicherte er und Ayashi hoffte inständig, dass er Recht hatte, denn sie wusste nicht, was sie tun würde, wenn Kataga ihr es nicht gestattete, denn vor dem Rat musste er sein Wissen und Einverständnis bekunden.
 

Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander her. Ayashi genoss es, dass er ihre Hand in seiner hielt und sein Oberarm immer wieder im gleichmäßigen Rhythmus seiner Schritte ihre Schulter streifte. Der Wind wehte nur sacht, doch recht kühl, sodass sie leicht zitterte, als eine erneute Böe sie erfasste.

Sesshoumaru blickte sie von der Seite an und blickte dann wieder zum Horizont.

„Ich nehme an, du willst so schnell wie möglich dein Bad nehmen?“ fragte er und sie nickte.

„Ja, so schnell wie möglich.“ gab sie ihm Recht und sah, dass er den Blick in die Ferne gerichtet hatte.

Sie wusste, dass Shimonoseki bei normaler Reisegeschwindigkeit mindestens fünfzehn Tage von ihnen entfernt lag, doch sie waren in der Lage, es schneller zu schaffen, wenn sie ihre Fähigkeiten nutzten. Sie konnten ihre Energie dazu nutzen, sich mit ungeheurer Schnelligkeit in die Lüfte zu erheben, sodass sie von anderen beinahe nur als Licht gesehen wurden. So konnten sie unglaublich schnell sein.

Ayashi blickte Sesshoumaru zweifelnd an und er bemerkte die Unsicherheit in ihrem Blick.

„Was hast du?“ fragte er und sie schüttelte den Kopf.

„Du möchtest über den Himmel reisen, nicht wahr?“ fragte sie nach, was er mit einem Nicken beantwortete. „Ich habe damit kaum Erfahrung und ich… muss zugeben, dass ich nicht glaube, dass ich die große Entfernung nach Shimonoseki durchhalten kann.“ gestand sie, worauf ein wissendes und beinahe erfreutes Lächeln auf seinen Lippen entstand. „Das ist nicht witzig.“ klärte sie ihn auf, worauf er sein Lächeln unterdrückte und ernst den Kopf schüttelte.

„Ich werde dich tragen.“ eröffnete er ihr, worauf Ayashi ihn einen Moment zweifelnd anblickte, bis sie feststellte, dass er es wirklich ernst meinte.

Sesshoumaru trat ganz dicht zu ihr und blickte ihr tief in die Augen, ehe er sie lange und zärtlich küsste. Langsam, doch für Ayashi viel zu schnell, löste er seine Lippen wieder von ihren und hüllte sie in das weiße, weiche Fell. Sesshoumarus angenehmer Duft stieg stark in ihre Nase und sie zog ihn genüsslich ein. Sie konnte nicht anders. Mit einem Lächeln auf den Lippen zog er sie dichter heran und umfing sie mit seinen starken Armen.

„Hast du Angst?“ fragte er leise an ihr Ohr, als sie nur zögerlich ihre Hände in seinen Nacken legte.

„Nein.“ meinte sie, doch sie musste zumindest vor sich selbst zugeben, dass ihr etwas mulmig zumute war, obwohl sie gleichzeitig wusste, dass sie sich in Sesshoumarus Armen so sicher wie an keinem Ort fühlen konnte.

Sesshoumaru lachte leise, als er Ayashis Finger in seinem Nacken klammern fühlte, und küsste ihren Hals.

„Hab’ keine Angst. Ich werde dich festhalten.“ versprach er, da er sie durchschaute.

Noch bevor Ayashi darauf bestehen konnte, dass sie keine Angst hatte, fühlte sie die kalte Nachtluft windig in ihrem Gesicht und ihre Füße hatten jeglichen Kontakt mit dem Erdboden verloren. Ihre Haarsträhnen wehten heftig und verschlangen sich ab und zu ineinander. Das helle Silber und das dunkle Schwarz sahen aus, als würden sie miteinander tanzen.

Ayashi blickte nach oben in Sesshoumarus Gesicht und bemerkte, dass er sie musterte. Das Fell und sein Körper wärmten sie, doch trotzdem wollte sie ihm noch näher sein, weshalb sie ihr Gesicht an seiner Brust vergrub.

„Weißt du, Sesshoumaru… Das Bad, auf das ich mich so freue…“ meinte sie murmelnd.

„Was ist damit?“ fragte er, als sie nicht weitersprach.

„Wäre es nicht sehr reizvoll, wenn ich es nicht alleine genießen müsste? Was meinst du?“ fragte sie und blickte ihn von unten an, nur um zu sehen, wie seine Augen sich mit einem intensiven Ausdruck auf sie hefteten, als wolle er ihr tausendmal Recht geben.



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