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Ayashi - Der Weg zur Wahrheit

(überarbeitet)
von

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Ayashis Augen ruhten auf dem dunklen, lackierten Holz der Scheide und ihren dunkelroten Verzierungen. Die Griffwicklung bestand aus schwarzen einem schwarzen Lederband, unter dem dunkelrote Dekorelemente hervorblickten. Dasselbe Band lief auch noch um den oberen Teil der Schwertscheide. Das Stichblatt war silbern.

Totosai deute auf das Schwert, nachdem Ayashi es betrachtet hatte, und meinte:

„Nehmt es nur, Ayashi-Sama.“

Ayashi nahm die Waffe mit beiden Händen vom Boden und ließ dann ihre rechte Hand zum Griff wandern, den sie locker ergriff. Bedacht zog sie die Waffe heraus und sah, wie der polierte Stahl glänzte. Totosai betrachtete sie und kniff leicht die Augen zusammen, sodass Ayashi ansetzte, ihn zu fragen, ob etwas nicht stimmte. Plötzlich pulsierte das Schwert in ihren Händen und sie zuckte zusammen.

„Ein Meisterwerk…“ flüsterte Totosai und neigte den Kopf, als würde er sich vor seinem Schwert, das er für Ayashi gefertigt hatte, verneigen.

„Was ist das?“ fragte Ayashi, als sie bemerkte, dass der Puls des Schwertes mit ihrem eigenen übereinstimmte.

„Euer Schwert ist wahrlich Euer Schwert, Ayashi-Sama. Es ist nicht nur eine Waffe, ein Stück Metall. Nein, ein Schwert und ein Krieger müssen eines werden. Durch Eure Berührung erwachte es zum Leben und es ist einverstanden.“

„Es ist einverstanden damit, dass ich es führe.“ sagte Ayashi, da sie verstand, und Totosai nickte zufrieden.

Sie hatte oft gehört, dass Schwert und Krieger eines sein mussten, dass ein Krieger in seinem Schwert die Verlängerung seines eigenen Armes sehen musste, um siegreich zu sein. Die Technik hatte sie beherrscht, doch nun besaß sie ein Schwert, das eigens für sie geschmiedet war. Ein Schwert, das ihr Wesen widerspiegelte.

„Tenkaichi.“ murmelte sie, als sie ihren Blick über die scharfe Klinge streifen ließ.

„Was sagtet Ihr gerade, Ayashi-Sama?“ fragte Totosai ehrfürchtig und lehnte sich etwas vor, sodass er das Wort hörte, mit dem sie ihr Schwert benannt hatte.

„Tenkaichi.“ wiederholte sie und blickte ihn an.

„Tenkaichi… Vereinigung von Himmel und Erde… So soll es sein. Das soll der Name des Schwertes sein.“

„Gern.“ entgegnete Ayashi und gab dem Schmied sein Werk zurück.

Totosai nahm sein Werkzeug und gravierte den Namen des Schwertes auf die eine Seite der Klinge, während er auf die andere Seite einen ausführlicheren Schriftzug gravierte, und Ayashi das Schwert zurückgab.

„Ich bin das Schwert, das Himmel und Erde vereint.“ las sie leise vor und nickte. „Ich verstehe es nicht vollkommen.“ gab sie zu und Totosai nickte.

„Ihr werdet es erfahren, sobald es soweit ist.“ meinte er und Ayashi nickte, da sie sich auf das Urteil des alten Mannes verlassen wollte.

Ayashi dankte dem Schmied und verabschiedete sich bald darauf für unbestimmte Zeit von ihm.
 

Ayashi kehrte bald in das Schloss ihres Vaters mit und zeigte ihm auf seinen Wunsch hin das Schwert, das Totosai in Inu-no-taishous Auftrag für sie geschmiedet hatte, während sie mit ihren Gedanken noch ganz woanders war. Hätte sie vielleicht auf Sesshoumaru warten sollen? Wäre er innerhalb der nächsten Tage nach Shimonoseki gekommen? Hätten sie reden können? Was war nur… vorgefallen, dass er sie verließ?

„Es ist eine wunderbare Waffe.“ bemerkte Kataga und reichte seiner Tochter das Katana, doch sie schüttelte den Kopf.

„Es ist weitaus mehr als eine Waffe.“ meinte sie und nahm ihrem Vater das Schwert ab.

„Was meinst du?“ fragte er und blickte sie aufmerksam an.

„Es ist natürlich eine Waffe, doch es ist auch ein Erinnerungsstück, da Inu-no-taishou es mir geschenkt und nun nach seinem Tod hinterlassen hat. Es wurde für mich gefertigt und kann mich somit immer an meine Verbindung zu Inu-no-taishou erinnern. Es ist ein Teil der Vergangenheit, die so voller Kriege und Leid war, doch gleichzeitig ist es für mich ein Symbol für die Gegenwart und die Zukunft, die hoffentlich nicht dazu führen wird, dass ich es allzu oft in kriegerischen Auseinandersetzungen gebrauchen werde.“ erklärte Ayashi ruhig und blickte dabei auf ihr Schwert nieder. „Es ist mein Schwert. Es ist ein Teil meiner Seele.“ fügte sie hinzu und blickte dann auf, da sie sich sicher war, dass ihr Vater sie nicht verstehen würde, doch er blickte sie nickend an.

„Wir alle leiden sehr unter Inu-no-taishous Verlust…“ begann er, doch Ayashi schüttelte den Kopf.

„Es ist nicht nur sein Tod, der so furchtbar und schmerzvoll ist. Es ist vor allem das Bewusstsein, dass nun…. eine bestimmte Zeit vorbei ist. Seine Zeit. Die Zeit seiner Herrschaft, die doch in großen Teilen friedlich und ruhig gewesen ist und Wohlstand und Kultur gefördert hat. Was nach ihm kommt, wissen wir nicht. Sesshoumaru ist der neue Fürst des Westens, doch auch er… trauert noch. Die Rüstung seines Vaters steht in Shimonoseki, um zu verdeutlichen, dass er sich noch nicht als Herrscher sieht.“

„Das ist ein sehr… achtbarer Schritt und eine sehr würdevolle Handlung.“ stimmte Kataga zu und neigte leicht den Kopf.

„Er wird den Platz seines Vaters einnehmen, denke ich. Und er wird ein großer Herrscher sein, doch … hören wir auf, uns etwas vorzumachen! Ohne Inu-no-taishou wird nichts mehr so sein, wie es einst war. Das ist vielleicht das Schlimmste.“ entgegnete Ayashi und blickte ihren Vater an, während sie mit ihren Fingern gedankenverloren über den Griff des Katana strich.

„Du erinnerst mich sehr an deine Mutter, Ayashi, auch wenn sie niemals über diese Dinge… die Angelegenheiten der Youkai und ihre Politik gesprochen hat, doch dein Ernst und deine Einsicht kommen ihrem Charakter sehr nahe.“

„Ihre Gedanken wurden bestimmt von anderen, ebenfalls schwerwiegenden Themen eingenommen. Die Dämonen, die Hungersnöte, das Elend der großen Kriege…“ meinte Ayashi und ein Gedanke schoss ihr durch den Kopf: die Vision!

Die Vision ihrer Mutter. Die Vision, die ihre Mutter kurz vor ihrem Tod gehabt hatte. Die Vision, nach der Sesshoumaru Ayashi töten sollte. Ayashi schüttelte leicht den Kopf und bemerkte, dass sie diese Vision völlig vergessen hatte. Sie war nicht wichtig gewesen, da sie sie immer für unmöglich gehalten hatte.

Es war nicht ihr Schicksal, durch Sesshoumarus Hand zu sterben. Dessen war sie sich so sicher gewesen, als sie ihn noch nicht gekannt hatte – und als sie sich geliebt hatten. Doch nun? Was war, wenn…. das nun anders war. Wenn es diese Situation war, in der das Unheil seinen Lauf nahm, und es doch kein Entrinnen vor diesem Schicksal gab, das ihre Mutter in einer Vision gesehen hatte?

Kataga blickte Ayashi eine Weile an und atmete dann tief durch, was sie jedoch nicht bemerkte. Er wusste, dass er seine Gäste nicht mehr länger auf eine endgültige Antwort warten lassen konnte. Deshalb musste er jetzt mit ihr über den Antrag sprechen.

„Ayashi, ich habe noch über ein anderes Thema mit dir zu sprechen.“ begann er und Ayashi schreckte aus ihren Gedanken hoch, blickte ihn jedoch gleich aufmerksam an.

„Worum geht es?“ fragte sie, als er zögerte.

„Sesshoumaru hat wohl den Krieg für Inu-no-taishou entschieden. Ja, Sesshoumaru hat uns alle gerettet.“ erwiderte er und Ayashi kniff leicht die Augen zusammen.

„Ja, das hat er wohl.“ entgegnete sie, während sie die Gedanken an die Vision beiseite schob.

„Er ging zum Kaiser und hat die Hilfe bekommen, die er erbeten hat, Ayashi. Keiner von uns hat diesen Schritt gewagt und keiner von uns hätte ihn wohl jemals getan. Sesshoumaru hat die richtige Entscheidung getroffen und hatte auch den Mut, seine Entscheidung auszuführen.“

„Er ist ein… ehrenvoller Youkai.“ sagte Ayashi und bemerkte, wie ihre Stimme beinahe aus Schmerz versagte.

„Kaiser Tadashi möchte das alte Bündnis erneuern, da ihm bewusst wurde, dass es nötig ist. Wir Youkai sollen uns auch in Zukunft auf ihn verlassen können, sollten wir in Bedrängnis geraten…“

„So eine Situation wird wohl nicht noch einmal entstehen.“ unterbrach Ayashi ihn, doch Kataga blickte sie nur kopfschüttelnd an, ehe er meinte:

„Das kannst du nicht wissen, Ayashi. Das Bündnis würde viel Sicherheit schaffen, die wir auf jeden Fall gebrauchen könnten.“

Ayashi nickte, da ihr Vater Recht hatte. Sicherheit war niemals verkehrt. Die Unterstützung eines mächtigen Youkai war niemals verkehrt. Trotzdem fürchtete Ayashi die Einmischung des Kaisers und seiner Familie in japanische Angelegenheiten.

„Das Bündnis soll zwischen der neuen Generation geschlossen werden, Ayashi.“

„Inwiefern?“ fragte sie alarmiert nach, da ihr der Gesichtsausdruck ihres Vaters ganz und gar nicht gefiel.

„Der jüngste Sohn des Kaisers bittet um deine Hand.“ teilte Kataga ihr mit.

Ayashi konnte nur den Kopf schütteln. Immer und immer wieder, bevor sie endlich wieder ihre Sprache fand.

„Nein.“ sagte sie und schüttelte den Kopf. „Nein!“

„Ayashi, du hast beide gesehen. Es sind ehrenvolle Youkai. Hayato…“

„Nein.“ hauchte Ayashi, doch bestritt damit nicht, dass die Kaisersöhne ehrenvoll waren, sondern sträubte sich gegen die Verbindung.

„Ayashi!“ rief ihr Vater und Ayashi schreckte zusammen.

Sie wusste, es war soweit. Sie wusste, er würde ihr nicht nur nahe legen, sich diese Möglichkeit durch den Kopf gehen zu lassen, sondern erwartete, dass sie einwilligte. Sie wusste es. Und sie wusste, dass sie nicht ablehnen sollte. Diese Verbindung war… vorteilhaft und ehrenvoll. Sie wusste, dass sie das niemals bei Sesshoumaru finden konnte – nicht unter diesen Umständen. Sie wusste es, doch dennoch kümmerte es sie nicht mehr.

Es kümmerte sie nicht, was vernünftig war. Es interessierte sie nicht, welche Vorteile eine solche Verbindung bringen konnte oder welche Nachteile eine Ablehnung nach sich ziehen würden. Sie hatte lange genug immer nur auf andere Rücksicht genommen – und sich dadurch vermutlich immer und immer wieder selbst verraten. Es war genug. Sie wollte das nicht mehr.

„Nein.“ wiederholte Ayashi fest, doch Kataga schüttelte den Kopf. „Ich liebe ihn nicht.“

„Du bist meine Tochter und du wirst mir gehorchen, Ayashi. Ich frage nicht um dein Einverständnis. Deine Gefühle sind hier zweitrangig. Ich wünschte, sie wären es nicht, aber du wirst unsere Familie nicht entehren.“ meinte er fest, doch Ayashi schüttelte den Kopf.

„Das liegt an dir. Es ist deine Entscheidung.“ meinte sie ruhig, doch innerlich zitterte sie, als sie Katagas streng fragendem Blick begegnete. „Ich werde diese Verbindung nicht eingehen. Du musst ablehnen.“

„Wieso… sollte ich? Du wirst den Bund eingehen. Ende der Diskussion!“

„Nein, Vater. Du hast keine Wahl. Entweder du lehnst diese Verbindung ab und versuchst es auf deine diplomatische Weise, die ich all die Jahre so geschätzt habe, oder ich tue es - allerdings weitaus undiplomatischer.“

„Ayashi…“

„Nein! Ich sagte, ich liebe ihn nicht. Damit meinte ich, dass ich einen anderen liebe. Und diesem Youkai habe ich mich auch hingegeben.“ gab Ayashi zu und fühlte, wie die Last dieses Geheimnisses plötzlich von ihrer Seele und scheinbar auch von ihren Schultern genommen wurde.



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