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Ayashi - Der Weg zur Wahrheit

(überarbeitet)
von

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Ayashi und Sesshoumaru saßen schon eine Weile in angenehmem Schweigen in der Dunkelheit und lauschten den Geräuschen der Nacht, während sie ihren eigenen Gedanken nachhingen. Ein Feuer hatten sie nicht entfacht, denn das war nicht nötig und würde nur unnötig auffallen.

Ayashi hatte den Kopf auf Sesshoumarus Schulter gebettet, der an einem Baum lehnte, und blickte auf ihre linke Hand, die in Sesshoumarus Hand beinahe gänzlich verschwand und sie einige Male von seinen Fingern fest umklammert fühlte. Woran auch immer er genau dachte, war nicht angenehm und weckte Unruhe und Unbehagen in ihm.

„Mein Vater vertraut mir nicht.“ meinte er plötzlich in die Stille, was Ayashi zusammenzucken ließ.

Überrascht hob sie den Kopf und blickte Sesshoumaru in sein Gesicht, doch sie konnte nichts anderes tun, als den Kopf zu schütteln.

„Wie kommst du darauf? Wieso glaubst du das?“ brachte sie schließlich heraus, doch nun schüttelte er den Kopf.

„Ich glaube es nicht, ich weiß es. Ich fühle es. Es ist sein Blick und seine Art, manche Treffen mit Verbündeten zu organisieren.“

„Du meinst… Nein, er hat doch nur dich, der ihm sicher und bedingungslos zur Seite stehen kann!“

„Ich denke, diese Sichtweise hat er von mir nicht mehr. Ich war zu lange misstrauisch und gegen diese Verbindung.“ vermutete Sesshoumaru und schwieg kurz, ehe er fort fuhr: „Ich kann es ihm nicht einmal verübeln, dass er mir nicht vertraut. Ich würde es wahrscheinlich selbst nicht tun.“

„Ich aber. Ich würde dir vertrauen, Sesshoumaru, weil ich dich kenne. Und dein Vater sollte dich ebenfalls kennen, meinst du nicht?“

Sesshoumaru entgegnete nicht sofort etwas und senkte den Kopf ein wenig, was Ayashi zeigte, dass er anderer Meinung als sie war. Langsam hob sie die Hand an sein Kinn und brachte ihn dazu, sie mit seinem zweifelnden Blick zu betrachten.

„Ich vertraue dir.“ sagte sie und schüttelte den Kopf, als er etwas sagen wollte. „Und dein Vater… wird bemerken, welches Glück er hat, dass du ihm die Treue hältst.“

„Ich bin nicht so edel, wie du vielleicht denkst, Ayashi.“ flüsterte er und suchte ihre Augen mit seinem Blick.

„Wie meinst du das?“

„Er hat Recht. Die Versuchung ist sehr groß. Ich könnte mich seinen Gegnern anschließen. Ich könnte ihn vernichten… Die Kraft dazu habe ich vermutlich. Ich könnte selbst der Herr des Westens werden.“

„Nein, ich glaube dir nicht, dass du das ernst meinst.“ entgegnete Ayashi und blickte ihn eindringlich und kopfschüttelnd an.

„In den letzten Monaten habe ich einiges gelernt, Ayashi… Die Welt ist nicht schwarz und weiß und ich habe umso mehr erfahren, dass sie nicht gerecht ist.“

„Die Welt war niemals gerecht und sie wird es niemals sein, Sesshoumaru.“ gab sie flüsternd zurück, wandte aber nicht den Blick ab, obwohl ihr nicht gefiel, wohin das Gespräch seine Wendung genommen hatte.

„Die Treue halte ich meinem Vater zu einem großen Teil nur wegen dir, Ayashi.“

„Wegen mir?“

„Ja, denn du glaubst noch an die Gerechtigkeit. Und ich sehe in deinen Augen, dass du die Hoffnung noch nicht aufgegeben hast, dass sich alles zum Guten wenden wird.“

„Ich muss daran glauben, Sesshoumaru.“ flüsterte sie und strich ihm mit zwei Fingern über die Lippen. „Ich kann es nur so aushalten, wenn ich die Hoffnung nicht aufgebe.“

„Das ist Stärke.“

„Nein, das ist Schwäche. Stärke wäre es, dem Verderben ins Auge zu blicken und dennoch das Schwert griffbereit in der Hand zu halten. Stärke wäre es, für einen Freund in den sicheren Tod zu gehen. Stärke wäre es, wenn ….“ widersprach Ayashi, doch beendete ihre Worte nicht, weshalb Sesshoumaru fragte:

„Was, Ayashi?“

„Es ist zu verabscheuenswürdig.“ meinte sie kopfschüttelnd, doch Sesshoumaru ließ nicht locker und bat sie immer wieder, ihm zu sagen, was ihr auf dem Herzen lag.

„Ich bin schwach, Sesshoumaru. Stärke wäre es, wenn ich… wenn ich nicht daran denken würde, wie schön es wäre, dies alles gemeinsam mit dir hinter mir zu lassen.“ gestand sie und schüttelte leicht den Kopf, da das doch niemals sein könnte.

Sesshoumaru zog Ayashi zu sich und berührte ihre Lippen stürmisch mit seinen. Seine Hände umfingen sie stark und hielten sie auch noch ganz nahe bei sich, als sie ihren Kuss unterbrochen hatten.

„Ich weiß, dass das niemals sein kann, Sesshoumaru. Wir könnten doch nicht leben und glücklich sein, wenn wir uns in diesem Maße schuldig gemacht hätten. Es würde uns verfolgen und es wäre gleichgültig, wie weit weg wir fliehen würden. Es würde uns doch immer wieder einholen. Und schließlich unsere Leben zerstören.“ meinte Ayashi leise und fügte hinzu: „Mein Verstand weiß es, aber mein Herz ist… manchmal anderer Meinung. Das ist gefährlich, Sesshoumaru. Ich will nicht schwach sein.“

„Was kann ich tun, Ayashi?“ fragte Sesshoumaru dicht an ihrem Ohr, sodass sie seinen Atem gegen ihre Haut spüren konnte.

„Unsere Welt steht in Flammen und… wir werden vielleicht in ihr untergehen. Ich brauche deine Stärke, Sesshoumaru. Ich habe sie selbst nicht und weiß nicht, warum ich sie nicht habe.“ entgegnete Ayashi und hielt einen Moment inne, ehe sie weitersprach: „Gib’ mir einen Grund, an dieser Sache festzuhalten, indem du selbst an ihr festhältst. Halte zu deinem Vater, aber nicht wegen mir, sondern weil es das Richtige ist, das du als Sohn tun kannst… und musst.“

„Ich verspreche es, Ayashi. Ich verspreche es.“ gab er ehrlich zurück und presste sie an sich.

Ayashi schlang ihre Arme fester um ihn und lauschte seinem Herzschlag. Seine Nähe war tröstend und linderte die Schmerzen, die Zweifel und Unsicherheit in ihr verursacht hatten, ohne dass sie es überhaupt richtig bemerkt hatte. Das Geräusch seines Herzschlags beruhigte sie, obwohl sie nicht bemerkt hatte, dass sie unruhig war, und irgendwann passte sich ihr Herzschlag wieder seinem an.

„Darf ich dich um etwas bitten, Ayashi?“ fragte er nach einer Weile und sie nickte gegen seine Schulter.

„Natürlich. Alles, was du willst.“ fügte sie leise hinzu, da sie nicht sicher war, ob er ihre Bewegung als Nicken oder Kopfschütteln verstanden hatte, als er eine Weile stumm blieb.

„Die Hoffnung, die du hast… bewahre sie dir, Ayashi. Sie ist keine Schwäche. Sie ist Leben.“

„Sesshoumaru…“ wollte sie widersprechen.

„Nein, Ayashi. Du brauchst sie. Und ich brauche sie auch. Solange du lebst, sollst du Hoffnung haben. Und so lange du lebst, werde auch ich Hoffnung haben. Du bist meine Hoffnung, meine Blüte der Hoffnung. Du allein. Und du bist nicht schwach, Kibonohana.“

Ayashi löste sich etwas von ihm und blickte ihn prüfend an, doch er sagte das nicht nur, damit sie sich besser fühlte. Er meinte es ernst. Er war ehrlich zu ihr. Hatte sie tatsächlich erwartet, dass das nicht der Fall war? Nein, natürlich nicht, doch sie fühlte sich ihm in diesen Augenblicken so nah, dass es ihr schon unwirklich vorkam. Sesshoumarus Blick ruhte liebevoll auf ihr, als sie sich vor ihn setzte und ihre Hand auf sein aufgestelltes Knie legte.

„Kibonohana…“ wiederholte sie ihren zweiten Namen flüsternd, worauf er nickte.

„Deine Eltern gaben dir den Beinamen nicht ohne Grund. Ein Name ist Teil des Charakters und hat einen großen Einfluss auf die Entwicklung unseres Wesens und somit auch unseres gesamten Lebens.“

„Ein Name kann also kein Zufall sein, meinst du?“ fragte sie, doch wusste, dass er Recht hatte.

„Nun, vielleicht… Doch erinnere dich, wie du dich mir vorgestellt hast.“ bat er sie, was sie etwas überraschte.

„Ich sagte: Ich bin keine Göttin, Sesshoumaru. Ich bin Ayashi.“ antwortete sie, doch er schüttelte den Kopf.

„Nein, das meinte ich nicht. Lange Zeit davor, als du mir deinen Namen als Miko genannt hast. Du sagtest… Die Dorfbewohner nennen mich Kibo.“

„Du weißt das noch?“ fragte Ayashi, obwohl das zweitrangig war.

„Ich weiß es noch, ja. Kibo. Du sagtest, du wirst ‚Hoffnung’ genannt. Hoffnung… Worauf ich hinaus will: In dieser Zeit hast du deinen Namen selbst wählen können. Du hättest dir jeden beliebigen Namen aussuchen können, doch du hast ‚Kibo’ gewählt.“

„Ja, du hast Recht. Er war allerdings auch der erste, der mir in den Sinn kam und einigermaßen gepasst hat…“ begann Ayashi und wurde durch Sesshoumarus leises Lachen unterbrochen.

„Was ich eigentlich nur sagen will: Kibonohana… Kibo… Es passt einfach zu dir. Und das bist du für mich. Hoffnung.“

Ayashi nickte und lächelte ihn an. Wenn er es so sagte, fühlte sie sich nicht mehr schwach, sondern geliebt und verstanden. Stark. Sesshoumaru streichelte Ayashi über die Wange und betrachtete sie lächelnd, ehe er sich zu ihr vorlehnte und küsste, während er sie dicht an sich heran zog.

Langsam lehnte er sich zurück gegen den Baum, brachte sie aber dazu, ihm zu folgen, sodass sie auf ihm lag, und seinen warmen Körper unter sich spürte.

„Eine Frage hätte ich allerdings noch...“ meinte sie gegen seine Lippen, worauf er nur ein unwilliges Geräusch von sich gab, ehe er sie freigab und fragend anblickte. „Warum kannst du dich so genau an diese Worte erinnern?“ fragte sie und er lachte wieder leise.

„Ich muss zugeben, diese Miko hat mich etwas fasziniert… eigentlich sehr, denn sie verhielt sich nicht wie ein Mensch… und auch wie keine Miko, die ich bisher getroffen hatte.“

„Weshalb?“

„Ich wüsste keine Miko, die einem Dämon geholfen hätte. Du hast nicht gezögert, einem Krötendämon das Leben zu retten, Ayashi. Ich war überrascht und am Anfang nicht sicher, ob du ihm wirklich helfen willst.“ antwortete er und Ayashi nickte nachdenklich. „Und dann noch deine wütenden Worte… Ja, ich muss zugeben, dass sie sich eingebrannt haben.“ fügte er hinzu und begann, ihre Wange zu küssen, ehe er mit seinen Lippen ihren Hals berührte.



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