Zum Inhalt der Seite

Ayashi - Der Weg zur Wahrheit

(überarbeitet)
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Der Morgen graute bereits, als sich die letzten Youkai aus den kleinen Gruppen erhoben und in ihre Schlafgemächer zurückzogen. Ayashi blickte sich noch einmal schnell nach Sesshoumaru um, während sie mit Ayame nach drinnen ging, und begegnete seinem Blick. Kataga, Katsumoto und Inu-no-taishou gingen in eine andere Richtung davon, weshalb Ayashi Ayame bat, schon voraus zu gehen, und selbst im dürftigen Schutz eines Wandvorsprungs auf Sesshoumaru wartete.

„Das ist gefährlich, Ayashi.“ murmelte er, als er sich ihr sehr langsam näherte.

„Geh’ heute nach Osten, wenn du es schaffst. Geh’ bis zur Küste. Ich werde heute so viel Zeit wie möglich dort verbringen.“ bat sie und sah, dass er nickte.

„Ich werde es versuchen.“ versprach er und streifte mit seiner Hand ihre, doch blieb nicht stehen, ehe er nach drinnen verschwand.

Ayashi lehnte sich gegen die Wand und atmete tief durch. Eine ihrer Hände zog eine Haarklammer aus ihrer Frisur und umklammerte sie zitternd, während sie ihre Finger über die Stelle streichen ließ, die er berührt hatte. Es war, als ginge eine Welle von Wärme von ihr aus. Es war furchtbar, getrennt von ihm zu sein, doch es ging nicht anders. Es musste sein – für beide von ihnen war es sicherer und noch dazu konnte ein solcher Skandal beide Familien in enorme Schwierigkeiten bringen.
 

Langsam ging Ayashi den Gang entlang und bemerkte, dass Ayame vor ihrem Zimmer auf sie wartete und ihr prüfend entgegen blickte.

„Was gibt es, Ayame? Ich dachte, du wolltest gleich schlafen gehen.“ meinte Ayashi ruhig und öffnete die Tür zu ihrem Gemach, in das sie Ayame vor sich selbst eintreten ließ.

„Was hast du gemacht?“ fragte Ayame.

„Ich habe bemerkt, dass mir eine Haarklammer heruntergefallen ist. Ich wollte sie noch suchen.“

„Hast du sie gefunden?“

„Ja, hier ist sie.“ meinte Ayashi und zeigte ihr die Haarklammer in ihrer Hand. „Was kann ich für dich tun, Ayame?“

„Ich… muss dir etwas sagen, glaube ich.“ begann Ayame zögerlich und setzte sich auf Ayashis Bett, während Ayashi begann, ihren Kimono und ihr Haar zu lösen. „Du scheinst in letzter Zeit so abwesend…“

„Ich denke in letzter Zeit sehr viel über schwierige Dinge nach. Es kann sein, dass du das meinst.“

„Worüber denkst du nach?“

„Inu-no-taishou und seine Familie. Und diese Frau.“

„Izayoi.“ flüsterte Ayame und Ayashi nickte, während sie ihren Haarschmuck zur Seite legte.

„Ayame…“

„Ja, ich weiß, ich sollte dir endlich sagen, warum ich hier bin!“ entgegnete Ayame schnell, atmete tief durch und erzählte schließlich: „Das Problem mit Izayoi – es ist ein Problem, nicht wahr? – scheint in aller Munde zu sein.“

„Ja, es ist gefährlich, was Inu-no-taishou macht.“

„Soba und Satori haben sich gestern lange und hinter verschlossener Tür darüber unterhalten.“

„Hast du zugehört?“ fragte Ayashi, da Ayame den Blick senkte.

„Ich wollte mit Sicherheit nicht lauschen, aber als ich gehört habe, um was es ging, konnte ich nicht anders. Sie haben nichts bemerkt.“

„Was haben sie gesagt?“ fragte Ayashi scheinbar beiläufig und streifte sich ihren oberen Kimono ab.

„Ich habe gehört, dass Soba diese Sterbliche hasst und Satori hat auch keine gute Meinung von ihr.“

„Das überrascht mich nicht.“ gab Ayashi zu, als sie darüber nachdachte, dass Soba schon immer sehr großen Wert auf die Herkunft eines Herren oder einer Herrin gelegt hatte.

„Sie haben gesagt, dass sie es nicht dulden würden, wenn Inu-no-taishou Izayoi zu seiner neuen Gefährtin macht… Ich meine, Ayashi, ist sie wirklich so schlimm? Was war so besonders an Ajisai, Inu-no-taishous früherer Gefährtin?“

„Nun, Ajisai… Ajisai war vielleicht nicht anders als andere weibliche Youkai, doch sie war eben Youkai. Es ist kompliziert.“ wich Ayashi aus und versuchte, trotz dieser Neuigkeiten ruhig zu bleiben.

„Dann versuche wenigstens, es zu erklären. Ich kenne Ajisai nicht.“ bat Ayame und Ayashi nickte.

„Ja, sie starb vor deiner Geburt.“ erinnerte sich Ayashi und dachte an den Moment zurück, in dem sie alles über den Tod Ajisais erfahren hatte. „Während Inu-no-taishou vor hunderten von Jahren noch die kleineren Hundeyoukai-Stämme der Westlichen Länder einigte, hatte Ajisais Familie schon lange über das Nordland in Hokkaido geherrscht. Naminokaze, Ajisais Vater, sah damals in Inu-no-taishou einen guten Verbündeten, und bot ihm seine älteste Tochter als Gefährtin an, um das Bündnis zu stärken. Beide willigten ein.“

„Einfach so? Ohne sich gesehen zu haben?“ fragte Ayame dazwischen.

„Es waren unsichere Zeiten damals – und beide hatte keine andere Wahl. Inu-no-taishou konnte nicht ablehnen, da er Naminokaze und dessen Familie sonst unsagbar beleidigt und vor den Kopf gestoßen hätte. Ajisai willigte aus Pflichtgefühl gegenüber ihrem Vater ein, doch soweit ich weiß, was das nicht die schlechteste Entscheidung, die beide getroffen hatten. Das Bündnis war stark und ihre Beziehung basierte auf Respekt und Vertrauen. Dann kam ihr Sohn zur Welt.“

„Sesshoumaru.“ meinte Ayame und Ayashi nickte, ehe sie fortfuhr:

„Sesshoumaru, ja. Leider verging nicht viel Zeit, ehe es zu einer kriegerischen Auseinandersetzung kam. Yari, der Gefährte von Ajisais Schwester Yume, versuchte einen Umsturz, der allerdings fehlschlug. Er wurde aus Japan vertrieben und wurde nie wieder gesehen. Yume, die von all seinen Plänen nichts gewusst hatte, kümmerte sich um den tödlich verletzten Vater Naminokaze, der schließlich, da er seinen Tod nahen sah, nach Ajisai rief, damit sie an seiner Stelle die Herrschaft übernehmen konnte und kein Krieg unter den höchsten Youkai um die Herrschaft ausbrechen würde.“

„Und das konnte sie so einfach? Die Nachfolge ihres Vaters antreten, meine ich. Immerhin hatte sie Verpflichtungen in den Westlichen Ländern.“ unterbrach Ayame.

„Sicher, doch sie bat Inu-no-taishou darum, den Willen ihres Vaters erfüllen zu können, damit sie sich im Einverständnis trennen konnten. Er ließ sie gehen. Ajisai wurde als rechtmäßige Nachfolgerin eingesetzt und eine weitere kriegerische Auseinandersetzung verhindert.“

„Sie hat also ihre Pflicht über alles andere gestellt.“

„Ja, und damit hat sie einen Krieg verhindert.“

„Sie hat ihren Sohn und ihren Gefährten verlassen.“

„Was hättest du getan?“

„Ich weiß es nicht. Weißt du es?“

„Ob ich weiß, was ich getan hätte?“ fragte Ayashi und Ayame nickte. „Ich weiß es auch nicht. Ich weiß nur, dass es Dinge gibt, die Opfer und kühle Vernunft erfordern.“

„Inu-no-taishou… Izayoi. Izayoi als Nachfolgerin einer solchen Youkai.“ überlegte Ayame laut und schüttelte den Kopf. „Ich denke, ich weiß jetzt, warum Soba und Satori so aufgebracht sind.“

„Ajisai hätte niemals zugelassen, dass das politische Gleichgewicht leichtfertig gefährdet wird.“ murmelte Ayashi und erklärte Ayame, dass Kataga diesen Satz einmal zu ihr gesagt hatte.

„Ayashi, denkst du, es wird zum Krieg kommen?“ fragte Ayame und Ayashi zuckte die Schultern. „Soba hat etwas gesagt, das mir Angst macht…“

„Was denn?“

„Sie hat gesagt, dass Satori Einfluss auf Katsumoto nehmen muss. Es sei sehr, sehr wichtig. Glaubst du… Würde sich Katsumoto von Satori beeinflussen lassen?“

„Wie ich unseren Onkel kenne, ist er nicht leicht zu beeinflussen.“ versicherte Ayashi, doch so sicher war sie sich selbst nicht.

Ayame schwieg, erhob sich und verließ nach einem kurzen Nicken Ayashis Zimmer. Ayashi blieb allein zurück. Sie würde ebenso wie Kataga gegenüber Inu-no-taishou loyal bleiben, auch wenn sie anders über Izayoi dachte, als ihr Vater.

Soba und Satori waren dazu bereit, Inu-no-taishou zu verraten. Katsumoto würde vielleicht in diesen Verrat hineingezogen werden, was sie nicht hoffte. Wenn Katsumoto zum Verräter wurde… Ayashi schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Es graute ihr vor dem Moment, in dem sie Sesshoumaru vor ihrer eigenen Familie warnen musste.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück