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Ayashi - Der Weg zur Wahrheit

(überarbeitet)
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Nach dem Sieg über Hyouga brach eine neue Zeit an, in der Kataga und Inu-no-taishou die mächtigsten Herrscher des Westens genannt wurden. Ayashi wusste, dass viele Youkai gefallen waren, die nicht nur Katagas Verbündete, sondern auch seine Freunde gewesen waren, doch er sprach selten darüber. Nur da Ayashi die meisten seiner Verbündeten nicht kannte, hatte sie keinen persönlichen Verlust zu beklagen, sondern genoss das Glück, dass ihre Verwandten und Geliebten am Leben waren.

Es war eine Zeit, in der die Menschen, die sich auch schon vorher äußerst respektvoll gegenüber Wolfs- und Hundeyoukai verhalten hatten, ehrfürchtig und ehrerbietend von diesen sprachen, da die beiden Fürsten und ihre Verbündeten alles ihnen Mögliche unternommen hatten, Menschen aus den Auseinandersetzungen der Youkai herauszuhalten und ihr Elend zu mildern, was ihnen beinahe überall gelungen war. Ayashi wagte sogar zu bezweifeln, dass die Menschen allzu viel von diesem großen Krieg mitbekommen hatten, doch letztendlich hatten sie alle ihr Leben und ihre Freiheit den Youkai zu verdanken. Doch wie es so üblich war, hielt der Dank der einfachen Leute länger als der Dank des Adels und nach neunzig Jahren was in Adelskreise bereits vergessen, was damals geschehen war.

Ayashi hatte ihr Leben geführt, wie sie es zuvor getan hatte: Sie hatte ihre Kampfübungen gemacht. Sie hatte sich wie eine Hime verhalten und sich mit Kunst beschäftigt. Sie hatte sich im Großen und Ganzen still und zurückhaltend gezeigt. Ab und zu war sie ihrem Vater zur Hand gegangen, der sie nun mehr in politische Dinge einbezog als vor dem Krieg gegen Hyouga, was offenbar daran lag, dass sie sich in der Verteidigung des Schlosses bewährt hatte und kein Youkai ihren Führungsstil herabgesetzt hatte.

Nur eine Sache war anders: Sie hatte eine Lüge gelebt, denn Nacht für Nacht traf sie sich mit Sesshoumaru, dem sie sich mit Körper, Seele, Herz und Geist hingab, der sie liebte, ohne den sie sich eine Zukunft nicht vorstellen konnte und wollte. Niemals hatte es Ayashi für möglich gehalten, ihre Liebe für Sesshoumaru so lange vor ihrem Vater geheimhalten zu können, doch Kataga ahnte auch jetzt nichts vom ungebührlichen Verhalten seiner Tochter, das Ayashi in der Zwischenzeit ein schlechtes Gewissen bereitete, dem sie aber nicht ihre Liebe unterstellen wollte. Nein, sie liebte Sesshoumaru. Und sie hatte getan, was sie getan hatte. Es gab keinen Weg zurück, auf dem er ihr nicht versuchen würde zu folgen – ganz wie sie es tun würde, wenn er sich von ihr zurückzog. Sie gehörten zusammen. Sie waren eins in zwei Körpern.
 

Eines Abends im Winter saß Ayashi an ihrem Schreibpult und vertrieb sich die Zeit bis zur tiefen Nacht mit Kalligraphie, als Kataga zu ihr trat und sich ihr gegenüber auf den Boden setzte.

„Vater.“ begrüßte sie ihn und konzentrierte sich ganz auf das Schriftzeichen, das sie gerade auf das Papier übertrug: Ehre.

Kataga betrachtete seine Tochter und lächelte still, da es ihm gefiel, mit welcher Anmut, welcher Haltung und Gelassenheit sie mit klarem Verstand dem Pinsel, dem Papier und den Linien der Tinte ihre Aufmerksamkeit schenkte. Der Ärmel ihres Kimonos war unter ihrer Handhaltung etwas zurückgerutscht und gewährte den Blick auf ihr entblößtes Handgelenk, dessen Anblick jedem anderen männlichen Wesen verwehrt bleiben würde und nur ihrem zukünftigen Gefährten zustand.

Natürlich wusste Kataga, dass Ayashi Umgang mit männlichen Youkai pflegte – allein ihr Training erforderte das, doch er war fest entschlossen, dass er dafür sorgen würde, dass der Youkai, dem sie als Braut zugeführt werden würde, sie erst nach der Schließung des Bundes sehen würde.

Ayashi legte den Pinsel mit einer anmutigen Bewegung beiseite und blieb noch einen Augenblick still sitzen, ehe sie den Blick ihres Vaters bemerkte und die Augen auf ihn richtete.

„Es gibt Neuigkeiten von Katsumoto, Ayashi.“ begann Kataga und betrachtete das sauber geschriebene Zeichen auf dem Papier. Wieso hatte sie wohl gerade dieses gewählt?

„Welcher Art sind diese Neuigkeiten?“ fragte sie und wartete darauf, dass auch die Tinte des letzten Striches trocknete, sodass sie das Papier zusammenrollen konnte.

„Sein Bote übermittelte die Nachricht, dass er eine Gefährtin gefunden habe. Im Sommer will er den Bund eingehen.“

„Tatsächlich?“ fragte Ayashi überrascht und fuhr dann fort: „Wer ist sie? Kenne ich sie?“

„Ich vermute es, doch er schweigt über ihre Identität. In seinem ganzen Brief gibt er nicht einen Hinweis.“ lächelte Kataga und schüttelte belustigt den Kopf, als er Ayashis enttäuschtes Gesicht sah. „Er bittet dich, dass du möglichst bald nach Kochi kommst.“

„Dann breche ich morgen auf, wenn ich darf.“ entgegnete Ayashi.

„So bald schon? Willst du nicht noch warten?“

„Worauf? Ich möchte Katsumoto nicht warten lassen, wenn er schreibt, ich solle sobald als möglich nach Kochi kommen. Er weiß außerdem ebenfalls, dass ich hier keine Verpflichtungen habe, die meine Anwesenheit dringend erfordern.“ Sesshoumaru hielt sie hier, das wusste Ayashi, doch die anderen nicht, weshalb es verdächtig war, wenn sie nicht sofort auf den Brief ihres Onkels reagierte. „Vermutlich rechnet er damit, dass ich in wenigen Tagen in Kochi bin.“ gab sie zu bedenken und sah, dass ihr Vater langsam einsehend nickte. „Ich kann es außerdem kaum erwarten, Ayame endlich wieder zu sehen. Mein letzter Besuch war so kurz und wir hatten kaum Zeit miteinander.“ fügte Ayashi hinzu und hatte damit die einseitige Diskussion gewonnen.

„Gut, aber Yoru und Ban begleiten dich.“ bestand Kataga auf eine gewisse Tradition, doch Ayashi schüttelte den Kopf.

„Meinst du nicht, dass ich den Weg inzwischen alleine gehen kann? Ich möchte meine Freiheit genießen - und verteidigen kann ich mich auch.“ widersprach Ayashi und hielt den Blick ihres Vaters.

„Du bist eine Hime.“ seufzte er und fügte hinzu, als ihre Augen nicht von seinen wichen: „Das gehört sich eigentlich nicht.“

„Eigentlich? Heißt das, du gibst nach?“ fragte sie zwar freudig, aber noch vorsichtig.

Kataga atmete seufzend aus und nickte schließlich. Er sollte nun vielleicht wirklich aufhören, seine Tochter wie ein Kind zu behandeln, denn das war sie nicht mehr. Sie hatte das Schloss jahrelang erfolgreich verteidigt und gezeigt, dass sie fähig war. Und dass sie ihre Freiheit liebte, respektierte er – er hatte sie immerhin selbst so erzogen. Kataga nickte noch einmal und damit war es entschieden: Ayashi würde am nächsten Tag abreisen.
 

Im Schutz der Nacht verließ Ayashi das Schloss, um zu ihrem geheimen Treffpunkt mit Sesshoumaru zu schleichen. Sie hatte bereits alles für ihre Abreise vorbereitet und vorbereiten lassen, wobei sie bemerkt hatte, dass ihre Dienerinnen überhaupt nicht mehr versuchten, auf sie Einfluss zu nehmen. Wenn Ayashi alleine reisen wollte, so ließen sie ihre Hime eben und schwiegen dazu. Das war Ayashi sehr recht: sie würde ja doch tun, was sie wollte.

Ayashi bemerkte, dass Sesshoumaru nicht wie sonst bereits auf sie wartete, was ein ungutes Gefühl in ihr aufsteigen ließ. Unsicher blickte sie sich um, doch sie entdeckte nichts Ungewöhnliches und zwang sich zur Ruhe. Er hatte sich wahrscheinlich nur verspätet und es war nichts Besonderes, auch wenn es noch nie vorgekommen war, dass sie ihren Treffpunkt als erste erreichte. Sesshoumaru würde aber auf alle Fälle kommen, und wenn nicht, so wusste Ayashi, dass er einen sehr guten Grund dafür hatte.

Die Nacht war klar. Ayashi setzte sich auf einen Stein und blickte durch die kahlen Baumwipfel in den Himmel, um die Sterne zu betrachten, doch schnell kroch die Kälte an ihr hoch und umarmte sie so fest, dass sie beinahe meinte, Sesshoumarus Arme würden sie umgeben, wenn es nicht so kalt gewesen wäre. Langsam erhob sie sich wieder und begann, im schneebedeckten Gras auf und ab zu gehen, damit sie nicht ganz so sehr fror. Ihr Atem dampfte, als er mit der winterlichen Luft in Berührung kam, und wehte als kleine, weiße Wolke von ihr weg.

Plötzlich fühlte sie ein warmes, weiches Fell um ihre Schultern, zwei starke Arme, die sie von hinten fest umfingen, und zärtliche Lippen, die sich sanft an die linke Seite ihres Halses senkten und sie küssten. Ayashi lächelte und lehnte den Kopf zurück gegen seine Schulter.

„Du hättest dir etwas Wärmeres anziehen sollen.“ bemerkte Sesshoumaru leise und immer noch dicht an ihrem Hals, sodass sie seinen heißen Atem über ihre Haut streichen spürte, was eine Welle der Hitze durch ihren Körper schießen ließ.

„Ich wusste, dass du mich wärmen wirst.“ entgegnete sie leise und drehte sich um, um ihn mit einem Kuss auf die Lippen zu begrüßen.



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