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Ayashi - Der Weg zur Wahrheit

(überarbeitet)
von

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„Mein Kind.“ hauchte eine Stimme, die Ayashi erkannte, als würde sie zu ihr aus einem längst vergessenen Traum klingen.

Vorsichtig öffnete Ayashi ihre Augen wieder. Das schillernde Licht war verschwunden, doch vor ihren Augen flackerte das blasse Bild einer Frau, deren Augen ruhig und lächelnd auf Ayashi ruhten.

„Mutter.“ brach sie heraus und presste sich ihre Hand auf den Mund, als könnte sie durch ihre Worte die Erscheinung vertreiben.

„Es ist schön, dich zu sehen, Ayashi Kibonohana.“

„Wie ist das möglich, Mutter? Wie kannst du hier sein und mit mir sprechen… Ist das ein Trick meiner Erinnerung?“

„Nein, mein Kind. Ich kann in diesem Moment mit dir sprechen, weil ich noch nicht aus dieser Welt gegangen bin, und du mich gerufen hast.“

„Ich habe dich gerufen?“ fragte Ayashi, da sie sich beim besten Willen nicht entsinnen konnte, ihre Mutter herbeigerufen zu haben.

„Deine Fragen habe ich gehört, Kibonohana, doch du hast mich zuletzt gefragt, was du tun musst.“ erklärte Midoriko, doch Ayashi schüttelte verständnislos den Kopf. „Ich kann mit dir sprechen, da es etwas gibt, das du tun musst.“

„Wie kann ich dir helfen?“ fragte Ayashi, doch Midoriko hob abwehrend ihre Hand.

„Was du tun musst, hat nicht nur mit mir zu tun. Lass’ mich dir erzählen, was geschehen ist, als ich starb.“ bat die Erscheinung ihrer Mutter und wartete auf ein leichtes Kopfnicken von Ayashi, ehe sie fortfuhr: „Ich kämpfte sehr lange Zeit und konnte mich gegen die vielen einzelnen Dämonen behaupten, Kibonohana, doch schließlich schlossen sich die Dämonen zu einem einzigen, riesigen Gegner zusammen, der mich überwältigen konnte. Die Dämonen, die du dort siehst…“ Midoriko wies auf die weiter entfernten Bereiche in der Höhle, wo viele kleinere Dämonenskelette lagen. „… hatten sich noch nicht mit dem riesigen Dämon zusammengeschlossen, doch waren gerade dabei. Sie eilten herbei, um ihn zu unterstützen, um gemeinsam über mich zu siegen und ihren Hass gegen mich endlich erfolgreich auszuleben. Meine Kräfte schwanden schnell, da ihre negative Energie überall um mich herumströmte, und schließlich konnte mich der erstarkte Dämon mit seinen Fangzähnen ergreifen und versetzte mir das tödliche Unheil seines giftigen Bisses. Ich spürte, dass ich sterben würde. Das Gift breitete sich in mir aus und lähmte langsam meine Sinne. Sein Miasma flutete in mich und nagte an meiner Seele, die in diesem Moment so rein wie niemals zuvor war. Ich dachte an deinen Vater und an dich und die Liebe zu euch durchströmte mich und bewahrte mich noch einen Augenblick länger vor meinem Ende. Die Liebe zu euch schützte mich, stärkte meine Seele und machte möglich, dass ich die Seelen aller Dämonen in dieser Höhle ergriff und in meinen Körper aufnahm, wo sie durch die Kraft meiner reinen, liebenden Seele gereinigt werden sollten. Es war nicht das Miasma des Dämons, das mir letzten Endes die Kraft nahm, die Läuterung zu vollenden, sondern die Verletzungen meines geschwächten und überanstrengten Körpers. Ich wusste, dass mir nicht mehr viel Zeit blieb, und so trieb ich mit letzter Kraft meine Seele und die Seele der Dämonen aus meinem Körper und starb.“

„Was wurde aus deiner Seele, Mutter?“

„Ich hatte gehofft, dass die Seelen sich neutralisieren, nachdem sie meinen Körper verlassen hatten, doch sie existierten weiter. Noch immer kämpft meine Seele gegen die Seele der Dämonen und noch immer gibt es keinen Sieger, denn das Juwel der vier Seelen - das Shikon no Tama - entstand und befindet sich noch immer in dieser Welt.“

„Das Juwel ist aus der Verschmelzung von deiner Seele mit der Seele der Dämonen entstanden?“ fragte Ayashi und Midoriko nickte.

„In der Seele eines Lebewesens sind vier Seelen beheimatet. Aramitama steht für den Mut. Nikimitama steht für die Freundschaft. Kushimitama steht für die Weisheit. Sakimitama steht für die Liebe. Erst wenn diese vier Seelen mit dem Geist in Einklang gebracht wurden, nennt man das Naobi, da sich die vier Seelen zu der einen Seele verbinden, die im Herzen beheimatet ist und den Menschen, der sie in sich trägt, mit Güte erfüllt. Meine Seele war im Naobi, als ich sie ausstieß, und ist deshalb heute noch in der Lage, der Seele der Dämonen standzuhalten. Gelangt das Juwel allerdings in die falschen Hände, so kann es zu einer Katastrophe kommen. Schwache Menschen können durch das Juwel dazu verleitet werden, Böses zu tun. Gelangt das Juwel in die Hände eines Dämons, so stärkt er die unreine Energie und kann durch die Kräfte im Juwel selbst um vieles stärker werden.“

„Was kann ich tun?“ fragte Ayashi, da der Gedanke ihr nicht gefiel.

„Kibonohana, alles ist Schicksal. Gehe deinen Weg und du wirst sehen, was du tun musst. Einige Dinge allerdings solltest du noch wissen, bevor du mich nun verlässt.“

„Mutter, ich will nicht…“ begann Ayashi, doch verstummte wieder.

Midoriko schüttelte traurig den Kopf – eine Geste, die etwas Endgültiges hatte.

„Du musst gehen, Kibonohana. Lebe dein Leben, wie du es für richtig hältst. Was das Juwel angeht, so muss ich dir sagen, dass niemand weiß, wo es sich gerade befindet. Solltest du es finden, so handle voraussehend und klug. Es muss geschützt und gehütet werden, denn zerstört werden kann es nicht.“

„Wie kann ich wissen, was voraussehend und klug ist?“ fragte Ayashi unsicher.

„Du wirst es fühlen.“ versicherte Midoriko und lächelte, als Ayashi immer noch zögerlich nickte. „Ich habe dir noch etwas zu sagen, Kibonohana, und höre mir genau zu!“

„Ja, Mutter.“ versprach Ayashi und wartete.

„Ich sagte dir, du sollst deinen Weg gehen. Ich bleibe dabei. Ich akzeptiere jede deiner Entscheidungen, da ich darauf vertraue, dass Kataga dich fehlerlos erzogen hat. Doch wisse, dass dir ein Schicksal bestimmt ist. Darum halte dich von Sesshoumaru fern und lebe, Kibonohana.“ sagte Midoriko mit fester Stimme und löste sich schließlich auf.

Ayashi blieb allein in der Dunkelheit zurück. Die Tränen rannen ihr die Wangen hinunter und in ihrem Herzen klaffte eine Tiefe Wunde, deren Herkunft sie nicht bestimmen konnte. Sesshoumaru. Ihre Mutter vertraute ihrer Vision.

„Ayashi…“ hauchte ein Windstoß durch die ruhige Höhle. „Du erfüllst mich mit Stolz, meine Tochter.“

Dann war es völlig still. Ayashi senkte den Blick und ließ die Tränen auf den Boden fallen. Ihre Schultern bebten, doch allmählich wurde sie ruhiger. Erschüttert kletterte sie hinab, entfernte sich zum Eingang des tiefsten Inneren der Höhle und warf einen letzten Blick zur Ruhestätte ihrer Mutter, ehe sie ihr den Rücken kehrte und über den Tunnel die Höhle verließ und in die laue, klare Nacht hinaustrat.
 

Der Morgen graute bereits, als Ayashi nach einem langen Spaziergang durch die Gegend in das kleine Dorf in den Bergen zurückkehrte. Die Dorfbewohner waren versammelt und starrten sie ungläubig an. Azusa lehnte gegen ihre Mutter und schien sie zurückzuhalten. Ayashi vermutete, dass allen klar war, wo sie gewesen war, und Kasumi sie unterstützen wollte. Der Dorfälteste trat aus der Menschenansammlung hervor und Ayashi hob die Hand, ehe er etwas sagen konnte.

„Ich werde gehen.“ meinte sie und wandte sich ab.

Akihito sah ihr nach, doch dann nickte er. Er war sich sicher, dass es das Beste für alle war, auch wenn er die junge Miko sicher vermissen würde. Ayashi packte die wenigen Sachen, die sie besaß, in ein Bündel und nahm den Bogen und die Pfeile ebenfalls an sich. Dann schritt sie den Stufen vor ihrer Hütte hinab und verließ das Dorf in Richtung Osten – dem Palast ihres Vaters in Fukuoka entgegen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Kueken
2008-03-20T08:39:19+00:00 20.03.2008 09:39
*freudentanz* sie ist nicht toood sie ist nicht toood^^
weiter so^^




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