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Ayashi - Der Weg zur Wahrheit

(überarbeitet)
von

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Am nächsten Morgen wurde Ayashi von ihren Dienerinnen frisiert, geschminkt und angekleidet. Sie unterhielt ein gutes Verhältnis zu ihren, das sie beinahe als Freundschaft bezeichnen konnte, wenn Freundschaft zwischen Dienern und Herren nicht unüblich wäre. So begnügte sich Ayashi damit, ihnen mehr zuzugestehen und verlangte ab und zu ihre ehrliche Antwort, doch mehr nicht.

„Warum musstet Ihr nur die ganze Nacht wach bleiben? Ihr seht furchtbar aus, Ayashi-Hime!“

Ayashi blickte in den Spiegel und betrachtete sich prüfend. Sie fand sich alles andere als furchtbar, doch entgegnete nichts und ließ Zhu-Lien und Zhang, die beiden chinesischen Youkai, weiter ihrer Arbeit nachgehen. Nach einer langen Weile zog Zhu-Lien ein letztes Mal Ayashis Haarsträhnen zurecht, während Zhang den letzten Lidstrich noch verfeinerte, ehe Ayashi sich ganz im Spiegel betrachtete. Sie trug einen edlen Kimono aus dunkelblauer Seide, der am Kragen und den Ärmeln mit kleinen, weißen Kirschblüten verziert war, die sich über den Stoff in Ranken verzweigten und verwoben. Das lange Haar war kunstvoll nach oben gesteckt und mit einer reichbesetzten Klammer in Form einer Blüte und winzigen Perlen geschmückt. Ayashis Gesicht war hell gepudert, ihre Lippen rot und ihre langen, dichten Wimpern schwarz gefärbt und mit dem Lidstrich optisch länger und schräg nach oben gezogen.

„Nun seid ihr wieder eine Hime, Ayashi-Sama.“ meinte Zhang und begann, die Schminkutensilien zu ordnen und die vielen kleinen Pinselchen, Döschen und Flacons wieder an ihren Platz auf der Kommode zu stellen.

Zhu-Lien nickte zufrieden und betrachtete die Prinzessin vor ihr. Ayashi nickte. Sie war zur Porzellan-Puppe geworden, doch ihr Herz rebellierte nicht. Sie war eine Hime. Sie war Katagas Erbin und sie würde ihn nicht enttäuschen.

„Gibt es Nachricht von meinem Vater oder Inu-no-taishou?“ fragte sie und wandte den Blick von ihrem Spiegelbild.

„Ich bedaure. Nein.“ erwiderte Zhu-Lien und verließ dann mit Zhang den Raum.

Ayashi erhob sich und ging mit kleinen Schritten auf und ab. Bald würden die Verbündeten eintreffen, doch sie würde sich erst zeigen dürfen, wenn sie alle versammelt waren. Diener kümmerten sich bereits um einige wenige, die bereits angekommen waren. Ayashi lauschte dem Geräusch der meterlangen Stoffstücke ihres Kimonos, die gegeneinander rieben, sobald sie sich bewegte, und wartete geduldig und etwas nervös auf den Augenblick, an dem sie ihre Gemächer verlassen konnte.
 

Erst am späten Vormittag waren alle Verbündeten, die erwartet wurden, versammelt und Ayashis Anwesenheit gefordert. Zhu-Lien und Zhang traten noch einmal in die Gemächer ihrer Herrin, brachten ihr einen Fächer und zupften noch einmal an ihr herum, ehe sie Ayashi hinaus geleiteten und durch die Gänge und über den Hof bis zur Empfanghalle begleiteten, in der die Youkai bereits bei Speise und Trank warteten. Es fehlte ihnen an nichts und die meisten hatten die Gelegenheit genutzt, noch einmal rasch über die eigene Haltung zum Krieg zu sprechen, doch zu mehr war kaum Zeit gewesen. Ayashis Herz schlug schneller. Noch nie zuvor hatte sie das Wort an so viele Youkai ihres Standes oder nur wenig unter ihr richten müssen. Noch nie war es so sehr auf ihre Worte angekommen als jetzt. Ayashi wählte ihre Worte immer mit Bedacht und sprach nur, wenn sie etwas zu sagen hatte, wie man es sie gelehrt hatte, doch diese Youkai waren gekommen, die Meinung ihres Vaters durch ihren Mund zu hören – und allein deshalb durfte sie keinen von ihnen verärgern oder anderweitig vor den Kopf stoßen. Zu viel hing davon ab. Ayashi nickte den Wächtern vor der breiten Tür zu, die daraufhin öffneten und ihre Prinzessin eintreten ließen. Die Youkai erhoben sich von ihren Plätzen, als sie die edle Frau bemerkten, und ließen sich vor ihr auf ihre Knie nieder, um ihr Ehre und Respekt zu erweisen. Ayashi trat noch einige Schritte leichtfüßig in den Raum hinein, blieb dann stehen und berührte mit ihren Fingerspitzen leicht ihre Oberschenkel und beugte den Oberkörper anmutig, um ihre Gäste zu grüßen. Dann richtete sie sich wieder ruhig auf und trat noch weiter vor, um sich dann mit einer geschmeidigen Bewegung auf ihre Knie niederzulassen und sich noch einmal leicht zu verneigen. Einen Moment saß sie mit aufrechtem Oberkörper auf ihren Fersen und ließ ihre Hände nobel auf ihren Oberschenkeln aufliegen. Ihr Blick streifte die Youkai, die noch immer den Kopf geneigt hielten, da das das Anstand von ihnen forderte.

„Seid willkommen!“ sprach Ayashi mit klarer und leiser Stimme, worauf die Männer ebenfalls auf ihre Fersen zurücksanken, den Blick hoben und ihre Hände wie Ayashi auf ihren Oberschenkeln ruhen ließen, wobei ihre Ellenbogen etwas weiter nach außen vorstoßen durften, da ihre Körper in ihrer militärischen Kraft und männlicher Stärke mehr Raum einnehmen durfte als der schmale und schwächere Körper einer Dame. Ayashi erinnerte sich an den Unterricht, den sie in höfischem Verhalten genossen hatte. Sie hatte das Niedersinken in diese Verneigung und das Erheben aus ihr so lernen müssen, dass es kinderleicht aussah und sie gänzlich ohne Hände auskam.

„Verzeiht, Hime-Sama, doch wir erwarteten Euren Vater.“ ergriff nun einer der vorderen Youkai vorsichtig das Wort.

Sie blickte zu ihm und sah neben ihm ihren Onkel Katsumoto, den Herrn über die Wolfsyoukai der südlichen Berge, der kaum sichtbar lächelte und sie so ermuntern wollte. Ayashi nickte.

„Das ist mir bewusst. Er sah sich gezwungen, am gestrigen Abend mit Inu-no-taishou-Sama aufzubrechen, und ist deshalb nicht im Schloss.“

„Wir benötigen eine Antwort. Seine Antwort.“ erwiderte derselbe Youkai.

Ayashi erinnerte sich nun an ihn: Sie hatte ihn vor Jahren einmal gesehen und ihr Vater hatte ihr erzählt, er vertrete den letzten verbliebenen Fürsten der Fledermausyoukai, die sich in etlichen Klankriegen beinahe selbst vernichtet hatten. Nun lebten nur noch wenige unter einem einzigen Fürsten – dem stärksten Krieger, der aus den Kämpfen hervorgegangen war – in einem Gebiet, das den Namen Shiono trug. In seiner Stimme lag ein kleiner Hauch von Wut und Unverständnis.

„Er bat mich, seine Antwort an seiner statt zu verkünden. Das werde ich tun, falls Ihr es mir gestattet, Geikijo-Sama.“

„Natürlich, Hime-Sama.“ gab Geikijo klein bei und verneigte sich noch einmal, um sich für dein Verhalten zu entschuldigen.

Ayashi nickte und ließ ihren Blick noch einmal über die Reihen streifen. Sie kannte bei Weitem nicht alle Anwesenden, doch wenige von ihnen: Akami, den Abgesandten der Hundeyoukai von der Noto-Halbinsel, Risuga, den Abgesandten der Vogelyoukai der Oki-Inseln, Hukudashi, den Abgesandten der Hundeyoukai der Shimokita-Halbinsel und Kenko, den Abgesandten der Wolfsyoukai aus dem Chugokugebirge. Und eben Geikijo von den Fledermausyoukai. Doch sonst entdeckte sie kein bekanntes Gesicht, doch sie sah, dass noch zwei Fuchsyoukai, drei andere Vogelyoukai und zwei Bärenyoukai. Schließlich begann sie, die Antwort ihres geliebten Vaters zu übermitteln:

„Ich möchte versichern, dass sich mein ehrwürdiger Vater Kataga-Sama der bedrohlichen Lage bewusst ist und erst nach gründlichen Überlegungen seinen Entschluss gefasst hat. Ihr kennt Kataga-Sama und wisst, dass er stets nach Möglichkeiten sucht, kriegerische Handlungen zu vermeiden, wenn sie vermeidbar sind, aber nicht zögert, sich den unvermeidbaren entgegenzustellen. Deshalb wird er auch in diesen Tagen weiterhin versuchen, den Frieden mit den Katzenyoukai zu wahren…“

Ein leises Raunen ging durch die Reihen, doch Ayashi ließ sich nicht beirren. Keiner von den Youkai würde es wagen, sie zu unterbrechen, sollte er auch anderer Meinung oder enttäuscht von Katagas Antwort sein.

„Er wünscht keinen Krieg und wird sein Schwert und seine Waffen ruhen lassen und keinen Angriff führen. Doch sollte ein Verbündeter angegriffen werden, wird er nicht zögern und diesem nach bestem Vermögen zur Seite stehen. Dies ist seine Antwort.“

Ayashi blickte in die Runde und hielt ihren Blick bei Katsumoto an. Ayashi sah, dass sein Gesicht angespannt war, aber er hatte eine solche Antwort erwartet, auch das sah sie. Er kannte seinen Bruder schon lange genug. Die versammelten Youkai blieben stumm, da es keine Veranlassung zu einer Diskussion gab: Kataga hatte seine Antwort gegeben und war selbst nicht anwesend, um sie verteidigen zu müssen. Ayashi verneigte sich nun noch einmal von den Youkai, erhob sich dann langsam und verließ die Empfangshalle.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Vigeta_Lord_d_T
2019-07-01T10:55:14+00:00 01.07.2019 12:55
Das ist doch gut gelaufen. ayashi hat das super gemacht


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