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Midnight Guardian

von

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Vorstellungen

Das Geräusch von leisen Stimmen riss Harry aus seinem Schlummer. Harry öffnete seine Augen und wurde sofort von Helligkeit geblendet und musste sie wieder schließen. Er rollte sich auf die Seite und war schockiert, dass er keine Schmerzen spürte. Etwas stimmte nicht. Harry erinnerte sich an seine Bestrafungen. Er erinnerte sich an die Schmerzen. Er erinnerte sich an Midnight.
 

Harrys Augen öffneten sich erneut als er sich schnell aufsetzte. Alles war verschwommen, aber das kümmerte ihn nicht. Midnight war sein Hund, egal was die anderen sagten. Er musste Midnight finden und sicher gehen, dass es dem Hund gut ging.
 

Leichter gesagt als getan. Harry wollte gerade aus dem Bett springen, als den Anwesenden im Raum Harrys Erwachen auffiel. Er war immer noch ein wenig desorientiert und dass er nicht in der Lage war richtig zu sehen, half auch nicht. Hände ergriffen seine Oberarme, hinderten ihn daran das Bett zu verlassen, während einige andere Worte sagten, die keinen Sinn machten. Es war so, als sprächen sie eine andere Sprache mit ihm.
 

Trotzdem es unmöglich erschien, kämpfte Harry weiterhin, um sich aus den starken Händen, die ihn festhielten, zu befreien, bis sein Körper schlaff wurde und sein Kampfwille ihn verlassen hatte. Er fühlte sich plötzlich erschöpft, wusste aber, dass er nicht einschlafen konnte. Er musste immer noch Midnight finden.
 

"Harry?", rief eine bekannte Stimme durch Harrys vernebelten Geist. Es dauerte einige Zeit bis der verwirrte Junge feststellte, dass es Professor Dumbledore war, der mit ihm sprach. "Harry, du musst ruhig bleiben. Verstehst du?"
 

Harry nickte langsam und versuchte sich auf den weißen Schatten, der Professor Dumbledore war, zu konzentrieren. Er hatte so viele Fragen, aber er schien nicht die Kraft aufbringen zu können, um sie anzusprechen. Er wollte wissen wo sie waren, aber es kümmerte ihn nicht wirklich, solange sie fort vom Ligusterweg waren. Er wollte fragen was passiert war, aber er hatte das Gefühl, dass er es nicht wirklich wissen wollte.
 

Es gab jedoch etwas was Harry unbedingt wissen wollte und auch aussprechen konnte. "Wo ist Midnight?", fragte er mit krächzender Stimme.
 

Eine sanfte Hand ruhte auf der Stirn des Jungen. "Wer ist Midnight, Harry?", fragte Dumbledore ruhig, aber da war eine deutliche Schärfe in der Stimme des Mannes. Es war fast so, als würde der alte Mann fürchten was auch immer Harrys Antwort sein würde.
 

"Mein Hund", sagte Harry nervös. Er mochte es nicht wirklich, in welche Richtung sich das Gespräch entwickelte. Was wenn Midnight etwas passiert war, seinem einzigem Freund, dem er alles sagen konnte? "Bitte ... er hat nur versucht, mich vor Onkel Vernon zu schützen. I-ist ihm etwas geschehen?"
 

Es gab eine kurze Stille die Harrys Sorge noch verstärkte. "Harry, wir haben dich nicht von deiner Tante und Onkel fort geholt", sagte Dumbledore vorsichtig. "Wir besprechen das später, aber zuerst hätte ich gern, dass du mir erklärst, warum du einen Hund brauchst, um dich vor deinem Onkel zu schützen."
 

Harry sah sofort weg. Wie sollte er Dumbledore erklären, dass er sich nicht gegen seinen eigenen Onkel wehren konnte. Wo er doch Voldemort einige Male gegenüber gestanden hatte. Was wenn Dumbledore und alle anderen mit dem Mann übereinstimmten, der Harry zu nichts anderem als einen wertlosen Freak abgestempelt hatte.
 

"Remus, Arthur, ihr könnt ihn loslassen", sagte Dumbledore leise, dann reichte er Harrys Brille rüber und wartete, bis der Junge sie aufgesetzt hatte. "Harry, bitte versteh, dass wir nicht hier sind um dich zu verurteilen. Trotz dem was dein Onkel dir gesagt hat, ist es nicht richtig, dass ein Erwachsener ein Kind schlägt. Was ich nicht verstehe, ist, warum du nie etwas gesagt hast."
 

Mehr als alles andere fühlte sich Harry beschämt, er drehte sich auf seine linke Seite und zog seine Knie an die Brust. Er vergrub sein Gesicht in seinen Knien und betete, dass die drei Männer den Hinweis verstanden. Er wollte jetzt nicht über seinen Onkel sprechen. Er wollte wissen, ob es Midnight gut ging. Das war alles was im Moment zählte.
 

"Dumbledore, wenn es nicht stört, würde ich gern ein Wort mit Harry wechseln", sagte Lupin sanft, "es gibt noch genug Zeit ihn zu befragen, wenn er sich ein wenig stärker fühlt."
 

"Natürlich, Remus", sagte Professor Dumbledore fröhlich, "ich vertrau darauf, dass du uns informierst wenn die Zeit kommt?"
 

Lupin nickte, dann setzte er sich an Harrys Bett, während Dumbledore ging, gefolgt von Mr. Weasley. Dann sah Harry sich endlich um und entdeckte wo er war: der Krankenflügel in Hogwarts. Harry war darüber ein wenig erleichtert und gleichzeitig ein wenig beunruhigt. Er war froh, dass Leute nicht herein schleichen würden um den Jungen-der-lebt zu sehen, aber warum war er hier statt in einem normalen Krankenhaus?
 

Als er sich daran erinnerte, dass er nicht allein war, wurde Harry sofort nervös. Harry sah sich vorsichtig seinen Besucher an, er bemerkte, dass der Mann der Remus hieß ziemlich schäbige Zaubererroben trug, die an mehreren Stellen geflickt war. Er sah krank und erschöpft aus, aber sein Gesicht war sicherlich freundlich. Obwohl er recht jung war, hatte sein hellbraunes Haar graue Strähnen.
 

"In Ordnung", sagte Lupin und durchbrach die unangenehme Stille, "ich bin nicht sicher, ob du dich an unser Treffen vor ein paar Tagen erinnerst. Dein Fieber war ziemlich hoch. Mein Name ist Remus Lupin. Ich bin der neue Verteidigung gegen die Dunkle Künste Lehrer." Lupin räusperte sich. "Außerdem kannte ich deine Eltern."
 

Harry starrte Lupin an, seine Augen bettelten für mehr Informationen, als er sich aufsetzte. "Sie kannten meine Eltern?", fragte er. Der Ausdruck von Hoffnung auf seinem Gesicht hätte selbst Professor Severus Snape weich werden lassen.
 

Lupin entfuhr ein Lachen. "Ziemlich gut sogar", antwortete er, dann wurde er ernst. "Ich war seit unserem ersten Jahr hier mit deinem Vater befreundet. Ich kannte dich auch, als du ein Baby warst. Ich verstehe, dass ich vermutlich kein Recht dazu habe, aber ich hatte gehofft, dass du mich dich wieder kennen lernen lässt. Ich möchte dein Freund sein, Harry, wenn das möglich ist."
 

Harry war auf jeden Fall geschockt, um das wenigste zu sagen. Er hatte nie wirklich jemanden gehabt, der ihn kennen lernen wollte und nicht den 'Jungen-der-lebt'. "Äh-okay", sagte er unsicher. "Sie erzählen mir doch von meinen Eltern, oder?"
 

"Natürlich", sagte Lupin mit einem Lächeln. "Wir können abwechselnd fragen wenn du magst und wenn ich etwas frage, was du nicht beantworten möchtest, dann sag es mir; genauso wenn du eine Pause brauchst. Du warst ziemlich krank und mit deinen anderen Verletzungen musst du es die nächsten Tage ruhiger angehen."
 

Es klang zu gut um wahr zu sein. "Sie meinen, Sie zwingen mich nicht über meinen Onkel zu reden?", fragte Harry skeptisch.
 

"Nicht, wenn du es nicht willst", sagte Lupin ehrlich, "dies ist kein Verhör. Ich glaube viele Fragen, die die Leute haben, können beantwortet werden, wenn wir besser wissen wer du bist. Ich fange sogar an, in Ordnung?"
 

Harry nickte zögerlich, unsicher wie er sich verhalten sollte bei einem Mann, der so offen und ehrlich schien. Plötzlich traf es Harry, dass dies die Chance war zu erfahren, was für Menschen seine Eltern wirklich waren. (You are the friends you keep)
 

"Wie ich bereits sagte, ist mein Name Remus", begann Lupin, "ich bin der neue Verteidigungslehrer hier, was nicht viel aussagt, wenn man bedenkt, wen du in den letzten beiden Jahren hattest." Harry entfuhr hierbei ein kleines Lachen. "Ja, ich weiß von Quirell und Lockhart. Wenn du willst, kann ich dir zeigen, was ich für das Schuljahr geplant habe und du kannst dir später ein Urteil über meine Lehrfähigkeit bilden. Nun, wo war ich? Ach ja, es ist mir peinlich zuzugeben, dass ich eine leichte Schokoladensucht habe, insbesondere in meinem Alter. Wo wir gerade von Schokolade sprechen, wie wäre es mit etwas zu essen?"
 

Der Themenwechsel überrumpelte Harry. Es dauerte auch einen Moment bis Harry begriff, was der Mann gesagt hatte. Unsicher wie er antworten sollte, zuckte Harry nur mit den Schultern und mied Lupins Blick. Obwohl er sich nicht erinnern konnte, wann er das letzte Mal etwas Kräftiges gegessen hatte wie ein normaler Teenager.
 

"Harry, du darfst Hunger haben, weißt du?", sagte Lupin vorsichtig, "ich habe mich nur daran erinnert, dass du für eine Weile nichts gegessen hast und dachte, du wärest hungrig. Ich weiß, ich wäre es."
 

Harry sah langsam zu Lupin auf und konnte kein Anzeichen von Ärger entdecken. Sorge, ja, aber kein Ärger und er war erheblich erleichtert. Vielleicht war es ja gar nicht so schlimm. "Vielleicht habe ich ein wenig Hunger", sagte Harry nervös und fügte schnell hinzu, "aber ich kann warten. Es ist nicht wirklich wichtig-"
 

"Unsinn", sagte Lupin lässig. Er schnippte mit den Fingern und wandte sich an den Hauself, der mit einem plopp erschienen war. "Mindy, könnten wir womöglich ein wenig Frühstück bekommen? Etwas Einfaches ist in Ordnung."
 

"Ja, Professor, Sir", sagte Mindy dann verschwand sie mit einem plopp. Ein paar Sekunden später erschien sie wieder mit zwei Tabletts voll mit Essen. Anscheinend begriff sie nicht, was einfach hieß oder sie ignorierte es.
 

Harry biss sich auf die Unterlippe, um sich daran zu hindern, einen Kommentar abzugeben, der wahrscheinlich Professor Lupin beleidigte, also befand er lieber still zu bleiben. Er wusste, dass er nicht mal die Hälfte schaffen würde, die auf dem Tablett war, dass zu ihm rüberschwebte. Er hatte nicht mal so viel gegessen ... nun, noch nie.
 

"Danke, Mindy", sagte Lupin freundlich, "das ist alles im Moment." Mindy verbeugte sich dann verschwand sie wieder. "Iss so viel wie du bequem kannst, Harry", fügte Lupin hinzu, als er Harrys Nervosität bemerkte. "Die Hauselfen scheinen uns immer mehr zu geben, als wir womöglich essen können."
 

Sie aßen beide in Stille. Nun, Harry versuchte zu essen, stellte aber fest, dass er nach einigen Stücken Toast voll war. An seinem Kürbissaft nippend, versuchte Harry an etwas zu denken was er sagen könnte, um die Stille zu brechen, aber ihm fiel nichts ein, was er sagen könnte.
 

Professor Lupin versuchte deutlich freundlich zu sein, mehr als jeder Erwachsene den Harry kannte genau genommen. Damit gab es nur ein Problem. Onkel Vernons Worte hallten ständig in Harrys Kopf wieder. Was wenn Professor Lupin glaubte, Harry sei ein Freak? Was wenn Professor Lupin etwas gegen Parselmünder hatte? Was wenn er enttäuscht war?
 

"Harry?", fragte Lupin sanft, "ist etwas los?"
 

Aus seinen Gedanken gezogen, sah Harry Lupin nervös an. Er wusste wirklich nicht, wie man jemanden fragte ob er voreingenommen war. "Öhm - nun - ich habe mich nur gefragt - ähm - finden Sie, dass eine Person Dunkel ist wenn sie eine Fähigkeit hat, die als Dunkel angesehen wird?", fragte er leise.
 

Lupin starrte Harry mit gehobener Augenbraue an. "Das ist eine interessante und schwierige Frage", sagte er nachdenklich, "viele Leute diskriminieren aus Angst, ich stimme der Allgemeinheit aber nicht zu. Ja, wir alle haben Dunkelheit in uns, aber da ist auch Güte, die die Dunkelheit besiegen kann. Ich denke, ich verstehe besser als jeder andere, ein Buch nicht nach seinem Titel zu beurteilen. Darf ich fragen, warum du so eine Frage gestellt hast?"
 

Harry sah besorgt weg. Professor Lupin hatte ihm die richtige Antwort gegeben, aber das hieß nicht, dass Harry bereit war dem Mann mit allem zu betrauen. "Nun, Sie haben mir von sich erzählt, also dachte ich, ich sollte das Gleiche tun", sagte Harry leise und mied weiterhin Lupins Blick. "Es ist nur, dass ... ich meine ..."
 

Lupin setzte sein Tablett ab und setzte sich an das Fußende von Harrys Bett. "Wie wäre es wenn wir beim Anfang beginnen und von dort aus weitermachen?", schlug er vor, "womit du dich am wohlsten fühlst."
 

Mit einem Nicken gab Harry Lupin einen Überblick darüber, was er durchgemacht hatte. Er umriss kurz sein Leben vor Hogwarts (er ließ alles aus, was den Mann verärgern könnte). Er fuhr mit seinem ersten Jahr fort (wieder ließ er den Hauptteil der Schwierigkeiten aus, die er durchgemacht hatte). Dann schloss er mit seinem zweiten Jahr, was beinhaltete, dass er mit Schlangen sprechen konnte.
 

Seine Unterlippe beißend, blickte Harry zu dem Freund seiner Eltern und war überrascht, Sympathie auf dem Gesicht des Mannes zu sehen und keine Ablehnung. Er war nicht in der Lage, den Blick von Professor Lupin lange auszuhalten und musste wegsehen. Er mochte es nicht wirklich, wenn ihn jemand bemitleidete.
 

"Harry, ich denke für keine Sekunde, dass du Dunkel sein könntest", sagte Professor Lupin sanft, "ich nehme an, deine Klassenkameraden haben die Enthüllung nicht so gut aufgenommen."
 

Harry schüttelte den Kopf. " Sie dachten, ich wäre der Erbe Slytherins und würde einen Basilisken auf Muggelgeborene hetzen und sie versteinern", sagte er leise, "es ist nicht so als ob ich es kontrollieren könnte. Ich sehe nur eine Schlange und es klingt alles für mich wie Englisch."
 

"Also, solange du es nicht einsetzt um jemanden zu verletzen, brauchst du dir keine Sorgen zu machen", schloss Lupin. "Es scheint, als hättest du Schwierigkeiten damit zu Recht zu kommen, wie du bei dieser Sache fühlst. Wie fühlst du dich dabei mit Schlangen sprechen zu können?"
 

Harry seufzte und seine Schultern sackten zusammen. "Ich hasse es", gab er zu. "Ich hasse es, dass da ein Teil von Voldemort in mir ist. Warum kann ich nicht einfach normal sein? Es ist ja nicht so, als ob ich darum gebeten hätte ein Freak zu sein."
 

Lupin bewegte sich ein wenig näher zu Harry, sein Körper plötzlich angespannt. "Wer hat gesagt, du seiest ein Freak?", fragte er beschützend.
 

Harry stellte fest, dass er zu viel gesagt hatte und er wurde sofort bleich und bedeckte seinen Mund. Dies war der Grund warum er niemandem sagen wollte, was im Ligusterweg geschehen war. Er wollte niemanden verärgern. Harry beschimpfte sich selbst mental und versuchte schnell eine glaubhafte Lüge zu finden, sodass das Thema fallengelassen wurde.
 

„Harry, ich bin nicht böse auf dich“, sage Lupin sanft, „ich verstehe nur nicht, wie jemand so etwas sagen kann. Du bist kein Freak. Ich gebe dir mein Ehrenwort als Zauberer und Freund deiner Eltern.“
 

Harry blickte schließlich mit nicht vergossenen Tränen in den Augen zu Professor Lupin. Es klang zu gut um wahr zu sein. Solange er sich erinnern konnte, wollte Harry nichts mehr als normal zu sein und hier war endlich jemand, der ihm das sagte, was er so dringend hören musste.
 

Wieder einmal kam Lupin näher zu Harry, aber war noch weit genug weg, so dass der Junge sich wohl fühlte. „Ich kann verstehen, wenn du nicht darüber reden möchtest, aber so wenig wie du es zugeben willst, hatte ihre Behandlung dir gegenüber beeinflusst, wer du bist“, sagte er sacht. „Niemand will dich unter Druck setzen, aber wenn es so schlimm ist, wie wir denken, dass es ist, dann wollen wir alles in unserer Macht tun, um sicher zu gehen, dass du nie wieder dorthin zurück musst.“
 

Professor Lupins Aussage traf Harry zunächst überraschend, aber endlose Fragen, Fragen die er sich jedes Mal gestellt hatte, wenn die Umstände schlecht waren, drangen in seinen Kopf und ließen ihn klare Gedanken behalten. „Aber wo würde ich hin gehen?“, fragte er, „Ich habe keine weitere Familie und alle anderen haben ein eigenes Leben.“
 

„Ich bin sicher, dass wir etwas ausarbeiten können“, sagte Lupin ermutigend. „Niemand verdient diese Art von Leben. Es interessiert mich nicht, wer sie sind.“
 

Harry wollte seine Hoffnungen nicht hoch schrauben, aber er konnte nicht anders. Der einfache Gedanke nie mehr zu den Dursleys und ihrem Hass zurück zu kehren, war einer der wenigen Wünsche die er hatte. Es gab nur ein Problem mit der Situation. „Aber was ist mit Midnight?“, fragte Harry unsicher, „er muss so hungrig und verloren sein.“
 

Lupin lächelte, offensichtlich amüsiert von der Anhänglichkeit des Jungen an einem Tier. „Wie lange hast du einen Hund?“, fragte er.
 

„Äh – etwas eine Woche“, antwortete Harry. „Ich habe ihn gefunden, als er versucht hat in den Büschen im Garten zu schlafen. Er war nicht wie die meisten Hunde, die ich getroffen habe. Er war nett zu mir.“ Professor Lupins geschocktes Gesicht, ließ Harry wegsehen, es war ihm plötzlich peinlich einem fremden Tier so schnell zu vertrauen. „Er hat mich beschützt“, fügte er mit leiser Stimme hinzu.
 

„Also ist dieser Hund ein Streuner“, sagte Lupin distanziert, „wie sieht er aus, Harry? Sieht er aus wie ein Grim?“
 

Harry sah Professor Lupin offensichtlich verwirrt an. „Was ist ein Grim?“, fragte er. Es waren Zeiten wie diese, dass Harry es hasste so ignorant der Zaubererwelt gegenüber zu sein, aber es war ja nicht so, als gäbe es jemanden der es ihn lehrte.
 

Lupin biss seine Unterlippe, als er plötzlich nervös drein schaute. Harry mochte den Ausdruck nicht wirklich. Er verstand nicht, was die große Sache war. Midnight würde ihm nie wehtun, Harry wusste es einfach.
 

„Ist Midnight, wie du ihn nennst, ein sehr großer schwarzer Hund mit grauen Augen?“, fragte Professor Lupin vorsichtig.
 

Harry stieß einen enttäuschten Seufzer aus. Er hätte wissen müssen, dass ein Begleiter wie Midnight zu haben, zu gut war um anzuhalten. „Oh, ist es Ihrer?“, fragte er, als sich sein Blick senkte. „Es tut mit Leid. Ich hatte nicht vor, ihn Ihnen wegzunehmen. Er war nur der einzige Gefährte, der mich nicht gehasst hat.“
 

Lupin zuckte bei dem Kommentar zusammen, er lernte mehr über Harrys Leben, als der Junge bemerkte. „Er hat dir nichts getan?“, fragte er sanft. „Er hat dir auf keine Weise wehgetan?“
 

Harry schüttelte den Kopf, „Er hat nur zugehört“, sagte er leise, „i-ich war frustriert. Ich mochte es nicht immer arbeiten zu müssen, während die Dursleys nichts taten. Midnight war mir bekannt wie aus einer alten vergessenen Erinnerung oder so etwas in der Art. Ich kenne keine andere Weise es zu erklären. Er ist mein Freund.“
 

„Was es war, dass du dringend brauchtest“, sagte Lupin verständnisvoll, „ich will dich nicht tadeln, Harry. Ich bin nur neugierig. Die meisten Leute würden so einen großen Hund nicht als Freund betrachten. Wie hast du es geschafft so einen Hund zu halten, ohne dass es deine Tante und dein Onkel es herausgefunden haben?“
 

Harry zuckte mit den Schultern. „Es war nicht schwer“, sagte er unbekümmert. „Die Dursleys waren den ganzen Tag weg und haben mich allein zu Haus gelassen. Midnight ist draußen geblieben bis sie ins Bett gegangen sind, dann habe ich ihn in mein Zimmer geschmuggelt. Da ich jeden morgen das Frühstück machen musste, habe ich ihn raus gelassen, bevor die Dursleys wach waren.“
 

Professor Lupin lächelte, als er aufstand. „Sehr clever“, sagte er. „Du solltest dich wahrscheinlich ausruhen. Wir können später weiterreden, inklusive ein paar Geschichten über deine Eltern. Ich spreche mit Dumbledore über Midnight, in Ordnung?“
 

Harry konnte nicht anders als zu lächeln. Er musste zugeben, dass es sich gut anfühlte jemanden zu haben, der ihn mit elterlicher Liebe behandelte. Mrs. Weasley war großartig, aber sie war Rons Mutter. Sie hatte genug aufgetischt, um sich auch noch Sorgen um einen verwaisten Jungen zu machen. „Versprochen?“, frage Harry hoffnungsvoll.
 

Lupin drückte versuchernd Harrys Schulter. „Ich verspreche es“, sagte er.
 

Harry fühlte sich plötzlich müde, drehte sich auf die Seite, um bequem zu liegen, während Professor Lupin ihn zudeckte. Von einem Fremden zugedeckt zu werden, sollte sich komisch anfühlen, aber nicht für Harry. Er fühlte sich Professor Lupin bereits näher als jedem Erwachsenen den er kannte. Da war einfach etwas an dem Mann, mit dem sich Harry verbunden fühlte.
 

Seine Augen schließend, spürte Harry wie Lupin vorsichtig seine Brille abnahm und ein paar Strähnen aus den Augen des Jungen strich. Die einfache Berührung fühlte sich bekannt an, aber Harry konnte sich nicht erinnern woher. Er fühlte sich zu entspannt, um darüber nachzudenken und Harry erlaubte sich, in den Schlaf zu driften.
 

In dem Moment als Remus Lupin fest stellte, dass Harry tatsächlich schlief, rauschte er aus dem Krankenflügel in Dumbledores Büro. Harry hatte ihm genug erzählt, um zu wissen, dass das Leben von Harry Potter nicht so war wie andere es wahrnahmen. Er war auf keinen Fall verwöhnt und wurde nicht verehrt. Er war ein einsamer und verwirrter Junge, der jemanden brauchte, der ihn so liebte wie er war.
 

Nachdem er schnell das Passwort gemurmelt hatte, stieg Remus die Treppen weiter hinauf und betrat Professor Dumbledores Büro, um zu sehen, dass der Schulleiter Besuch hatte. Minerva McGonagall saß neben einer besorgten Molly Weasley, während Arthur Weasley leise mit Dumbledore sprach. Remus mochte den Anblick gar nicht.
 

„Direktor, ist etwas geschehen?“, fragte Lupin neugierig.
 

Dumbledore wandte seine Aufmerksamkeit dem jungen Lehrer zu „Remus, bitte komm herein“, sagte er freundlich, „wir haben gerade die Vereinbarungen über Harry besprochen. Vielleicht kannst du deinen Teil dazu beitragen. Ich glaube, ihr beide hattet eine interessante Unterhaltung.“
 

Lupin nickte. „Sie haben keine Ahnung“, sagte er und setzte sich neben McGonagall. „Es ist beunruhigend einen Jungen zu treffen, der sich so stark verändert hat. Der Baby Harry, an den ich mich erinnere, war ein geliebter und glücklicher Junge. Dieser Harry ist alles andere, nur das nicht. Wussten Sie von der verbalen und emotionalen Misshandlung die ihm die Dursleys angetan haben?“
 

„Misshandlung?“, fragte Professor McGonagall alarmiert, als sie sich aufrecht hinsetzte. „Wovon sprichst du, Remus?“
 

Jeden einzelnen Erwachsenen beäugend, bemerkte Remus, dass keiner von ihnen eine Ahnung von Harry Potters genauem Leben hatte. „Nun, ich kann nicht behaupten, dass ich überrascht bin“, sagte er nüchtern, „Wir haben nur gesprochen und Harry sind ein paar Dinge raus gerutscht. Anscheinend hat Vernon Dursley Harry eingetrichtert, dass er nicht mehr wäre als ein Freak. Er hatte Angst zuzugeben, dass er ein Parselmund ist, wegen der Reaktion seiner Klassenkameraden im letzten Jahr. Der Junge hat überhaupt kein Selbstvertrauen. Er glaubt, er fällt jedem zur Last. Ich nehme an, das ist der Grund warum er nie etwas über die Misshandlung gesagt hat.“
 

Dumbledore setze sich hinter seinen Schreibtisch nieder, das Leuchten in seine Augen war erloschen. Arthur Weasley setzte sich neben seine Frau und nahm ihre Hand. Molly Weasley brach deutlich in Tränen aus, aber es war McGonagall die Remus überraschte. Die Frau starrte Dumbledore mit einer Wut in ihren Augen an, die der junge Mann nie zuvor gesehen hatte. Es war beinahe ängstigend.
 

„Was hat Harry sonst noch offenbart?“, fragte Dumbledore ernst.
 

Remus lenkte seinen Blick zu dem alten Mann zurück und entdeckte Reue und Traurigkeit in den Augen des Mannes. Er macht sich hierfür selbst Vorwürfe. „Harry hat gezögert, überhaupt über die Dursleys zu sprechen oder über etwas, das mich verärgern könnte“, sagte er wahrheitsgemäß. „Ich glaube Dursley hat seinen Ärger an Harry ausgelassen und er glaubt nun, dass alle Erwachsenen das Gleiche tun. Harry schien nur entspannt zu sein, als wir über Midnight sprachen.“
 

„Ah ja, sein mysteriöser Hund“, sagte Dumbledore deutlich interessiert, „so weit ich weiß, haben die Dursleys nie Haustiere erlaubt. Es ist ihnen deutlich schwer gefallen, Hedwig zu akzeptieren.“
 

„Die Dursleys haben nichts davon gewusst“, sagte Remus, „Midnight ist ein Streuner den Harry vor etwa einer Woche gefunden hat. Es scheint, dass Harry verzweifelt war jemanden zu haben ‚der ihn nicht hasste’. Harry brauchte nichts mehr, als jemanden oder etwas, das ihm zuhörte und ihn normal behandelte. Im Moment glaube ich, wäre es ein Fehler Harry in eine Familie zu schicken, selbst so eine wie die Weasleys – keine Beleidigung – denn es würde mehr schaden als helfen. Trotz euerer Bemühungen gehört Harry nicht zur Familie und er weiß es. Er hat sein Leben dank der Dursleys als fünftes Rad verbracht. Er braucht Zeit, um sich damit abzufinden, wer er ist und zu lernen, dass er ein darauf Recht hat, geliebt zu werden wie ein normales Kind.“
 

„Aber er wird geliebt“, protestierte Molly Weasley, „unserer Familie liebt ihn wie einen von uns. Er braucht uns, insbesondere jetzt, wo Black rum läuft.“
 

„Harry braucht diejenigen, die sich um ihn kümmern, Molly“, sagte Dumbledore ruhig. „Harry ist jedoch nicht bewusst, was sich abgespielt hat. Er hat nicht einmal mitbekommen, dass er gekidnappt wurde. Er weiß auch nicht, wer Sirius Black ist und was er getan hat.“
 

„Ihnen ist bewusst, dass man es Harry sagen muss“, sagte Remus mit gehobener Augenbraue, „er muss es wissen … alles über Black. Wir können es uns nicht leisten, dass Harry es durch andere Quellen erfährt. Wir müssen Harrys Vertrauen gewinnen, indem wir komplett ehrlich mit ihm sind.“
 

„Nein!“, rief Mrs. Weasley. „Er ist nur ein Junge! Wenn er es herausfindet.“
 

„Er wird wütend sein, richtig“, sagte Remus und kämpfte, um ruhig zu bleiben, „er hat ein Recht dazu, aber wenn wir sein Vertrauen gewinnen und ihm beibringen, dass hier Leute sind an die er sich wenden kann, dann wird er nicht versuchen, Black allein gegenüber zu treten. Ist es nicht das was wir wollen?“
 

„Ich stimme zu“, sagte Arthur Weasley und verdiente sich einen wütenden Blick seiner Frau, „entschuldige, Molly, aber wir können es einfach nicht zulassen, dass Harry am 1. September hier auftaucht und weniger darüber weiß, was vorgefallen ist, als seine Klassenkameraden. Ich weiß, dass der Malfoy Junge nicht zögern wird Harry damit zu quälen. Ich weiß, dass Ron seine Mund nicht halten kann.“
 

„Interessante Perspektive“, sagte Professor Dumbledore nachdenklich. „Du hast Recht, Arthur. Obwohl ich es bevorzugt hätte, dass Harry nicht von Black erfährt, gibt es wenig was wir jetzt dagegen tun können. Wir müssen es ihm sagen. Die Frage ist von wem?“
 

Remus wusste durch Dumbledores Ton, wer es sein würde, der die Neuigkeit überbrachte. Er wusste auch, dass es das schwerste sein würde, was diese Person jemals tun würde.



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