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Der Wolf im Schatten der Natur

Teil 1: Die Katastrophenzeit
von

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Zero-Cho

Meine Umgebung wurde in ein dumpfes schwarz-weiß getunkt. Die Sicht wurde unklar und Arcon starrte zitternd, mit eingezogenem Schweif und unterwürfigem Gesichtsausdruck in Richtung meiner Balkontüre. Gelähmt vor Angst stand er auf dem Sofa und zitterte am ganzen Körper.

„Ich habe ich noch nie so verängstigt gesehen“, stutzte ich in Gedanken.

Eine riesige schwarze Gestalt schwebte durch meine Balkontüre. Majestätisch, mit erhobenen Kopf stolzierte sie auf Arcon zu, langsam, bestimmend, dominant. Sie ignorierte mich vollständig. Die Kreatur starrte meinen Schutzgeist missbilligend an, war geschätzte 2 Meter groß. Ruckartig spreizte sie ihre gigantischen Flügel. Eine schwach leuchtende Druckwelle verbreitet sich in meinem Zimmer von ihr, welche die Kreatur ihr prachtvolles Fell zurückgab. Die kräftigen Löwentatzen wurden goldbraun, die Flügel glichen denen eines Adlers. Die Kreatur war ähnlich wie ein Greif: Hals, Vorderläufe, ebenso wie der Schweif glichen den deines Löwen. Kopf, Rumpf und Hinterbeine seines Körpers gehörten zu einem majestätischem Adler und waren mit hell- bis dunkelbraunen Federn bedeckt. Sprachlos musterte ich die prachtvolle Gestalt.

„Ein Greif?“, stutzte ich wortlos.

Der Greif senkte den Kopf um wenige Zentimeter, ein Signal für Arcon. Denn dieser sprang rasch vom Sofa und verbeugte sich tief, unterwürfig mit großen, starren Augen. In ihnen stecke die pure Angst. Von dem mutigen, klugen, stolzen Wolf war nichts mehr zu sehen. Sein Mund bewegte sich, als würde er reden, doch kein Laut drang zu meinen Ohren. Der Greif nickte und schien nun zu sprechen.

Erschrocken riss Arcon seine Augen weit auf, blieb jedoch in geduckter Haltung. Die Kreatur ließ es unbeachtet und redete weiter. Geschockt und verärgert zugleich riss mein Schutzgeist seinen Kopf in die Höhe und schrie den Greifen unhörbar an. Unbeeindruckt hob der Greif seine Pfote und setzte sie behutsam auf Arcons Kopf, der sogleich verstummte und schweigend zu Boden starrte.

Nun sprach der Greif weiter und zog seine Pfote wieder zurück. Der Wolf zog seinen Schweif verängstigt ein, seine Ohren legten sich zurück. Arcons Augen wurden feucht und er fiel dem Greif abermals ins Wort. Doch dieser hob drohend seine Pfote, mein Schutzgeist verstummte und die Kreatur sprach weiter.

Plötzlich starrte Arcon zu mir, mit weit aufgerissenen, feuchten Augen und schüttelte langsam, fassungslos, den Kopf. Sein Gesicht war geprägt von Schock und Angst, wie ich ihn noch nie erlebt hatte. Nach einem Moment, in dem der Greif weitersprach, blickte der Wolf das kräftige Tier an und sagte einen kurzen Satz. Der Greif schloss seine Augen und schüttelte den Kopf, ehe er ein kurzes Wort zu Arcon sagte und sich zu mir drehte. Für einen kurzen Moment wurden seine grün-blauen Augen schwarz und alles erstrahlte wieder in den gewohnten Farben.

Ich konnte mich wieder bewegen und hören wohl auch, denn der Greif sprach mich mit einer strengen Stimme an: „Du bist also Tia“

Ich nickte verängstigt.

„Ich bin der Herr der Schutzgeist, Zero-Cho, der 47. Hedshyn“

„Das ist also der Herr der Schutzgeister“, dachte ich und verstand, warum Arcon solche Angst vor ihm hatte.

Sein muskulöser Körper strotzte vor Energie, sein Blick war starr, durchdringend und majestätisch, von Macht und Stärke getränkt.

„Der könnte wohl jeden umlegen…“

Zero-Cho musterte mich prüfend.

„Oh Gott“, dachte ich geschockt, „Hoffentlich kann der keine Gedanken lesen“

Er streckte mir seine löwische Vorderpfote hin.

Unsicher legte ich meine Hand auf seine, er lächelte sanft und meinte dann: „Du verstandest, was ich meinte. Ja, du hast ein reines Herz“

Stutzend sah ich ihn etwas verdattert an und brachte nicht mehr als ein dumpfes, peinliches „Hi“ aus meinem Mund, woraufhin der Greif meine Hand mit seiner Pfote behutsam sinken ließ.

„Nun, Arcon wollte, dass du mithörst“, meinte Zero-Cho und ignorierte meine Begrüßung vollständig.

Ich blickte fragend zu meinem Schutzgeist, welcher meinen Blick nicht erwiderte, sondern stumm zu Boden starrte. Zero-Cho wandte sich wieder Arcon zu und drehte diesen mit seiner kräftigen Tatze sanft zu sich. Dann hob er den Kopf des Wolfes behutsam, so dass sie sich in die Augen sahen. Zero-Cho schwieg. Alles war ruhig. Arcons Augen schimmerten und seine kleinen Pupillen zitterten, während sein Schweif eng an seinem Körper lag und nur vorsichtig mit der Spitze wedelte.

„Nun, Arcon, du weist, was du getan hast… Du hast Tia in Gefahr gebracht, wie schon bei dem Tyroji und jetzt wieder gerade eben bei dem Whycho! Es ist deine Pflicht Tia zu beschützen. Sie ist dein erster Auftrag und dir wird es sicher leichter fallen, wenn du erst mal deine Prüfung bestanden hast und dein eigenes Element besitzt“, brach Zero-Cho die Stille.

Arcon war stumm, er war beschämt, seine Beine zitterten. Nachdem Zero-Cho meinen Schutzgeist einige Augenblicke angesehen hatte, als würde er ihn auffordern etwas zu sagen, tat dieser das auch: „Was hätte ich tun sollen, meine Macht ist nicht stark genug, hätte ich Tia wieder zurück ins Haus gebracht wäre der Tornado weiter gerast und hätte alles niedergemetzelt.“

„Und der Tyroji?“, entgegnete Zero-Cho streng.

„Ich…“, stotterte Arcon mit vor Angst feuchten Augen.

„Du hast alles richtig gemacht, nur eines und das ist der schwerste Fehler, den man machen kann: Du hast die Zeitspanne nicht rechtzeitig gelegt!“

„Es ging alles so schnell, es… ich hab nicht nachgedacht! Ich ... ich hatte keine…“, stammelte er ängstlich.

„Zeit? Für eine Zeitpanne ist immer Zeit!“, schrie Zero-Cho ihn an.

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, ich wollte Arcon helfen, aber wie? Ich wusste nicht, wie ich anfangen sollte… Zero-Cho strahlte eine starke Autorität aus. Mit ihm war nicht zu scherzen. Wütend lies er seine Tatze von Arcons Kinn gleiten und legte sie über seine andere. Ich atmete tief ein, wusste nicht ob ich es mir wirklich zutraute Zero-Cho anzusprechen, doch im nächsten Augenblick tat ich es einfach: „Zero-Cho, jetzt hören sie mir mal zu! Arcon hat mir 2 Mal das Leben gerettet, der Tsunami tauchte plötzlich auf! Ich hätte es wahrscheinlich auch vergessen!“

Zero-Cho wand seinen Kopf rasch zu mir, sah mir in die Augen und brüllte: „Du hast keine Ahnung, Menschenkind, welche Priorität diese Zeitstille hat! So was kann das Gleichgewicht zwischen unseren Welten durcheinander bringen! Ihr Menschen zerstört ja schon eure Welt, wenn sich nun durch eine vergessene Zeitspanne ein Portal zu unseren Welten öffnet und ein einziger Mensch diese Welt betritt, sind wir nicht mehr sicher! Denn dann kommen immer mehr Menschen in unser Land und zerstören dieses nach und nach, so wie ihre eigene Welt! Nein danke, wir versuchen schon unser bestes den Menschen, die uns vergessen haben, zu helfen. Mit wenig Erfolg, weil die Menschen dumm sind! Sie halten sich für etwas besseres, gnadenlos wollen sie nur ihr eigenes Glück und merken nicht, dass sie sich damit ins Verderben stürzen!“

Seine Stimme klang laut und bedrohlich, machte mir furchtbare Angst, die mich erzittern lies. Sie erinnerte mich an den Donner, den ich am Tag vor Arcons Erscheinung gehört hatte. Seine wütende Stimme trieb mir Tränen in die Augen.

„Aber bei dem Tornado, da konnte er wirklich nichts…“, fing ich zitternd an, doch Zero-Cho unterbrach laut: „Alles, was schief geht bei einem Auftrag, bei allem hat allein der Schutzgeist die Konsequenzen zu tragen! Es gibt kein ‚wenn’ und kein ‚aber’! Es gibt nur Leben und Tod! Du hast keine Ahnung von unseren Aufträgen und Gesetzen, du kannst nichts tun! Der kleinste Fehler eines Schutzgeistes kann zu seinem Tod und dem seines Schützlings führen!“

Eine unendliche Leere durchzog meinen Körper, als mich Zero-Cho mit seinen eiskalten, wütenden Augen ansah, die ihren grünen schimmer verloren und in ein düsteres Schwarz getaucht wurden. Vor Angst erstarrt brachte ich kein Wort heraus. Ohne mich noch mit eines weiteren Blickes zu würdigen betrachtete Zero-Cho den Wolf wieder. Dieser staunte schockiert, es war schwer zu erraten was er gerade dachte.

„Arcon!“, sagte der Hedshyn scharf, „Ich hatte dir gesagt, dass du vorsichtig sein musst. Dein erster Auftrag. Ein schwieriger Auftrag. Tia wird einen anderen Schutzgeist kriegen“

Ich erschrak, konnte nicht fassen, dass Zero-Cho mir Arcon wegnehmen wollte. Ich hatte zu große Angst, doch ich konnte es nicht einfach so geschehen lassen. Ich erinnerte, wie ich flehend auf in unserem Hof gekauert hatte, selbst nichts unternommen hatte und alle Last nur auf Arcon geschoben hatte. Wie ich mich darauf verlassen hatte, dass er es schafft, nicht daran gedacht, dass es so egoistisch war, dass er auch kein Gott war. Mir wurde klar, wie wichtig mir Arcon geworden war, er war ein Teil meines Lebens, ein Teil meines Herzens geworden.

So nahm ich all meinen Mut zusammen, der noch übrig war, und lies die Wut, und die Angst wie eine Last von mir fallen, „Vielleicht habe ich keine Ahnung von euren Gesetzen, dafür haben sie keine Ahnung von Freundschaft. Ich vertraue Arcon und jeder lernt aus Fehlern. Egal wie lange diese dumme Katastrophenzeit noch dauert, ich glaube an Arcon und ich glaube, dass er... oder wir... es schaffen! Außerdem glaube ich auch, dass wir schon fast diese perfekte Bindung haben! Aber von so was haben sie wohl gar keine Ahnung!“

Mein Schutzgeist starrte mich fassungslos an, blickte dann nervös zu Zero-Cho, dessen schockierte Augen ihr grün wiedererlangten. Im nächsten Augenblick sprang Arcon vor mich und rief: „Sie hat das bestimmt nicht so gemeint“

„Doch, das habe ich genau so gemeint wie ich es gesagt hatte“, erwiderte ich unsicher.

Das war ein Schlag ins Ungewisse. Ich hatte Angst vor Zero-Chos Reaktion. Wie würde er nun reagieren? Würde er mich töten? Würde er mir Arcon mit Gewalt wegnehmen? Oder konnte ich ihn überzeugen?

Zero-Cho fing sich wieder und starrte mich böse an, ein Gefühl, als würden mir tausende von Messern, eiskalten Messern, in die Brust stechen, lähmte meinen Körper. Mein Atem wurde schwer und mein Herzschlag unregelmäßig.

„Halt den Mund, Menschenkind!“, knurrte er knapp.

Nun wandte er seinen Blick abwertend zu Arcon, welcher ängstlich zu seinem Vorgesetzten hinauf starrte. Eine Weile verharrten sie in ihren Positionen, bis Zero-Chos Augen wieder kurzeitig schwarz wurden. Eine Sekunde später umgab ein schwacher, schwarzer Schimmer meinen Schutzgeist, der Zero-Cho entgeistert anstarrte. Nachdem der Greif seinen Kopf in die Richtung geschwenkt hatte, in der mein Schutzgeist zuvor stand, wurde der Wolf grob in die Höhe gerissen und mit einem plumpen Geräusch wieder an seinen Platz gestellt. Er schüttelte sich.

„Nun Arcon, komm mit!“, befahl der Hedshyn.

Nach einem Moment des schockst, fühlte ich mich, als müsste ich vor Wut platzen, vergas für einen Augenblick all meine Angst, „Aber Arcon hat doch nur versucht…!“

„Schweig, halt endlich deinen Mund, kleines Menschenkind!“, unterbrach mich Zero-Cho laut.

Er wandte sich zu mir, seine Augen wurden pechschwarz und ich spürte ein unangenehmes Gefühl in meiner Kehle.

Etwas brannte in meinem Hals, kratzte in meinem Inneren, verschlang die Luft, die ich keuchend einatmete. Ich kniff meine Augen vor Schmerz zu, umfasste den Hals mit meinen Händen, brachte keinen Schrei, kein Wort heraus.

„Mach, dass es aufhört!“, dachte ich, wollte es schreien, doch ich konnte nicht.

Das brennende Gefühl blockierte alles, ich konnte nicht eine Silbe sprechen, fühlte nur dieses schmerzhafte Brennen. Die Schmerzen machten den Tränen den Weg frei. Sie flossen zaghaft über meine Wangen. Nun biss ich meine Zähne zusammen, um den Schmerz zu lindern. Langsam öffnete ich meine Augen und bemerkte Zero-Chos abfälligen Blick auf mich.

„Na endlich“, stieß der Greif erleichtert und genüsslich grinsend aus.

Arcon dagegen starrte fassungslos auf Zero-Cho, halb wütend, halb verängstigt.

„Ich...“, stotterte der Wolf und sah mich zweifelnd an, „ich werde mitkommen, aber lass Tia in Ruhe“

„Na siehst du? So schwer war es doch nicht“, kicherte der Greif, ehe er mir seine Augen auf mich richtete.

Der Schmerz ließ kurzfristig nach, ehe er sich wieder verstärkte und an der Grenze es erträglichen scharbte. Endlich gelang mir ein Schrei, der mir die Qual erleichterte. Mein Blick erreichte Arcon, flehend, verängstigt.

Er schloss seine Augen und wendete den Kopf nach unten. War seine Entscheidung gefällt? Im Zwietracht zwischen dem noch immer an mir zerrenden Schmerz und dem Wusch Arcon weiterhin an meiner Seite zu haben, wusste ich selbst nicht genau was ich wollte.

„Arcon“, hauchte ich krächzend.

„Du kommst mit, Arcon! Sofort!“, brüllte Zero-Cho.

Ich wollte schreien, konnte nicht, es brannte, es schmerzte, nur mein Mund bewegte sich, Zero-Cho drehte sich um und verließ mein Zimmer durch meine Balkontüre. Mitten in der Luft über meinem Balkon blieb er, langsam mit den Flügeln schlagend, stehen und betrachtete den Wolf erwartungsvoll.

Dieser stand da und rührte sich nicht. Ich bemerkte wie er seine Augen langsam öffnete, „Ich…“

Er schien kurz zu überlegen, ehe er seinen Blick entschlossen auf Zero-Cho richtete und ein Hauch von Wut funkelte in Arcons himmelblauen Augen, „Ich bleibe. Ich will Tia weiter beschützen, ich will sie nie wieder in Gefahr bringen!“

Zero-Chos Augen verkleinerten sich zu schmalen Schlitzen, wärend ein Tiefes Grolles aus seiner Kehle drang. Eine ganze Weile starrten die beiden sich an und versuchten sich mit ihren Blicken zu töten.

Der brennende Schmerz in meiner Kehle lies nach. Ich wusste nicht was ich tun konnte, sagte Worte und Sätze vor mich hin, in der Hoffnung, dass Zero-Cho sie hörte, „Arcon versucht sein bestes. Warum denn so ein Aufstand wegen einer Zeitspanne? Die kann doch jeder Mal vergessen... Er ist ein toller Schutzgeist!“

Doch nur leere hauchdünne Luft trat aus meinem Mund. Ich ging einen Schritt auf Arcon zu.

„Hör auf damit, Tia, das nervt nur!“, murrte der Hedshyn genervt und betonte meinen Namen abfällig.

Ausdruckslos blickte ich zurück, sah wie sich seine Augen abermals verdunkelten und meinem Körper umgab das gleiche schwarze Schimmern wie Arcon eben. Eine unsichtbare Macht zerrte an meinem Körper, stellte ihn aufrecht hin und versetzte mich wieder an meine ursprüngliche Stelle. Als der Schimmer wieder schwand konnte ich keinen Muskel mehr rühren.

„Komm endlich mit, Arcon!“, schrie er wütend.

Doch dieser wendete seinen Blick wütend von Zero-Cho ab. Ich hatte Angst. Angst, dass Zero-Cho Arcon etwas tun würde. Angst, dass er mir Arcon wegnimmt. Panik breitete sich wie ein Läuterfeuer in meiner Brust aus. Der Greif schnaubte vor Wut und kam wieder zurück in mein Zimmer. Mein Schutzgeist lies seinen Blick abgewendet, schielte dann jedoch abfällig zu seinem Vorgesetzten.

„Ich werde bei Tia bleiben“, sagte Arcon scharf und knurrte.

Zero-Cho wurde sichtbar zorniger.

„Sei nicht dumm, Arcon!“

„Tse, was weist du schon von Tia? Sie ist anders als die Menschen, von denen du erzählst. Ihre ganze Familie ist anders, viele Menschen sind anders! Auch du kannst dich irren!“

Der Greif hob seine Löwentatze und schlug nach Arcon, der sogleich an mir vorbei rauschte und gegen meinen Kleiderschrank prallte. Zero-Cho grinste mich gehässig an, seine Augen funkelten kurz schwarz.

„Schau hin, Tia. Dein Schutzgeist fühlt sich toll, stark und denkt, er könne sich den Regeln widersetzen“

„Überhebliches Arschloch“, dachte ich wütend und wagte einen Versuch, meinen Kopf seitlich zu drehen, um Arcon sehen zu können.

Es gelang mir. Arcon stand vor dem Schrank, schüttelte sich und sah Zero-Cho provozierend an. Gemächlich schritt er zu seinem Platz zurück, versuchte das Humpeln zu unterdrücken, starrte mich ernst an, während er vorbei ging, und setzte sich dann provokativ vor Zero-Cho.

Der Hedshyn begann vor Zorn zu zittern, knurrte bösartig und warf Arcon ein weiteres mal mit einem heftigen Tatzenschlag gegen meinen Kleiderschrank.

Rasch verfolgte ich Arcons Flug mitleidig. Er stöhnte schmerzerfüllt auf, als er rücklings gegen das Holz fiel, ehe er unsanft auf dem Boden landete. Doch er rappelte sich wieder auf, Blut ronn links aus seinem Maul und sein linkes Ohr war seitlich weggekippt. Neben seinem linken Auge trug er einen Tiefen Kratzer und hatte Mühe, sein Auge offen zu halten. Tapfer trabte der Wolf humpelnd an seinen alten Platz.

„Mach was du willst, ich bleibe hier!“

„Arcon hör auf!“, dachte ich, „Lieber gehst du, als dass du stirbst!“

Zero-Cho schnaubte vor Wut, war sichtlich angespannt, stieß ein Grollen aus und lies Arcon ein weiteres Mal seine Klaue spüren. Noch stärker als zuvor schoss Arcon gegen den Schrank. Und abermals stand Arcon auf, sorgte sich nicht um seine klaffenden Wunden von den Krallen seines Meisters und seine Prellungen, welche sich nun am ganzen Körper verbreiteten.

Schock, Panik und Angst verhinderten meine Atmung und ich schnappte weinend nach Luft, wollte schreien, sie sollen aufhören, doch ich konnte meinen Mund nicht zu einem Wort bewegen. Von dem vierten Schlag bekam ich nur den lauten Aufprall Arcons und das Krachen meines einstürzenden Schranks mit. Ich hatte meinen Kopf nach unten gesenkt, meine Augen zugekniffen und flehte wortlos.

Nichts schien die unheimliche Stille brechen zu können. Arcon rührte sich nicht mehr. Ich wusste es. Ich fühlte es. Voller Angst zwang ich mich nach zusehen. Arcon lag unter den Trümmern meines Schrankes, vergraben unter Kleidung und Holzplatten. Nur sein blutverschmierter Kopf und sein rechtes Vorderbein ragten aus dem ehemaligen Schrank.

Zero-Cho schritt an mir vorbei, murmelte etwas Unverständliches und ich bildete mir ein einen Hauch von Trauer in seinen Augen zu sehen.

Während der Greif immer näher an den Wolf heran schritt, öffnete dieser seine Augen mit aller Macht. Arcon erhob sich mit letzter Kraft, stieß die Trümmer von sich weg und kippte dann wieder seitlich um.

„Was ist, kommst du nun mit?“, fragte Zero-Cho.

„Tse“, keuchte Arcon.

„Er is Lebensmüde“, stutzte ich und neben meiner Angst um Arcon bewunderte ich seinen Mut in so einer Lage noch so frech zu sein.

Zero-Cho stieß ein wütendes Brüllen aus.

„Glaubst du, das beeindruckt mich?“, grinste Arcon.

Woher hatte er diesen plötzlichen Mut?

Jähzornig packte der Greif Arcon grob mit seiner Löwentatze am Nacken, hob ihn aus den Trümmern und stellte sich auf seine Adlerklauen. Arcons Köper war voller blutenden Wunden von den Krallen des Greifs und den Brettern des Schranks. Zero-Cho griff mit seiner anderen Tatze nach Arcons Hals, erhob den Körper und presste diesen gegen die Zimmerwand.

Der Wolf stöhnte, kniff seine Augen zusammen.

„Ich... bleibe hier...“, keuchte der Wolf schwach.

Wie konnte er so stur bleiben?

Zero-Cho grinste bösartig, das schwarze Schimmern umhüllte ihn und meine Gedärme verkrampften sich.

„Jemand wie du bringt uns nur Schande, ich habe dich trotz deines fehlenden Ausbildungsjahres herkommen lassen, damit du Tia beschützt. Ich glaubte ernsthaft, du wärst in der Lage nach den gleichen Regeln wie alle anderen zu kämpfen! Wer nicht gehorcht muss sterben!“, sprach Zero-Cho ernst und wütend, „wenn du dich nicht derartig widersetzt hättest und du gleich auf mich gehört hättest, müsstest du jetzt nicht sterben!“

Ich konnte und wollte das nicht hören, innerlich schrie ich: „Lass das, hör auf! Lass ihn Los!“

Ich brachte nichts heraus, kein einziges Wort, keine Silbe. Zero-Cho drückte Arcons Hals fester gegen die Wand.

Arcon keuchte: „Nicht ich... bin es, der Schande... bringt... sondern du... Vater...“

Zero-Cho war geschockt, lies meinen Schutzgeist abrupt los, seine Augen wurden groß und das schwarze Schimmern wich von seinem Körper, so wie er von dem Wolf zurückwich. Arcon fiel röchelnd zu Boden, Blut tropfte aus seinem Mund, Dreck klebte an seinen schmerzenden Wunden. Der Greif umfasste seinen Kopf seitlich mit den Tatzen, wirkte, als würde er versuchen etwas Unsichtbares nicht in seinen Kopf hinein oder aus diesem heraus zu lassen. Arcon lächelte selbstbewusst. Wenige Augenblicke später sanken Zero-Chos Tatzen zu Boden und er blickte den Wolf auf dem Boden vor ihn ausdruckslos an. Ein paar Sekunden verrannen, in denen sich die beiden anstarrten. Arcon wütend und dennoch schwach, Zero-Cho noch immer verblüfft.

Dann fing sich Zero-Cho wieder, schüttelte sich und rief wütend: „Für mich bist du nicht mehr mein Sohn, wer solche Schande über uns bring, darf nicht länger leben!“

Der Wolf grinste und röchelte schwach, „Dürftest du dann noch leben, hochverehrter Hedshyn? Welche Schande hast du über uns gebracht? Und ich dann soll wegen einer lächerlichen Zeitspanne und einem ungehorsamen Schützling sterben, Vater?“

Das schwarze Schimmern um den Greif schwand, sein Blick, als würde er nicht begreifen, was eben geschah, fiel ahnungslos auf Arcon.

„Du hast Recht, ich habe auch Fehler gemacht, große Fehler…“

Erleichtert und dennoch verwirrt starrte ich zu dem Herrn der Schutzgeister. Hatte er endlich verstanden?

Im nächsten Moment rang er mit sich selbst, als wolle er nicht und gleichzeitig doch weiter foltern. Es handelte sich nur um wenige Sekunden, bis eine Seite siegte. Immer wieder kam und schwand das schwarze Schimmern. Wie ein innerlicher Kampf zwischen Licht und Schatten. Rückartig schoss seine Tatze nach oben, Zero-Cho fuhr die Krallen aus und rief: „Meine Fehler Retteten das Leben so vieler Schutzgeist, während deiner wohl beinahe Leben zerstört hätte. Gesetzt ist Gesetzt, ein Verstoß ist ein Verstoß. Du bist ein Risiko. Nicht nur für deinen Schützling, sondern für alles, was dieser besitzt! Und das dulde ich nicht, es tut mir Leid, mein Sohn, dieses Risiko gehe ich nicht ein!“

Arcon sah an Zero-Cho vorbei, direkt in meine Augen. Sie waren noch immer voller Mut und Hoffnung. Er bewegte nur seine Lippen, doch ich verstand ihn. Bindung. Arcon schloss die Augen und grinste, als Zero-Cho zum letzten Schlag ausholte und seine Krallen auf Arcon hinunterstürzen lies. Meine Augen wurden feucht, mein Atem eiskalt, mein ganzer Körper zitterte aus Angst. Arcon hielt angespannt den Atem an, erwartete jeden Moment die scharfen Krallen.

„Arcon!! Nein!!!“

Zero-Chos Krallen rammten sich tief in den Untergrund, das Holz splitterte. Ich sah den geschockt-verwirrten Ausdruck in den Augen des Greifs, dessen Klauen neben dem demütig dargebotenen Hals Arcons in den Trümmern meines Schrankes und dem Zimmerboden steckte. Arcon atmete erleichtert aus. Der Hedshyn war ebenso überrascht wie ich: Ich hatte seinen Bann gelöst. Konnte mich frei bewegen, sprechen.

„Hing gerade wirklich alles von mir ab?“, dachte ich. Dieser Gedanke behagte mir gar nicht, dass Arcons Tod nur durch meinen Mut… oder besser gesagt, durch meine Angst verhindert werden konnte. Der Gedanke an Arcons beinahe sicheren Tod, den ich nun erst realisierte, Tränen in die Augen. Ich wollte widerstehen und mir selbst beweisen, dass ich auch stark bin.

Ich stürmte auf Zero-Cho zu und hielt seine Tatze fest, die er, als wäre er in einer Art Trance, aus den Trümmern zog, drückte sie mit ganzer Kraft an meinen Körper und flehte ihn an, „Bitte Zero-Cho! Sie dürfen Arcon nicht töten. Er ist ein Teil von mir geworden. Es ist doch alles gut geworden. Bitte zügeln sie ihren Zorn!“

Flehend sah ich in seine schwarzgetrübten grün-blauen Augen, welche die Situation noch nicht ganz realisierten. Einen kurzen Moment lang schwand der schwarze Schimmer.

„Lass mich los!“, brüllte er schließlich empört.

„Nein!“, rief ich, „welcher Vater tut so was? Das könnten sie sich nie verzeihen!“

„Du hast keine Ahnung...“, begann er mit strenger Stimme.

„Ich habe wohl eine Ahnung! In dieser Hinsicht kennen sich Menschen doch aus! Niemand könnte es sich verzeihen, man würde sein Leben lang mit einen schlechten Gewissen umherirren, geplagt von Gedanken und Erinnerungen, aus denen man sich nie mehr befreien könnte!“

Ich lies meinen Kopf sinken, drehte ihn leicht zu Arcon und meine letzten Tränen, die zärtlich und langsam mein Gesicht hinabflossen, tropften sanft auf Arcons rot-weißes Fell.

„Gerade sie, als Vater und als Herr der Schutzgeister, gerade sie sollten ein gutes Beispiel darstellen. Wie war ihr erster Auftrag, ich glaube nicht, dass sie als Welpe oder was auch immer schon Hedshyn waren oder dass sie sich nie einen Fehler erlauben durften bei einem Schützling, oder?“, meinte ich dann mit sanfter, zitternder Stimme, immer noch Arcons geschwächten Körper betrachtend.

Nun sah ich wieder mit blutunterlaufenden Augen zu Zero-Cho. Ein eigenartiger Gesichtsausdruck füllte sein Löwengesicht, das schwarze Schimmern zog sich vollständig zurück und auch seine Augen verloren den kalten, trüben Ausdruck.

„Sehen sie sich Arcon an. Das hat er nicht verdient. Er gibt sich soviel Mühe, um mich zu beschützen!“

Zero-Cho schien im ersten Moment verwirrt, dann starrte er verdutzt auf Arcon. Seine Tatze entspannte sich.

„Du...du hast Recht“, gestand er stammelnd, als könne er es selbst nicht fassen, was geschehen war.

Ich ließ seine Pfote los, welche er sanft auf Arcon legte.

„Mein Sohn...“, flüsterte Zero-Cho fassungslos.

Arcon grinste, „Na, wieder beruhigt?“

Der Wolf keuchte erschöpft.

Verwundert sah ich Zero-Cho an, hatte er etwa wirklich zwei Seiten?

Gleichmäßige weiße Wellen verbreiteten sich von Zero-Chos Tatze über Arcons Körper. Ein schwaches Licht umhüllte meinen Schutzgeist. Als das Licht nachließ waren nur noch wenige Schrammen und die letzten Blutflecken zu sehen, nur der Kratzer neben Arcons Auge hinterließ eine helle Narbe. Ich seufzte erleichtert, wischte meine Tränen von den Augen und kniete mich zu Arcon.

„Tia, ich danke dir“, flüsterte Arcon, „ich wusste, dass du das schaffst“

Sanft streichelte ich sein weißes Fell sanft, „Du Idiot. Was, wenn ich‘s nicht geschafft hätte? Du bist so dumm! Warum...“

„Schh... Tia“, seufzte Arcon und schmiegte seinen Kopf an meine Hand.

„Tia“, sagte Zero-Cho nach einer Weile laut, „du hast mir bewiesen, dass nicht alle Menschen gleich sind. Arcon darf weiterhin bei dir bleiben, ihr habt euer Vertrauen, eure Freundschaft und eure Bindung unter Beweis gestellt“

Einerseits freute ich mich wahnsinnig, andererseits war ich empört, „Dann war das alles nur ein Test? Arcon wäre beinahe gestorben! Sie hätten ihn fast umgebracht!“

Zero-Cho sah beschämt an mir vorbei.

„Nein, es war kein Test...“

Dann murmelte er noch etwas Unverständliches ehe er weiter sprach: „Er darf bleiben... jedoch nur bis die Katastrophenzeit zu Ende ist. Dann muss er zurück, um seine Prüfung zu meistern“

Arcon rappelte sich auf mühsam und schüttelte den Staub von seinem Fell, wobei er seine linke Pfote kurz abstellte, dann jedoch jegliche Belastung von ihr nahm uns die anhob. Er und ich sahen uns traurig an. Sollte danach alles vorbei sein? Einfach so?

„Wenn du die Prüfung bestanden hast, kommst du wieder zu Tia“, grinste Zero-Cho.

Ein unbeschreibliches Glücksgefühl machte sich in meinem Körper breit.

„Danke! Danke!“, rief ich und drückte Arcon fest an mich, welcher erfreut auf den Boden umher tapste, wild mit seinem schweif um sich schlug und stieß ein glückliches Quieken aus. Als ich den Greif ansah, lächelte er uns an, man könnte nicht glauben, dass er vor wenigen Augenblicken beinahe seinen Sohn, sein eigenen Fleisch und Blut, meinen Schutzgeist umgebracht hätte. Plötzlich donnerte es. Ich erschrak, während Zero-Cho und Arcon nach draußen starrten.

„Nun, ich muss wieder gehen, es scheint ein paar Probleme bei uns zu geben“, erklärte Zero-Cho schließlich.

„Auf Wiedersehen, Vater“, verbeugte sich Arcon.

Ich wunderte mich darüber, dass der Wolf seinem Vater scheinbar verziehen hatte, wo er doch eben noch dem Tod ins Auge gesehen hatte.

„Ähm…“, meinte ich, „wie soll ich meiner Mutter das erklären?“

Ein Blick Richtung Kleiderschrank genügte und der Hedshyn lachte kurz, ehe seine Augen schwarz aufleuchteten und sich alles auf magische Art und Weise wieder richtig zusammenfügte.

Staunend beobachtete ich, wie sich der zerstörte Kleiderschrank wie von Geisterhand aufbaute.

„Das ist die Macht des Hedshyn“, meine Arcon, „diese Macht hat nur er“

Ich nickte, dann verabschiedete ich mich noch von ihm und verbeugte mich auch kurz.

Der Greif sah mit leidendem Blick zu dem Wolf, „Mein Sohn... was geschehen ist tut mir Leid. Ich kann dir nicht sagen, was in mich gefahren war“

Arcon schüttelte nur seinen Kopf und verbeugte sich wortlos. Daraufhin seufzte Zero-Cho erleichtert auf, ging zur Balkontüre und flog nach draußen.

Er drehte sich um und sagte: „Passt gut auf euch auf, und Arcon, mein Sohn, ich möchte dich nun nicht mehr von Tia nehmen, aber wenn du noch einmal einen Fehler machst, der erhebliche Folgen haben könnte, muss ich es tun, es liegt also an dir“

Daraufhin wurden seine Augen schwarz und damit löste er die Zeitspanne. Zero-Cho sprang elegant von meinem Balkon, breitete mit einem schwungvollen Schlag seine golden schimmernden Flügel aus und flog dem Himmel entgegen, während er bei jedem Schritt und Flügelschlag mehr verschwand.

„Danke, Tia“, sagte Arcon leise.

„Warum...?“, antwortete ich.

„Ist es so schlimm, dass ich dir vertraue?“, lächelte mich Arcon an.

„Du bist so ein Idiot“, flüsterte ich, während ich mich wieder zu Arcon hinab beugte und seinen Kopf sanft umfasste.

„Weißt du deine Frage jetzt wieder?“

Ich schaute ihn etwas verwirrt an, dann fügte er noch hinzu: „Die du mir vor dem Tornado stellen wolltest.“

Als ich immer noch etwas verwirrt dreinschaute murmelte er noch grinsend: „Ihr Menschen seid wirklich vergesslich“

„Was erwartest du?! Dein eigener Vater wollte dich gerade umbringen, ich weiß nicht, was in mir vorgehen würde, wenn mir das passiert wäre“

Arcon blickte bedrückt zu Boden.

„Tu... Tut mir leid...“, hauchte ich und streichelte seinen Kopf.

„Irgendwie, war meine Vater nicht ganz… nun ja… er war nicht er selbst“, begann Arcon, während er aufstand, zu meinem Sofa humpelte und sich dort hinlegte, „Er hätte es nie zustande gebracht, mir etwas anzutun, und das mit dem ‚Wer nicht gehorcht muss sterben’ stammt auch nicht von ihm. Sowas würde er nicht sagen, nicht wegen einer vergessenen Zeitspanne! Das passt nicht zu ihm. Es ist, als hätte er ein Böses Ich, eine dunkle Seite. So wie er mich angeschaut hat, mit diesem hasserfüllten Blick. Das passte nicht zu ihm.“

Ich schwieg, setzte mich neben den Wolf und kraulte ihn am Ohr. Mir war es auch aufgefallen, dass er seltsam war, als ringe er mit sich selbst.

„Arcon? Was meintest du, als du sagtest, dass Zero-Cho Schande über euch gebracht hat? Und was meinte er als er sagte, dass seine Fehler Leben gerettet haben?“

„Ich möchte nicht darüber reden Tia, sicher wirst du es irgendwann erfahren... aber es braucht Zeit“, meinte Arcon betrübt.

„Okay... Tut mir Leid“

„Das braucht es nicht“, lächelte der Wolf nun.

Dankbar legte mich meinen Kopf sanft auf Arcons Hals.

„Warte kurz, Arcon“, flüsterte ich, lief ins Badezimmer und mein Schutzgeist schaute mir fragend nach.

Ich befeuchtete einen Waschlappen mit ein wenig warmen Wassern und lief rasch in mein Zimmer zurück, in dem Arcon bereits wieder auf meinem Sofa lag und mich verwundert anstarrte.

„Keine Panik“, lachte ich, setzte mich neben ihn und säuberte vorsichtig sein blutverschmiertes Fell, „außerdem hab ich dir doch gesagt, dass du warten sollst!“

„Danke“, meinte er.

„Kein Problem“

Als ich fertig war fiel mir auf, dass vor meinem Schrank noch Blut und staub war. So stand ich auf und säuberte den Boden. Da kam eine Mutter in mein Zimmer, sah mich verdutzt an und fragte, was ich da mache.

„Ich wische den Boden auf“, meinte ich grinsend.

„Das sehe ich“, grummelte meine Mutter,

„Was hast du denn gemacht?“

„Hatte Nasenbluten“, improvisierte ich.

„Hier? Auf dem Boden? Hast du mit dem Teppich geschmust?“

„Nein“, lachte ich, „ich wollte hier grad ein leichteres Top rausholen und da floss es plötzlich raus. Bin dann gleich ins Bad und hab mir einen Lappen geholt. Das Waschbecken hab ich schon saubergemacht“

„Achso…“, meinte meine Mutter.

Schließlich war ich fertig, warf den blutigen Waschlappen in die Wäschebox im Bad und setzte mich in mein Zimmer, indem meine Mutter immer noch stand, auf mein Sofa.

„Was gibt’s?“, lächelte ich sie an.

„Naja“, begann sie und setzte sich neben mich und legte ihren Arm um mich, „Weißt du, mein Schatz, die Sache mit diesem Arcon woher wollen wir wissen, dass das stimmt und du dir das nicht nur einbildest?“

Ich schwieg, dann, nach einer Weile, meinte ich: „Ich kann es nicht beweisen, aber der Tsunami z.B. niemand kann sich erklären, wie er so schnell wieder zurückgedrängt werden konnte, ich schon, denn ich habe es gesehen“

Meine Mutter schaute mich verwirrt an und sagte dann: „Kannst du mir erzählen, was du gesehen hast?“

Ich schaute zu Arcon, hilflos, sollte ich ihr alles erzählen?

„Wenn du willst, ob sie es glaubt ist nicht dein Problem“, antwortete er auf meinen Blick.

Gut, dachte ich, ich erzähle es ihr.

„In Kurzfassung: Als der Tsunami auftauchte, kam Arcon, verwandelte sich in einen Wasserwolf, sprang in die Flutwelle, die daraufhin wieder verschwand“

Meine Mutter warf mir einen skeptischen Blick zu, ich meinte: „Glaub es oder glaub es nicht, ich erzähle dir nur, was ich gesehen habe…“

„Ähm... Danke, Tia“

Sie stand auf und ging in Richtung Zimmertüre.

„Mama, bitte sag es niemanden, du glaubst es ja eh nicht, wer soll denn dann…“

Sie unterbrach mich: „Schon gut, Tia, ich sage es niemanden. Das ist zwar eine Erklärung dafür, wie es geschehen konnte, aber niemand, ausgenommen von dir hat es gesehen, falls es so war.“

Ich nickte seufzend und meinte dann: „Eigentlich sollte es niemand anderes sehen, Arcon kann nämlich die Zeit stilllegen, das hat er vergessen…“

„Tia, ist okay“, sagte sie noch, ging nach draußen und schloss die Türe.

Ich fühlte mich besser, jetzt, da ich meiner Mutter das mit dem Tsunami erzählt hatte und war ich froh, dass sie mich nichts weiteres gefragte hatte. Allerdings hatte ich auch gemerkt, dass sie es doch nicht glaubt. Meinte sie wirklich, dass ich mir alles nur einbilde und diese Geschichte nur erfinde?

Klar, sie wusste, dass ich verträumt war, fantasievoll und dass ich mich manchmal auch in eine kleine Fantasiewelt verzog, wenn ich mit meinen Freunden zusammen war, aber dennoch, was hätte ich für einen Grund mir so etwas auszudenken? Ich konnte meine Fantasie sehr gut von der Realität unterscheiden. Und doch war es für mich verständlich, dass meine Mutter so abweisend darauf reagierte, schließlich hat sie keinen Schutzgeist, konnte ich mir zumindest denken, da sie noch nicht mal ein Lieblingstier hatte. Außerdem glaubte ich nicht, dass sie sonst so abweisend auf die Sache reagiert hätte. Ich brach diesen Gedanken ab und wandte mich wieder Arcon zu.

Ich begann ihn zu kraulen, so dass er zufrieden grunzte, sich auf den Rücken wälzte und glücklich mit seinem Schweif wedelte.

„Glaubst du, es ist gut, dass ich es ihr erzählt habe?“

„Ich denke, sie ist ehrlich“, lächelte mich Arcon an.

Während meine rechte Hand den Wolf am Kopf kraulte ließ ich mich seufzend in das Kissen hinter mir fallen, schloss meine Augen und dachte einfach an nichts.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Taiya
2008-05-10T16:38:34+00:00 10.05.2008 18:38
auch wieder ein super kapitel^^

das rumgezicke zwischen naomi und tia hast du super gemacht^^
und die nachrichten erst mit den schnürsenckeln *sich weghauen tut vor lachen*

lg Taiya-chan


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