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Das Spielzeug mit den blauen Augen

AtemuxSeth; SethxAtemu u.a.
von

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Zerstörungen und Zweifel

AN: Es müsste eigentlich im Kapitel selbst deutlich werden, aber um Verwirrungen auf jeden Fall zu vermeiden: Dieses Kapitel spielt zeitgleich zu Kapitel 40 (also zu Atemus und Seths Wüstenkampf)

Ansonsten noch bedanke ich mich an dieser Stelle nochmals bei allen, die sich die Zeit für einen Kommentar genommen haben ^^ Viel Spaß!
 

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Kapitel 42 – Zerstörungen und Zweifel
 

Es war...interessant. Das war der erste Gedanke des Mannes, als er einen Blick auf die aus ihrem Schlaf gerissene und in Panik geratene Menschenmenge warf, die wie wild auseinander stob. Die Luft war erfüllt vom Monstergebrüll; von den ängstlichen, verzweifelten Schreien der Leute und dem Brennen des riesigen Feuers. Er konnte sehen, wie Alte und Schwache umgeworfen und niedergetrampelt wurden, Mütter nach ihren Kinder schrieen, einige unter hysterischem Schluchzen die verbrannten Körper ihrer Angehörigen in die Arme nahmen…
 

Seltsam unbeteiligt fühlend wandte er sich ab. Es war merkwürdig, aber seit einiger Zeit fühlte er fast gar nichts mehr, außer Wut, Hass...manchmal auch Furcht. Seltener Freude, wenngleich von Bösartigkeit zerfressene. Und nun waren selbst diese Gefühle verschwunden. Was blieb, war eine Leere, so dunkel und trostlos, dass noch nicht einmal der Hilferuf einer Frau, der jetzt an seine Ohren drang, irgendeine Regung in ihm auslöste. Er horchte noch kurz, lauschte angestrengt, bis auch der letzte Schrei der Unbekannten schließlich verstummt war. Früher...ja früher, da hätte es ihn noch gekümmert, da lebte er, um den Menschen zu helfen. Doch jetzt...
 

Er sah hoch in den Nachthimmel; musste aber erkennen, dass das schöne Sternenzelt von emporragenden Rauchsäulen verdeckt wurde.
 

Eigentlich bedauerlich. Er hatte den Anblick der Sterne früher immer sehr gemocht.

Bedauerlich, aber letztlich völlig unbedeutend.
 

Die Monsterscharen nahmen immer weiter zu. Die Stadt brannte, Häuser stürzten ein, Menschen starben, überall nur Leid und Elend; herumrennende Wachen und die Priester des Pharaos, die angestrengt versuchten zu retten, was noch zu retten war. Chaos pur. Die Gelegenheit, auf die er gewartet hatte.
 

Zielstrebig steuerte er auf den kleinen Tempel zu, der nun verlassen war, da selbst dessen Wachen gebraucht wurden, um die Stadt vor den Ka-Monstern zu beschützen.
 

Der Tempel, der Ort, wo die Monstersteintafeln des Pharaos aufbewahrt wurden. Und nun völlig ungeschützt.
 

Der Mann erlaubte sich ein kleines Lächeln.

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Sein zweiköpfiger Schakal hatte keine Probleme, das gegnerische Monster zu besiegen. Aber, wie Shada frustriert feststellen musste, das Problem war weniger die Stärke ihrer Gegner, als vielmehr deren schieren Menge und Zerstörungswut.
 

Ein weiteres Ka-Monster näherte sich im kampfbereit, ein weiterer Gegenangriff seines Schakals und auch das nächste Ungetüm gehörte der Vergangenheit an. Shada atmete schwer. Die halbe Stadt war in Brand gesteckt worden; es war erbärmlich heiß; das Geschrei der Menschen klingelte in seinen Ohren; die Einwohner der Stadt versuchten zu fliehen, rempelten ihn ständig an und einander um. Und dann noch der viele Rauch, der seine Lunge zum Brennen und seine Augen zum Tränen brachte.
 

Shada hatte alle Mühe, nicht die Orientierung zu verlieren. Hastig blickte er sich um und erkannte in einiger Entfernung Karim und Shimon. Auch sie kämpften tapfer gegen die Monster und wehrten sich nach Leibeskräften, doch gegen das plötzlich auftauchende schlangengleiche Ungetüm vermochten sich kaum etwas auszurichten. Die Schlange riss ihr Maul auf; spie ihre Giftstacheln auf Karim und den Wesir und obwohl ihr erster Angriff noch fehlschlug, schaffte sie es bereits mit ihrem zweiten Shimon am Arm zu streifen. Der alte Mann taumelte einige Schritte rückwärts, hielt sich das verletzte Fleisch und blickte entschlossen auf seinen Feind.
 

Shada knirschte mit den Zähnen. „Das schaffen die doch nie!“

Er rief seinen Schakal zu sich und zeigte mit grimmigem Gesicht in die Richtung der anderen beiden Priester. „Hilf ihnen!“
 

Sein Schakal knurrte bestätigend. Zu dritt schafften sie es schließlich, die Schlange zu besiegen, kämpften immer weiter, dezimierten so langsam aber sicher Monster für Monster.
 

Doch obwohl sich ihre Lage allmählich zu bessern schien, ebbte die Panik der Menschen immer noch nicht ab. Viele weigerten sich, ihre Häuser zu verlassen, mussten von den Palastwachen mit Gewalt herausgezerrt werden und erst als plötzlich eines der Luftmonster, von Speeren und Pfeilen getroffen, zu Boden und auf eines der Gebäude stürzte, es zum Einsturz brachte, da mussten auch die hartgesottensten Einwohner einsehen, dass sie keine andere Wahl mehr hatten. Fliehen...oder sterben. Wie eine Heuschreckenplage liefen sie durcheinander, erfassten dabei ein junges Mädchen, welches grob zu Boden gestoßen und dort liegengelassen wurde. Jemand trat auf das Bein des Kindes; das Mädchen schrie laut und Shada wollte ihr gerade zu Hilfe eilen, als ein Mann sich der Kleinen näherte, den Arm ausstreckte, irgendetwas in der Hand hielt, was kurz aufblitzte...
 

Entsetzt erkannte Shada den Dolch in der Hand des Mannes; sah, wie das Mädchen ängstlich die Augen aufriss, befahl seinem Schakal den Angriff, musste zusehen, wie der Mann das Kind an den Haaren packte und hochzog, ihren Hals nach hinten riss...
 

Doch im letzten Moment, kurz bevor die scharfe Klinge die Kehle des Kindes aufschlitzen konnte, brach der Mann, von Shadas Monster getroffen, tot zusammen. Sein Dolch fiel achtlos zu Boden. Shada trat an die Seite des Mannes, erkannte dessen Gesicht und ächzte erschrocken. „Das ist doch einer unserer Ka-Gefangenen; einer der Männer, die der Pharao damals auf dem Sklavenmarkt gekauft hat...als er auch Seth fand. Aber, das kann doch nicht sein?! Was macht der hier?“
 

Seine Mine spiegelte immer noch Unglauben wider, als er endlich behutsam auf das Mädchen zuging und sich vor sie kniete. Für einen Moment stand die Kleine nur apathisch da, dann, wie in Zeitlupe, kauerte sie sich auf den Boden, zog ihre Knie an und vergrub ihr Gesicht. Leises Schluchzen war zu hören und der schmale Körper zitterte furchtbar. Unschlüssig sah Shada auf das Kind herab. Er legte ihr seine Hand auf die Schulter, murmelte einige tröstliche Worte, doch das Mädchen zuckte bloß zusammen und entzog sich ihm. Am Rande nahm Shada wahr, wie um sie herum auch die letzten Monster vernichtet wurden, das Feuer gelöscht werden konnte und sich langsam sogar die Panik legte. Und er selbst hockte nur regungslos da, das verängstigte Kind vor ihm und das Gebrüll der Menschen noch immer in seinem Gedächtnis hallend. Seufzend hob er das Mädchen auf und wollte es in Sicherheit bringen, als eine arg mitgenommene Frau auf ihn zugetaumelt kam.
 

„Nubnefret!“ Die Stimme der Frau war voller Erleichterung und obwohl ihr Gesicht und ihre Beine schlimme Verbrennungen aufwiesen und sie sicherlich starke Schmerzen zu erleiden hatte, entging Shada nicht der Hoffnungsschimmer, der sich nun in ihre Züge schlich.
 

Er ging der Frau, vermutlich die Mutter des Kindes, schnell entgegen und kaum, dass er sie erreicht hatte, nahm sie ihm auch schon das Mädchen aus den Armen, presste es dicht an ihren eigenen Körper und wiederholte immer wieder, fast ungläubig, den Namen des Kindes. Nubnefrets Schluchzer waren immer noch nicht verstummt und nun füllten sich auch die Augen der Frau mit Tränen. Sie vergrub ihr Gesicht im Haar der Kleinen und weinte bitterlich.

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Wie erwartet war der Ka-Tempel des Pharaos gänzlich verlassen. Die Fackeln an den Wänden tauchten den Raum in ein warmes, einladendes Licht und erhellten die vereinzelten Heiligtümer, erleichterten ihm seinen Auftrag so nochmals zusätzlich.
 

In seinem Umhang versteckt, holte er einen großen Meisel hervor und ging damit zwischen all den unbedeutenden Steintafeln auf sein eigentliches Ziel zu.

Leise Schritte hinter ihm schreckten ihn auf. Er spähte über seine Schulter und nahm den ungebetenen Besuch näher in Augenschein.
 

Eine zierliche Frau sah ihn nun überrascht wie misstrauisch aus blauen Augen aufmerksam an. Eine goldene Kette um ihren Hals. Weiße Kleidung. Eine Priesterin. Er kannte sie. „Isis.“
 

Auch Isis Gesicht spiegelte mit einemmal Erkenntnis wider.

„Ihr...? Was macht Ihr hier? Ihr seid doch...?“
 

Weiter kam sie nicht. Der Mann feuerte plötzlich eine mächtige Energiewelle ab; traf sie damit frontal und ließ sie vor Schreck und Qual gleichermaßen laut aufkeuchen. Eine weitere Energiewelle raste auf sie zu, schleuderte sie nach hinten...direkt auf die Wand zu. Mit einem dumpfen Schlag prallte ihr Kopf gegen den kalten Stein. Aus den Augenwinkeln nahm sie noch die schattenhaften Konturen des Mannes wahr, dann wurde ihr vollends schwarz vor Augen und sie fiel bewusstlos zu Boden.
 

Der Mann trat auf sie zu; streckte seine Hand aus und fuhr mit seinen Finger über ihr Gesicht, streichelte ihre Wange, roch ihre Haare und betastete ihre Lippen. „Isis.“

Nein, nicht Isis. Er konnte sie nicht bei ihrem Namen nennen. Das würde sie zu menschlich machen, ihn zu menschlich machen.
 

Nein, kein Name, er brauchte eine andere Bezeichnung...ja, ‚die Frau’, das war besser. Neutraler. Sicherer.
 

Nicht Isis, sondern ‚die Frau’, vielleicht auch noch ‚die Priesterin’.
 

Aus leeren Augen betrachtete er sie, ‚die Frau’. Dann gab er ihr einen Stoss in die Seite. Die Priesterin stöhnte, gab jedoch sonst keinen weiteren Laut mehr von sich. Eine kleine Blutlache hatte sich um ihren Kopf gebildet. So rein, so klar...
 

Der Mann lächelte. Er konnte sich fast darin spiegeln.
 

Es war schon seltsam, diese krankhafte Faszination mit Blut. Hatte er die eigentlich schon immer gehabt? Er wusste es nicht mehr genau. Hatte er es überhaupt jemals gewusst?
 

Und die Priesterin, mit ihren feinen Zügen und dem zierlichen Körper. Irgendwie hatte sie frappierende Ähnlichkeit mit...

Er schüttelte den Kopf. Er hatte eine Aufgabe zu erfüllen, er konnte sich jetzt nicht damit befassen.
 

In der Gewissheit, dass die Frau so bald nicht wieder aufstehen würde, drehte er sich um und stand nun direkt vor den drei großen Steintafeln, in denen die Götter Ägyptens versiegelt waren. Die Schutzpatrone des Landes und des Pharaos.
 

Ra, der geflügelte Götterdrache.

Osiris, der Himmelsdrache.

Obelisk, der große Kriegsgott.
 

Doch welchen von ihnen musste er schänden? Er krallte seine Finger fester um den schweren Meisel in seiner Hand; lauschte, wartete...wartete auf diese Stimme, die ihn leiten, die ihm sagen würde, was er zu tun hatte. Ja, da war sie wieder...
 

'Der Zeitpunkt, fast ist er da. Ich kann es sehen. Fast...’
 

Jetzt sah er es auch. Eine Szene erschien in seinem Kopf, so real und nah, als würde er direkt daneben stehen.
 

Der Pharao; der Mann erkannte ihn genau. In der Wüste, umgeben von Feuer und schwarzem Schleim, verwickelt in einen Kampf; bereit, einen Gott zu rufen.
 

Aber welchen?
 

Eine Sekunde später hatte der Mann seine Antwort. Vor seinem geistigen Auge erschien ein roter Drache, willig, Ägypten und seinen Herrn zu verteidigen.

„Osiris.“
 

Mit einem letzten Blick auf die Steintafel des Monsters schlug er zu; brach Stückchen für Stückchen aus dem harten Material, das in achtlosen Staub- und Steinkörnchen zu Boden rieselte.
 

Und schon kurz darauf, konnte er den Gott und den Pharao vor Schmerzen schreien hören.

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Nur langsam näherte sich Aknadin dem Ka-Tempel des Pharaos. Der Kampf mit den Monstern, welche die Stadt in Schutt und Asche zu legen gedroht hatten, war wirklich kräfteraubend gewesen, und das, obwohl sich der Priester nicht mal von Anfang an beteiligt hatte. Sein Alter machte sich stetig immer mehr bemerkbar. Und dann war da auch noch Zork...
 

Aknadin spürte diese dunkle Macht in ihm mit jedem Tag stärker, wie sie langsam aber sicher seine gesamte Seele in Besitz zu nehmen drohte; wie es ihm stetig schwerer fiel, Zork noch Einhalt zu gebieten und nicht die volle Kontrolle über seinen Körper zu verlieren. Dieser Kampf in seinem Inneren…er war so schrecklich ermüdend und kostete ihm eine Kraft, die er kaum noch besaß.
 

„Früher oder später werde ich Zork unterlegen sein, aber vorher muss er mir noch meinen Wunsch erfüllen. Ich darf Seth nicht gefährden. Zork darf mich nicht völlig beherrschen, noch nicht. Ich muss weiter gegen diese Bestie ankämpfen. Mit allen Mitteln!“
 

‚Das sind aber unfeine Gedanken, alter Mann.’
 

Der Priester ächzte und sofort war Zorks amüsierte Stimme zu hören.

‚Ich habe dir gesagt, du sollst dich aus dem Kampf heraushalten. Aber du wolltest ja nicht hören.‘
 

Aknadin ballte seine Hände. „Hätte ich etwa alle diese Menschen sterben lassen sollen? Es sind bereits zu viele Unschuldige gestorben. Weitere werden folgen. Soll mein Sohn denn sein Königreich auf Ruinen und Toten aufbauen? Soll er über ein zerstörtes Ägypten regieren? Das ist nicht die Art von Herrschaft, die ich mir für ihn erhofft habe“, knirschte er und Zork verstummte, wenngleich der Priester sicher war, dass dieser Zustand sicherlich nicht von Dauer sein würde.
 

Schwer atmend hockte er sich schließlich neben Isis. Ihre Haut war fast weiß; sie lag in einer Pfütze ihres eigenen, angetrockneten Blutes und ihr Atem war so unregelmäßig und schwach, dass sie ohne Hilfe sicher bald gestorben wäre. Aknadin spürte eine Traurigkeit in sich, die ihn überraschte und ängstigte zugleich. „Noch ein unschuldiges Opfer, das nur zwischen die Fronten geraten ist.“
 

‚Wahrlich ein Fall von zur falschen Zeit am falschen Ort. Würdest du mir da nicht zustimmen, alter Mann?’
 

Aknadin ignorierte die spöttische Stimme und machte sich wortlos daran, Isis schlaffen Körper hochzuheben.
 

‚Lass sie liegen.’
 

„Das wäre ihr Tod.“
 

‚Ich weiß.’
 

Für einen Moment war Aknadin versucht, dem Monster in ihm nachzugeben, einfach zu tun wie verlangt, doch er überwand dieses Gefühl, hob die ohnmächtige Priesterin entgegen Zorks Befehl auf und trug sie nach draußen. Weit kam er nicht.
 

‚Oh nein, mein Freund. Das wirst du nicht!’

Eine klauenhafte Hand schien sich um Aknadins Herz zu krampfen, es zu zerquetschen und der Priester schrie.

‚Bedenke die Folgen deines Tuns. Das ist meine erste und letzte Warnung.’

Die Stimme war nur ein Flüstern und trotzdem ließ sie Aknadins Blut gefrieren. Keuchend stützte sich der Priester an einer Wand ab.
 

„E-egal was du sagst: Ich kann sie hier nicht sterben lassen. Sie ist bewusstlos und verletzt. In der nächsten Zeit…ah…sie w-wird sicherlich keine Gefahr mehr darstellen“, stieß er mühevoll hervor und entgegen seiner Erwartungen hörten die Schmerzen tatsächlich auf.
 

Zork lachte donnernd. ‚Du bist immer noch viel zu sentimental, du alter Narr. Eines Tages wird das dein Untergang sein.’
 

Aknadin biss sich auf die Lippen. „Vermutlich“, war schließlich seine tonlose Antwort.

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„Und, was hat Hori gesagt?“, fragte Shada besorgt, kaum dass Karim das Krankenquartier verlassen und sie sich in ein nahe liegendes Zimmer zurückgezogen hatten.
 

„Isis hat eine Platzwunde am Kopf; wissen die Götter woher. Jedenfalls, Hori hat sie untersucht und meinte, dass sie wohl noch einige Zeit ohne Bewusstsein bleiben wird. Wir müssen warten und hoffen, dass sie bald wieder aufwachen wird. Mehr können wir momentan nicht tun.“ Karims Blick verdüsterte sich. „Wenn Meister Aknadin sie nicht gefunden hätte...ich mag mir gar nicht ausmalen, was ohne ihn passiert wäre.“
 

„In der Tat. Isis hat großes Glück gehabt“, stimmte Shada zu und legte die Finger aneinander. Er schwieg einen Moment, bevor er Karim aus ernsten Augen fixierte. „Und wie steht es um dich und Shimon? Was ist mit Meister Aknadin?“
 

Karim seufzte. „Shimon hat sich gar nicht erst untersuchen lassen. Er meinte, Ärzten könne man nicht trauen und wenn einer wüsste, was das Beste für ihn wäre, dann ja wohl er selber.“
 

Shada schüttelte milde mit dem Kopf. „Keine weise Entscheidung von ihm. Aber letztlich seine Sache. Oder die des Pharaos. Nun gut, ich wollte dich nicht unterbrechen. Erzähl weiter.“
 

„Da gibt es nicht viel zu erzählen. Dass Meister Aknadin kurz nachdem er Isis zu uns gebracht hatte zusammengebrochen ist, hast du ja schon selbst mitbekommen. Er hat keine äußerlichen Wunden, weswegen der Arzt auf starke Erschöpfung tippt. Aknadin liegt jetzt in seinem Gemach und wird von einigen Dienern betreut. Er hat sich einfach zu sehr verausgabt.“

Er schluckte und setzte müde hinzu: „Shimon wollte heute sein mächtigstes Monster, seine Exodia, rufen, doch ich habe ihn daran gehindert. Ich hielt es für das Klügste, doch im Nachhinein bin ich mir nicht mehr so sicher. Exodia hätte den Kampf sicher schnell beenden können.“
 

„Nein, du hast richtig gehandelt. Exodia wird nicht umsonst ‚die Verbotene’ genannt. Sie zu rufen hätte Shimon viel zu viel Kraft gekostet. Wahrscheinlich würde es ihm dann jetzt genauso ergehen wie Aknadin, wenn nicht sogar schlimmer.“
 

Ein beruhigtes Lächeln erschien auf Karims Gesicht, bevor er wieder ernst wurde: „Was glaubst du, woher diese Monster auf einmal kamen? Die Stadt wurde ohne jede Vorwarnung angegriffen.“
 

„Erinnerst du dich an diese Gefangenen des Pharaos, diese Sklaven mit dem Ka? Der König hat uns doch befohlen, die Monster von diesen Männern zu bannen und die Sklaven freizulassen.“
 

Karim nickte. „Stimmt. Nur leider sind wir bei dem ganzen Durcheinander der letzten Zeit völlig davon abgekommen. Erst unsere Priesterprüfung, anschließend die Weihe und die Sache mit Heqaib. Die Sklaven sind dabei vollkommen untergegangen.“
 

„Und unverhofft wieder aufgetaucht“, ergänzte Shada bitter. „Ich habe einen von ihnen erkannt. Nachdem wir alle Monster zerstört hatten, haben die meisten von ihnen versucht zu fliehen, wurden jedoch dabei von unseren Wachen getötet. Einen jedoch haben sie lebend festnehmen können.“
 

Shada schien einen Moment zu überlegen und fuhr dann mit belegter Stimme fort. „Leider war der Mann schwer verwundet und ist schließlich seinen Verletzungen erlegen. Vorher aber konnten die Wachen zumindest noch einige Informationen aus ihm...herauspressen. Nach der Aussage des Mannes hat irgendjemand alle Sklaven und Gefangenen, die ein Ka in sich trugen, aus dem königlichen Verlies befreit. Gemeinsam haben sie die Stadt in Brand gesetzt und die Monster gerufen. Nur warum sie das getan haben, das hat er nicht verraten. Ich vermute aber mal aus Rache für ihre Gefangennahme. Und den Namen ihres Befreiers hat er bedauerlicherweise auch nicht genannt. Gar nicht erst zu Reden davon, dass dieser ominöse Unbekannte die vor den Zellen positionierten Wächter umgebracht hat.“
 

Während seines Berichts wurde er immer nervöser, bis er sich letztlich von seinem Stuhl erhob und unruhig auf und ab zu laufen begann. „Die Nummer der gegnerischen Monster hat die der tatsächlichen Ka-Gefangenen bei weitem übertroffen. Ich wüsste zu gerne, wieso. Eigentlich besitzt doch jeder Mensch nur ein Ka-Monster, wenn überhaupt. Mehrere sind selten. Und fremde Kas extrahiert und so für sich nutzbar gemacht haben, können sie auch nicht. Dazu sind doch im Grunde nur wir in der Lage. Wie haben die das also gemacht?“
 

„Ich habe nicht die geringste Ahnung“. Karim faltete seine Hände und senkte bedrückt seinen Kopf. „Der Pharao ist gerade mal einen Tag weg, und gleich so was. Er wird nicht sonderlich erfreut sein, wenn er zurückkommt.“
 

„Das wird er bestimmt nicht. Ich kann nur hoffen, dass es ihm, Mahaado und Seth besser ergangen ist als uns.“
 

Nach diesen Worten herrschte erst einmal Stille. Schließlich löste Karim einen kleinen Beutel von seinem Schurz und entnahm ihm ein rundliches Gefäß, welches er nun öffnete.

Shada betrachtete ihn fragend. „Was ist das?“
 

„Eine Kräutermischung von Hori. Ich leide unter Schwindelanfällen. Der Kampf hat auch mich erschöpft und das hier soll helfen. Magst du etwas?“
 

Shada besah sich die grünliche Pampe genau und rümpfte angeekelt mit der Nase.

„Nein danke“, erwiderte er schließlich knapp, woraufhin Karim nur gleichgültig mit den Schultern zuckte.
 

Shada derweil rieb mit einer Hand müde seine Stirn. „Nein, der Pharao wird wohl wirklich nicht sehr zufrieden mit uns sein“, wiederholte er matt. „Ganz und gar nicht zufrieden.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von:  jyorie
2013-11-18T15:45:17+00:00 18.11.2013 16:45
Hey ^_^

die lage am Hof klingt auch nicht wirklich besser, als wie es bei Atemu aussieht. Sorg und Akunadin greifen wirklich überall gleichzeitig an um den Thron zu schwächen. Oh weh. Aber ich habe mich gefreut, das sich Akunadin zumindest in Bezug auf Isis dem einfluss von Sorg noch entziehen konnte und ihr helfen, das sie nicht gestorben ist. Man spürt richtig, wie sich alles immer mehr zuspitzt.

CuCu Jyorie

Von:  Keb
2008-07-28T20:29:07+00:00 28.07.2008 22:29
wieder einmal ein echt tolles kap ^^
bin tierisch gespannt wie es weiter geht
ob sich atemu und seth endlich näher kommen? *neugierig guck*
freu mich schon riesig drauf

lg Keb
Von:  -Fynnian
2008-07-20T18:26:30+00:00 20.07.2008 20:26
Mal wieder erkennt man etwas aus der Serie.
Du stellst das ja immer sehr raffiniert an, muss man schon sagen.
Aber etwas verwirrt hat es mich schon.
Wer hat denn jetzt Slifer attackiert?
War es Akunadin? Oder war es einer der Sklaven?
Das habe ich irgendwie nicht kapiert.
Möglicherweise ist es mir auch entgangen, weil ich mit einigen Störungen gelesen habe und dazwischen längere Pausen lagen.
War zwar nicht so spannend wie vorherige Kapitel aber doch immernoch angenehm zu lesen ^-^
Von:  HerzAs
2008-07-20T09:25:49+00:00 20.07.2008 11:25
Ach jetzt wird mir einiges klar...
Zeigliche Kapitel find ich immer sehr interessant, vor allem weil sie immer noch etwas mit einander zu tun haben ^^
Die arme Isis tut mir echt leid, aber sie dieser unbekannte hat einen großen Fehler gemacht, wenn sie aufwacht kann sie sagen wer es ist, sie hat ihn doch erkannt...
Irgendiwe war in in diesem Kapitel total poitiv überrascht von Akunadin, es steckt ja doch noch ein bisschen Menschlichkeit ihn ihm XDD
Bei diesem Unbekannten musste ich irgendwie an Bakura denken, denn ich muss mir immer irgendjemanden vorstellen sonst kann sich das nicht in meinem Kopf abspielen.
Aber ich frage mich was für ein Ziel er damit verfolgt, nur einen der Götter zu zerstören...?
Er hat auch besimmt was mit dem Angriff in der Wüste zu tun Ipui oder wie das war.
Ich glaube auch nicht das dieser Mann davon ausgegangen ist, dass Atemu schon stirbt, er wollte wohl nur mal ausprobieren was er so drauf hatte odr ihn schwächen denke ich....
Na ja, ich freue mich auf das nächste Kapitel!!
Von: abgemeldet
2008-07-18T21:05:35+00:00 18.07.2008 23:05
Hallo!!

Ach, ich habe zur Zeit so wenig Gelegenheit zu schreiben!! ich arbeite den ganzen tag und wenn ich dann heim komm bin ich todmüde. es ist frustrierend... -.- Nun, aber ich zwinge mich dazu mir für dein neues chap zeit zu nehmen, denn du hast es verdient!!!

Die Hauptstadt wurde angegriffen? Während der Abwesenheit des Pharaos? Es scheint so, als hätten die angreifer nur darauf gewartet.
Welche Hauptstadt hat überhaupt Atemu? Hast du das mal erwähnt (kann mich nicht mehr erinnern -.-)? Theben, Memphis, Luxor?
Ach, ist ja auch egal.
Mich interessiert viel eher, wer die Angreifer waren und wer diese mysteriöse gestalt ist, die die Göttertafel im Tempel zerstört hat. Zuerst hatte ich ja gedacht es wär Aknadin, aber als dieser dann anderweitig aufgetaucht ist...
hm... wer ist das? ich geh grad alle charaktere aus der Ägyptenstaffel durch, aber ich glaube nicht, dass er dort vorkommt, oder?
Knifflig. hach, ich liebe sowas! *lach* sowas richtig schönes zum drüber nachdenken!!
Die Zerstörung der Steintafel von Osiris erklärt nun auch, warum dieser beim Kampf so schwach war.
Hm... irgendwie mochte ich Aknadin in diesem Kapitel ein wenig. ich rechne es ihm hoch an, dass er Isis trotz Zorks Verbot geholfen hat. Da sieht man, dass er sich doch noch zu einem gewissen Grad gegen diese Dunkle macht wehren kann.
Ich mag es, wenn in geschichten nicht alles schwarz und weiß, gut und böse ist. manchmal ist auch das Gute böse und das Böse gut. das macht die sache viel interessanter und realistischer. Sehr gut gemacht. ^^

OMG!! jetzt ist mir grad was eingefallen!! diese ominöse gestalt könnte doch bakura sein!! oder? ich meine, in der serie wollte der ja auch unbedingt den pharao stürtzen und schaden...
hm... muss unbedingt noch mehr drüber nachdenken. Vielleicht bin ich bis zum nächsten chap etwas weiter mit meinen gedanken. *lach*

Bis dahin: ciao!! *knuddel*

...bastet
Von: abgemeldet
2008-07-18T11:06:32+00:00 18.07.2008 13:06
Ach doch du meine Güte! Da steppt ja der Bär in Ägypten! Die armen Leute und die noch viel ärmere Isis! Also der "Mann" ist ja sehr böse^^''
Auf jedenfall gebe ich den Leuten Recht. Das wird Ati überhaubt nicht gefallen... ganz und gar nicht.
Wieder mal ein super spannendes und gelungedes Kappi
bis next ^^v
Von: abgemeldet
2008-07-14T18:58:58+00:00 14.07.2008 20:58
oioioi...
das war heftig *an manche szenen denk*
*schauder*
ich weiß gar nicht was ich schrieben soll, ich hab immer noch ne gänsehaut...
was dieser mann mit dem kind machen wollte, ist echt grausam.
dieses kapitel hat echt gezeigt, dass du verdammt gut im schrieben bist und talent hast. wie du die szenen beschriebst gefällt mir echt gut, auch wenn es manchmal doch sehr detailreich war *immer noch zitter*
aber wie Saedy schon fragt, was passiert, wenn die tafel zerstört wird.
da er ja eigentlich ein gott ist kann ich mir nicht vorstellen, dass er dann auch zerstört ist, oder?
auf jedenfall scheint das erst der anfang zu sein.

mit dem kapitel hast du jetzt die sicht von atemu mal ganz weggelassen und nochmal die probleme der priester im palast deutlich gemacht, das fand ich auch toll, muss sich ja nicht alles um atmeu drehen, auch wenn er die hauptperson ist^^

also ich freue mich jedenfalls auf's nächste kapitel
lg setoanzuchan

p.s.: sag mir dann wieder bescheid, ja?
Von:  Veilchen
2008-07-14T08:53:51+00:00 14.07.2008 10:53
Hi
ich finde das Kapitel echt gut, du hast das alles gut beschrieben. Ich finds nur arg das er eine das Mädchen töten wollte, sie hat doch gar nichts gemacht.
mach weiter so
glg
tonia
Von:  Saedy
2008-07-13T15:02:45+00:00 13.07.2008 17:02
Hallo,

oh, das war ja ganz schön extrem, besonders die Szene mit Isis und der Blutlache *grusel*. Also, wenn' s nach mir ginge, müsste so was gar nicht so detailreich beschrieben werden^^. Und erst dachte ich ja, dieser ominöse Mann wäre Akunadin, aber dem war wohl nicht so.
Ach und die Zerstörung der Steintafel erklärt auch, warum Osiris so leicht angreifbar war, hatte mich nämlich etwas gewundert. Obwohl, was passiert eigentlich durch die Zerstörung der Tafel? Kann dann Osiris einfach nicht mehr gerufen werden, oder wird er auch selbst vernichtet?
Tja, fest steht jedenfalls, dass Atemu & Co. ganz schön in Schwierigkeiten stecken, denn dieser Angriff war wahrscheinlich erst der Anfang, oder?
Jedenfalls find ich das Kapitel wieder gut gelungen, auch wenn ich nicht so auf Kämpfe stehe, besonders, wenn da solche Szenen wie mit diesem Kind drin vorkommen. Apropos, wieso wollte dieser Mann die eigentlich unbedingt töten? Einfach weil er mal Lust dazu hatte, oder gab' s da einen bestimmten Grund?

Also dann, mach' s gut,
Saedy


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