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To Each His Own!

Author's Cut
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Gefühlschaos

Kapitel 12 : Gefühlschaos
 


 

### Montag ###
 


 

### Katsuragi-Residenz ###
 


 

Misatos Wecker endete an diesem Morgen in Einzelteilen, als sie ihn frustriert gegen eine Wand schleuderte. Danach döste sie noch ein wenig, bevor sie schließlich aufstand und sich in die Küche schleppte. Um wach zu werden, flößte Misato sich erst einmal den Inhalt von zwei Dosen Bier ein, gefolgt von ihrem üblichen Ritualschrei.
 

Misato saß noch eine Weile in der Küche und wunderte sich, dass Shinji noch nicht wach war, der normalerweise an Schultagen um diese Uhrzeit schon längst das Frühstück zubereiten würde. Außerdem kamen ihr die ausgebrannten Kerzen und die zwei leeren Weinflaschen auf dem Küchentisch sonderbar vor.
 

« Was haben die beiden gestern nur wieder getrieben? » dachte Misato sich.
 

Sie ging zu Shinjis Zimmer, öffnete die Tür und schaute hinein.
 

« Wo ist er denn? » wunderte sie sich. «Oh, ich glaube, ich weiß, wo ich ihn finden kann… » Misato grinste schon vor lauter Vorfreude.
 

Misato machte sich auch sogleich zu Asukas Zimmer auf. Sie öffnete sie und schaute hinein. Kurz darauf schloss sie die Tür wieder und ging einige Schritte von dem Zimmer weg. Plötzlich fing sie an zu lachen.
 

„Die beiden schaffen es aber auch immer wieder, mich aufs Neue zu amüsieren…“, sagte Misato und lachte weiter.
 

Shinji, geweckt durch das laute Lachen von Misato, schaute sich um. Er erspähte Asuka in seiner unmittelbaren Nähe.
 

„Diese Nacht werde ich wirklich nicht vergessen…“, murmelte er und seufzte.
 


 

### Flashback ###
 


 

Nachdem Asuka die Tür geschlossen hatte, sprang sie Shinji förmlich in die Arme. Dieser war darauf völlig unvorbereitet und entsprechend überrascht, sodass er sein Gleichgewicht verlor. Shinji stürzte zu Boden. Asuka landete direkt auf ihm.
 

„Ich war wohl etwas zu stürmisch.“, gab Asuka lächelnd zu. Shinji war rot angelaufen.
 

Asuka machte keine Anstalten wieder aufzustehen. Stattdessen kuschelte sie sich noch enger an Shinji und legte ihren Kopf auf seine Brust. Das beruhigte Shinji nicht im Mindesten. Er fühlte, wie sich ihm der Hals zuschnürte und seine Atmung außer Kontrolle geriet.
 

Zudem begann ihn sein Rücken zu schmerzen. Asuka wog zwar nicht sonderlich viel, dennoch spürte er deutlich ihr Gewicht, das nun auf ihm lastete.
 

Beide EVA-Piloten verharrten in dieser für Shinji unbequemen Position eine ganze Weile. Asuka hatte sich schon seit Minuten nicht mehr bewegt. Shinji vernahm ihre flache Atmung und seufzte enttäuscht.
 

« Sie scheint eingeschlafen zu sein. Sie hat wohl zu viel Rotwein getrunken. Mein armer Rücken…so ein Mist aber auch! Andererseits…was hatte sie eigentlich vor? Ich versteh sie einfach nicht…» dachte Shinji. Er fand nur wenig Schlaf.
 

Mitten in der Nacht war er gerade dabei einzunicken, als Asuka im Schlaf zu sprechen schien.
 

„Hmm…Shinji…“, flüsterte sie, wobei sie ihre Umarmung etwas verstärkte. „…du…Idiot…“
 

Danach schlief sie seelenruhig weiter, während Shinji seine Rückenschmerzen schon gar nicht mehr spürte. Er war sich nicht mal sicher, ob er überhaupt noch etwas spürte, außer Asukas Wärme.
 


 

### Gegenwart ###
 


 

« Ich hoffe, Asuka wird jetzt endlich mal wach…ich halt es bald nicht mehr aus, diese Rückenschmerzen machen mich noch verrückt… » dachte sich Shinji.
 

Asuka schlief noch immer. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht, wie Shinji feststellte. Einzelne Strähnen ihres roten Haares berührten seine Wangen. Er konnte immer noch das Lavendel-Parfüm vernehmen, mit dem sich Asuka am Abend zuvor eingedeckt hatte.
 

Ihr Gesicht war leicht errötet und sie bewegte ab und zu den Kopf oder verlegte ein wenig ihr Gewicht. Ab und zu murmelte sie etwas Unverständliches im Schlaf. Shinji beobachtete sie eine Weile. Irgendwie beruhigte ihn das wieder.
 

« Ich glaube, selbst wenn die Schmerzen doppelt so stark wären…ich würde am liebsten ewig so mit ihr hier liegen… » dachte er verträumt.
 

Aber er hatte keine Wahl. Er musste sie wecken. Es war schon viel zu spät und sie mussten zur Schule. Shinji seufzte.
 

„Äh, Asuka?“, flüsterte er mit dem Vorhaben, sie möglichst sanft zu wecken.
 

Sie bewegte sich ein wenig und schien von einem Traum in einen anderen überzugehen. Wieder murmelte sie etwas, doch Shinji konnte dieses Mal seinen Namen heraushören. Der Rest schien in einer fremden Sprache zu sein. Asuka schien in ihrer Muttersprache, nämlich Deutsch, zu sprechen.
 

Shinji wusste nicht, ob ihm die Sprache an sich gefiel, oder ob sie ihm gefiel, weil Asuka sie sprach. Nur eines war für ihn sicher: Er musste sie irgendwie wecken.
 

„Asuka?“, flüsterte er erneut. Sie regte sich.
 

Sie schien von ihrer Traumphase in eine Halbschlafphase zu wechseln. Shinji beobachtete sie nur, und flüsterte ihr immer wieder etwas zu. Bei jedem Wort schien sie sich zu regen und langsam wach zu werden.
 

Asuka schaute auf und sah Shinji an, der unter ihr lag. Sie erinnerte sich nun daran, was passiert und was nicht mehr passiert war.
 

« Ich muss wohl eingeschlafen sein. War vielleicht auch besser so…» dachte Asuka.
 

„G-guten Morgen, Asuka.“, begrüßte er sie.
 

„Morgen, Shinji.“, erwiderte sie.
 

„Ähm…“, räusperte er sich. „…k-könntest du bitte von mir runter gehen? Mein Rücken macht das nicht mehr lange mit.“, fragte er unsicher lächelnd.
 

„Oh, na klar.“, erwiderte Asuka und stand auf.
 

„Danke.“, sagte Shinji, als er aufgestanden war. Er streckte sich und fühlte sich gleich viel besser, allerdings fehlte ihm nun auch irgendwas.
 

„Shinji?“, fragte Asuka beinahe flüsternd.
 

„J-ja?“, sagte Shinji.
 

„Wo waren wir doch gleich stehen geblieben?“, fragte sie ihn lächelnd, während er schon zu schwitzen begann.
 

„Ach, seid ihr auch endlich wach?“, unterbrach Misato sie. Sie stand im Türrahmen und hatte wieder einmal ein viel zu offensichtliches Grinsen im Gesicht. Asuka und Shinji drehten sich zu ihr um.
 

„Macht euch endlich für die Schule bereit! Es ist schon spät.“, bemerkte Misato streng, bevor sie wieder ging.
 

« Puh, Glück gehabt. Sie hätte beinahe etwas gemerkt. » dachte Asuka erleichtert. « Moment…sie hat nichts dazu gesagt, dass Shinji in meinem Zimmer ist. Da stimmt doch was nicht. »
 

„Shinji, was stehst du eigentlich noch hier herum?“, wandte sie sich an Shinji. „SIEH ZU, DASS DU IN DIE KÜCHE KOMMST UND MIR MEIN FRÜHSTÜCK MACHST!“, schrie sie ihn plötzlich an.
 

Nun völlig verwirrt, führte Shinji den Auftrag aus und machte das Frühstück. Misato blieb während der ganzen Zeit überraschend ruhig und sagte nichts. Sie beobachtete die beiden nur und versuchte herauszufinden, was eigentlich passiert war.
 

Asuka und Shinji benahmen sich allerdings nicht ungewöhnlich an diesem Morgen. Zwar sah Shinji wesentlich weniger oft zu Asuka als sonst, aber daraus konnte Misato nichts schließen. « Ob ich sie fragen sollte? » dachte sie.
 

„Sagt mal, ihr beiden…“, fing sie an. Asuka und Shinji blickten sie an. „Habt ihr mir etwas zu erzählen, was ich wissen sollte?“
 

„Nein.“, antwortete Asuka und frühstückte seelenruhig weiter. Shinji sagte nichts.
 

„Ihr wisst, ich bin für euch verantwortlich. Also auch für eure Synchronwerte. Und ich will nicht noch einmal sehen, wie diese in den Keller gehen.“, bemerkte sie.
 

„Es gibt nichts zu erzählen.“, sagte Asuka gereizt.
 

„Bist du ganz sicher?“, fragte Misato, die ihr natürlich nicht glaubte.
 

„Absolut!“, antwortete Asuka.
 

„In Ordnung. Aber ihr solltet demnächst nicht noch einmal die ganze Nacht auf dem Boden herumliegen, sonst erkältet sich einer von euch noch.“, meinte Misato und schlürfte genüsslich ihr Bier.
 

Shinji lief direkt rot an und hätte sich am liebsten unter dem Tisch verkrochen. Asuka hingegen bleib ruhig, auch wenn eines ihrer Augen zuckte, als ob sie Misato gleich an anfallen würde.
 


 

### Schule ###
 


 

Nach einem ausgiebigen Frühstück und keinen weiteren Belästigungen seitens ihres Vormunds gingen die beiden EVA-Piloten zur Schule. Sie kamen noch rechtzeitig in der Klasse an.
 

Während den ersten Stunden trafen sich immer wieder ihre Blicke, doch immer nur ganz kurz, sodass niemand etwas bemerkte. Das glaubte jedenfalls Asuka, doch Shinji kam es so vor, als ob es schon die ganze Klasse gemerkt hatte. Ihm war schon wieder ziemlich unbehaglich zumute.
 

Kaum, dass es zur Pause geklingelt hatte, versammelten sich auch schon Toji, Kensuke und Hikari bei den beiden. Alle drei sahen leicht verwirrt aus. Nur Hikari lächelte auf eine Weise, die den beiden komisch vorkam.
 

„Was ist mit euch los?“, fragte Toji ehrlich entsetzt.
 

„W-was?“, erwiderte Shinji nervös.
 

„Was willst du damit sagen?“, funkelte Asuka ihn eisig an.
 

„Ich glaube, er meint euer Verhalten in den ersten drei Stunden.“, kam Hikari ihm zuvor.
 

„Welches Verhalten?“, fragte Asuka. Sie konnte nicht ganz folgen, Shinji jedoch glaubte zu wissen, was gemeint war.
 

„Also bisher habt ihr euch während des Unterrichts noch NIE angeschaut, nicht mal aus Versehen oder so…Doch heute habt ihr es mindestens 100mal in den ersten 3 Stunden getan.“, berichtete Kensuke, der zur Untermauerung auch noch auf seine Videokamera zeigte.
 

„WAS?! DU HAST DAS AUF BAND, DU ELENDER SPANNER?!“, schrie Asuka und machte auch sogleich einen Satz in seine Richtung.
 

„Hey, lass meine Kamera aus dem Spiel…“, versuchte Kensuke seine geliebte Videokamera zu verteidigen.
 

„Du hast Recht.“, stimmte Asuka ihm zu. „Es ist der Besitzer, der dran glauben muss!“
 

Während Asuka Kensuke durch das halbe Schulgebäude jagte, versuchten Toji und Hikari etwas aus Shinji herauszubekommen.
 

„Was läuft da zwischen dir und dieser Furie, Shinji?“, fragte Toji nach.
 

„N-nichts…“, dementierte Shinji wenig überzeugend.
 

„Ach komm, uns kannst du nichts vormachen.“, sagte Hikari, während sie Shinjis Verhalten beobachtete. Dieser schien schon vor Scham im Boden zu versinken.
 

„Was hat dich nur dazu getrieben, dich mit diesem Teufel einzulassen?“, raunte Toji ihn aufgebracht an.
 

„S-sie ist kein Teufel…“, verteidigte Shinji sie überraschend.
 

Toji und Hikari warfen sich einen Blick zu, der soviel aussagte wie: Es scheint tatsächlich zu stimmen! Dann wandten sie sich wieder zu Shinji, der die beiden nur nervös und verwirrt ansah.
 

„W-was?“, fragte Shinji, der nicht wusste, was dieser Blick zwischen den beiden sollte.
 

„Nun erzähl schon! Wir platzen gleich vor Neugier!“, drängte Hikari ihn und sah ihn dabei vorfreudig an.
 

„W-was soll ich erzählen?“, entgegnete er ihr.
 

„So wird das nichts.“, flüsterte Hikari zu Toji, der ihr zustimmte.
 

„Vielleicht solltest du als sein Freund ihn mal nach der Schule ausquetschen und ich mach dasselbe mit Asuka. So bekommen wir wahrscheinlich mehr aus ihnen raus.“, schlug Hikari vor, Toji nickte nach kurzem Zögern.
 

« Was bereden die da? Wie sie mich noch mehr fertig machen können? Wieso müssen sie immer so neugierig sein?? Ob ich Pen-Pen beibringen kann, einkaufen zu gehen? Dann brauch ich das wenigstens nicht immer machen…Was macht Misato wohl gerade? Und wie geht es Kensuke? Asuka schien ziemlich aufgebracht…Dann sollte man nicht in ihrer Nähe stehen…Dennoch, sie kann auch ganz anders sein…Aber warum zeigt sie nur mir das? Ich verstehe das immer noch nicht…Und was hatte sie nun eigentlich gestern Abend vor? Wollte sie etwa wirklich…Das kann nicht sein! Was koche ich heute nur? Hmm, das Rezept auf Seite 23 sah nicht schlecht aus… » dachte Shinji und versank schon wieder in seiner Gedankenwelt.
 

Pünktlich zum Ende der Pause erschienen auch Asuka und Kensuke wieder. Kensuke stand der Tod im Gesicht und er trug seine beschädigte Videokamera wie ein Heiligtum vor sich her. Asuka hatte einen zufriedenen Gesichtsausdruck und wedelte Shinji mit der Videokassette zu, auf der anscheinend die drei ersten Stunden aufgezeichnet waren.
 

„W-was hast du nur angestellt?“, fragte Shinji nach, obwohl er wusste, dass es offensichtlich war.
 

„Ich habe nur Beweise sichergestellt.“, erwiderte Asuka mit einem fiesen Grinsen.
 

Der Rest des Unterrichts verlief wie gewohnt. Als endlich das Klingeln am Ende der letzten Stunde ertönte, verschwanden Asuka und Shinji so schnell es ging aus der Klasse. So hofften sie, weiteren Beweissicherungen und Verhören aus dem Weg gehen zu können.
 

Leider blieb ihnen das zuletzt genannte nicht erspart. Auf dem Weg nach Hause wurden sie durch Toji und Hikari getrennt, unter dem Vorwand, dass diese dringend mit ihnen unter vier Augen reden müssten. So ging Hikari mit Asuka in die Stadt, während Toji mit Shinji den Weg zur Katsuragi-Residenz fortsetzte. Beide EVA-Piloten hatte ein ungutes Gefühl dabei.
 

« Dieser Idiot verdreht doch wieder alles… » dachte sie. « Wenn er irgendwas erzählt, dann schwöre ich, dass ich ihn umbringe! »
 

« Warum ist mir plötzlich so kalt? » fragte sich derweil Shinji, dem ein Schauer über den Rücken kroch.
 


 

### Stadtpark ###
 


 

Hikari und Asuka wanderten in der Stadt umher. Asuka wurde langsam ungeduldig und war verärgert, dass Hikari sie davon abgehalten hatte, nach Hause zu gehen. Dabei hatte sie eine Dusche nötig. Sie roch nach Shinji, weil sie die ganze Nacht auf ihm gelegen hatte. Und da sie auch noch zu spät aufgestanden waren, hatte sie nicht genug Zeit zum Duschen gehabt.
 

Allerdings konnte sie Hikari nichts abschlagen. Sie war immerhin ihre beste Freundin. Und vielleicht tat es ihr sogar mal gut, nicht ständig in Shinjis Nähe zu sein. So würde sie endlich ihren Kopf mal wieder frei bekommen und nicht dauernd so viel Unsinn verzapfen.
 

„Was gibt es Neues?“, fragte Hikari, nachdem sie sich zu einer Parkbank begeben hatten. Damit war Asukas Traum schon fast wieder zerplatzt.
 

„Nichts Besonderes…“, erwiderte Asuka. Hikari schaute sie an.
 

„Ich dachte, wir wären Freundinnen?“, sagte sie verärgert.
 

„Sind wir auch!“, versicherte Asuka ihr.
 

„Warum erzählst du es mir dann nicht?“, fragte Hikari etwas enttäuscht.
 

Asuka zögerte. Es entstand eine ungewollte Stille. Nur die Geräusche der anderen Parkbesucher waren zu hören, während Asuka überlegte und Hikari sie beobachtete.
 

« Ah, wieso kann ich nicht einen Tag mal verschont von solchen Sachen bleiben? Immer wollen sie alles wissen…Und dabei weiß ich doch selbst nicht genau, was eigentlich los ist. Kann ich denn nicht einmal Abstand von der ganzen Sache gewinnen? Wie soll ich mir so klar darüber werden? » dachte Asuka.
 

„Alles in Ordnung?“, fragte Hikari besorgt nach.
 

„Klar.“, antwortete Asuka wenig überzeugend. Als sie merkte, dass Hikari ihr das nicht abkaufte, seufzte sie und gab sich geschlagen.
 

„Nun erzähl schon!“, drängte Hikari ungeduldig.
 

„Na gut…“, erwiderte Asuka und atmete tief durch.
 


 

### Katsuragi-Residenz ###
 


 

Zur selben Zeit kamen Toji und Shinji in Misatos Wohnung an. Misato selbst war nicht da und Pen-Pen nahm wieder einmal ein heißes Bad. Shinji setzte sich mit Toji ins Wohnzimmer. Er hatte kein gutes Gefühl bei der ganzen Sache.
 

« Was soll das alles nur? Ob Pen-Pen wirklich nur ein Pinguin ist? Vielleicht will Toji ja gar nicht mit mir über Asuka reden…Ist Pen-Pen ein Engel? Nein, das kann nicht sein. Warum guckt mich Toji denn so komisch an? Ich habe doch bisher gar nichts gesagt…Wenn Pen-Pen ein Engel ist, müssen wir ihn dann wirklich töten? Er hat doch bisher niemandem etwas getan… » dachte Shinji mal wieder in zwei Richtungen gleichzeitig.
 

„Du hast dich tatsächlich mit dieser deutschen Furie eingelassen, hm?“, platze es aus Toji heraus. Er war bekannt dafür keinerlei Taktgefühl zu haben und stürmte immer mit der Tür ins Haus. Shinji kam sich ziemlich überrumpelt vor.
 

„Ähm…“, machte er nur und wusste nicht genau, wie er auf so etwas antworten sollte „Äh, w-was meinst du denn damit?“, flüchtete er sich in die vorgespielte Unwissenheit.
 

„Na, läuft da war zwischen euch beiden oder nicht?“, präzisierte Toji sein Frage.
 

« Zwischen Asuka und mir? Was soll da schon sein? Okay, sie hat mich geküsst. Ja, sie hat gestern versucht…Wach auf, Shinji! Die macht sich doch nur lustig über dich! Wahrscheinlich erzählt sie es gerade Hikari und die amüsieren sich auf meine Kosten… » dachte Shinji und wich einer Antwort aus. Er vermied es auch, Toji anzugucken.
 

„Okay, vom Aussehen her kann ich’s ja verstehen, aber du kennst doch ihren miesen Charakter, oder nicht? Wie kannst du nur mit so einem Biest zusammen sein? Andererseits wohnt ihr ja auch zusammen. War wohl irgendwie nicht zu vermeiden, dass es so kommt.“, reimte sich Toji das Ganze selbst zurecht.
 

„Z-zusammen? I-ich glaube, du übertreibst.“, erwiderte Shinji verlegen.
 

„Ach wirklich? Sieht aber nicht danach aus.“, meinte Toji. „Du und diese Furie. Die hackt doch die ganze Zeit nur auf dir herum!“
 

« Das stimmt schon irgendwie…aber gestern lag sie nur auf mit herum. Und sie war auch schon mal nett zu mir. Wann war das noch gleich? Äh…Wann Misato heute wohl nach Hause kommt? Und wie lange Asuka wohl weg bleibt… » dachte Shinji über alles und nichts nach.
 

„Ähm, sie ist nicht immer so!“, verteidigte er seine Mitbewohnerin.
 

„Ach komm, sie ist und bleibt eine Furie.“, erwiderte Toji.
 

„Hör auf damit, sie eine Furie zu nennen! Asuka-chan ist…“, unterbrach sich Shinji selbst.
 

« Ah, was habe ich da nur gesagt? Asuka-chan? Wieso sage ich so etwas? Und Toji hat doch vollkommen Recht…sie ist eine Furie…Ist sie das? Ob Pen-Pen wohl einen Evangelion steuern könnte? Er könnte ja meinen Job übernehmen… » driftete Shinji in seinen Gedanken mal wieder vom Wesentlichen ab.
 

„Hehe, dann ist es ja wohl klar.“, bemerkte Toji und grinste ihn an.
 

„W-wie?“, fragte Shinji, der ihm nicht folgen konnte.
 

„Sorry, aber ich muss nach Hause. Wir sehen uns dann morgen!“, verabschiedete sich Toji und verließ die Wohnung.
 

„Hey, wie hast du das gemeint?“, rief Shinji noch hinter ihm her, doch Toji war schon weg.
 

« Was ist heute nur mit denen los? Erst so neugierig und dann gehen sie einfach…Ich verstehe es nicht…Was hat er nur gemeint? Zusammen? Asuka und ich, sind wir zusammen? Nein…oder doch? Sie sagte, sie würde mich lieben…Lieben? Mich? Niemals! …und wenn doch? So wie sie sich verhält…Sie ist wie ausgewechselt, wenn wir alleine sind…Ist sie Schizophren? Nein, Asuka doch nicht…Bin ich Schizophren? » Shinji schaute sich suchend um.
 

« Nein, Shinji, du doch nicht…Hey, ich hatte dich doch verdrängt… » Die Stimme in seinem Kopf verschwand wieder. Er seufzte.
 

« Ich glaube, ich sollte mir nicht ständig Gedanken über alles machen…Wo ist Pen-Pen eigentlich wieder? Haben wir eigentlich noch genug Zutaten fürs Mittagessen? Wo ist nur die Fernbedienung?? Und was hatte Hikari mit Asuka zu bereden?? »
 


 

### Stadtpark ###
 


 

„Komm schon, Asuka! Deiner besten Freundin kannst du es doch verraten.“, drängte Hikari sie ungeduldig.
 

„Hikari, nerv mich nicht! Und vor allem: HETZ MICH NICHT, VERDAMMT!“, schrie Asuka zornig, bevor sie sich wieder beruhigte.
 

„Sorry…“, entschuldigte sich Asuka sofort und schaute ihre Freundin schuldbewusst an. „…es ist nur, diese Sache…diese Sache verwirrt mich…“
 

Hikari schaute sie erstaunt an. Asuka war wegen ihr wütend geworden. Das war noch nie passiert. Auch hatte sie sie noch nie so angeschrieen. Andererseits hatte sie sich auch sofort dafür entschuldigt, was ihr auch nicht ähnlich sah.
 

„Welche Sache?“, fragte Hikari nach und schaute den Rotschopf an. „Hat es was mit Shinji zu tun?“, fügte sie überflüssigerweise hinzu.
 

« Ich wusste es! Ich wusste, dass sie mich letztendlich danach fragen würde. Ich habe es befürchtet. Ich habe es gefürchtet? Ich fürchte etwas? Furcht? Die große Asuka Langley Soryu fürchtet sich vor einer Frage? Ich habe noch nie etwas gefürchtet! Warum sollte ich mich vor so einer banalen Sache fürchten? Es ist doch wirklich gar nichts…Als ob ich, das Second Child, die beste EVA-Pilotin der Welt, mich vor so etwas fürchte…Welche Sache eigentlich? Mist, jetzt habe ich den Faden verloren…» dachte Asuka.
 

« Nur…nur vor diesem kleinen, watschelnden Heißwasserpinguin, Misatos Haustier Pen-Pen, bekomme ich langsam Angst…Was Shinji mir alles über dieses kleine Viech erzählt hat…Ich bezweifle, dass das ein normaler Pinguin ist…Ah, ich muss mich konzentrieren! Ich muss mich auf das Gespräch konzentrieren! Asuka, reiß dich zusammen! Keine Schwäche jetzt! Ich beende das hier und jetzt! » entschloss sich Asuka.
 

Sie blickte Hikari geradewegs an, diese schien vor Neugier schon fast zu platzen.
 

„Ganz ehrlich, Hikari: Was zwischen diesem Idioten und mir ist, geht dich nun wirklich nichts an!“, erwiderte Asuka ernst. „Ich werde es dir schon noch erzählen, aber nicht jetzt und nicht heute!“, fügte sie hinzu und verabschiedete sich, ohne auf eine Reaktion von Hikari zu warten.
 


 

### Katsuragi-Residenz ###
 


 

Shinji saß noch immer auf der Couch im Wohnzimmer und dachte nach. Er wusste nicht, warum Toji sich so seltsam verhalten hatte. Er schaltete gelangweilt den Fernseher an und fragte sich immer wieder, was Asuka und Hikari zu bereden hatten.
 

„Ich bin wieder zu Hause!“, schallte es ihm aus Richtung der Wohnungstür entgegen.
 

„Willkommen zurück, Misato-san!“, erwiderte Shinji, als Misato das Wohnzimmer betrat.
 

„Ist Asuka in ihrem Zimmer?“, fragte sie, doch Shinji schüttelte nur mit dem Kopf.
 

„Sie ist mit Hikari in der Stadt.“, berichtete Shinji, wobei er eine gewisse Enttäuschung sowie ein gewisses Interesse nicht verbergen konnte. Misato bemerkte es.
 

„Aha, und was machst du hier so alleine? Vermisst du etwa deinen rothaarigen Schatz?“, bemerkte Misato und grinste ihn an. Shinji jedoch ignorierte es, wurde aber ein wenig rot.
 

„Hmpf, nicht mal aufziehen kann man euch mehr…“, murmelte sie und machte sich enttäuscht zur Küche auf.
 

Shinji verweilte noch etwas im Wohnzimmer, bis er schließlich auch in die Küche ging, um das Abendessen zu kochen. Es war schon spät und Asuka war immer noch nicht zurück. Langsam machte sich Shinji Sorgen um sie.
 

Misato leerte in der Küche mal wieder fleißig Dosen, während Shinji sich Zutaten zusammensuchte. Pen-Pen kam kurz hereingewatschelt, betrachtete seine beiden Mitbewohner und verließ die Küche dann wieder. Weder Shinji noch Misato hatten den Pinguin bemerkt.
 

Nach einer Weile konnte Shinji das Öffnen und Schließen der Wohnungstür vernehmen.
 

« Na endlich, sie ist wieder da. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht…Wieso eigentlich? Asuka kann doch ganz gut auf sich selbst aufpassen…Das Essen ist jetzt auch fast fertig. Ob Asuka viel Hunger hat? Haben wir morgen eigentlich Sport? Wo ist eigentlich Pen-Pen? » dachte Shinji wieder einmal in alle Himmelsrichtungen, während Asuka die Küche betrat.
 

„Nabend“, begrüßte sie Misato und Shinji.
 

„Wo warst du?“, fragte Misato direkt.
 

„Ich war mit Hikari im Park.“, erwiderte Asuka. „Was dagegen?“
 

„Nein, aber komm nächstes Mal bitte etwas früher nach Hause.“, bat Misato weniger streng, als sie es vorhatte.
 

Shinji war mit dem Kochen fertig und tischte seine Kreationen auf. Es war nicht verwunderlich, dass es allen schmeckte. Es schien dabei egal zu sein, was er kochte. Dennoch war es ruhiger als sonst, denn niemand sagte etwas.
 

« Hm, was ist denn mit Misato los? Hat sie es aufgegeben, Asuka und mich zu ärgern? Oder wartet sie nur ab, bis wir ihr wieder einen Vorwand dazu geben? Hat Pen-Pen heute eigentlich schon etwas gegessen? Und warum waren Asuka und Hikari im Park? Wieso erfahre ich nur immer so wenig… » dachte Shinji während er aß.
 

Nachdem alle fertig waren, räumte Shinji alles ab. Er war gerade fertig geworden, als Misato ihre letzte Dose geleert hatte und sie in den Mülleimer warf. Asuka saß immer noch am Tisch, so als ob sie auf etwas warten würde.
 

„So, ich lass euch Turteltäubchen mal alleine.“, sagte Misato und verließ die Küche.
 

„LASS DIR MAL WAS NEUES EINFALLEN!“, schrie Asuka wütend hinterher.
 

Shinji und Asuka schauten noch etwas fern, bevor sie schließlich zu Bett gingen. Allerdings bestand Asuka darauf bei Shinji zu schlafen, was ihn mächtig nervös machte.
 

„D-du m-machst Witze, o-oder?“, stotterte Shinji verlegen.
 

„Nein, das war mein Ernst.“, erwiderte Asuka ehrlich. „Aber wenn du es wagst, diese Situation auszunutzen, dann werde ich dich in Stücke reißen, ist das klar?“, fügte sie eisig hinzu.
 

„N-n-na-natürlich…“, stammelte Shinji.
 

Misato bekam davon nichts mehr mit, da sie schon zufrieden lächelnd und mit einer leeren Dose Bier in der Hand in ihrem eigenen Bett eingeschlafen war.
 

Shinji konnte kaum schlafen, er schaute nur zur Decke und überlegte. Dabei wirkte Asukas Nähe nicht gerade beruhigend. Er erinnerte sich dauernd an ihre eisige Stimme, mit der sie ihm gedroht hatte. Bei jeder kleinen Bewegung ihrerseits wich er ein wenig aus.
 

« Wenn das so weiter geht, falle ich noch aus dem Bett. Vielleicht sollte ich ja sicherheitshalber auf dem Boden schlafen… » dachte er und wollte gerade den Gedanken in die Tat umsetzen, doch plötzlich hielt Asuka ihn umklammert.
 

Sie murmelte irgendwas unverständliches, während Shinjis Herz aus Angst zu rasen begann. Schweiß perlte an seiner Stirn entlang und seine Hände zitterten. Wie sollte er sich jetzt noch befreien? Und wie würde Asuka reagieren, wenn sie nun wach werden würde? Es war einfach zu viel für ihn. Shinji wurde ohnmächtig.
 


 

Copyright 2008 by Dunno



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