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Geschlossene Veranstaltung

von

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Sushi

Nachdem Jan bis zum Mittagessen keinen Piep von sich hatte hören lassen, entschloss ich mich Simons Einladung zum Essen nachzukommen. Wir fanden ein kleines Sushilokal am Rand der Altstadt.

„Alex…“

„Simon…“

„Es fällt mir schwer, das richtig zu formulieren…“

„Lass dir Zeit.“ Ich spähte auf mein Mobiltelefon.

„Mir ist aufgefallen, dass du, seit du aus Zypern zurück bist, immer so niedergeschlagen wirkst…“ Der Kellner brachte die Getränke. „… ich wollte erst nichts sagen, ich hab gedacht, dass es mit dem „Seitensprung“,“ er rollte mit den Augen, „zu tun hat. Dann ist das aber auch nach zwei Monaten nicht besser geworden und jetzt vermute ich, dass es was mit mir zu tun hat.“

„Ich…“ Ich strich mir die Haare aus der Stirn und nippte an meinem Tee. „Es liegt nicht an dir… du bist… perfekt… ehrlich!“

„Aber was ist es dann?“

Nachdenklich sah ich ihn an. Ob ich es ihm wirklich erzählen sollte? Er würde es niemals glauben.

„Ich sag es dir, okay? Du wirst es mir nur nicht…“

Mein Handy läutete – unbekannte Nummer.

„Das gibt’s nicht!“ Simon starrte zum Eingang des Lokals. Ich drehte mich um und da stand er. Das Handy ans rechte Ohr gepresst, sich nach einem freien Platz umsehend. Dann erkannte er uns. Mitten im Schritt blieb er stehen, überlegte, was er tun sollte.

„Pack das Ding weg,“ flüsterte Simon und nickte zu meinem Handy. Jan legte auf, das Gebimmel verstummte. „Na, zum Glück,“ seufzte Simon.

Er kam auf uns zu. „Hallo,“ grinste er. „Ihr war das doch gestern vor der Halle, nicht?“

„Ja,“ strahlte Simon. „Willst du dich zu uns…“

„Ich störe nur,“ winkte Jan ab.

„Gar nicht! Oder?“ Simon sah mich an. Ich konnte nicht antworten.

„Stört es dich?“ Wieder dieser Blick, diesmal kälter und… enttäusch?

„Nein… ich…“

„Tut mir Leid,“ grinste Simon. „Aber sie hat die ganze Nacht nicht geschlafen, vor lauter L&V.“

„Schon gut.“ Er setzte sich zu uns an den kleinen Tisch. Wie konnte er nur?

„Habt ihr schon bestellt?“

„Noch nicht. Ich bin mir noch nicht ganz sicher.“

„Lachs und Thunfisch sind hier zu empfehlen.“

„Dann nehm ich das wohl… Alex?“

„Jaja…“

„Du solltest die Krabben-Box nehmen,“ meinte Jan, „das schmeckt dir wahrscheinlich besser.“

„Auch gut…“

Der Kellner kam, nahm die Bestellung auf, verschwand wieder.

„Wie hat euch die Show gestern gefallen?“

„Brilliant!“, ereiferte sich Simon. „Das Solo bei Westerland war mal was Anderes.“

„Sowas fällt auf?“

„Mir schon, den Banausen weniger.“

„Banausen.“ Er lachte. „Wir sind doch alle Banausen.“

„Hängt von der Musikrichtung ab, von der aus man es betrachtet, würde ich sagen.“

„Selbstverständlich. Interessante Betrachtungsweise.“

„Ich richte es mir, wie ich es brauche.“

„Ein Optimist, wie?“

„Muss ich sein, mit der Frau an meiner Seite…“

„Alex und eine Pessimistin?“

Beide sahen mich an, als erwarteten sie sich eine Antwort. Meine Lippen wollten sich aber partout nicht öffnen. Noch nicht einmal, als das Essen vor mir stand. Obwohl es herrlich roch, ignorierte ich es. Jan belegte meine Sinne viel zu sehr.

„Alex, reichst du mir bitte den Ingwer?“

Warum saß er hier und verstand sich so blendend mit Simon?

„Alex!“

„Alex?“

Ich sah von meinem Teller hoch.

„War ja klar, dass ich abgemeldet bin.“ Simon tat beleidigt.

„Was ist los?“

„Dein Freund hätte gern den Ingwer, der hinter dir steht.“ Wie er es schon sagte. Wie er das Wort aussprach. Wie er das Wort betonte…

„Oh…“

„Danke.“ Simon tat sich was von dem Kraut auf das Brett. „Ich heiße übrigens Simon.“

„Jan.“ Sie schüttelten sich die sushiverschmierten Hände. Es war zum Kotzen.

„Sag mal, Jan, was heißt eigentlich das MAS auf Alex’ Autogramm? Wir haben gestern gerätselt, was das heißen könnte.“

Unsere Blicke trafen sich. Eine peinliche Pause entstand.

„Meister Augenbraue sagt,“ entfuhr es Jan. „Das war mal eine Begrüßung am FU-Board.“

Simon lachte herzhaft auf. „Das ist mir glatt entgangen.“

„Das war ganz zu Beginn,“ log ich weiter. Ich atmete aus.

Mein Freund entschuldigte sich kurz.

„Ich sterbe hier,“ sagte ich, als er weg war.

„DU stirbst also…“ Er sah mich merkwürdig an. „Du bist weggegangen, ohne ein Wort.“

„Ich hab dir einen Brief geschrieben!“

„Ohne einen Name oder irgendetwas…“

„Das ist mir dann auch aufgefallen.“

„Ach?“

Kam es mir nur so vor oder hatte ich ihn damit wirklich verletzt?

„Es tut mir Leid…“

„Mir auch.“

Wir sahen uns an. Er griff nach meiner Hand. „Seid ihr schon lange zusammen?“

Einen Augenblick überlegte ich, ob ich lügen sollte.

„Zu lange,“ sagte ich dann.

„Das ist es nicht wert.“ Er ließ mich los.

„Doch!“, sagte ich impulsiv. „Doch, Jan!“

Er nickte. „Hier.“ Er gab mir ein Kuvert. „Zeig es niemandem. Am besten machst du es erst wärhend dem Konzert auf!“

Der Umschlag verschwand in meiner Tasche.

„Du weißt, was MAS heißt?“

Simon kam zurück.

„Ist sie gesprächiger geworden?“

„Etwas.“

„Dann ist ja gut.“

„Alex, isst du deinen Salat noch?“ Ich schob ihm meine Box hin. „Danke.“

Mein Handy läutete.

„Wo seid ihr? Braucht ihr noch lang? Sollen wir vorgehen?“

„Konni?“

„Ja?“

„Warte mal!“ Ich verdrückte mich auf die Toilette. „Hör kurz zu… Rate, wer bei Simon und mir am Tisch sitzt!!?“

„Wie raten… wer… ach du… WAS? NEIN!“

„Doch! Ich sterbe gerade tausend Tode!“

„Ja, und?“

„Ich glaub, ich … hab ein Kuvert gekriegt…“

„Heißt denn MAS jetzt echt, was du glaubst?“

„Ich denke…“

„Oh mein Gott!“

„Hör auf zu schreien!“

„Sorry… OH MEIN GOTT!“

„Reden wir später, ja?“

„Is’ gut! Ich sag den anderen, dass sie vorgehen sollen.“

„Bis dann!“

„Baba.“

Rasch trank ich einen Schluck Wasser, um meinen staubtrockenen Mund wiederzubeleben. Gerade hatte ich begriffen, worum es hier ging. Es war keine phantastische Vorstellung mehr, kein kurz wahrgewordener Tagtraum, hier entschied sich soeben meine gesamte Zukunft.

Nach wie vor unterhielten sich die beiden Blondschöpfe köstlich, als gäbe es kein Morgen. Simon war wohl einer der stolzesten Männer der Welt, Jan einer der verunsichertsten. Und mir war klar, dass ich demnächst ein Herz brechen würde.

Wie gnadenlos egoistisch von mir, so lange es nicht meines war…

Die Verabschiedung fiel auch mehr als nur merkwürdig aus. Jan umarmte mich – viel zu lange.

„Es würde mich freuen,“ sagte er leise.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2009-07-31T19:48:10+00:00 31.07.2009 21:48
MAS? also ich ahne was sag ich mal :D und das wär ohhhhhhhh <3

ich glaub mit simon geht nimmer viel... dafür spukt ihr fu viel zu sehr im kopf rum und alles. ich glaube auch fast, dass er bald erfahren wird, das da im urlaub lief bzw. mit wem. und dann isses eh rum. der is ja nit sooo doof und zählt dann 1+1 zusammen und zack. endegelende *denk*

dieser kurze dialog zwischen fu und alex im sushi-restaurand, während simon auf der toilette ist... und die verabschiedung. nicht viel aber irgendwie aufschlussreich. i.f.d.g.!


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