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Nachtschatten - Mayas größter Coup

Die größte Herausforderung einer Meisterdiebin - Teil zwei des Nachtschattenzyklus
von

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* Kräftemessen *

„Na, schmeckt’s euch?“

Trunks’ Stimme direkt hinter ihr sorgte dafür, dass sich Maya prompt vor Schreck an ihrem Fischstäbchen verschluckte und einen heftigen Hustenanfall bekam. Dass ihr gleich darauf sanft auf den Rücken geklopft wurde half nicht unbedingt, den Reiz zu beruhigen und da sie wusste, dass er es war, bescherte ihr das Ganze zusätzlich noch ein wie wild rasendes Herz.

Mit tränenden Augen und nach Luft japsend schaffte sie es schließlich, sich so weit zu beruhigen, dass der Saiyajin seine verdammten Finger wieder wegnehmen konnte.

„Ja, also sie haben sich heute mal wieder echt Mühe gegeben mit dem Essen.“ Stellte Goten zwinkernd zu seinem Freund umgewandt fest.

Trunks blickte interessiert an ihm vorbei auf Mayas Teller. Darauf waren nur noch wenige Fischstäbchen übrig – von Beilangen war weit und breit nichts zu sehen, und der junge Mann zog eine fliederfarbene Braue in die Höhe.

„Ein wenig einseitig das Angebot, wie mir scheint.“

Mayas Stimme war rau vom Husten als sie antwortete: „Du weißt doch, dass mir nicht alles schmeckt. Die anderen haben sehr wohl noch mehr Sachen bei ihrem Essen dabei.“

Sie deutete auf Amys kaum angerührtes Putengeschnetzeltes mit Reis, was Trunks dazu veranlasste, auch noch die zweite Braue zu heben.

„Übertreibt Goten, und das Essen ist doch nicht so gut? Oder ist dir mal wieder schlecht? Ah, ich weiß – das was du dir ausgesucht hast ist dir nicht kalt genug, hab ich Recht, Kürbis?“

Die Blonde wurde prompt rot und funkelte ihn verärgert an. „Du sollst mich nicht so nennen!“ zischte sie schmollend.

Seit Halloween hatte sich der Ausdruck unter den beiden jungen Männern aus irgendeinem ihr unerfindlichen Grund eingebürgert, und die zwei zogen sie damit auf wo sie nur konnten.

„Und ja, ich habe gerade keinen Appetit.“

„Wenn du so weiter machst, wird euer Baby noch ein kleiner Schneemann.“ stellte der hübsche Halbsaiyajin mit ernstem Gesichtsausdruck fest, und erntete dafür einen weiteren bösen Blick von der Schwangeren, die gerade in großen Schlucken ihre eisgekühlte Sprite hinunterstürzte.

Goten grinste. „Wirklich Schatz – so allmählich mache ich mir Sorgen. Deine Essensvorlieben sind selbst für eine Schwangere etwas … ausgefallen.“

Trunks lächelte spöttisch, und fügte hinzu:

„Ich habe übrigens gesehen, dass sie Eis zum Dessert anbieten. Vielleicht ist das mehr nach deinem Geschmack.“

Amys Augen hatten inzwischen einen gefährlichen Goldton erreicht, während sie die beiden jungen Männer abwechselnd durchbohrten. Ohne weiteren Kommentar erhob sie sich schließlich und stapfte, den Blick stur nach vorne gerichtet, auf die Essensausgabe zu. Goten lachte leise.

„Offensichtlich kann sie der Verlockung nicht widerstehen. Ich werde mal sehen, dass sie in ihrem momentanen Zustand niemanden röstet oder so.“ Damit erhob sich der schwarzhaarige Riese geschmeidig und schlug die gleiche Richtung ein wie seine wütende Verlobte.

Sein Freund schüttelte grinsend den Kopf, dann zog er den Rucksack von seiner Schulter und hielt ihn Maya hin.

„Hier, der steht bei mir rum seit deinem Kampf gegen den Belial. Ich nehm’ mal an, du hast ihn schon vermisst.“

Ihm entging nicht, dass die Schwarzhaarige plötzlich ein ganzes Stück blasser um die Nasenspitze war. Es dauerte jedoch nur Sekunden, ehe sie sich wieder unter Kontrolle hatte und die hingehaltene Tasche ergriff.

„Danke Trunks, das ist nett, dass du daran gedacht hast, den mitzunehmen.“

Der Saiyajin schenkte ihr ein Lächeln. „Ich werde mir dann auch mal eben was zu Essen besorgen.“

Maya begann unauffällig unter dem Tisch nach dem Aurenorter in ihrem Rucksack zu tasten, sobald der junge Mann in der Menge verschwunden war und sein prüfender, saphirblauer Blick nicht länger auf ihr ruhte. Erleichtert stellte sie fest, dass sich das kleine Gerät nach wie vor in der unauffälligen Seitentasche befand, in der sie es vor ihrem Aufeinandertreffen mit dem Belial verstaut hatte.

Dennoch blieb ein ungutes Gefühl.

Konnte es tatsächlich sein, dass ihre Tasche die ganze Zeit unberührt bei den Briefs herumgestanden war, ohne dass irgendeiner – insbesondere Trunks – das Bedürfnis gehabt hatte, sich das Innere ein wenig näher anzusehen?

Aber selbst wenn dem so wäre – was könnte er schon mit dem Inhalt anfangen – ein altes Buch mit Informationen über schwarze Magie und Dämonen und eben den Aurenorter, der schließlich nicht ganz so leicht zu bedienen war. Falls er ihm aufgefallen wäre, dann hätte er sie doch sicherlich darauf angesprochen. So beruhigt schlang Maya hastig die restlichen Fischstäbchen hinunter und verabschiedete sich anschließend von ihren Freunden um zu ihren nächsten Seminaren zu gehen.

Nicht, ohne von Trunks, der in der Zwischenzeit zurückgekommen war, daran erinnert zu werden, dass sie nachmittags noch ein paar extra Stunden hatte – mit ihm.

Die Schwarzhaarige unterdrückte ein Stöhnen, nickte aber artig und vermied es, zurückzuschauen, während sie aus der Mensa hastete.
 

Es war schon weit nach Mitternacht, doch im Trainingsraum der Capsule Corp. brannte noch Licht und es donnerten einige Ki-Attacken gegen die Wände, wo sie wirkungslos verpufften. An Abenden wie diesen konnte Bulma froh sein, dass sie die ganze Kuppel völlig geräuschisoliert hatte.

Das hatte sie die Erfahrung mit dem Prinz der Saiyajins gelehrt, der oft hier drinnen war, um sich abzureagieren.

Dass es sich heute um seinen Sohn handelte, der mit nacktem Oberkörper seine überschüssige Energie loswurde, war eher die Ausnahme.

Trunks war sauer und wirklich froh, dass es ihm so lange gelungen war, dieses Gefühl den ganzen Tag über vollständig zu unterdrücken. Jetzt konnte er sich im Trainingsraum auspowern, ohne sich zurückhalten zu müssen und irgendwelche eventuellen Zuschauer zu haben, die aus seinem Verhalten unliebsame Schlüsse zogen oder ihn mit Fragen nerven würden.

Was fiel diesem kleinen, hinterhältigen … Miststück eigentlich ein? Möglicherweise hatte sie Gründe, diese zweite Identität geheim zu halten, aber die hatte sie verspielt als sie ihr Katzendasein dazu ausgenutzt hatte, sich einfach so unerkannt in die Capsule Corp einzuschleichen, im Haus herumzuschnüffeln, in seinem Bett zu schlafen und … er knirschte mit den Zähnen … sich sogar von ihm kraulen zu lassen!

Dieses verdammte kleine Fellknäul hatte sich eindeutig zu viele Freiheiten raus genommen, darauf vertrauend, dass sie deshalb von keinem zur Rechenschaft gezogen werden konnte! Er erinnerte sich noch lebhaft an Mayas empörten Gesichtsausdruck, als er eine wage Vermutung in diese Richtung bei ihrem ersten Kennenlernen geäußert hatte.

So eine eiskalte Lüge hätte er ihr gar nicht zugetraut, aber das zeigte ihm nur mal wieder, dass das unverschämte Frauenzimmer einfach unglaublich gerissen war. Dabei wusste er doch, dass ihr etwas an ihm lag.

Warum also hinterging sie ihn einfach?

Vertraute sie ihm so wenig?

Er hatte ihr doch nie einen Grund dafür gegeben, im Gegenteil war er – vor allem nach dem Kampf gegen den Belial - eigentlich viel mehr davon ausgegangen, dass sie sich auch auf ihn verließ!

Trunks Briefs kam sich wahnsinnig verarscht vor und er war eindeutig nicht der Typ, der sich so etwas gefallen ließ und diese Tatsache einfach hinnahm. Das Ganze schrie geradezu nach Rache. Die er auch zu bekommen gedachte, und das nicht zu knapp.

Leider musste er sich zurückhalten, wenn er seinen ursprünglichen Plan nicht gefährden wollte und ihm blieb nichts anderes übrig, als abzuwarten und sich auf gewisse kleine Boshaftigkeiten zu beschränken.

Ein grimmiges Lächeln trat auf seine Lippen und seine saphirblauen Augen blitzten wütend, während ein weiterer Energiediskus gegen die Wand donnerte, um von dem Material – demselben aus dem das Spider bestand – einfach aufgenommen zu werden.

Natürlich war ihm klar, dass mehr hinter der ganzen Sache stecken musste, und er gedachte, auch noch dieses ungeklärte Teil in dem ganzen Puzzle zu lösen.

Er hatte jetzt zumindest einen weiteren Vorteil, und sollte Maya es noch einmal wagen, unschuldig miauend als dieser putzige Vierbeiner in seiner Nähe aufzutauchen, ohne ihm vorher etwas davon gesagt zu haben, dann gnade ihr Gott!

Sein Blick wurde finsterer und das Grinsen, das dabei seine Lippen umspielte, sah nun eindeutig gefährlich aus.

Er würde sie in den Wahnsinn treiben, langsam und genüsslich mit allen Regeln der Kunst, und sie so lange verunsichern, ob er nun wusste was Sache war oder nicht, bis sie gar nicht mehr anders konnte als ihm die Wahrheit zu sagen!

Seine Geduld hatte auch Grenzen, verdammt noch mal. Wer konnte es ihm verübeln, wenn er alles tat, um die Sache ein wenig zu beschleunigen?

„Maya Ysatori, du hast dir einen Gegner ausgesucht, den du nicht unterschätzen solltest. Es ist ziemlich riskant, mich unnötig zu reizen oder herauszufordern! Das wirst du auch noch lernen, und ich freue mich schon darauf, dir eine Lektion zu erteilen. Deinen entscheidenden Vorteil hast du jedenfalls schon verspielt.“ Knurrte er und schleuderte einen modifizierten Ki-Lähmungsstrahl gegen das bläulich schimmernde Metall, das diese Attacke mit einem kurzen Aufleuchten quittierte, ehe es die Energie absorbierte.
 

Es passierte im Theoriekurs für Sicherheitssysteme zum ersten Mal, dass Maya um ein Haar eingeschlafen wäre, so öde und anspruchslos war das Seminar für sie.

Ihr durch die ständigen Extra-Trainingsstunden mit Trunks mittlerweile völlig erschöpfter Körper schaltete nun sofort ab, sobald sie eine Sache nicht vollständig in Anspruch nahm.

Da sie bei ihrer Prüfung nicht hatte durchblicken lassen, dass sie sich in diesem Gebiet mehr als nur gut auskannte, hatte man sie auch hier kurzerhand in die Anfängerklasse gesteckt. Und nun langweilte sie sich zu Tode.

Die Schwarzhaarige unterdrückte ein Gähnen und schielte zu John und Ai, die beide neben ihr saßen und sich eifrig Notizen machten. Wie alle anderen des Kurses auch hingen sie gebannt an den Lippen von Miss Hatori.

Maya musste ja zugeben, dass der Unterricht wirklich interessant war, wenn man noch gar keine Ahnung von der Materie hatte. Nur leider waren die Basics für sie selbst so trivial, dass ihr auch die spannenden Schilderungen von diversen Einbrüchen und die Gegenmaßnahmen der verschiedenen Systeme nur hin und wieder ein müdes Lächeln entlocken konnten.

Die hübsche Katzenfrau schielte unauffällig auf die Uhr. Noch eine halbe Stunde – es war wirklich erstaunlich, wie sehr sich die Zeit hinziehen konnte, wenn man verzweifelt dagegen ankämpfte, dass einem die Augen zufielen.

Heute war bereits Donnerstag und sie wusste, dass der morgige Tag dazu dienen würde, die Vorbereitungen für den Weihnachtsball abzuschließen, der am Samstag stattfinden sollte.

Die Schwarzhaarige seufzte.

Dank dem harten Drill von Trunks hatte sie ihr Ki nun perfekt unter Kontrolle und keinen weiteren Schwindelanfall mehr gehabt. Auch war es ihr jetzt problemlos möglich, ihre eigene Energie zu spüren, und gestern hatte sie es sogar schon einmal geschafft, ihr Fluidum auf die Hände zu konzentrieren, obwohl sie es bislang noch nicht zustande gebracht hatte, einen kleinen leuchtenden Ball zwischen ihren Fingern zu bilden, wie Trunks es von ihr verlangt hatte.

Wenn Maya an gestern dachte, schlug ihr Herz unwillkürlich schneller.

Der Mittwoch war der einzige Tag, an dem sie keine Seminare am Nachmittag gehabt hatte, und so wollte sie die Zeit nutzen, um nach Hause zu gehen und endlich mal wieder ihre E-Mails zu checken.

Dafür war sie an den letzten Abenden einfach zu müde gewesen – sie hatte, um ehrlich zu sein, noch nicht einmal daran gedacht.

Die junge Frau war also gerade an ihrem Computer gesessen und hatte sich die unzählige Post, die seit ihrer fast viermonatigen Abwesenheit geradezu horrende Ausmaße angenommen hatte, runter geladen.

Dabei stellte sie beinahe sofort fest, dass auch eine Mail von ihrem Kontaktmann bei der Polizei dabei gewesen war, die als Betreff wie immer einen nichts sagenden Titel gehabt hatte.

Maya wollte das Schriftstück gerade öffnen, als plötzlich Trunks aufgetaucht war, um sie völlig überraschend zu einer weiteren Trainingssequenz abzuholen.

Der Saiyajin hatte sie begrüßt und war schneller durch das Fenster gestiegen gewesen, als sie es für möglich gehalten hatte. Die Zeit hätte nie gereicht, das E-Mail-Programm zu schließen ehe er hinter ihr gestanden wäre.

Sie war ja beinahe noch nicht einmal mehr dazu gekommen, den Lösch-Knopf zu betätigen, den sie in ihrer Panik kurzerhand gedrückt hatte.

Leider hieß das bei ihr, dass sämtliche angewählte Daten vernichtet wurden.

Sofort und ohne eine Chance auf ein Backup. Das war bei ihrer Arbeit als Diebin auch unbedingt nötig. Und trotzdem war ihr nun gerade diese Tatsache zum Verhängnis geworden.

Die Schwarzhaarige unterdrückte ein Seufzen und legte ihre Stirn auf die kühle Tischplatte.

Als ob ihr der hübsche junge Mann mit den saphirblauen Augen nicht schon genug in die Quere kam, was ihre Gefühle nicht nur sie selbst, sondern auch den Auftrag betreffend anging. Nein, jetzt gefährdete er ihre Mission zu allem Überfluss ganz direkt – nie war er näher daran gewesen, eines ihrer größten Geheimnisse zu lüften, als in diesen Sekunden - zudem zwang er sie dazu, wichtige Daten zu löschen, ohne sie gelesen zu haben. Mit diesen Aktionen machte er ihr immer wieder bewusst, dass sie noch viel vorsichtiger sein musste als bisher.

Maya schnaubte. Wie sollte das gehen, wo sie doch mittlerweile offensichtlich noch nicht einmal mehr in ihrer Wohnung sicher vor ihm war? An diesem Abend hatte sie den Transimet, der sich während ihres Krankenhausaufenthalts die ganze Zeit im Verpuppungsmodus versteckt hatte, zum ersten Mal wieder aktiviert, und sich aus Rache ein paar weitere Daten aus der CC besorgt.

Die junge Frau biss sich nervös auf die Lippe.

Sie musste dem Kontaktmann eine Mail schreiben, dass sie seine Nachricht nicht hatte lesen können und er ihr die Informationen – um was auch immer es sich handeln mochte - noch einmal schicken sollte. Allerdings würde es sicher nicht schaden, damit noch bis nach Weihnachten zu warten. Sie hatte im Moment einfach zu viel Stress um sich in den nächsten Tagen damit zu befassen.

Der Gong, der das Ende der Stunde ankündigte, riss Maya schließlich aus ihren Grübeleien und sie packte ihre Sachen zusammen um dann mit Ai und John den Hörsaal zu verlassen.
 

„Sehr gut, noch ein ganz kleines bisschen mehr Konzentration! Spüre, wie deine Energie sich in den Fingerspitzen sammelt und sich immer weiter verdichtet, bis sie als leuchtender Punkt zwischen deinen Handflächen sichtbar wird!“

Trunks’ blaue Augen waren auf Mayas Fingerspitzen fixiert.

Er fühlte, wie sich ihr Ki dagegen zur Wehr setzte, die körperliche Hülle zu verlassen und sich dort als winziger Energieball zu manifestieren.

Die Schwarzhaarige saß ihm gegenüber auf der weichen Matte des Hallenbodens.

Sie hatte die Lider geschlossen, ihre Stirn war vor lauter Anspannung gekräuselt und ein feiner Schweißfilm überzog ihre Haut.

Sie hatte ihre Lippen fest aufeinander gepresst.

Der ganze Willen der jungen Frau war darauf gerichtet, diese verdammte Aufgabe endlich zu meistern. Sie wusste, dass es lediglich der erste Schritt in einer ganzen Reihe weiterer Stationen war, die noch durchlaufen werden mussten, ehe es ihr gelingen würde zu fliegen, doch sie war wild entschlossen, zumindest diese eine Hürde jetzt zu nehmen.

Ihre Fingerspitzen pulsierten geradezu von der ganzen Energie die sich in ihnen gesammelt hatte, aber noch stellte die Barriere der Haut ein scheinbar unüberwindbares Hindernis dar. Mühsam erhöhte Maya den Druck und drängte immer mehr des vor ihrem inneren Auge als goldener Strom sichtbaren Kis gegen die physische Blockade.

Verdammt!

Das konnte doch nicht so schwer sein!

Die Schwarzhaarige hielt unwillkürlich die Luft an, als die in ihr aufsteigende Wut dafür sorgte, dass sich die Wucht ihrer Energie um ein vielfaches erhöhte – und plötzlich den Widerstand durchbrach und aus ihrem Körper strömte.

Trunks Stimme drang ruhig und leise an ihr Ohr.

„Sehr gut! Öffne die Augen!“ befahl er und die junge Frau hob zögernd die Lider.

Das war gar nicht mal so einfach, ohne dabei die Konzentration zu verlieren. Schließlich hatte sie es geschafft und starrte auf ihre Hände, die von einem diffusen Leuchten umgeben waren.

„Du siehst ja, wo das Problem liegt! Versuch jetzt, diese einfach nur ausströmende Energie zu konzentrieren – auf den Punkt zwischen deinen Handflächen!“ wies er Maya an, und die hübsche Katzenfrau fixierte die Stelle, probierte mit aller Macht, ihr Fluidum dazu zu zwingen, sich zusammenzuballen.

Sie spürte, dass sie langsam müde wurde und wie sehr die ganze Prozedur an ihren Kräften zehrte, trotzdem war sie wild entschlossen, das hier und jetzt zu ihrer und Trunks Zufriedenheit zu Ende zu bringen.

Sie glaubte zu erkennen, wie das Leuchten an der Stelle, die sie mit ihrem Blick geradezu durchbohrte, ein klein wenig intensiver wurde.

„Super! Du hast es gleich geschafft!“ ermutigte der Saiyajin sie, und tatsächlich nahm die Helligkeit langsam aber stetig zu, während das diffuse Licht drum herum beständig weniger wurde.

Nach etwa fünf Minuten erkannte Maya nur noch den kleinen, flackernden Energieball, der schwerelos zwischen ihren Händen schwebte.

Sie lächelte glücklich, als Trunks Gesicht sich plötzlich in ihr Blickfeld schob und augenblicklich dafür sorgte, dass ihre ganze Konzentration zerstört wurde.

Der Ki-Ball erlosch – und die Schwarzhaarige wurde sich erst jetzt des flauen Gefühls bewusst, das ihren ganzen Körper auszufüllen schien.

„Hab ich’s mir doch gedacht. Du hast dich übernommen.“ Kam die sachliche Feststellung ihres Gegenübers, und starke Hände ergriffen ihre Schultern und sorgten dafür, dass sie nicht einfach haltlos nach vorne sackte.

„Keine Angst, so was passiert am Anfang oft. Ein bisschen Schlaf und was Gutes zu Essen, und du fühlst dich wieder genau so kräftig wie vorher. Es ist sowieso schon spät. Ich bring dich nach Hause.“

Ohne ihr die Chance zu lassen, auf irgendeine Weise gegen diese Behandlung zu protestieren, zog der hübsche Saiyajin seine Jacke an, wickelte die zierliche junge Frau kurzerhand in ihren Wintermantel und hob sie auf seine Arme.

Maya wurde an seine breite Brust gedrückt und ihr Kopf sank müde auf den weichen Stoff seiner Kleidung. Sie war jetzt einfach zu schwach, um sich gegen seine Nähe zu wehren. So ließ sie es widerstandslos zu, dass er mit ihr zu ihrer Wohnung flog, sie dort auf das Sofa bettete und ihr in ihrer Küche eine kleine Mahlzeit zubereitete.

Die Schwarzhaarige war schon halb eingeschlafen, als er zurückkam und sie dazu nötigte, das große Glas Milch leer zu trinken und den Toast mit Frischkäse und Thunfisch aufzuessen.

Sie bekam nur noch am Rande mit, dass der junge Mann ihr fürsorglich ein paar Kissen unter den Kopf schob und sie in eine Decke einhüllte.

Grinsend blickte Trunks auf das bereits tief und fest schlafende Bündel unter sich hinab. Er hatte das Licht zwar schon gelöscht, doch seine Augen hatten keine Probleme, die schlanke Gestalt im Mondlicht klar und deutlich zu erkennen.

Ihr hübsches Gesicht machte einen völlig entspannten Eindruck, und sein Blick wurde magisch von ihrem zart geröteten Mund angezogen. Sie schlief – warum sollte er sich also zurückhalten?

Ohne noch weiter zu zögern beugte er sich hinunter und küsste Maya sanft auf die weichen Lippen, ehe er sich umwandte und durch das Fenster nach draußen stieg. Lautlos zog er das Glas hinter sich zu und verschmolz mit der Dunkelheit der Nacht.
 

„Die Girlande noch einen Tick höher, so dass sie auf der gleichen Ebene ist wie der Stern – ja, so ist’s gut!“ Herrn Kibas Stimme dröhnte durch den Raum, und Maya verfolgte interessiert, wie John das lange Geflecht aus Tannenzweigen, das mit dunkelroten Samtbändern und kleinen Glaskugeln in denen winzige Ki-Bälle schimmerten – dieses Projekt war vor wenigen Minuten von einem Teil der Modifizierungs-Klasse beendet worden - verziert war, an dem weißen Geländer der breiten Galerie die zu beiden Seiten der Halle verlief befestigte.

Drei Meter über dem Erdboden.

Ohne Leiter.

Die Schwarzhaarige seufzte neidisch und wandte ihren Blick wieder dem runden Glastisch zu, der vor ihr stand und den sie gerade abwischte.

Wie gerne sie auch endlich fliegen würde! Wenigstens das, von den anderen tollen Sachen die hier passierten und aussahen wie Magie wollte sie gar nicht sprechen. Aber sie war einfach noch nicht so weit.

Nachdem sie gestern Abend endlich die erste Etappe geschafft hatte, hatte sie bis zum nächsten Morgen durchgeschlafen. Glücklicherweise hatte Trunks ihr einen Wecker gestellt, sonst wäre sie mit Sicherheit nicht rechtzeitig zu ihrer ersten Stunde gekommen.

Neben ihr wurde eine weitere Ladung Stühle abgestellt – der junge Mann hatte ganze 10 Stück auf einmal getragen – und Herrn Kimoteks Stimme, der für das Krafttraining und somit für das Heranschaffen der ganzen Sachen verantwortlich war, dröhnte durch den Raum: „Vorsichtig mit den Teilen für die Bühne!“

Das veranlasste Maya, den Kopf wieder zu heben und hinüber ans Kopfende der Halle zu blicken, wo gerade drei Studenten damit beschäftigt waren, die riesigen Holz-Stahlkonstruktionen nebeneinander anzuordnen und miteinander zu verzahnen. Einige Bahnen dunkelroter und grüner Satinstoff lagen bereit und an der Decke waren ein paar schwebende Absolventen der Fortgeschrittenen-Klasse zweiter Stufe gerade dabei, die großen Samtvorhänge in den gleichen Farben zu befestigen, die um die Bühne herum drapiert werden sollten.

Unzählige, ebenfalls von sanft schimmernden Ki-Bällen erleuchtete Glassternchen waren an den schweren Falten des Stoffes befestigt worden.

Alles in allem sah die Festhalle schon sehr weihnachtlich aus, und die Tannenzweige verbreiteten einen wunderbaren Duft.

Hastig beendete Maya ihre Putzarbeiten.

Die Tische mit den zierlichen weißen Stühlen drum herum, und somit auch sie, standen an der äußeren, linken Seite der Halle - direkt vor den großen, bogenförmigen Fenstern, über denen sich die breite Galerie befand an deren Geländer John und noch zwei andere aus ihrer Klasse gerade zugange waren.

Die weißen, opulenten Vorhänge, deren Saum in Gold endete und die zum Teil auch von der kunstvoll verzierten Balustrade hingen, waren ihnen dabei ständig im Weg.

Draußen herrschte bereits düsteres Zwielicht, obwohl die Zeiger der großen runden Uhr mit den goldenen Ziffern über ihr erst auf drei standen.

Doch die schweren Wolken, aus denen seit heute früh beständig dicke Flocken zur Erde rieselten, bedeckten den ganzen Himmel und schluckten fast alles Licht.

Die Schwarzhaarige starrte gedankenverloren auf die mittlerweile schon zentimeterdicke Schneeschicht. Am Rande des großen Glasfensters zeigten sich bereits die ersten Eisblumen.

Wenn das so weiterging, hätten sie dieses Jahr tatsächlich weiße Weihnachten!

Auf der anderen Seite der Halle, dort wo die breite Freitreppe von der Galerie nach unten führte, war plötzlich erregtes Stimmengemurmel zu hören, und die junge Frau löste sich von dem Anblick draußen, um zu sehen was los war.

Mrs. Watase hatte zusammen mit Goten, Trunks und Amy – nach denen Maya schon die ganze Zeit vergeblich Ausschau gehalten hatte – offensichtlich vor kurzer Zeit den großen Festsaal betreten. Nun war die Lehrerin der Modifizierungsklasse dabei, der Schwangeren Instruktionen zu geben, die diese – ihrem unglücklichen Gesichtsausdruck nach - mehr schlecht als recht versuchte, umzusetzen.

Die beiden Saiyajins waren anscheinend dazu angehalten worden, für die Sicherheit der anderen zu sorgen, denn sie hatten mit ihrer Energie eine großzügige Schutzkuppel um die Blonde und Frau Watase gebildet.

In ihrem Inneren brach soeben ein kleiner Sturm mit jeder Menge herumwirbelnder Flocken los und der Anblick erinnerte Maya unwillkürlich an eine überdimensionale Schneekugel, die man gerade heftig geschüttelt hatte.

Es dauerte nicht lange, und das wie wild tobende Weiß hatte sich gelegt, um die beiden Insassen zum Vorschein zu bringen, die im Moment ziemliche Ähnlichkeit mit Himalajabesteigern hatten.

Passend zu der beinahe meterhohen Schneeschicht die sie umgab. Die war allerdings schon wieder dabei, in der warmen Raumtemperatur zu schmelzen und floss unter der Schutzkuppel hervor, um eine schnell größer werdende Lache auf dem Parkettboden der Halle zu bilden.

Zum Glück standen sie weit genug von dem breiten dunkelroten Samtteppich entfernt, der von der Treppe, die die Galerie hinunter führte und sich in der Mitte der Raumseite befand, ausgehend links und rechts an den Seiten des Saales entlang lief.

Maya grinste.

Amys verrückt spielende Magie war wirklich ... interessant, wenn man sich das ganze Spektakel geschützt von einer Neutralisationskuppel ansehen konnte. Apropos – die Schwarzhaarige runzelte die Stirn.

Nach allem was sie bislang wusste, war es unmöglich, ohne die Hilfe des Stoffes, aus dem das Spider war, Energie zu blocken. Wieso konnten die beiden Saiyajins also eine solche Kugel aus Ki erschaffen? Sie beschloss, die zwei jungen Männer darauf anzusprechen.
 

Direkt vor Ort des Geschehens warf Trunks Goten einen amüsierten Blick zu, während er die Bemühungen von den beiden Insassen der Kuppel beobachtete, sich von dem eiskalten Nass zu befreien.

„Zum Glück ist der Versuch mit dem Modifizieren des Schnees fehlgeschlagen, sonst hättest du Mühe gehabt, sie draußen zu erkennen.“

Goten erwiderte das Grinsen.

„Ja, und heute wäre es eine kalte Nacht geworden.“ Scherzte er.

„Alles klar mit dir, Schatz?“ wollte er dann wissen und versuchte auszumachen, welche von den beiden vereisten Gestalten denn nun seine Verlobte war.

Gar nicht mal so einfach, wenn jemand vollständig weiß war, und bis zum Bauch in einer Schneewehe feststeckte.

Als ihn daraufhin jedoch zwei vor Wut golden glühende Augen anblitzten, war auch dieses Rätsel gelöst.

Gleich darauf explodierte der Eispanzer um die Schwangere und stattdessen umgab sie plötzlich eine brüllend auflodernde Flammesäule, die gierig gegen die Schutzhülle züngelte und den Schnee in Sekundenschnelle vollständig geschmolzen hatte.

Die beiden Frauen im Inneren der Kuppel waren in kürzester Zeit wieder vollständig getrocknet und von erstickend heißem Wasserdampf umgeben.

Mrs Watase zog nach diesem Ausbruch lediglich eine Augenbraue in die Höhe und war mal wieder dankbar dafür, dass sie von Natur aus eine erhöhte Abwehr gegen fremdes Ki besaß.

Deshalb war sie für diesen Job geradezu prädestiniert. Sie unterdrückte ein Seufzen und wandte ihre Aufmerksamkeit dann wieder der noch immer zornbebenden jungen Frau zu.

Die Schwangerschaft machte ihr wirklich zu schaffen, und die Lehrerin wusste, dass der Verlust ihrer Ki-Kontrolle für die Blonde noch schwerer zu verkraften war, weil sie einmal die bei weitem begabteste Schülerin in diesem Fach gewesen war.

„Sie dürfen sich nicht immer so aufregen, Amy! Das verschlimmert die ganze Sache nur.“ Die Ältere legte der Schwangeren beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Wir werden das Ganze einfach noch mal versuchen. Ich bin mir sicher, dass es diesmal klappt. Es ist doch ganz normal, dass was Neues nicht gleich beim ersten Anlauf gelingt. Und modifizierten Schnee hat bislang keiner von Ihnen gewollt. Konzentrieren Sie sich also einfach noch einmal.“

Die Blonde knirschte mit den Zähnen und zwang sich dazu, ruhig ein und aus zuatmen, während sich ihre Hände zu Fäusten ballten.

Mittlerweile war es schon echt peinlich, wie oft sie die Beherrschung verlor, und es war Frau Watase wirklich hoch anzurechnen, dass sie trotz allem immer so geduldig und ruhig blieb!

Amy schloss die Augen und streckte die Hände vor sich aus, die Innenflächen nach oben zeigend. Sie musste einfach ganz wenig Magie freisetzen – denn wie es schien hatte ihr Ki im Moment einfach eine wesentlich durchschlagendere Wirkung als gewöhnlich.
 

„Hey!“

Trunks grinste als er - noch bevor er ihre Stimme gehört hatte - bereits an Mayas Aura erkannt hatte, dass sie es war, die sich von hinten näherte.

Mittlerweile bemerkte er ihre Signatur problemlos, sobald sie in seiner Nähe war.

Schade, dass ihre Ausstrahlung nicht stärker war – das würde ihm so einiges erleichtern.

Er wandte seine Aufmerksamkeit von der Schwangeren im Inneren der Kugel ab, um sich der hübschen jungen Frau zuzuwenden.

„Hallo Maya. Ich hab mich schon gefragt, wann du uns bemerkst.“ Er konnte nicht verhindern, dass sich ein amüsierter Unterton in seine Worte mischte.

Maya war neben ihm stehen geblieben und schenkte der Blonden hinter der Kuppel aus durchsichtigem Ki einen interessierten Blick, ehe sich ihre großen violetten Augen zögernd dem gutaussehenden jungen Mann neben ihr zuwandten. Wie erwartet nahmen ihre Wangen eine verräterische rötliche Tönung an.

„Tut mir ja leid aber ich hatte auch noch andere Dinge zu tun.“ Erwiderte sie mit einem schwachen Lächeln. „Wie Tische abwischen zum Beispiel. Seit wann ist es eigentlich möglich, so was zu machen?“

Sie nickte zu der Kuppel.

„Das ist heute unser erster Praxistest. Frau Watase hat die Modifikation aus den Ki-Schilden entwickelt, die Goten und ich bei Kämpfen ab und zu zur Verteidigung einsetzen. Es war nicht so schwer, diese Art des Fluidums in eine Kugel umzuformen. Sie hat aber den Nachteil, dass sie recht viel Energie braucht, also wird das nicht jeder hinbekommen. Außerdem braucht man mindestens zwei Leute dazu und wir müssen direkt daneben stehen und sie berühren.“ Er deutete auf seine linke Hand, die flach gegen die Kuppel gepresst war.

„Und sie wird ab einer bestimmten Größe instabil.“ Ließ sich Goten von der anderen Seite vernehmen. „Außerdem reflektiert sie das Ki nur, nimmt es also nicht auf und neutralisiert es auch nicht.“

Ein überraschter Ruf aus dem Inneren des Schutzschildes sorgte dafür, dass die beiden Insassen wieder die volle Aufmerksamkeit der drei Außenstehenden hatten.

Maya musste sich beherrschen, um nicht einfach den Mund aufzuklappen, als sie sah, wie sanfter Schnee aus kleinen Wolken an der Decke der Kuppel rieselte, der sich jedoch kurz bevor er eine der beiden Frauen berührte einfach in Nichts auflöste. Eisblumen hatten sich an einem Teil der Kuppel gebildet und ein paar Eiszapfen vervollständigten die winterliche Erscheinung.

„Genau das ist es, Amy!“ Frau Watase war offensichtlich schwer begeistert. „Es ist normal warm hier drinnen und man wird nicht nass. Versuche, deine Konzentration zu halten und das ganze auszudehnen! Ihr könnt die Schutzhülle auflösen!“ befahl sie dann an die beiden Saiyajins gewandt.

Unmittelbar darauf flackerte das durchsichtige Gebilde kurz auf und verschwand. Das Schneegestöber breitete sich vor den erstaunten Augen der Herumstehenden in einer weißen, wirbelnden Welle auf die ganze Halle aus, bis es sanft von der hohen Decke hinunter rieselte und etwa auf Kopfhöhe langsam aufhörte.

Die Schwarzhaarige blinzelte, während sie nach oben sah.

Dort waberten dichte Wolken und irrte sie sich oder bildeten sich Eiszapfen an den unteren Enden der Galerie?

Als ihr Blick zu den goldenen Vorhangshalterungen gelangte, und diese ebenfalls von ein paar sehr ansehnlichen der durchsichtigen Gebilde geschmückt wurden wusste sie, dass ihre Augen sie nicht getrogen hatten. Auch an den Unterseiten der Fensterbretter funkelten Eiszapfen im warmen Licht der Kristallleuchter, die einen absurden Anblick boten, wie sie da so an der Decke unter dem wattigen Grau zu schweben schienen.

„Wahnsinn!“ flüsterte sie ehrfürchtig.

Amy gab plötzlich einen schmerzerfüllten Laut von sich und sank in die Knie, beide Hände auf ihren gerundeten Bauch gepresst.

Goten war sofort an ihrer Seite und sprach beruhigend auf sie ein, seine eigene Sorge unterdrückend. Äußerst behutsam nahm er seine Verlobte auf die Arme, um sie hinüber zu einem der weißen Stühle zu tragen wo er sie vorsichtig absetzte.

Die Blonde war beängstigend blass, hatte die Augen geschlossen und bemühte sich offensichtlich, einigermaßen ruhig zu atmen.

Maya hastete zusammen mit Frau Watase zu der Schwangeren, während Trunks damit beschäftigt war, die sich neugierig sammelnden Studenten wegzuschicken.

Ängstlich studierte die Schwarzhaarige das schmerzverzerrte, von einem leichten Schweißfilm bedeckte Gesicht ihrer Freundin.

„Es geht schon!“ presste Amy hervor, die die Sorge der anderen geradezu körperlich spüren konnte. „Ich habe mich etwas übernommen, und das Baby hat mich mit ein paar saftigen Tritten daran erinnert, dass das nicht gut ist wenn man schwanger ist.“

Langsam öffnete sie die Augen und blickte in vier besorgte Gesichter. Das veranlasste sie zu einem schwachen Lächeln. „Hey, ich bin eine erfahrene Kämpferin und hab schon ganz andere Sachen als so was wegstecken müssen! Es ist nur ungewohnt, wenn die Angriffe von innen kommen.“

Goten strich ihr sanft ein paar blonde Strähnen aus der Stirn.

„Die Schwangerschaft ist nicht ganz ohne, also spiel das alles nicht so runter!“ rügte er sie liebevoll. „Kann ich dir irgendwas bringen? Ein Glas kaltes Wasser vielleicht, um das ‚Gemüse’ besser runter zu bekommen?“

Die junge Frau zog eine angeekelte Grimasse. „Die künstlichen Bohnen schmecken seitdem ich schwanger bin noch schlimmer als sonst. Ich hoff mal, ich behalt sie drinnen. Was Eisgekühltes zu trinken wäre auf alle Fälle hilfreich!“

Mit einem dankbaren Seufzen legte sie ihre Beine auf einen weiteren Stuhl, den Maya heranzog, während Trunks drei kleine braune Pillen aus einer Dose in seiner Hosentasche entnahm und neben sie auf den Glastisch legte.

„Hey, schau mal, sogar der hat was abbekommen!“ er deutete auf den Rand, an dem sich unzählige Eisblumen gebildet hatten.

Frau Watase nickte zufrieden. „Wie ich sehe, sind Sie in den besten Händen. Von jetzt an werden Sie nur noch theoretisch am Modifikationskurs teilnehmen. Ich werde Ihr heutiges Werk als Ihre Abschlussprüfung für dieses Semesters werten – das ist ja ohnehin schon halb rum und diese Leistung ist wirklich außergewöhnlich, Sie könnten die Praxis also gar nicht noch besser machen.“

Die Lehrerin wurde mit einem strahlenden Lächeln der Blonden belohnt und verabschiedete sich mit einem kurzen Nicken, um dann zu ein paar anderen Studenten hinüber zu gehen, die damit beschäftigt waren, Kerzenflammen zu modifizieren.

Amy seufzte. „Wird so wohl das Beste sein.“ Murmelte sie.

Goten, der gerade mit einem Glas Wasser zurückgekommen lachte trocken. „Bist du schon wieder unzufrieden, Teufelchen? Wie sie gesagt hat, eine bessere Note als eine Eins gibt’s nicht, und mittlerweile wird es wirklich zu risikoreich wenn du mit deinem Ki herumexperimentierst – nicht nur für dich, sondern auch für das Baby – und für die Leute um dich herum.“ Neckte er sie. „Ab jetzt ist nur noch meditieren angesagt.“

Die Blonde schnaubte empört, beließ es aber dabei und nahm dankbar das eiskalte Getränk entgegen, das er ihr reichte.

„Du warst schnell, danke schön Schatz. Falls du auf meditieren bestehen solltest, dann schlage ich vor, dass Trunks und du in Zukunft ein wenig mehr auf eure Äußerungen achtet! Wenn ihr mich nicht ständig reizen würdet, wäre ich wesentlich ruhiger.“

Eilig steckte Amy sich alle drei Pillen auf einmal in den Mund, kaute darauf herum und bemühte sich dabei, nicht angeekelt das Gesicht zu verziehen, während sie gleichzeitig die Luft anhielt, um möglichst wenig von dem Geschmack mitzubekommen.

Dann trank sie unter den amüsierten Augen ihrer drei Freunde mit großen Schlucken das gesamte Glas auf einmal leer.

Keuchend stellte sie das Gefäß auf dem Tisch ab. Sie spürte, wie ihr Körper von neuer Energie durchströmt wurde, und lehnte sich mit einem erleichterten Stöhnen zurück.

„Jetzt geht’s mir wieder gut.“

„Das ist schön.“ In der Stimme ihres Verlobten schwang ein belustigter Unterton mit. „Wie sieht’s aus, wollen wir dann los? Wir haben unser heutiges Soll erfüllt und Trunks wollte mit Maya noch was für morgen trainieren, und weil er uns dafür braucht kommt sie sowieso mit in die CC.“

Die Schwarzhaarige riss überrascht die Augen auf und wirbelte zu dem jungen Mann mit den fliederfarbenen Haaren herum.

„Ach so?“ Maya hatte zwar nicht direkt damit gerechnet, dass ihr Mentor sie heute von seinem erbarmungslosem Sondertraining befreien würde, aber trotzdem war sie erstaunt, dass Goten mehr wusste als sie.

Trunks grinste sie an.

„Lass dich überraschen!“

Die Schwarzhaarige verzog den Mund.

„Ich mag keine Überraschungen.“

Dieser Satz sorgte dafür, dass ihr Gegenüber unwillkürlich eine Augenbraue hochzog, ehe er sich wieder unter Kontrolle hatte.

„Nun, wenn das so ist …“ er warf ihr einen äußerst verwirrenden, spöttischen Blick zu, ehe er mit veränderter Stimme fortfuhr. „Ich hab mir gedacht, dass ich dich so gut es geht auf den morgigen Ball vorbereiten werde. Du hast doch nicht wirklich geglaubt, dass das eine ganz gewöhnliche Weihnachtsveranstaltung wird?“ Sein Grinsen wurde breiter, als sich allmählich Verstehen auf den Gesichtszügen der jungen Frau ausbreitete.

„Richtig. Hast du dich über die Durchsage heute früh, dass das ASSIGN-Programm heute mit den letzten Zuordnungen fertig geworden ist und wir zum Ball unbedingt unsere Studentenausweise mitbringen müssen, nicht gewundert?“

Die Schwarzhaarige nickte wortlos.

„Wie du wahrscheinlich mitbekommen hast handelt es sich um einen Maskenball. Allerdings nicht irgendeinen mit simplen Kostümen. ASSIGN wurde von meiner Mutter konzipiert und wurde über den Haupt-Uni-Rechner mit unseren Chipkarten gekoppelt. Abends um Acht treffen sich alle ganz normal im Eingangsbereich.

Dort werden die Männer von den Frauen getrennt, und kleinere Gruppen kommen in jeweils verschiedene Warteräume.

Es gibt mehrere Kabinen, durch die alle nacheinander durchgeschleust werden. Diese kleinen abgetrennten Bereiche sind mit einem HOLO-Computer versehen, der darauf programmiert wurde, dein Aussehen so vollkommen zu verändern, dass dich keiner mehr erkennt – mit Perücke, Kontaktlinsen, sogar die Stimme wird modifiziert und auffällige Merkmale …“ er blickte bezeichnend auf Amys gerundeten Bauch.

„… werden ebenfalls optisch wegretuschiert. Auf deinem Studentenausweis wurden mit ASSIGN alle diese Daten gespeichert. Die Angaben braucht zum einen der Scanner, damit er weiß, welche Verkleidung für dich konzipiert wurde und damit du außerdem dein Zeug später wiederbekommst. Und natürlich braucht auch der Computer deine Informationen, denn der Sinn dieser Abendveranstaltung ist es, deinen Tanzpartner zu finden – das sind, wenn nicht anders beantragt, die gleichen Pärchen wie bei dem Ball zu Semesterbeginn. Diejenigen, die’s nicht in die Endrunde geschafft haben, wurden ausgelost oder konnten sich bewerben. Das heißt, du bist meine Partnerin.“

Seine saphirblauen Augen funkelten als er hinzufügte. „Du schuldest mir ohnehin noch einen Tanz, wenn ich mich recht erinnere.“

Maya errötete prompt unter seinem intensiven Blick.

„Jedenfalls ist das Ziel dieser Veranstaltung, zu sehen wie gut die Erstsemester im Informationsbeschaffen und kombinieren von Details sind. Jeder hat ein unbekanntes Merkmal an sich, das ihm hilft, den richtigen Partner in der Masse der anderen zu finden.

Man hat bis Mitternacht Zeit, dann wird die Maskerade aufgelöst. Wir höheren Semester haben da ganz klar ein paar entscheidende Vorteile, wobei nur sehr wenige so gut sind wie Amy, Goten und ich was das Aura-Erspüren und Zuordnen betrifft.

Man muss sich also durch Gespräche Informationen beschaffen und dabei gleichzeitig versuchen herauszubekommen, was das versteckte Merkmal ist, das deinen Partner verrät.

Das Ganze ist durchaus eine Herausforderung, denn nur wenn man den Richtigen bei seinem wirklichen Namen nennt, ist man eine Runde weiter, falls man den Falschen erwischt hat, scheidet man aus dem Wettbewerb aus – auch das Erkennen eines solchen Fehlers stellt ASSIGN sicher, indem es einen Trigger an jedem Kostüm anbringt, der mit dem Haupt-Computer verbunden ist. Und natürlich führt es zu einer sofortigen Disqualifikation, wenn man jemand anderem sagt, wer man ist. Wir werden ein wenig an dem Auraerspüren arbeiten – ich möchte, dass du bis morgen Abend zumindest eine wage Idee von der ganzen Sache hast. Wie ich höre, bist du nicht schlecht, wenn’s darum geht, sich Informationen zu beschaffen, ohne allzu viel von dir preis zu geben.“

Maya Kopf ruckte in die Höhe und sie starrte den hübschen jungen Mann unsicher an.

War das gerade eine Anspielung gewesen?

Trunks Gesicht verriet nicht die kleinste Regung – natürlich nicht. Mittlerweile musste sie doch wissen, dass er echt gut darin war, einen völlig unschuldig anzuschauen.

Er fuhr fort:

„Ich werde dir morgen keinen Hinweis geben, wer ich bin, aber ich werde mich auch nicht richtig vor dir verstecken. Ich bin gespannt, ob du der Aufgabe gewachsen bist.“

Auch das noch!

Eine Herausforderung!

Die Schwarzhaarige brauchte einen Moment, ehe sie ihren entsetzten Gesichtsausdruck wieder unter Kontrolle gebracht hatte. Dann nickte sie kurz und unterdrückte ein Seufzen, während sie den Blick abwandte. Nur um in die erwartungsvollen Augen von Amy und Goten zu sehen.

Maya ächzte leise.

Das hatte sie bei dem ganzen Schock ja glatt vergessen – sie hatte heute schon wieder ein Vierertraining! Das letzte Mal war ihr noch allzu gut in Erinnerung – das konnte ja heiter werden! Obwohl es für ihr seelisches Gleichgewicht sicher besser war als Einzelunterricht bei Trunks …
 

Irgendwie war es unheimlich, all die Mädchen hinter dem schwarzen Vorhang, der die gesamte Breitseite des Raumes einnahm, verschwinden zu sehen, ohne dass eine wiederkam.

Als würden sie sich, nachdem sie diese magische Grenze überschritten hatten, einfach in Luft auflösen …

Maya verdrängte den Gedanken und warf einen abschließenden Blick durch den kleinen Raum, doch sie sah nur in unbekannte Gesichter.

Und so viele waren das gar nicht mehr, wie sie unangenehm berührt feststellte.

Das hieß, es dauerte nicht mehr lange bis sie ebenfalls dran glauben musste.

Amy hatte sie an dem Abend bislang ebenso wenig gesehen, wie Trunks und Goten.

Ein grimmiger Ausdruck trat auf das Gesicht der Schwarzhaarigen. Selbst Schuld, wenn die drei sie den ganzen Vormittag mit ihren Übungen quälten, so dass sie am Nachmittag einfach einschlief.

Zum Glück hatte sie nicht so sehr verpennt.

Sie war lediglich fünf Minuten zu spät gewesen.

Die hübsche Katzenfrau unterdrückte ein Seufzen als sie von der jungen Frau heran gewunken wurde, die hier offensichtlich alles betreute und - ihrer festlichen dunkelgrünen Robe und den kunstvoll mit glitzernden Kugeln aufgesteckten, braunen Haaren mit den grünen Strähnen und den auffälligen spitzen Elfenohren nach - schon in der Umwandlungskabine gewesen war.

Jetzt war es also soweit.

Zögerlich trat sie durch einen Schlitz in dem schwarzen Satin und erschauderte unwillkürlich, als der kühle Stoff ihre Hand streifte. Verdammt, sie hatte sich wirklich zu sehr in diese ganze Vorhangssache hineingesteigert!

Dann erblickte sie die Klapptüren der Kabinen. Über einer leuchtete ein grünes Licht, und Mayas wissenschaftliches Interesse gewann die Oberhand.

Der Raum war leer bis auf einen mannshohen Spiegel, der einen breiten Metallrahmen besaß.

Sobald sich die Klapptür hinter ihr geschlossen hatte, erschien auf dem Glas ein Schriftzug, der sie dazu aufforderte, ihre Chipkarte einzuführen.

Es dauerte nur Sekunden, bis sie den schmalen Schlitz in dem silbern schimmernden Rand des Spiegels gefunden hatte.

An ihre empfindlichen Ohren drang ein leises Piepsen und dann sog sie erschrocken die Luft ein, als sich ihre gesamte Kleidung bis auf die Unterwäsche von einem Moment zum anderen in Nichts auflöste und ihr ganzer Körper von blauen Laserstrahlen umgeben war, die sie abtasteten.

Kurz darauf konnte sie fasziniert im Spiegel verfolgen, wie sich ein weinrotes Samtkleid, das ihr etwa bis zur Mitte der Oberschenkel reichte, an ihr materialisierte.

Es hatte dünne Träger und besaß eine weiße Federborte an dem weit schwingenden Rock und dem tief dekolletierten Ausschnitt. Im Rücken war es, wie sie mit einem prüfenden Blick über die Schulter feststellte, bis zur Taille eng geschnürt und das dazu verwendete lange rote Band endete in zwei flauschigen weißen Bommeln knapp über ihren Knien.

Dazu trug sie Stulpen in der gleichen Farbe wie das Kleid, die ihr bis zu den Ellebogen reichten und ebenfalls in fedrigen Borten endeten, die sie ein wenig an Schnee erinnerten.

Kniehohe geschnürte dunkelbraune Stiefel, die für ihre Verhältnisse sehr hohe Pfennigabsätze hatten, und eine kecke Nikolauszipfelmütze, die ihr bis zu den Schulterblättern reichte, vervollständigten ihr Outfit.

Zu guter Letzt materialisierte sich ein drei Mal eng um ihren Hals geschlungenes, dunkelbraunes Lederband, an dem eine kleine bernsteinfarbene Kugel hing.

„Ich … ich bin ein weiblicher Weihnachtsmann??!“ murmelte sie vor sich hin.

Ihre Stimme hörte sich selbst in ihren Ohren ungewohnt hell an.

Als ihr fassungsloser Blick wieder zurück zu ihrem Gesicht wanderte, keuchte sie erschrocken, denn ihre Haare waren plötzlich nur noch schulterlang, dafür schneeweiß mit silbrigem Schimmer und gekreppt.

Dunkelrote Augen starrten sie verstört an, und ihre vollen Lippen sahen ungewohnt auffällig aus, da sie in der gleichen Farbe nachgezogen worden waren – außerdem hatte sie Ohrringe, die aus jeweils einer Silberkette bestanden, an der eine kleine Kugel aus klarem Glas hing, in der lustige Schneeflocken umherwirbelten.

Die junge Frau unterdrückte ein Stöhnen.

„Warum musste ich auch einen Computer erwischen, der es Ton in Ton mag – arg!“

Eine weiße Maske, die den oberen Teil ihres Gesichts bedeckte und mit dunkelroten Fäden und kleinen Bernsteinkügelchen verziert war, rundete das Ganze ab.

Zugegeben – es sah nicht schlecht aus.

Aber musste es so extrem sein?

Unauffällig war das Kostüm jedenfalls nicht gerade, was schon allein daran lag, dass die Hauptfarbe rot war.

Hastig nahm sie ihre Chipkarte wieder an sich, als der Computer diese mit einem leisen Piepsen nach draußen drückte, und steckte sie in die einzige schmale Tasche, die der Rock des Kleides besaß und wohl extra dafür gedacht war.

„‚Viel Spaß!’?“ las sie laut vor, als der Schriftzug über ihr … zugegeben recht … interessantes … Spiegelbild flimmerte, ehe sich die ganze Konstruktion zur Seite schob und den Blick auf einen erleuchteten Gang frei gab. Sie schnaubte und stolzierte durch die Öffnung.

„Danke auch.“ Brummelte sie säuerlich. „Diese Schuhe werden mich umbringen."

Als Maya endlich das Ende des langen Flures erreicht hatte, von dem allerlei Seitengänge abzweigten aus denen weitere Studenten kamen, und in die hell erleuchtete Festhalle trat, stockte ihr erst einmal der Atem.

Nicht nur, weil sie – wider Erwarten – auf der Galerie raus gekommen war und einen wunderbaren Überblick über das festliche Treiben und die tolle Dekoration hatte.

Dass hier oben ebenfalls Tische und Stühle aufgestellt worden waren und der Saal einfach hinreißend aussah, mit all den schönen Sachen die im Licht schimmerten und funkelten war nicht der Grund, dass sie unwillkürlich nach Luft schnappte.

Ebenso wenig wie der nach wie vor absolut faszinierende Anblick von sanftem Schneefall mitten in einem geschlossenen Raum.

Nein, es waren viel mehr die Maskierungen der anderen, die sie fassungslos machten. Denn sie musste feststellen, dass sie bei weitem nicht das schrillste Kostüm erwischt hatte.

Die Frauen waren hier eindeutig bevorzugt worden – sie entdeckte weitere, komplett unterschiedlich angezogene Weihnachts-Elfen, deren Stil von majestätischen Roben bis hin zu spitzen Schuhen, kurzen Hosen und geringelten hohen Strümpfen in den buntesten Farben reichte, einige Engel und … Schneeflocken, sowie ein paar junge Frauen, die lange, A-förmig geschnittene Kleider in dunkelgrün mit verschiedenen, kugel- und sternförmigen Schmuck trugen - stilisierte Tannenbäume, wie sie vermutete.

Ein paar waren in sehr auffällig gemusterte Kleider gehüllt, die große Schleifen um die Taille hatten und anscheinend so etwas wie … Geschenke darstellen sollten.

Auch ein paar Rentiere in den abenteuerlichsten Gewändern konnte sie entdecken – am interessantesten fand sie dabei, dass die Geweihe hier gänzlich aus entsprechend frisierten Haaren bestanden und die Schuhe, die Hufe darstellen sollten an Geisha-Sandalen mit den abenteuerlichsten Absätzen erinnerten.

Bei allen von ihnen waren die Lippen ebenfalls sehr auffällig geschminkt worden, was den unteren Teil ihres Gesichtes so sehr veränderte, dass man sie unmöglich daran erkennen konnte.

Die Männer hingegen hatten teilweise weniger Glück.

Ein paar von ihnen waren Weihnachtsmänner geworden, die offensichtlich aus verschiedenen Zeitepochen stammten, mit hübschen rot-weißen Anzügen, Nikolausmützen in den unterschiedlichsten Formen und jeder Menge kleiner Details, die sicherstellten, dass jeder von ihnen total individuell war.

Wie es auf den ersten Blick schien, war sie die einzige Frau in diesem Kostüm.

Andere sollten wohl ebenfalls Rentiere sein, sie trugen verschieden geschnittene Fell- und Lederkleidung in unterschieldichen Braunschattierungen – auch das sah nicht schlecht aus, ebenso wenig wie die männlichen Elfen.

Allerdings gab es hier viel zu viele, die das Pech gehabt hatten, ebenfalls der Geschenk- oder Tannen-Option zum Opfer gefallen zu sein. Die Anzüge und Haarfarben waren teilweise schreiend bunt und glitzerten so stark, dass es beinahe schon in den Augen weh tat.

Auch glaubte Maya, ein paar „Schneemänner“ zu erkennen, und war da nicht gerade ein Eiszapfen an ihr vorbei gelaufen?

Außerdem trugen alle Männer die verschiedensten Bärte, die exakt zu ihrer modifizierten Haarfarbe passen – offensichtlich die zweite Möglichkeit, mit der sichergestellt wurde, dass man niemanden an dem unteren Teil seines Gesichtes erkannte.

Also von der Kreativität her war ASSIGN auf jeden Fall kein Vorwurf zu machen. Obwohl allem Anschein nach nicht so viele Kategorien zur Auswahl gestanden hatten, sah selbst bei flüchtiger Betrachtung kein einziges Kostüm auch nur annähernd gleich aus und alle hatten ihre individuellen Merkmale, die es den Paaren wohl erleichtern sollten, zusammen zu finden.

Glücklicherweise hatte der Computer darauf verzichtet, mit allzu krassen Rauschebärten und anderen entstellenden Methoden zu arbeiten – und jeder hatte sein Alter behalten. Masken die die Augenpartie verdeckten trugen aber ausnahmslos alle.

Langsam schritt die hübsche Katzenfrau die Treppe hinunter und versuchte dabei, sich nicht allzu auffällig umzusehen.

Es war unwahrscheinlich, dass sie bei irgendjemand anderem außer Trunks die Chance hatte, ihn am Aussehen zu erkennen – zwar konnte sie ihre eigene Aura spüren, wenn sie sich konzentrierte, aber so weit, dass sie die Energien von anderen fühlen, geschweige denn unterscheiden konnte, waren sie trotz intensivstem Training natürlich nicht gekommen.

Maya war sich ohnehin nicht sicher, ob ihr das jemals wirklich gelingen sollte –sogar bei den hohen Semestern brachten das ja nur sehr wenige zustande. Lediglich als sich Goten und Trunks zu Supersaiyajins aufgepowert hatten, war es für sie kein Problem gewesen, das Ki der beiden zu spüren.

Aber das war auch nicht weiter schwer, wenn die Aura so gewaltig war, dass sie sichtbar wurde und einen wegdrückte wenn man nicht aufpasste.

Maya unterdrückte ein Seufzen.

Es blieb ihr also nichts anderes übrig als sich irgendwo unauffällig hinzusetzen und das Treiben um sie herum zu beobachten.

Vielleicht erlösten Amy und Goten sie ja von ihrer Einsamkeit, sobald sie sich gefunden hatten, denn sie war sich sicher, dass Trunks schon ganz genau wusste, wo sie war und es ihr nicht leicht machen würde, ihn zu erkennen.

Zielstrebig schlängelte sich die junge Frau an den beiden imposanten, mit weiß, silber und funkelnden Kerzen geschmückten Tannenbäumen vorbei, die man links und rechts vom Treppenabsatz aufgestellt hatte.

Sie kämpfte sich ihren Weg durch die herumstehenden Menschen – nicht ohne alle unauffällig aber leider erfolglos nach irgendwelchen Merkmalen die ihr nützlich sein konnten abzuscannen - und steuerte auf einen freien Glastisch am Rande der Tanzfläche zu, die sich im hinteren Teil der Halle mittig vor der Bühne befand.

Direkt gegenüber war ein reichhaltiges Büffet aufgebaut, das, wie es aussah, auch allerlei gefrostete Leckereien enthielt.

Das würde Amy mit Sicherheit freuen.

Die junge Frau ließ sich mit einer geschmeidigen Bewegung auf einem der Stühle nieder. Sie hatte keine Lust, sich jetzt alleine was zu essen zu holen, auch wenn sie Dank der Tatsache, dass sie verschlafen hatte, seit dem Mittagessen nichts mehr zu sich genommen hatte.

Es würde viel mehr Spaß machen, mit den anderen zusammen zu essen, und so lange konnte sie auch noch warten.

Bei den Schuhen war sie sowieso froh, wenn sie einen Moment sitzen konnte – und der Abend hatte gerade erst angefangen!

„Entschuldige, ist hier noch frei?“ die freundliche Stimme eines jungen Mannes riss sie aus ihren Gedanken und sie wandte erschrocken den Kopf. Blaue Augen zwinkerten ihr amüsiert zu.

„Wir Weihnachtmänner müssen doch zusammen halten!“ scherzte er mit einer bezeichnenden Geste auf seinen rot-weißen Anzug.

Konnte es etwa so einfach sein?

Ein zweites Nikolauskostüm?

Maya lächelte.

Das würde dann ja schneller gehen als erwartet, obwohl es ihr etwas seltsam vorkam, dass Trunks sie jetzt schon ansprechen sollte. Und dass seine Augenfarbe nicht wirklich verändert worden war.

Es würde jedenfalls nichts schaden, ein paar weitere Informationen aus dem Anderen herauszukitzeln.

„Ja klar, setz dich ruhig hin!“

Der junge Mann grinste und ließ sich neben ihr auf einen der Stühle plumpsen.

„Das ist ganz schön ungewohnt, in diesen Spiegel zu schauen und gar nicht mehr wie man selbst auszusehen, oder?“

Die Katzenfrau drehte sich nun endgültig zu ihrem Gegenüber um und musterte ihn.

Weiße Locken quollen unter der Zipfelmütze hervor, und ein kurz gestutzter Bart in der gleichen Haarfarbe bedeckte den unteren Teil seines Gesichtes.

Eine rote Maske verbarg die obere Hälfte.

„Naja, diese Bärte sehen schon wirklich gewöhnungsbedürftig aus – als wäre man mit einer Horde Wikinger im Raum!“ scherzte sie.

Er lachte.

„Tja, sobald man erkannt wurde, verschwindet zumindest die Verkleidung des Gesichtes. Dann können sich eigentlich nur noch die Geschenke beschweren - die Schneemänner schauen in ihrem weißen Anzug mit den schwarzen Knöpfen und den Zylindern richtig elegant aus und auch die andren haben’s nicht so schlimm erwischt. Da kann man echt froh sein. Soll ich uns was zu trinken holen? Es gibt Schneebowle, wie ich mitbekommen hab.“

„Okay, warum nicht.“ Maya beobachtete, wie sich der junge Mann erhob und in der Menge verschwand.

Sie runzelte die Stirn.

Das gleiche Kostüm wäre wirklich zu einfach. Und aus irgendeinem Grund störte sie am meisten die Augenfarbe. Ja, der Weihnachtsmann hatte blaue Augen – aber die hätte sie als seine weibliche Ausführung dann ja auch haben müssen, oder etwa nicht?

Alles andere war unlogisch.

Außerdem … sie ließ noch einmal suchend den Blick herumschweifen … wäre sie dann tatsächlich die einzige Weihnachtsfrau, die zur Verfügung stünde.

Und bislang hatte sie schon mehrere männliche Vertreter ihrer Gattung gesehen.

Ein eindeutiger Widerspruch.

Aber was konnte es dann sein?

Und wie um Gottes Willen sollte sie aus diesem riesigen, kunterbunten Haufen eine Person herausfinden, die es wahrscheinlich noch nicht einmal darauf anlegte, von ihr gesehen zu werden, um es ihr nicht zu einfach zu machen?

Ehe sie sich versah, kam ihr Gesprächspartner zurück, die beiden vollen Gläser geschickt durch die herumstehenden Leute navigierend.

Er stellte eines vor ihr ab, und Maya musterte interessiert die klare Flüssigkeit, in der kleine Schneeflocken herumzuwirbeln schienen.

„Was ist das?“ wollte sie fasziniert wissen, doch ihr Gegenüber zuckte nur mit den Schultern. „Man nennt sie Schneebowle. Was genau drinnen ist, kann ich dir nicht sagen, aber es schmeckt lecker. Lass uns erstmal auf einen schönen Abend anstoßen.“

Nein, das war sicher nicht Trunks.

Sein ganzes Verhalten stimmte nicht, aber noch zögerte sie.

Was, wenn er sie nur testen wollte und sich verstellte?

Sie beschloss noch ein wenig zu warten und erwiderte das ansteckende Grinsen, das ihr der junge Mann schenkte. Die Gläser klirrten leise, als sie aufeinander trafen.

„Versuchen wir, das Beste draus zu machen.“ Scherzte Maya und nahm einen großen Schluck von dem Gebräu. Ihre empfindliche Nase glaubte für einen Moment, Alkohol in dem Getränk zu riechen, aber die durchsichtige Flüssigkeit schmeckte lediglich süß, erfrischend und … war eiskalt.

„Wow, nicht schlecht! Ich kenne jemanden, dem das sehr gut gefallen würde.“ stieß die junge Frau hervor und beobachtete verblüfft, wie ihr Atem kleine Wölkchen bildete.

“Was?!? … das ist ja toll!“ rief sie unwillkürlich aus.

Gleichzeitig registrierte sie jedoch, dass ihre eingestreute Andeutung Amy betreffend keine Reaktion bei ihrem gegenüber hervorrief.

Die Wahrscheinlichkeit, dass sie gerade mit Trunks sprach sank beständig Richtung Null.

Maya nahm einen weiteren Schluck und stieß die Luft aus, sobald sie den Mund wieder leer hatte.

Das Phänomen wiederholte sich.

„Weißt du, was man machen muss, um so einen Effekt zu erreichen?“ wollte sie wissen und wandte ihren Blick wieder ihrem Gegenüber zu.

Auch wenn es sich hier offenbar nicht um ihre Zielperson handelte, konnte sie ja noch ein wenig Konversation betreiben.

Der junge Mann war offensichtlich amüsiert.

„Nein, aber es gibt doch viele solche Getränke, die irgendeinen besonderen Gag haben – ich hatte mal eine Feuerbowle, danach sind einem Rauchwölkchen aus den Ohren gekommen. Offensichtlich gibt es verschiedene Stoffe die man zusetzen kann und die so einen Effekt haben.“

Maya kicherte bei dieser bildlichen Beschreibung und nahm einen weiteren Schluck.

Das Glas war schon halb leer.

Ihr männliches Pendant blickte sie aufmerksam an. „Du solltest es nicht gleich so übertreiben.“ Meinte er langsam mit einem schiefen Lächeln. „Sonst kann ich dir prophezeien, dass du nicht viel von dem Abend haben wirst.“

Die Katzenfrau legte den Kopf schief. Also hatte sie ihre Nase doch nicht getäuscht, das Getränk enthielt Alkohol!

Dann hatte sie wahrscheinlich jetzt schon ein Problem.

Sie vertrug das Zeug überhaupt nicht.

„Gut, dass du mir das sagst.“ Maya schob das Glas von sich.

Ihr Gegenüber räusperte sich.

„In welche Klasse gehst du eigentlich?“ fuhr er im Plauderton fort, und diese Worte bestätigten Maya schließlich, dass es sich bei diesem Weihnachtsmann definitiv nicht um Trunks handelte.

Das war zu plump.

So etwas würde er mit Sicherheit nicht einmal fragen wenn er sie im Ungewissen lassen wollte. Er hatte andere Methoden um sie zu verunsichern … subtilere.

„Ich glaube nicht, dass ich diejenige bin, die du suchst.“ Erwiderte sie langsam und lächelte schief.
 

Maya saß wieder allein an ihrem Tisch und kaute gedankenverloren an ihrer Unterlippe. Sie sollte sich ein Glas Wasser holen, aber dummerweise kam sie noch nicht mal dazu, aufzustehen. Sämtliche Weihnachtsmänner schienen sich absolut auf sie fixiert zu haben, und sie hatte alle Hände voll zu tun, den Andrang zu bewältigen.

Das war gerade der vierte Nikolaus gewesen, der sie angesprochen und sich mit ihr unterhalten hatte. So langsam spürte die junge Frau ein winziges bisschen Frustration in sich aufsteigen. Und ausnahmslos alle hatten sie blaue Augen gehabt.

Warum verdammt noch mal musste sie die einzige Weihnachtsfrau an diesem Abend sein?

Es war nervig und lenkte sie unnötig von ihrer eigentlichen Aufgabe ab.

War es für die anderen nicht genauso logisch, dass es nicht so einfach sein konnte?

Sie widerstand dem Drang, zu lachen.

Wären es die gleichen Kostüme, dann hätte der Computer wohl ein paar mehr weibliche Nikoläuse produziert!

Für einen kurzen Moment machte sich ein leichtes Schwindelgefühl in ihr breit und das Bild verschwamm vor ihren Augen.

Verdammt. Wie hatte sie nur so unvorsichtig sein können?

Ein halbes Glas von der verfluchten Bowle hatte gereicht, und auch wenn der Alkoholgehalt sehr gering gewesen war begannen sich nun langsam aber sicher die Auswirkungen bemerkbar zu machen.

Sie steckte wirklich richtig tief im Schlamassel, und es gab nichts, was sie dagegen tun konnte, außer zu hoffen, dass sich die Konsequenzen ihres Leichtsinns in Grenzen halten würden. Sie konnte schließlich schlecht einfach so den Ball verlassen.

Maya blinzelte und ließ ihren nun wieder klaren Blick ein weiteres Mal suchend über die Menge schweifen.

Nichts.

Sie wandte den Kopf und musterte die große goldene Uhr.

Die junge Frau war schon fast eine Stunde hier und hatte nicht den kleinsten Hinweis, wer von den vielen weihnachtlichen Gestalten um sie herum nun Trunks sein konnte – bis auf die Gewissheit, dass er mit Sicherheit kein Weihnachtsmann war.

Nun – das schränkte die Auswahl ja schon mal ein wenig ein … um ganze 5 Prozent.

Wie toll.

Sie unterdrückte den Drang, zu kichern.

Langsam drehte sich die im Moment Weißhaarige wieder nach vorne und griff nach dem halbleeren Glas mit Bowle.

Sie sollte das Gebräu wegkippen und sich richtiges Wasser besorgen.

Vielleicht konnte sie dadurch ein wenig von dem Alkohol in ihrem System loswerden, der sich zunehmend mehr bemerkbar machte.

Mayas Atem stockte plötzlich, als sie eine Gestalt wahrnahm, die sich in dem Kristallglas spiegelte, das sie gerade grüblerisch betrachtet hatte.

Es war schwer, bei all den individuellen, teilweise äußerst schrillen Kostümen die alle Schattierungen des Regenbogens in sich zu vereinen schienen aus der Masse hervorzustechen.

Doch eine Möglichkeit gab es, und genau diese glaubte sie, für einen winzigen Augenblick gesehen zu haben.

Zum ersten Mal an diesem Abend.

Konzentriert hob sie den Kopf und suchte nach einem weiteren Zeichen, doch diesmal entdeckte sie nichts und die junge Frau lehnte sich stirnrunzelnd wieder zurück. Hatte sie sich die Spiegelung nur eingebildet?

War sie schon so angeheitert, dass sie bereits Sehprobleme bekam?

Für einen Moment hatte sie geglaubt, in all der Farbigkeit eine auffällig unbunte Gestalt in einer schwarzen Kutte auszumachen.

Natürlich eignete sich so ein Erscheinungsbild auch optimal dazu, mit dem Schatten zu verschmelzen. Und sie konnte sich nur einen Grund denken, warum jemand so etwas tun sollte. Er wollte nicht von ihr gesehen werden, weil er zu auffällig war und ihr sofort ins Auge stechen würde.

Aber konnte es tatsächlich sein, dass das Trunks gewesen war? Dann war es wichtig zu wissen, wen er darstellen sollte.

Grübelnd tippte sie mit ihrem Zeigefinger gegen ihre dunkelroten Lippen.

Gab es jemanden, der besonders gut zum Weihnachtsmann passte?

Mehr als Elfen, Rentiere oder Geschenke?

Ohne es wirklich wahr zu nehmen hob sie versehentlich das Glas an die Lippen und nahm einen weiteren Schluck, als sie plötzlich die Augen aufriss.

Nicht Weihnachtsmann – Nikolaus! Wenn man um zwei Ecken dachte war es annähernd logisch - schließlich war sie kein „Mann“, und deswegen anscheinend die Einzige hier, bei der die Bezeichnung nicht zutraf.

Klar, dass zum von der Werbung erfundenen typischen Weihnachtsmann Elfen und Rentiere besser passten. Ihrem Erscheinungsbild nach war sie auch ehr so einer, und kein Nikolaus - doch eben nur scheinbar. Und zu dem gehörte … sie setzte abrupt ihr Glas ab und murmelte:

„Knecht Ruprecht?“

Sie zuckte zusammen, als sich plötzlich kühle Finger auf ihre bloße Schulter legten, an denen ein imposanter Rubinring im Licht blutrot auffunkelte. Die Hand, zu der das alles gehörte, steckte in fingerlosen, dunkelbraunen Lederhandschuhen.

Langsam wanderte ihr Blick den muskulösen Arm entlang, der in einer eng anliegenden Jacke aus demselben Material steckte, das die gleiche Farbe hatte und in eine weite schwarze Kutte überging, die um die Taille geknotet war.

Lederstiefel mit Fellbesatz lugten darunter hervor.

Die Kapuze war zurückgeschlagen, so dass sie das gebräunte Gesicht sehen konnte, das ein dunkler Dreitagebart zierte, wo es nicht von der schwarzen Maske verdeckt wurde, an der einige dunkelrote Edelsteine glühten.

Bernsteinfarbene Augen funkelten sie unter pechfarbenen Haarsträhnen hervor an.

Sie hätte diesen Hinweis nicht noch gebraucht, um zu wissen, wer ihr Gegenüber war, denn Maya erkannte sein spöttisches Lächeln sofort und ihr Herz begann augenblicklich zu rasen, während sie ihn weiter wie hypnotisiert ansah.

Das Kostüm war wirklich unglaublich … sexy!

Sie musste sich zusammenreißen, um ihn nicht einfach mit offenem Mund anzustarren

„Ich glaube, ich habe meinen Namen gehört?“ Seine Stimme klang etwas tiefer als sonst und hörte sich dadurch ein wenig bedrohlicher an. Passend zu dem dunklen Outfit, das sie bislang bei keinem anderen Ballbesucher gesehen hatte.

Sie blinzelte heftig, als die gutaussehende Gestalt vor ihr verschwamm, weil ihre Sicht ein weiteres Mal unscharf wurde.

Gleichzeitig fühlte sie sich aufgekratzt und extrem gut gelaunt.

Übermütig grinste sie den nun wieder klar erkennbaren jungen Mann an und drehte sich auf ihren Stuhl, um ihn ansehen zu können ohne sich dabei den Hals zu verrenken.

„Tatsächlich? Du hast aber gute Ohren! Grade eben noch hab ich dich auf der anderen Seite des Ballsaales gesehen.“ Sie zwang den Drang, in wildes Gekicher auszubrechen, nur mühsam nieder.

Die bernsteinfarbenen Augen funkelten erheitert, während er den Kopf schief legte.

„Wie viele Gläser von dem leckeren Saft hattest du denn schon?“ in seiner Stimme schwang ein spöttischer Unterton mit.

Maya schob schmollend die Unterlippe vor.

„Du brauchst mich nicht für blöd zu verkaufen. Ich habe leider erst zu spät bemerkt, dass in dem Zeug Alkohol drinnen ist. Wenn du dich nicht so lange versteckt hättest, hätte ich keinen Smalltalk mit allen hier existierenden Weihnachtsmännern machen müssen.“ knurrte sie und funkelte ihn sauer an.

Was bei dunkelroten Augen recht beeindruckend aussehen konnte.

Er grinste nur.

Irgendwie erinnerten ihn diese glühenden Rubine ein wenig an ihre Supersaiyajinform.

„Tja, bei mir haben seltsamerweise auch alle weiß gekleideten Frauen gedacht, dass wir als Kontrastpaar zusammen gehören … wann hast du das letzte Mal was gegessen?“ wollte er plötzlich liebenswürdig wissen sein Blick wanderte von ihren geröteten Wangen weiter nach unten zu diesem verführerischen kirschfarbenen Mund.

Erneut wallte Ärger in ihr auf, als sie die offensichtliche Anspielung verstand. Auf nüchternen Magen Alkohol zu trinken verstärkte die Effekte natürlich noch mal ganz gewaltig.

„Ich wollte eben auf euch warten ehe ich das Büffet stürme, mein lieber Trunks!“ fauchte die junge Frau, und erstarrte unwillkürlich, als sie beobachten konnte, wie sich die Maske zusammen mit dem Dreitagebart dematerialisierte.

Der vollständige, und bereits vertraute Anblick des hübschen Gesichtes in der Kombination mit der ungewohnten Augen- und Haarfarbe – Maya bemerkte erst jetzt, dass er einen kurzen Pferdeschwanz im Nacken trug, aus dem sich ein paar vereinzelte Strähnen gelöst hatten – war äußerst faszinierend.

Ehe sie blinzeln konnte, hatte er sein Gesicht auch schon ganz nah an ihres gebracht.

Sie starrte sprachlos in diese außergewöhnlich goldenen Augen, deren herausforderndes Funkeln ihr mittlerweile schon so vertraut war und spürte seinen warmen Atem über ihre Haut geistern, als er mit einem lasziven Lächeln hauchte:

„Tststs – wir sind ja heute mal wieder ganz schön unbeherrscht, süße Maya! So was birgt immer gewisse Risiken!“

Die junge Frau hielt bei diesen Worten unwillkürlich die Luft an.

Sein Mund war nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt und ihr Herz schlug so schnell, dass sie das Gefühl hatte, gleich vor lauter Aufregung tot umzufallen.

Trunks beobachtete interessiert, wie bei der Nennung des korrekten Namens die weiße Maske verschwand und ihr schönes Gesicht nun seltsam verletzlich und nackt zurückließ.

Man konnte Maya eigentlich immer gut lesen, aber in genau diesem Moment lagen all die aufgestauten und unausgesprochenen Emotionen, die die Katzenfrau vor ihm zu verbergen suchte, in den Tiefen dieser dunkelroten, weit aufgerissenen Augen klar vor ihm ausgebreitet.

Und er musste unwillkürlich schlucken, ehe er sich wieder unter Kontrolle hatte und in letzter Sekunde dem Drang widerstand, ihr eine der weichen weißen Haarsträhnen aus der Stirn zu streichen.

Mit einem letzten einprägenden Blick richtete er sich wieder auf.

„Ich würde sagen, dass wir zu den Ersten zählen, die sich gefunden haben. Wenn man von Goten und Amy mal absieht - stimmt’s, ihr beiden?“

Mit diesen Worten drehte er sich um und besah sich das Pärchen, das direkt hinter ihm stand und ebenfalls keine Masken mehr trug.

Goten hielt eine Vifocam in der Hand und grinste seinen Freund an.

„Tja, wenn ihr uns geschlagen hättet, wäre das schon eine starke Leistung gewesen – wir kennen uns ja schon eine Ecke länger. Sorry, aber das konnte ich nicht zulassen, obwohl ich’s Amy nicht leicht gemacht habe.“

Maya brauchte einen Moment, ehe sie sich wieder so weit gefasst hatte, dass sie noch etwas anderes wahrnehmen konnte außer Trunks.

Verdammt, mittlerweile machten sich die Nebenwirkungen des Alks ganz schön bemerkbar!

Der Anblick ihrer beiden Freunde ließ sie jedoch sofort jeden weiteren Gedanken vergessen.

„Wow, ihr seht ja auch toll aus!“ rief sie unwillkürlich aus, und die beiden grinsten sie an.

Und Amys Anblick war wirklich …

„Wie krass! Dein Bauch, er ist tatsächlich … weg??!“ stotterte Maya fassungslos während ihre Augen, wie um sich zu versichern, an der schlanken Figur der jungen Frau auf und ab wandern. „Aber … wie geht das denn?“

Goten legte einen Arm um die schmale Taille seiner Verlobten – seine Hand blieb ein gutes Stück vor der Stelle, wo rein vom optischen her ihr Körper begann, in der Luft schweben.

„Das sieht nur so aus.“ Beruhigte er die entsetze Nikolausfrau grinsend. „Es ist noch alles da wo es hingehört.“

„Das ist wirklich irritierend … was genau seid ihr eigentlich?“ wollte Maya interessiert wissen und musterte die Kostüme der beiden genauer.

Amys Haare waren zu einem platinblonden Farbton aufgehellt und in kurze süße Kringellöckchen geformt. Sie wurden immer heller und die Spitzen hatten einen feinen Silberton, ebenso wie ihre Augen. Ein funkelndes, mit unzähligen Strasssteinen besetztes Diadem blitzte keck unter den verwuschelten Strähnen hervor.

Der Stoff des langen, wallenden Kleides war in ihrer Körpermitte schneeweiß und wurde nach unten hin immer durchsichtiger, so dass das komplizierte eingewebte Muster aus Silberfäden immer mehr in den Vordergrund trat.

Es wirkte, als hätten sich an den Säumen Eisblumen gebildet.

Die Robe besaß weite Trompetenärmel und war an den Oberarmen ebenso wie unter der Brust mit schmalen, weißen, Bändern geschnürt, an denen in unregelmäßigen Abständen Strassperlen aufleuchteten.

Ihre nackten Füße steckten in zierlichen silbernen Schnürpumps und als sich die Blonde ein Stück drehte, konnte Maya ein winziges Paar engelähnliche Flügel auf ihrem sehr tief ausgeschnittenen Rücken erkennen, dessen weiße Federn aber viel feiner waren und fast schon wie winzige nadelförmige Eisgebilde wirkten, die an den Enden silbrig wurden.

Sie waren an den schmalen Bändern befestigt, die um Amys Taille geschnürt waren und auf ihrem bloßen Rücken einen reizvollen Kontrast zu ihrer gebräunten Haut bildeten.

„Ich glaube, ich soll eine Schneeelfe sein.“ Bemerkte die junge Frau mit einem spitzbübischen Lächeln.

„Und ich bin wohl das, was sie bringt – Frost.“ Goten grinste und seine kobaltblauen Augen funkelten.

Er sah ungewohnt aus mit den an Vegeta erinnernden steil nach oben stehenden Haaren, von denen scharfzackige Kanten abstanden und die eher wie eine weiße Eisskulptur aussahen und nach oben hin silbrig durchsichtig wurden.

Bei genauem Hinsehen konnte man erkennen, dass sie das gleiche Muster aufwiesen wie Amys Kleid.

„Und da haben wir schon den versteckten Hinweis!“ schoss es Maya durch den Kopf.

Gotens Kleidung bestand aus eng anliegenden, weißen Lederhosen, Stiefeln in der gleichen Farbe deren Material auf den ersten Blick an Fell erinnerte, jedoch bei genauerer Betrachtung auch ehr vielen feinen Eisnadeln glich.

Seinen Oberkörper steckte in einem schmal geschnittenen, ärmellosen Oberteil, das wie Schnee in der Sonne glitzerte und auch so aussah. Sein rechter Arm war vom Handgelenk an bis dahin wo er von Stoff bedeckt wurde mit schmalen kompliziert ineinander verschlungenen Linien bedeckt, die einen krassen Kontrast zu seiner gebräunten Haut bildeten.

„Wie sieht’s aus – wollen wir uns was zu Essen holen?“ schlug Goten vor. „Ich nehme mal an, dass John und Ai sich auch bald zu uns gesellen – wir sind vorhin an ihnen vorbei gekommen, und auch wenn sie sich noch nicht enttarnt hatten, waren sie doch schon in eine angeregte Unterhaltung vertieft – ich nehme an, es dauert nicht mehr lang.“

Er wurde von einem Tusch unterbrochen, und die vier wandten ihren Blick unwillkürlich der Bühne zu – wie alle anderen auch, und langsam verebbten sämtliche Gespräche in dem Raum.

Professor Klype stand dort vorne, ebenfalls im Nikolauskostüm, nur sah er wirklich exakt wie das Klischee aus – mit Rauschebart, breitem schwarzem Gürtel und dickem Bauch, sogar eine schmale silberne Brille funkelte im Kerzenlicht und unter den Arm geklemmt trug er ein großes goldenes Buch.

„Herzlich Willkommen meine lieben Studentinnen und Studenten! Ich begrüße euch alle ganz herzlich zu der letzten Uni-Veranstaltung des Jahres!“

Die im Moment weißhaarige Diebin schielte auf die Uhr. Jetzt, eine Stunde nachdem sie diesen Ballsaal betreten hatte, begann die Veranstaltung also ganz offiziell.
 

Maya blickte sich staunend in der riesigen Bibliothek um, die lediglich von ein paar schwebenden Ki-Kugeln erhellt wurde, die anscheinend darauf programmiert waren, die Studenten zu begleiten wenn sie die Festhalle verließen, so dass sie auch immer genug Licht hatten.

Die junge Frau hatte gar nicht gewusst, dass dieser Teil der Uni für diesen Abend geöffnet war – aber das war wohl nötig gewesen, um die enorme Kapazität, die die ganze Aktion mit den Computern und Einzelkabinen verlangte, zur Verfügung zu stellen und so hatte es sie hierher verschlagen.

Eigentlich hatte sie ja nur mal eben die Toilette aufsuchen wollen um sich ein wenig kaltes Wasser ins erhitzte Gesicht zu spritzen und somit ihre Sinne wieder etwas zu klären. Nachdem das für diesen Abend arrangierte Orchester nach Klypes offizieller Eröffnung begonnen hatte zu spielen, hatte sie mit Trunks mehr als nur den einen eingeforderten Tanz aufs Parkett gelegt, und das war in mehrerlei Hinsicht schwierig gewesen – sogar, wenn man von den verflixten Schuhen absah.

Denn obwohl sie vorher bereits ordentlich bei dem Büffet zugeschlagen hatte und nach diesem halben Glas Bowle keinen Tropfen Alkohol mehr angerührt und nur noch Wasser zu sich genommen hatte, spürte sie die Effekte immer stärker.

Normalerweise hatte sie keinerlei Gleichgewichtsprobleme mehr, doch im Moment hatte sie immer häufiger mit Schwindelanfällen zu kämpfen und ihre Bewegungen waren ungewöhnlich unsicher.

Auch Orientierungsschwierigkeiten hatte sie in der Regel nie, aber heute war es ihr tatsächlich zum allerersten Mal gelungen, sich in einem Gebäude zu verlaufen.

Sie hatte eigentlich gar nicht hierher gewollt, auch wenn sie nun gar nicht anders konnte, als vorsichtig einen weiteren Schritt in den riesigen, nach alten Büchern und Papier riechenden Saal zu machen. Ihre katzenhafte Neugier gewann die Oberhand, und dank dem Alkohol war sie auch locker genug, um die ganze Aktion zu wagen ohne groß weiter darüber nachzudenken.

Obwohl die Ki-Kugeln nicht gerade wenig Licht abgaben schafften sie es dennoch nicht, den ganzen Raum zu erleuchten. Was natürlich auch damit zusammen hing, dass sie in ihrer Nähe blieben und sich nicht an strategisch günstigen Stellen in der großen Halle platzierten.

Sie betrat die Bibliothek und betrachtete staunend die deckenhohen Regale, die in langen Reihen den Saal in unzählige Gänge unterteilten und die ganzen Wände bedeckten.

Interessiert betrat sie eine der schmalen Gassen und bemühte sich, einige der Titel zu entziffern. Leider verschwammen die Buchstaben immer wieder vor ihren Augen, und einmal beugte sie sich in ihrem Bemühen, die Wörter zu erkennen, so sehr vor, dass sie das Gleichgewicht verlor und erst im letzten Moment verhindern konnte, dass sie mit dem Gesicht voran gegen die Buchrücken knallte.

Enttäuscht vor sich hinmurmelnd drehte sie sich um und trat wieder auf den Hauptgang hinaus. Eine Bibliothek war nicht halb so interessant, wenn man gerade außer Stande war zu lesen, sie würde also wieder gehen.

Ein leises Geräusch hinter ihr sorgte dafür, dass sie erschrocken herumfuhr –hatte man sie etwa erwischt?

Aber warum ließen sie auch alles offen stehen, wenn sie nicht wollten, dass man hinein ging?

Es dauerte einen Moment, bis die Welt aufgehört hatte sich um sie zu drehen – verdammter Alkohol – und sie im Licht der Kugeln klar erkennen konnte, dass es Trunks war, der mitten im Raum stand und sie mit unlesbarem Gesichtsausdruck ansah.

„Ich habe mich schon gefragt, wo du so lange steckst.“

Maya stützte sich plötzlich sehr nervös an dem kühlen Holz des Regals ab, neben dem sie stand. Wenn andere in der Nähe waren ging es einigermaßen, aber sobald sie mit ihm alleine war, wurde sie sofort kribbelig – und er gab ihr stets allen Grund dazu.

„Ich … ich …“ stotterte sie und biss sich auf die Lippen. Man war das schon wieder peinlich! Sollte sie wirklich sagen, dass sie sich verlaufen hatte? „Ich wollte mich nur ein wenig … ähm … umsehen?“

Der Saiyajin zog eine momentan pechschwarze Braue in die Höhe.

„Du hast dich also verirrt?“

Die ohnehin schon geröteten Wangen der hübschen jungen Frau bekamen noch ein wenig mehr Farbe und sie schob schmollend die Unterlippe vor.

„Ich wollte sehen, was hinter der Tür ist.“

Sie wurde unter diesem unverwandten bernsteinfarbenen Blick zusehends unsicherer, und bekam mehr und mehr den Eindruck, dass Trunks sie belauerte, jederzeit bereit, sich auf sie zu stürzen!

Eine ziemlich unangenehme Erfahrung, vor allem für ihre Katzenpersönlichkeit, die es gewohnt war, auf der anderen Seite zu stehen.

Diese Situation, in der Maya eindeutig die Position der hilflosen Beute einnahm, gefiel ihr zunehmend weniger. Und der Zustand, in dem sie sich im Moment befand war noch schlimmer.

Sie hatte das Gefühl, dass der Alkohol, der durch ihr Blut rauschte, den Effekt des Adrenalins vervielfachte. Und dass sie sich unsicher an einem der Regale abstützen musste, machte die Sache auch nicht unbedingt besser.

Außerdem war sie sich nicht sicher, inwiefern sie sich noch auf ihre Augen verlassen konnte. Ab und zu drehte sich der Raum um sie und dann schien alles für einen winzigen Moment zu einem bunten Wirbel zu verschmelzen, ehe das Bild wieder plötzlich an seinen Platz ruckte.

Mit wild klopfenden Herzen wandte sich die junge Frau von dem gutaussehenden Saiyajin ab und drehte sich langsam zu der scheinbar ewig weit entfernten Tür um.

Dabei kostete es sie große Mühe, nicht allzu überhastet zu erscheinen, während sie sich von dem kühlen Holz, an dem sie bis eben noch Halt gesucht hatte, abstieß und mit unsicheren Schritten in Bewegung setzte. Bei der Spannung, die sich in ihr aufgebaut hatte und sie dazu antrieb, einfach nur noch zu rennen, möglichst weit weg und so schnell sie konnte, verlangte ihr das alle Selbstbeherrschung ab, die sie aufbringen konnte.

„Also … jetzt weiß ich’s ja. Ich geh dann mal zurück!“ Mayas Stimme klang nicht halb so unbeschwert, wie sie das gewollt hatte und ihrer Zunge fiel es plötzlich schwer, die Worte zu formen.

Alkohol sollte verboten werden! Warum hatte sie es überhaupt so weit kommen lassen?

Offensichtlich war in der verdammten Bowle doch eine ganze Menge mehr von dem teuflischen Zeug gewesen, wie sie zuerst angenommen hatte.

Unglaublich, dass der Schluck, den sie von dem Gebräu genommen hatte so eine extreme Auswirkung auf sie hatte!

Spürte man die Nebenwirkungen normalerweise nicht sofort?

„Nicht so hastig! Weshalb hast du es denn auf einmal so eilig?“

Seine Worte jagten ihr einen Schauer über den Rücken und unwillkürlich beschleunigten sich ihre Schritte. Die schwere Eichenholztür schien vor ihren Augen hin und her zu tanzen, doch sie verlangsamte ihr Tempo nicht.

„Ich denke, die anderen vermissen mich schon – deswegen sollte ich jetzt wirklich …“ Sie erstarrte und unterdrückte ein erschrockenes Keuchen, als er plötzlich wie aus dem Nichts vor ihr auftauchte, die Tür schloss und sich lässig dagegen lehnte.

Mit verschränkten Armen und funkelnden Augen beobachtete Trunks, wie das Gesicht der jungen Frau alle Farbe verlor, während sie unwillkürlich einen taumelnden Schritt zurück machte.

Er grinste dunkel.

Ihre Unsicherheit zeigte sich in jeder ihrer Bewegungen und es war offensichtlich, dass sie mehr als nur ein wenig beschwipst war. Auch wenn er sich nicht daran erinnern konnte, sie etwas Alkoholhaltiges trinken gesehen zu haben, war ihr Zustand nur allzu ersichtlich.

Und der Saiyajin gedachte, diese Tatsache auszunutzen.

Ohne Eile stieß er sich von dem Türrahmen ab und näherte sich ihr gemächlich.

Maya wich im selben Tempo weiter zurück und ihr Blick huschte hektisch durch den Raum, auf der verzweifelten Suche nach einer weiteren Fluchtmöglichkeit, die es wahrscheinlich nicht gab – sie konnte schließlich schlecht aus einem der Fenster springen … das sie noch nicht einmal klar erkennen konnte und dessen Anwesenheit sie nur vermutete.

Außerdem würde sie das ebenso wenig vor ihm erreichen können.

Insbesondere nicht in ihrem jetzigen Zustand.

Ihr Rücken stieß plötzlich gegen eines der Regale und sie wäre vor Überraschung beinahe vollständig aus dem Gleichgewicht geraten und gestürzt, wenn Trunks seine Hände nicht blitzschnell links und rechts neben ihr an das Holz gepresst hätte.

Die junge Frau schluckte unwillkürlich.

Er hatte sie effektiv mit seinem Körper eingesperrt. Sie war gefangen und konnte dem intensiven Blick aus diesen ungewohnt bernsteinfarbenen Augen nicht länger ausweichen.

Das Kribbeln in ihrem Bauch verstärkte sich und ihr war plötzlich wieder schwindelig.

Trunks dunkle Stimme jagte ihr einen angenehmen Schauer über den Rücken, während sein Gesicht langsam immer näher kam, bis es ihr gesamtes Sichtfeld ausfüllte. Schon zum zweiten Mal an diesem Abend!

„Ich glaube, du hast mich missverstanden – die anderen …“ die Art, wie er das Wort betonte ließ sie irgendwie nichts Gutes ahnen. „… werden uns kein bisschen vermissen.“
 

Als Maya am Sonntag irgendwann gegen Mittag mit einem riesigen Brummschädel vom unerträglich lauten Klingeln ihres Handys aus ihren unruhigen Träumen gerissen wurde, hatte sie erstmal Mühe, sich zu orientieren.

Sie lag in ihrem Bett, ein wenig trübes Tageslicht tauchte ihr Schlafzimmer in milchiges Halbdunkel, sie hatte sogar ihren flauschigen, dunkelroten Schlafanzug an – und konnte sich weder an die Tatsache erinnern, sich umgezogen zu haben, noch daran, wie sie überhaupt nach Hause gekommen war.

Wenn sie es sich recht überlegte, hatte sie sowieso Probleme, sich ab einem gewissen Zeitpunkt den gestrigen Abend korrekt ins Gedächtnis zurückzurufen. Sie wusste noch sicher, dass sie mit Trunks getanzt hatte … und dann?

Außerdem hatte sie heute Nacht so seltsame Träume gehabt … zwar blitzten auch davon nur noch Bruchstücke ab und zu in ihrem Gedächtnis auf, aber die allein reichten aus, um ihr eine heftige Röte ins Gesicht zu treiben.

Stöhnend vergrub sie das Gesicht in ihrem Kissen und versuchte, das schrille Geräusch des unbeirrt weiter klingelnden Telefons auszublenden, das in ihren empfindlichen Ohren unglaublich laut widerzuhallen schien und die Kopfschmerzen ins Unerträgliche steigerten.

Maya Ysatori hatte den zweiten und gleichzeitig schlimmsten Kater ihres Lebens und sie hasste denjenigen, der sie da gerade mit seinem Anruf quälte, mit aller Inbrunst.

Nachdem das Handy auch nach einer halben Minute nicht verstummte, zwang die junge Frau ihre müden Glieder dazu, sich langsam zu erheben.

Augenblicklich bereute sie diese Entscheidung. Der Schmerz in ihrem Kopf schien zu explodieren und außerdem wurde ihr zu allem Überfluss auch noch ziemlich übel.

Mit zusammengebissenen Zähnen tastete die junge Frau auf dem Boden nach der Hose, die sie gestern angehabt hatte und in der irgendwo das verdammte Telefon stecken musste.

Endlich hatte sie das verflixte kleine Teil gefunden und ließ sich zurück auf das Bett fallen.

Es dauerte noch weitere quälende Sekunden, bis sie es geschafft hatte, den richtigen Knopf zu drücken.

„Ja hallo?“ sie klang so rau und heiser, dass sie sich kaum selbst verstand. Doch derjenige am anderen Ende der Leitung schien gute Ohren zu haben.

„Oh, hab ich dich aufgeweckt?“ der amüsierte Unterton in Trunks Stimme war nicht zu überhören.

Maya murmelte etwas Unverständliches vor sich hin und war versucht, einfach aufzulegen.

„Du solltest jetzt wirklich aufstehen – es wird nicht besser wenn du einfach liegen bleibst. Sieh zu, dass du das Fenster aufmachst und etwas frische Luft abbekommst – und iss was – am besten Rollmops … so was solltest du doch zu Hause haben.“

Der süffisante Tonfall des Saiyajins war wirklich widerwärtig, und der Drang, einfach aufzulegen und ihr Handy auszuschalten, drohte übermächtig zu werden. Allerdings würde er dann mit Sicherheit vorbei kommen. So gestattete Maya ihm einfach kommentarlos, fortzufahren.

„Wenn du darfst, nimm noch zwei Kopfschmerztabletten. Und trink viel – gaaaanz viel. Am besten Wasser. Es empfiehlt sich nicht wirklich, wieder mit Alkohol einzusteigen.“

Leises Gelächter, für das sie ihn im Moment erwürgen wollte.

„Amy, Goten und ich erwarten dich in einer Stunde in der Innenstadt – vor dem Shyde-Park. Wir machen einen kleinen Winterspaziergang, um deinen Erholungsprozess zu fördern und anschließend schauen wir uns einen Film im Kino an. Das Training lassen wir heute mal ausnahmsweise ausfallen. Du wirst sehen, du fühlst dich besser, sobald du erstmal aufgestanden bist.“

Das entlockte ihr nur ein ungläubiges Schnauben.

„Hey, ich mein’ das durchaus ernst! Also sieh zu, dass du aus den Federn kommst, oder soll ich dich abholen?“

Sie konnte sein Grinsen geradezu vor sich sehen.

„Bis um drei.“ Knurrte sie nach einem kurzen Blick auf ihre Uhr und legte auf.

Trunks schmunzelte amüsiert.

„Das arme Kätzchen ist also mit einem furchtbaren Kater aufgewacht … was für ein interessantes Wortspiel! Schade, dass das ein Insider ist.“
 

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Weiter gehts erstmal mit "Little Christmas Sequel", ein kleines Zwischenspiel. Zu finden hier:

http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/42149/71445/

TBC.



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Kommentare zu diesem Kapitel (20)
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Von: abgemeldet
2008-02-17T23:40:36+00:00 18.02.2008 00:40
was ein langes kapitel, respekt!!!!

alles wunderschön beschrieben, ich kann es garnicht in worte fassen, es ist einfach klasse!

perfekter stil, ich kann alles flüsig lesen, obwohl mir die augen gleich zu fallen, perfekt!!!

ich muss weiter lesen, ist fast, wie ne droge XD
Von: abgemeldet
2008-01-23T17:07:31+00:00 23.01.2008 18:07
also das kapitel war toll,mayas essgewohnheiten sind immerwieder klasse *gg*
und irgendwie blick ich langsam ne durch ob trunks ihn das jetzt wirklich übel nimmt mit ihrem katzen-ich oder nicht aber anderen seits ist er ja in die verliebt (wenn man jetzt ne alles falsch deutet seit mehreren kapiteln *gg*)

naja und maya versteh ich ,sie hats ja voll drauf in bezug auf technik und dann im anfängerkurs rumsitzen ;)

und ich mag immerwieder die zweierszenen mit trunks und maya wie hier beim training! *schwärm*

ich werd mal weiter ziehen zum nächsten kommi schrieben *gg*
Lg Steffi alias Gari
Von:  Erlkoenig
2008-01-23T14:48:38+00:00 23.01.2008 15:48
Hey! =)

Joah, ich muss schon sagen: tolle FF, toller Schreibstil =D
Mach ja weiter so ;)

Und schreib bitte gaaaaaanz schnell weiter, ja? ;)
Von:  puschel06
2008-01-18T14:05:17+00:00 18.01.2008 15:05
Wooouh! Geiles FF! Geiler Schreibstil! Geiles Kapitel :D
Ich ernenne dieses FF nun zu meinem offiziellen LieblingsFF xD
Schade, das ich es erst jetzt bemerkt habe ...
Arghh, wieso zum Henker hast du genau die Stelle ausgelassen, wo es supa spannend wurde, häää?! XD
na ja...
ich freu mich schon aufs nächste Chapter^^
lg
(nun ab zum spezial :D)




Von:  Serenade
2008-01-09T15:13:16+00:00 09.01.2008 16:13
Endlich komm ich mal wieder dazu, meine Liebling-Ff zu kommentieren. Aus Zeitgründen leider nur ein Kommi zum aktuellem Kap, aber die anderen werde ich noch nachholen.
Nun aber zum Kap.
Warum?! WARUM?! WARUM hast du die spannendste Stelle ausgelassen?! Warum tust du dies deinen Lesern an?!
Jaja, ich weiß... damit wir verrückt werden... Und unbedingt weiterlesen wollen. Darum tust du uns das an. Und NUR darum... (geh ich jetzt einfach mal davon aus... ;-))
Aber bis auf den `kleinen` Manko hat mir das Kap mal wieder spitze gefallen!!
Und eine Bitte am Rande noch:
Auch wenn ich dir nicht immer einen Kommi hinterlassen kann, lese ich deine Story auf jedenfall. Darum bitte ich dich, mir weiterhin eine ENS zu senden, auch wenn ich das betreffende Kap dann mal nicht kommentieren sollte. Lesen tue ich es aber immer!!
Wenn du es aber dennoch nicht tun möchstest, kann ichs verstehen.

LG, Serenade
Von: abgemeldet
2008-01-01T18:03:37+00:00 01.01.2008 19:03
HaLLo, Ich muss sagen ich hab mich erst heute neu bei Animexx angemeldet, bin aber leidenschaftlicher Schwarzleser deiner FF ^^
Aber ich find die sooo klasse, deswegen musst ich mich jetzt einfach anmelden um dir einen Kommentar zu schreiben *freu*
Hoffentlich gehts bald weiter :) würd mich voll freuen :)
Von:  Lady_Black16
2007-12-31T15:23:51+00:00 31.12.2007 16:23
hay

aii bin durchzufall auf die story gefallen^-^un ich muss sagen das es sich gelohnt hat die ganze FF zulesen^0.
Ich find die is echt super geschrieben un auch maya´s charackter super=)

also ich würd sagen ich verfloge die ff jetzt^.-
würde mich freun wennu mir ne ENS schreiben würdest wenns weiter geht=O)
un das hoff ich dass es schnell passiert^.-

guten rutsch ins neue jahr ;D
mfg lady
Von:  DINO2011
2007-12-17T18:31:08+00:00 17.12.2007 19:31
Tja, da ich erst am 13. meinen Gebi hatte (mist, schon wieder ein Jahr älter T-T) hat sich mein Kommentar auch etwas verzögert.

Also, mir gefällt die Idee auch ganz gut und auch das der Alkohol etwas komisch au sie wirkt hast du nicht schlecht gemacht. Diesmal war es allerdings für meinen Geschmack doch etwas zu lang, aber das könnte auch daran liegen das ich derzeit wegen Arbeit und Studium etwas im stress bin ^^"""

Nun, ich finde das es ganz gut ist das du uns die wirklichen Auswirkungen ihres alkoholkonsums erspart hast, zumal ich denke das sie sich übelst übergeben hat und dann einfach zusammengeklappt ist, oder umgekehrt, auf jeden fall denke ich nicht das da noch viel zwischen Trunks und ihr gelaufen ist, denn, habt ihr schon einmal eine betrunkene Katze gesehen? Nicht? Gut, wollt ihr nicht, glaubt mir -.-"

Trotzdem ist mir, wiedermal, was aufgefallen was meiner Ansicht nach so nicht stimmt:

>Andere sollten wohl Rentiere zu sein, denn sie trugen verschieden geschnittene helle Fellkleidung...

Ich bin der Ansicht, dass das >zu< einfach nicht da hin gehört. Ich wäre dafür das du es weg gibst.

So, das war es auch schon wieder, ist schon schade wenn einen die Zeit drückt T-T

mfg DINO
Von: abgemeldet
2007-12-14T13:06:30+00:00 14.12.2007 14:06
zu dem kapi fällt mir nur eins ein: MEHR!!!!!!!!!
also wirklich super!! freu mich schon aufs nächste ^.~
Kathi
Von:  HexenLady
2007-12-13T21:46:50+00:00 13.12.2007 22:46
hiiiiiiii
tut mir leid das ich dir erst so spät einen kommi schreibe ^^^
aber ich glaube ich war eine der erasten die es noch gelesen habe trotz meiner bio klaussur die naja gealufen ist.
ich inde dieses kapi ist das beste was du bist jetzt geschrieben hast besonders deine idee einfach genial
wie kammst du auf eine weihnachtsfeier so wie die da stattgefunden hat?
zum glück sind bald ferien ^^
ich hioffe doch du hast schon viele ideen für das nächste kapi
wirst du kapi 17 hier hin kopieren ? ka ich bin dafür weil es so übersichtlicher wird.
soo
ich muss noch hausaufgaben machen
byebye
andrea
Üknuddel*


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