Kapitel 0
Ausdruckslos starrte er in die Leere.
Wieder gefangen in seinen Gedanken, diesen auswegslosen Ängsten, Frustrationen, kein Licht sehend, nach einem Ausweg suchend, lag er dort auf seinem Bett zwischen den sauberen Laken, in seinem verwüsteten Zimmer, in dieser achso-normalen Wohnung in einem Haus von anständigen Leuten und horchte in sein Inneres, dieses schmutzige Etwas, das sich sein Herz nannte und lauschte seinen Sehnsüchten und Sorgen.
Sein schwarzes Haar wie ein dunkles Meer um ihn herum, in dem seine Gedanken sich fingen und zu unlesbaren Knoten sponnen.
Im Inneren war er alles andere als normal.
Immer war er freundlich, immer war er hilfsbereit und für andere da, wenn es ihnen schlecht ging.
Doch niemand bemerkte, wenn mit ihm, dem gutherzigen Jungen, etwas nicht stimmte; wenn er es ihnen nicht direkt ins Gesicht schrie oder weinend und zitternd in einer Ecke versank.
Selbst dann wurde er entweder nicht erhört, oder seine Schmerzen wurden als etwas, das vorbei ging, und daher nicht weiter beachtenswert war, abgestempelt und er mit einem Schulterklopfen liegen gelassen.
Nun... Es gab wohldoch jemanden, der es bemerkte, der unbemerkt eine große Rolle in dem Leben des Schwarzhaarigen spielte, doch dieser konnte nicht immer für ihn da sein...
Er hatte sein Herz wieder verloren.
Er hatte schon sein Leben lang immer wieder Stücke davon weggegeben, immer wieder neue Hoffnung in neue Menschen gesetzt, doch hatte er die Stücke immer wieder nutzlos verschenkt.
Doch dieses mal hatte er es sich ausgerissen und an diesem Ort weit weg voller Hoffnung versiegelt.
Wie ähnlich ihm derjenige doch war, der unwissend, vielleicht ahnend, sein Herz besaß, und doch war er komplett anders.
Heute war wieder einer dieser Tage, an dem einfach alles schief ging.
Seine Mutter, die Alte, spannte ihn doch doch nur zu ihrem Vorteil ein, doch wollte sie nicht mit seinen Problemen in Berührung geraten. All seine "Freunde" wollten mit ihm reden und doch wieder nicht; erzählten sie ihm von Nichtigkeiten und interessierten sich nicht wirklich für das, was er zu sagen hatte.
Hauptsache er war freundlich und hörte ihnen zu.
Das machte den Schwarzhaarigen wütend.
Und dann war auch noch er so seltsam zu ihm gewesen; kein bisschen Stillung für seine Sehnsüchte.
Dann war er plötzlich weg gewesen.
Und der Schwarzhaarige fühlte sich wieder das erste mal verascht, verraten - vom Leben.
In diesen Momenten wollte er einfach nur noch schreien, heulen und die Welt vergessen.
Doch es ging nicht.
Also lag er Stunden, Minuten, Sekunden und wartete. Das alles besser würde und die Welt ihm wieder heller erscheinen würde.
Irgendwann tat sich ein schwacher Lichtschein auf.
Er meldete sich. Entschuldigte sich schlechten Gewissens, klang schon fast verzweifelt.
Aller Zorn fiel von dem Schwarzhaarigen ab und er schämte sich schon beinahe, so wütend gewesen zu sein. Für einige Momente war er wieder fast glücklich, konnte reden, wenn auch über belangloses, doch es befreite ihn.
Er hatte immer Angst ihm nicht genug zu geben, doch er gab mehr, als er dachte, dass er es tat.
Es war okay für ihn, so wie es war. Machte es ihn doch schon glücklich und würde er nie wagen, gelanweilt nach mehr zu fragen. Denn er war wohl soetwas wie glücklich.