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Everything Changes

Es wird immer weitergehen...
von

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Ein Funke Hoffnung

„Aus dem Weeeeeg!!“ war das Letzte, was Gary noch von sich geben konnten, ehe er sich James schnappte und von Dragoran sprang, der gleich darauf eine Bruchlandung vor dem Krankenhaus ablieferte. Tracey landete nicht so glücklich wie Gary und knickte sich den Fuß um. Mit schmerzverzerrtem Gesicht versuchte er einen Schrei zu unterdrücken und winkte Gary zu, was so viel heißen sollte, wie: „Geh schon vor, ich komme gleich!“ Gary nickte nur und trug den immer noch blutenden James ins Krankenhaus.

Als Tracey versuchte, sich aufzurappeln, war da plötzlich eine Hand, die sich ihm hilfsbereit entgegen streckte. Es war eine der Schwestern des Krankenhauses, noch dazu eine sehr hübsche, die auch noch bezaubernd lächelte. Um Tracey war es geschehen. Er nahm dankend ihre Hand an und stand auf. „Danke. Ich bin Tracey“, sagte er ohne Umschweife. Die hübsche Schwester lächelte nur weiterhin auf ihre bezaubernde Art und Weise und erwiderte ihm leise und freundlich: „Freut mich sehr, Tracey. Ich bin Sheila.“
 

Wütend schaufelte derweil ein verloren geglaubtes Mitglied von Team Rocket sich seinen Weg in die Freiheit: Mauzi hatte tatsächlich angefangen, mit einem Löffel an der Wand seines Gefängnis zu kratzen. Aber gebracht hatte es bisher noch nicht viel. Seufzend setzte es sich hin und dachte scharf nach. Irgendwie musste es doch hier rauskommen. Die anderen hier anwesenden Pokémon konnten ihm auch nicht helfen. Es waren schwache, in Giovannis Augen nichtsnutzige Pokémon, die sicher keine Gitterstäbe aufbrechen konnten. Und trotz dieser misslichen Lage war Mauzi relativ gut gelaunt. Denn dass Jessie und James nicht tot sein konnten, wusste es. Die Zwei waren Kämpfer. Und das wusste es wiederum, weil es ja selbst auch einer war und sie sich einfach zu sehr ähnelten.

Nun denn, dann weiter ans Werk, so dachte sich Mauzi und kratzte weiter an der Wand. Plötzlich öffneten sich aber die Kellertüren und zwei Leute von Team Rocket brachten ein altes Rizeros, dessen Horn abgebrochen war, in eine der leeren Gefängniszellen. „Rein da, du faules Stück.“ Mit einem hämischen Lachen schubsten sie das Pokémon in die Zelle und schlossen sie ab. „Wenn du hier noch mal rauskommen solltest, solltest du vielleicht darüber nachdenken, dich etwas mehr anzustrengen, du Greis!“ Erneut lachten sie auf und verließen den Keller wieder. Die anderen Pokémon, deren Aufmerksamkeit kurzzeitig erregt worden war, drehten sich nun wieder weg und schlummerten weiter vor sich hin. Mauzi verstand das nicht. Wie konnten sie nur so gleichgültig herumliegen und sich einfach mit ihrem Schicksal abfinden? Er betrachtete das trübselige Rizeros neben sich und bekam eine Idee. Selbstsicher trat es an seine Gitterstäbe und sagte gerade laut genug, damit es Team Rocket nicht hörte, aber die Pokémon schon: „Hey, ihr! Wollt ihr für immer hier drin bleiben? Nein, oder?“ Interessiert kamen die Pokémon an ihre Gitter und hörten zu, was Mauzi zu sagen hatte. Es wandte sich an Rizeros, das in der Zelle schräg gegenüber von ihm saß, und flüsterte: „Ich werde aber deine Hilfe brauchen, um alle hier zu befreien, Kumpel!“ Das Rizeros sah Mauzi nur verwirrt an. Doch das wusste schon, was es tat.
 

Nach einigen Stunden tat sich immer noch nichts an James’ Zustand. Mittlerweile waren auch alle anderen da, sogar Rocko, der auf seinem Onix gekommen und so gütig gewesen war, Ash und Misty mitzunehmen. Dabei hatten sich die Drei jedoch mehr oder weniger die ganze Zeit angeschwiegen. Und Misty wusste ganz genau, dass das nur ihre Schuld gewesen war. Hätte sie doch bloß im passenden Moment etwas gesagt.

Jessie starb fast vor Sorge um James. Sie wusste nicht, wie es mit ihm aussah, ob er überhaupt noch lebte, es sagte ihnen ja niemand was. Und jetzt merkte man, wie der alte Kampfgeist in ihr wieder zu brodeln begann. Sie packte sich einen vorbeilaufenden Assistenzarzt am Kragen und begann ihr auszuquetschen: „Wie geht es ihm? Lebt er noch? Wann kann ich zu ihm?? Haben Sie eigentlich einen Mund oder ist der da nur aufgemalt?? Verdammt, reden Sie!!!“ Gleichzeitig stürzten sich Rocko und Gary auf sie, um sie von dem jungen Arzt wegzuziehen, der daraufhin nur ängstlich zurücktaumelte und die Flucht ergriff. „Jessie, beruhig dich!“, meinte Rocko. „Der Arzt, der James behandelt, sieht anders aus!“ Da kam erneut ein Arzt vorbei, auf den Jessie wieder losgehen wollte, doch Rocko brüllte ihr schnell ein „Nein, das ist er auch nicht!!“ zu.

Erst eine geschlagene Stunde später kam der Arzt zu ihnen, der James behandelte und seufzte erleichtert, worauf er ein Lächeln aufsetzte. Ein gutes Zeichen. Die anderen schienen allein durch diese Geste auch schon erleichtert zu sein. Jessie ging zu ihm und stemmte die Hände in die Hüfte. „Wie geht es ihm!? Ich will es jetzt wissen!!“ Der Arzt begann mit den üblichen Worten „Nun, den Umständen entsprechend und da die Wunde, die die Kugel in seiner Lunge hinterlassen hat, ziemlich groß war…“ Jessie begann ihn wild nach vorne und hinten zu schütteln. „Ich liebe diesen Mann, also nur eins: LEBT ER???“ Und wieder griffen Gary und Rocko ein, die die wild schnaubende Jessie von dem Arzt wegzogen. Der räusperte sich. „Es geht ihm den Umständen entsprechend und…“ Rocko und Gary konnten Jessie kaum noch halten, als sie ein lautes „GRAHHH!“ von sich gab und wieder auf ihn losgehen wollte. Rocko warf ein verzweifeltes „Ash!“ ein, der daraufhin auch zu ihnen kam und half, Jessie festzuhalten. Der schrie nun den Arzt ungeduldig an: „Wenn Sie leben wollen, sagen Sie ihr einfach, dass er lebt!!!“ Erschrocken sagte der Angesprochene: „Ja, ja, er lebt, er lebt!“ Jessies Augen leuchteten hell. „Kann ich zu ihm??“ „Nun ja, er hat zwar gerade erst eine Operation hinter sich, aber da er einen sehr guten Lebenswillen…“ „GRAAAAAHHH!!!“ „Nein!! Nein, Sie können nicht zu ihm!! Er ist noch unter Narkose!!“ Jessie knurrte nur wütend.
 

Einige Zeit und viele verloren gegangene Nerven der Jungs später – da Jessie einfach nicht locker ließ und zu ihrem James wollte – kam der Arzt endlich erneut zu ihnen und nickte ihr nun freundlich zu. „Er ist wach. Aber vorsichtig, bitte, er ist noch erschöpft!“ Als Rocko, Gary und Ash sich zunickten und Jessie daraufhin gleichzeitig losließen, stürmte sie los, um zu James zu kommen.

Gleichzeitig lief ein verliebter Tracey an ihnen vorbei, bei dem sich die junge Schwester Sheila eingehakt hatte und kicherte, als er sagte „Weißt du, im Grunde bin ich ja also auch ein Doktor!“. Während Ash und Gary sich fast zeitgleich die Hand vor die Augen schlugen, sahen die Anderen diesem Spektakel nur schmunzelnd hinterher.
 

Jessie kam an James’ Zimmer, wo selbiger gerade erst von der Trage in sein richtiges Bett verlagert wurde. „Au! Etwas sachte bitte, ich hab empfindliche Knochen!“ James’ Worte wirkten wie Balsam für Jessies Ohren und für ihre Seele. Und ihn dort liegen zu sehen, am Leben und relativ munter, war das Beste, was man ihr im Moment an Gutem hatte tun können. „James…!“ Als James dann ihre Stimme hörte, erstarrte er fast. Er drehte sich etwas zu ihr. „Jessie?“ Sie lebte! Seine Jessie lebte! „Oh, Jessie!!“ Ohne zu zögern rannte sie zu ihm, fiel ihm um den Hals und gab ihm einen sehnsüchtigen Kuss auf die Lippen. James’ Herz blieb augenblicklich beinahe stehen, aber auf eine sehr angenehme Art und Weise. Zuerst überrascht, so umarmte er sie jetzt, erwiderte ihren Kuss ebenso intensiv wie sie und schloss zufrieden die Augen. Und da erfüllte ihn wieder dieses angenehm warme Gefühl, von dem er glaubte, dass es nun auf Jessie überging. Es war einfach unglaublich schön. Sie lebten, waren zusammen und weg von Team Rocket.

Plötzlich löste Jessie den Kuss kurz und strahlte so glücklich, wie James sie schon lange nicht mehr gesehen hatte. „Ich hoffe, das weißt du, aber… ich liebe dich!“ James lachte kurz auf und erwiderte nur ein fröhliches „Ich liebe dich auch!“, wonach Jessie ihn nur wieder mit einem Kuss überfiel.

In der Eingangstür des Zimmers stand ein verzweifelter Arzt und seufzte: „Ich sagte doch vorsichtig…“ Neben ihm stand ein grinsender Haufen Leute, von dem Gary derjenige war, der ihm aufmunternd sagte: „Wissen Sie, ich glaube, das ist jetzt genau die richtige Medizin für ihn.“

Ash sah sich neidisch um und murmelte: „Natürlich. Und der einzige Depp, der keine abkriegt, bin mal wieder ich.“ Da hörte er hinter sich eine liebliche Stimme, ebenfalls von einer Schwester, die ihn ansprach: „Du bist Ash Ketchum, oder? Ich war mit dir auf der Highschool.“ Ash antwortete nicht, sondern sah nur stur geradeaus. „Nein, nein, so nicht. Erstens, ich will keine Mitleidsfreundin! Und zweitens, ich bin seit meinem zehnten Lebensjahr unterwegs, war also nie auf einer Highschool!“ Gleich darauf, ohne dass sie Ashs Satz verstanden hätte, ging die Schwester weiter.

Und Jessie und James lagen immer noch zusammen da auf seinem Bett und freuten sich, dass sie endlich in Ruhe zusammen sein konnten. Es hatte lange genug gedauert, sich zu finden, jetzt würden sie sich nie mehr loslassen. Hätten zwei andere Verliebte das doch nur genauso gesehen.
 

Doch die sprachen seit Ankunft im Krankenhaus kein Wort mehr miteinander, saßen dafür aber direkt nebeneinander. Die anderen verstanden dieses Gehabe einfach nicht. Es war doch offensichtlich, dass sie ineinander verliebt waren, wieso machten sie also so ein Theater darum, anstatt es sich einfach einzugestehen? Ash wusste genau, woran das lag: Sie nahmen beide an, dass der jeweils andere sie nicht liebte. Früher oder später würde er wohl doch eingreifen müssen.
 

Als wieder einige Zeit vergangen war, waren Professor Eich und Delia wieder gegangen. Auch Tracey und Gary, mit ihren neuen Bekanntschaften im Schlepptau, unternahmen etwas anderes. Nur Ash, Rocko und Misty blieben, um Jessie wieder mitzunehmen.

Die würde aber voraussichtlich noch eine Weile bleiben, denn sie saß auf einem Stuhl neben James’ Bett und war neben ihm eingeschlafen. Während sie in aller Seelenruhe da schlief, schien James die letzten Ereignisse noch einmal zu verarbeiten. Er träumte. Und es war ein Albtraum.
 

Butch lud seine Waffe und seufzte. „Die Entscheidung fällt mir leicht, tut mir Leid.“ Nein. Wenn er jetzt ihn erledigen sollte, dann war Cassidy jetzt bei Jessie und würde dasselbe tun! Gut gezielt, verfehlte Butch sein Ziel nur knapp, als James sich umdrehte, um zu Jessie zu rennen. Er traf nicht sein Herz, sondern schoss in die rechte Seite seines Rückens und traf damit einen von James Lungenflügeln. Mit einem lauten Ächzen sank der zu Boden und krallte sich am Gras unter sich fest. „Ver… dammt…“ Er sah in die Ferne. „Jessie!“ Butch lud seine Waffe erneut und zielte wieder auf James, diesmal auf die andere Seite seines Rückens. Kurz bevor er abdrückte, kam James’ Sarzenia aus seinem Pokéball und stellte sich verteidigend vor seinen Trainer. „Sarzenia!!“, rief James erschrocken. Butch sah es entsetzt an. Wollte es sich für ihn opfern? Nein, das wollte es ganz sicher nicht. Es versuchte nur, James Zeit zu verschaffen, um sich in Sicherheit zu bringen. Der stand schwer verwundet auf und sah sein Pokémon mit großen Augen an. „Sarzenia, was…?“ „Sarzenia!!“, rief sein Pokémon ihm nur zu und erwiderte seinen Blick entschlossen. Nach kurzem Überlegen nickte James und rannte schwer atmend los. Bei einem weiteren Schuss, den er hörte, blieb er geschockt stehen. Im selben Moment wachte er keuchend auf.
 

Was James nicht mit bekommen hatte, war, wie der Kampf weiter verlaufen war: Mit einem wütenden „James!!“ wollte Butch ihm hinterher rennen, aber Sarzenia versperrte ihm den Weg. Ungeduldig trat Butch es und folgte James weiter. „Sarzenia!!“ James’ Pokémon setzte augenblicklich den Rankenhieb ein, umschlang damit Butchs Beine und brachte ihn zu Fall. „Lass los!!“ Butch strampelte mit den Beinen, um sich zu befreien, aber Sarzenias Ranken waren einfach zu stark. Da hob Sarzenia ihn Kopfüber in die Höhe und schlug ihn gegen einen nahe liegenden Baum. Schmerzerfüllt schrie Butch auf, der spürte, wie sein Rücken beinahe in Stücke zersprang. Er hatte Glück gehabt: Hätte Sarzenia ihn nur etwas fester gegen den Baum geschleudert, er hätte jetzt wohl ein völlig zertrümmertes Rückgrat. Doch James’ Pokémon war kein Killer. Es hielt Butch nur vor sich und schrie es wütend an: „Sarzeniaaa!!“ Butch geriet in Panik, als Sarzenia seinen Mund öffnete und eine Wolke aus Schlafpuder verströmte. „Oh nein…!“ Butch versuchte etwas die Luft anzuhalten, aber es klappte nicht. Er wurde trotzdem langsam müde. So in Schrecken versetzt, sah er keine andere Möglichkeit, als schwach die Pistole noch einmal anzuheben und auf Sarzenia zu zielen. Er drückte ab und traf sein Opfer. Sarzenias Ranken erschlafften und es ließ Butch zu Boden fallen. Kurz bevor er einschlief, betrachtete Butch das blutende Sarzenia vor sich noch einmal. „Nein“, flüsterte er erschöpft. „Das wollte ich nicht.“ Diese Einsicht kam viel zu spät.
 

Jessie wachte nun auch auf und sah, wie James mit Tränen in den Augen an die Decke sah. „Was ist? Was hast du?“, fragte sie etwas besorgt. Er schüttelte verzweifelt den Kopf. „Mein Sarzenia. Butch hat es umgebracht.“ Er konnte nicht verhindern, dass ihm ein paar Tränen das Gesicht hinunterliefen. Doch schnell wischte er sie sich wieder weg. Jessie sah ihn erschrocken an. „Sarzenia…?“ Ihre Augen rasten nachdenklich von einem Punkt zum anderen. „Aber… wie ist das passiert?“ „Es kam aus seinem Pokéball und hat mich beschützt… ich bin weggerannt, um mich in Sicherheit zu bringen und dann habe ich den Schuss fallen hören.“ Nun musste auch Jessie sich zusammen reißen, um mich nicht zu weinen zu beginnen. „Oh, James…“
 

Ash wachte müde auf und sah sich um. Gut, er hatte nicht geträumt, sie waren immer noch im Krankenhaus. Vielleicht sollte er versuchen, Jessie mal von James zu trennen, irgendwann wollte er auch noch nach Hause. Sein Blick schweifte zu Rocko und Misty. Was war das denn nun? Misty und Rocko saßen da, Mistys Kopf lag auf Rockos Schulter und seiner auf ihrem und sie schliefen. Die Zwei sollte doch mal jemand verstehen. Vermieden es in wachem Zustand auch nur ein Wort miteinander zu reden und schliefen dann in Kuschelposition nebeneinander. Ash seufzte genervt. Ihm wurde das Ganze jetzt zu dumm. Er stand auf und rüttelte leicht an Mistys Schulter. Statt Misty wurde aber nur Rocko davon wach und sah etwas verdutzt auf seine Misty, wo diese nicht daran dachte, aufzuwachen, sondern sich nur noch etwas mehr an ihn kuschelte. Ash nickte, als er den verwirrten Blick seines Freundes sah. „Ja. Denk mal drüber nach!“ Er schob Misty etwas von Rocko weg, damit sie nicht völlig geschockt und verlegen war, wenn sie aufwachte, und versuchte erneut, sie aufzuwecken. „Was hast du vor?“, wollte Rocko wissen. „Ich werde ihr endlich sagen, was du mir erzählt hast!“ Ash flüsterte ihr ein leises „Misty“ zu. Rocko erschrak über Ashs Worte. „Das kannst du nicht machen!“ „Warum nicht?“ Gerade wollte Rocko etwas einwerfen, da fiel Ash ihm ungeduldig ins Wort: „Willst du es ihr sagen??“ Daraufhin schwieg Rocko, was Ash nicht groß verwunderte. Wütend stand der Arenaleiter auf und ging den Flur hinunter, um wenigstens nicht dabei zu sein, wenn er meinte, er müsste es ihr unbedingt sagen. Es änderte doch ohnehin nichts. Misty war nicht in ihn verliebt und das würde wohl auch immer so bleiben. Aber Ashs Worte brachten ihn trotzdem zum Nachdenken. Ja. Denk mal drüber nach! Wie Misty sich an ihn geschmiegt hatte. Sie hatte so friedlich und gelassen ausgesehen.

Endlich schlug Misty auch die Augen auf. „Was ist denn…?“, fragte sie verschlafen. Ash lächelte. „Ich muss mit dir reden.“ Er setzte sich neben sie. „Ähm… okay.“ Misty schien verwundert, weil Ash so ernst wirkte, würde ihm aber zuhören. „Hör zu… ich habe immer etwas für dich geschwärmt, deshalb habe ich es bis jetzt verschwiegen, aber…“ Er seufzte. „Rocko war eigentlich schon immer in dich verliebt.“ Misty riss erschrocken die Augen auf. „Was??“ Ihr geschockter Blick wandelte sich in einen wütenden. „Das ist nicht lustig, Ash!“ Wie konnte er nur so mit ihren Gefühlen spielen? Das war wirklich nicht fair. Als hätte sie so nicht schon genügend Kummer. Jetzt belog auch noch Ash sie mit so etwas Gemeinem, wo er doch genau wusste, wie sehr sie das traf. „Das ist kein dummer Witz, Misty! Ich schwöre es!“ Misty sah ihn kritisch an, aber dieser Blick, mit dem er sie ansah, konnte einfach kein falscher sein. Ehe Misty etwas sagen konnte, fuhr Ash fort: „Ich habe mit ihm geredet. Von dem ersten Moment an war er von dir fasziniert. Aber er sagte… er würde niemals mit dir zusammen sein wollen.“ Misty sah Ash traurig an. „Aber warum nicht??“ Er sah nachdenklich weg. „Na ja“, er seufzte, „im Prinzip ist es simpel: Er will dich nicht verletzen. Deshalb hat er auch immer mit anderen Frauen geflirtet. Einerseits, um nicht immer nur an dich denken zu müssen und andererseits, damit du niemals Interesse an ihm gewinnen konntest. Wie gut das geklappt hat, sieht man jetzt ja.“ Er dachte kurz nach. „Nun ja. Und er sagte, seine Liebe für dich wäre jetzt vorbei.“ Dieser Satz verpasste einen stechenden Schmerz in der Brust, als hätte ihr gerade jemand ein Messer ins Herz gerammt. Mit einem aufschluchzenden Seufzen sah sie weg. Wenn dem so war, wozu dann diese ganze Vorrede gerade. Ash lächelte nur und ergänzte: „Aber die Röte in seinem Gesicht, als er es gesagt hat, sprach für sich.“ Misty erwiderte Ashs Blick nur und wusste nicht, was sie von dieser ganzen Sache halten sollte. Liebte er sie nun oder nicht?

Da kam das Gesprächsthema selbst auch schon um die Ecke gebogen und meinte nur: „Jessie ist bereit zu gehen. Wir warten draußen auf euch.“ Und schon war er wieder weg. Das war doch wirklich unglaublich. Er wagte es nicht einmal, Misty anzusehen. Ash warf Misty einen alles sagenden Blick zu. „Du musst es ihm wirklich sagen, Misty.“ Er hatte wohl oder übel Recht. Aber sie traute sich einfach nicht. Was, wenn Ash sich nun täuschte und Rocko nicht in sie verliebt war? Das würde sie nicht aushalten.
 

Auf dem Weg zurück nach Alabastia, schwiegen sie sich, wie für gewöhnlich sonst in letzter Zeit auch, nur an und sprachen bis auf wenige Sätze nicht mehr als das Nötigste miteinander. Ash und Jessie betrachteten die Situation kritisch. Während Ash nur vor sich hinmaulte und sich beschwerte, dass die Zwei ja unmöglich seien, wusste Jessie es mittlerweile besser: „Du bist auch drei Jahre lang mit ihr unterwegs gewesen und hast nie was gesagt, Knirps.“ Das Knirps überging Ash schlichtweg, erkannte aber den Kern der Aussage und musste einsehen, dass sie Recht hatte. Und das hatte ihm ja die Chance vermasselt, mit Misty zusammen sein. Jetzt ließ sich aber ohnehin nichts mehr daran rütteln. Sicher hätte er mit einigen Intrigen leicht Mistys Herz für sich erobern können, aber dann hätte er Rocko hintergehen müssen und das war einfach nicht Ashs Art. Jeder Topf bekam seinen Deckel und Rocko war eben Mistys Deckel. Nur erkennen sollten sie das langsam mal, sonst wurde der Trainer wirklich aggressiv. Dieses Liebesdrama konnte man sich ja nicht mit ansehen.

Auf Onix’ Kopf sahen Misty und Rocko derweil zu, dass sie sich nicht mehr berührten, als es nötig war. Trotzdem, bei dem Wackeln, das auf Onix’ gesamten Körper herrschte, ließen sich seichte Berührungen eben nicht immer vermeiden. „Ah!“ Misty rutschte etwas und legte bei dem versuch, sich irgendwo abzustützen, ihre Hand auf Rockos. Errötet sahen beide weg, Misty zog schnell ihre Hand von seiner und murmelte nur ein verlegenes „Entschuldige“ vor sich hin. Ebenso leise erwiderte Rocko daraufhin: „Schon gut.“ Er dachte kurz nach. „Misty?“ Ehe er etwas sagen konnte, meinte Misty nur beschämt: „Ja, tut mir Leid, hier ist eben nicht so viel Platz.“ „Nein, das meinte ich nicht.“ Fragend sah sie ihn an. Wie er da saß und nach passenden Worten suchte, wirkte er unheimlich süß und Misty wäre am liebsten einfach schwach geworden und über ihn hergefallen, aber dann verließ sie wieder Mut und sie besann sich eines besseren. „Wenn es dir nichts ausmacht“, sagte er schüchtern, „würde ich gerne mal mit dir reden, wenn wir alleine sind.“ Misty wurde augenblicklich rot. „Oh“, wisperte sie und legte sich die Hand an die Wange. „Ich weiß nicht so recht.“ „Bitte, Misty.“ Er sah sie so flehend an, dass sie schwach wurde und mit einem Seufzen etwas sagen wollte, da hielt Onix jedoch an und senkte seinen Kopf, um sie hinunter zu lassen. Sie waren in Alabastia angekommen. Ohne nachzudenken sprang Ash von Onix hinunter und stapfte los, um zu sehen, wo seine Mutter steckte. Jessie sah noch kurz zu Rocko und Misty und ging dann auch mit einem Schmunzeln.



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