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Gefangen in der Dunkelheit

ohne Fluchtweg in einer fremden Welt
von

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Flucht vor der Vergangenheit

Es ist töricht zu denken,

ich könnte jetzt noch aus diesem Labyrinth fliehen.

Aus diesem endlosen Wirrwarr,

der jedes Mal endet in Sackgassen.

Immer in eine Ecke gedrängt zu werden,

es gibt kein Weg zurück.

Das Schicksal ist mir auf den Fersen,

hechte hinter dem Glück her.

Ich berühre es oft genug,

aber es ist zu schnell.

Es sickert durch meine Finger,

wie der Sand der Zeit.

Unaufhaltsam verloren gegangenes Glück liegt auf meinem Lebensweg.

Glück welches ich kaum zu spüren bekam.

Dunkle Gänge zieren es,

Wärme nie gespürt.

Liebe ist undenkbar,

gar unmöglich.
 

Ich soll mein Leben nicht mit einem Wunschdenken verbringen, dass sind die Worte meines Großvaters. Feuerwehrmann werden, genau das wollte ich.

Aber ich darf es nicht, ich muss mich seinem Willen beugen. Wie mein Vater es getan hatte, wir stehen unter der Fuchtel von meinem Großvater. Er hat zu viel Macht, es steht zu viel auf dem Spiel.

Was würde passieren wenn sich mein Vater noch einmal nicht beugt?

Nein, es wäre meinem Großvater egal. Ich bin jetzt sein Spielball, den er nach belieben verformen kann. Den er gegen die Wand schmettern kann wann immer er will. Den er wegwerfen kann wann immer er will.

Ich muss hörig sein, ansonsten kommen wieder Hiebe.

Zu sehr ist mein Rücken gekennzeichnet von der Vergangenheit.

Meine Arme sprechen Bände, doch ganz andere als mein Rücken.

Fremde Gewalt gegen die eigene.

Später wurden es Worte, früher waren es Rohrstockschläge.

Was ist besser?

Keines von beiden, beides tut unendlich weh.

Meine Eltern haben sich nicht gegen dieses gewehrt, sie haben mir nie beigestanden. Ich soll einmal das Firmenimperium erben, oder eher erst wird es mein Vater erben. Er wird sauer, wenn ich mich nicht beuge. Wir würden unseren Wohlstand verlieren.

Aber es ist mir egal, ich möchte von dieser kaltherzigen Welt weg in der ich mich befinde.

Was bringt sie mir außer Verachtung? Was bringt sie mir außer Druck? Nichts.
 

Jemand klopft ganz leise an die Tür.

Ich ignoriere es.

Ich will es nicht wahr haben.

Morgen ziehen wir wieder weg, ich darf nicht mehr auf die öffentliche Schule gehen. Ich soll zurück auf meine alte, sie ist einfach die beste. Ich soll zurück in die Hölle.

Was hat mir dieser Umzug gebracht außer noch mehr Leid? Nichts. Er hat meinen Weg für kurze Zeit umsonst erhellt, hat mir falsche Hoffnung gemacht.

Zwischendurch kommen meine Eltern und räumen die noch voll geräumten Kartons in den Umzugswagen.

Heute Nachmittag waren die beiden Idioten mal kurz da, ich habe ihnen nichts gesagt. Vielleicht ist es das Beste, wenn mir Licht verwehrt bleibt. Ich habe es anscheinend nicht verdient glücklich zu sein, so wie mein Großvater immer sagt. Ich komme zu sehr nach meiner Großmutter, sie war ihm immer ein Dorn im Auge. Letztendlich hat er sie aus dem Haus gejagt, kurz bevor ich geboren wurde. Als ich vier wurde hat sie sich vom Dach unserer Firma gestürzt, das war ein Trubel. Ich habe es nie verstanden, ich wusste nicht wer nun die alte Frau war. Erst viel später habe ich erfahren, wie Nahe sie mir hätte stehen müssen.
 

Im Kindergarten war ich nie, immer musste ich mit den Kindern von den Kollegen von meinem Großvater spielen. Später in der Schule wusste ich nicht wie ich mit den meisten umgehen sollte, ich wurde zum Außenseiter. Sie begannen bei jeder Gelegenheit auf mir herum zuhacken, schubsten mich herum. Geschah etwas, war ich es Schuld. Ich habe mich nie gewehrt, habe es nie für nötig gehalten. Mir wurde beigebracht hörig zu sein, Gegenwehr war tabu.

Auch auf den weiteren Schulen wurden die Probleme nie besser, sondern sie wurden immer schlimmer. Zeitweise wurden meine Noten schlechter, zu Hause die Schläge dadurch mehr. Ich wusste weder ein noch aus, bis ich das Messer fand.

Ich überdeckte Schmerzen mit Schmerzen und es half. Ich merkte nie, dass ich falsche Hilfe gefunden habe. Entdeckt wurden die Wunden nie. Schwimmen habe ich nie mitgemacht, ansonsten hätte jemand die Spuren auf dem Rücken sehen können. Mein Großvater hat immer Angst davor sein Gesicht zu verlieren. T-Shirts habe ich nie ohne Armstulpen getragen. Manchmal zierten auch Verbände meine Arme.

Es war nie einfach, immer war es schwer, aber irgendwie habe ich das Leben gemeistert.
 

In der Früh brechen wir auf, ja das haben sie gesagt. Jetzt sind es 3Uhr, mitten in der Nacht. Mein Vater holt mich aus dem Bett, zerrt mich schweigend am Arm mit zum Auto.

Eher widerwillig steige ich ein und versuche erst gar nicht an das bevorstehende zu denken. Mein Großvater ist sauer, keine Frage. Immerhin waren wir auf einmal weg. Immerhin haben mich meine Eltern versucht aus seinen Fängen zu befreien. Ich werde die Kosten dafür tragen müssen, da bin ich mir sicher. Vielleicht sollte ich mich wehren, dieses eine Mal. Mein Rücken tut immer noch weh, immer noch von dem Tag als er mich es letzte Mal blutig geschlagen hatte. Mein Arm ziert ein weiteres Mal seit dem. Ich habe keine Angst davor, da es für mich mittlerweile Alltag ist.
 

Dieses Mal waren wir ziemlich schnell da, schneller als sonst. Mein Vater zerrt mich aus dem Auto, wirft mich quasi dem Löwen zum Fraß vor. Ich schlage mit den Knien hart auf den Boden, doch es ist ihm egal.

Mein Großvater reißt mich wieder auf die Beine, mein Arm ist durch seinen Griff halb taub. Er schleift mich in den Hinterhof und holt seinen Stock.

Meinen Pulli werfe ich achtlos auf den Boden, wie jedes Mal. Es ist fast schon wie ein Ritual das Ganze. Er holt aus, trifft schmerzhaft auf die alten Wunden. Ich spüre wir sie aufplatzen, presse die Zahlen aus meinem Mund. Es tut viel mehr weh als sonst, ich spüre seine schiere Wut. Nicht einmal drehe ich mich um, nicht einmal denke ich an das Ende. Bis er irgendwann aufhört und mich zu Boden stößt. Er schnaubt und lässt mich alleine.

Mein ganzer Rücken scheint in Flammen zu stehen.

Ich schnappe mir meinen Pulli und gehe in mein Zimmer, lasse mir die Schmerzen auf den Weg dorthin nicht anmerken. Schwäche ist in diesem Haus tabu.

Angekommen sinke ich auf die Knie, schleppe mich zu meinem Schrank wo noch immer über die Hälfte drinnen ist. Ich hatte nur insgesamt drei Kisten beim Umzug, drei kleine. Ich habe nicht viel was mir wirklich wichtig ist. Mühsam richte ich mich auf, wähle sorgsam mein Gepäck aus. Ich weiß es einfach, dieses Mal wird es das letzte Mal sein. Ich muss hier weg und wo anders mein Leben leben. Er kann mich nicht aufhalten, er hat nicht das Recht dazu. Irgendwie werde ich es schaffen, ganz sicher.

Einen möglichst großen Koffer nehme ich auch hervor, packe alles rein. Achte penibel darauf, dass auch alles reinpasst. Letztendlich habe ich mein ganzes Hab und Gut darin verstaut und es war noch immer Platz da drinnen. Ich wusste nicht wie wenig ich habe, erst jetzt wird mir bewusst, dass ich eigentlich gar nichts habe.

Warum nur stimmt es mich nicht traurig, dass ich dieses Haus heute wahrscheinlich zum letzten Mal sehe?

Jetzt heißt es warten, warten darauf, dass alle zu Bett gehen. Ich muss mich die Nacht wegschleichen und möglichst viel Geld mitnehmen. Auf meinem Konto ist zwar genug Geld für die nächsten zwei Jahre, aber sicher ist sicher. Ich setze mich an einen Abschiedsbrief. Ich bitte mehrmals in diesem darum, mich nicht zu suchen, es sei sowieso sinnlos. Ich dankte ihnen auch. Ich platziere diesen auf mein Bett.

Ich höre wie die letzte Tür zugeht. Auch wenn es schwer ist mit dem Koffer und den Schmerzen, schaffe ich es ohne große Geräusche ins Arbeitszimmer meines Großvaters und hole dort seine Geldbörse hervor. Das gesamte Geld stecke ich mir ein. 180.000 Yen, aber es kann auch viel mehr sein. Er legt ziemlich viel Wert auf Bargeld und manchmal sitzt er einfach irgendwo herum und zählt seine ganzen Scheine.
 

Es kommt mir gerade recht. Erst als ich das Grundstück samt Koffer und Jacke verlassen habe wage ich es wieder zu atmen. Ich beeile mich zum Bahnhof und nehme den ersten Zug zurück. Das Ticket war nicht teuer, ein Glück.

So wirklich habe ich es noch nicht begriffen, dass das gerade kein Traum ist.

Zu oft habe ich mir genau diesen Moment vorgestellt, obwohl ich genau wusste er wird wahrscheinlich nie kommen.

Aber jetzt habe ich endlich die Chance auf einen Neuanfang.
 

Ich frage mich zu wem ich gehen soll, oder ob ich erst eine eigene Wohnung holen soll.

Leicht lächle ich vor mich her, ich habe es endlich geschafft.

Morgen werden sie den Brief finden und die Polizei einschalten. Sie werden mich nicht finden, hoffe ich einfach einmal. Ich lehne mich gegen die kalte Fensterscheibe, stelle den Wecker auf meinem Handy ein und begebe mich in eine traumlose Welt.

Ich schrecke von dem Vibrationsalarm auf, erinnere mich wage an den gestrigen Abend.

Noch immer fühlt sich das alles nicht real an.

Meine Station wird angekündigt, ich stehe auf und kurz darauf befinde ich mich schon draußen vor dem Bahnhof.
 

Ich versuche mich an die Worte von dem einen Idioten zu erinnern. Er hatte mich für heute eingeladen und er hatte mir den Weg zu seinem Haus beschrieben.

Es ist Wochenende, das heißt er müsste zu Hause sein.

Mein Rücken erfüllt ein dumpfes Pochen, es tut immer mehr weh. Es behindert mich leicht, aber nicht zu sehr. Dieses Level an Schmerz nehme ich meist nur als Grundrauschen wahr, da es einfach so gut wie immer vorhanden ist. Die Wunden an meinem Rücken brauchen meistens ziemlich lange um zu verheilen und meistens kommen neue hinzu, ehe die alten komplett verheilt sind.

Langsam und behutsam mache ich mich auf den Weg. Auf der einen Seite Angst vor der Zukunft, auf der anderen Seite die Hoffnung, welche Seite überwiegt weiß ich nicht.

Ich stehe vor einem Mietshaus, der Weg war zu kurz für klare Gedanken. Die Schmerzen drohen mich umzuhauen, ich versuche sie zu verdrängen, aber schaffe es kaum noch.

Immer wieder trübt sich die Sicht, meine Beine zittern.

Warum habe ich mir keine Schmerzmittel eingepackt? Normalerweise habe ich wegen so etwas immer welche dabei.
 

Ich klingele und sofort macht er mir auf. Ich steige die Treppen hinauf und blicke ihm mitten ins Gesicht.

Er lehnt lässig im Türrahmen seiner eigenen Wohnung.

So wirklich deuten kann ich seinen Blick nicht.

„Hey, was hast du mit so viel Gepäck vor?“, fragt er mich mit belustigten Unterton.

Er geht auf Seite und lässt mich rein. Ohne mich zu bücken streife ich die Schuhe ab und stelle meinen Koffer ab. Meine Jacke hänge ich an die Garderobe.

Ich weiß gar nicht was ich ihm groß darauf antworten soll.

„Rede bitte mit mir“, fordert er mich mit Nachdruck auf und schließt die Tür.

Ich hole einmal tief Luft und bereue dieses direkt wieder. Mein Rücken schmerzt beim Luft holen und ich habe kaum gemerkt wie flach meine Atmung die letzten Stunden war. Anscheinend habe ich mich nach all den Jahren zu sehr an die Schonhaltung wegen dem stetigen Schmerz gewöhnt.

„Hey, kann ich die Nacht bei dir bleiben?“, erkundige ich mich.

„Klar, warum warst du gestern nicht in der Schule?“, will er wissen.

„Meine Eltern sind weggezogen“

„Und du?“

„Bin abgehauen“, erwidere ich mich mit einem Lächeln.

„Du siehst nicht gut aus, kann ich etwas für dich tun?“, bietet er mir an.

„Nein, das ist nicht nötig. Kann ich mich vielleicht etwas hinlegen?“, frage ich zögerlich nach.

Wahrscheinlich verschwinden die Schmerzen ganz von alleine.

Er zieht die Stirn kraus und antwortet: „Die erste Tür rechts ist das Wohnzimmer.“

Ich drehe mich um und gehe ins Wohnzimmer, lege mich direkt auf die erstbeste Couch.

Zögerlich erkundigt er sich: „Es geht mich ja nichts an, aber ist vielleicht etwas zu Hause vorgefallen?“

Zerknirscht antworte ich: „Ja, aber ich möchte nicht darüber reden.“

„Okay. Wenn du darüber reden willst, ich habe immer ein Ohr für dich, wenn du willst auch zwei. Warte ich komm direkt wieder“, kurz ist er weg und taucht mit einer Schale Reis und etwas Gemüse für mich auf, „Ich denke du hast noch nichts gegessen. Oder?“

Dankend nehme ich ihm die Schale ab und setze mich auf um ganz langsam zu essen. Er steht nur vor mir und lächelt zufrieden mit sich selbst mich an. Woran er wohl gerade denkt?

Irgendwann bin ich fertig und drücke ihm die Schüssel in die Hand. Ich lege mich wieder um, da der Schmerz hatte wieder zugenommen beim Sitzen. Ich schließe die Augen und versuche zu schlafen, die Gegenwart zu vergessen. Eine Decke wird über mich ausgebreitet. Das Pochen im Rücken lässt langsam nach.

„Ich bin etwas Playstation zocken mit Reita, wenn du mich brauchst ich bin im letzten Zimmer“, weist Uruha mich darauf hin.

Ich höre Schritte, die sich entfernen. Langsam drifte ich ab in eine Welt wo mich keiner schlägt. In eine Welt, die nur ich bewohne.
 

Ein stechender Schmerz durchflutet meinen Körper als jemand meinen Rücken berührt. Ich sauge hörbar die Luft zwischen den Zähnen ein und schlage ängstlich die Augen auf, ehe ich realisiere, dass nicht mein Vater oder sonst einer von ihnen vor mir steht.

Es ist nur Uruha.

Warum muss er ausgerechnet auf eine der frischen Wunden tatschen?

„Tut mir Leid, Ruki. Nur du hattest so ein schmerzverzerrtes Gesicht, deshalb wollte ich wissen ob ich nicht doch etwas für dich tun kann“, erläutert er mir.

Ich verneine das Ganze und ziehe die Decke etwas mehr um mich.

„Vielleicht ja doch. Was hast du denn?“, bohrt er weiter.

„Ich möchte nicht darüber reden“, erwidere ich und funkele ihn böse an.

„Am Rücken etwas?“

„Ja, aber dagegen kann man nichts tun“

„Wurdest du geschlagen?“

„Bitte frag nicht weiter nach, ja?“, bitte ich ihn.

„Okay. Willst du vielleicht etwas Playstation mit uns zocken?“, bietet er mir an.

Warum lässt er mich so einfach vom Haken?

Interessiert es ihn nicht, was wirklich geschehen ist oder kann er es erahnen?

Man muss ja kein Meisterdetektiv sein um die Wahrheit herauszufinden.
 

Ich rappele mich auf und gehe leicht wankend in Richtung seines Zimmers. Bei jedem Schritt durchfährt eine Welle von Schmerzen meinen Körper. Mit jedem Mal werden sie heftiger.

„Hallo Ruki!“, begrüßt mich der Blondschopf mit einem Grinsen im Gesicht.

„Hey Reita“, erwidere ich mit einem schwachen Lächeln.

Ich setze mich neben ihn auf das Bett und versuche mich möglichst nicht irgendwo anzulehnen. Uruha kommt auch wenig später und drückt mir einen Controller in die Hand. Er fügt noch einen Spieler hinzu, sodass wir zu dritt das Rennspiel spielen können.

Nach einer Zeit wird mir schwarz vor Augen, die Schmerzen sind unerträglich.

Ich kann mich kaum auf etwas anderes konzentrieren und es fällt mir immer schwerer mir nichts anmerken zu lassen.

„Uruha kann ich vielleicht duschen gehen?“, frage ich.

Vielleicht hilft kaltes Wasser etwas gegen die Schmerzen. Auf jeden Fall hoffe ich, dass sie dadurch wieder um einiges erträglicher werden.

„Klar kannst du das. Bedien dich einfach an den Sachen. Das Badezimmer ist die nächste Tür links von hier“, erklärt er mir.

Ich nicke nur mit zusammengekniffenen Lippen und gehe zu meinem Koffer um mir neue Kleidung zu holen.

Wahllos suche ich mir etwas heraus und schlurfe leicht gebückt ins Bad.

Leise schließe ich die Tür und ziehe alles bis auf die Boxershorts aus und setzte mich unter die Dusche. Ich stelle das Wasser eiskalt ein und es betäubt tatsächlich die Schmerzen als es auf die nackte Haut trifft.

Ich sehe dabei zu wie das Blut fortgespült wird.

Hoffentlich hört es schnell auf zu bluten und hoffentlich wird es sich nicht entzünden.

Ich sitze einige Zeit so da, bis keine rote Flüssigkeit mehr das Wasser trübt.

Dann drehe ich das Wasser ab.

Ich schüttle leicht den Kopf um die Haare etwas zu trocknen. Dann rubbel ich meinen Körper mit einem Handtuch trocken, aber lasse dabei den Rücken aus.

Ich wechsle schnell die Boxershorts und schlüpfe in die neue Hose, den aufkeimenden Schmerz stetig am ignorieren. Warum nur lässt er mir heute keine Ruhe?

Mein langärmliges Hemd ziehe ich zwar an, knöpfe es aber nicht zu. Meinen Pullover wasche ich kurz unter kaltem Wasser um auch dort das Blut abzuwaschen. Ich lege ihn auf die Heizung und die Hose und die Boxershorts nehme ich und verstaue sie in meinem Koffer.
 

Vollkommen erschöpft gehe ich zurück zu den beiden. Es schmerzt wieder bei jedem Schritt und es fühlt sich so an, als würde ein Messer in meinem Rücken stecken.

„Geht es wieder etwas?“, erkundigt sich Reita und mustert mich kritisch.

Ich nicke als Antwort und setze mich neben Uruha.

„Hast auch wieder etwas mehr Farbe im Gesicht“, merkt Uruha an.

Ich ziehe meine Beine an meinen Körper und schlinge meine Armen darum. Die Schmerzen scheinen mich echt um den Verstand bringen zu wollen.

„Uruha, hast du vielleicht Schmerztabletten?“, frage ich zögerlich.

Ich habe noch nie eine Person um so etwas bitten müssen und es fühlt sich einfach nicht richtig an.Er geht zum Schreibtisch und hält mir kurz darauf eine Packung eben jener Tabletten hin. Ich bedanke mich, schnappe sie mir und verschwinde Richtung Küche um diese dann mit einem Glas Wasser einzunehmen. Ich hoffe sie wirken schnell, denn lange halte ich es nicht mehr aus. Noch nie waren die Schmerzen so schlimm. Immer waren sie irgendwie erträglich. Anstatt zu den anderen beiden zurückzugehen lege ich mich auf das Sofa und kuschle mich unter die Bettdecke.
 

Leise Schritte kündigen sein Kommen an. Mein Blick gilt immer noch dem Fußboden, mache mir noch nicht einmal die Mühe aufzublicken.

„Sollen wir dich ins Krankenhaus bringen?“, schlägt Uruha fragend vor.

Ich schüttele den Kopf.

„Darf ich mir dann vielleicht deinen Rücken ansehen?“, erkundigt er sich.

„Nein, da siehst du sowieso kaum was“, antworte ich und mache mich so klein wie möglich.

Dieses verschlimmert die Schmerzen nur noch mehr, aber es gibt mir ein Gefühl von Sicherheit.

Er kommt näher und legt eine Hand auf meine Schulter. Er beugt sich runter um mir tief in die Augen blicken zu können. Das macht mir ziemlich Angst.

„Dann komm wenigstens wieder mit zu uns nach hinten, ich will nicht das du alleine bleibst in diesem Zustand“, fordert er mich auf.

Was macht es für einen Unterschied, ob ich hier bei ihnen oder ganz alleine im Wohnzimmer bin?
 

Er hilft mir auf und führt mich mit samt Decke in sein Zimmer wo ich mich aufs Bett setze und mich direkt unter der Decke vergrabe. Ich möchte doch einfach nur in Ruhe gelassen werden.

„Uruha ich glaub du hast ihn verärgert“, stellt Reita fest.

„Ach quatsch“, erwidert Uruha leise lachend.

Er setzt sich neben mich und legt seinen Arm um meine Schultern.

„Siehst du, er sagt gar nichts. Er schmollt bestimmt nur.“

„Mach dem armen kleinen Jungen doch nicht so eine Angst!“

„Aber du und dein in die Wange knuffen geht in Ordnung, ne?“

„Das ist etwas ganz anderes!“

„Reita, ich werde mich bemühen nicht allzu aufdringlich zu sein“

„Du wirst dich nicht bemühen, du wirst es einfach sein“

Vorsichtig wird die Decke von meinem Kopf gehoben. Der Arm um meine Schultern ist schon längst weg. Ich schließe meine Augen halb wegen des blendenden Lichts.

„Ich glaube du hättest ihn schlafen lassen sollen“, merkt Reita an.

Ich ignoriere beide und hoffe insgeheim, dass sie mich bald in Ruhe lassen werden.

„Hey wach bleiben“, fordert mich Uruha auf.

Uruha berührt mich kurz an der Wange, wütend schlage ich seine Hand weg.

„Wow, er schmollt tatsächlich“ „Uruha bitte“ Genervt schlage ich die Augen auf.

„Uruha?“ „Hai?“ „Was muss ich dafür tun damit du auf mich hörst?“ „Mit ihm ins Bett gehen“ „Reita halt die Klappe“ Ich frage mich echt wie er auf so eine Aussage kommt.

„Hat dich jemand vergewaltigt?“ „Wie kommst du jetzt bitte auf so etwas?“ frage ich Uruha ziemlich empört. „Na… So wie du dich verhältst“ „Du hast Gedanken“ „Wenn du mir nicht sagen willst was passiert ist, dann reime ich mir jetzt einfach eine Geschichte zusammen“ Denkt der jetzt ehrlich ich rücke mit der Sprache raus wenn er schmollt? Kurz beugt sich Reita über mich drüber und flüstert Uruha etwas ins Ohr.

Ich schließe wieder die Augen und spüre nur wie mir jemand entschlossen die Arme festhält. Nur für wenige Sekunden versuche ich mich zu wehren. Schließlich gebe ich mich damit zufrieden zu schwach zu sein. Ich habe schon eine unglaubliche Angst gerade, schließlich machen das meine Klassenkameraden auch immer um mir kurz darauf eine rein zuschlagen.

Mein Hemd wird ein wenig am Rücken hochgeschoben und ich beginne mich wieder zu wehren. Da ich weder mit Armen noch Beinen Erfolg habe, entschließe ich kurzer Hand meine Zähne zu benutzen. Ich öffne meine Augen und beiße feste in Reitas Oberarm.

Das ganze geht die beiden einfach nichts an!

Ich kenne sie schließlich nicht und ich kann auch nicht einschätzen, ob sie das Wissen zu ihrem Vorteil ausnutzen würden oder nicht.

„Ruki lass gefälligst meinen Arm los“, bittet mich Reita sauer.

„Dann lasst mein Hemd wieder runter“, presse ich wütend hervor.

„Beruhige dich wieder. Was ist denn los?“, erkundigt sich Uruha.

„Nichts.“

„Wenn nichts wäre, würdest du nicht so reagieren.“

„Es ist nichts was dich angehen könnte.“

„Natürlich geht es mich etwas an.“

„Nein, das geht dich überhaupt nichts an“

„Ich bin dein Freund?“

„Seit wann?“

„Ruki ich will dir lediglich helfen.“

„Und wie bitte schön?“

„Wenn du mir sagst was los ist finde ich schon einen Weg“, meint Uruha optimistisch.

Warum kann Uruha nicht einfach ein nein akzeptieren?

Plötzlich mischt sich Reita an: „Uruha ich glaube er will tatsächlich einfach nur seine Ruhe.“

Wenigstens hilft mir Reita, auch wenn es garantiert sein dummer Einfall war. Was soll es, wird schon schief gehen.

Reita lässt meine Arme los und Uruha zerrt mein Hemd wieder richtig.

Bitte lass ihn nichts Schlimmes am Rücken entdeckt haben. Ich will nicht, dass mein Geheimnis gelüftet wird. Er wird mich verachten wenn er es erfährt. Außerdem würde er mich wieder zurück in die Fänge meines Großvaters schicken, ich will das nicht. Wieso muss es so enden? Vielleicht wird Uruha dann genau dasselbe mit mir machen? Immerhin beweisen ihm die Wunden wie unterwürfig ich doch bin. Ich schließe wieder meine Augen und ziehe die Decke über mich. Ganz nachdem Prinzip, wenn ich sie nicht sehe, dann können sie mich auch nicht sehen. Und etwas was man nicht sieht existiert nun mal nicht.

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Disclaimer: keiner der charas gehört mir, es gibt kein Geld dafür

Warnung: SVV(aber nur angedeutet)
 

das dritte Kapitel dauert noch etwas, da es sich über eine erneute Überarbeitung freuen darf >D
 

3029 → 3793 Wörter(20.01.2018)



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