Zum Inhalt der Seite

Sie dürfen die Braut jetzt beißen

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Rechthaberisch

Rechthaberisch
 

Er lachte lieblich - wie ein Unschuldsengel. Was wohl kaum einen ironischeren Vergleich übrig ließ.

Meine Güte, war ich aufgewühlt und durcheinander! Erst machte ich mir Sorgen um meine arglosen Eltern, dann hatte die Panik so sehr mein Denken gelähmt, dass ich mich wie ein wandelnder Zombie benahm, und zu allem Überfluss träumte ich jetzt auch noch von meiner eigenen Hochzeit!

Ich schob es auf die Tatsache, dass mein Verstand immer noch nicht richtig arbeitete, was zwar erschreckend war, mir aber immer noch besser gefiel als die Annahme, ich hätte über den eigentlichen Grund für diese Vermählung hinaus, Gefallen an der Idee gefunden. Denk nicht mal dran, ermahnte ich mich.

„Es ist schön, die Antwort schon zu wissen.", störte Edward meinen innere Zwiesprache mit der vorlauten Stimme hinter meinem rechten Ohr.

Ich lachte auf. „Wie war das nochmal, in Phoenix? ... Dinge ändern sich? ... Zumindest, wenn man ein Mensch ist.", erinnerte ich ihn mit dem unterschwelligen Ton der vorlauten Stimme aus meinem Kopf.

Meine Aussage brachte ihn nicht im Geringsten zum Zweifeln. Allzu selbstsicher lächelte er. „Aber nicht bei dir."

Ich ließ mir das durch den Kopf gehen, ehe ich antwortete. „Wir werden ja sehen.", meinte ich und zuckte gleichgültig mit den Schultern, um von der Sehnsucht, die ich fühlte, zu überspielen. Das Kleingedruckte in diesem Vertrag hatte ich nämlich nicht vergessen. „Es ist dauert nicht mehr lange, bis ich meinen Abschluss habe."

Er hob die Augenbrauen. „Ach, was. Dann kann ich ja mein Angebot zurückziehen."

„Kommt gar nicht in Frage.", sagte ich entrüstet.

„Was sollte mich davon abhalten?", fragte er schnell, kaum dass ich es gesagt hatte, und kam meinem Gesicht gewagt nahe.

Sein kühler Atem traf auf mein Gesicht und ließ mein Herz unkontrolliert pochen, nachdem es durch seine kaum sichtbar schnelle Bewegung einen Schlag ausgesetzt hatte. Als sein Lächeln sarkastisch wurde, und seine strahlenden Zähne bedrohlich aufblitzten, schoss mir das Adrenalin ins Blut.

Ich stand diesmal nicht kurz davor, in Ohnmacht zu fallen und konnte so jede noch so kleine Bewegung verfolgen. Ich nahm alles in gesteigertem Maße wahr, spürte, dass die wenige Luft zwischen uns wie statisch aufgeladen war.

Ich berührte sein blasses und überirdisch schönes Gesicht. In meinen Augen war es eine unvorstellbar langsame Geste. Andächtig strich ich mit meinen Fingerspitzen über seine wohlgeformten Wangenknochen und folgte mit dem Daumen dem Rand seiner vollen, kühlen Unterlippe.

Normalerweise war ich in meinem Unterbewusstsein immer damit beschäftigt, bei sowas nicht zu weit zu gehen, oder durch zu langes Luftanhalten wegzusacken. Aber diesmal war es anders. Der Adrenalinstoß verhinderte es und ich konnte einen Blick auf seine Reaktion erhaschen. Er schlug die Augen nieder. Hatte er etwa Konzentrationsschwierigkeiten? Ich unterdrückte ein Grinsen und widmete mich wieder seinem Gesicht; strich über seine glatte Stirn und berührte seine Augenwinkel ganz sacht, als ich den Zeigefinger langsam über die dunklen Schatten unter seinen wunderbaren Augen fahren ließ.

Er schnappte nach Luft, und bestätigte vorzeitig meinen Verdacht.

„Das zum Beispiel.", griff ich seine Frage in triumphierendem Tonfall auf.

Er lächelte gequält. „Glaubst du etwa immer noch, ich würde so leicht aufgeben?"

Ich atmete ein, um zur Antwort anzusetzen - ein Fehler. Sein Duft brachte meine Denkprozesse mal wieder zum Erliegen, da konnte das Adrenalin nichts dran ändern, also schüttelte ich nur den Kopf.

Irritiert schaute er mir in die Augen.

„Darum geht es gar nicht.", sagte ich schließlich.

„Worum denn dann?"

„Wie ich dich dazu kriege, dein Angebot aufrecht zu erhalten. Trotz der Klausel.", fügte ich grimmig hinzu. „Du glaubst gar nicht, was für ein leichtes Opfer du bist."

Er kicherte. „Gerade du musst das sagen!" Seine Stimme wurde leiser, war nahezu überfüllt vor Schalk und in den Tiefen seiner Augen blitzte etwas auf. „Da gehört schon ein bisschen mehr dazu."

„Ach ja?" Misstrauisch schürzte ich die Lippen. Meine ach so brillante Idee kam mir mit einem Mal eher dämlich vor. Es war ein offenes Geheimnis, dass seine Wirkung auf mich mehr als absehbar war - wie konnte ich ihn nur damit vergleichen?

„Und was?", fragte ich nervös. Die Spannung zwischen uns schien sich auf mich zu übertragen und schien die Funktion meines Herzens zu manipulieren. Wie Recht er hatte.

Als er das zunehmende Tempo meines Herzschlages hörte, lachte er auf - es klang irgendwie düster.

„Das zum Beispiel." Er legte mir eine Hand unters Kinn und zog mein hochrotes Gesicht ganz zu seinem heran.

Und küsste mich (für seine durchaus begründeten Verhältnisse) mit ganzer Leidenschaft.

Ein sanftes Frösteln durchlief meinen Körper. Meine Haut fühlte sich an, als stünde sie unter Strom.

Als ich endlich meine Augen schließen konnte, und vorsichtig seinen Kuss erwiderte, verzogen sich seine Lippen kurz zu einem Grinsen.

Nun ja, so gerne ich mich dem hingegeben hätte: Er hatte schon so oft darauf aufpassen müssen, dass ich nichts Unüberlegtes tat. Ich hätte nicht geglaubt, dass es mal umgekehrt sein würde. Der Adrenalinstoß gab mir genügend Kraft, zu widerstehen.

Mit der Zeit wurde es dunkel. Die Sonne hatte sich endgültig verabschiedet und war dabei, hinter undurchdringlichen Wolkenmassen unbemerkt am westlichen Horizont zu verschwinden.

Edward und ich hatten uns stundenlang über mögliche Rachepläne von Victoria unterhalten, weil es mich immer noch ziemlich beschäftigte - er hatte immer eine passende Vereitelung parat, sobald mir etwas Neues einfiel. Hin und wieder erschauderte ich, doch mit der Zeit wurden seine Vorschläge immer absurder und ich kam aus dem Lachen kaum noch heraus.

Bis Edward die Ohren spitzte und zur Tür schaute.

„Was ist?", fragte ich ängstlich. Ich rechnete mit allem.

„Die anderen sind da." Er schaute mir dabei zu, wie sich die Erleichterung auf meine Miene legte und lächelte. „Charlie und Renée werden also auch bald kommen, wenn Alice Recht behält." Ich stand auf.

„Ich hoffe es. Nicht, dass sie schon da sind und nach mir fahnden lassen."

„Dann wären sie schon längst hier gewesen.", sagte er bitter.

„Wahrscheinlich.", seufzte ich beim Rausgehen.

Er folgte mir ins Erdgeschoss. Als ich die Blumen auf dem Podest wurde mein Magen klein und hart wie ein Knoten aus Stein.

Erst als ich Carlisle sah, - in seinem Arztkittel wirkte er wie ein Soapstar, dem die Rolle des charmanten Chafarztes, dem die Frauen zu Füßen lagen, in Fleisch und Blut übergegangen war,- entspannte sich mein Magen wieder.

„Hallo Bella!", sagte er freudestrahlend. Esme gesellte sich zu ihm und lächelte herzlich. „Schön dich zu sehen."

Ich lächelte verkniffen; so viel Aufmerksamkeit war mir schon wieder unangenehm. Aber diesmal aus einem anderen Grund. „Freut mich auch.", sagte ich rasch. Wussten sie, dass ich mich illegal in ihrem Haus aufhielt?

Edward legte mir eine Hand auf die Schulter.

Es wäre mir lieber gewesen, wenn er mich unauffällig herausgeschleust hätte.

„Hat Charlie deinen Hausarrest aufgehoben?", fragte mich Esme.

Ich wollte etwas sagen, doch Edward bewahrte mich vor einer garantierten Peinlichkeit und fiel mir ins Wort.

„Ehrlich gesagt, weiß er nicht mal, dass sie hier ist." Er grinste wie ein kleiner Junge, dem ein besonders toller Streich gelungen war.

Esme warf ihm einen tadelnden Blick zu, ehe sie mit flinken Händen die vertrockneten Blätter aus den Blumen fischte.

Er machte eine Unschuldsmiene und ich ließ mich zu einem Lächeln hinreißen.

Carlisle kam auf uns zu, klopfte Edward väterlich auf die Schulter und tauschte mit ihm einen bedeutungsvollen Blick, ehe er sich von mir verabschiedete und schnellen Schrittes in sein Arbeitszimmer ging. Kurz darauf sagte auch Esme ein warmes Auf Wiedersehen - Edward warf sie noch einen missbilligenden Blick zu, - und wir gingen aus dem Haus.

Gut gelaunt durchquerten wir den dunklen Garten und stiegen, immer noch mit einem verhaltenen Grinsen auf den Lippen in den silbernen Volvo. Als das Klicken meines Gurtes im Wageninnern verhallt war, sahen wir einander an und prusteten im selben Moment los.

„Ein kleiner Ausschnitt aus dem Alltag einer Vampirfamilie.", gluckste er, und lenkte in eine Kurve ein.

Augenblicklich wurde ich ernst. Mittlerweile konnte ich zwar damit umgehen, wenn er das Wort so beiläufig und selbstverständlich verwendete, doch es hatte mich an etwas ganz anderes erinnert.

Mein Magen rebellierte und ich schaute aus dem Seitenfenster. Der Grund dafür war nicht die Geschwindigkeit, die er mir zuliebe seit Kurzem mit wehmütigem Seufzen auf 85 heruntergeschraubt hatte.

„Was ist los?" Der Klang seiner Stimme war wunderbar - aber voller Kummer. Er nahm meine Hand und war wie immer unnötig besorgt darum, mich verletzt oder gekränkt zu haben, ohne es überhaupt mitbekommen zu haben.

Würde es ihm seine Laune verderben, wenn ich ihm sagte, was los war? Ich riskierte einen kurzen Blick auf sein Gesicht. Und schaute beim Reden wieder raus.

„Ich dachte an Victoria. Immerhin ist sie ein... richtiger Vampir." Mühsam versuchte ich, einen neckenden Ton zu finden. „Dagegen seid ihr ja bloß ein zahmer Abklatsch." Dass er mich ich an Jacob Black und seine Werwolf-Familie erinnert hatte, verschwieg ich ihm. Doch ich wusste, dass die Qual, die sich dabei in meinem Gesicht widerspiegelte, seinen wachsamen Augen nicht entgehen würde, weshalb ich seinem goldenen Blick unwillig den Rücken zukehrte.

Um sicherzugehen, dass er es mir abnahm, sah ich ihn an.

Sein Gesicht war immer noch auf mich gerichtet; er musterte mich mit einer Mischung aus Neugier und Unverständnis. Und das klare Schwarz seiner Pupillen glänzte metallisch - wütend.

Er tat es also nicht.

„Entschuldige, ich wollte dich nicht anlügen.", sagte ich.

Vergeblich wartete ich auf einen Wutausbruch. „Du hast deine Gründe." Seine Stimme war kontrolliert und ruhig und er starrte in den Regen. „Und den einzigen Grund, den du sofort akzeptieren würdest, kann ich mir denken." Zähneknirschend wandte er sich mir zu. Auch wenn er gar nicht erst versuchte, denn angespannten Unterton zu verbergen, klang er weniger verärgert, als es in seinen Augen aussah.

„Du musst für mich nicht lügen, Bella." Dann wurde das matte schwarz wieder weicher und die Ränder seiner Pupillen gingen nicht mehr so abrupt in das facettenreiche Gold seiner Iris über. „Ich wusste genau, woran du dachtest."

Wahrscheinlich hatte meine verzerrte Miene keinen Zweifel gelassen.

„Aber ich wollte dir deine gute Laune nicht vermiesen.", murmelte ich zu meiner Verteidigung.

Er seufzte und lachte auf. „Keine Angst," Er hob unsere verschlossenen Hände an, und berührte mit seinem Handrücken meine Wange. „Ich lasse mir von überdimensionierten Hunden nicht die Laune verderben. Und das solltest du dir auch nicht lassen."

Liebevoll zog er mich zu sich heran. Seine unmittelbare Nähe ließ das Gerüst aus Scham und Schuldgefühlen in meinem Innern in sich zusammenbrechen.

Wir standen vor Charlies Haus. Der Streifenwagen fehlte in der Einfahrt; er und meine Mutter waren also wirklich noch nicht da.

Ich war schon halb ausgestiegen, als ich merkte, dass Edward sich nicht rührte.

„Kommst du nicht mit rein?"

Er schüttelte den Kopf und in mir stieg Enttäuschung hoch. „Zumindest jetzt noch nicht", sagte er, als er sie meinem Gesicht entnahm.

Das ließ mich aufhorchen.

„Es wird einen Stau auf dem Highway geben, meint Alice. Deswegen haben wir noch ein bisschen Zeit. Ich bringe den Wagen weg, dann komme ich."

„Versprochen?" Ich war schon wieder halb draußen und spürte die nieselnden Regentropfen durch den Ärmel meines Pullovers dringen.

„Versprochen." Sekundenschnell hatte er sich zu mir herübergebeugt und hauchte mir einen halben Kuss auf die Lippen. „Geh rein, es wird kalt und es regnet." Das schiefe Lächeln auf seinem Gesicht passte nicht ganz zu dem strengen Ton, den er angeschlagen hatte.

Ich stieg ganz aus und schaute noch ein letztes Mal zurück, als er auf seine üblichen 110 beschleunigte und davon fuhr.

Ungewöhnlich benommen torkelte ich durch den Regen zur Haustür und schloss sie auf.

Die immer-sonnige Küche strahlte mir mit ihren gelb-gestrichenen Schränken entgegen, und stellte so den perfekten Kontrast zu dieser durchweichten Kleinstadt dar, die ich nun meine Heimat nannte. Früher hatte ich Forks gehasst - und war damit die zweite in meiner Familie, gleich nach meiner Mutter,- doch das hatte sich geändert, was nicht zuletzt an Edward lag.

Ich ging kurz ins Bad, rubbelte mir meine Haare mit einem Handtuch trocken und ging danach sofort wieder in die Küche.

Ich beschloss zu kochen. Wenn Renée herkam, würde ich wahrscheinlich nicht dazu kommen, und da Charlies Künste auf diesem Gebiet eher kläglich sind - und ihre manchmal ungenießbar-, sorgte ich vor. Ich wollte niemandem etwas zumuten und ich hatte so etwas zu tun.

Ich stellte einen Topf mit Wasser auf, würfelte ein paar Tomaten und legte die Spaghetti bereit, um sie sofort in das sprudelnde Wasser stecken zu können.

Ich war gerade dabei, die Tomatenstückchen weiter zu zerkleinern, die schon im Topf vor sich hin köchelten und schreckte hoch, als ich ein unaufdringliches Klopfen von der Tür vernahm.

Neugierig öffnete ich sie einen Spalt weit.

Edward.

Der Anblick, der sich mir bot, machte mich, wie so oft, sprachlos und bewegungsunfähig.

„Lässt du mich rein?", fragte er höflich.

Ich ging wortlos beiseite, damit er eintreten konnte. Er war wie immer fasziniert von meiner Reaktion auf sein Erscheinen und trat anmutig zum Herd. Er betrachtete mit merkwürdiger Intensität die leuchtend rote Tomatensoße.

„Du kochst.", stellte er fest.

„Ja, so sieht's aus." Ich hatte den Blick von ihm abgewandt, was es mir einfacher machte, die richtigen Worte nacheinander auszusprechen. Ich stellte die Nudeln ins Wasser, die, als ich sie losließ, fächerförmig verteilt an den Rand lehnten. Mit einem Holzlöffel rührte ich in der Soße und schmeckte sie anschließend ab. „Reichst du mir mal bitte das Salz? ... Danke."

Jetzt war sie fertig und ich überließ sie sich selbst.

Edward starrte sie immer noch an.

„Könntest du bitte die Tomatensoße in Ruhe lassen? Du machst ihr noch Angst."

Er lachte, ließ den silbernen Topf mit der knallroten Flüssigkeit jedoch nicht aus den Augen.

Ich verstand nicht warum. „Warum starrst du das Zeug an? Was ist so toll daran?" Man konnte fast meinen, ich wäre eifersüchtig. Auf eigens von mir selbst zermatschtes Gemüse. Ganz toll.

„Nichts", meinte er grinsend. „Ich kann aber auch nicht ständig dich angucken... Obwohl - eigentlich könnte ich es... Aber ich will etwas testen." Er nahm den Löffel in die Hand.

Wollte er sich als Koch versuchen?

Und dann wären mir fast die Augen aus dem Kopf gefallen. „Was tust du da?", fragte ich völlig perplex, als er den Löffel in die Soße tauchte und sich zum Mund führte.

„Nach was sieht's denn aus? Ich probiere die Soße." Er wusste genau, dass ich so reagieren würde und unterdrückte mit großer Mühe ein Lachen. „Für meinen Geschmack, könnte noch etwas Oregano hinein.", merkte er an.

Mein verdatterter Gesichtsausdruck konnte seinem Widerstand nicht länger standhalten, und ein lautes, gönnerhaftes Lachen erfüllte den Raum.

„Warum?"

Er zuckte die Achseln. „Warum nicht?" Meine ungläubige Miene tat er mit einem listigen Grinsen ab. „Außerdem muss ich doch wissen, ob meine zukünftige Frau häusliche Qualitäten besitzt."

Ich merkte, dass meine Gesichtszüge sich verhärteten und verfinsterten. „Als wenn du was davon hättest, wenn ich kochen kann."

„Hm. Das stimmt wahrscheinlich.", sagte er wehmütig. „Aber es ist gut, darüber bescheid zu wissen."

Ein Zischen vom Herd übertönte meinen halblauten Fluch, der teilweise an Edward gerichtet war, aber hauptsächlich mir selbst galt. Ich hatte mich nämlich leicht verbrannt, als ich den Topf mit den Nudeln von der Platte nahm, um sie abzuschütten. Das kochend heiße Wasser hatte seine Spur auf meiner rechten Hand überlassen, als es darüber lief: Hellrote und schmerzlich pochende Flecken, quer über Mittel-, Ring- und Zeigefinger. Edward war sofort zur Stelle, um mit seinen eiskalten Händen den aufkommenden Schmerz zu lindern. Vermutlich hatte er schon realisiert, was passiert war, als ich seine Worte noch im Ohr hatte.

„Da siehst du, was du davon hast, wenn du mich verärgerst.", schimpfte ich nach ein paar Sekunden. Der Schmerz war - dank seiner schnellen Reaktion - auf ein erträgliches Maß abgeklungen und ich ärgerte mich nur noch über meine Unachtsamkeit.

Er überging meinen kleinen Ausbruch und fragte mich, ob es schon wieder ging. Ich nickte.

„Habt ihr Brandsalbe?", fragte er.

„Natürlich. Bei einem Tollpatsch wie mir ist die unabkömmlich."

„Wo?"

„Im Bad, im Apothekerschrank."

Ich wollte wissen, warum er das fragte, doch noch ehe ich etwas sagen konnte, war er schon nach oben gehuscht, und kam zurück, als ich die Kinnlade gerade schloss.

Edward legte die Salbe und einen Verband auf den Küchentisch. Er deutete mir, mich zu setzen und schob einen Stuhl an meinem heran, ohne meine Hand loszulassen.

„Was wird das?", fragte ich ihn, als er sich neben mich hinsetzte und die hellblaue Tube in die Hand nahm.

„Wenn ich dich schon zu so etwas verleite, will ich dich wenigstens verarzten." Er grinste und schmierte die gel-artige Flüssigkeit auf meine Finger. Die Wirkung war nicht annähernd so gut wie die von Edwards eiskalter Marmorhaut, aber ich beschwerte mich nicht und sah lautlos zu, wie seine geschickten Hände meine Finger verbanden.

„So", sagte er, als er das Ende des Verbandes feststeckte. „Fertig."

„Danke" Es war mir etwas unangenehm; ich sah auf die hölzerne Tischplatte. Edward umsorgte mich immer, wenn mir irgendwas Dummes passiert und ich fühlte mich dann immer wie ein kleines Kind behandelt. Jedes Mal, wenn er es tut, überkommt mich das Gefühl nicht gut genug für ihn zu sein, nicht auszureichen. Aus den Augenwinkeln konnte ich erkennen, wie er ein Grinsen unterdrückte.

„Wann kommen sie denn endlich?", rief ich ungeduldig. Er drückte meine gesunde Hand.

„Bald.", sagte er gedankenverloren. Dann schien ihm etwas einzufallen und er sah mich an.

Unsere Blicke verschränkten sich ineinander - meiner abwartend, seiner nachdenklich -, und die Stille hüllte uns ein.

Viel zu früh durchbrach er sie mit seiner honigsüßen Stimme. „Wirst du deiner Mutter sagen, dass wir verlobt sind?"

Das Wort traf mich aus heiterem Himmel und schubste mich von ganz oben, aus allen Wolken. Erst als es sich in meinem Kopf zu drehen begann, merkte ich, dass ich vor Schreck erstarrt war und die Luft sich in meiner Lunge anstaute.

Noch nie hatte einer von uns das so gesagt. Noch nie beim Namen genannt, was mir zunehmend im Hirn rumgeisterte und ihn offensichtlich auch beschäftigte.

„Ich weiß nicht.", sagte ich ausweichend. Ich verlor mich im blassgoldenen Schimmer seiner Topasaugen. „Sind wir das denn überhaupt?"

Kaum war ich mit der Frage herausgeplatzt, bereute ich meine vorschnelle Reaktion. Womöglich würde er mir wieder Ringe andrehen.

Bei dem kleinsten Gedanken daran, die ich sobald er die Frage gestellt hatte, aus meinem Kopf verbannte, erinnerte ich mich an die Bilder des Traums.

Wie so oft am heutigen Tag, versuchte ich diese ungebetenen Gedanken zu verscheuchen. Zwar waren sie nicht so beängstigend wie Victoria, James oder die Folgen meines Missgeschickes an meinem Geburtstag, aber sie waren mir absolut fremd.

Und eigentlich hatte ich Derartiges gar nicht erst vor - wenn da nicht die Möglichkeit gewesen wäre, die Edward mir widerwillig zur Aussicht gestellt hatte. Nur das war der Grund dafür, dass ich mir über so etwas Gedanken machte wie Hochzeit, Verlobung - und Ringe.

Grr.

„Hmm... gute Frage." Sein Blick war abwägend und er legte eine Hand ans Kinn, während er sprach.

„Du hast mir nie einen vernünftigen Antrag gemacht; wie kannst du da von mir verlangen, es meiner Mutter zu sagen?", triezte ich ihn. Das flaue Gefühl im Magen, das meine Worte auslösten, überspielte ich so gut es ging.

„Du hast recht.", sagte er mit einem Mal und erhob sich.

Siegesgewiss grinste ich vor mich hin. „Natürlich habe ich Recht." Ich stand auf, um zum Herd zu gehen und die Spaghetti in eine Schüssel zu schütten. Genau zwischen den Schränken und dem Tisch hielt er mein Handgelenk fest.

Ich stolperte zurück und drehte mich zu ihm um.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2009-03-24T00:13:08+00:00 24.03.2009 01:13
hui wie schön
ein Antrag^^
herrlich.... *schmacht*
oh bitte schreib weiter jetzt wo es so spannend wird^^
BIITTTTEEEEEEEEEEEEE!!!!!!!!!!!!!
Von: abgemeldet
2008-09-02T15:02:36+00:00 02.09.2008 17:02
Ahhh xD
Er macht ihr nen Antrag
Muahahha
*dich tätschel*
*freudig umherspringt*
*pc ab jetzt immer mit nimmt*
Schnell weiter schreiben >_<
*pc shake*
bittttttee


Zurück