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Herbstzeitlos

Kakashi x Iruka Oneshot
von

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Herbstzeitlos
 

Der Herbst ist da.

Lebe, als wäre es dein letzter Tag!

Lebe, als läge der Sommer noch vor dir,

doch vergiss nicht, dass der Winter kommt.
 

Seit Tagen hing ein dichter Regenschleier über Konoha. Straßen hatten sich in Sturzbäche verwandelt, die ganze Welt schien im Schlamm zu versinken. Vor wenigen Wochen noch genossen die Bewohner Konohas lange und heiße Sommertage, doch dann kam der Wetterumschwung ganz plötzlich: langsam aber sicher ließ sich eines nicht mehr leugnen: Der Herbst war gekommen. Endgültig und für immer. So schien es Iruka, obwohl er doch wusste, dass es bald schon Winter werden würde.

Heute hatte Iruka nicht zur Ninja-Akademie gehen müssen. Aber das lag nicht am Herbst. Das hatte ganz andere Gründe. Alle Lehrer wurden in ihrer Funktion als Ninja gebraucht. Spezialeinsatz. Auch Irukas Eltern waren beteiligt. Und das machte ihn stolz. Auch wenn er nicht so ganz wusste, worum es in diesem „Spezialeinsatz“ eigentlich ging. Der Hokage hatte von einem großen Ungeheuer gesprochen und alle Kinder im Dorf spielten „Das Ungeheuer besiegen“. Aber Iruka nicht. Der war schon lange zu alt dafür. Er würde selbst bald Ninja werden. Zu schade, dass er es nicht schon war! Dann müsste er sich nicht darüber ärgern, dass er nicht mitspielen konnte, weil das für einen Jungen in seinem Alter viel zu peinlich war. Dann wäre er auch ein Held. Er versuchte sich vorzustellen, wie es wäre, ein Ungeheuer zu töten. Auf jeden Fall würde er seinen Eltern an diesem Abend viele Fragen stellen. Wenn sie denn bis zum Abend wieder zu Hause wären. Und das hoffte er doch sehr. Obwohl so ein Kampf schon so eine Zeit dauern konnte, das wusste er auch.

So blieb ihm nichts anderes übrig, als geduldig zu Hause zu warten. Ob er das nun wollte oder nicht. Doch seltsamerweise kam ihm das Warten gar nicht so lang wie gedacht vor. Der erst sanft nieselnde, dann wieder fordernd pochende Regen vor dem Fenster schien nicht nur die Straßen der Stadt, sondern auch die Zeit an sich aufgelöst zu haben. Gebannt lauschte Iruka dem monotonen Klopfen seines Herzens, das auf seltsame Weise dem Rhythmus des Regens glich und Veränderung mit sich zu bringen schien. Mehr Veränderung jedenfalls, als der bloße Übergang vom Tag zur Nacht, der sich bereits fast vollständig vollzogen hatte oder die lange Zeit zwischen Sommer und Winter, die sich „Herbst“ nannte.
 

Die Ninja, die Konoha beschützen, sind wie Blätter im Wind.

Im Winter gibt es keine Blätter. Da ist das Land ungeschützt und kahl. Doch mit dem ersten Frühlingstag erwachen auch die Blätter. Frisch und grün, noch biegsam und unberührt bringen die jungen Ninja den Frühling in das Dorf. Und im Sommer, da sind sie dann am stärksten. Sie bedecken das, was es zu schützen gilt, wie ein dichter grüner Teppich unter dem ihre Kinder in Frieden aufwachsen können.

Doch was wird im Herbst nur aus dem Dorf? Im Herbst, da fällt selbst das stärkste Blatt vom Baum, sei es noch so grün, so wird es doch auch braun. Doch davor, bevor ein jedes sterben muss, da werden sie noch einmal richtig bunt. Überraschen mit noch nie gesehenen Farben. Rot. Gelb. Orange. Als wenn’s ein zweiter Frühling wär.
 

Die Zeit verfestigte sich erst wieder zu einer greifbaren Substanz, als das Trommeln der Tropfen an Irukas Fenster durch ein Klopfen an seiner Tür empfindlich gestört wurde. Es war ein Junge, etwas älter als Iruka selbst. Er hieß Kakashi und er war bereits seit vielen Jahren Ninja. Iruka hatte ihn immer darum beneidet. Er wollte auch gern so talentiert sein wie Kakashi. Doch heute sah Kakashi gar nicht beneidenswert aus. Alles an ihm war nass und etwas grau, wie vom Regen ausgeblichen. Seine Kleidung war schlammig und an einigen Stellen zerrissen. Iruka vermutete, dass er vom Kampf mit dem Ungeheuer zurückgekehrt war. Er fragte sich nur, wieso dieser Junge bereits gehen durfte, während seine Eltern noch auf dem Schlachtfeld ausharren mussten. Die Welt war doch ungerecht! Doch nun musste er sich erst um Kakashi kümmern. Der war doch sicher gekommen, um sich bei ihm unterzustellen. War ja auch verständlich bei dem ganzen Regen und der Kälte. Vielleicht wohnte Kakashi ja am anderen Ende des Dorfes und hatte noch einen weiten Weg vor sich.

„Du darfst gerne bleiben, bis der Regen sich gelegt hat“, sagte Iruka, „ich habe nichts dagegen“. Für einen Moment wartete er auf eine Antwort, doch anscheinend wollte Kakashi jetzt nicht reden. Vielleicht war er müde vom Kampf. So entschied sich Iruka also dagegen, ihn anstelle seiner Eltern über den großen Kampf auszufragen.

Stattdessen machte er ihm Tee und eine Wärmflasche, gab ihm einen seiner Schlafanzüge und eine warme, weiche Decke, setzte sich mit Kakashi ans Fenster und lauschte mit ihm dem Regen. Kakashi sprach nicht viel in dieser Nacht. Iruka genoss die Stille. Er kuschelte sich an Kakashi, obwohl große Jungs das eigentlich nicht tun. Aber es war zum Glück niemand da, der ihn deswegen hätte aufziehen können. Und später, es war schon tief in der Nacht, begann Iruka zu erzählen. Er erzählte von seinen Träumen und Wünschen, von seinen Illusionen und den Abenteuern seiner Eltern. Er erzählte von seiner Weltauffassung und wie der Regen seiner Meinung nach die Zeit beeinflusste. Er erzählte, wie ungerecht er es manchmal fand, dass nur Mädchen weinen durften und von seinen lustigsten Albereien in der Ninja-Akademie. Und für eine Sekunde, am Ende der Nacht, kurz vor dem Morgengrauen, schien es ihm, als seien sie soeben beste Freunde geworden. Bis er sich wieder daran erinnerte, dass er ihn noch nicht mal einen Tag richtig kannte. Da konnten sie doch unmöglich schon beste Freunde sein! Und in einer anderen schien es ihm, als hätte er sich zum ersten Mal verliebt, beziehungsweise, als fühle er das, was elfjährige sich unter Liebe so vorstellen. Bis er sich wieder daran erinnerte, dass Kakashi doch ein Junge war. Da konnte Iruka sich schließlich nicht in ihn verlieben!

Erst als der Morgen kam und der Regen etwas nachließ, machte Kakashi sich zum Gehen auf. Iruka lud ihn ein, wieder zu kommen, falls er sich noch einmal unterstellen musste, doch Kakashi winkte ab. Er sei gar nicht gekommen, um sich unterzustellen, da hätte er auch nach Hause gehen können, für ihn sei das viel näher gewesen.

Wieso er dann gekommen sei, fragte Iruka erstaunt. Auch Kakashi schien erstaunt. Ob Iruka es etwa noch gar nicht wusste? Er entschuldigte sich dafür, so unverschämt Irukas Hilfe angenommen zu haben, schließlich sei er es gewesen, der Iruka helfen sollte. Vom Hokage beauftragt. Er habe ihn in dieser Nacht etwas trösten sollen und das sei ihm ja anscheinend gelungen, so fröhlich sei ihm Iruka vorgekommen. Obwohl er zugeben musste, dass er sich selbst sehr getröstet vorkam nach dieser Nacht. Auch einem Jounin sei ab und an zum Weinen zumute. Dabei habe Iruka das Schicksal doch wesentlich härter getroffen. Er habe schließlich seine Eltern verloren.
 

So war es also Herbst, als Kakashi und Iruka sich kennen lernten und es war wieder Herbst, als sie sich zum zweiten Mal sehr nahe kamen. Beide waren sie auf einer Party, beide waren sie betrunken. Doch nur Iruka wusste zu diesem Zeitpunkt sehr gut, dass er sich – anders als er es mit elf Jahren vermutet hatte – sehr wohl in Jungen verlieben konnte. Und nur Kakashi tat das Erlebnis als jugendlichen Ausrutscher ab. Viele Jahre später sollte Iruka Kakashi hoffnungsfroh darum bitten, noch eine weitere Nacht mit ihm zu verbringen. Doch auch diesmal war es Herbst und sobald Kakashi einwilligte, spürte Iruka, dass er das, was er all die Jahre Kakashi gegenüber empfunden hatte, nicht mehr empfand. Es würde Winter werden und sobald der erste Schnee fiel, würde die flüchtige Beziehung gestorben sein, ganz wie die letzten Blätter des Baumes.

Doch dann fragte sich Iruka, wieso er das Farbenspiel des Herbstes, das letzte schrille Aufbäumen gegen den unaufhaltsamen Winter nicht ausnutzen sollte und gab sich ein letztes Mal ganz seinen Gefühlen hin.
 

Und die Blätter Konohas färbten sich rot und gelb und orange, als wollten sie eine frische Liebe feiern, doch in Wahrheit vollführten sie einen Totentanz.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  fallenshadow
2007-09-12T15:33:29+00:00 12.09.2007 17:33
Ich weiß gar nicht, was ich schreiben soll...
Die FF ist wirklich sehr traurig. Du hast mich fast zum Weinen gebracht, das ist mir noch nie passiert. Ich kann mich nicht einmal richtig für Iruka freuen, dass er wenigstens für kurze Zeit mit Kakashi zusammen ist. Es ist alles einfach so traurig.

Die Geschichte hat mich richtig verzaubert, und dein Schreibstil ist auch wunderschön und bringt alles auch sehr gut rüber. Aber trotzdem: Armer Iruka.
Von: abgemeldet
2007-08-11T21:25:25+00:00 11.08.2007 23:25
OO
schon zuende?
ich finde, es geht ein bissl zu schnell am ende...
und auch das mit irus eltern...
und dass er denne doch nix mehr fühlt...
und...
ach...
iwi gehts halt zu schnell
hätte mor ne längre story draus machbne könn/müssn...v.v
nuja...
trotzdem hast du einen TOLLEN schreibstil...
gefällt mir totaaaaaal!!! *-*
also: weiter sou!
bd
Za
Von:  Karu
2007-07-28T21:30:30+00:00 28.07.2007 23:30
Sehr schön geworden, aber ziemlich traurig.

lg Karu


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