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Future-TV

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Future-TV

Eine Extremsatire von Sascha Lantzsch
 

Er ging durch die Straßen. Die Dunkelheit hatte schon längst über die Stadt gesiegt, doch gerade deswegen ging er weiter. Er arbeitete fürs Fernsehen und sein Job begann gleich, doch er musste noch auf die richtige Gelegenheit warten, um tatsächlich mit der Arbeit anzufangen. Er liebte seinen Beruf, weshalb es ihn auch freute, ihn auszuführen, immerhin wurde er somit dafür bezahlt, Spaß zu haben.

Er bog in eine Seitengasse ein. Lange Schatten bildeten sich, wegen dem kaum vorhandenen Licht, doch das störte ihn nicht, sondern inspirierte ihn vielmehr zu seiner Arbeit, besser gesagt zu neuen Dimensionen davon.

Er dachte im Moment über neue Möglichkeiten seiner Tätigkeiten nach, als er endlich eine Gelegenheit fand, diese auszuleben.

Er blieb stehen und schaute sich langsam um. Es war niemand zu sehen außer einer Frau, die direkt vor ihm stand und gerade mal eine Entfernung von wenigen Metern hatte. Sie hatte ihn noch nicht bemerkt.

Langsam trat er in einen Schatten, der ihn ganz ausfüllte. Nun gab es keinen Mann namens Frank Hoelzel mehr, der für das Fernsehen arbeitete, sondern nur noch den Schatten, die Nacht, die Frau und das Publikum, das alles live im Fernsehen mit ansehen konnte.

Plötzlich schaltete sich die Regie über einen Knopf ein, den er im Ohr hatte und sagte ihm, er solle noch warten, da sie jetzt fanden, es wäre der richtige Moment für eine Werbepause. Also blieb er still im Schatten und wartete.

Dies störte ihn nicht, denn so konnte er sein Vorhaben noch verfeinern, noch seine perfektionistische Ader ausleben, um diesem unglaublichen dummen Haufen von Leuten, die einen Nukleus an Dummheit bildeten, aber ebenso wichtig für ihn waren, da sie immerhin entschieden was gesendet würde und was nicht, zumindest glaubten sie dies. Aber das brauchte ihn eigentlich nicht zu kümmern, solange sie ihn wie einen Gott feierten, der ihnen genau das gab, was sie wollten und davon eine ganze Menge. Er fühlte eine Woge der Kraft in sich aufsteigen und wusste jetzt schon, dass dies heute sein Meisterwerk werden würde.

Die Regie meldete sich wieder mit der Nachricht, dass die Werbung vorbei sei und er beginnen könne, wie es ihm beliebe.

Er schaute noch einmal auf die Frau. Sie stand ganz friedlich da und dachte an irgendetwas anderes, vielleicht an ihren Freund, den sie erwartete oder an den vergangenen Tag mit all seinem Leben und seinen Farben. Es amüsierte Hoelzel, dass diese Frau so unschuldig und nichtsahnend dastand, ohne auch nur den Hauch einer Möglichkeit des Wissens, gleich ein Star im Fernsehen zu sein, haben zu können. Er atmete noch einmal tief und ruhig durch, dann schritt er schnell auf sie zu und machte sich ihr bekannt, indem er ihr mit voller Wucht ein Messer in den Bauch rammte und diesen mit einer schnellen, gekonnten Bewegung öffnete. Sie stöhnte, war aber zu keinem weiteren Ton fähig, da ihr Blut die Kehle hochsprudelte und jedes vielleicht folgende Wort im Keim erstickte.

Woanders standen Millionen Menschen vor einem riesigen Monitor, der im Zentrum der Stadt aufgestellt war, und sahen den Taten unter lautem Jubel zu, dass sich zu einer Ekstase steigerte, als Hoelzel erneut auf die wehrlose Frau einstach. Die Mutter der Frau war unter den Leuten und auch sehr stolz darauf, ihre Tochter als Star der heutigen Sendung zu sehen.

Frank stach immer wieder auf sie ein und wurde dabei von dem lautem Jubel des Publikums unterstützt. Auch er geriet gerade in eine Art Ekstase, als er sein Opfer vor sich sah, dessen Leben mit jeder Sekunde weiter aus ihr wich und sich auf der dreckigen dunklen Straße ergoss. Er stach erneut zu und lauschte dem gurgelnden Geräusch des Blutes, das in die Luftröhre lief und dort Blasen bildete, während das Publikum noch lauter jubelte. Es rief nun laut Franks Namen und schrie laute Begeisterungstürme heraus, als ihr Held sein abscheuliches krankes Werk fortsetzte. Die Frau war mittlerweile unter lautem Röcheln zusammengebrochen, hielt Frank damit aber nicht ab, weiterzuarbeiten. Wieder und wieder senkte sich die nun schon rote Klinge in das Fleisch des Opfers und zerwühlte und zerriss es, was die Menge an Zuschauern nur noch weiter in Ekstase versetzte.

Langsam lies nun aber doch die Wut Hoelzels nach und so beruhigte er sich wieder und ließ von seinem noch warmen Opfer ab. Die Strasse ähnelte, mit dem überall verteilten Fleisch und Blut, dass noch weiter aus dem Körper lief, einem Schlachtfeld.

Frank stand vor den Resten, die früher einmal wie eine schöne junge Frau aussahen, und betrachtete zufrieden sein Werk, während sich auch das Publikum langsam wieder beruhigte und nach Hause ging.

Er holte ein Tuch aus seiner Tasche und wischte sich damit das Fremde leben von seinen Händen. Er sah an sich herab und bemerkte, dass auch seine Sachen von der Frau bedeckt waren und dachte wütend, dass der Sender ganz schön Ärger bekäme, wenn er ihm die Reinigung nicht bezahle. Das Säuberungsauto kam an und man begann sofort die Arbeitsreste zu entfernen, ließ es sich aber auch nicht nehmen, Frank zu seiner gelungenen Arbeit zu gratulieren.
 

Stunden später saß er zu Hause und schaltete wütend über das, immer mehr an Niveau verlierende, Fernsehen ab. Er beschloss deshalb erst einmal ein Bad zu nehmen, weshalb er sich in das Badezimmer bewegte und den Wasserhahn auf die gewünschte Temperatur drehte. Er setzte sich vor die Wanne und beobachtete das langsam einlaufende Wasser, wobei er darüber nachdachte, wie man nur so ein primitives Fernsehprogramm senden könne, wie dass, welches er eben gesehen hatte. Das war doch verantwortungslos. Dachte denn keiner darüber nach, dass auch Fernsehen einen großen Einfluss auf Menschen hatte und man diese mit solch einem Programm zu Dummheit erziehe. Dieser Gedanke machte ihn wütend.

Als das Wasser eingelaufen war, drehte er den Hahn zu und setzte sich in das heiße Badewasser. Er saß nun da und überlegte, was er tun könne, als ihm das Foto seiner Katze Felix auffiel, das er noch nicht beseitigt hatte und dies nun bereute, da es ihn an den Tod der Katze erinnerte. Sie wurde von einem Auto überfahren. Es machte ihn wütend, dass es Menschen gab, die so rücksichtslos Auto fuhren und nicht auf die Konsequenzen davon achteten. Bei weiteren Überlegungen zu diesem Thema, kam er zu dem Entschluss, dies alle läge nur am Fernsehen. Man zeigt den Leuten so lange irgendwelche braungebrannten Muskelmänner, die so Auto fuhren wie sie wollte, bis die Menschen selbst glaubten, diese zu sein und jeden Bezug zur Realität verlieren. Diese Verantwortungslosigkeit machte ihn wütend. Doch dann sah er wieder das Bild seiner Katze, welches ihn zurück in die Realität seines Badezimmers holte und er begann traurig zu weinen, was sich schließlich zu einem unglaublich Schluchzen steigerte, welches er zu beruhigen versuchte, indem er sich immer tiefer in der trostlosen Wärme des Wassers verkroch.

Am nächsten Tag ging eine unglaublich schockierende Nachricht um die Welt in der es hieß, der New-Media-Star Frank Hoelzel sei bei sich zu Hause in der Wanne ertrunken. Die Nachricht schockierte Millionen Menschen, die all nicht begreifen konnten, wie ihr Held sterben könne.



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