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Tanz aus der Reihe

Eine Naruto-OS-Sammlung
von

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Loslassen

Nagato hatte es immer gewusst, schon damals, als sie noch zu dritt gewesen waren, doch jetzt, wo sie nur noch zu zweit waren, fiel es ihm umso mehr auf. Es war nicht so, dass er es nicht verstand, denn das tat er. Sehr sogar, denn schließlich hatte auch er Yahiko geliebt – wenn auch auf andere Weise als es Konan getan hatte…immer noch tat. Vielleicht war es für sie noch schwerer als für ihn, ständig in der Gegenwart von Yahikos Abbild zu sein. Sicher war es das, denn während er kaum noch imstande zu laufen war, sich mit diesem Ding fortbewegen und dem Tendou alles überlassen musste, war Konan dazu verdammt mit ihm zu gehen. Schließlich war sie seine Partnerin oder viel mehr Pains Partnerin. Manches Mal fragte er sich, wer er eigentlich war…ob Nagato überhaupt noch existierte.

Er war zwar die leitende Kraft und damit die bedeutungsvollste, aber wollte er das auch sein? Konan kam zwar ständig zu ihm – ob nun aus Pflichtgefühl oder weil sie sich sorgte –, aber reichte ihm das? Sich in diesem schwarzen Loch zu verstecken und lediglich durch die Augen seiner sechs Pfade die Welt zu erblicken? Sein Ziel war präsent und dafür kämpfte er ja auch, doch ab und zu, da fragte er sich, ob das alles war, was er dafür tun konnte.

Möglicherweise lagen diese Zweifel an Konan, denn immer wenn sie zu ihm kam, lag da dieses Bedauern in ihren bernsteinfarbenen Augen. Bemitleidete sie ihn? Weil er hier festsaß? Weil sein Körper mittlerweile so knochig und ausgezerrt war, dass man ihn einfach nur noch als hässlich beschreiben konnte? Er war nie der Meinung gewesen, attraktiv zu sein, aber was aus ihm geworden war, war wirklich alles andere als schön.

Deshalb vermied er es seit einiger Zeit, Konan in die Augen zu sehen, wollte er doch nicht auch noch Bestätigung für seine Bedenken finden.

Ob sie sich wünschte, dass Yahiko anstatt seiner überlebt hätte? Natürlich wünschte sie sich das, denn er selbst tat es auch. Yahiko hätte sicher alles besser gemacht als er…er hatte immer gewusst, was zu tun war. Deshalb war er doch ihr Anführer gewesen.

Er senkte den Kopf ein Stück, wobei ihm die roten Strähnen noch mehr ins Gesicht fielen, doch das war einerlei – er konnte hier drin sowieso nichts Sehenswertes finden. Der Schmerz, der seinen Körper materte, pulsierte beinahe angenehm durch seinen geschwächten Leib, trieb die irrsinnigen Gedanken weit fort. Über die Jahre hinweg hatte er sich an sein Leiden gewöhnt, kannte es gar nicht anders. Das war sein Schicksal und wenn er irgendwann die Welt erschaffen hatte, die er anstrebte, dann würde wenigstens Konan ein schönes Leben haben.

Vielleicht würde sie sich wieder neu verlieben, jemanden finden, mit dem sie eine Familie gründen konnte. Das hatte sie verdient und er wünschte es sich wirklich für sie.

Dass er dabei das unangenehme Ziehen in seiner Brust ausblenden musste, war einerlei, denn eigentlich durfte er gar nicht so fühlen. Es stand ihm einfach nicht zu, weil sie die Freundin seines besten Freundes gewesen war. Das hatte niemals ausgesprochen werden müssen und Nagato hatte sich wirklich für die beiden gefreut…er hatte nur gehofft, es hätte länger gehalten.

Dass er inzwischen so anders im Bezug auf Konan fühlte, lag vermutlich daran, dass sie das Einzige war, das ihm geblieben war. Die einzige Person auf der Welt, für die er noch etwas Positives empfinden konnte.
 

Er zuckte zusammen, als ihn ein zarter Lufthauch streifte, kaum wahrnehmbar und doch so intensiv, dass sein Kopf augenblicklich hoch ruckte. Ein kleines Papierblatt landete vor ihm auf den Boden und machte ihm deutlich, dass er sich nicht geirrt hatte. Binnen weniger Sekunden formten sich die Blätter zu Fingern, die ihm sanft die Haare aus dem Gesicht schoben und er ließ es zu. Konans Kunst war immer schon etwas Hübsches an sich gewesen, aber mittlerweile war sie ebenso gefährlich.

„Nagato.“

Er konnte nicht genau sagen, woran es lag, aber es beruhigte ihn jedes Mal, wenn er seinen Namen aus ihrem Mund hörte. Kaum einer kannte ihn überhaupt unter diesem Namen.

„Konan.“

Ein Lächeln so dünn wie Papier legte sich auf ihre anmutig geschwungenen Lippen und die Finger fielen zurück an ihre Seite. Nagato ertappte sich bei dem Wunsch, sie hätte ihn länger berührt.

„Ich bringe Neuigkeiten“, fuhr seine Freundin fort und er horchte auf. „Kakuzu und Hidan haben den Nibi ausfindig machen können – sie sind bereits in der Nähe von Kumo-Gakure.“

Das ging wirklich schnell, wenn man bedachte, dass sie Nibi erst vor Kurzen in der Gestalt einer Kunoichi namens Nii Yugito entdeckt hatten. Aber beschweren würde er sich über diesen Verlauf mit Sicherheit nicht – das kam sehr gelegen.

„Madara ist schon informiert.“

Nagato hob eine Braue.

„Du hast ihn kontaktiert?“, erkundigte er sich dann langsam, doch Konan schüttelte den Kopf.

„Er hat sich die Informationen selbst beschafft.“

Der Rothaarige nickte verstehend.

„Es scheint keinem von ihnen aufzufallen, dass er ständig in der Nähe ist.“

„Ich denke nicht, dass ihn jemand außer uns oder Itachi überhaupt bemerkt.“

Vermutlich nicht, denn die meisten Mitglieder hielten den hyperaktiven Jungen mit der Maske für einen inkompetenten Spinner ohne Sinn und Verstand. Wenn sie wüssten, wer sich dahinter verbarg, hätten sie vielleicht anders reagiert. Allen voran Deidara…

„Zetsu?“, fragte er weiter und Konan zögerte nicht mit einer Antwort.

Was das Beschatten von Leuten anging, so war sie beinahe ebenso talentiert wie der Pflanzenmann, schließlich waren ihre Jutsus ziemlich unauffällig.

„Er hat sich an die Fersen von Kisame und Itachi geheftet.“

„Ich nehme an, auf Madaras Befehl hin.“

„Wahrscheinlich.“

Nagato hatte zwar keine Ahnung warum, aber ihm war nicht entgangen, dass sich der Clan-Gründer des Öfteren nach Itachi erkundigte. Jeder, der Uchiha Madara kannte, wusste, dass das kein bloßes Interesse oder gar familiäre Beweggründe sein konnten, doch er würde nicht fragen. Falls Madara es für nötig erachtete, ihn darüber aufzuklären, würde er es tun.
 

„Du hast schon wieder abgenommen.“

Er blinzelte einmal, war ganz in seine Gedanken vertieft gewesen, so dass ihn die Worte erst nach einer Weile erreichten. Als er realisierte, was sie bedeuteten, kam er nicht umhin, sie verwirrt anzuschauen. Ihm selbst fiel so etwas gar nicht mehr auf, aber Konan schien sich immer noch um ihn zu sorgen. Sicher, schließlich war auch er der Letzte, der ihr geblieben war.

„Du brauchst dir keine Sorgen um mich machen. Es geht mir gut.“

Natürlich entsprach das nicht der Wahrheit, denn sein Jutsu saugte ihm alles Chakra, das er besaß, ab und es war ungewiss, inwiefern das seine Lebenserwartung beeinflussen würde.

„Lüg mich nicht an.“

Konans Stimme war ruhig, wie sie es immer war, aber ein harscher Klang, der ihre Verärgerung deutlich machte, schwang mit. Es ließ das schlechte Gewissen in ihm aufkeimen. Das nächste, das er sagte, rutschte ihm mehr raus. Unnatürlich, sonst wählte er all seine Worte mit Bedacht.

„Ich sterbe nicht, bevor unser Ziel erreicht ist.“

Kaum dass der Satz über seine spröden Lippen geglitten war, änderte sich etwas in Konans sonst so ausdrucksloser Mimik. Sie beide hatten über die Jahre hinweg gelernt, ihre Emotionen zu verbergen – sogar voreinander. Jetzt jedoch loderten die Bernsteine in einem Feuer, das er längst verloschen geglaubt hatte, und die Wut darin galt zweifellos ihm.

„Hörst du dir selbst zu, Nagato?“

Darauf wusste er keine Antwort zu geben, weil er nicht wusste, was so schlimm an dem Gesagten war. Er verstand nicht.

„Vielleicht ist es dir nicht klar, aber es gibt noch jemanden, dem du etwas bedeutest. Willst du mich ebenso im Stich lassen wie Yahiko es getan hat?“

Sie hatten es niemals totgeschwiegen, weil er die Erinnerung wert war, doch gerade jetzt schmerzte es Nagato, an seinen besten Freund zu denken. Er schloss kurz die Augen, atmete tief durch.

„Yahiko wollte, dass du lebst…und ich will das Gleiche.“
 

Als er wieder aufschaute, war ihm Konan noch näher und es ließ sein Herz höher schlagen, ohne dass er es aufhalten konnte. Sie war so schön geworden…genau wie Jiraiya es vorausgesagt hatte. Wie gern hätte er ihr durch die blauen Haare gestrichen, die Origami-Blume berührt oder ihre zusammengepressten Lippen ge…

„Interessiert es einen von euch vielleicht auch mal, was ich will?“, brachte seine Freundin hervor und er hielt inne.

Konan rutschte noch ein wenig mehr zu ihm heran, saß praktisch auf der hölzernen Vorrichtung, in der er sich bewegen musste, weil seine Beine ihn nicht mehr tragen konnten. Er schluckte hart, als sie die Handflächen gegen seine ausgemergelten Wangen drückte und sein Gesicht in ihre Richtung drehte, so dass er ihr nicht länger ausweichen konnte.

„Yahiko wurde mir bereits genommen…dich will ich nicht auch noch verlieren, Nagato.“

Ihm wurde seltsam warm, als er das hörte und doch konnte er es nicht genießen. Weil Konan nur einen guten Freund in ihm sah…und er…er war…

„Warum verstehst du das nicht?“

Beharrlich fixierte er das Piercing unter ihrer Lippe, wie es sich beim Sprechen bewegte, doch lange konnte er sich damit nicht ablenken. Wie von selbst begegnete er Konans Blick und er wollte am liebsten darin versinken. Sein trockener Mund öffnete sich, um zu widersprechen, doch kein Ton entglitt seiner Kehle…weil Konan dafür sorgte.
 

Er hatte sich viel zu oft vorgestellt, wie es wäre, diese junge Frau zu küssen, ihre Lippen zu spüren, ihr auf diese Weise so nahe zu sein…und doch hatte er nicht damit gerechnet. Die Rinnegan weiteten sich und er hielt die Luft an, konnte damit nicht umgehen. Es wurde ein sanfter, kurzer Kuss und als sich seine Freundin von ihm löste, lag ein feiner Rotschimmer auf ihren Wangen. Nagato fühlte sich lediglich überrumpelt, starrte sie immer noch an…nicht zuletzt, weil das gerade eben sein erster Kuss gewesen war. Es war nie Zeit für so etwas gewesen und das einzige Mädchen, für das er sich je interessiert hatte, war schon immer Konan gewesen.

„Ich…bin nicht er.“

Es war das Beste, das ihm einfiel, und gleichzeitig das Dümmste, das er hätte vorbringen können. Konans finsterer Ausdruck machte es ihm deutlich und er fühlte sich nur noch überfordert mit der Situation. Die schlanken Hände lösten sich von seinen Wangen und er vermisste sie sogleich.

„Ich weiß genau, wer du bist, Nagato.“

Er hatte sie verletzt, das machte sie ihm deutlich und es tat ihm leid. Dennoch verstand er nicht.

„Ich werde Yahiko nie vergessen und es tut mir weh, sein Gesicht immer wieder zu sehen…aber ich weiß, dass er nicht mehr da ist.“

Wenn das stimmte, so war es ihr vermutlich schneller gelungen, sich das klar zu machen, als ihm selbst. Konnte er seine Gefühle deshalb nicht zulassen? Weil er sich schuldig gegenüber einem Toten fühlte? Anscheinend war selbst Gott nicht unfehlbar.

Im nächsten Moment spürte er Konans Körper an seinem, wie sie sich an ihn lehnte und er befürchtete, sie könnte sich an seinen hervorstehenden Knochen stoßen. Das schien nicht der Fall zu sein und trotzdem fühlte er sich unwohl. Konan musste es merken, denn sie streichelte ihm leicht über den Unterarm.

„Wir sollten endlich loslassen, Nagato. Nur dann können wir nach vorn schauen und seinen…unseren Traum verwirklichen. Wir beide…zusammen.“

Das klang gut und er war geneigt, ihr nachzugeben, weil er innerlich wusste, dass sie Recht hatte. Sie war sein Engel…sie musste im Recht sein. Er senkte die Lider ein Stück, fühlte sich mit einem Mal so erschöpft und doch voller Glück. Konans Nähe tat ihm gut, das war schon immer so gewesen und jetzt, wo sie an seiner Seite saß und ihn so sanft berührte, wollte er nur noch, dass die Zeit stehen blieb.

Vorsichtig hob er seine eigene, knochige Hand und legte die dürren Finger auf ihre, verschränkte sie miteinander. Es war die stille Zustimmung, die Konan von ihm verlangte und das Lächeln auf ihren rosigen Lippen bestätigte ihm das. Nagato konnte nicht verhindern, dass auch seine Mundwinkel nach oben zuckten – es war das erste Lächeln seit Jahren.

An diesem Tag hätte seinetwegen die Welt untergehen können, Konans Körper, wie er sich an seinen schmiegte, ihre Lippen, wie sie sich mit den seinen vereinigten…ihre ineinander verhakten Finger, das war alles, was ihn in diesem Augenblick kümmerte.

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So, mein erster "richtiger" Nagato/Konan-OS und ich sag's gleich - die Idee kam mir spontan.

Hab mir neulich noch mal das letzte Naruto-Kapitel angeschaut und ich fand Nagato darin einfach so unheimlich toll! *_*

Vor allem seine letzten Worte...und da ich Konan auch einfach liebe, musste ich etwas zu den beiden schreiben.

Er ist nicht sehr lang, aber ich finde ihn dennoch ganz gut gelungen.

Verbesserungsvorschläge werden natürlich trotzdem gern angenommen, bin ganz Ohr! ^^

Hoffe, er hat jemandem gefallen!

Bis demnächst!

lg

Pia



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  klene-Nachtelfe
2011-08-25T16:12:45+00:00 25.08.2011 18:12
Oha der OS ist wieder sehr berührend und unglaublich schön geworden!!!
Zum greifen nah die Situation!
TOLL!!! xD
LG -^.^-
Von:  xTsukuyomi
2011-08-25T03:45:59+00:00 25.08.2011 05:45
Du machst mich einfach nur glücklich und mit diesem OS hast du auch einfach wieder so viele Emotionen reingebracht, dass man das echt erst verarbeiten muss.
Die Darstellung ist wundervoll! Genauso stellt man sich eine Beziehung mit den beiden vor - also ich zumindestens. Was mir am besten gefällt ist, dass du es angesprochen hast, dass es Konan weh tun muss, Yahiko immer zu sehen - darüber hab ich auch schon nachgedacht.

Super Arbeit! ♥
Von:  Miralana
2011-08-24T21:34:43+00:00 24.08.2011 23:34
Ich lasse den One Shot jetzt seit einiger Zeit auf mich wirken und ich finde ihn toll.
Es ist dieses Gefühl von Melancholie, dass mich gerade total anspricht und einfach wundervoll zu den beiden passt.
Konan wirkt auf mich in diesem One Shot sehr stark, was irgendwie an dieser Stelle: „Wenn das stimmte, so war es ihr vermutlich schneller gelungen, sich das klar zu machen, als ihm selbst.“ sehr klar wird. Sie wirkt stärker als Nagato, der irgendwie schon aufgegeben zu haben scheint. Diese Worte, er würde nicht sterben, bevor das Ziel nicht erreicht sei... Er scheint mit seinem Leben schon abgeschlossen zu haben, nur noch für das Ziel zu leben, was er ja auch getan hat.
Und das du das darstellst, finde ich sehr toll. Konan war für mich Emotional immer stärker als Nagato, und das schreiben die wenigsten. Nagatos Gedanken an sich sind auch verdammt toll beschrieben, so stelle ich es mir vor. Oder jedenfalls so ähnlich.
Und das Ende dann, wo Konan diejenige ist, die auf ihn zugeht. Hach... Toll, wirklich toll. :3
Weiter so.
Und danke für die Widmung. *__*


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