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Tanz aus der Reihe

Eine Naruto-OS-Sammlung
von

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Fadenkreuz

Das Schicksal ging nicht selten seltsam verworrene Wege, die man nachher nicht mehr zurückverfolgen konnte, um wenigstens etwas Logik mit einzubringen. Hatake Kakashi wusste das sehr gut, denn sein gesamtes Leben bestand aus einem einzigen Labyrinth, dessen Gänge ins Unergründliche führten. Angefangen bei dem Selbstmord seines Vaters, fortführend mit seiner viel zu kurzen Freundschaft mit Obito, dem Team sieben und Sasukes Verrat...da kam einiges zusammen. Kakashi hatte nie erwartet, dass er irgendwann einmal ein halbwegs geregeltes Leben führen würde und er wusste, dass er trotz seiner vielen Fehler weitere begehen würde. Der Mensch lernte niemals aus und Kakashi bildete sich nicht ein, besonders weise zu sein, nur weil er so vieles erlebt hatte.
 

Allerdings…gab es Fehler, die man vermeiden konnte…schlecht getarnte Fallen, die offensichtlich zuschnappen würden. Wer in dieses offene Messer rannte, war selbst schuld, denn er hatte nichts begriffen. Kakashi war einige Jahre bei der ANBU gewesen und dementsprechend hatte er gelernt, mit seinen Gefühlen umzugehen – sie komplett auszuschalten, das war unmöglich. Wer sich tatsächlich einbildete, dies sei so einfach, der war ein Idiot – er selbst hatte es damals bei seinem Teamkameraden miterlebt. Obito hatte ihm die Augen geöffnet, ihm gezeigt, wie verblendet er gewesen war und er hatte ihm die Bedeutung vom Zusammenhalt der Gruppe beigebracht – Kakashi hätte sich nur gewünscht, dass der Uchiha dafür nicht so einen hohen Preis hätte bezahlen müssen. Bei dem Gedanken kam er nicht umhin, die Narbe an seinem momentan entblößten Sharingan mit zwei Fingern zu berühren und traurig zu lächeln.
 

Ein leises Seufzen verließ gleich darauf seinen Mund, wurde aber von dem Stoff seiner Maske gedämpft, so dass es weiterhin recht still im Raum blieb. Helles Mondlicht schien durch eines der kaputten Fenster in der kleinen Hütte, die jenseits der Zivilisation lag…ein Ort, den niemand mehr besuchte. Den Blick auf die morsche Holztür gerichtet, stützte er das Kinn auf den Handrücken, während sein Ellenbogen auf seinem Knie Halt gefunden hatte. Der Wind rauschte leise am Fenster vorbei und – vermutlich – ein Uhu stieß schrille Laute aus, erinnerte den Jo-nin daran, dass es keine Garantie dafür gab, dass hier nicht doch einmal jemand vorbei kommen würde. Er hoffte, dass dies niemals passieren würde, denn das Bild, das sich den unerwünschten Besuchern geboten hätte, wäre schwer zu verstehen gewesen.
 

Kakashi drehte den Kopf ein wenig nach links, die verschieden farbigen Iriden auf den Mann gerichtet, der ihn dazu gebracht hatte, einen weiteren Fehler in seinem Leben zu begehen. Der schwarze Mantel mit den roten Wolken, der eigentlich ein Symbol war, lag ausgebreitet unter dem schlanken, wenn auch trainierten Körper, dessen blasse Haut im Mondlicht zu leuchten schien. Die roten Augen, die sich noch vor kurzem intensiv in die seinen gebohrt hatten, waren nun unter mit auffällig langen Wimpern versehenen Lidern versteckt. Kakashi nahm sich Zeit, die unleugbar femininen Züge zu mustern, die gerade Nase, die hohen Wangenknochen, die feinen Linien die sich schräg an diesen abzeichneten. Uchiha Itachi war rein äußerlich beurteilt ein hübscher Mann…das konnte niemand bestreiten. Unweigerlich fragte sich der Silberhaarige, ob er ihn überhaupt so bezeichnen konnte…als Mann, denn er wirkte gerade jetzt, wo er so friedlich neben ihm schlief, mehr wie Junge…und die Ähnlichkeit zu Sasuke bereitete Kakashi jedes Mal wieder Schmerzen in der Brust, denn sie erinnerte ihn daran, dass das, was er hier tat, falsch war. In jeder Hinsicht war es falsch.
 

Er hinterging mit dem, was er eben getan hatte, nicht nur Konoha oder die Hokage…nicht nur Naruto und Sakura, die alles taten, damit Sasuke zu ihnen zurückkehrte…er verriet sich auch selbst. Der Jo-nin fuhr sich durch das schief abstehende Haar, schloss für einen Moment die Augen und ließ die Ereignisse Revue passieren; was war in ihn gefahren? Er konnte es nicht erklären, nicht einmal sich selbst…vielleicht wollte er es auch nicht, weil die Antwort ihm noch weniger gefallen würde, als die Frage. Das Fazit war eindeutig: Er hatte mit einem der meistgesuchten Verbrecher geschlafen. Mit einem Mitglied der Akatsuki. Mit demjenigen, der Sasukes Leben zerstört hatte und damit auch für das Leid seines Teams verantwortlich war.
 

„…Sie bereuen es schon.“

Kakashi hob die Lider wieder, richtete seinen Blick auf den Uchiha, der ihn aus seinen glutroten Iriden heraus anschaute. Er würde nie vergessen, wie er einmal 72 Stunden in dem Albtraum gefangen war, den die Mangekyo Sharingan herbeigeführt hatten. Trotzdem fühlte er eine geradezu beängstigende Ruhe in seiner Gegenwart…er seufzte leise.

„Natürlich.“

Itachi schien mit der Antwort gerechnet zu haben, denn er nickte nur kaum merklich und zog den Mantel dann um seinen entblößten Körper, senkte die Lider ein wenig. Dass dies Resignation ausdrücken sollte, daran wollte der Jo-nin nicht so ganz glauben. Eine Weile sagte keiner von ihnen beiden ein Wort und dann war es ausgerechnet der Uchiha, der die Stille brach.

„Es wird nichts ändern.“

Der Ältere hob eine Braue, fragte sich, ob das sein Ernst war, denn sie beide wussten ja wohl, dass es einiges änderte. Es sei denn, Itachi hatte sich tatsächlich nur einen Spaß mit ihm erlaubt…und er war dumm genug gewesen, drauf hereinzufallen. Eigentlich war das sehr viel wahrscheinlicher als die Vermutung, da könnte wirklich…nein. Manche Dinge sollte man sich besser nicht mal vorstellen.

„Es hat sich schon etwas geändert.“

Die Sharingan blickten unter den gesenkten Lidern zu ihm hoch, allerdings sagte er nichts.

„…und ich denke, das weißt du.“
 

Kakashi brauchte keine Reaktion, um zu erkennen, dass Itachi es wirklich wusste, denn er viel zu intelligent, um so etwas zu übersehen. Vielleicht war es sogar geplant gewesen. Möglicherweise war das alles nur ein Spiel, in dem er letztendlich der Verlierer war. Kakashi hatte sich immer für logisch denkend gehalten…aber hier hatte er auf ganzer Linie versagt.

„Warum?“

Er hatte weder Lust, seine Frage noch näher zu erläutern, noch bedurfte es weiterer Ausführungen, denn der Uchiha hatte ihn bestimmt verstanden. Der Beweis wurde ihm nicht sofort geliefert, denn Itachi ließ sich Zeit, bevor er den Mund öffnete.

„Eine Laune…möglicherweise…“

Der Jo-nin schnaubte leise, gefiel ihm die Antwort, die er soeben bekommen hatte, nicht.

„Wegen einer Laune also…“, wiederholte er mehr zu sich selbst und ihm entging dabei Itachis Blick.

Hätte er hingesehen, hätte er vielleicht etwas erkannt, was ihn an der Gleichgültigkeit des anderen hätte zweifeln lassen. Doch er wandte den Blick lieber wieder ab, schaute zum Mond, ohne dass seine Gedanken diesem wirklich galten. Was hatte er auch erwartet? So naiv war er doch eigentlich gar nicht…und das hier war nicht der erste One-Night-Stand, den er in seinem Leben gehabt hatte. Er war nicht für feste Bindungen gemacht, das wusste er schon eine ganze Weile und Sex war ausreichend – wenn auch nicht so erfüllend wie vermutlich die große Liebe. Es machte ihm nicht wirklich etwas aus, weil er sich damit abgefunden hatte, dass er immer allein sein würde. Außerdem war das Leben so ungezwungener…er musste sich nicht zwischen Mann und Frau entscheiden, sondern konnte wählen, weil er sich nicht an eine einzelne Person band. Er fragte sich nur, warum es ausgerechnet Uchiha Itachi hatte sein müssen…denn weil es sich um ihn handelte, war es nicht so einfach, wie es hätte sein können.
 

„Tust du es mit vielen Leuten? Aus einer Laune heraus?“

Die Worte waren ihm mehr herausgerutscht und auch wenn er die Bitterkeit auf der Zunge schmeckte, so konnte man seinem Tonfall nichts davon entnehmen. Eigentlich ging ihn das nichts an, weil sie einander keinerlei Rechenschaft schuldig waren…und er sah Itachi auch nicht an, wartete.

„…es tut mir leid, wenn ich diesen Eindruck vermittle.“

Ausgewichen. Er war noch nicht mal auf die Anspielung eingegangen, reagierte nicht zornig oder dergleichen. War es überhaupt möglich, in diesem Menschen zu lesen? Wohl kaum…und Kakashi musste sich eingestehen, dass er enttäuscht war.

„Allerdings sollten Sie sich lieber mit Ihren eigenen Motiven als den meinen beschäftigen.“

Gekontert…Kakashi hatte den Wink verstanden und unabhängig davon musste er schmunzeln – sicher war er nicht besser als der Uchiha. Dieser war an diesem Desaster nicht allein Schuld…er hatte das Angebot eröffnet, der Ältere es dagegen angenommen.

„Da hast du vermutlich Recht.“
 

Es war schwer, Gesprächsthemen zu finden, wenn man einander kaum kannte und der Jo-nin war nicht sicher, ob er überhaupt reden wollte. Nach Itachis Verschwinden aus Konoha waren einige Gerüchte aufgekommen. Aussagen wie zum Beispiel, dass der Uchiha sich schon immer seltsam benommen hatte, dass er psychisch gestört…verrückt war. Kakashi konnte diese Meinung nicht teilen, denn Itachi wirkte wie ein völlig normal denkender Mensch – sah man von der Tatsache ab, dass er seinen Clan abgeschlachtet hatte. Damals hatte er wenig mit ihm zu tun gehabt, doch er schien vom Hörsagen und den wenigen Eindrücken her ein sehr höflicher, lieber Junge gewesen zu sein…es war nur natürlich, dass man an einem Mörder und Verräter kein gutes Haar lassen wollte. Andere behaupteten, er hätte eine falsche Erziehung genossen, sein Vater hätte ihn vielleicht misshandelt und es sei dieser Hass gewesen, der ihn dazu getrieben hatte, alles und jeden auszulöschen. Kakashi hatte sich vorgenommen, sich kein Urteil darüber zu erlauben, denn jemand, der nichts wusste und nur spekulieren konnte, hatte seiner Meinung nach kein Recht, solche Behauptungen in die Welt zu setzen. Fakt war jedoch, dass Itachi seine Familie getötet und seinen Bruder traumatisiert zurückgelassen hatte – das reichte, um ihn zu verabscheuen.
 

„Ich möchte dich etwas fragen.“

Er sah wieder zu dem Uchiha, der die Augen inzwischen wieder geschlossen hielt, doch Kakashi wusste, dass er nicht schlief. Da eine Erwiderung ausblieb, fuhr er einfach fort.

„Ich nehme an, dass du nicht antworten würdest, wenn ich dich nach deinen Gründen für den Mord an deinem Clan fragen würde. Deshalb stelle ich eine andere Frage. Wie weit wirst du dein Spiel noch treiben?“

Kakashi hatte nicht erwartet, dass er dadurch etwas erfahren würde – aber er hatte auch nicht damit gerechnet, dass Itachi lächeln würde. Es war ein merkwürdiges Lächeln…eines, das keinerlei Gefühl ausdrückte, es war falsch.

„Ich nehme an“, begann er und kopierte damit seine Worte. „…dass Sie damit sowohl sich selbst als auch Sasuke meinen.“

Das Sharingan glomm auf, als Itachi eines seiner Lieder hob und ihn fixierte.

„Ist es nicht so, Kakashi-san?“
 

Einfach zu durchschauen…er schloss kurz die Augen, ehe er wieder zu ihm sah und dann knapp nickte.

„So ist es.“

Itachi richtete sich daraufhin auf und tat es dem Älteren gleich, indem er sich gegen die Wand lehnte. Das offene, dunkle Haar floss ihm über die Schultern, bildete einen starken Kontrast zu seiner hellen Haut. Als sich die roten Augen auf ihn richteten, war jegliche Wärme aus ihnen gewichen und der gefühllose Ausdruck ließ den Jo-nin für einen Moment den Atem stocken; es schien, als hätte er tatsächlich noch nicht vergessen, was der Uchiha ihm einst angetan hatte. 72 Stunden…gefangen in der Hölle…und selbst jetzt entließ er ihn nicht aus dieser, hatte eine neue Ebene erreicht.

„Solange bis Blut fließt.“

Kakashi zuckte gegen seinen Willen zusammen, als er die kalten Worte vernahm und er fragte sich, warum das so war; dass der andere ein skrupelloser Mörder war, hatte er doch bereits unter Beweis gestellt.

„Und es wird nicht das meine sein.“
 

Eine klare Ansage und das war auch besser so, denn um den heißen Brei herumzureden, änderte nichts. Damit waren die Fronten wohl geklärt.

„Dann wird es meine Aufgabe sein, dies zu verhindern“, gab er zurück, nachdem er seine Stimme wieder gefunden hatte, und löste den Blick nicht von ihm.

Er war überrascht, als Itachi sich erhob und seine Kleidung zusammensuchte, ihn dabei völlig ignorierte. Nichts anderes hätte er erwarten sollen…aber trotzdem kam es unerwartet. Vielleicht hätte er eher Erleichterung spüren sollen, doch dem war nicht so…obwohl sie die Nacht miteinander verbracht hatten, fühlte er sich unbefriedigt. Allerdings bezog sich Letzteres auch nicht auf etwas Sexuelles…viel mehr hatte er das Gefühl, etwas zu übersehen…oder vergessen zu haben.

„Sie werden scheitern.“

Er hob den Kopf, beobachtete, wie der Uchiha in seine Hosen schlüpfte, wobei er ihm den Rücken zugewandt hatte. Kakashi verengte die Augen zu schmalen Schlitzen, doch er entgegnete vorerst nichts, stand lediglich auf – zumindest seine Hosen hatte er bereits nach ihrem Akt wieder angezogen.

„Und wissen Sie, warum das so ist?“

Der Jo-nin aus Konoha-Gakure trat ein paar Schritte näher, bis er knapp hinter ihm stand. Er fixierte die Stelle zwischen den geschmeidigen Schulterblättern, über die sich porzellanfarbene Haut spannte und die teilweise von schwarzen Strähnen verdeckt wurde. Ihr Größenunterschied war nicht auffallend groß, es mochten fünf Zentimeter sein, die Kakashi ihm voraus war…möglicherweise auch weniger. Ein Zucken ging durch seine rechte Hand, doch er ließ nicht zu, dass er schon wieder den Verstand hinter das Verlangen stellte.
 

„Sag du es mir.“

Kakashi hatte viele Shinobi kennen gelernt und er war sich bewusst, dass es einige gab, die schneller waren als er. Zudem wusste er ebenso, dass man einigen von ihnen ihre Kraft nicht körperlich ansah…das verleitete dazu, zu unterschätzen – das beste Beispiel war wohl Sakura. Niemand traute einem schmächtigen Mädchen zu, dass dieses in der Lage war, Felsen zu zertrümmern. Trotzdem war er überrascht, als er sich innerhalb von Sekunden auf dem Boden wieder fand – Itachi über ihm, die schwarzen Nägel in seine Schultern gekrallt. Er hob eine Braue, begriff, dass er soeben einen Fehler gemacht hatte; unter anderen Umständen ließ er sich nicht so leicht überwältigen. Itachis Gesicht war seinem so nahe, dass ihn die feinen Haarspitzen berührten und er den leicht beschleunigten Atem hören konnte – dennoch klang Itachis Stimme ruhig.

„Verstehen Sie nun?“, wisperte er und Kakashi blickte ihm in die Augen, die etwas in sich trugen, das er nicht zuordnen konnte. „Selbst wenn ich Ihnen den Rücken kehre oder schlafe…Sie sind nicht länger imstande, mir etwas entgegen zu setzen.“
 

Schachmatt gesetzt…einfach so. Mit genau diesem Satz, der voll ins Schwarze getroffen hatte…und Kakashi verstand nichts mehr. Vor ein paar Jahren, da waren sie in einer ähnlichen Situation gewesen; Itachi hatte ihm das Leben gerettet und war danach verschwunden. Der Jo-nin hatte seine Schuld beglichen, indem er kein Wort darüber verloren hatte…er hatte den Vorfall vergessen wollen. Sie hatten sich danach zweimal wieder gesehen und keines der beiden Treffen war eine schöne Erinnerung. Beim ersten Mal hatte er ziemlich lange im Krankenhaus gelegen und das andere Mal war auch nicht besonders ungefährlich gewesen. Kakashi war gewöhnlich niemand, der es bevorzugte, mit dem Feuer zu spielen…aus welchem Grund also kam er nicht mehr von diesem einen Nuke-nin los?

„…ich weiß.“

Er brachte ein halbherziges Lächeln zustande, seufzte leise und erwiderte den nun mehr irritierten Blick seines Gegenübers.

„Und was genau finden Sie daran amüsant?“, fragte dieser flüsternd zurück.

„Überhaupt nichts.“

„…“

„…“

„Sie sind wirklich ein seltsamer Mensch.“
 

Nachdem Kakashi nicht widersprach, entließ ihn der Uchiha aus seinem Griff und machte sich daran, sein Shirt wieder anzuziehen. Der Jo-nin richtete sich ebenfalls wieder auf und verfolgte mit, wie der Stoff den Körper bedeckte. Noch immer hatte er keine Lösung für sein Problem gefunden und es einfach zu verdrängen…er wusste, dass er unzufrieden sein würde, egal, was nun kommen würde.

„Es ist Ihre letzte Chance, Kakashi-san.“

Der Angesprochene hob eine Braue, hatte das Angebot genau vernommen – dennoch zweifelte er an der Ernsthaftigkeit dieser Worte. Er konnte nicht glauben, dass Itachi sich wirklich von ihm gefangen nehmen lassen würde, geschweige denn umbringen. Wollte er ihn auf die Probe stellen? Nun, wenn das so war…
 

Natürlich war das Angebot nicht ernst gemeint…Itachi wusste, dass der Silberhaarige nicht darauf eingehen würde. Davon abgesehen hätte er sich niemals von seinem Plan abbringen lassen – sein Tod würde Sasuke allein gebühren und bis dahin musste unter allen Umständen überleben. Das Lamm führte sich selbst zur Schlachtbank…wie bitter, aber er würde sowieso nicht mehr allzu lange leben – dafür sorgte die Krankheit. Er erwiderte den Blick des Älteren ruhig, sah zu, wie es hinter dessen Stirn arbeitete, wusste, dass er ihn einzuschätzen versuchte. Sollte er sich vergebliche Mühe geben, denn wenn der Uchiha sich nicht einmal selbst verstand, wie sollte es dann seinem Gegenüber gelingen? Das alles…es war einfach passiert…angefangen mit ihrer damaligen Begegnung, bei der er ein Risiko eingegangen war. Warum hatte er sich so darauf verlassen, dass Kakashi ihn nicht verraten würde? Warum war er geblieben, als sie mehr durch Zufall aufeinander getroffen waren? Kisame würde später sicher unangenehme Fragen bezüglich seines Verschwindens stellen, dafür kannte er seinen Partner…noch so ein Problem, das er sich hiermit aufgeladen hatte. Wofür eigentlich? Ein bisschen körperliche Befriedigung? Nein…das war es nicht gewesen, sondern…
 

Er zuckte zusammen, als ihn ein sanfter, aber bestimmter Schubs gegen die Wand stoßen ließ und verwirrt sah er auf, direkt in die verschieden farbigen Augen. Still nahm er es hin, dass der Jo-nin seine Handflächen neben seinem Kopf abstützte, ihn fest fixierte. Eine eigenartige Wendung…doch er vermied es, irgendetwas dagegen zu unternehmen, wartete lieber ab.

„…ich mag es nicht, wenn man mit mir spielt.“

So war das also? Itachi hätte ihn nur zu gern belächelt, doch er ließ es bleiben, zeigte keine Regung; sollte er ruhig denken, dass er nur ein Spiel mit ihm trieb. Seine wahren Motive konnte er niemandem erzählen – es hätte ihm auch keiner geglaubt.

„Und ich werde dir niemals vergeben.“

Itachi hoffte schon lange nicht mehr auf Vergebung…sie stand ihm schlicht nicht zu und es wäre vermessen gewesen, sie zu erbitten. Deshalb nickte er bloß, wurde allerdings im nächsten Moment stark verunsichert, als sich unerwartet eine Hand auf seine Augen legte, ihm die Sicht nahm und ihn in Dunkelheit hüllte. Was sollte das nun werden? Vielleicht hatte er sich ja überschätzt und Kakashi war doch in der Lage, ihm zu trotzen?

„Was auch immer deine Gründe gewesen sein mögen…sie rechtfertigen nichts.“

Auch das entsprach bestimmt der Wahrheit, egal, wer ihn zu dieser Tat getrieben hatte…die Entscheidung hatte nur bei ihm allein gelegen. Das leise Rascheln ließ ihn aufhorchen, seine Sinne spannten sich und er war versucht, die Hand, die seine Augen bedeckte, weg zu schlagen.

„Wenn wir uns das nächste Mal sehen…werde ich dich töten.“
 

Itachi öffnete seinen Mund reflexartig, kaum dass sich heiße Lippen auf die seinen pressten – gewiss war es unter der Maske sehr stickig. Sein Zögern galt nicht lange, legte er doch in der nächsten Sekunde die Finger an die Wangen des Jo-nin, prägte sich die leicht raue Haut ein…ertastete jede Unebenheit, Einkerbung, während die fremde Zunge in seinen Mund eindrang. Er ließ es zu, schmeckte ihn, herb, männlich…es war sein erster Kuss. In gewisser Weise hatte Kakashi Recht gehabt…manchmal schlief er aus einer Laune heraus mit denen, die sich gerade anboten. Es half, zu verdrängen…und wenn der Kopf nur für kurze Zeit leer war, ausgefüllt von Lust. Primitiv, ja, ebenso effektiv…aber niemals ließ er sich auf den Mund küssen. Weil es zu viel bedeutete…und nun? Es war zu spät…das wurde ihm gerade klar. Er atmete tief durch, während ihm die Antwort auf die Ankündigung des Älteren vorschwebte.

Werden Sie nicht.
 

Die Zeit ließ sich nicht mehr schätzen, während sie so da standen…er spürte die freie Hand des anderen in seinem Haar, wie es durch dieses strich und er genoss die Berührung. Sie währte nur viel zu kurz, denn schon bald löste sich die Hand von seinen Augen und als er aufschaute, trug Kakashi seine Maske schon wieder. Selbstverständlich…sie beide hatten Geheimnisse, die sie niemals miteinander teilen würden. Der Uchiha fuhr sich flüchtig über die geschwollenen Lippen, hielt den Blickkontakt aufrecht und fragte sich, ob es das gewesen sein sollte. Ein Abschied. Wie ironisch…das hatte er von Anfang an gewusst und trotzdem…es schmerzte.

„Ich…“

Itachi ahnte, dass das Wort mehr versehentlich entwichen war, weshalb sich kein Satz bildete. Kakashi brach ab, ließ ein wenig die Schultern sinken, doch einen neuen Versuch startete er nicht und der Jüngere nickte nur – er hatte auch so verstanden. Schweigend ging er an ihm vorbei und hob seinen Mantel vom Boden auf, zog ihn sich über, bevor er sein Stirnband wieder umband. Erst dann wandte er sich wieder dem anderen zu, der immer noch nicht ganz zu wissen schien, was er jetzt vorbringen sollte.
 

„Danke.“

Kakashi blinzelte, schien nicht zu verstehen, warum er sich jetzt bei ihm bedankte. Das war auch nicht wichtig…er sollte es gar nicht verstehen. Was zählte, war, dass er es ausgesprochen hatte, denn dieser Dank bezog sich auf mehrere Dinge. Jedoch würde Kakashi die Bedeutung niemals erfahren. Er würde nicht wissen, wie dankbar Itachi ihm war, dass er sich um seinen Bruder gekümmert hatte. Er würde nie begreifen, was er ihm wirklich in dieser einen Nacht gegeben hatte…nie erfahren, dass dies auf gar keinen Fall ein Spiel war. Niemand würde ihm verraten, dass Itachis Gefühle für ihn um einiges tiefer gingen…und dass der Uchiha sich selbst am meisten mit diesem Ausrutscher quälte. Bevor Hatake Kakashi irgendwelche Fragen stellen konnte, löste sich der junge Mann vor ihm in einem Schwarm von Raben auf und diese verschwanden innerhalb von Sekunden durch das kaputte Fenster.
 

Kakashi blickte ihm länger nach, als er es hätte tun sollen…und er wusste ganz genau, dass seine Worte vorhin nicht ernst gemeint waren. Er seufzte tief, senkte den Kopf ein wenig und versuchte, sich einzureden, dass es vorbei gehen würde. Das hier war von Anfang an nur ein unglücklicher Fehler gewesen…und er würde ihn als solchen abstempeln. Er musste es sogar tun. Obwohl er wusste, dass er auch nächstes Mal nicht fähig sein würde, gegen ihn zu handeln…und er verdammte Itachi und sich selbst dafür. Er würde keine Chance mehr nutzen können.
 

Du musst nur abdrücken...ich stehe bereits in der Schusslinie.

Wenn ich könnte...aber ich kann nicht...weil...
 

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Der OS schließt an den vorigen in meiner Sammlung an...ich habe die Begegnung nicht von Anfang an erwähnt, weil Kakashi sie ja wie erklärt verdrängt hat.

Ich wollte in diesem OS den Zwiespalt ausdrücken, der sowohl Kakashi als auch Itachi quält.

Beide fühlen sich von dem jeweils anderen angezogen, wobei sich das nicht nur ausschließlich auf das Körperliche bezieht.

Dass ihre Beziehung zum Scheitern verurteilt ist, ist klar...und gerade Kakashi fühlt sich unter Druck gesetzt.

Itachi dagegen sucht jemanden, bei dem er seine Last für kurze Zeit abladen kann...möglicherweise auch Verständnis.

Ich hoffe, euch hat der OS gefallen und ich freue mich auf Feedback. :)

lg

Pia
 

PS: Kakuzu/Hidan, Jiraiya/Orochimaru, Juugo/Kimimaro oder Temari/Ino...was wollt ihr als nächstes?



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  klene-Nachtelfe
2011-06-26T05:31:39+00:00 26.06.2011 07:31
Das war irgendwie sehr berührend, aber auch traurig!!!
Ein sehr toller OS!
LG -^.^-
Von:  Sunnysummer
2011-01-24T15:36:19+00:00 24.01.2011 16:36
Das ist jetzt echt mein lieblingskapitel^^ *-* einfach toll.
Juugo/Kimimaro wäre echt mal ne abwechslung. Die Beziehung zwischen den beiden finde ich einfach interessant ^^
Von:  swiss-chocolate
2011-01-24T12:41:39+00:00 24.01.2011 13:41
Tolles Kapi auch wenn es traurig ist.

Ich wär für Kakuzu/Hidan oder Juugo/Kimimaro
Von:  bloody-angel-22
2011-01-24T00:04:19+00:00 24.01.2011 01:04
Wieder ein cooles Kappi.


Ich wär für Kaku/Hidan zu haben :3


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