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Slytherins Erben

Voldemort ist nicht der letzte Erbe..
von

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Erinnerungen

Langsam ging May weiter den Weg entlang der zum Schloss hinauf führte. Sie wusste dass nun Mittagspause war und sich alle Schüler in der Großen Halle zum gemeinsamen Essen einfinden würden. Sie wusste, dass auch Harry nun wieder aus seinem Unterricht kam und wohl in der Großen Halle auf sie warten würde. May hoffte, dass sie noch vor ihm in der Großen Halle sitzen würde und er nicht merkte, dass sie gar nicht am Unterricht teilgenommen hatte. Wie sollte sie ihm das auch erklären? Wie sollte sie ihm etwas erklären, wenn sie nicht sagen durfte, was wirklich vorgefallen war. Den Grund für ihr Wegbleiben verschweigen, während sie es ihm am liebsten erzählen würde.
 

Vor den schweren Eingangstüren atmete May noch einmal tief ein und wieder aus und drückte dann die gusseisernen Klinken nach unten und mit einem leisen Ächzen des Holzes öffnete sich die Türe langsam. Die warme Luft des Schlosses schlug May entgegen und sie merkte erst jetzt, wie kühl es draußen geworden war. Ihr Blick fiel auf die vielen Schüler die von den oberen Stockwerken die große Treppe hinunter strömten. Beobachtete wie sich die Gänge mit Schüler füllten und versuchte sich einfach darunter zu mischen. Wem würde es jetzt noch groß auffallen woher sie eben gekommen war? Man sah jetzt nur noch, dass sie sich zwischen vielen anderen Schüler befand und nicht mehr dass sie eben erst durch die Eingangstüren gekommen war.
 

Nachdenklich ließ sich May einfach von dem Strom auf die Große Halle zutreiben, als sie plötzlich eine Hand auf ihrer Schulter verspürte und sich erschrocken umdrehte. Sie fühlte sich ertappt und wollte schon losplappern, irgendeine Entschuldigung erfinden als sie sah wer sich vor ihr befand. „Oh hallo Luke.... Was machst du hier? Schon lange nicht mehr gesehen“, stotterte May unsicher und ihr Blick huschte unruhig von einer Ecke des Ganges zur anderen. Innerlich schalt sie sich dafür, dass sie so einen Unsinn erzählte, denn so würde jeder wohl sofort drauf kommen, dass etwas mit ihr nicht stimmte.
 

Luke legte leicht seine Stirn in Falten und sah May unsicher und fragend an. „Alles in Ordnung mit dir?“, fragte er May ruhig und ließ seine Hand auf ihrer Schulter liegen. „Ich meine du warst nicht im Unterricht und das hat mich ein wenig verwundert. Du siehst auch nicht gerade gut aus. Gab es Ärger mit deinem Freund?“ Freundlich sah er das Mädchen vor sich an, das für ihn nicht nur eine Mitschülerin war. Aber ihm war auch klar, dass es wohl einzig und allein ein Wunsch von ihm bleiben würde.
 

Mays Blick löste sich von einer kleinen Gruppe Slytherin und legte sich wieder auf Luke. „Ja.... Ähm Nein... Ja doch.... alles ok“, murmelte sie und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. Leise seufzte sie auf und schüttelte dann ihren Kopf, so dass die Strähne direkt wieder in ihr Gesicht hing. „Ich hatte so ein komisches Gefühl im Magen und hab mir gedacht dass ein wenig frische Luft gut tut. So war ich ein wenig draußen spazieren und hab total den Unterricht vergessen. Mit Harry und mir ist alles in Ordnung.“ Wobei ihr letzter Satz wohl eine reine Lüge war. Eigentlich war alles was sie gesagt hatte gelogen, aber was hätte sie ihm auch anderes erzählen sollen? Die Wahrheit vielleicht, die sie selbst nicht wahrhaben wollte? Es war nichts in Ordnung, absolut nichts und May wusste nicht, ob es jemals wieder in Ordnung kommen würde.
 

„Na das ist ja mal eine gute Nachricht“, sprach Luke freundlich und lächelte May wieder an und nahm dann langsam und eher widerwillig seine Hand von ihrer Schulter. „Mal von dem komischen Gefühl im Magen abgesehen? Wollen wir dann zum Essen? Naja wenn du überhaupt Hunger hast.“ Ein wenig vorsichtig und fragend sah er sie an, denn es konnte ja gut sein, dass sie keinen Hunger oder Appetit hatte, wenn es ihr vorher erst schlecht gewesen war.
 

„Ja... OK... Lass uns gehen“, murmelte May ein wenig abwesend und ging dann zusammen mit Luke den langen Gang entlang und dann zu ihrem Haustisch um sich dort an ihrem Platz nieder zu lassen. Ihr Blick huschte durch die Halle hinüber zum Gryffindortisch und über die Köpfe der dort sitzenden Schüler, bis sie den braunen Wuschelkopf von Harry entdeckt hatte und ihr Herz machte einen kleinen Sprung, auch wenn es dabei fast zerbrach. Ruhig und schweigsam sah May auf den Teller der vor ihr auf dem Tisch stand, während sie die Blicke in ihrem Rücken spürte, die ihr vom Slytherintisch zugeworfen wurde. Vermutlich hatte es schon die Runde gemacht was an diesem Morgen auf dem Gang passiert war und vermutlich fragte sich nun der halbe Turm, warum Draco Malfoy Potters Freundin geholfen hatte. Innerlich seufzte May auf und begann dann schweigen an zum Essen.
 

Am Gryffindortisch trat Harry Ron unter dem Tisch gegen das Bein, so dass dieser erschrak und sich verschluckte. Mit fragendem und zugleich bösem Blick sah er seinen besten Freund an. „Was denn mit dir los?“, fragte er etwas gereitzt, denn sein Hals brannte wie Feuer und das nur, weil er sich wegen Harry verschluckt hatte.
 

Harry warf kurz über seine Schulter einen Blick zu May und sah dann wieder zu seinem besten Freund, den er jetzt schon seit der ersten Klasse kannte und mit dem er schon so viele Abenteuer durchlebt hatte. „Findest du es nicht komisch, dass May nicht aus dem Klassenzimmer kam, aber zusammen mit diesem Luke in der Großen Halle auftaucht?“, fragte er leise und stocherte mit der Gabel in seinem Essen herum. „Weil ihn hab ich nämlich auch nicht rauslaufen sehen.“ Irgendwas kam Harry komisch an der Sache vor, auch wenn er nicht genau wusste was.
 

Ron seufzte leise auf und verdrehte die Augen. „Schonmal daran gedacht dass sie vielleicht schon weg waren als du an dem Klassenzimmer angekommen bist? Immerhin mussten wir 2 Stockwerke höher und dabei vergeht nunmal ein wenig Zeit“, gab er Harry als Antwort, da ihm die ganzen Eifersüchteleien so langsam aber sicher zu nerven begannen. Egal mit wem May auch sprach, sofort witterte Harry eine Verschwörung die natürlich nicht vorhanden war.
 

„Ja aber dann hätten sie uns ja entgegen kommen müssen“, widersprach Harry sofort, für den das einfach völlig eindeutig war. „Und das sind sie uns ja nicht oder hast du sie etwa gesehen? Ich jedenfalls habe es nicht getan.“ Grummelnd stieß er die Zähne seiner Gabel in das Stück Fleisch und schob es sich in den Mund. Er selbst konnte sich nicht erklären warum er seiner Freundin auf einmal so misstraute. Es nervte ihn selbst, aber er konnte es einfach nicht abstellen. Es ging einfach nicht.
 

Wieder seufzte Ron auf, doch so langsam klang sein Seufzen genervt. „Du hast ihn nicht gesehen, weil du nach May Ausschau gehalten hast und nicht nach ihm“, sprach er mit einer gewissen Ruhe, als würde er einem kleinen Kind etwas erklären müssen. „Oder täusche ich mich da jetzt? Und nur weil du sie nicht gesehen hast und ihn auch nicht und jetzt beide zusammen in die Halle gekommen sind heißt das doch noch lange nicht, dass sie gemeinsam unterwegs waren. Und selbst wenn, was ist daran so schlimm? Das bedeutet doch noch lange nicht dass sie dich hintergeht oder? Hat sie dir jemals irgendwelche Gründe gegeben misstrauisch zu sein? Nein hat sie nicht, also hör auf ständig in den anderen potentielle Konkurrenten zu sehen.“ Für Ron war die Sache einfach völlig klar. In seinen Augen übertrieb Harry einfach mit seiner Eifersucht, die für Ron schon bald krankhafte Züge annahm. Wenn sich May mit Luke unterhielt, dann lag das nunmal daran, dass er mit ihr in einem Haus war und May ging ja auch nur ihren Pflichten als Vertrauensschüler nach. Sie war nunmal die erste Ansprechperson für Schüler, die neu an der Schule waren. Und zu diesem Personenkreis gehörte nun auch mal Luke. Es war einfach nur dumm gelaufen, dass es wegen ihm zu einigem Ärger gekommen war, aber das hieß doch nicht gleich, dass er sich in eine intakte Beziehung drängen wollte.
 

„Ja aber...“, fing Harry wieder an und wollte seinem Freund wieder einmal wiedersprechen, doch brach lieber ab als er dessen bösen Blick erkannte. Vor sich hin grummelnd aß er weiter und für ihn war es mal wieder klar, dass ihn einfach niemand verstand und jetzt nicht einmal mehr sein bester Freund. Für Harry war es einfach nur logisch dass Ron seine Schwester in Schutz nehmen würde, auch wenn es eigentlich nur seine Adoptivschwester war. Ron würde niemals erwarten, dass seine Schwester irgendetwas tun könnte, dass seinem Freund schaden würde. Ron klammerte sich viel zu sehr an seine heile Welt obwohl er doch wissen sollte, dass es die überhaupt nicht gab. Ron kannte einfach nicht das Gefühl von allen verlassen zu werden oder völlig alleine auf der Welt zu sein. Er hatte seine Eltern und er hatte seine Geschwister. Ron konnte einfach nicht verstehen was May für ihn bedeutete und wie weh es ihm tun würde sollte es wirklich einmal zu so einem Vertrauensmissbrauch kommen. Schweigend saßen die Schüler an ihren Tischen und konzentrierten sich auf das Essen. Nur hie und da unterhielten sich ein paar Schüler leise miteinander. Doch an einem anderen Platz an einem anderen Ort ging es nicht so schweigend zu....
 


 

„Cathleen, das ist doch jetzt nicht dein Ernst oder? Du willst doch nicht wirklich Kontakt aufnehmen?“, kam es zweifelnd von einem Mann der in einem dunkelgrünen Ohrensessel saß und eine junge Frau fragend anblickte. „Du weißt nicht wie viel du damit aufs Spiel setzt. Unsere ganzen Pläne geraten dadurch in Gefahr.“ Der Mann schüttelte seinen Kopf und seine schwarzen Haare wippten dabei leicht hin und her. Er konnte zwar verstehen dass sie nach all den Jahren den Wunsch hatte einmal ihre Tochter nicht nur von weitem sehen zu können, aber in seinen Augen war es einfach viel zu früh dafür. Ihre Tochter war noch nicht so weit, dass sie den Weg eingeschlagen hatte, den man für sie vorherbestimmt hatte. Sie hatte noch zu sehr ihren eigenen Kopf, als dass sie auf jemanden anderen als sich selbst hören würde.
 

„Thomas.... 16 Jahre lang habe ich sie nur aus weiter Entfernung beobachten können... 16 Jahre lang durfte ich nicht für sie da sein“, sprach eine Frau vom anderen Ende des Zimmers. Ihre Haare flossen wie ein schwarzes Meer über ihren Rücken und glänzten leicht in dem Schein des Kaminfeuers. „Ich war nicht da, als sie ihre ersten Schritte gegangen ist... Ich war nicht da, als sie ihre ersten Worte gesprochen hatte... Ich war nicht für sie da, als sie mich am nötigsten gebraucht hatte... Verstehst du denn nicht was ich fühle? Ist sie dir denn so egal? Hast du denn vergessen dass sie dein eigen Fleisch und Blut ist?“ Die Frau drehte ihren Kopf zu dem Mann und sah ihn aus ihren meeresblauen Augen fragend an. Sie konnte nicht verstehen wie er so kühl reagieren konnte. Warum er sie nicht verstehen konnte.
 

„Cathleen du weißt dass dem nicht so ist“, sprach der Mann leise und seufzte auf. Mit seinen Händen fuhr er sich durch seine Haare und legte dann seine Unterarme auf seine Knie. „Ich vermisse sie nicht weniger als du... Es verging nicht eine Nacht an dem ich mich nicht gefragt habe was wohl gewesen wäre, wenn sie bei mir hätte aufwachsen können... Meinst du mir hat es nicht weh getan, mir fast das Herz zerbrochen als ich gesehen habe wie sie leidet und ich ihr nicht helfen kann?“ Wieder seufzte der Mann auf und blickte auf das Bild, welches nicht weit von ihm auf einer kleinen Anrichte stand. Dieses Bild war das einzigste, was ihm von seiner Tochter geblieben war und ließ ihn jedesmal spüren, dass in seinem Leben etwas fehlte. Erinnerte ihn daran, dass es jemanden auf der Welt gab in dessen Adern sein Blut floss.
 

„Wenn es dir genauso geht Thomas wieso verstehst du dann nicht, dass ich sie Kennenlernen möchte... Mit ihr reden möchte... Für sie da sein möchte?“, fragte die Frau mit leiser und sanfter Stimme und lenkte ihren Blick wieder aus dem Fenster. Sie hatte vor 16 Jahren ein Mädchen auf die Welt gebracht und nach nur einem Tag hatte sie dieses kleine Geschöpf weggeben müssen. Erfüllen müssen was andere von ihr verlangt hatten. 24 Stunden voller Liebe und Zuneigung waren es gewesen ehe man ihr das Herz gebrochen hatte. Viele Jahre über hatte sie nicht gewusst wo ihre Tochter war, was sie durchleben musste oder was sie fühlte. Erst jetzt, als ihre Tochter bereits erwachsen war, hatte sie diese wieder gefunden. Erfahren, dass ihre Tochter selbst schon Mutter war. Wie gerne würde sie einmal ihren kleinen Enkel in den Armen halten. Dieses kleine wundervolle Geschöpf betrachten.... Erleben wie er langsam erwachsen wurde... All das, was ihr bei ihrer eigenen Tochter nicht vergönnt gewesen war.
 

Der Mann erhob sich langsam von seinem Sessel und ging langsam auf die Frau zu und legte ihr von hinten seine Arme um ihre schmale Taille. „Ich verstehe und auch ich trage den Wunsch in meinem Herzen sie wieder in meine Arme schließen zu dürfen“, sprach er leise und legte sein Kinn auf ihre Schulter. „All die verlorenen Jahre wieder aufzuholen, endlich das für sie zu sein, was ich nie sein durfte... Aber du weißt genauso wie ich auch, dass wir es nicht dürfen... Wenn wir jetzt zu ihr gehen, waren die ganzen 16 Jahre voller Zweifel und Verzicht umsonst gewesen... Wir hätten umsonst all diesen Schmerz durchlebt.“ Leicht schloss der Mann seine Frau fester in seine Arme und sah mit ihr hinaus auf den dunklen Wald der das Haus umgab. Sie würden all das für was sie gekämpft hatten, für das sie gelebt haben mit einem Schlage wegwerfen. Würden nicht nur das Leben ihrer Tochter gefährden, sondern auch das ihrige. Es wäre vielleicht ein kurzer Moment voller Glück und Zufriedenheit, doch es würde nur eine Ewigkeit voller Dunkelheit folgen. Sie würden ihrer Tochter wohl nur noch Schmerz zufügen als sie in all den Jahren schon getan haben. Was man nie gehabt hatte konnte man auch nicht vermissen sagte der Mann immer zu sich selbst, auch wenn er wusste, dass er sich nur selbst damit belog. Wie oft hatte er aus der Ferne das Haus beobachtet in dem die Familie lebte, die ihre Tochter nun als die eigene anerkannte. Wie oft hatte er die Eifersucht in seinem Herzen gespürt wenn er sah, wie sie seine Tochter in ihren Armen hielten, wenn sie Dinge taten, die eigentlich seine Aufgabe gewesen waren. Es gab vieles das nicht so lief, wie er es gerne gehabt hätte und doch musste er sich einer höheren Macht fügen. Zumindest musste er den Schein wahren dass dem so war.
 

Langsam nickte die Frau mit ihrem Kopf um ihrem Mann zu zeigen dass sie seinen Wunsch akzeptieren würde. Dass sie nichts gegen seinen Willen tun würde, denn ihr Verstand sagte ihr, dass er Recht hatte, auch wenn sich ihr Herz mit Händen und Füßen gegen diese Entscheidung wehrte. „Ich wünsche mir nur sie noch einmal in meinen Armen halten zu dürfen und wenn es auch das letzte ist was ich in meinem Leben tun werden“, flüsterte die Frau leise und eine kleine Träne rollte ihr über die hohen Wangenknochen hinab und tropften auf die dunkle Bluse die sie trug.
 

„Nein Cathleen... Sag nicht so was... Bitte... Der Tag wird kommen, da wird sie wieder bei dir sein... Das verspreche ich dir“, sprach der Mann eindringlich und drehte seine Frau zu sich um und sah ihr in die Augen. „Und dann wird es nichts mehr geben was sich zwischen dir und ihr stellen kann... Wir werden endlich die Familie werden, die wir nie sein konnten... Alles wird sich ändern... Sie wird dahin zurückkehren wo ihr Platz ist... an unserer Seite... In unserer Mitte... Bei ihren Eltern.“ Der Mann legte leicht seine Hände an die Wangen seiner Frau und sah sie aus seinen grünen Augen sanft an. In all den Jahren hatte sie nichts von ihrer Schönheit und Eleganz verloren die ihn damals in seinen Bann gezogen hatte. All die Erlebnisse hatten sie nicht älter werden lassen und noch immer war sie die wundervolle junge Frau, in die er sich verliebt hatte. Auch wenn so viele Jahre ins Land gezogen waren, so liebte er sie doch mit jedem Tag mehr und er würde sein Leben dafür geben um ihren größten Wunsch erfüllen zu können. Sie brauchte ihm diesen nicht zu sagen, denn er sah es in ihren Augen, hörte es aus ihren Worten und spürte es an ihrem Körper.
 

Die Frau sah ihren Mann mit ebenso sanftem Blick an, ehe sie ihre Arme hinter seinem Rücken verschränkte und ihr Gesicht an seinem Hals vergrub. Sie hatte damals gewusst dass es nicht leicht werden würde und doch war sie bereit gewesen diesen Schritt mit ihm zu gehen und auch der ganze Schmerz den sie in den vergangenen Jahren durchlebt hatte, hatte sie nicht einmal an ihrer damaligen Entscheidung zweifeln lassen. Es war für beide nie wirklich einfach gewesen in dieser Welt zu existieren und nicht an dem Druck der auf ihren Schultern lastete zu brechen. Viel hatte man von ihnen verlangt als Zeichen ihrer Treue und nie hatten sie gezögert sie zu zeigen. Etwas zu zeigen, das eigentlich ihnen gelten sollte, aber nicht alles war so, wie es auf den ersten Schein sein sollte.
 

Bald jedoch wurde diese traute Zweisamkeit gestört als es leise an der Türe klopfte, ehe diese geöffnet wurde und ein kleiner, etwas dicklicher Mann in der Türe stand und ein wenig nervös zu den beiden Personen am Fenster blickte. „Es ist Zeit“, murmelte der Mann leise und sein Blick huschte schnell in dem schwach beleuchteten Raum hin und her. „Er wartet.“ Dann verschwand der Mann schnell wieder so, als wäre es ihm unangenehm gestört zu haben. Oder war es nur die Angst die er vor diesen beiden Personen hatte? Es war ihm schon immer nicht recht gewesen sie aufzusuchen, aber er hatte nur Befehle ausgeführt die ihm aufgetragen wurden. Nicht mehr und nicht weniger. Er hatte nie gefragt warum oder wieso er etwas tun musste. Er tat es einfach, wie jemand, der seinen eigenen Willen vor der Türe abgelegt hatte und nie wieder zurückwollte.
 

Thomas sah seine Frau an und hauchte ihr einen sanften Kuss auf ihre feingeschwungenen Lippen und strich ihr leise lächelnd eine Strähne aus dem Gesicht. „Es wird sicherlich nicht lange dauern“, sprach er leise und entließ sie langsam aus seiner Umarmung. Er wusste dass dies eben nicht nur ein einfacher Hinweis gewesen war, sondern ein Befehl dem sofortige Durchführung abverlangt wurde. Etwas dem er sich nicht widersetzen konnte, geschweige denn durfte.
 

Cathleen nickte leicht mit ihrem Kopf und versuchte schwach zu lächeln. Ihr war klar, dass er gehen musste. Gehen an einen Ort, an dem sie selbst nur selten zu sehen war. Sie hatte ihre Rolle in dem großen Spiel an dem Tag zugewiesen bekommen, als sie sich entschieden hatte mit Thomas zu gehen. Alles hinter sich zu lassen was sie einst geliebt hatte. Doch in all den Jahren hatte sie nie dieses Vertrauen geschenkt bekommen dass ihrem Mann entgegen gebracht wurde. Man erzählte ihr nur soviel wie es für nötig erachtet wurde. Manchmal jedoch war Cathleen allerdings froh dass dem so war, denn es gab Dinge, deren Durchführung sie sonst nie widerspruchslos hingenommen hätte. „Geh bevor er wütend wird“, sagte sie sanft und geleitete ihren Mann zu der noch immer offen stehenden Türe. „Ich werde hier sein wenn du zurückkommst.“ Sie lächelte ihn noch einmal an und sah ihm dann solange hinterher, bis er um eine Ecke gebogen war. Leise schloss sie die schwere Holztüre und lehnte sich dann mit ihrem Rücken gegen diese. So blieb sie eine Weile stehen, drückte sich dann aber von der Türe ab und schritt anmutig zu dem alten Sekretär, der an der Wand des Zimmers stand. Ihre schlanken Finger öffneten eine der vielen Schubladen und entnahm ein paar Blätter Pergament, eine Schreibfeder und das kleine Tintenfass. Sie tunkte die Spitze der Feder in die dunkle Tinte und setzte sie auf das Pergament und fing an in einer fein geschwungenen Schrift ein paar Worte drauf zu setzen. Nach nur wenigen Worten hielt sie inne, betrachtete ihre geschriebenen Worte und legte die Feder neben sich auf den Tisch. Ihre Hand griff nach dem Pergament und zerknüllte es langsam zwischen ihren Fingern und warf es dann in den Kamin. Gierig leckten die Flammen nach dem Pergament dass bald nur noch ein dunkles Häufchen Asche in den Flammen war. Wieder nahm sie die Feder in die Hand, doch diesesmal setzte sie diese nicht gleich wieder auf das Pergament. Ruhig sah sie auf das braunrote Blatt vor ihr und überlegte sich, wie sie in Worte fassen sollte, was sie fühlte... Welche Gedanken sie plagten. Wie sollte man einen Wunsch in Worte fassen den man tief in seinem Herzen trug und das schon seit vielen langen Jahren. Wie sollte man Kontakt zu einer Person aufnehmen, zu der man so viele Jahre keinen Bezug gehabt hatte. Die man zurückgelassen hatte voller Unwissen. Sich bei einer Person melden, der man Geschichten zugetragen hatte, die nicht einmal der Wahrheit entsprachen und die man viele Jahre hatte glauben lassen, dass sie war seien. Es war nicht einfach diese Türe aufzumachen und einen Schritt in die Richtung zu gehen, in die es einen schon seit Jahren zog. Langsam setzte Cathleen die Feder wieder auf das Pergament und bald schon wurde es von fein geschwungenen Worten geziert. Es schien, als würden sich die Worte von alleine bilden, denn nicht eine winzig kleine Pause gönnte sich diese Frau bei ihrer Tätigkeit. Bald schon hatte sich das Blatt Pergament mit vielen dichtgedrängten Zeilen gefüllt, so als wäre es das einzige Pergament gewesen dass ihr zur Verfügung gestanden war. Ruhig ließ sie ihren Blick noch einmal über ihr Geschriebenes huschen, ehe sie das Pergament zusammenfaltete und in einen Umschlag steckte. Sie wusste, dass es ihr eigentlich nicht erlaubt war Briefe dieser Art von diesem Ort weg zu schicken, doch hoffte sie, dass es niemand auffallen würde, wenn eine Eule aus ihrem Fenster flog. Hoffte, dass niemand den Brief abfangen und vernichten würde.

Cathleen stand von ihrem Stuhle auf und trat an das Fenster und öffnete es ein Stückchen und atmete die frische Luft ein, die nun in den Raum strömte und die stickige Luft daraus verbannte. Die Fenster in diesem Zimmer waren wohl die einzigsten, die nicht ständig durch dunkle und schwere Vorhänge verdeckt wurden. Sie wollte sehen wenn die Sonne ihr Lächeln über das Land schickte, sie wollte sehen wenn graue Regenwolken ihren Platz am Himmel einnahmen und sie wollte sehen, wenn die Sterne am schwarzen Firmament um die Wette strahlten. Nicht nur einmal war sie gebeten worden doch bitte die Vorhänge vor ihre Fenster zu ziehen, doch bis jetzt hatte sie immer erfolgreich wiedersprechen können. Leise pfiff sie ein paar Töne und aus den Baumwipfeln des Waldes erhob sich ein dunkler Schatten und kam auf das geöffnete Fenster zugeflogen. War es zu Anfang noch ein schwarzer Punkt am Horizont gewesen war entpuppte sich bald als eine pechschwarze Eule. Fast lautlos ließ sie sich auf dem Fenstersims nieder und sah ihre Besitzerin aus ihren bernsteinfarbenen Augen erwartungsvoll an. Cathleen entnahm einer kleinen Schale einen Keks den die Eule dankbar und vorsichtig aus ihren Fingern entnahm. „Bitte bringe diesen Brief nach Hogwarts“, sprach Cathleen leise und übergab der Eule den Brief, die sich sogleich wieder in die Lüfte erhob und bald schon wieder zu einem schwarzen Punkt am Horizont wurde. Cathleen sah ihr hinterher bis ihre Augen sie nicht mehr ausmachen konnte und schloss dann leise das Fenster um sich in einen der dunkelgrünen Sessel bequem zu machen. Sie schloss leicht ihre Augen und versank in ihren Erinnerungen....
 

Bald war das Mittagessen beendet und die Schüler verließen nach und nach die Große Halle um entweder noch ein wenig auf die Ländereien zu gehen oder aber hinauf in ihren Hausturm um dort noch die letzten Hausaufgaben zu erledigen.
 

May stand langsam auf und schloss sich dem Strom der Schüler an und hatte ihre Hände in die Taschen ihres Umhangs gesteckt. Wieder drehten sich ihre Gedanken um das, was vor dem Mittagessen geschehen war. Total in Gedanken versunken merkte sie nicht, dass Harry ihr nachgeeilt war und nun neben ihr her ging. „Wo warst du vorher“, fragte er May leise und sah auf den Weg vor sich. „Ich wollte dich abholen, aber du warst nicht da.“ Harry sah seine Freundin von der Seite her an und seufzte dann leise auf.
 

May zuckte erschrocken zusammen, als sie plötzlich aus ihren Gedanken gerissen wurde. „Wie? Wo war ich nicht?“, fragte sie ein wenig verwirrt und sah Harry an. „Ich war doch gerade beim Essen oder?“ Sie dachte dass Harry nur das meinen konnte. Sie konnte ja nicht wissen, dass er sie vom Unterricht hatte abholen wollen. Und klar fühlte sie sich auch ein wenig ertappt, denn das schlechte Gewissen meldete sich natürlich nun auch zu Wort.
 

„Ich wollte dich nach dem Unterricht abholen May, aber du warst nicht im Klassenzimmer“, sprach er ruhig, auch wenn er das überhaupt nicht war. Er spürte dass etwas nicht mit ihr stimmte und das verstärkte natürlich nur seinen Verdacht den er hatte. Wieso auch sonst sollte sie erschrecken wenn er sie ansprach? Es gab doch keinen anderen Grund als den, dass sie etwas versuchte vor ihm zu verheimlichen.
 

„Oh....“, murmelte May, der jetzt so langsam ein Licht aufging. Sie wusste warum er sie nicht im Klassenzimmer vorfinden konnte, denn sie war ja nicht dort gewesen. Nun musste sie sich wohl schnell eine Ausrede einfallen lassen. Etwas von dem sie gehofft hatte ein wenig mehr Zeit zu haben. „Ich bin früher aus dem Unterricht gegangen.... Mir war auf einmal nicht gut und deswegen hatte ich gebeten ein wenig an die frische Luft gehen zu dürfen. Tut mir leid dass du umsonst in den 4ten Stock gekommen bist.“ May lächelte Harry matt an und strich sich verlegen eine Strähne ihres pechschwarzen Haares aus dem Gesicht.
 

Harry nickte nur schwach mit dem Kopf. Es erklärte zwar warum sie nicht im Klassenzimmer war, aber noch lange nicht, warum auch Luke nicht dort gewesen war und warum sie gemeinsam zum Essen gekommen waren. „Ach so“, murmelte Harry, der nicht so recht wusste was er dazu sagen sollte. „Geht es dir nun besser oder sollen wir zu Madame Pomfrey gehen?“ Er sah sie wieder von der Seite her an und dann wieder auf den Weg. Seine Hände hatte er tief in seinen Hosentaschen vergraben damit man nicht sehen konnte, dass sie zu Fäusten geballt waren. Er versuchte ruhig zu bleiben, obwohl er das überhaupt nicht war. Noch nie hatte er sich so belogen gefühlt und wusste nicht einmal genau warum er sich so fühlte. Eigentlich klang doch alles logisch was sie ihm erzählte, wenn da nicht dieser Luke gewesen wäre.
 

May schüttelte ihren Kopf. „Nein ich glaube nicht dass es nötig ist zum Madame Pomfrey zu gehen... Die frische Luft hat geholfen“, kam es leise von May die nun wie Harry zuvor leise aufseufzte. Warum nur war alles so kompliziert geworden in diesem Schuljahr. Es hatte so ruhig begonnen und nun wurde es von Tag zu Tag schwieriger. Nicht nur der schulische Druck hatte zugenommen, sondern auch der, dem sie sonst noch ausgesetzt war. „Gehst du in deinen Turm oder... Hast du Lust ein wenig spazieren zu gehen?“ May lächelte Harry wieder an und hoffte dass er auf ihre Frage positiv antworten würde.
 

Harry sah May an und zuckte dann leicht mit den Schultern. „Wenn du meinst“, murmelte er nur leise auf ihre Aussage hin, dass sie nicht zu Poppy gehen wollte. Es war ihre Entscheidung und er hatte auch nicht vor sie zu irgendetwas zu zwingen. „Spazieren? Ja.... Warum nicht.“ Wieder zuckte er mit seinen schmalen Schultern und merkte nicht einmal wie schwer er es May in diesem Moment machte. Unbewusst ließ er sie für etwas leiden, dass für ihn eine Tatsache war ohne ihr überhaupt von seinem Verdacht zu erzählen. Aber so war Harry schon immer gewesen. Er sprach nie wirklich oft mit May über seine Ängste oder über seine Probleme die er hatte. Nie sagte er ihr, was ihn störte, sondern nahm es einfach nur hin. Solange, bis es eben nicht mehr ging.
 

May sah Harry für einen Moment lang traurig an und ging dann schweigend auf die Eingangstüren des Schlosses zu und trat dann langsam hinaus. Sie wusste nicht warum Harry auf einmal so abweisend und kühl auf sie reagierte. Was sie ihm getan hatte, denn er konnte ja nicht wissen wieso sie nicht im Unterricht war. Wieso er sie nicht oben im 4ten Stock hatte antreffen können. Sie fühlte sich auf einmal so alleine und fragte sich, ob sie es wirklich schaffen könne dies alles durchzuziehen und ob es wirklich nötig war. Sie fragte sich warum sie sich überhaupt bereit erklärt hatte Draco gefügig zu sein wenn es bereits jetzt schon zwischen ihr und Harry anfing zu kriseln. Zu kriseln begann ehe es überhaupt angefangen hatte. Warum sie versuchte etwas zu beschützen, zu retten, was ihm wohl nicht mehr so wichtig zu sein schien. Er schien sich immer mehr von ihr zu entfernen, entglitt ihren Fingern und sie konnte es einfach nicht aufhalten. Je mehr sie versuchte fester zu zugreifen, desto schneller entglitt er ihr. May fragte sich, ob es wohl nur an ihr lag. Fragte sich ob sie sich verändert hatte und vermutlich hatte sie dies auch getan. So wie er es wohl auch getan hatte. May war es bewusst, dass sie irgendwann einmal anfangen mussten zu reden. Zu reden was in ihrer Beziehung falsch lief, versuchen den Fehler zu finden, denn sie wollte ihn nicht verlieren. Wollte nicht verlieren was ihr das wichtigste in ihrem Leben war.

May ging ruhig auf eine Bank zu und ließ sich auf dieser nieder. Sie sah auf ihre Hände und überlegte sich, was sie ihm sagen sollte oder wollte. Etwas, dass ihrer beider Laune wieder heben würde, etwas das den Tag erhellen würde. May hob ihren Kopf und wollte Harry eben etwas sagen, als sich direkt neben ihrem Kopf eine schwarze Eule niederließ und ihr einen Brief entgegen hielt. Ein wenig verdutzt sah May drein, denn eigentlich war die Hauspost bereits am Morgen ausgeliefert worden und sie fragte sich, was wohl so dringend sein konnte, dass es nicht Zeit bis zum nächsten Tag gehabt hätte. May nahm der Eule den Brief ab, die sich wieder in die Lüfte erhob und bald schon wieder am Horizont verschwunden war.

May drehte den Brief in ihren Händen und versuchte an dem Umschlag zu erkennen, wer wohl der Absender dieses Briefes sein könnte, doch es waren keinerlei Hinweise zu finden. Vorsichtig öffnete May den Umschlag und entnahm diesem das braunrote Stück Pergament und entfaltete es. Ihr Blick huschte über die Worte und ließ dann die Hand mit dem Brief langsam sinken. Sie verstand nicht so recht wie sie das alles zu verstehen hatte. Verwirrt blickte sie zu Harry. „Ich... Ich muss zu meinem Onkel... Ich... Ich erkläre es dir später... Entschuldigung“, murmelte May, erhob sich von der Bank und eilte zurück zum Schloss.
 

Harry sah ihr verwirrt nach, denn er verstand nun absolut gar nichts mehr. Was konnte wohl in dem Brief gestanden sein, dass sie zuerst mit ihrem Onkel sprechen wollte und nicht so wie früher immer zu erst mit ihm. Seufzend erhob sich Harry von der Bank und ging langsam den Weg zurück zum Schloss.



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