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Dance with me

von

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Teil 5

Zuerst tanzte Kuyu nach Anweißung zu der schnellen Musik, dann jedoch überlegte er es sich anders und setzte einfach das Gelernte so um, wie es ihm gerade passte. Es war ihm mittlerweile egal, wie er dabei aussah. Hauptsache es machte Spaß.

Irgendwann kam wieder langsame Musik. Diesmal stellte Nicholas nicht um, sondern tanzte sie aus. Wurde die Musik sehnsüchtig, so streckte er die Arme, um etwas zu erreichen, doch an seinem Gesichtsausdruck sah man, dass er es nicht fassen konnte. Er tanzte Verzweiflung, Hoffnung und Sehnsucht aus, all das, was die Musik beim Zuhören fühlen ließ.

Kuyu hörte auf zu tanzen und betrachtete den anderen nachdenklich. Wieder schlug ihn diese Anmut in den Bann. Er spürte in sich auch eine Sehnsucht, doch er wusste nicht wonach.

Als die Musik nach einem grandiosen Geigentremolo erstarb, sackte Nicholas auf den Boden, kniete dort. Er fühlte sich eh schon zu sehr in die Musik ein, wenn jetzt so etwas noch unterstützend dazukam... Er brauchte Ruhe - oder einen schnellen Tanz. Aber er mochte nicht aufstehen. Kuyu gesellte sich zu dem knienden, jungen Mann und fasste ihn an der Schulter. "Alles Ok?"

Nicholas sah hoch, seine Unterlippe zitterte leicht.

"Ja sicher. Ich versetze mich nur zu sehr in die Musik hinein. Das ist manchmal gar nicht gut..."

"Wollen wir für heute aufhören? Ich bin eh ziemlich kaputt... bin so viel Bewegung nicht gewohnt."

Nicholas kramte nach dem Schlüssel.

"Geh ruhig schon, ich brauche noch ein paar Minuten."

Kuyu nickte. Er verschwand aus der Halle und steuerte zielstrebig auf die Dusche zu.

Nicholas drehte die Musik noch lauter. Er tanzte und tanzte. Es waren keine Minuten, sondern er tanzte geschlagene zwei Stunden, bis er so ausgelaugt war, dass er zusammenbrach. Er lag da und atmete und wollte einfach nur wieder genügend Luft bekommen, um sich zu bewegen.

Kuyu hatte zuerst auf seinen Zimmergenossen gewartet, war dann jedoch müde geworden und hatte sich hingelegt.

Mitten in der Nacht kam Nicholas rein, er war todmüde. Er legte sich in den Klamotten ohne zu duschen aufs Bett und schlief sofort ein.
 

In den Folgenden Tagen unternahmen die Beiden Zimmergenossen nicht mehr viel zusammen. Zuerst dachte Kuyu das es daran lag, dass sie Unterricht hatten, aber irgendwann merkte er, dass Nicholas sich von ihm distanzierte. Dieser Umstand machte ihn schon etwas traurig, aber da er jeden Tag neue Schüler kennen lernte, fand er sich schließlich mit der Distanz ab. Als jedoch die zweite Woche fast begann bekam Kuyu einen Anruf, der ihn nicht sehr erfreute. Schlimmer noch... er machte ihm Angst und plötzlich realisierte er, dass er niemanden hatte, mit dem er reden konnte.

In den Tagen nach dem Anruf wurde er immer stiller und auch schreckhafter, bis er schließlich nur noch auf fragen Antwortet. Seien neuen "Freunde" mieden ihn deswegen etwas und als dann auch noch das Gerücht umlief, das Kuyu wegen seiner Gewalttätigkeit ins Internat gesteckt worden war, war sein Elend perfekt.

Als Nicholas mitbekam, was so über Kuyu gesagt wurde, suchte er wieder seine Nähe. Er fand ihn in der Mensa beim Mittagessen, allein. Niemand hatte sich zu ihm gesetzt. Nicholas holte sich seine Portion und ging dann zu Kuyu. "Darf ich?" fragte er leise.

"Klar...." sagte dieser knapp.

Nicholas musterte Kuyu. Hatte er abgenommen?

"Sag... Die letzte Woche war ja nicht gerade berauschend... Möchtest du mal wieder tanzen? Oder in die Stadt?"

"Nein, aber danke für die Frage."

Nicholas schluckte.

"Okay." Er aß schweigend weiter und kämpfte dagegen an, die Abfuhr zu schwer zu nehmen. Aber es ging nicht. Röte stieg ihm ins Gesicht und ein Kloß im Hals hinderte ihn am schnell essen.

"Hast du viele neue Freunde gefunden?"

"Was nennst du Freunde? Bekannte ja. Freunde nein."

"Sie sind bestimmt unterhaltsamer als ich.. nicht?"

Nicholas sah ihn lange an, dann sagte er nur ein einziges Wort:

"Nein."

Kuyu wollte so gern mit Nicholas über das reden, was ihn bedrückte, aber er hatte das Gefühl irgendwie zurückgewiesen worden zu sein und gab deswegen nur ein leise

"Ts.." von sich.

Nicholas zuckte mit den Schultern. "Glaub's oder lass es." meinte er knapp und fühlte sich allein deshalb schon wieder mies.

"Ich hab meinen Plan übrigens aufgegeben... ich will nicht mehr von der Schule fliegen."

Nicholas lächelte. "Das ist schön. Ich... hätte mich allein gefühlt ohne dich."

Er musterte seine Suppe scheinbar sehr interessiert.

"Klar... mein Geschnarche nachts vermisst man sicherlich." sagte der Jünger ganz leicht verbittert. "Nein ..hier bin ich einfacher Sicherer...das ist alles..."

"Gut." Nicholas erhob sich, ließ seine halbe Suppe stehen.

"Dann fühl dich weiter sicher. Und bleib auch weiter allein, wenn dir das besser gefällt."

Dass er selbst derjenige war, der Abstand gehalten hatte, vergaß er. Er drehte sich um, um wegzugehen.

Kuyu schaute ihm nach. /Geh doch ..ich brauch dich nicht!/ dachte er still für sich. Trotzdem fühlte er sich plötzlich schrecklich allein und bis sich auf die Lippen.

Doch Nicholas drehte sich nicht um. Es fiel ihm schwer, aber er ging einfach. Ließ sich sofort wieder in seine Musik sinken. Fakt war: Er hatte nicht viele Bekannte, weil er meist allein in der Turnhalle war. Jede freie Minute verbrachte er dort. Er verausgabte sich jeden Tag aufs Neue bis zum Letzten, um Ablenkung und inneren Frieden zu finden, doch es klappte nicht. >Vielleicht morgen...< war sein letzter Gedanke, bevor er auch diesmal in einer Ohnmacht versank.

Der Sportlehrer fand ihn so und brachte ihn, nachdem er ihn mühsam geweckt hatte, zu seinem Zimmer. Er bot ihm ein Gespräch an, das Nicholas dankend ablehnte: "Es geht mir gut!" Er wankte ins Zimmer und schlief wieder ein, allerdings noch unruhiger als die Nächte zuvor.
 

Kuyu fand in der Nacht, nach ihrem Gespräch in der Mensa, keinen Schlaf. Als Nicholas abends ins Zimmer gekommen war hatte er so getan als würde er schlafen, doch als der Andere gleichmäßig atmete hörte er auf sich zu verstellen und drehte sich auf den Rücken. Er musste wieder an den Anruf denken und schüttelte den Kopf. /Lass dich nicht verrückt machen/ schalt er sich selbst, doch auch das half nichts. So bald er die Augen schloss dachte er an seinen Onkel und ließ deswegen die Augen lieber offen. Irgendwann schlich er sich aus dem Zimmer und ging in die Turnhalle. Er dachte daran wie Nicholas hier tanzte und erinnerte sich welch tolles Gefühl es gewesen war mit ihm zu tanzen. Kurzerhand ging er zu der Musikanlage und stellte die Musik an. Nicholas hatte zum Glück Cds liegen lassen.

Er stellte sich in die Mitte der Halle und lauschte der Musik. Langsam begann er sich in ihrem Takt zu bewegen und streckte die Arme in die Luft. Er tanzte mit einem Imaginären Partner und zuerst lächelte er, doch dann veränderte sich sein Gesichtsausdruck, wurde trauriger und bald schon liefen Tränen über die Wangen.

Irgendwann hörte er auf zu tanzen und setzet sich auf den Boden. Die Bein fest an seinen Körper gezogen. Er wusste nicht wie lange er dort saß, aber irgendwann begann er zu frieren. Er ging zu dem Cd Player und stellte die Musik ab. Dann verließ er de Halle, warf jedoch noch einmal einen Blick zurück. Ganz kurz sah er dort Nicholas tanzen, doch es war nur für die Dauer eines Wimpernschlags. Kuyu kehrte der Halle den Rücken zu und ging wieder in sein Zimmer. Er sollte versuchen zu schlafen, dass wusste er, aber er hatte auch Angst davor. Er hatte Angst vor der Dunkelheit.

Als er ins Zimmer kam, brannte Licht im Bad und Nicholas wankte gerade heraus. Er hatte Albträume gehabt, war aufgewacht und hatte beschlossen, sich doch umzuziehen. Er hätte den Spiegel am liebsten abgehängt. Die Boxershorts rutsche leicht und man sah jede Rippe, außerdem hatte er tiefe Ringe unter den Augen, die durch die unnatürliche Blässe noch dunkler wirkten. Er lächelte schief, als Kuyu zur Tür herein kam.

"Ich wollte mir gerade Sorgen machen." meinte er.

"Du siehst beschissen aus!" war das erste, was Kuyu zu diesem Anblick einfiel. Er war sich nicht bewusst, dass er selbst gerade ein ziemlich erbärmliches Bild abgab. Vor allem da seine Augen vom Weinen gerötet waren, wenn auch nur ganz leicht.

Nicholas zuckte mit den Schultern.

"Na und? Mein Aussehen hat mich noch nie geschert. Aber wieso rennst du denn so blass wie ein Leichentuch durch die Gegend?"

Er fröstelte, also verkroch er sich in seine Decken - allerdings sitzend - aufs Bett.

"Ich war frische Luft schnappen..." log der Andere.

"Und davon wird man blass?" fragte Nicholas fast schon schnippisch. Er war einfach fertig mit den Nerven.

"Sorry... Also. Was ist wirklich los? Warum hast du geweint?"

"Habe ich nicht!" Kuyu war auch kalt und er verzog sich wie Nicholas unter seine Decke, fror aber immer noch weiter.

"Gut, dann nicht." Nicholas war es leid. Er legte sich hin und drehte sich von Kuyu weg. Er konnte nichts dagegen tun, dass nun ihm die Tränen in die Augen stiegen.

Als das Licht aus war fühlte Kuyu sich verloren und in die Dunkelheit sagte er:

"Ich kann nicht schlafen..."

Nicholas wischte sich die letzten Tränen ab und schluckte ein paar Mal, damit man nichts an seiner Stimme hörte.

"Ich auch nicht." Das stimmte sogar.

"Du lachst mich bestimmt aus, wenn ich dir sage wieso..."

Nicholas schüttelte den Kopf, bis ihm bewusst wurde, dass Kuyu das nicht sehen konnte. "Nein. Ich lache dich für gar nichts aus. Was ist denn passiert?"

"Ich habe Angst vor den Schatten in der Nacht...wie ein kleines Kind..."

Nicholas lächelte. Ihm war kalt, er fror von innen her, und Kuyu hatte Angst...

"Magst du herkommen? Mit zu mir? Ich pass auf dich auf..." Seine Stimme klang ein wenig belegt, aber gesagt war gesagt.

In der Dunkelheit war nur ein Rascheln zu hören. Kurz darauf wurde Nicholas Decke angehoben und ein eiskalter Kuyu schlüpfte zu ihm.

"Ich schätze, wenn man sich, wie ein kleines Kind fürchtet, darf man sich auch so benehmen oder?"

Nicholas lächelte nur und breitete die Arme aus. Der Kloß in seinem Hals verhinderte, dass er etwas sagen konnte. Kuyu schmieget sich an ihn. Ihm war alles egal, Hauptsache er fror nicht mehr und fühlte sich nicht mehr so schrecklich allein. Als er sich etwas aufgewärmt hatte traute er sich mit Nicholas offen zu reden.

"Mein Onkel hat angerufen ..er ist vor einer Woche aus dem Koma erwacht und seid dem auf dem Weg der Besserung."

"Und dann ruft er dich an? Hat er dir etwa Vorwürfe gemacht?" Nicholas zog ihn noch näher zu sich.

"Nein ....er hat mir gedroht. Meine Eltern haben Anzeige gegen ihn erhoben. Er wird mir denke ich nichts tun können, aber.... er hat gesagt er würde sich an mir rächen, für das was ich ihm angetan hätte. Er will einen Freund von sich auf mich hetzten ...ich habe Angst Nico." ganz unbewusst benutzte er eine Koseform des Namens seines Zimmernachbarn.

"Shhh...." Nicholas strich ihm übers Haar.

"Er wird dir gar nichts tun können. Du bist hier in einem Internat, da darf er gar nicht hin. Außerdem bin ich auch noch da. Wer dir was tun will, muss zuerst an mir vorbei." Durch die Dunkelheit und die Erschöpfung wurde Nicholas ehrlicher.

"Ich konnte bis jetzt mit keinem darüber reden. Meine Eltern hören mir eh nicht zu und ich kenne hier niemanden besonders gut. Seid dem das Gerücht umgeht, ich würde jeden umnieten, der mir krumm kommt halten sich eh alle von mir fern. Und du warst auch weg. Ich dachte ...du ...ich weiß nicht, du würdest dich auch abwenden. So wie es Menschen eben immer tun, wenn es Probleme gibt."

Nicholas schwieg einen Moment. "Ich wollte dich nicht allein lassen." meinte er schließlich leise.

"Und dass dieses Gerücht Schwachsinn ist, wissen wir beide."

"Warum warst du so kühl zu mir?" fragte der schutzsuchende Junge an seiner Seite.

"Ich musste erst mal wieder selbst mit mir ins Reine kommen..." murmelte er.

"Bevor ich wieder richtige Freundschaften anfange..." >oder an mehr denke...<

"Kann ich dir vertrauen?" fragte Kuyu schwach mit leicht zitternder Stimme.

Nicholas nickte.

"Ja, kannst du. Ich verrate dich nicht..."

"Danke... ich habe es satt allein zu kämpfen."

Nicholas strich ihm sanft über die Wange, ließ die Hand dann aber wieder sinken und kämpfte mit den Tränen. Was tat er hier? Wieso nutzte er die Situation so aus und wieso mochte er den anderen überhaupt so sehr?!

Kuyu begann langsamer zu Atmen. Er fühlte sich zum ersten mal seid langem sicher und er spürte wie müde er war.

Nicholas schloss die Augen und kämpfte die Tränen endgültig herunter. Er lehnte seinen Kopf an den von Kuyu und genoss einfach diese Illusion von Nähe

Bald schon war Kuyu eingeschlafen und schließ so fest, wie lange nicht mehr.

Der andere lächelte, als er die ruhigen Atemzüge an seinem Hals spürte und schlief schließlich auch ein.
 

Kuyu wachte als erster am nächste Morgen auf. Zuerst war er desorientiert, doch dann erinnerte er sich an die letzte Nacht und entspannte sich wieder. Noch immer waren die muskulösen Arme des Anderen um ihn geschlungen und er genoss das Gefühl, gestand er sich ein. Zum Glück war Wochenende. Endlich hatte er mal wieder richtig gut geschlafen. Er kuschelte sich noch etwas mehr in die Umarmung und war einfach glücklich.

Irgendwann seufzte Nicholas im Schlaf und begann, sich zu strecken. Er sah nicht mehr ganz so käsig aus wie die Nacht zuvor. Als er merkte, dass er nicht allein war, zog er Kuyu näher an sich und vergrub seinen Kopf in dessen Halsbeuge. Er war noch nicht wirklich wach.

Kuyu erstarrte etwas. Nicholas Haar kitzelte und er musste sich ein Niesen verkneifen. Außerdem wurde ihm bewusst, dass sie wie kleine Jungen in einem Bett geschlafen hatten, obwohl sie keine mehr waren. Aber trotzdem lächelte er. Er hatte keine Angst, dass war das wichtigste.

Nicholas seufzte wieder, drehte sich auf den Rücken und streckte sich ausgiebig. Dann erst öffnete er die Augen.

"Morgen!" sagte Kuyu schlicht und rückte nun doch etwas von Nicholas ab, ohne jedoch direkt auf Distanz zu gehen.

"Morgen." Nicholas lächelte, drehte sich dann um und schluckte. "Und ich dachte schon, ich hab Mist geträumt..." murmelte er.

"So lange du nicht sagst ich bin ein Alptraum ist das Ok!" Kuyu lächelte

"Nein, das bist du nun wirklich nicht." Nicholas lächelte warm, wühlte sich dann aus den Laken. Das heißt, er wollte sich rauswühlen, als er seine Morgenlatte bemerkte. Da blieb er lieber liegen. Kuyu schien es im warmen Bett zu gefallen, denn er machte keinerlei Anstalten aufzustehen.

"Danke, dass du für mich da warst. Jetzt bei Tag finde ich meine Angst irgendwie bizarr, aber Nachts. Ich habe glaube ich schon einen Leichten Verfolgungswahn bekommen...."

Plötzlich grinste Kuyu breit.

"Aber nur weil ich Verfolgungswahn habe, heißt das ja nicht, dass mir nicht wirklich jemand folgt!"

"Naja, dann folg ich dir einfach auch, dann haben andere Verfolger gar keine Chance." Er erwiderte das Grinsen.

"Cool, ich hab nen Bodyguard!"

Nicholas schüttelte den Kopf. "Man nennt es Freund." Dann beschloss er, dass er mittlerweile aufstehen konnte und verschwand im Bad.

"Aber ich bekomm immer noch kein Frühstück ans Bett oder?" rief Kuyu Nicholas hinterher.

"Bleib liegen, ich hol gleich welches." brüllte er unter der Dusche hervor.

"Wie jetzt, dass meinst du doch nicht ernst oder?"

"Warum nicht?"

"Wow, das wäre richtig nett von dir. Ich hab nämlich gar keine Lust aus den warmen Decken rauszukriechen!!!"

Nicholas kam unter der Dusche hervor und nur mit einem Handtuch um die Hüften ins Zimmer. Er grinste.

"Ich sag ja, bleib liegen. Ich brauch nur kurz Klamotten..." Er verschwand wieder im Bad.

Kuyu strahlte. Das war einfach zu schön. Er wusste gar nicht wie er es ausgehalten hatte, als sie so distanziert zueinander gewesen waren, genauso wenig, wie er nicht verstand, warum es plötzlich nicht mehr die Kluft zwischen ihnen gab.

Nicholas kam angezogen wieder raus und zwinkerte ihm zu, bevor er die Tür hinter sich schloss. Etwa eine Viertelstunde später stand er mit einem Tablett, heißem Kakao, Nutellabrötchen und zwei Frühstückseiern wieder im Zimmer.

"Soooo... Da hast du dein Frühstück." Er lächelte.

Kuyu konnte noch immer nicht glauben, das er gerade Frühstück bekam. Noch nie hatte sich jemand so sehr um ihn gekümmert. Er rutschte auf dem Bett etwas zur Seite und lächelte Nicholas voller Zuneigung an.

"Arigatô!"

"Keine Ursache." Nicholas versuchte, sich aufs Essen zu konzentrieren.

>Warum such ich mir immer die Fälle, die nie über Freundschaft hinauskommen?< haderte er mit sich selbst.

Hungrig machte sich Kuyu über das Essen her. Dadurch das er sich besser fühlte, war auch sein Appetit zurückgekommen.

"Man, hab ich Hunger!" sagte er , obwohl das angesichts seinem schlingenden Essverhaltens völlig unnötig war.

Nicholas grinste, aß seinerseits.

"Schön, dass du wieder was isst. Hast anscheinend abgenommen..."

"Mir war nicht so nach essen, ja... Die ganze Sache hat mir ziemlich auf den Magen geschlagen..."

"Dann essen wir jetzt immer zusammen und notfalls füttere ich dich." lachte der Ältere. >Meine Güte, Junge, du flirtest!!! - NEIN! - DOCH!!!!<

"Du bist aber auch dünn....als du hier her kamst warst du nicht so dünn. Also muss ich dich wohl auch füttern!"

"Ich bitte darum." Er rückte ein Stück zur Seite und sperrte den Mund auf: "Aaaah..."

Kuyu drückte ihm das halbe Brötchen in den Mund. Dann lachte er und bekam sich nicht mehr ein, als er das Gesicht des anderen sah.

Nicholas mampfte, soviel er konnte und ließ sich auf den Rücken fallen. Soviel auf einmal zu kauen war nicht besonders einfach....

"Aber erstick mir jetzt nicht ja!" Kuyu lachte immer noch.

"Hmpf" machte Nicholas, bekam kein vernünftiges Wort raus, weil er immer noch kaute.

"Naja, du kannst dich aber nicht beschweren ich würde nicht versuchen dich aufzupeppeln mit reichlich Essen, ne?"

"Hmpf hmpf."

"Ich liebe es mich, mit dir zu unterhalten. Deine Wortgewandtheit verschlägt mir die Sprache..."

Das brachte ihm ein Kissen ein, dass an seinen Kopf flog.

Völlig ruhig stelle Kuyu daraufhin das Tablett ab bzw. brachte es in Sicherheit und ging zum Angriff über. Da seine blauen Flecken so ziemlich abgeheilt waren war er voll einsatzbereit und startete sein Attacke mit einem hinterhältigen Kitzelangriff, nachdem Nicholas endlich sein Brötchen heruntergewürgt hatte.

Der wand sich in den Kissen und lachte, bis er keine Luft mehr bekam.

"Gibst du auf?"

"Ähm... was schulde ich dir, wenn ich aufgebe?" röchelte er.

"Ein weiteres Frühstück?!"

"Okay, ich gebe auf." Das hätte ja auch weitaus schlimmer kommen können. Er bekam langsam wieder Luft und sah Kuyu, der über ihm kniete, lächelnd tief in die Augen.

Kuyu lächelte ein Siegerlächeln und erwiderte den Blick.

Nicholas wurde ganz flau in der Magengrube. Aber er konnte den Blick nicht abwenden, auch, wenn er gern gewollt hätte.

Kuyu löste das Problem von Nicholas, indem er sich von ihm schwang und neben ihn aufs Bett warf.

Nicholas atmete tief durch. >Verdammt, das wird immer gefährlicher....<

"Toll, jetzt hab ich wieder Hunger...." schnell angelte Kuyu nach dem Tablett und trank von seiner heißen Schokolade.

Nicholas lächelte und schloss die Augen.

"Vielfrass." neckte er ihn in einem fast schon zärtlich zu nennenden Tonfall.

"Na und...ich bin ausgehungert..." Kuyu angelte nach etwas anderem auf dem Tablett. Schnell riss er ein kleinere Stück von einem Nutellabrot ab und beugte sich über Nicholas. "Und jetzt wirst DU weiter gemästet!"

Nicholas öffnete erschrocken die Augen. "Ich? Nicht schon wieder... Ich krieg noch Stopfleber..." Er plinkerte Kuyu an.

"Ist nur ein kleines Stück diesmal!" langsam brachte er es näher an die Lippen des anderen und lächelte.

Nicholas schluckte. Dieser Blick, diese Nähe.... Das Kibbeln in seinem Magen schien kein Ende zu nehmen. Was war das nur? War das wirkliche Verliebtheit? Er nickte langsam. "Okay...."

"So ist brav....." Kuyu wirkte plötzlich nachdenklich.

Nicholas sah sofort eine Möglichkeit, auszubrechen und zu fliehen. "Worüber denkst du nach?" fragte er. Wenn Kuyu redete, konnte er wenigstens nicht füttern.

"Darüber, was mir der Lehrer heut morgen gesagt hat. Er war kurz hier um nach dir zu sehen."

"Ähm... Was hat er dir denn erzählt?" Nicholas schluckte. Hoffentlich nichts von seinem Tanz....

"Das du zusammengeklappt bist.."

Nicholas schwieg und sah zur Seite.

"Ich mache mir Sorgen um dich. Was war denn da in der Turnhalle los?"

"Du musst dir keine Sorgen machen, es geht mir gut. Und das in der Turnhalle ist nichts von Bedeutung."

"Ich finde das schon! Man kippt doch nicht einfach so um!!"

"Ich hab ein bisschen lange getanzt." gab er zu. Er konnte Kuyu immer noch nicht ansehen, hätte sich am liebsten unter der Decke verkrochen.

"Was ist bitte schön ein bisschen lange?"

"Naja.... gestern waren es knapp 5 Stunden..." meinte er leise.

"Fünf Stunden???!!! Hast du sie noch alle? Kein wunder, dass du zusammengeklappt bist. Was ist denn nur los Nico? Warum tust du so etwas?"

Er sah ihn nun erst recht nicht mehr an. "Ich kann es dir nicht erklären."

"Warum? Wir sind doch Freunde!"

"Ja ich weiß. Ich... hatte einfach das Gefühl, tanzen zu müssen. Tanzen macht frei, erinnerst du dich? Ich hab's nicht geschafft." Seine Stimme klang traurig.

"Wovon willst du so unbedingt frei sein?"

Nicholas schwieg. Erst nach einer Weile meinte er:

"Das kann doch egal sein, oder?!"

"Nein, denn ich will das du nicht mehr allein in der Turnhalle tanzt, bis du umkippst!"

"Mensch, die paar Mal, die das passiert ist..." begehrte er auf.

"Ein paar mal? Du bist schon öfters umgekippt???" Kuyu beugte sich wieder über Nicholas und funkelte diesen, merkwürdig an.

Nicholas schloss resigniert die Augen.

>Verdammt... Pass auf, was du sagst!!< Warum konnte Kuyu das nicht egal sein?

"Hallo? Ich rede mit dir!"

"Ja, verdammt." Er war sauer auf sich selbst, das zugeben zu müssen. Wenn Kuyu darüber sprach, klang es so nach Schwäche...

"Warum tust du das?" wiederholte Kuyu nochmals seine Frage.

"Wieso ist das so wichtig? Man kann es sowieso nicht mehr ändern..."

"Das du umgekippt bist? Nein...aber man kann verhindern, das du wieder zusammenklappst!"

"Vielleicht... aber mir ist eh nicht mehr zu helfen." Er lächelte wieder eins seiner verlegenen, schiefen Lächeln.

"Wovon redest du Nico?"

"Das ist unwichtig." Er drehte sich auf den Bauch und zog sich ein Stück Decke über den Kopf.

"Wir drehen uns im Kreis. Warum sagt du mir nicht, was dich bedrückt? Hat es was mit den Jungs zu tun, die dir damals weh tun wollten? Ich will dir doch nur helfen Nico..." sagte Kuyu mit besorgtem Tonfall.

"Du kannst mir aber nicht helfen, verdammt!" Er sprang auf.

"Es tut mir leid!" und schon rannte er aus der Tür. Er wusste erst nicht wohin, doch dann entschied er sich doch für die Turnhalle. Er würde im Dunklen tanzen, dann konnte er flüchten, sollte er jemanden bemerken.

Kuyu blieb erst überrascht und dann fluchend zurück.

"So leicht entkommst du mir nicht!"

Schnell zog Kuyu sich etwas an und begann seinen Freund zu suchen. Nachdem er ihn zuerst nicht fand, entschied er sich zur Turnhalle zu gehen.

Die Musik ihn dort begrüßte war langsam und ausdrucksvoll, erzählte augenscheinlich von Schmerz und Sehnsucht. Nicholas tanzte in der Tat im Dunkeln, in einem der kleinen Nebenräume ohne Fenster.

Kuyu hörte die Musik und folgte ihr. Sein Schatten warf sich weit in den Raum, als er in die Tür zu Nebenhalle trat.

Nicholas bemerkte das Licht, drückte sich näher in die Schatten und versuchte, sich unauffällig wegzuschleichen.

"Nico? ich weiß das du hier bist!"

>Mist.< Er ließ sich auf den Boden sinken und umklammerte seine Knie. Er hatte keine Lust, zu antworten.

"Ok, dann rede eben nicht mit mir..." rief Kuyu gereizt.

"Ich habe auch nur eine Frage an dich. Du hast gesagt ich könne dir vertrauen,...aber...wie soll ich jemandem vertrauen, wenn derjenige mir nicht vertraut!"

"Ich vertraue dir doch..." sagte er leise.

"Ach ja? Ich merke davon nichts...."

"Ich kann doch aber nicht mit dir DARÜBER reden..." Das klang ziemlich verzweifelt und Nicholas bemerkte entsetzt, dass ihm Tränen die Wangen runterliefen.

"Nico...du hörst dich komisch an....ich merk doch, dass du leidest? Warum kannst du denn nicht mit mir reden?" Kuyus Stimme wurde lauter, da er auf Nicholas zukam.

"Weil..... Ach shit, schon wenn ich's dir erklären wollte würde ich zuviel sagen!" Er schlug mit seiner Stirn gegen seine Knie.

"Wie du willst....du weißt ja wo du mich findest, wenn du es dir anders überlegst..." sagte Kuyu kühl. Dann drehte er sich um und ging wieder Richtung Ausgang.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von: abgemeldet
2002-10-04T12:47:02+00:00 04.10.2002 14:47
wie geil, ach das wird immer besser!!!!!!!!!
Von: abgemeldet
2002-09-30T20:24:30+00:00 30.09.2002 22:24
Ich merk wieder als letzte dass es nen weiteren Teil gibt.. >.
Von: abgemeldet
2002-09-30T15:52:55+00:00 30.09.2002 17:52
Ja!!!! Die Story is echt voll gut. Und die Teile kommen auch immer so schnell. Waaah Nico hat mir heute Leid getan... Schreib bitte schnell weiter!!!!
Deine Chibi_Momoko
Von:  Kael
2002-09-30T15:23:34+00:00 30.09.2002 17:23
Waiiiii... die Story is klasse.... nur warum hast du an einer so unmögliche Stelle aufgehört? Das is ja Tierquälerei, is das.... Jaaaa~aaaa!!!!

Wie's da jetzt wohl weiter geht *totalgespanntis*?!?
Du weißt es ja, aber ich net *heul*!!!
Ich hoff, dass ich Teil 6 bald schoon lesen kann *smile*
Schreib schön weiter ^^!!!

Bye Ooka-chan *winkz*
Von:  Mistery
2002-09-30T15:01:28+00:00 30.09.2002 17:01
irre ich mich oder bin ich jedes mal 3, wenn ich zu deiner story einen komment abgebe?
na auch egal.
ich fand den teil am anfang etwas traurig und auch am ende, aber mir hat es trotzdem gefallen. ich denke auch, du wirst immer besser.
bin auch schon gespannd wie es weiter geht.
Von: abgemeldet
2002-09-30T12:21:25+00:00 30.09.2002 14:21
die teile werden echt immer besser^-^ freu mich schon riesig auf den nächsten teil!!!
Von:  Urupon
2002-09-30T10:16:32+00:00 30.09.2002 12:16
Die Geschichte ist echt klasse und echt klasse das die Teile immer so schnell oben sind ^.^

Ich freue mich schon riesig auf den nächsten Teil

byby


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